rosettenfreak
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@ZenobitBleibt halt die Frage was einem lieber in der Partei ist. Jemand der "Genforschung" für seinen Antisemitismus nutzt oder jemand der sich für Minderheiten einsetzt....
Moral sollte aus meiner Sicht immer die oberste Direktive für die Führungsringe einer Partei sein.
Falls du mit deiner Anspielung Thilo Sarrazin meinst: Er hat sich nicht antisemitisch geäußert.
Jemanden auf einen missverständlichen Satz festzunageln, damit macht man es sich zu einfach.
Sarrazin hat seinen missverständlichen Satz über Juden und Genetik, erläutert, das Missverständnis bedauert und den Satz zurückgenommen.
Wie man es sich überhaupt mit der Kritik an Sarrazin zu einfach gemacht hat. Das gilt nicht nur für die SPD.
Vieles, was er 2010 in seinem Bestseller "Deutschland schafft sich ab" prognostiziert hat, ist inzwischen eingetroffen (mittlerweile gibt es eine aktualisierte Neuauflage von 2021).
Dasselbe gilt für sein äußerst lesenswertes Buch über Migration und Asyl: "Der Staat an seinen Grenzen. Über Wirkung von Einwanderung in Geschichte und Gegenwart." (2020).
Das ist doch genau der Punkt: Dass man überhaupt nicht mehr bereit ist, über kontroverse Standpunkte zu diskutieren, sondern den Leuten mittlerweile sehr schnell die Moralkeule/die Rassismuskeule überzieht.
So erging es Thilo Sarrazin.
Zu Sarrazins Zeiten war die SPD in Berlin noch eine Macht.
Und nicht nur in Berlin.
Schau dir heute die Kevin-Kühnert- SPD an, die sich offenbar nur noch für Minderheiten (queer, woke, etc.) interessiert.
Marginalisiert.
Den Begriff "Volkspartei" kann sie für sich mittlerweile eigentlich nicht mehr in Anspruch nehmen.
Ach, apropos Parteiausschluss a la SPD: Damit, dass ein Ex-Kanzler-- Gerhard Schröder-- einen Autokraten wie Putin hofiert, der seit nunmehr ca. 15 Monaten die Ukraine mit Krieg überzieht, hat die SPD offenbar keine Probleme.
Aber Islamkritik geht bei der SPD natürlich gar nicht.
Sarrazin hätte gegen seinen Ausschluss übrigens juristisch vorgehen können. Er hat es nicht getan, weil er mit der Eskens-und-Kühnert-SPD nix mehr anfangen kann.
Das kann ich gut nachvollziehen.
Das geht mir auch so.
Moral sollte die oberste Maxime sein für die Führungsriege einer Partei?
Da bekommt man aber schnell Probleme.
Welche Moral denn?
Zudem kann die Realität der Moral in die Quere kommen.
Mussten die Grünen in den Neunziger erleben, als man dem Bundeswehr-Einsatz im Kosovo zustimmte.
Erleben die Grünen jetzt gerade wieder beim Asylkompromiss und beim Kompromiss beim Heizungsgesetz.
Minderheiten??
Der Punkt ist, dass heute "Minderheiten" förmlich aus dem Boden schießen, die sich allesamt benachteiligt fühlen, was zu einer immer stärkeren Fragmentierung der Gesellschaft führt.
Man kann bei Wahlen keine Mehrheit gewinnen, wenn man sich nur noch um Minderheiten kümmert.
Das hat Wolfgang Thierse der SPD kürzlich ins Stammbuch geschrieben.
Die SPD kümmert sich seit geraumer Zeit nämlich nur noch um die Woke-und Queer-Klientel.
Das wird nicht gut gehen.
Wir leben historisch gesehen in einer der freiesten und gerechtesten Gesellschaften überhaupt.
Schaut man sich aber das Geschrei der Gender-und Woke-Ativisten an, könnte man den Eindruck gewinnen, Deutschland wäre ein Hort der Ungerechtigkeit.
Man muss sich in erster Linie am Gemeinwohl orientieren.
Das meint die "Res Publica"; das bedeutet Republikanismus im eigentlichen Sinne. Das meint ein Gemeinwesen.
Heute erwarten wir alles vom Staat, gestehen dem Staat aber nix mehr zu.
Bei jedem Polizeieinsatz hören wir von gewissen Aktivisten von angeblichen Übergriffen der Staatsmacht.
Politik gehört rational gestaltet.
Man muss abwägen zwischen dem Wünschenswerten und dem Machbaren.
Das nennt sich Verantwortungsethik.
Man muss die Folgen seines Tun im Blick haben und dafür gerade stehen.
Nimmt man die Moral als Ausgangspunt, dann landet man über kurz oder lang bei der Gesinnungsethik.
Das hört sich bei der Innenministerin Nancy Faeser dann so an: "Für Menschlichkeit gibt es keine Obergrenze."
Mit diesem Spruch kann sie auf die Kanzel. Als Innenministerin, die für die deutsche Sicherheit zuständig ist, disqualifiziert man sich mit so einem Satz.
Gesinnungsethik entgrenzt Politik im wahrsten Sinne des Wortes.
Angela Merkel hat im Herbst 2016 ein erschreckendes Beispiel für gesinnungsethisches Handeln geliefert.
-- Zur Unterscheidung zwischen Gesinnungs-und Verantwortungsethik: Siehe Max Weber.
Das ist eine elementare Unterscheidung und sie ist für die praktische Politik in liberalen Gesellschaften unverzichtbar.
Heute wird aber fast nur noch moralisiert.
Und dementsprechend katastrophal sind die Ergebnisse der Politik.
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