Wozu dient Kritik und wann ist sie sinnvoll?

Das mag stimmen. Allerdings sehe ich es auch nicht als erste Aufgabe eines Kommentators an, dem Verfasser des Kommentargegenstands zu "helfen" oder gar zu "dienen" (s. meine Antwort oben auf swriters erste Frage). Dieser Zweck käme m. E. eher der Kritik, sofern man denn denselben Begriff an dieser Stelle verwenden wollte, eines Lektors zu, der allerdings wohl kaum in einem öffentlichen Kontext seine Kritik äußern würde. Das allerdings nahm ich ja als Ausgangspunkt für meine Antworten oben!
 
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Hab ich verstanden.
Finde den Aspekt der eigenen Urteilsbildung und -vermittlung auch sehr interessant und richtig. Da habe ich bislang wenig drüber nachgedacht.
Von daher, danke für deinen Beitrag.

Lieben Gruss
Mayia
 
Mensch wahsinn, da dachte ich, das Thema wäre ausgekaut, angekommen in einem allseits akzeptierten Konsens - und dann das: Polemik ist ergötzlich, Polemik ist erlaubt...

Also eine Sekunde habe ich gedacht, jetzt hat mich der Rest meiner humanistischen Bildung auch noch verlassen, und ich hab zur Sicherheit noch mal gegoogelt:

Sinnverwandte Wörter:
[1] ablehnend, aggressiv, angreifend, bissig, böse, feindselig, gehässig, herausfordernd, provokativ, streitbar, streitsüchtig, überspitzt, scharf, spitz, unsachlich

Nee, hab ich mich doch richtig erinnert :) Und wisst ihr was? Das braucht kein Mensch :confused:
 
Kommt ein wenig darauf an welche Definition man selber von Polemik hat.
Das habe ich gefunden:

Was ist Polemik? - Definition
Ursprünglich wurde unter Polemik die Kunst des Streitens verstanden. Polemik war somit die Streitkunst, welche häufig zwischen Gelehrten ausgetragen wurde. Während dieses rhetorischen (sprachlichen) Duells wurden Fragen aus verschiedenen Bereichen wie zum Beispiel Literatur, Religion, Philosophie oder Politik diskutiert. Diese Fragen werden auch polemische Fragen genannt.

Heute versteht man unter dem Begriff der Polemik einen unsachlichen Angriff auf etwas oder jemanden. Mit anderen Worten wird mit Polemik ein Streit bezeichnet, der nicht mehr auf einer sachlichen, sondern auf einer persönlichen Ebene geführt wird. Aus diesem Grund wird inzwischen oft etwas Negatives unter Polemik verstanden.

Merke
Der Begriff Polemik unterlag einem Bedeutungswandel. Früher wurde darunter ein rhetorisches Duell zwischen Gelehrten und die Streitkunst verstanden. Heute wird damit meistens ein Streit, der persönlich wird, gemeint.
 
und dann das: Polemik ist ergötzlich, Polemik ist erlaubt...
Natürlich finde ich, dass Polemik erlaubt ist.
Die Frage ist, ob sie zielführend ist.

Das hängt aber auch vom Kontext ab, von den Umständen wie sie geäußert wird, wer sie zu wem äußert, etc.

Da wandelt man natürlich immer irgendwo auf Messers Schneide. Mal kann man selbst auch mehr „vertragen“, mal weniger.

Ich denke, solange ein gewisser „Grundkonsens“ im Umgang vorhanden ist (wie auch immer der genau festgestellt wird), ist fast alles erträglich.
Und gerade Zuspitzungen helfen ja auch manchmal den ein oder anderen Punkt hervorzuheben.

Die Grenze versuche ich für mich immer beim Persönlichen zu ziehen. Auch das gelingt nicht immer.

Lieben Gruss
Mayia
 
Nehmen wir einmal Lessing, den vielleicht begnadetsten Polemiker, der jemals auf deutsch seine Feder führte, und diesen Auszug aus einem Briefe, den er als Vierzehnjähriger an seine Schwester schrieb:
Ich habe zwar an dich geschrieben, aber du hast nicht geantwortet. Ich muß also denken: entweder kannst du nicht schreiben, oder du willst nicht schreiben. Du bist zwar deinem Lehrmeister sehr zeitig aus der Schule gelaufen, allein wer weiß, welches die größere Schande ist, in seinem zwölften Jahre noch etwas zu lernen oder in seinem achtzehnten noch keinen Brief schreiben zu können.
Die nadelgleiche Zuspitzung und die Bissigkeit des Ausdrucks, die aus diesen Zeilen sprechen, bezeugen die Lebendigkeit und den Witz, die Lessings Schriften zu Lebzeiten und noch weit über seinen Tod hinaus bis heute auszeichnen. Wer einmal in seinen Anti-Goeze oder eine seiner theoretischen Schriften hineinliest, der wird bald feststellen, zumindest als unvoreingenommener Leser, daß sie auch heute noch, gerade wegen ihrer Schärfe und Schelmerei, alles andere als verstaubt, sondern eben, wie oben gesagt, ergötzlich zu lesen sind.

Das ist treffende Polemik!

Weil zu solcher allerdings längst nicht (mehr) jeder in der Lage ist, ist sie inzwischen natürlich schlecht beleumundet. Überdies stammt der Begriff aus dem Französischen und ist als Fremdwort ohnehin leicht mißbräuchlich verwendbar. Der jetzige Eintrag im Online-Larousse lautet übrigens:
polémique, nom féminin
Débat plus ou moins violent, vif et agressif, le plus souvent par écrit : Une polémique politique qui s'envenime.
Synonymes: discussion - dispute - querelle
Das entspricht einer hart geführten, aber lebendigen Debatte – und ich wüßte nicht, was, wenn die Sache nur danach verlangt, gegen den streiterischen Einsatz für eine ebensolche sprechen würde!
 
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Merke
Der Begriff Polemik unterlag einem Bedeutungswandel. Früher wurde darunter ein rhetorisches Duell zwischen Gelehrten und die Streitkunst verstanden. Heute wird damit meistens ein Streit, der persönlich wird, gemeint.

Wie bitte? (Einmal abgesehen davon, dass ich mir nichts 'merken' muss; das ist für sich genommen schon eine Kampf-Rhetorik: "Merke!" Früher wurde -- Heute wird... )
--> So wie: früher wusste man, dass Hochhäuser nicht einfach so wie Kartenhäuser in 5,4 Sekunden zusammen fallen. Heute weiß man (spätestens seit 9/11), dass man immer aufpassen muss in Städten, wenn über eine dieser Städte eines oder zwei Flugzeuge fliegen... weil man da jederzeit in einem Hochhaus sein könnte, das jederzeit binnen 5,4 Sekunden wie ein Kartenhaus zusammen fallen könnte... (ich frag mich ja inzwischen, warum man überhaupt "Fluchtwege" in den heutigen Hochhäusern aufhängt... weil, in 5,4 Sekunden komm ich nicht mal im Stockwerk bis zur Fluchtstiege.... [die Architekten für 9/11-Truth, und die Leute von der Universität Fairbanks sagen zwar noch heute, dass Hochhäuser einfach nicht 2,25 bis 2,5 Sekunden im freien Fall nach unten fallen können -- aber okay, das US.gov.NIST sagt was anderes...]

{das jetzt, würde ich sagen, war gerade Polemik 😄}

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Ich denke, solange ein gewisser „Grundkonsens“ im Umgang vorhanden ist (wie auch immer der genau festgestellt wird), ist fast alles erträglich.
Und gerade Zuspitzungen helfen ja auch manchmal den ein oder anderen Punkt hervorzuheben.

Ja, so sehe ich es im Prinzip ebenso. Relevant ist der "Grundkonsens"

Von meiner Seite her ist es der, dass ich grundsätzlich niemandem etwas Böses will, und grundsätzlich davon ausgehe, dass auch niemand mir etwas Böses will. Außerdem möchte ich niemanden beleidigen, und ich möchte auch von niemanem beleidigt werden. Und wenn ich über's Ziel hinaus schieße mit einer Aussage, dann entschuldige ich mich danach dafür.

Naja, zumindest eine Person hier hält sich schon seit Monaten nicht an diesen (von mir gerade nach meiner Einschätzung formulierten) Grundkonsens. Aber vielleicht ist das auch nur mein 'Grundkonsens'. Vielleicht haben andere da andere 'Grundkonsense'. {das war jetzt wieder 'polemisch', glaub ich 😅}
 
Weil zu solcher allerdings längst nicht (mehr) jeder in der Lage ist, ist sie inzwischen natürlich schlecht beleumundet. ... entspricht einer hart geführten, aber lebendigen Debatte – und ich wüßte nicht, was, wenn die Sache nur danach verlangt, gegen den streiterischen Einsatz für eine ebensolche sprechen würde!

Ich bin da auch mehr auf der Seite, eine Debatte hart, ordentlich, höflich, auf-den-Punkt, inhaltlich korrekt u.s.w. zu führen. Also genau weder:

(1) genau NICHT: wir haben uns alle lieb... du siehst das so, ich seh das so... aber du kannst es auch anders sehen... weil eigentlich sieht es eh jeder anders... und wenn du's anders siehst als ich... (zum Beispiel Todesstrafe, Recht auf Leben, Recht auf Abtreibung, gleiche Gehälter für gleiche Leistung....) jaaaah, is ja alles net so wichtig... sieht halt jeder ein bisschen anders... die eine Frau wird halt besser bezahlt, die andere schlechter... is halt so... Hauptsache, wir haben uns alle lieb...

{ich glaub, das war jetzt schon wieder polemisch von mir ☺️ }


(2) Problematisch wird es natürlich in den kommunikativen Grau-Bereichen: Also, wenn zB gemobbte Personen von den mobbenden Personen zu hören bekommen, dass sie den Mund halten sollten. Weil sie (die Mobbenden) sie ja nicht mobben würden...

Das ist bei Vergewaltigungen übrigens recht ähnlich. Da erzählen die Vergewaltiger den Vergewaltigten auch oft, dass diese gar nicht vergewaltigt woren seien...

{das jetzt zB ist wiederum keine Polemik von mir. Denn beides sind tatsächliche, aktuelle Probleme; und zwar ziemlich genau so, wie ich sie gerade beschrieben habe.}

kimber22
 
Kommt ein wenig darauf an welche Definition man selber von Polemik hat.
Das habe ich gefunden:

Was ist Polemik? - Definition
Ursprünglich wurde unter Polemik die Kunst des Streitens verstanden. Polemik war somit die Streitkunst, welche häufig zwischen Gelehrten ausgetragen wurde. Während dieses rhetorischen (sprachlichen) Duells wurden Fragen aus verschiedenen Bereichen wie zum Beispiel Literatur, Religion, Philosophie oder Politik diskutiert. Diese Fragen werden auch polemische Fragen genannt.

Heute versteht man unter dem Begriff der Polemik einen unsachlichen Angriff auf etwas oder jemanden. Mit anderen Worten wird mit Polemik ein Streit bezeichnet, der nicht mehr auf einer sachlichen, sondern auf einer persönlichen Ebene geführt wird. Aus diesem Grund wird inzwischen oft etwas Negatives unter Polemik verstanden.

Merke
Der Begriff Polemik unterlag einem Bedeutungswandel. Früher wurde darunter ein rhetorisches Duell zwischen Gelehrten und die Streitkunst verstanden. Heute wird damit meistens ein Streit, der persönlich wird, gemeint.

An alle die hier diskutieren (mit Ausnahme von Kimber22):

Wie ich im ersten Satz geschrieben habe ist das die Definition, die ich im Netz gefunden habe (eins der ersten Google-Ergebnisse) und nicht meine eigene.
Nur als Erklärung, falls hier jemand auch Texte nicht ganz durch liest oder sie einfach nicht verstehen kann. Der Text ist nicht von mir. Ich habe ihn lediglich bei einer Suche gefunden und kopiert.

Wenn jemand (ausgenommen Kimber 22) mit mir über den Inhalt der Aussage näher diskutieren möchte, können wir das natürlich gerne machen.
 
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An alle die hier diskutieren (mit Ausnahme von Kimber22):

Ja, dass du nicht mit mir diskutieren willst, das war mir schon klar, als du angefangen hast, mich in einer Tour nur noch zu beleidigen.

Und als ich geschrieben habe, dass ich nicht beleidigt werden möchte --- und als ich dich dann persönlich angeschrieben habe, um dir auch persönlich zu sagen, dass ich es nicht toll finde, von dir beleidigt zu werden. --> worauf du gesagt hast, dass dir das egal ist, was ich will, weil ich sowieso nur "Bullshit" schreiben würde...

Natürlich kommt nix Vernünftiges dabei heraus, wenn
--> Person A Person B beleidigt, worauf
--> Person B Person A sagt, dass sie in einer Diskussion nicht beleidigt werden will, worauf
--> Person A Person B sagt, dass ihr egal ist, was Person B will... weil Person B ja sowieso "einen geringen IQ" habe und immer nur "Bullshit schreiben" würde...

Wie man in den Wald hinein ruft, sag ich immer nur....

kmb22
 
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