PoppingTom
TEH BRAIN
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Die Veröffentlichung fiktiver Pornographie jeder Art fällt für mich aber unter Meinungsfreiheit. Aus meiner Sicht sollten alle Arten von Texten veröffentlicht werden können, mit Ausnahme jener...
Und genau damit beschneidest du schon die Meinungsfreiheit.
Du darfst nicht vergessen, dass die Meinungsfreiheit als solche bereits ein zivilisatorischer Minimalkonsens ist. Und dieser ist in Amerika nun mal anders als bei uns, dort darf man wirklich alles sagen und schreiben, eben auch solches, was du verbieten würdest. Bei uns ist vieles reguliert, während zum Beispiel in Dänemark die Pornos im Supermarkt ganz offen neben dem Butterfach liegen, sind sie bei uns im normalen Zeitungsladen höchstens in einem extra abgegrenzten und ausführlich vorwarnenden Bereich zu finden. Angesichts der Tatsache, dass das auch noch niemand bemängelt hat, kann man schon von einem zivilisatorischen Minimalkonsens bei uns ausgehen. Denn die Freiheit, das zu kritisieren, hätte man in Deutschland. Und bei wachsender Kritik würde dieser Konsens auch früher oder später fallen.
Natürlich führt so manche Grenzüberschreitung nicht ins gelobte Land, sondern in den Abgrund. Eine freiheitsliebende Gesellschaft muss dieses Risiko aber eingehen. Eine Schrift, die Kinderpornographie harmlos darstellt oder gar verherrlicht, sollte man bspw. mit einem Shitstorm belegen und den Autor sozusagen an den virtuellen Pranger stellen. Das muss er aushalten. Aber schlimm wird's erst dann, wenn es Opfer gibt. D.h. von mir aus könnten alle Autoren von Pädo-Geschichten frei herumlaufen, sofern diejenigen, die sich tatsächlich an Kindern vergreifen, mit harten Strafen bedacht werden.
Aber seid doch einmal ehrlich: Ist es in Deutschland, ja in Europa, nicht vielfach umgekehrt? Autoren, die Sexgeschichten mit 16jährigen veröffentlichen, müssen die Justiz fürchten, aktive Pädophile hingegen laufen frei herum und sitzen möglicherweise an höchsten Positionen in der Gesellschaft. Ähnlich werden auch Vergewaltiger nur mit geringen Strafen bedacht (wohlgemerkt: obwohl die Vergewaltigung erwiesen ist - sonst gäbe es ja Freispruch).
Zunächst einmal: Pädophile haben auch in unserer Gesellschaft die Justiz und gewissermassen Ächtung zu befürchten. Un pädophil ist nicht gleich Kinderficker, aber leider hat die aufgeputschte Diskussion um Kinderpornografie - die ich genauso verurteile wie eigentlich jeder hier - dafür gesorgt, dass derartiges heutzutage gleichgesetzt wird. Man kann sich als fremder Mensch nicht einmal eine Stunde lang mit einem Teenie vernünftig und nicht herablassend unterhalten, ohne gleich in die Kinderficker-Ecke gestellt zu werden, ich selbst hab es so schon erlebt. Im Grunde ist jeder, der gern mit Kindern auf eine etwas unautoritäre Art und Weise arbeitet, der Pädophilie und damit gleichzeitig der Kinderfickerei verdächtig.
Dass in einem derartig aufgeputschten Klima Sexgeschichten mit 16-jährigen geradezu verfolgt werden, finde ich auch bedenklich, aber mich wundert es nicht. Ich weis nur, dass es zu meiner Jugendzeit diesbezüglich lockerer war.
Was Vergewaltiger und ihre Strafen angeht, so bin ich da sehr vorsichtig. Die schlimmsten unter ihnen dürfen noch wegen ganz anderer Delikte einsitzen. Bei den etwas weniger schlimmen muss man auch differenzieren: War es frauenfeindliche Einstellung ? War es eine hormonbedingte und von Missverständnissen geprägte Kurzschlussreaktion, die demjenigen auch leid tut? Oder war es vielleicht sogar keine Vergewaltigung, und die Frau sucht nur nach einem Grund, sich zu rächen? Es sind solche Fragen, die eine Gerichtsverfahren zum Thema Vergewaltigung so schwer machen.
Was Vergewaltigungsfantasien angeht, so würd ich behaupten, dass derartiges vor allem in Deutschland sehr eingeschränkt wird. In Spanien hab ich ein Sex-Comicband, wo Frauen bei der Vergwaltigung der Kopf abgerissen wurde, ganz offen in einer Ecke für Comics generell gesehen. Derartiges dürfte bei uns nicht einmal in der extra abgegrenzten Schmuddelecke stehen. Man mag das verkrampfte deutsche Sicht nennen, ich kann darin aber nicht wirklich was negatives erkennen.
Die Diskussion um Killerspiele und die entsprechenden Gegenreaktionen haben gezeigt, dass der zivilisatorische Konsens der Gewaltfreiheit langsam wackelt, weil den Leuten die Bevormundung langsam zuviel wird. Der Gedanke aber, dass Vergewaltigungsfantasien wie auch das Spiel damit Unterhaltungscharakter hat, ist in Deutschland noch nicht wirklich salonfähig.