Geschichten-Diskussion: Anna

Hallo Phiro,

danke für dein Feedback.

Zur Perspektive.
Warum so und nicht anders?
Nun, so kam es aus meinem Kopf heraus.
Darf es keinen allwissenden Erzähler geben, der dabei auch beobachtet?
Ich sehe, dass das deinen Lesefluss anscheinend behindert. Warum genau das so ist, kann ich aber nicht nachvollziehen.

Wenn ich länger darüber nachdenke, dann steht die Erzählerin irgendwo mit im Raum, wie ein unsichtbarer Engel, aber kann auch das Innere von Anna betrachten. Ist das wirklich so speziell oder schwierig zu verarbeiten?
Warum muss man sich für etwas entscheiden? Warum darf ein allwissender Erzähler keine Umgangssprache verwenden?
Ist der (scheinbare) Bruch mit solchen Konventionen nicht etwas, das erfrischend und belebend wirken kann? Für mich tut es dass.

Die Diskussion über die Kategorie erspare ich uns. Erstens habe ich am Anfang des threads schon etwas dazu gesagt, zum anderen ist die Kategorie das letzte, was für mich wichtig ist. Die perfekte Wahl gibt es manchmal einfach nicht.

Schade, dass du nicht zu Ende gelesen hast.

Lieben Gruss
Mayia
 
Frag mich nicht... Meine Geschichten verhalten sich wie Hefeteig: Je mehr ich sie bearbeite, desto mehr gehen sie auf. Glaub mir, häufig sitze ich vor deinen kurzen Geschichten und beneide dich um deine Fähigkeit, dich so knapp zu fassen. Dazu arbeite ich an zwei Geschichen gleichzeitg, je nachdem, in welcher Stimmung ich bin, was auch nicht gerade hilft, endlich mal was fertig zu bekommen. Aber du hast recht zu fragen, und ich glaube, ich sollte mich auf die kürze von beiden Geschichten konzentrieren. Irgendwann möcht ich auch mal wieder was veröffentlichen.

Einmal kurz weg von Mayias Geschichte ...

Worauf arbeitest du hin? Möchtest du die perfekte Geschichte schreiben? Vergiss es, das wird dir nicht gelingen.
Für wen schreibst du die Story? Für dich? Für die Leser?
Wenn du noch ein Jahr wartest, wirst du immer noch nicht zufrieden sein. Und kaum ein Leser wird es dir danken, wenn du immer wieder am Text feilst.

Bei mir ist es ganz einfach. Ich habe acht Wochen nichts geschrieben. Keine Lust, keine Idee ... vorgestern hatte ich eine Eingebung. Hingesetzt, sieben DinA4-Seiten geschrieben. Am nächsten Tag die letzten vier. Fertig.
Was da getippt steht, wird inhaltlich nicht verändert, ggf. werden Formulierungen beim Korrekturlesen überarbeitet.

Mein Ziel:
Mir selber eine Fantasie bereiten, diese aufschreiben. Was passiert, ist eine Momentaufnahme. Was da steht, habe ich mir ausgemalt. Unverfälscht und echt. Nicht nachbearbeitet. Wird es den Lesern gefallen? Vollkommen egal. Es war meine Fantasie.

swriter
 
Nein @bustyposer , den Zusammenhang hab ich wohl auch nicht so richtig verstanden... WAS (?) müssen wir deiner Meinung nach einem Buch glauben, über dem ganz oben ganz groß "ROMAN" steht?
  • Müssen wir glauben, dass Katniss Everdeen die 74. Hungerspiele gewonnen hat? (wahrscheinlich irgendwo in Äthiopien...)
  • Müssen wir glauben, dass Frodo Baggins den Einen Ring in den Vulkan geworfen hat (Sammath Naur -- das muss wohl irgendwo in Island sein...)
  • Müssen wir glauben, dass es eine riesige, gefrorene Nord-Wand gibt, bei der uns das Haus Stark vor dem beschützt, was dahinter ist? (wahrscheinlich irgendwo in Russland...)
Ja, das kann man natürlich glauben, weil es so nachvollziehbar beschrieben worden ist. Man muss es aber nicht.

kendra
Hallo Kendra,
Die Problematik die der o.g. Aussage voraus ging, war eigentlich in wie weit sich ein Autor in jemanden hineinversetzen kann, der mit dem eigenen Lebensümständen nicht viel zu tun hat. Als Beispiele gab es hier von Fledermäusen bis zu scharfen Lesben so allerlei. Mayia hat mit dem „Parfüm“ ein Beispiel gegeben, dass sowas doch durchaus funktionieren kann. Ich wollte dieses Beispiel nicht ganz durchgehen lassen, weil es immer noch große Schnittmengen zwischen dem Erzähler und dem Protagonisten gibt; anderseits kann man auch das 18. Jhd beschreibend hoch und runterphantasieren , denn was die historischen Umstände angeht müssen wir dem Wohl glauben was dort geschrieben steht. So lange wir keine Historiker sind und es besser wissen.
Das Phantasie-Genre welches du beschreibst ist natürlich umso leichter zu beschrieben, weil die dortigen Charaktere ebenfalls so denken wie wir „Westler“ und die Umgebungswelten ja nur im Kopf des Autors existieren.
Aber generell habe ich den Eindruck, dass Du mich so komplett falsch verstanden hast, dass diese Erklärung jetzt nun auch nichts mehr bringt.😔
 
Last edited:
Also erstens einmal ist es nicht "art"-verwandt (also Fledermäuse, Säugetiere und Menschen), sondern -- wenn schon überhaupt, dann "text"-verwandt....
Wenn das Wort „artverwandt“ sich tatsächlich nur auf Biologie (von einer ähnlichen Spezies abstammend) beziehen würde, hättest du Recht.
Tut es aber nicht.
Deinen Vorschlag „textverwandt“ finde ich so gesehen noch mehr am Ziel vorbei. Sollen wir uns auf „sinnverwandt“ einigen?


Zweitens, könnte man L. "Wittgenstein" auch ausschreiben, wenn man eine Aussage dieses großen Philosophen im letzten Buchstaben seines Textes unter Anführungszeichen schon falsch zitiert.
Könnte man, aber mein Papagei und ich haben gewettet, welcher Besserwisser sich zuerst auf das vermeintlich falsche Zitat einschaltet. Wir haben jedoch beide verloren, weil uns niemand anders eingefallen ist, als der „Schwule Zorro“.

Falsch ist das Zitat übrigens nicht:
Ich habe meinen masurischen Opa Ludwig Wibulski zitiert, der dafür bekannt war, alte Sinnsprüche vorsätzlich immer ein kleines bisschen falsch zu zitieren. „Ich trinke, also bin ich!“ war sein Samstagabend-Motto.

Denn es geht bei Wittgenstein um die Grenzen der Sprache. Nicht um die Grenzen der Worte / Wörter.
"Ich bin eine Frau."
Die "Grenzen der Wörter" in diesem Satz sind hier m.Mn. ziemlich leicht zu erkennen: Beim ersten Wort, das beginnt mit i und endet mit h, das zweite beginnt mit b und endet auf n... und so weiter...​
Damit hat sich Ludwig Wittgenstein natürlich nicht beschäftigt.... Das ist deutsche Grammmatik, nicht Philosophie...​

*zum-himmel-guck*
kendra

PS @bustyposer du bist aber herzlich eingeladen, zunächst einmal zu sagen, was der Unterschied zwischen "Worten" und "Wörtern" ist. ;op Den Kniff hab ich mir kurz erlaubt ;-)
In Worten steckt Sinn, in Wörtern stecken Buchstaben. Du kannst also hier noch weitere 1000 Wörter schreiben, ob am Ende auch nur ein halbes Dutzend „wahre Worte“ übrig bleibt, muss man dann sehen.

Meine Worte sind meine Sprache, auch wenn ich sie nicht spreche sondern schreibe oder in Rauchzeichen übermittele.
Von daher ist der Inhalt (des von dir monierten Satzes) immer noch richtig.

Hätte mein Opa tatsächlich „Wörter“ gesagt, dann hättest du recht. Sofern der alte Ludwig Wibulski nicht meinen würde „Ich sage jetzt hier noch 4-5 Sätze und dann verlasse ich diese schöne Kneipenwelt für heute Abend!“
DANN wäre es wieder richtig! 😂
 
Last edited:
Aufmerksam geworden durch die kritischen Einlassungen @PhiroEpsilons, habe ich nun auch einmal den Anfang der Geschichte gelesen, wo sich ja das besagte "beste Bonmot" findet:
Es war still. Nur ihre Schritte waren zu hören. Da war niemand, der sie hätte hören können. Nicht hier, nicht heute.
@PhiroEpsilon sieht darin einen Perspektivfehler, ein "betrunken[es]" Schwanken "zwischen distanziert personalem und allwissendem Erzähler". Das würde ich nicht so sehen, für mich ist das einfach nur eine unglückliche Wortwahl, die durch Ergänzung eines kleinen Wörtchens ("sonst" vor "niemand") fast schon berichtigt werden könnte; wahlweise könnte der Rest des Absatzes nach dem "Nur ihre Schritte"-Satz gestrichen werden, der Übergang zum Folgeabsatz wäre nahtlos, oder eben eine (postmoderne) Umschreibung des Absatzes vorgenommen werden, z. B.: Es war kalt. Anna klangen die eigenen Schritte in den Ohren, aber sie war allein, so daß sie trotzdem niemandes Aufmerksamkeit erregte (abgesehen natürlich von der meiner Wenigkeit, eures geschätzten Erzählers, liebe Leser!).
 
Hallo Phiro,

danke für dein Feedback.

Zur Perspektive.
Warum so und nicht anders?
Nun, so kam es aus meinem Kopf heraus.
Darf es keinen allwissenden Erzähler geben, der dabei auch beobachtet?
Ich sehe, dass das deinen Lesefluss anscheinend behindert. Warum genau das so ist, kann ich aber nicht nachvollziehen.

Wenn ich länger darüber nachdenke, dann steht die Erzählerin irgendwo mit im Raum, wie ein unsichtbarer Engel, aber kann auch das Innere von Anna betrachten. Ist das wirklich so speziell oder schwierig zu verarbeiten?
Warum muss man sich für etwas entscheiden? Warum darf ein allwissender Erzähler keine Umgangssprache verwenden?
Ist der (scheinbare) Bruch mit solchen Konventionen nicht etwas, das erfrischend und belebend wirken kann? Für mich tut es dass.

Die Diskussion über die Kategorie erspare ich uns. Erstens habe ich am Anfang des threads schon etwas dazu gesagt, zum anderen ist die Kategorie das letzte, was für mich wichtig ist. Die perfekte Wahl gibt es manchmal einfach nicht.

Schade, dass du nicht zu Ende gelesen hast.

Lieben Gruss
Mayia
Die verschiedenen Perspektiven hat sich nicht jemand ausgedacht, um Autoren zu gängeln. Es ist eine Beobachtung von erfolgreichen ("guten") Autoren, dass sie verschiedene Erzählperspektiven (bewusst oder unbewusst) konsistent einsetzen.

Natürlich darf man den auktorialen Erzähler benutzen - nur hat das Konsequenzen. Der aE ist distanziert, erzählt sachlich, man muss ihm glauben können. Andererseits kann er Spannung erzeugen, weil er mehr weiß als die handelnden Personen, und so dem Leser Bröckchen hinwerfen kann, um die Geschichte interessant zu machen. Er kann auch die Handlung ironisch kommentieren.

Man muss auch nicht eine ganze Geschichte in nur einer Perspektive erzählen. Was aber für den Lesefluss tödlich ist, ist das unvermittelte, unmotivierte und unerwartete und zu häufige Wechseln zwischen den Erzählperspektiven. Bei dir zu Beginn der Geschichte mehrfach in einem Abschnitt.

Und ja, ein bewusster Bruch mit den Konventionen ist zulässig. Wenn sie einen Sinn erfüllen. Wenn aber der Leser das Gefühl bekommt, dass die Brüche nicht bewusst hineingebracht wurden, sondern dass die Autorin gar nicht bemerkt hat, dass sie die Perspektive gewechselt hat, dann fühlt sich der Leser unbehaglich und wird die Geschichte möglicherweise mittendrin weglegen.

Zur Kategorie: Es gibt welche, die sind so allgemein gehalten, dass man so gut wie jede Geschichte darin unterbringen kann. Andere wecken gewisse Erwartungen. Diese Geschichte würde auch nicht in die Kategorie BDSM passen, sie passt aus denselben Gründen aber auch nicht in SF&F. Sie enttäuscht also die Erwartung des Lesers. Hast du das beabsichtigt?
 
Sie enttäuscht also die Erwartung des Lesers. Hast du das beabsichtigt?
Wie kannst du das beurteilen, wenn du die Geschichte nicht mal zu Ende gelesen hast?

Ich finde, dass sie durchaus in die Kategorie passt. Und trotzdem halte ich wenig von der Diskussion über die richtige Kategorie.

Lieben Gruss
Mayia
 
Danke @PhiroEpsilon und @Auden James für Eure Einlassungen zur Perspektive. Ist interessant.

Ja, da bin ich sicherlich zu arglos im Umgang mit den Perspektiven. Ob da wirklich jemand drüber stolpert? Irgendwer sicherlich. Mehr Rückmeldung gab es aber zum Tempo der Geschichte und das hat anscheinend einen größeren Eindruck gemacht.

Auf jeden Fall Danke für den Input. Vielleicht mache ich den Perspektivwechsel in Zukunft einfach bewusster, weil mein Kopf anscheinend so denkt ;-)

Lieben Gruss
Mayia
 
Vielleicht nehm ich das Thema ja mal mit und mache einen Thread daraus: Können Kerle lesbisch? Klingt doch griffig :cool:
Ich habe mir gerade die Kurzgeschichte „Cat Person“ durchgelesen, von der es heißt: „Die Geschichte – zeitgleich zur MeToo-Bewegung veröffentlicht – wurde viral verbreitet und breit diskutiert. Obwohl erst Mitte Dezember veröffentlicht, war sie auf Platz 2 der im Jahr 2017 meistgelesenen Online-Artikel des „New Yorker“.“
Verfilmt wurde sie nun ebenfalls schon und kommt die Tage auch bei uns ins Kino.

Es geht in dieser Geschichte um ein etwas aus dem Ruder laufendes Date zwischen einer 20 jährigen und einem 14 Jahre älteren Mann.
Der Punkt, weshalb ich das jetzt anspreche ist der, dass ich Phlegetons Vorschlag gar nicht schlecht finde, denn diese Geschichte hätte in meinen Augen UNMÖGLICH von einem Mann geschrieben werden können.
Ob man sie im Netz irgendwo finden kann, vermag ich leider nicht zu sagen, ich selber habe sie aus der Bibliothek.
Kennt jemand die Story?
 
@bustyposer : Wird sind auch schon gestartet, siehe hier. Fühl dich eingeladen mit zu reden, und wenn du einen Link zu der Geschichte findest, würde ich mich freuen. Klingt interessant (y)
Edit: Für alle gleichfalls Interessierten, hier zumindest der Link zu Wikipedia.

Vor dem Hintergrund, dass das der Thread für die Geschichtendiskussion um Anna ist, und uns die Einsen und die Nullen auch kaum ausgehen, gönne ich uns für diese Diskussion einen eigenen Thread. Ich fass ihn etwas allgemeiner, vielleicht will ja jemand mitmachen. Dann bitte hier@swriter: .
 
Last edited:
Falsch ist das Zitat übrigens nicht:
Ich habe meinen masurischen Opa Ludwig Wibulski zitiert, der dafür bekannt war, alte Sinnsprüche vorsätzlich immer ein kleines bisschen falsch zu zitieren. „Ich trinke, also bin ich!“ war sein Samstagabend-Motto.

Haha, Bibo ergo sum 🍻 Ich mag deinen Opa Wibulski! :) Da würd ich ihm gleich drauf antworten: Cogito, ergo Dea est. -- Ich denke, also muss es die Göttin geben. 🥰
 
Last edited:
Die verschiedenen Perspektiven hat sich nicht jemand ausgedacht, um Autoren zu gängeln. Es ist eine Beobachtung von erfolgreichen ("guten") Autoren, dass sie verschiedene Erzählperspektiven (bewusst oder unbewusst) konsistent einsetzen.

Natürlich darf man den auktorialen Erzähler benutzen - nur hat das Konsequenzen. Der aE ist distanziert, erzählt sachlich, man muss ihm glauben können. Andererseits kann er Spannung erzeugen, weil er mehr weiß als die handelnden Personen, und so dem Leser Bröckchen hinwerfen kann, um die Geschichte interessant zu machen. Er kann auch die Handlung ironisch kommentieren.

Es gibt da neben dem auktorialen oder dem Ich-Erzähler auch so etwas wie den unzuverlässigen Erzähler... unzuverlässiges erzählen
Das ist etwa dann, wenn der Leser/die Leserin am Schluss der Story drauf kommt, dass sich die ganzen Dinge gar nicht so abgespielt haben, wie es vom Erzähler in einer vermeintlich allgemeinen Perspektive bisher so erzählt worden ist... (Die besten Beispiele dafür sind natürlich die "Üblichen Verdächtigen" (1995) mit Kevin Spacey; oder der "Fight Club" (1999) mit Edward Norton und Brad Pitt.)
 
Du schaffst es gleich zu Beginn, eine geheimnisvolle Stimmung zu schaffen, die den Kern der Geschichte ausmacht. Durch die kurzen, abgehakten Sätze kommt man kaum zu Atem, wird durch die Strassen und die Treppe hoch ins Verderben gejagt. Sehr gut gelungen!
Schnelle, kurze Geschichte, die so mancher langatmigen Schnulze die Meisterin zeigt ;-)
 
Du schaffst es gleich zu Beginn, eine geheimnisvolle Stimmung zu schaffen, die den Kern der Geschichte ausmacht. Durch die kurzen, abgehakten Sätze kommt man kaum zu Atem, wird durch die Strassen und die Treppe hoch ins Verderben gejagt. Sehr gut gelungen!
Schnelle, kurze Geschichte, die so mancher langatmigen Schnulze die Meisterin zeigt ;-)
Oh, das ist aber lieb.
Vielen Dank.

Ich überlege immer noch, ob ich bei Gelegenheit da nochmal weiter schreibe. Allerdings könnte das genau diese Stimmung kaputt machen.

Ich denke weiter drüber nach.
Lieben Gruss
Mayia
 
Übrigens: Die Kritik an der Erzählperspektive ist undifferenziert oder veraltet. Nach Fritz Gesing, Kreativ Schreiben, 2018:

"Den personalen Erzähler gibt es in verschiedenen Varianten. Beliebt ist die Form, in der der Erzähler direkt hinter dem Protagonisten steht. Er wechselt zwischen unsichtbarem Vermitteln von Information und dem inneren Monolog eines Protagonisten. Der Leser ist in der handelnden Person und schaut ihr gleichzeitig zu."

Also genau das, was du hier machst. In der heutigen Literatur ist der personale Erzähler nach dieser Definition die häufigste Erzählperspektive, weil das Wechseln zwischen Nähe und Distanz sehr einfach fällt. Die Kritik von PhiroEpsilon ist in diesem Punkt also nicht nachvollziehbar, kaum ein modernes Buch würde dieser Perspektivkritik standhalten.
 
Der bekannteste unzuverlässige Erzähler ist wohl Servantes mit Don Quijote - einfach herrlich!
 
Dass im Ferngesteuert-Thread vorgeschlagen wurde, über eine deiner Geschichte zu diskutieren @Mayia ermutigt mich, hier noch einen Punkt aufzugreifen. Mir gefällt die Geschichte nach wie vor sehr gut, aufgrund der mutigen Sprache, der Atmosphäre und der in sich stimmigen Kombination der Erzählmittel.
Der Hinweis von @PhiroEpsilon betreffend Distanz hat aber eine gewisse Berechtigung. Erotisch angesprochen hat mich die Geschichte nämlich nicht. Und soweit ich die Kommentare der anderen verstanden habe, ging das allen so. Niemand hat geschrieben, die Geschichte hätte ihn berührt oder erregt. Woran liegt das?

Meine Hypothesen:

1. Es ist eine "Kopfgeschichte", sie ist vor allem intellektuell ansprechend
2. Distanz: Es gibt keine Identifikationsfigur, man bekommt zwar ein paar von Annas Gedanken mit, aber nichts, was berührt. (Klammerbemerkung: Ich lese gerade Tradition und Ehre von @TiefImWesten. Die Geschichte besteht zu einem grossen Teil aus innerem Monolog, wodurch man sehr nahe an der Hauptfigur ist und sich sehr stark identifiziert. Eine interessante Fallstudie ;-)

Nun kann man sich fragen, ob eine erotische Geschichte erregend sein muss. Geht es nicht einfach darum gute Geschichten zu schreiben? Doch weshalb Erotik ins Zentrum stellen, wenn die Erregung keine Rolle spielt? Und wodurch entsteht Erregung überhaupt?
 
Dass im Ferngesteuert-Thread vorgeschlagen wurde, über eine deiner Geschichte zu diskutieren @Mayia ermutigt mich, hier noch einen Punkt aufzugreifen. Mir gefällt die Geschichte nach wie vor sehr gut, aufgrund der mutigen Sprache, der Atmosphäre und der in sich stimmigen Kombination der Erzählmittel.
Der Hinweis von @PhiroEpsilon betreffend Distanz hat aber eine gewisse Berechtigung. Erotisch angesprochen hat mich die Geschichte nämlich nicht. Und soweit ich die Kommentare der anderen verstanden habe, ging das allen so. Niemand hat geschrieben, die Geschichte hätte ihn berührt oder erregt. Woran liegt das?

Meine Hypothesen:

1. Es ist eine "Kopfgeschichte", sie ist vor allem intellektuell ansprechend
2. Distanz: Es gibt keine Identifikationsfigur, man bekommt zwar ein paar von Annas Gedanken mit, aber nichts, was berührt. (Klammerbemerkung: Ich lese gerade Tradition und Ehre von @TiefImWesten. Die Geschichte besteht zu einem grossen Teil aus innerem Monolog, wodurch man sehr nahe an der Hauptfigur ist und sich sehr stark identifiziert. Eine interessante Fallstudie ;-)

Nun kann man sich fragen, ob eine erotische Geschichte erregend sein muss. Geht es nicht einfach darum gute Geschichten zu schreiben? Doch weshalb Erotik ins Zentrum stellen, wenn die Erregung keine Rolle spielt? Und wodurch entsteht Erregung überhaupt?
Danke für diesen Punkt.
Kann ich nachvollziehen. Würde auch nicht sagen, dass ich oder die Geschichte etwas anderes versprochen oder erwartet hätte.

Nun kann man sich fragen, ob eine erotische Geschichte erregend sein muss.
Wie so oft, ja und nein. Wenn die Geschichte auf andere Art und Weise überzeugt, muss sie mich nicht erregen. Tut sie es trotzdem, umso besser.

Manche Geschichten werden wie Sexclips im Internet geschrieben, da freuen sich LeserInnen, die die schnelle Erregung suchen.

Zurück zu Anna. Der Charakter ist mir sicherlich viel Näher als den LeserInnen, da er mir schon lange im Kopf rumschwirrt. Auch war die Geschichte ursprünglich anders geplant (siehe oben).
Vielleicht fehlt die Erotik/Erregung den LeserInnnen. Die Bewertung dieser Geschichte, ist die mit Abstand niedrigste aller meiner Geschichten.

Das kann ich natürlich akzeptieren. Wenn mehr Sex und Erregung erwartet wird, ist diese Geschichte vielleicht zu zurückhaltend und distanziert.

Und wodurch entsteht Erregung überhaupt?
Diese Frage ist mir an dieser Stelle zu komplex. :)

Lieben Gruss
Mayia
 
Wenn die Geschichte auf andere Art und Weise überzeugt, muss sie mich nicht erregen. Tut sie es trotzdem, umso besser.

Ja, das sehe ich auch so. Trotzdem muss es wohl einen Grund geben, weshalb wir uns gerade auf einer Erotikgeschichten-Plattform rumtreiben. Wenn es nur um die gute Geschichte ginge, wären wir wohl nicht hier. Ich habe mein Leben lang sehr viel, und auch Vielfältiges gelesen, aber in den letzten Jahren hat sich der Fokus stark Richtung Erotik verschoben. Scheint ein Thema zu sein, dass mich beschäftigt ;)

Ich habe mir sogar einen passwortgeschützten E-Reader zugelegt, auf dem ich ausschliesslich Schweinekram lese. Und er kommt ziemlich oft zum Einsatz...
 
Wenn es nur um die gute Geschichte ginge, wären wir wohl nicht hier.
Ich bin hier gelandet, weil ich Geschichten mit explizitem Sex lesen wollte. Da dieser Teil in der normalen Literatur ja selten ausgeführt wird.

Dann habe ich hier gelesen und festgestellt, dass mir viele Formulierungen, Handlungen etc. nicht wirklich gut gefallen. Bei Sex ist die Wortwahl, die Atmosphäre, das Timing etc. für mich wichtig. Also habe ich angefangen selber zu schreiben, so wie ich es lesen wollte. Dabei war das Ziel gar nicht die eigene Erregung. Ich wollte einfach Sex-Geschichten haben, die mir gefallen.

Das hat sich dann soweit entwickelt, dass auch so Geschichten wie „Anna“ entstanden sind. Da ist der Sex nur ein kleiner Anteil. Und ja, ich finde es auch wichtig, dass in den Geschichten auf LIT Sex stattfindet.
Anna ist für mich ein „sexy“ Charakter. Nicht sehr nahbar, aber aufregend. Speziell. Diese Kombi finde ich noch immer sehr spannend. Vielleicht kommt da nochmal ne Geschichte raus.

Lieben Gruss
Mayia
 
Last edited:
Ich wäre gespannt auf eine Fortsetzung. Die wụ̈rde vielleicht etwas Licht in die dunkle Anna bringen. So klar wie du sehe ich sie noch nicht.
 
Ich muss schauen, es ist vor allem auch eine Zeitfrage.
Und ne gute Idee für ne spannende Story bräuchte ich auch noch. Habe bislang nur so ein paar Fetzen. Aber mal sehen. Die Nacht ist ja lang, vielleicht geht es irgendwann mit einem Abenteuer weiter.

Was würde dich denn an ihr interessieren? Bzw. was würdest du gerne klarer sehen?

Lieben Gruss
Mayia
 
Was würde dich denn an ihr interessieren?

Die Kleidung natürlich! Vieles an ihr ist für mich stimmig und gut getroffen: die Haare, der Körper, die Gedanken. Dass sich die Beschreibung der Kleidung auf "einen zerschlissenen Rock" beschränkt, ist hingegen ein Verbrechen. Ein Verrat an diesem Charakter. Anna dürstet nach Boots oder Stiefeln, löchrigen Netzstrümpfen, Satinunterwäsche, Gamaschen, blumenverzierten Stulpen, einem Mantel. Selbstverständlich in schwarz (was man nicht mal erwähnen muss).

Du hast irgendwo geschrieben, dass du die Geschichte durchs Weiterschreiben nicht kaputt machen willst. Diese Gefahr sehe ich auch. Im Moment ist es eine in sich geschlossene Story, mit einer eigenen Sprache und Atmosphäre. Willst du das beibehalten oder kommt es zum Bruch? Beides nicht einfach.

Ein paar Ideen:

1. Anna steht als Metapher für den Ausbruch aus einem tristen Alltag

2. Anna verliebt sich in das nächste Opfer und kann es nicht töten

3. Einbettung in einen breiteren Kontext
Warum tötet Anna? Wird Max auch zum Vampir? Wofür braucht sie das Blut? Wie und mit wem lebt sie? Hat sie einen Auftrag erfüllt? Verstösst sie gegen Regeln der Vampirgesellschaft? Wird sie gejagt und bestraft?

4. Palmen, Meer Strand
Du schlägst einen Bogen zu diesen Andeutungen, vielleicht in Zusammenhang mit der ersten Idee
 
Hey, danke für diesen Kommentar.
Da sieht man mal wieder, wie anders man manchmal denkt.

Dass sich die Beschreibung der Kleidung auf "einen zerschlissenen Rock" beschränkt, ist hingegen ein Verbrechen.
Ich hab die Geschichte jetzt extra nochmal gelesen (was übrigens super war, ich liebe sie immer noch :) Danke dir)
Ein klein wenig mehr steht da schon zur Kleidung:
„Ihre dunkle Kleidung ließ sie wie einen Schatten mit den Silhouetten der Häuser verschwimmen. Es war kalt. Anna war Kälte gewöhnt. Ihr schwarzer Rock wehte um ihre Beine. Ihre Jacke hing, etwas zu groß, über ihren Schultern.“

Zugegeben, das ist nicht viel mehr ;-)
Aber wie ich lese, hast du ja eh eigene Vorstellungen dazu entwickelt und gerade das ist doch das tolle. Oft werden wir alle ähnlich denken, aber in manchen Details dann auch wieder ganz anders. Das finde ich wertvoll.
Unterwäsche trägt sie übrigens nicht ;-)

Danke auch für deine 4 Anregungen.
1, 3 und 4 kann ich ausschließen. Es darf nicht zu komplex werden. Anna ist simpel, die Prämisse soll simpel bleiben. Es soll nicht um komplexe Welten gehen, die in sich einer krassen Logik folgen, wo jede Vampireigenschaft genau erklärt werden kann.
Anna ist ein Vampir, fertig. Von Zeit zu Zeit braucht sie Blut.
Strang 2 wäre möglich, aber ist mir fast schon zu dunkel. Wie vorher schon beschrieben, ist mir der Charakter in diesem Epilog schon viel dunkler geraten, als es geplant war. Aber so ist das halt. Ich hatte kleine Abenteuer und soziale Kontakte im Sinn, aber wie gesagt, momentan steht das nicht oben auf meiner Liste.

Danke für die Anregungen.
Gruss
Mayia
 
Oh, da habe ich etwas schludrig gelesen ;). Die zu grosse Jacke gefällt mir gut.

Ich habe übrigens genau das Gleiche gedacht bei den 4 Anregungen. 2 wäre möglich, muss auch nicht dunkel sein, Liebe ist doch nett :rolleyes:
 
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