Wie Literotica manipuliert wird 1
Liebe Literotica-Community,
in den letzten Wochen habe ich mich sehr intensiv mit dem Thema „Downvoting“ auseinandergesetzt. Anfangs hat mich der Ärger dazu getrieben. Ich vermutete, ich wäre auch betroffen und meine erste (und bisher einzige) Veröffentlichung würde künstlich abgewertet. Diese Vermutung hat sich inzwischen auch als zutreffend herausgestellt.
Wenn man genau wüsste, welche Bewertungen echt sind und welche nicht, könnte ich damit sogar leben. Mir geht es nicht darum, in den Top-Listen zu erscheinen, sondern ich versuche ein Gefühl dafür zu bekommen, wie meine Texte bei den Lesern ankommen. Nachdem der Unterschied zwischen echten und künstlich Votes aber nicht feststellbar ist, kann man auch keine Rückschlüsse ziehen.
Das ist aber der Hauptgrund, warum ich überhaupt zu Literotica gekommen bin. Daher war und bin ich nicht bereit, das Downvoting hinzunehmen. Solange dieses Problem nicht gelöst ist, werde ich keine weitere Geschichte veröffentlichen, sondern meine Energie in die Lösung dieses Problems stecken.
Das Thema interessiert mich inzwischen auch aus „polizeilicher“ Sicht. Ich bin zwar weder Polizistin noch in einem ähnlichen Beruf tätig, aber ich schreibe ansonsten Krimis und empfinde daher eine gewisse Nähe zum Thema. Mein Ziel ist also, dieses „Verbrechen“ aufzuklären und, wenn möglich, den Schuldigen zu stellen. Was die „Staatsgewalt“ (also das Portal Literotica und seine Betreiber) daraus macht, wird sich zeigen.
An diesem Text habe ich mehrere Wochen gearbeitet. Ich hatte Kontakt zu vielen Autorinnen und Autoren, die mich mit Informationen, Erfahrungen, Beobachtungen und Statistiken unterstützt haben. Herzlichen Dank vor allem an AldebaranKastor, swriter, Dingo666, TiefimWesten, rudirabe, und Rosi. Einige weitere möchten nicht namentlich genannt werden, weil sie befürchten, dass der Downvoter sich an ihnen rächen könnte.
Übersicht:
Teil 1:
A - Das Downvoting-Phänomen
B - Downvoting auf Literotica
C - Manuelles Downvoting
D - Systematisches und automatisches Downvoting
Teil 2:
E - Anklage: Der Downvoter
F - Andere Verdachtsfälle
G - Konsequenzen und weitere Aktivitäten
Teil 3:
Resultate und Konsequenzen
Teil 4:
Reserve
A – Das Downvoting-Phänomen
-----------------------------------
Was ist Downvoting eigentlich, und was ist es nicht?
Gegenseitiges „Heruntermachen“ kommt in vielen Lebensbereichen vor, beispielsweise beim Lästern über nicht anwesende Kollegen oder beim „Hausfrauentratsch“ über andere. In den letzten Wochen gab es beispielsweise Zickereien zwischen Elon Musk und Jeff Bezos, wer denn der Reichste und Erfolgreichste sei. Oder Paul McCartney lästerte über die Stones – ein Beitrag zur Frage, welche Band wohl die bessere war oder ist.
In manchen Bereichen erfüllt das einen sinnvollen Zweck. Die Wissenschaft und auch die Politik leben davon, dass sich die Player gegenseitig auf die Probe stellen, weiche Punkte in den Aussagen und der Argumentation anderer finden, und genau da nachbohren. Das findet offen und personalisiert statt, in einer richtigen Debatte. Der Angegriffene kann sich wehren, und im besten Fall gewinnen die überzeugenderen Argumente. Sinngemäß ist das gegenseitige Kritisieren unter Autoren ein ähnlicher Prozess. Solange das offen abläuft, dient es dem Lernen aller.
Sobald solche Prozesse nicht mehr personalisiert, sondern anonymisiert stattfinden, verändert sich die Situation. Typischerweise werden Noten oder Bewertungen vergeben, aus denen sich ein Durchschnitt errechnet, das haben wir alle bei Amazon gelernt. Aus einem persönlichen Feedback oder Angriff wird ein kleiner Bestandteil einer Durchschnittsmeinung. Dieser Wert wird von allen sehr ernst genommen. Ein Bekannter von mir betreibt Online-Shops – da dreht sich alles nur um die Bewertungen, denn jeder Hundertstel-Stern ist bares Geld wert.
„Upvoting“ bzw. „Downvoting“ bedeuted also, das Rating wird aus Gründen verzerrt, die nichts mit der Qualität des bewerteten Werkes oder Produkts zu tun haben. Auf Internet-Plattformen ist das sehr verbreitet. Bei Amazon schreiben Anbieter oft selbst positive Rezensionen und vergeben sich fünf Sterne, oder sie bestellen das bei einem Dienstleister. Die Produkte werden besser dargestellt, als sie es verdienen, um höhere Umsätze zu erreichen. Das „Downvoting“ findet umgekehrt statt, indem man die Produkte von Wettbewerbern schlecht macht und so tut, als sei man ein enttäuschter Kunde. Angeblich gibt es viele Fälle davon bei holidaycheck.de.
Solche Verzerrungen gehen immer zu Lasten des Kunden, dem eine falsche Situation vorgegaukelt wird. Den Nutzen hat ein einzelner, den Schaden haben alle übrigen, und zwar sowohl die Konsumenten als auch die Wettbewerber.
B – Downvoting auf Literotica
---------------------------------
Auf Literotica (und wahrscheinlich auf ähnlich gelagerten Seiten ebenso) ist das Phänomen des Downvotings so alt wie die Plattform selbst. Autoren, die schon ewig dabei sind, haben mir berichtet, dass solche Dinge schon immer vorgekommen sind.
Nun gibt es auch andere Gründe, einer Story eine schlechte Bewertung zu geben. Die Hauptgründe für eine schlechte Bewertung (i.d.R. mit einem Stern) einer eigentlich guten oder sehr guten Geschichte sind (aufsteigend sortiert in der Reihenfolge ihrer Wahrscheinlichkeit):
* Irrtum: Jemand klickt in der Hektik des Augenblicks auf eine falsche Sterne-Zahl. Auf Amazon kommt das häufiger vor, den zugehörigen Kommentaren nach zu schließen. Mit dem aktuellen System von Literotica ist das zumindest für registrierte Leser korrigierbar und dürfte im Verhältnis kaum eine Rolle spielen.
* Protest: Ein Leser findet eine Geschichte so daneben, dass er eben einen Stern vergibt. Damit muss nicht zwangsläufig die Gesamtqualität gemeint sein, sondern ein Aspekt verstört und verärgert den Leser so, dass er die schlechtestmögliche Wertung vergibt. An Beispielen habe ich auf Literotica gefunden: Rassismus, Frauenverachtung oder Ablehnung von bestimmten Praktiken, z.B. Inzest (das wurde zumindest in den Kommentaren ausgedrückt).
* Hass: Literotica bietet viel Raum für Diskussion, über das Forum und über die Kommentarfunktion. Bei anonymen Online-Diskussionen entstehen schnell Meinungsverschiedenheiten, Abneigungen und Feindschaften. Die schlechte Bewertung gilt also nicht der Geschichte, sondern dem Autor, mit dem man noch eine Rechnung offen hat.
* Konkurrenzneid: Eine Geschichte wird abgewertet, um sie im Wettbewerb mit anderen ungefährlicher zu machen. Das tun vor allem konkurrierende Autoren, manchmal auch Leser, die „ihren“ Favoriten unterstützen wollen. Eine Verzerrung führt zu einer Veränderung der Leserströme.
Der letzte Punkt dürfe mit Abstand am häufigsten vorkommen. Davon gehe ich im Folgenden aus und verstehe das als Downvoting im engeren Sinne.
Die Konsequenzen aus dem Downvoting bei Literotica sind:
* Für frisch veröffentlichte Werke: Einbuße des „Hot“-Status, und daher Verlust von Lesern in der kritischen ersten Woche.
* Für ältere Werke: Verdrängung aus den Bestenlisten, ebenfalls Verlust von Lesern.
* Für neue, hoffnungsvolle Autoren (so wie mir): Frustration und die Überlegung, lieber auszusteigen oder anderswo zu veröffentlichen (Wie man spätestens hier bemerkt, bin ich eine Verfechterin des generischen Maskulinums).
* Für die schon länger auf Literotica tätigen Autoren: Frustration und Ohnmacht, weil man kaum etwas gegen die Angriffe machen kann.
* Für die Leser: Verlust von Information. Die Bewertung büßt ihre Leitfunktion ein und hilft weniger gut bei der Auswahl von (zumindest in den Augen der Mehrheit) lesenswerten Texten.
* Für die Plattform: Insgesamt ein Verlust von Qualität und Attraktivität durch abgewanderte Autoren und weniger zielführende Leserinformation.
Aus diesen Gründen müssten alle in der Community ein Interesse daran haben, das Downvoting zu stoppen.
C – Manuelles Downvoting
-----------------------------
Solange Downvotes manuell und eher situativ vergeben werden, ist ihre Wirkung begrenzt. Eine Geschichte oder auch ein Autor mag besonders unter einem Feind leiden, aber nicht die Gesamtheit. Im Forum habe ich einige Empfehlungen an neue Autoren gelesen, sich doch im Forum besser nicht auf Debatten und Streitereien einzulassen, weil einem das Feinde und damit potenziell später Downvotes einbringen kann. Schlimm genug, aber mit so etwas kann man umgehen.
Die Begrenzung von manuellem Downvoting liegt in der eingeschränkten Wirkung. Eine Geschichte, die mit 4,80 bewertet ist, kann mit einer einzelnen Einstern-Bewertung folgendermaßen heruntergezogen werden:
* auf 4,45 bei bisher 10 Votes (d.h. ca. 500 Leser)
* auf 4,65 bei bisher 25 Votes (d.h. ca. 1.250 Leser)
* auf 4,73 bei bisher 50 Votes (d.h. ca. 2.500 Leser)
* auf 4,76 bei bisher 100 Votes (d.h. ca. 5.000 Leser)
* auf 4,78 bei bisher 250 Votes (d.h. ca. 12.500 Leser)
* auf 4,79 bei bisher 500 Votes (d.h. ca. 25.000 Leser)
* auf 4,80 bei bisher 1000 Votes (d.h. ca. 50.000 Leser)
(Den angesetzten Durchschnittswert von ca. 50 Leser pro Vote habe ich bei meiner eigenen Veröffentlichung erlebt und auch von anderen Autoren bestätigt bekommen, wobei es wohl Unterschiede bei einigen Kategorien gibt).
Besonders bei den beliebten Kategorien und den oft geklickten und damit auch oft bewerteten Geschichten verliert sich also die Auswirkung von einem oder wenigen Downvotes. Es gibt Geschichten, die tausende von Votes gesammelt haben. Damit sind sie praktisch immun gegen Einzelne – sofern diese nicht eine heilige Aufgabe in der Abwertung sehen, viel Zeit investieren und eine autistisch anmutende Zielstrebigkeit an den Tag legen.
Manuelles Downvoting ist also ärgerlich, aber die Auswirkung nimmt im Laufe der Zeit ab, je mehr echte Votes als Ausgleich kommen. Das System heilt sich gewissermaßen selbst. Daher führt das zu Frust und kleineren Verzerrungen, nicht aber zu Problemen, die die Funktionsfähigkeit der Plattform insgesamt in Frage stellen würden.
D – Systematisches und automatisches Downvoting
---------------------------------------------------------
Die aktuelle Situation ist jedoch eine andere. Seit mindestens vier Jahren versucht jemand, nicht nur seine eigenen Werte hochzutreiben und einzelnen anderen Autoren schlechte Votings zu vergeben, sondern das gesamte deutschsprachige Literotica-System zu manipulieren.
Vieles dazu ist im Forum dokumentiert. Insbesondere swriter hat immer wieder auf das Problem aufmerksam gemacht, aber auch andere wie Helios53, PhiroEpsilon, _Faith_, Dingo666 oder Ramon99. Nachfolgend die Nummer aller relevanten Posts im Thread „Bewertungen“, falls es jemand nachschauen möchte:
https://forum.literotica.com/showthread.php?t=1292012
#26, #51, #52, #64, #68, #74, #81, #83, #91, #93, #97, #98, #99, #104, #108, #111, #113, #114, #115, #120, #125, #148, #186, #189, #212, #235, #258, #284, #287, #318, #322, #327, #331, #356, #363, #371, #379, #450, #452, #473, #518, #553, #565, #568, #579, #600, #619, #641, #734, #753, #804, #806, #848, #868, #981, #1010, #1012, #1013, #1014, #1025 bis #1040, #1044, #1060, #1064, #1084, #1102
Die konkrete Art des Manipulationsversuchs hat sich mehrfach geändert. Anfangs waren es wohl eine Vielzahl von Einstern-Bewertungen für Geschichten einer bestimmten Kategorie. Diese waren einfach identifizierbar und wurden gelöscht. Der Downvoter hat als Folge auf Zweistern- und inzwischen möglicherweise auf Drei- oder Vierstern-Bewertungen umgeschaltet. Da er vor allem die besonders gut bewerteten Geschichten angreift, haben sogar Vierstern-Bewertungen einen Downvoting-Effekt, auch wenn dieser natürlich langsamer von statten geht.
Eine solche Anzahl von Wertungen kann nur automatisiert erfolgen. Der Downvoter hat sich also eine Software gebaut, die jeden Tag (bzw. wohl jede Nacht) über die komplette Literotica-Datenbank geht. Neue „Opfer“ werden entweder automatisch erfasst, oder ggf. auch manuell auf eine Bearbeitungsliste gesetzt. Dann bekommen sie regelmäßig eine oder mehrere Negativ-Wertungen verpasst.
Mit diesem System hat der Downvoter sozusagen das Maschinengewehr erfunden, während alle anderen noch mit Vorderladern arbeiten. Bisher manuelle Prozesse (das Abgeben von Votes) werden automatisiert und haben aufgrund der damit möglichen Vervielfältigung eine völlig andere Wirkung. Jetzt gerät nicht nur eine Geschichte oder ein Autor, sondern Literotica insgesamt unter Druck.
Das System läuft inzwischen verfeinert, soweit mir verschiedene Autoren berichten. Es werden unterschiedliche Strategien der Abwertung angewandt. Hier die üblichen:
* Es beginnt damit, dass nur Geschichten mit mehr als 100 Votings und einer höheren Bewertung als 4,65 solange downgevotet werden, bis sie auf 4,64 stehen.
* Bei 4,64 hört das Downvoting manchmal, aber nicht immer auf.
* Bestimmte Geschichten werden stärker abgewertet, auf ca. 4,54 oder auch auf unter 4,50. Das scheint sich zum einen nach der Kategorie zu richten („Inzest“ steht extrem unter Druck), zum anderen nach dem Autor. Ein Autor äußerte den Verdacht, dass es sich um eine „Strafe“ des Downvoters für Berichte über sein Treiben handeln könnte – bei jeder Erwähnung des Downvoters im Forum gerät eine weitere Geschichte in die Schusslinie.
* In der Regel vergibt der Downvoter immer nur eine einzige Ein- oder Zweistern-Bewertung pro Nacht, doch manchmal kommen auch zwei oder drei.
* Sind Geschichten erst einmal vom Downvoting erfasst, dann werden sie linear jede Nacht mit derselben Anzahl von Downvotes bedacht.
* In einzelnen Fällen hagelt es förmlich von Downvotes für eine Geschichte, teilweise 20 bis 30 Stück pro Tag. Vermutlich sind solche Aktionen von Hand in das System eingesteuert.
* Ebenfalls beobachtet wurde eine pauschale Einstern-Vergabe für sämtliche neuen Geschichten, gleich am ersten Erscheinungstag. Mehrere Autoren berichten darüber, aber es ist nicht klar, ob dies alle Autoren betrifft, oder nur bekanntermaßen erfolgreiche.
Die Konsequenzen dieses Treibens sind deutlich in den Bestenlisten erkennbar. In den meisten Kategorien gibt es praktisch keine Geschichten mehr mit einer Wertung über 4,64 – mit einigen bemerkenswerten Ausnahmen (s.u.).
Literotica arbeitet im Hintergrund an Gegenmaßnahmen. Immer wieder finden größere und kleinere Bereinigungen statt. Die letzte habe ich selbst erlebt, über die vorangegangenen wurde mir berichtet. Das führt dann dazu, dass einige der falschen Votes erwischt und gelöscht werden, jedoch nicht alle. Einige Geschichten stehen dann erst einmal wieder über 4,65. Sie werden in den Folgetagen wieder heruntergezogen. Sehr gut illustriert ist das durch den kürzlichen Beitrag von Dingo666:
https://forum.literotica.com/showpost.php?p=94440545&postcount=1102
Vereinzelt versuchen Autoren, manuell dagegen zu halten. Wenn sie eine Abwertung erkennen, sorgen sie selbst mit zusätzlichen Fünfstern-Bewertungen für Ausgleich. Ein verständliches Verhalten, auch wenn es das Problem nicht löst und nur dafür sorgt, dass sie selbst verdächtigt werden könnten, weil ihre Geschichten besser dastehen als sämtliche anderen.
An dieser Stelle füge ich absichtlich einen Break ein. Der Grund liegt in den Regularien von Literotica. Beiträge, die einzelne Personen besonders angreifen, sind eigentlich nicht erlaubt. Möglicherweise kann der Downvoter daher erreichen, dass ein zweite Beitrag, der ihn namentlich belastet, gelöscht wird. Dieser erste Teil, der noch neutral gehalten ist, bleibt davon dann hoffentlich unberührt.
Liebe Literotica-Community,
in den letzten Wochen habe ich mich sehr intensiv mit dem Thema „Downvoting“ auseinandergesetzt. Anfangs hat mich der Ärger dazu getrieben. Ich vermutete, ich wäre auch betroffen und meine erste (und bisher einzige) Veröffentlichung würde künstlich abgewertet. Diese Vermutung hat sich inzwischen auch als zutreffend herausgestellt.
Wenn man genau wüsste, welche Bewertungen echt sind und welche nicht, könnte ich damit sogar leben. Mir geht es nicht darum, in den Top-Listen zu erscheinen, sondern ich versuche ein Gefühl dafür zu bekommen, wie meine Texte bei den Lesern ankommen. Nachdem der Unterschied zwischen echten und künstlich Votes aber nicht feststellbar ist, kann man auch keine Rückschlüsse ziehen.
Das ist aber der Hauptgrund, warum ich überhaupt zu Literotica gekommen bin. Daher war und bin ich nicht bereit, das Downvoting hinzunehmen. Solange dieses Problem nicht gelöst ist, werde ich keine weitere Geschichte veröffentlichen, sondern meine Energie in die Lösung dieses Problems stecken.
Das Thema interessiert mich inzwischen auch aus „polizeilicher“ Sicht. Ich bin zwar weder Polizistin noch in einem ähnlichen Beruf tätig, aber ich schreibe ansonsten Krimis und empfinde daher eine gewisse Nähe zum Thema. Mein Ziel ist also, dieses „Verbrechen“ aufzuklären und, wenn möglich, den Schuldigen zu stellen. Was die „Staatsgewalt“ (also das Portal Literotica und seine Betreiber) daraus macht, wird sich zeigen.
An diesem Text habe ich mehrere Wochen gearbeitet. Ich hatte Kontakt zu vielen Autorinnen und Autoren, die mich mit Informationen, Erfahrungen, Beobachtungen und Statistiken unterstützt haben. Herzlichen Dank vor allem an AldebaranKastor, swriter, Dingo666, TiefimWesten, rudirabe, und Rosi. Einige weitere möchten nicht namentlich genannt werden, weil sie befürchten, dass der Downvoter sich an ihnen rächen könnte.
Übersicht:
Teil 1:
A - Das Downvoting-Phänomen
B - Downvoting auf Literotica
C - Manuelles Downvoting
D - Systematisches und automatisches Downvoting
Teil 2:
E - Anklage: Der Downvoter
F - Andere Verdachtsfälle
G - Konsequenzen und weitere Aktivitäten
Teil 3:
Resultate und Konsequenzen
Teil 4:
Reserve
A – Das Downvoting-Phänomen
-----------------------------------
Was ist Downvoting eigentlich, und was ist es nicht?
Gegenseitiges „Heruntermachen“ kommt in vielen Lebensbereichen vor, beispielsweise beim Lästern über nicht anwesende Kollegen oder beim „Hausfrauentratsch“ über andere. In den letzten Wochen gab es beispielsweise Zickereien zwischen Elon Musk und Jeff Bezos, wer denn der Reichste und Erfolgreichste sei. Oder Paul McCartney lästerte über die Stones – ein Beitrag zur Frage, welche Band wohl die bessere war oder ist.
In manchen Bereichen erfüllt das einen sinnvollen Zweck. Die Wissenschaft und auch die Politik leben davon, dass sich die Player gegenseitig auf die Probe stellen, weiche Punkte in den Aussagen und der Argumentation anderer finden, und genau da nachbohren. Das findet offen und personalisiert statt, in einer richtigen Debatte. Der Angegriffene kann sich wehren, und im besten Fall gewinnen die überzeugenderen Argumente. Sinngemäß ist das gegenseitige Kritisieren unter Autoren ein ähnlicher Prozess. Solange das offen abläuft, dient es dem Lernen aller.
Sobald solche Prozesse nicht mehr personalisiert, sondern anonymisiert stattfinden, verändert sich die Situation. Typischerweise werden Noten oder Bewertungen vergeben, aus denen sich ein Durchschnitt errechnet, das haben wir alle bei Amazon gelernt. Aus einem persönlichen Feedback oder Angriff wird ein kleiner Bestandteil einer Durchschnittsmeinung. Dieser Wert wird von allen sehr ernst genommen. Ein Bekannter von mir betreibt Online-Shops – da dreht sich alles nur um die Bewertungen, denn jeder Hundertstel-Stern ist bares Geld wert.
„Upvoting“ bzw. „Downvoting“ bedeuted also, das Rating wird aus Gründen verzerrt, die nichts mit der Qualität des bewerteten Werkes oder Produkts zu tun haben. Auf Internet-Plattformen ist das sehr verbreitet. Bei Amazon schreiben Anbieter oft selbst positive Rezensionen und vergeben sich fünf Sterne, oder sie bestellen das bei einem Dienstleister. Die Produkte werden besser dargestellt, als sie es verdienen, um höhere Umsätze zu erreichen. Das „Downvoting“ findet umgekehrt statt, indem man die Produkte von Wettbewerbern schlecht macht und so tut, als sei man ein enttäuschter Kunde. Angeblich gibt es viele Fälle davon bei holidaycheck.de.
Solche Verzerrungen gehen immer zu Lasten des Kunden, dem eine falsche Situation vorgegaukelt wird. Den Nutzen hat ein einzelner, den Schaden haben alle übrigen, und zwar sowohl die Konsumenten als auch die Wettbewerber.
B – Downvoting auf Literotica
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Auf Literotica (und wahrscheinlich auf ähnlich gelagerten Seiten ebenso) ist das Phänomen des Downvotings so alt wie die Plattform selbst. Autoren, die schon ewig dabei sind, haben mir berichtet, dass solche Dinge schon immer vorgekommen sind.
Nun gibt es auch andere Gründe, einer Story eine schlechte Bewertung zu geben. Die Hauptgründe für eine schlechte Bewertung (i.d.R. mit einem Stern) einer eigentlich guten oder sehr guten Geschichte sind (aufsteigend sortiert in der Reihenfolge ihrer Wahrscheinlichkeit):
* Irrtum: Jemand klickt in der Hektik des Augenblicks auf eine falsche Sterne-Zahl. Auf Amazon kommt das häufiger vor, den zugehörigen Kommentaren nach zu schließen. Mit dem aktuellen System von Literotica ist das zumindest für registrierte Leser korrigierbar und dürfte im Verhältnis kaum eine Rolle spielen.
* Protest: Ein Leser findet eine Geschichte so daneben, dass er eben einen Stern vergibt. Damit muss nicht zwangsläufig die Gesamtqualität gemeint sein, sondern ein Aspekt verstört und verärgert den Leser so, dass er die schlechtestmögliche Wertung vergibt. An Beispielen habe ich auf Literotica gefunden: Rassismus, Frauenverachtung oder Ablehnung von bestimmten Praktiken, z.B. Inzest (das wurde zumindest in den Kommentaren ausgedrückt).
* Hass: Literotica bietet viel Raum für Diskussion, über das Forum und über die Kommentarfunktion. Bei anonymen Online-Diskussionen entstehen schnell Meinungsverschiedenheiten, Abneigungen und Feindschaften. Die schlechte Bewertung gilt also nicht der Geschichte, sondern dem Autor, mit dem man noch eine Rechnung offen hat.
* Konkurrenzneid: Eine Geschichte wird abgewertet, um sie im Wettbewerb mit anderen ungefährlicher zu machen. Das tun vor allem konkurrierende Autoren, manchmal auch Leser, die „ihren“ Favoriten unterstützen wollen. Eine Verzerrung führt zu einer Veränderung der Leserströme.
Der letzte Punkt dürfe mit Abstand am häufigsten vorkommen. Davon gehe ich im Folgenden aus und verstehe das als Downvoting im engeren Sinne.
Die Konsequenzen aus dem Downvoting bei Literotica sind:
* Für frisch veröffentlichte Werke: Einbuße des „Hot“-Status, und daher Verlust von Lesern in der kritischen ersten Woche.
* Für ältere Werke: Verdrängung aus den Bestenlisten, ebenfalls Verlust von Lesern.
* Für neue, hoffnungsvolle Autoren (so wie mir): Frustration und die Überlegung, lieber auszusteigen oder anderswo zu veröffentlichen (Wie man spätestens hier bemerkt, bin ich eine Verfechterin des generischen Maskulinums).
* Für die schon länger auf Literotica tätigen Autoren: Frustration und Ohnmacht, weil man kaum etwas gegen die Angriffe machen kann.
* Für die Leser: Verlust von Information. Die Bewertung büßt ihre Leitfunktion ein und hilft weniger gut bei der Auswahl von (zumindest in den Augen der Mehrheit) lesenswerten Texten.
* Für die Plattform: Insgesamt ein Verlust von Qualität und Attraktivität durch abgewanderte Autoren und weniger zielführende Leserinformation.
Aus diesen Gründen müssten alle in der Community ein Interesse daran haben, das Downvoting zu stoppen.
C – Manuelles Downvoting
-----------------------------
Solange Downvotes manuell und eher situativ vergeben werden, ist ihre Wirkung begrenzt. Eine Geschichte oder auch ein Autor mag besonders unter einem Feind leiden, aber nicht die Gesamtheit. Im Forum habe ich einige Empfehlungen an neue Autoren gelesen, sich doch im Forum besser nicht auf Debatten und Streitereien einzulassen, weil einem das Feinde und damit potenziell später Downvotes einbringen kann. Schlimm genug, aber mit so etwas kann man umgehen.
Die Begrenzung von manuellem Downvoting liegt in der eingeschränkten Wirkung. Eine Geschichte, die mit 4,80 bewertet ist, kann mit einer einzelnen Einstern-Bewertung folgendermaßen heruntergezogen werden:
* auf 4,45 bei bisher 10 Votes (d.h. ca. 500 Leser)
* auf 4,65 bei bisher 25 Votes (d.h. ca. 1.250 Leser)
* auf 4,73 bei bisher 50 Votes (d.h. ca. 2.500 Leser)
* auf 4,76 bei bisher 100 Votes (d.h. ca. 5.000 Leser)
* auf 4,78 bei bisher 250 Votes (d.h. ca. 12.500 Leser)
* auf 4,79 bei bisher 500 Votes (d.h. ca. 25.000 Leser)
* auf 4,80 bei bisher 1000 Votes (d.h. ca. 50.000 Leser)
(Den angesetzten Durchschnittswert von ca. 50 Leser pro Vote habe ich bei meiner eigenen Veröffentlichung erlebt und auch von anderen Autoren bestätigt bekommen, wobei es wohl Unterschiede bei einigen Kategorien gibt).
Besonders bei den beliebten Kategorien und den oft geklickten und damit auch oft bewerteten Geschichten verliert sich also die Auswirkung von einem oder wenigen Downvotes. Es gibt Geschichten, die tausende von Votes gesammelt haben. Damit sind sie praktisch immun gegen Einzelne – sofern diese nicht eine heilige Aufgabe in der Abwertung sehen, viel Zeit investieren und eine autistisch anmutende Zielstrebigkeit an den Tag legen.
Manuelles Downvoting ist also ärgerlich, aber die Auswirkung nimmt im Laufe der Zeit ab, je mehr echte Votes als Ausgleich kommen. Das System heilt sich gewissermaßen selbst. Daher führt das zu Frust und kleineren Verzerrungen, nicht aber zu Problemen, die die Funktionsfähigkeit der Plattform insgesamt in Frage stellen würden.
D – Systematisches und automatisches Downvoting
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Die aktuelle Situation ist jedoch eine andere. Seit mindestens vier Jahren versucht jemand, nicht nur seine eigenen Werte hochzutreiben und einzelnen anderen Autoren schlechte Votings zu vergeben, sondern das gesamte deutschsprachige Literotica-System zu manipulieren.
Vieles dazu ist im Forum dokumentiert. Insbesondere swriter hat immer wieder auf das Problem aufmerksam gemacht, aber auch andere wie Helios53, PhiroEpsilon, _Faith_, Dingo666 oder Ramon99. Nachfolgend die Nummer aller relevanten Posts im Thread „Bewertungen“, falls es jemand nachschauen möchte:
https://forum.literotica.com/showthread.php?t=1292012
#26, #51, #52, #64, #68, #74, #81, #83, #91, #93, #97, #98, #99, #104, #108, #111, #113, #114, #115, #120, #125, #148, #186, #189, #212, #235, #258, #284, #287, #318, #322, #327, #331, #356, #363, #371, #379, #450, #452, #473, #518, #553, #565, #568, #579, #600, #619, #641, #734, #753, #804, #806, #848, #868, #981, #1010, #1012, #1013, #1014, #1025 bis #1040, #1044, #1060, #1064, #1084, #1102
Die konkrete Art des Manipulationsversuchs hat sich mehrfach geändert. Anfangs waren es wohl eine Vielzahl von Einstern-Bewertungen für Geschichten einer bestimmten Kategorie. Diese waren einfach identifizierbar und wurden gelöscht. Der Downvoter hat als Folge auf Zweistern- und inzwischen möglicherweise auf Drei- oder Vierstern-Bewertungen umgeschaltet. Da er vor allem die besonders gut bewerteten Geschichten angreift, haben sogar Vierstern-Bewertungen einen Downvoting-Effekt, auch wenn dieser natürlich langsamer von statten geht.
Eine solche Anzahl von Wertungen kann nur automatisiert erfolgen. Der Downvoter hat sich also eine Software gebaut, die jeden Tag (bzw. wohl jede Nacht) über die komplette Literotica-Datenbank geht. Neue „Opfer“ werden entweder automatisch erfasst, oder ggf. auch manuell auf eine Bearbeitungsliste gesetzt. Dann bekommen sie regelmäßig eine oder mehrere Negativ-Wertungen verpasst.
Mit diesem System hat der Downvoter sozusagen das Maschinengewehr erfunden, während alle anderen noch mit Vorderladern arbeiten. Bisher manuelle Prozesse (das Abgeben von Votes) werden automatisiert und haben aufgrund der damit möglichen Vervielfältigung eine völlig andere Wirkung. Jetzt gerät nicht nur eine Geschichte oder ein Autor, sondern Literotica insgesamt unter Druck.
Das System läuft inzwischen verfeinert, soweit mir verschiedene Autoren berichten. Es werden unterschiedliche Strategien der Abwertung angewandt. Hier die üblichen:
* Es beginnt damit, dass nur Geschichten mit mehr als 100 Votings und einer höheren Bewertung als 4,65 solange downgevotet werden, bis sie auf 4,64 stehen.
* Bei 4,64 hört das Downvoting manchmal, aber nicht immer auf.
* Bestimmte Geschichten werden stärker abgewertet, auf ca. 4,54 oder auch auf unter 4,50. Das scheint sich zum einen nach der Kategorie zu richten („Inzest“ steht extrem unter Druck), zum anderen nach dem Autor. Ein Autor äußerte den Verdacht, dass es sich um eine „Strafe“ des Downvoters für Berichte über sein Treiben handeln könnte – bei jeder Erwähnung des Downvoters im Forum gerät eine weitere Geschichte in die Schusslinie.
* In der Regel vergibt der Downvoter immer nur eine einzige Ein- oder Zweistern-Bewertung pro Nacht, doch manchmal kommen auch zwei oder drei.
* Sind Geschichten erst einmal vom Downvoting erfasst, dann werden sie linear jede Nacht mit derselben Anzahl von Downvotes bedacht.
* In einzelnen Fällen hagelt es förmlich von Downvotes für eine Geschichte, teilweise 20 bis 30 Stück pro Tag. Vermutlich sind solche Aktionen von Hand in das System eingesteuert.
* Ebenfalls beobachtet wurde eine pauschale Einstern-Vergabe für sämtliche neuen Geschichten, gleich am ersten Erscheinungstag. Mehrere Autoren berichten darüber, aber es ist nicht klar, ob dies alle Autoren betrifft, oder nur bekanntermaßen erfolgreiche.
Die Konsequenzen dieses Treibens sind deutlich in den Bestenlisten erkennbar. In den meisten Kategorien gibt es praktisch keine Geschichten mehr mit einer Wertung über 4,64 – mit einigen bemerkenswerten Ausnahmen (s.u.).
Literotica arbeitet im Hintergrund an Gegenmaßnahmen. Immer wieder finden größere und kleinere Bereinigungen statt. Die letzte habe ich selbst erlebt, über die vorangegangenen wurde mir berichtet. Das führt dann dazu, dass einige der falschen Votes erwischt und gelöscht werden, jedoch nicht alle. Einige Geschichten stehen dann erst einmal wieder über 4,65. Sie werden in den Folgetagen wieder heruntergezogen. Sehr gut illustriert ist das durch den kürzlichen Beitrag von Dingo666:
https://forum.literotica.com/showpost.php?p=94440545&postcount=1102
Vereinzelt versuchen Autoren, manuell dagegen zu halten. Wenn sie eine Abwertung erkennen, sorgen sie selbst mit zusätzlichen Fünfstern-Bewertungen für Ausgleich. Ein verständliches Verhalten, auch wenn es das Problem nicht löst und nur dafür sorgt, dass sie selbst verdächtigt werden könnten, weil ihre Geschichten besser dastehen als sämtliche anderen.
An dieser Stelle füge ich absichtlich einen Break ein. Der Grund liegt in den Regularien von Literotica. Beiträge, die einzelne Personen besonders angreifen, sind eigentlich nicht erlaubt. Möglicherweise kann der Downvoter daher erreichen, dass ein zweite Beitrag, der ihn namentlich belastet, gelöscht wird. Dieser erste Teil, der noch neutral gehalten ist, bleibt davon dann hoffentlich unberührt.
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