Kritik an meiner Kurzgeschichte "Der Weihnachtsmarkt"

Leonies_Fantasies

Prinzessin a.D.
Joined
Apr 14, 2023
Posts
125
Angeregt durch den Thread "Wie sollte man mit negativer Kritik umgehen?" habe ich um Kritik zu einer meiner Geschichten gebeten.
Hier geht es um die Kurzgeschichte "Der Weihnachtsmarkt".
Es geht mir nicht um Kritik als solches, sondern wie sie ankommt und was sie bewirkt, so wie es im Thread oben besprochen wird.

Deshalb möchte ich mich hier zu der ausführlichen Kritik von @swriter äußern.
Kritik von swriter in Blau ;)

Zuerst möchte ich sagen das ich die Kritik nicht negativ sondern als konstruktiv auffasse.
So los geht's :)

Die Geschichte hat eine gute Pointe, die Einstufung in Humor & Satire passt.
Vielen Dank ;)
Du hattest dich dahingehend geäußert, dass das Schreiben von Geschichten ein Hobby ist und du nicht bereit bist, allzu viel Energie in die Textqualität zu stecken. Das kann man natürlich so sehen, daher weiß ich nicht, inwieweit dir meine Tipps überhaupt etwas bringen.
Dann hast du mich komplett falsch verstanden... wenn ich dazu nicht bereit wäre würde ich keine Geschichten schreiben, zumindest keine veröffentlichen, natürlich bin ich immer bereit mich zu verbessern und den Text fehlerfrei und lesbar zu gestalten. Was ich meinte war, das man noch so aufpassen kann, aber je nachdem wo man die Texte verfasst immer mal was durchgehen kann und ob ein vergessenes Komma oder auch ein Schreibfehler bei Hobbyautoren wirklich so dramatisch ist, wie es manchmal dargestellt wird.

Füllwörter blähen den Text unnötig auf. Teilweise relativieren sie die Aussagen. Wörter wir „eigentlich“ und „natürlich“ sollte man sparsam oder besser gar nicht einsetzen. Gerade „natürlich“ kommt in den ersten Absätzen sehr oft vor.
Tatsächlich ein wirklich guter Hinweis, es ist mir bei der Geschichte gar nicht aufgefallen, nach deinem Hinweis schon und ich muss dir da Recht geben, es ist wirklich häufig das "natürlich" vorkommt und ich versuche das in Zukunft zu beachten.

„Eure Rute scheint ja mächtig zu sein", schaute ich gespielt erschrocken. "Vielleicht kann ich ja direkt bestraft werden was meinst du?"
Hier konntest du dich wohl nicht entscheiden, ob du ihn siezt oder duzt. Oder bezieht sich „eure“ auf den gemeinsamen Besitz von Weihnachtsmann und Knecht Ruprecht?

Was soll ich dazu sagen? Ja du hast Recht... Fehler in der Anrede.

"Komm mit", sagte Sascha und wir verschwanden in den Umkleideraum der beiden.
Das liest sich so, als würde es explizit einen Umkleideraum für nur diesen einen Auftritt geben. Ich würde erwarten, dass es eine allgemeine Umkleidemöglichkeit geben wird.

Tatsächlich dachte ich dabei auch an einen Raum der extra für die beiden bereit gestellt wurde, ein Zimmer z.B.
eben wo nicht jeder einfach so Zugang hat.

„Mein Hintern wurde schon rot und es tat mir wirklich weh.“
Hat sie das aus eigener Wahrnehmung gesehen, dass der Hintern rot wurde? Wenn sie auf seinen Schenkeln liegt, dürfte sie auf den Boden schauen, da hat sie den Hintern nicht im Blick. Aufgrund der Schmerzen kann sie erahnen, dass die Haut rot ist, aber wenn sie das nicht sieht, kann sie es nicht feststellen.

Natürlich konnte sie das nicht, aber wie sollte ich das sonst schreiben? Die Erzählperspektive ändern?
Es als Vermutung schreiben? "Vermutlich war mein Hintern schon ganz rot"

„Wortlos rammte er mir sein Ding in meine feuchte Spalte die nicht den geringsten Wiederstand leistete.“
Hier wäre Widerstand richtig gewesen, aber das nur am Rande. Auf welche Weise sollte die Muschi Widerstand leisten können? Sie könnte trocken sein, was das Eindringen erschweren würde. Aber aktiven Widerstand leisten hört sich für mich unpassend an.

Widerstand ist falsch geschrieben.... Jop, Word erkennt es nicht als Falsch und ich hab es überlesen.
Dann wäre es schön gewesen, du hättest geschrieben wie du es hättest lesen wollen.
"Wortlos rammte er mir sein Ding in meine Spalte, die schon so feucht war das er nicht die geringste Mühe hatte in mich einzudringen." So vielleicht?


„Nachdem ich an der Uni fertig war ging ich nach Hause und machte mir erst mal einen Macchiato.“
Das mag jetzt kleinkariert wirken, aber der korrekte Begriff wäre ja Latte M. Nur Macchiato ist umgangssprachlich, das sollte im Fließtext vermieden werden. Wenn man einer Freundin sagt „Auch einen Cappu?“, dann passt das, weil wir so reden. Im Erzähltext würde ich auf Abkürzungen verzichten.

Ob das nun kleinkariert ist, weiß ich nicht....
Wenn man einer Freundin sagt „Auch einen Cappu?“, dann passt das, weil wir so reden.

Und genau so möchte ich das auch schreiben wenn ich eine Geschichte in der "Ich" Perspektive schreibe, so wie ich es auch Real sagen würde.
Und das möchte ich ehrlich gesagt auch nicht ändern ;)


„Mir kippte die Tasse aus der Hand und zersprang, “
Das liest sich, als wenn sie in der Luft zersprang. Hier fehlt, dass sie zuvor auf den Boden fiel.

Das zum Beispiel zählt für mich unter kleinkariert ;)
Was soll denn passiert sein? Es wird keiner auf die Tasse geschossen haben während sie fiel :)
Natürlich ist sie auf dem Boden zersprungen... Aber Spaß beiseite, findest du das wirklich wichtig?
Oder ist es wirklich notwendig zu erwähnen das sie zersprang weil sie auf den Boden fiel?



Und was ich dir auch nicht ersparen kann ist der Hinweis auf die Nutzung eines Rechtschreibprüfprogramms. Es finden sich doch einige Fehler im Text, die man durch eine bessere Endkontrolle hätte finden können. Das ist nicht schlimm, es zeigt jedoch, dass du dir nicht die maximale Mühe bei der Ausarbeitung gegeben hast. Wenn das für dich passt, ist alles gut.
Dazu muss ich sagen, ich habe mir schon Mühe gegeben, allerdings hast du Recht.... nicht die maximale.
Aber ich arbeite daran... es ist auch eine der ersten Geschichten die ich hier auf LIT gepostet habe und mich persönlich stört die zerrissene Formatierung deutlich mehr, die du komischerweise gar nicht angesprochen hast, ich finde das macht das lesen wirklich unnötig schwer und ich achte auch sehr darauf das es mir jetzt nicht mehr passiert und ich denke bei den neuen Geschichten ist es auch deutlich besser.
Rechtschreibprüfprogramm ist runter geladen und wird zum Einsatz kommen ;)


Und hier noch eine Stellungnahme zum Kommentar von Sena78.


Diesen halte ich nicht für hilfreich. Sena fehlen Details, sie schreibt aber nicht, welche das sind. Sie ist der Meinung, dass die Autorin bei längeren Geschichten etwas anders machen muss, erklärt aber auch hier nicht, was das wäre. Andeutungen helfen nicht weiter.
Und was mich immer wieder ärgert, sind Äußerungen wie „es fehlt die Handlungstiefe“. Das ist eine lupenreine Kurzgeschichte, die sich wahrscheinlich über nicht viel mehr als vier oder fünf DINA4-Seiten erstreckt. Wo soll denn bei einem so kurzen Text die Handlungstiefe herkommen? Bitte nichts bei Geschichten einfordern, was diese aufgrund ihres Charakters nicht leisten können.

Hier sollte sich dann lieber Sena78 selber äußern ;)

Aber hier kann man eben sehen das Kritik nicht schlimm oder kränkend sein muss, auch wenn es teilweise negativ ist.
Es ist aber so geschrieben das man daraus lernen kann... Das und das gefällt mir nicht, warum gefällt es mir nicht.
Die Frage ist natürlich, will ich mir die Mühe mit so einem Kommentar machen, wenn ich nicht weiß ob er überhaupt gelesen oder zum nachdenken anregt.... Ich denke eher nicht, oder nur bei wenigen.... Vielleicht täusche ich mich aber auch.
Für mich konnte ich durchaus einiges daraus ziehen, auch wenn ich eben bestimmte Sachen beibehalten werde.
Wie zum Beispiel Macchiato oder Cappu ;)

Lg Leo
die sich eine spannende und freundliche Diskussion wünscht ;)
 
Zur eigenartigen Formatierung hattest du vor ein paar Tagen geschrieben, dass du darauf zukünftig achten möchtest. Ich hielt es nicht für nötig, dich daran zu erinnern.

Zu den andere Punkten nehme ich später ggf. Stellung. Mal schauen, ob die anderen eine Meinung haben.

swriter
 
Ich werde dir ausführlich und mit Beispielen antworten. Ich musste nur erst einmal einen Weg finden, wie ich das am besten hinbekomme.
 
Vielleicht ist es zu warm und die anderen machen lieber etwas anderes, als hierauf zu antworten, daher nehme ich mal zu deinen Anmerkungen Stellung.

Füllwörter haben die Besonderheit, dass man sie nicht vermisst, wenn man sie weglässt. Ich würde diese sparsam einsetzen, weiß aber auch, dass andere Autoren diese zuhauf nutzen, weil sie diese für erforderlich halten.

Wenn du aus der Ich-Perspektive schreibst, hast du nicht die allwissende Kenntnis eines Erzählers, der von oben draufschaut. Du kannst nur das beschreiben, was du wahrnimmst, und wenn du nicht siehst, dass dein Hintern rot ist, kannst du das nicht so einfach behaupten. Warum nicht "Von den ganzen Schlägen mit der Rute war mein Hintern bestimmt schon knallrot."

Was das Eindringen in die Muschi angeht, so kann man mehr oder weniger alles Mögliche schreiben, z.B. "Ich war so feucht, dass sein Schwanz problemlos in meine Muschi glitt."
Ich würde hier den Schwanz den aktiven Part übernehmen lassen. Die Muschi hat ja kein Eigenleben entwickelt und wird nicht selber tätig.

Umgangssprache und Abkürzungen haben meiner Meinung nach nichts in Erzähltexten zu suchen, in Dialogen sehr wohl. Umgangssprache und Abkürzungen machen Dialoge lebendig. Drumherum wirkt es so, als wäre der Autor nicht in der Lage, sauber zu formulieren. Bei Texten aus der Erzählperspektive geht das gar nicht, bei der Ich-Perspektive würde ich es auch ohne Abkürzungen und umgangssprachlichen Formulierungen bevorzugen. Aber natürlich darfst du es machen, wie es dir beliebt.

Natürlich zerschellt die Tasse auf dem Boden und natürlich steht da niemand mit dem Luftgewehr an der Tür. Die meisten Leser werden diese Textstelle nicht zu beanstanden haben. Allerdings ist es deine Aufgabe als Autorin, zu beschreiben, was passiert ist. Und wenn du beschreiben willst, dass die Tasse auf den Boden fiel, solltest du das auch schreiben. Das wäre so wie eine Szene, in der eine Frau vollständig bekleidet ins Zimmer kommt. Im nächsten Augenblick schwingt sie ihren nackten Körper auf den Mann auf der Couch. Da kannst du dann auch sagen: "Ist doch klar, dass sie sich vorher ausgezogen hat, sonst wäre sie nicht nackt."
Nein, das muss beschrieben werden, sonst kommst du deiner Aufgabe als Erzählerin nicht nach.
Im vorliegenden Fall hätte ja auch der eine Satz genügt. "Mir fiel vor Schreck die Tasse aus der Hand und zerbrach auf dem Boden in ihre Einzelteile."

Wenn man seine Texte verbessern will, fängt man am Besten mit dem Formalen an, weil das am einfachsten funktioniert. Da bin ich anderer Meinung als Sena, denn das kommt nicht von alleine. Macht man es bei der ersten Geschichte falsch, macht man dieselben Fehler bei weiteren Texten, bis es einen Wink mit dem Zaunpfahl gibt.
Ich kann meinen Schreibstil nicht über Nacht verbessern, ich werde nicht plötzlich ein brillanter Geschichtenerzähler, das braucht Zeit. Ich kann mir aber die Mühe machen, meinen Text vor der Veröffentlichung auf Fehler zu prüfen. Wenn dann noch Fehler übrig bleiben, kann man wenigstens behaupten, man hat die Prüfung durchgeführt. Und nein, es ist nicht schlimm, wenn Fehler im Text enthalten sind, aber warum sollte man sich angreifbar für etwas machen, was man mit relativ geringem Aufwand verhindern kann?

Aber eigentlich ging es ja um die Frage, wie der Kommentar auf Leser und Autorin wirkt. Da kann ich natürlich nichts Sachdienliches beitragen.

swriter
 
Vielleicht ist es zu warm
Auf jeden Fall ;)
Wenn du aus der Ich-Perspektive schreibst, hast du nicht die allwissende Kenntnis eines Erzählers
Ja das hatte ich ja dann auch in meinem Kommentar geschrieben, das ich verstehe was du meinst.
Umgangssprache und Abkürzungen haben meiner Meinung nach nichts in Erzähltexten zu suchen, in Dialogen sehr wohl.
Ja okay das hatte ich dann falsch verstanden, das es darum geht das es nicht im Dialog ist.
Das kann ich dann auch soweit nachvollziehen.
Natürlich zerschellt die Tasse auf dem Boden und natürlich steht da niemand mit dem Luftgewehr an der Tür. Die meisten Leser werden diese Textstelle nicht zu beanstanden haben. Allerdings ist es deine Aufgabe als Autorin, zu beschreiben, was passiert ist. Und wenn du beschreiben willst, dass die Tasse auf den Boden fiel, solltest du das auch schreiben. Das wäre so wie eine Szene, in der eine Frau vollständig bekleidet ins Zimmer kommt. Im nächsten Augenblick schwingt sie ihren nackten Körper auf den Mann auf der Couch. Da kannst du dann auch sagen: "Ist doch klar, dass sie sich vorher ausgezogen hat, sonst wäre sie nicht nackt."
Grins... ja okay. Vielleicht seh ich das zu locker kann sein.
Aber eigentlich ging es ja um die Frage, wie der Kommentar auf Leser und Autorin wirkt
Ja wie er auf mich wirkt hab ich ja denk ich bereits gesagt oder?

Lg Leo
 
Wenn dir die Hinweise etwas bringen, hat sich mein Aufwand ja gelohnt. Ich habe über die Jahre viele solcher Kritiken verfasst, nur gab es darauf so gut wie keine Reaktion. Mittlerweile habe ich es aufgegeben und verzichte auf das Schreiben von Rezessionen.

Dafür, dass man hier am Beispiel deiner Geschichten über Kritik diskutieren wollte, passiert hier aber wenig. Auch bei Senas Aktion hält man sich bedeckt. Offenbar ist im Forum doch nicht so viel los, wie es zuletzt den Anschein hatte. Oder es sollte mal wieder regnen, damit die User zurück an die Geräte kommen.

swriter
 
Dafür, dass man hier am Beispiel deiner Geschichten über Kritik diskutieren wollte, passiert hier aber wenig.
Gibt es ja bestimmt Gründe für :)
Mein Urlaub ist leider auch vorbei und da bleibt mir am Tag auch vielleicht ne halbe Stunde um hier zu schauen
 
@ swriter und Leonies Fantasies: Damit euch hier nicht einsam wird, gebe ich jetzt auch mal meinen Senf dazu - und ja, es ist definitiv zu heiß. Drängeln hilft da nix, wenn ich schneller schreibe, tropfe ich auf die Tastatur und löse einen Kurzschluss aus

Ich möchte meinen Beitrag gerne in zwei Hälften teilen und mit einer eigenständigen Kritik von "Der Weihnachtsmarkt" einleiten. Einmal, um die Geschichte ebenfalls zu würdigen, denn das hat sie verdient :) Zum anderen, um der Kritik von swriter meine eigene gegenüber zu stellen, die einfach völlig anders ist, was ich ausgesprochen interessant finde. Im zweiten Teil sage ich gerne etwas zu swriters Kritik, was sie meiner Meinung nach auszeichnet, und welche Unterschiede ich zwischen ihr und meiner sehe.

Zu "Der Weihnachtsmarkt":

Ich * mag * diese Geschichte - und falls das zu zurückhaltend klingt: Ich meine das als großes Lob.
Die Geschichte verdient sich dieses Lob vor allem mit dem Plot – er funktioniert einfach. Hier wird etwas erzählt, eine in sich geschlossene Handlung, mit Einstieg, Entwicklung und, was gerade in dem Genre eher selten ist – einer Pointe. Das klingt banal, aber es ist genau das, was ich bei einem erschreckend großen Anteil der Geschichten hier vermisse, und das sie einfach schon mal weit über den Durchschnitt hebt. Ich formuliere für mich immer, dass sich eine gute erotische Geschichte dadurch auszeichnet, dass das Element der Erotik und das der Geschichte gleichranging nebeneinander stehen. Oder anders ausgedrückt: Wenn ich die Erotik abziehe, sollte immer noch genügend Substanz vorhanden sein, um eine in sich stimmige Geschichte zu tragen.

Das zweite, was mir auffällt, ist die Stimmung. Heiter, gelöst, aus dem Leben gegriffen, eindeutig sexuell, aber eben nicht nur sexuell. Dieses gewisse „mehr“, das ich auch beim Plot fest stelle. Erotische Stimmung, aber mit Kontext.

Womit wir zu dem Teil kommen,wo ich persönlich noch Raum für eine Verbesserung sehe. Aber das ist ausgesprochen subjektiv, weniger eine konkrete Kritik als Anmerkungen, die du selbst bewerten kannst, ohne jeden Anspruch auf Richtigkeit.

Meine erste Anmerkung betrifft die Sprache. Es ist ein wenig schwierig auszudrücken, und es betrifft etwas, das Sena an anderer Stelle als „Lesefluss“ bezeichnet hat. Ich versuche einfach mal, eine Passage so zu formulieren, wie sie klingen würde, wenn ich sie geschrieben hätte. Leichte inhaltliche Änderungen inklusive, aber die kannst du gerne ignorieren. Sie lassen sich nur schwer vermeiden, aber sie sind auch völlig unwichtig.

Das war dein Einstieg:

Das Ganze ist jetzt gut zwei Jahre her, mein Freund Sascha und ich studierten damals noch und besserten unser Bafög ab und zu mit kleinen Nebenjobs auf.

Sascha hatte in dem Jahr einen ungewöhnlichen Job angenommen und zwar sollte er auf dem Weihnachtsmarkt, den ein großes Kaufhaus veranstaltete, neben dem Weihnachtsmann den Knecht Ruprecht spielen.

Ich fand das eigentlich ganz lustig und wollte es mir auf keinen Fall entgehen lassen ihn da zu sehen. An dem Tag wo ich ihn besuchen wollte, musste ich erst später zur Uni, war aber trotzdem schon sehr früh unterwegs um Weihnachtseinkäufe zu machen, die mich natürlich auch in besagtes Kaufhaus führten.


Bei mir würde es in etwa so klingen:

Das Ganze ist schon länger her, vermutlich fast drei Jahre. Mein Freund und ich studierten noch, und ab und an besserten wir unser bescheidenes Bafög mit kleinen Nebenjobs auf.

In diesem Jahr hatte Sascha einen eher ungewöhnlichen Job aufgegabelt: Er stand auf einem Weihnachtsmarkt, zusammen mit dem Weihnachtsmann, und trat als Ruprecht auf. Der Weihnachtsmarkt war im Foyer des größten Einkaufszentrums.

Ich fand das ziemlich lustig, und war schon schrecklich neugierig, ihn kostümiert zu sehen. Am Mittwoch war ich „unifrei“ und hatte Zeit genug. Ich wollte eh noch einkaufen, mit fehlten noch Geschenke, und ging schon zeitig los.


Keine Ahnung, ob das besser ist, oder schlechter, oder obdu überhaupt einen Unterschied merkst. Es ist schwierig zu erklären, eine Frage der Silbenzahl, von Hebung und Senkung. ich finde, es liest sich einfacher.

Ansonsten habe ich eine Anmerkung zur Gestaltung, irgendwo an der Grenze zwischen Inhalt und Sprache, die mindestens so subjektiv ist. Du hast ein tolle Pointe – lass sie glänzen. Arbeite sie stärker heraus.

Das war dein Schluss:

"Achso ja, mach dir keine Sorgen das Geld bekomme ich trotzdem, mein Vater war so nett für mich einzuspringen, du warst also da? Komisch da hat er mir gar nichts von erzählt."

Mir kippte die Tasse aus der Hand und zersprang, ich schaute Sascha entsetzt an.

"Leo alles in Ordnung mit dir? Was ist denn los?

"Ja alles okay" erwiderte ich verwirrt "Es war heute alles nur ein bisschen viel für mich"

Sascha's Vater und ich sprachen niemals darüber, so als wenn es diesen Tag niemals gegeben hätte


Das wäre meiner:

"Mach dir mal keine Sorgen, das Geld bekomme ich. Mein Vater hatte heute frei und hat mich dort vertreten. Es merkt vermutlich nicht mal wer, er sieht ja aus wie ich.“

Mir fiel die Tasse aus der Hand, und etwas von dem heißen Tee floss über meine Beine. Ich spürte nichts davon. Mein Hintern glühte immer noch, und plötzlich glühte auch mein Kopf mit einer Höllenglut.

Sascha und ich haben letztes Jahr geheiratet, aber weder mit ihm, noch mit seinem Vater habe ich jemals ein Wort über die Angelegenheit gewechselt. Ich bilde mir nur manchmal ein, dass die Umarmungen von Saschas Vater seit diesem Tag deutlich herzlicher ausfallen.


Sooo… ich hoffe, du empfindest mein Umschreiben nicht als übergriffig, ich weiß nur nicht, wie ich meinen Punkt sonst rüberbringen soll.

@swriter: Der zweite Teil muss noch leider noch warten – aber nicht lang.
 
Last edited:
Hey Leo. Das folgende nur als Beispiel und Bezug nehmend auf drei Absätze deiner Geschichte. Du merkst sofort, bei mir wird es umfangreicher. Es ist halt mein Stil, das heißt überhaupt nicht, dass deiner falsch ist, sondern einfach nur anders. Ich kann ja auch nur bei einer Kritik anmerken, was mir persönlich nicht so gefallen hat. Mir gefällt es wenn ich vom Erzähler bei der Hand genommen werde und er mir genügend Bilder für meine Fantasie liefert und Szenen baut, welche ich fühlen kann.

Ich hatte jetzt leider nicht viel Zeit um das Ganze würdig umzusetzen, aber ich hoffe, du kannst trotzdem etwas anfangen und weißt vielleicht in welche Richtung ich mein "ein wenig mehr Tiefe" meinte. Ich hoffe ich habe nicht so viele Fehler rein gerotzt.

Ganz liebe Grüße.

Sena

Als mir Sascha von seinem neuen Job erzählte, begangen meine Fantasie und mein Verstand sofort damit einen eng umschlungenen Reigen miteinander zu tanzen. Nicht nur weil Sascha bisher nichts davon durchblicken hat lassen, irgend eine Befähigung in Richtung Schauspielerei zu besitzen, sondern auch, weil ich ihn mir als Konterpart zum Weihnachtsmann vorzustellen suchte, es aber einfach nicht hinbekam. Ihn selbst schien es nicht weiter zu beschäftigen, er würde seine Stunden absitzen meinte er und dann wieder ein wenig Geld nachhause bringen, welches wir immer knappen Studenten dringend benötigten. Für ihn war das Thema damit eigentlich schon wieder abgehakt, aber ich hatte jetzt ein Bild im Kopf, welches mich nicht mehr loslassen wollte. Einen großen bösen Knecht Rupprecht mit einer so fiesen Rute, welcher er nur all zu gerne bei einem jungen durchtriebenen Mäd...

Ich musste hin und mir das ansehen! Unbedingt! In erster Linie natürlich um das Bild, welches er mir bot, zu bewundern oder zu belachen, je nachdem wie er aussah und auftrat, in zweiter aber um einer Fantasie zu folgen, welche sich schnell in meinem Köpfchen einzunisten begann, wenn es um mein Sahneschnittchen ging. Stille Wasser und so, das hat er mir oft genug bewiesen der Gute. Mit viel Einfühlungsvermögen, Fantasie, aber auch dem Willen nach neuen Möglichkeiten zu suchen uns gegenseitig möglichst intensiv Lust zu bereiten.

Das Kaufhaus an sich war gut besucht, was an einem Wochenende kurz vor Weihnachten und um diese Zeit nicht anders zu erwarten gewesen war. So quetschte ich mich durch die Menge der Weihnachtsbummler, ärgerte mich über einen dicken Jungen, welcher rücksichtslos über einer meiner weißen Sneaker trampelte und es noch dazu schaffte mit seinem Lutscher am Saum meines Kleides hängen zu bleiben. Ich verbiss es mir ihm und seiner Mutter eine Szene zu machen, sah ich doch im nachfolgenden Moment den Weihnachtsmann, umgeben von einer großen Scharr Kindern, welcher in diesen Moment mit einem blonden kleinen Mädchen auf seinem Schoß sprechend, seine Show abzog. Man hatte den Schausteller dieser Rolle gut ausgesucht. Ein gedrungener dicklicher Mann mit rundlichen Pausbacken und kleinen Augen, darunter sich deutlichen abzeichnenden Tränensäcken, komplettiert durch eine roter Knollnase, wurde er von den Kleinen bestaunt, die geduldig darauf warteten, dass ihnen das glückliche Kind auf seinem Schoß endlich Platz machen würde. Weißer Rauschebart, aufwendig gestaltetes Kostüm und dunkle Stimme, schien man sich mit seiner Rolle viel mehr Mühe gegeben zu haben, als mit dem Knecht Rupprecht, welcher rechts von ihm, ein paar Meter entfernt auf seinem Hocker saß und gelangweilt auf das Display seine Handys herunterblickt. Ich lachte. Mein Knecht Rupprecht!

Dass die Kinder keinen Bock auf den Sitekick des Weihnachtsmann hatten, konnte ich gut verstehen. Welches Kind hatte schon das Verlangen sich oder Knecht Rupprecht einzugestehen, dass es die Rute dringend nötig hatte? Ein breites Grinsen legte sich über mein Gesicht. Ein Kind vielleicht nicht, ich aber schon!
So drängte ich umsichtig durch die Schlange der Kinder, fühlte die verwunderten Blicke ihrer Eltern und tat mich an dem erstaunten Blick meines Freundes gütlich, welcher mich, auf dem letzten Meter, irritiert bemerkte.

ich stieß mit meinen Schuhen gegen seine plump wirkenden schwarzen Röhrenstiefel als Zeichen, dass er seinen breitbeinige Sitzhaltung auf meine Anwesenheit anzupassen hatte und ließ mich dann, in einer fließenden lasziven Bewegung auf seinen Schoß herunter. Ihn mit beiden Armen umfassend, blickte ich in sein verdattert dreinblickendes Gesicht, welches von einem zerzausten schwarzen Bart bedeckt, weitaus liebloser ausstaffiert worden war, als das seines Kollegen. Mir war es egal und so zog ich meine Brauen zusammen, ließ näckisch meine oberen Schneidezähne über die Unterlippe schaben und hauchte ihm ein "Knecht Rupprecht! Ich war ein ganz doll böses Mädchen in diesem Jahr!" entgegen, im vollen Bewusstsein, dass mich Mütter und Väter deutlich würden hören können.

Sascha zeigte sich im ersten Moment irritiert, im zweiten peinlich berührt, im dritten dann begeistert von den Möglichkeiten dieser zwischen uns beiden so besonderen Konstellation. "Und warum warst du böse? Lasse nichts aus, damit du deine gerechte Strafe erfährst!", rief er mich respektgebietend an. Ein elektrisierende Aufregung waberte durch meinen Körper. Spätestens jetzt stieß das Verlangen, jegliche Zurückhaltung rücksichtslos zur Seite. "Ich hatte mit meinem Freund ganz oft Poposex!" gestand ich ihm kleinlaut, führte mich aber dazu genötigt noch ein "und es wurde vom Mal zu Mal besser" hinterher zu schieben. Ich zeigte jetzt spielerisch meine Unsicherheit, sah ihn erschrocken an und gestand ihm: "Ich bin sogar jedesmal gekommen. War ich also böse? Kriege ich keine Geschenke, sondern deine lange Rute?" Erst jetzt schien ich die Konsequenz zu begreifen. "Willst du mich..., äh wirst du mich bestrafen?"

Auch wenn ich meine Stimme gesenkt hatte, schien mich ein junges Paar gehört zu haben. Warum sonst, hielten sie ihrem kleinen Jungen die Ohren zu? Sie wechselten vielsagende Blicke miteinander, doch wollte ich ihrer Anwesenheit keine weitere Bedeutung schenken, zumal der Knecht mir mit tiefer grollender Stimme antworten wollte.
 
Last edited:
@Sena78
Du hast natürlich deutlich mehr Worte gefunden als die Autorin, um die Geschichte voranzutreiben. Während Leonies_Fantasies geradeaus geht und hier und da mal zur Seite schaut, machst du Tippelschritte, bleibst immer wieder stehen, drehst dich im Kreis und lässt die Umgebung auf dich wirken.

Ich kann nicht sagen, was mir besser gefällt. Vielleicht würde mich eine Mischung aus beidem ansprechen. Ich als Leser erwische mich immer wieder bei ausführlich gestalteten Szenen, bei denen ich ganze Sätze überspringe, weil mir das ganze Drumherum zu belanglos erscheint (gilt auch für gekaufte Bücher bekannter Autoren) Ich möchte, dass es in der Handlung voranschreitet, und mir wird Zeitlupe geboten. Zu viele detailreiche Beschreibungen treten zu stark auf die Bremse.

Was du geschrieben hast ist gut, keine Frage. Möglicherweise liegt es dann doch an den Vorlieben der Leser, ob sie es lieber ausführlich oder direkt haben wollen.

swriter
 
Das was du beschreibst, ist das typische Leseverhalten von Autoren. Mir geht es nichts anderes. Ich bin, seit dem ich schreibe, zu einer sehr schlechten Leserin geworden. Unkonzentriert, ungeduldig, immer mit der Zeit kämpfend, mich dem Werk eines anderen zu widmen. Auch ich springe und verpasse dadurch natürlich Kernelemente einer Geschichte. So habe ich mich am Wochenende wirklich dazu überwinden müssen, Absatz für Absatz durch die Geschichten zweier Autoren der Lit durchzugehen, um meiner Aufgabe einer konstruktiven Kritik gerecht werden zu können.

Das jeder ein anderes Leseverhalten hat und die einen mehr, die anderen weniger Input brauchen um sich eine Geschichte vorzustellen ist klar. Die Frage ist hier was der Autor beabsichtigt. Will er seine Idee an den Leser bringen? Will er Bilder erzeugen, Stimmungen? Die Mitte macht es aus. Und ich denke hier bin ich sogar noch sehr nahe am Show don´t tell.

Nichts desto trotz wird Leo noch einiges an Input bekommen und ihren eigenen Weg gehen wie jeder von uns. Ich hoffe sie schreibt weiter und setzt ihre schön verruchten Ideen um.
 
Das was du beschreibst, ist das typische Leseverhalten von Autoren. Mir geht es nichts anderes. Ich bin, seit dem ich schreibe, zu einer sehr schlechten Leserin geworden. Unkonzentriert, ungeduldig, immer mit der Zeit kämpfend, mich dem Werk eines anderen zu widmen.
Und ich dachte, es geht nur mir so.
Ich vermisse die Zeit, als ich Geschichten mit der vorbehaltlosen Begeisterung eines Kindes an Weihnachten gelesen habe. Das ist komplett weg, seit ich selbst schreibe. In sehr seltenen Fällen zieht mich ein Text noch in seinen Bann.
 
So, zweiter Teil - zur Kritik von swriter. Und vielleicht auch zu Kritiken generell.

Dieser Thread hat mir vor allem eins gezeigt: Dass doch nicht alle Themen abgehandelt sind, es immer wieder neues zu entdecken und bedenken gibt.

Das neue in diesem Thread war, dass die Art und Weise, wie man eine Geschichte lesen kann, die Varianten ihrer Rezeption vielleicht genauso vielfältig sind wie die Möglichkeiten, eine Geschichte zu verfassen. Es gibt so viele verschiedene Leser, wie es Autoren gibt.

Eine zweite, für mich neue Überlegung betrifft die Qualität von Kritiken: Abgesehen von denen, die kein für mich legitimes Ziel einer Kritik verfolgen und rein destruktiv sind, gibt es keine schlechten Kritiken. Eine Geschichte empfinde ich vielleicht als subjektiv schlecht, wenn sie Dinge behandelt, zu denen ich keinen Zugang habe, ich sie nicht verstehe, sie mir fremd bleibt. Bei einer Kritik ist das tatsächlich anders, und zwar grundlegend: Sie ist umso wertvoller, je fremder die Gesichtspunkte sind, die sie behandelt. Das ist das Element des Ausleuchtens des toten Winkels, das mir die Kritik ermöglichen soll. Die Chance, genau die Dinge zu bemerken, die mir unvertraut und fremd sind.

Und um endlich zum Punkt zu kommen: swriters Kritiken sind all das, was meine nicht sind. Methodisch. Genau. Detailverliebt. Und gerade deshalb wertvoll. Ich setzte bei den großen Hebeln an, der Handlung und der Sprache. swriter geht die Geschichte durch, mit einer Gründlichkeit, die mir fremd ist, oder für die mir ganz einfach die Geduld fehlt. Findet Dinge wie den Wechsel in der Anrede von "sie" zu "du", zeigt Worthäufungen auf oder bemerkt, dass der Ich-Erzähler gar nicht sehen kann, ob sein Hintern gerade rot wird. Habe ich alles überlesen, komplett.

Der Wert dieser Kritik liegt für mich noch nicht einmal in der einzelnen Anmerkung, er liegt darin, dass ich lerne, dass andere anders lesen, und auf welche Art und Weise ihre Lesegewohnheiten abweichen. Kritiken dieser Art geben mir die Möglichkeit, mich in diesen Dingen zu schulen, beim Korrekturlesen nach einer anderen Art von Fehler zu suchen. Beim Schreiben die Erkenntnis in mir zu tragen, dass andere gründlicher sind als ich, dass ihnen auffällt, dass das Glas, das der Protagonist fallen lässt, Sekunden vorher noch auf dem Tisch stand. Dankeschön dafür.
 
Und @faith: Seit ich schreibe, lese ich fast gar nicht mehr. Und wenn, dann husche ich durch den Text. Von daher sind wir wenigstens zu Dritt.
 
Das könnte vielleicht aber auch an der Auswahl der Schreiber bzw. deren Angebot liegen, oder?
Nicht nur.
Ich erinner mich an eine Zeit (mitte bis Ende der 90er) da bekam man schon feuchte Hände, wenn man überhaupt mal einen deftigen Text im www fand. Damals lief das noch über private Homepages und mit etwas Glück waren da Links zu ähnlichen Seiten und eigentlich hätte ich viel lieber bewegte Bilder geschaut, aber mit einem 56k Modem war das die Hölle. Also habe ich alles textbasierte verschlungen und war schlicht davon begeistert, dass es Leute gibt, die sowas schreiben (egal wie sie es schrieben). Diese jugendlich-naive Begeisterung hält nicht ewig, diesen Blick auf die Welt kann sich wohl nur ein Narr bewahren - denn der sieht stets was Neues, wo alle anderen die Ähnlichkeiten erkennen.

LG
_Faith_
 
Und um endlich zum Punkt zu kommen: swriters Kritiken sind all das, was meine nicht sind. Methodisch. Genau. Detailverliebt. Und gerade deshalb wertvoll. Ich setzte bei den großen Hebeln an, der Handlung und der Sprache. swriter geht die Geschichte durch, mit einer Gründlichkeit, die mir fremd ist, oder für die mir ganz einfach die Geduld fehlt. Findet Dinge wie den Wechsel in der Anrede von "sie" zu "du", zeigt Worthäufungen auf oder bemerkt, dass der Ich-Erzähler gar nicht sehen kann, ob sein Hintern gerade rot wird. Habe ich alles überlesen, komplett.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass ich diese Unstimmigkeiten im Text finden wollte. Wer wie die meisten Leser die Geschichte zu Unterhaltungszwecken lesen will, wird diese Punkte überlesen, weil der Fokus ein anderer ist.

swriter
 
Schön, da ist doch mal ein interresanter Aspekt heraus gekommen. Das es neben dem Schreiben auch viele Arten des Lesens gibt.

Dazu noch zwei Gedanken. Wenn ich früher mal ein Buch gelesen hatte und es gut fand, dieses dann aber zufälligerweise dann im Deutschunterricht behandelt und auseinander genommen wurde, dann hat mir das den Spaß an dem Buch genommen. Bei einer Analyse ist die Analyse das interessante, zerstört aber das Objekt dabei. Das Buch als solches zu genießen ist dann irgendwie nur schwer möglich.

Die zweite Geschichte: ich ahbe ein Hobby. Habe dazu ein paar Jahre auch Fachzeitschriften dazu gelesen Dann habe ich angefangen, Artikel für diese zu schreiben. Relativ schnell waren dadurch die Zeitschriften für mich uninteressant geworden. Die für mich interessanten Artikel habe ich selbst geschrieben.

Dieses Überspringen von ganzen Abschnitten beim Lesen kenne ich leider zu genüge. Da werden drei, vier Worte aufgeschnappt und mehr Relevanz hat das dann auch nicht für den Handlungsstrang. Mich in irgendwelchen Beschreibungen zu verlieren oder die innere Zerrissenheit des oder der Protagonistin über mehrere Seiten dargelegt zu bekommen... nein. Und auch die X. Version des immer wiederkehrenden Geschlechtsaktes... nee... Mein Problem beim Schreiben: Ich tendiere auch dabei dazu, viel - zuviel dem Leser zu überlassen. Und an der Stelle mal keine Leseempfehlubg 😉
 
Ich weiß nicht, @_Faith_, ob ich das tatsächlich einer angeblichen närrischen Fähigkeit, in den Dingen stets etwas Neues zu sehen, zuschreiben würde, die überdies mit der Zeit allen vernünftigen Menschen verlorengehe, denn spricht aus der unterschiedslosen "jugendlich-naive[n] Begeisterung", die Du als Kennung jener Fähigkeit anführtst, nicht vielmehr nur das Fehlen an Erfahrung?

Wer noch nie einen Schluck Whisky getrunken hat, den mag vielleicht ein William Lawson's beeindrucken, aber wer einmal über das Angebot von Bacardi bis Diageo hinausgekommen ist, der dürfte durchaus wertschätzende Erfahrung gesammelt haben, die seine Begeisterung nun auf erlesenere spirits lenkt. Dadurch wird seine Begeisterung für letztere allerdings nicht geschmälert!

Was Du beschreibst, glaube ich, ist vielmehr die anfängliche Aufregung, die das Entdecken und Erkunden von etwas noch Unbekanntem (und im gegebenen Fall gewissermaßen sogar Verbotenem!) dem Entdecker und Erkunder oftmals bereitet. Sei es nun die Welt des Whiskys oder der Erotik!
 
Man kann sich die Frage stellen, ob sich der Aufwand lohnt, möglichst alle Fehler oder Unstimmigkeiten aus dem Text herauszuarbeiten.

Was ich angemerkt habe, sind Punkte, die beim normalen Lesen kaum auffallen. Auch tolerieren die meisten Leser Rechtschreibfehler und bewerten eine Geschichte nicht besser, weil in dem Text kaum Fehler vorkommen. Und die "goldenen Schreibregeln" kennt der Durchschnittsleser ohnehin nicht.

Wenn ein Autor sagt, mir ist es den ganzen Aufwand nicht wert, kann ich das verstehen. Für mich habe ich entschieden, das Maximale aus meinen Texten herauszuholen, was mir möglich ist. Das kann ich aber nicht von anderen verlangen. Wenn einen Autor allerdings der Ehrgeiz packt, dann können detaillierte Hinweise wertvoll sein.

swriter
 
Der Aufwand für diese Art von Kritik ist natürlich groß. Und im Gegensatz zu jedem Lektor perfektionieren wir ja nicht das Werk vor Veröffentlichung, sondern danach, wo das Kind gewissermaßen schon in den Brunnen gefallen ist. Die wenigsten Autoren veröffentlichen eine zweite Version der Geschichte - ist ja auch recht umständlich hier.

Von daher unterscheide ich: Die einzelne Anmerkung ist immer wichtig, aber eben längst nicht so wichtig wie die grundlegende Erkenntnis, die ich daraus ableite, den typischen Fehler, der sich wiederholt, den ich erkennen und für die Zukunft vermeiden kann.

Und persönlich bin ich ebenfalls perfektionistisch - hier kann man das sein. In meiner Arbeit versuche ich, das hinter mit zu lassen. Ganz perfekt ist etwas nie, auch nicht nach der fünften Kontrolle durch professionelle Prüfer. Häufig wird es schlechter, zumindest aus der eigenen Sicht heraus, und man weint seinem ursprünglichen Text nach. Das lohnt sich nicht.

Privat ist das anders, hier sitze nur ich am Keybord, da tobe ich mich aus und schreibe eine zentrale Stelle eben dutzende von Malen um. Und Text als Material wiedersteht ja auch der x-ten Überarbeitung, da kann man sich ruhig austoben. Wäre ich Bildhauer, am Ende meines Schaffens hätte ich ein paar hundert Häufchen Granit- und Marmorbrösel produziert ;)
 
Last edited:
Als mir Sascha von seinem neuen Job erzählte, begangen meine Fantasie und mein Verstand sofort damit einen eng umschlungenen Reigen miteinander zu tanzen. Nicht nur weil Sascha bisher nichts davon durchblicken hat lassen, irgend eine Befähigung in Richtung Schauspielerei zu besitzen, sondern auch, weil ich ihn mir als Konterpart zum Weihnachtsmann vorzustellen suchte, es aber einfach nicht hinbekam.
So eine Szene zu beschreiben, hmmm ja ist einfach nicht meins und da gefällt mir jetzt nicht so der Stil, natürlich ist das Klasse geschrieben, aber eben einfach nicht meine Art zu schreiben.
Das Kaufhaus an sich war gut besucht, was an einem Wochenende kurz vor Weihnachten und um diese Zeit nicht anders zu erwarten gewesen war. So quetschte ich mich durch die Menge der Weihnachtsbummler, ärgerte mich über einen dicken Jungen, welcher rücksichtslos über einer meiner weißen Sneaker trampelte und es noch dazu schaffte mit seinem Lutscher am Saum meines Kleides hängen zu bleiben. Ich verbiss es mir ihm und seiner Mutter eine Szene zu machen, sah ich doch im nachfolgenden Moment den Weihnachtsmann, umgeben von einer großen Scharr Kindern, welcher in diesen Moment mit einem blonden kleinen Mädchen auf seinem Schoß sprechend, seine Show abzog. Man hatte den Schausteller dieser Rolle gut ausgesucht. Ein gedrungener dicklicher Mann mit rundlichen Pausbacken und kleinen Augen, darunter sich deutlichen abzeichnenden Tränensäcken, komplettiert durch eine roter Knollnase, wurde er von den Kleinen bestaunt, die geduldig darauf warteten, dass ihnen das glückliche Kind auf seinem Schoß endlich Platz machen würde. Weißer Rauschebart, aufwendig gestaltetes Kostüm und dunkle Stimme, schien man sich mit seiner Rolle viel mehr Mühe gegeben zu haben, als mit dem Knecht Rupprecht, welcher rechts von ihm, ein paar Meter entfernt auf seinem Hocker saß und gelangweilt auf das Display seine Handys herunterblickt. Ich lachte. Mein Knecht Rupprecht!
Diese Szene finde ich z.B. Hammer... großes Kino wirklich, toll beschrieben und mit einem sehr guten Stil und viel Humor.

Im ganzen gesehen ist dieser kleine Teil natürlich um Welten besser als ich ihn geschrieben habe, das sieht vermutlich jeder, nur ob es am Schluß eben eine Kurzgeschichte gegeben hätte ;) glaube ich eher nicht.
Aber Danke dir für Anregungen ich werde mal schauen ob ich das nächste mal etwas mehr beschreiben kann ;)

Lg Leo
 
Ich * mag * diese Geschichte - und falls das zu zurückhaltend klingt: Ich meine das als großes Lob.
Die Geschichte verdient sich dieses Lob vor allem mit dem Plot – er funktioniert einfach. Hier wird etwas erzählt, eine in sich geschlossene Handlung, mit Einstieg, Entwicklung und, was gerade in dem Genre eher selten ist – einer Pointe. Das klingt banal, aber es ist genau das, was ich bei einem erschreckend großen Anteil der Geschichten hier vermisse, und das sie einfach schon mal weit über den Durchschnitt hebt. Ich formuliere für mich immer, dass sich eine gute erotische Geschichte dadurch auszeichnet, dass das Element der Erotik und das der Geschichte gleichranging nebeneinander stehen. Oder anders ausgedrückt: Wenn ich die Erotik abziehe, sollte immer noch genügend Substanz vorhanden sein, um eine in sich stimmige Geschichte zu tragen.
Vielen lieben Dank ;)
Ich habe die Geschichte vor drei Jahren geschrieben, was eine kleine Ewigkeit ist, wenn man mein Alter bedenkt ;)
Aber mir fällt auf das ich damals *loool ja hört sich blöde an ich weiß.
Einfach viel freier geschrieben habe, so wie es mir in den Sinn kam hab ich es einfach geschrieben, ohne nochmal was zu ändern, heute überlege ich schon ... kann ich das so schreiben oder lieber so ...
Was ich teilweise natürlich gut finde, andererseits auch Schade weil die Leichtigkeit eben nicht mehr da ist.

Sooo… ich hoffe, du empfindest mein Umschreiben nicht als übergriffig, ich weiß nur nicht, wie ich meinen Punkt sonst rüberbringen soll.
Nein natürlich nicht, ich werde wie ich eben schon bei Sena sagte, mir überlegen in einer neuen Geschichte da vielleicht einiges einfließen zu lassen, nur kann und will ich ehrlich gesagt auch nicht meinen eigenen Stil ändern.
Aber ich konnte ja doch einiges für mich finden was ich anders machen kann, dafür Danke schon mal euch allen ;)


Lg Leo
 
Ich denke, ich weiß, was Du mit Leichtigkeit meinst.
Die Kunst ist es, alle unnötigen Worte wegzulassen und die richtig gewählten zu behalten.
Es gilt das Gleiche in guter Musik: Genau nur so viele Töne zu schreiben, wie nötig sind. Aber nicht mehr.

Nachtrag:
Irgendjemand hatte einmal gesagt, dass richtige Meisterschaft in einer Profession 10.000 Stunden Arbeit erfordert, unabhängig vom Fach.
Davon bin ich beim Schreiben noch etwas entfernt ;-)
 
Es gilt das Gleiche in guter Musik: Genau nur so viele Töne zu schreiben, wie nötig sind. Aber nicht mehr.
Damit strafst du aber Musikstiele wie Jazz oder Progressive Rock als schlechte Musik ab. 😉
 
Back
Top