Für wen schreibt ihr?

TiefImWesten

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Oct 12, 2013
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In diesem Verlauf hat @Mayia die Frage nach der Zielgruppe aufgebracht, für die wir schreiben. Ich fasse im folgenden zusammen, was ich hierzu denke:

Sehr lange Zeit stand es für mich außer Frage, jemals irgendetwas Literarisches zu Papier zu bringen, da ich mich dazu nicht befähigt sah. Ich war ganz im Spoerlschen Sinne, ein mittelmäßiger Schüler, und gerade um Deutsch und anspruchsvolle Literatur schlug ich meistens einen Bogen. Ich konsumierte also mehr als dreißig Jahre hier nur.

In 2014 startete ich einen Versuch, eine Fantasie niederzuschreiben und etwas später veröffentlichte hier meine erste Kurzgeschichte. Damals fand ich sie toll und ich wünschte mir sehr, dass viele andere sie ebenfalls so einschätzen würden. Heute weiß ich, sie ist nur unteres Mittelmaß.

Sechs Jahren später wagte ich meinen zweiten Versuch, etwas zu verfassen. Diesmal mit der Absicht, etwas Besseres zu erreichen. Damals war ich so eitel, dass ich unbedingt etwas schreiben wollte, was möglichst vielen gefällt - daher die Kategorie Inzest/Tabu - und nach der Veröffentlichung konnte es für mich nicht schnell genug gehen, bis die Leserzahlen und positiven Bewertungen stiegen. Später erkannte ich, - unter anderem durch die zahlreichen Rückmeldungen -, dass die Geschichte eine Reihe handwerklicher Mängel aufwies. (Die Schlimmsten, denke ich, habe ich inzwischen korrigiert.)

Seit dem geht es mir beim Schreiben immer mehr darum, die Gedankengänge und Handlungen meiner Protagonisten möglichst überzeugend rüber zu bringen, auch auf die Gefahr hin, dass ich mit einer Geschichte weniger erreiche. So bei dem Thema Zwangsheirat in “Tradition und Ehre” oder Geschichte in einer Geschichte in der Erzählung “Die erotische Geschichte”.

Warum bzw. für wen schreibe ich also heute? Ich schreibe, weil es mir Spaß macht, Themen zu beleuchten, die andere so im Detail noch nicht betrachtet haben, und mich dabei von Geschichte zu Geschichte sprachlich zu verbessern. Darüber hinaus macht es mir eine besondere Freude, wenn meine Leserinnen und Leser sich gut unterhalten fühlen, hinterher nicht der Meinung sind, ihre wertvolle Zeit vergeudet zu haben, und mir hinterher schreiben, dass ich weiter machen soll.
 
In meinem Kopf bilden sich dauern irgendwelche Ideen für Geschichten. Vor >>20 Jahren habe ich mal was versucht zu schreiben, das war schlecht und ich ließ das dann wieder. Die Ideen in meinem Kopf führten munter ihr Eigenleben, ohne aufgeschrieben zu werden.

Vor einige Zeit habe ich dann nochmal angefangen. Ab und zu schreibe ich SciFi Kurzgeschichten. Und nun lasse ich auch meine anderen Phatasien 'raus, wenn auch nicht alle ;-) In erster Linie schreibe ich, weil die Gedanken'raus wollen und es mir Spaß macht zu sehen, wie sich eine Geschichte entwickelt. Ich lasse den Charakteren viele Freiheiten. Nur wenige Geschichten hatten einen vorher festgelegten Ablauf. In letzter Zeit experimentiere ich ein bisschen mit den Themen.

Ob ich damit viele Sterne bekomme, ist da erstmal völlig uninteressant. Es ist nice to have, aber etwa so aussagefähig wie die alten Energieeffizienzklassen, die sich fast 20 Jahre lang zwischen A+ und "triple A +++*" bewegten. In meiner Nische erwarte ich weder viele Follower, noch viele Klicks. Ich bekomme Feedback, bei den Geschichten und ab und zu per PM, das zeigt mir, dass ich jemanden damit erreiche. Wieviele das sind, ist für mich erstmal sekundär.
 
Ich schreibe für alle die eine gute Zeit beim lesen haben. Eine echte Zielgruppe habe ich dabei aber nicht. Zum aktuellen Zeitpunkt werde ich sowieso erstmal reale Erlebnisse niederschreiben, kann also eh nur bedingt eine Zielgruppe ansprechen.

Natürlich schreibe ich aber auch für mich, weil ich glaube, dass ich Dinge erlebt habe die nicht gerade alltäglich sind (zumindest glaube ich das) und ich mich auch selbst sehr gern daran zurückerinnere. Das macht mir einerseits beim Schreiben spaß und andererseits ists auf dem Wege quasi dokumentiert für alle Zeiten :)

-Juicy
 
In erster Linie schreibe ich tatsächlich für mich. Es hält mich geistig fit, hat eine kathartische Wirkung und verschafft mir als solches ohne Weiteres, wie z.B. veröffentlichen, eine gewisse Befriedigung.

Dies der "ausschliesslich egoistische" Teil.

Dass dann andere Freude an meinem Geschreibsel haben können, ist ein toller Bonus und ganz bestimmt auch ein Motivationsschub.

Das ist dann der "altruistische Egoismus": Ich tue etwas für mich, dass gleichzeitig einen Wert für andere hat.

Liebe Grüsse
Djinn
 
Erst mal Danke @ TiefimWesten für diesen Thread :) Wenn ich ehrlich, als Mayia den Vorschlag dazu gemacht hat, habe ich bei mir gedacht: Nette Idee, aber na ja - das wird wohl keine lange Diskussion. Ich schreibe halt für mich, und wenn es jemandem gefällt, oder ich das eine oder andere Kompliment bekomme, soll´s mir recht sein. So, alles gesagt.

Aber TiefimWesten zeigt hier doch, dass es da mehr Aspekte gibt. Und er gibt immer ein paar Einblicke darüber raus, und bei den meisten nicke ich und denke mir: Geht / ging mir auch so :)

Zum Thema: Ich denke, bei der Frage, für wen man schreibt, muss man unterscheiden, bzw. es gibt mehrere Aspekte.

Ich kann die Frage darauf reduzieren, ob ich (primär) für mich selber schreibe, oder für die - undifferenzierten - anderen, sprich: meine Leser. Das erinnert mich spontan am meine sporlichere Vergangenheit, als mich mich mal an einen Marathon getraut habe. Da stand dann ein ganzer Haufen Läufer am Start, es gab Programm, und natürlich auch einen Ansager/Einpeitscher. Und der Ansager beschreibt die Vorbereitung, und dass man einen langen Atem braucht, um das nötige Trainingspensum runter zu reißen. Wie quälend die langen Läufe sein können, die Teil der Vorbereitung sind, und wie anstrengend und zeitraubend das alles ist. Und dann brüllt er plötzlich laut ins Mikro, und alle scheinen drauf zu warten:
Und warum tut ihr euch das an!? Für Volk und Vaterland?
Chor der Läufer: "Nein!"
Ansager: Kriegt ihr etwa Geld dafür?
Chor der Läufer: "Nein!!"
Ansager: Und warum macht ihr so was dann?
Chor der Läufer, brüllend: "Für uns allein!!!"
Fand ich beeindruckend, und ich habe gerne mitgebrüllt. Das Ding ist nur: Man muss es erst mal selber wollen, aber alleine macht es nur den halben Spaß. Ich trainiere allein, aber so ein Lauf wird erst duch die vielen anderen, mit denen man ihn teilen kann, richtig gut. Man läuft unwillkürlich schneller, wenn man an der Trommlergruppe vorbei kommt. Und ich kenne keinen, der nicht noch einmal das Letzte aus sich raus holt und hundert Meter vor der Ziellinie Gas gibt, wenn links und rechts die Leute "Go, go, go!" brüllen.
So viel zu dem Aspekt.

Der andere ist: Versuche ich bestimmte Zielgruppen anzusprechen, wenn ja warum, und wie? Die Frage stellt sich dann, wenn man für sich zu dem Ergebnis kommt, dass man bei aller eigenen Lust am Schreiben eben doch die Bühne braucht, den Leser. Will ich mehr Menschen erreichen? Was mache ich dafür - versuchen, bei dem, was ich schreiben will, immer besser zu werden? Statt mich zu verfeinern, oder zumindest parallel, mein Spektrum erweitern, was anderes schreiben, wie es Mayia wohl gerade vorgemacht hat? Was steht dabei im Vordergrund - der Wunsch, meine Fähigkeiten auszubauen, oder meine Leserschaft? Ich glaube, das muss ich erst mal selber drüber nachdenken.
 
Last edited:
Ich habe keine Lust, über mich zu berichten - am Ende muss ich mich wieder rechtfertigen, warum ich überhaupt veröffentliche.

Daher ein paar allgemeine Gedanken:

Möchte ich ein anspruchsvolles Zielpublikum erreichen oder ist mir jeder Leser recht?

Schiele ich auf lobende Kommentare und gute Votings oder ist mir das egal?

Veröffentliche ich in besonders beliebten Kategorien, weil nur die viele Leser und positives Feedback versprechen?

Möchte ich zeigen, wie flexibel ich bin, und veröffentliche ich daher in allen möglichen Kategorien?

Wofür möchte ich Anerkennung erhalten? Für die Textqualität, die Originalität der Idee oder für die Geschichte selber?

Gehe ich auf Leserwünsche ein und schreibe das, was gewünscht wird, oder sind mir die Erwartungen egal und schreibe, was mir wichtig ist?

Möchte ich mich so gut es geht präsentieren oder lasse ich die letzten Prozente liegen, weil sie mir nicht wichtig sind (z.B. Rechtschreibung)?


Die Punkte passen nicht alle auf die Frage nach der Zielgruppe. Ich finde aber auch den Eingangspost des Threads nicht eindeutig, weil hier auch die Frage thematisiert wird, warum man schreibt bzw. veröffentlicht.

swriter
 
In erster Linie habe ich damals angefangen Storys zu schreiben, weil in meiner Lieblingssparte Fantasy/Porno recht wenige Geschichten im Deutschsprachigen Bereich eingestellt waren. Also Storys, die ich quasi selber gerne lesen würde. Leserzahlen haben da eigentlich keine Rolle gespielt. Ich hatte mich auch nie so richtig damit beschäftigt wie viele Leser hier so Storys im schnitt lesen. Ich hatte so mit 50 bis 100 Zugriffen gerechnet.
Als ich dann man irgendwann in die Statistik gesehen habe war ich sehr überrascht, dass hier eher Tausend bis zu mehreren Zehntausend die Regel sind. Gut, wenn man die Bots abzieht sind es vielleicht etwas weniger.
Dann habe ich mir mal vorgestellt wie viele Menschen 40-70.000 sind. Das ist ein ganzes Stadion voll Menschen, die zumindest angefangen haben eine Story von mir zu lesen. Sehr beeindruckend.
Das und der Wunsch mich zu verbessern haben mich das weiterschreiben lassen.
Mittlerweile habe ich aber die Lust am Veröffentlichen irgendwie verloren. Derzeit schreibe ich nur im privaten Bereich ohne zu veröffentlichen. Am liebsten zu zweit, quasi als abwechselndes Rollenspiel. Das hat den Vorteil, daß mich der Verlauf der eigenen Story dann selber überrascht.
 
Ich habe keine Lust, über mich zu berichten - am Ende muss ich .. wieder .... Daher ein paar allgemeine Gedanken:
...
Die Punkte passen nicht alle auf die Frage nach der Zielgruppe. Ich finde aber auch den Eingangspost des Threads nicht eindeutig, weil ...

Na jetzt bin ich aber wieder ein bisschen baff. Denn für mich ist die Frage: Für wen schreibt ihr? eigentlich schon ziemlich eindeutig... :rolleyes::unsure:

Viel "eindeutiger" als mit
(1) einer Frage-Einleitung am Anfang des Satzes ("Für wen") , dann der
(2).Pers. Plural ("schreibt ihr") und dann
(3) einem Fragezeichen am Ende der Frage...
--> kann man in der dt. Grammatik eine Frage eigenlich nicht mehr eindeutiger ausdrücken...
https://deutsch.lingolia.com/de/grammatik/satzbau/fragen

Aber du hast die Frage eigentlich eh schon beantwortet, gleich in deinem ersten Satz:

Ich habe keine Lust, über mich zu berichten...
... bevor du dann 8 Gedanken gebracht hast über Dinge, nach denen keiner gefragt hat....

kk/22
 
Ich finde die Punkte von swriter gut. Das sind wertvolle Denkanstöße.
Nur weil es ein einziger /einzige nicht versteht, heißt es ja nicht, dass es nicht wertvoll oder gut wäre. Ich kann nachvollziehen, warum er es allgemein halten und nicht auf sich beziehen will.
 
Also ich sage jetzt erstmal provokant:

Wer veröffentlicht, schreibt nicht primär für sich selbst.
Das mag man gerne behaupten, ich denke aber, dass das nicht stimmt.

@Zenobit beschreibt einen glaubwürdigen Verlauf. Über die Zeit hat bei ihm die „Lust“ zu veröffentlichen nachgelassen. Die ehrliche Konsequenz ist dann nicht mehr zu veröffentlichen.

Das wäre also mein Ausgangspunkt. Wer veröffentlicht, wendet sich an ein Publikum.
Und daher rühren dann auch meine Gedanken nach der Zielgruppe.

Auch ich habe am Anfang gedacht, dass ich vor allem für mich schreibe. Meine Fantasien und Ideen, die ich hier in der Form nicht gefunden habe.
Aber dann erhält man Rückmeldungen, Feedback. Man stellt fest, dass die eigenen Geschichten gelesen, wahrgenommen werden.
Und damit bildet sich ein Publikum. Es gibt Menschen, die einem bewusst folgen, also daran interessiert sind, was weiteres von mir folgt. Menschen, die sich die Zeit nehmen das zu lesen was ich schreibe.
Ich hätte auch Kommentare und Votings ausstellen können und meine Geschichten für sich stehen lassen.
Habe ich aber nicht.

Ich hätte auch darauf pfeifen können wie viele Leute meine Geschichten lesen, wie viele mir folgen und wie die Geschichten bewertet werden.
Und ich hätte mir auch jegliche Diskussion in diesem Forum sparen können.

Habe ich aber alles nicht, weil mich das alles natürlich trotzdem interessiert. Nicht in dem Sinne, dass ich davon abhängig bin. Mittlerweile weiß ich wie mein Stil ankommt. Ich kann abschätzen wie eine Geschichte in etwa bewertet wird.
Aber ich habe auch festgestellt, dass man sich, wenn man einfach so weitermacht, keine signifikant neuen Leserschichten erschließt.

Und darum die Frage nach der Zielgruppe. Wer sind diese LeserInnen, die mir folgen und meine Geschichten gerne lesen und wen gibt es da noch, der oder die meine Geschichten einfach noch nie gefunden hat, weil sie zu lang sind, in der falschen Kategorie geschrieben sind, etc.

Darüber denke ich gerade einfach mal nach.

Und bevor jetzt wieder alle sagen, warum gerade sie es sind, die eben doch primär nur für sich selbst schreiben. Denkt doch auch mal da drüber nach und lasst uns an euren Gedanken teil haben.

Lieben Gruss
Mayia
 
Also ich sage jetzt erstmal provokant:

Wer veröffentlicht, schreibt nicht primär für sich selbst.
Das mag man gerne behaupten, ich denke aber, dass das nicht stimmt.

@Zenobit beschreibt einen glaubwürdigen Verlauf. Über die Zeit hat bei ihm die „Lust“ zu veröffentlichen nachgelassen. Die ehrliche Konsequenz ist dann nicht mehr zu veröffentlichen.

Das wäre also mein Ausgangspunkt. Wer veröffentlicht, wendet sich an ein Publikum.
Und daher rühren dann auch meine Gedanken nach der Zielgruppe.

Auch ich habe am Anfang gedacht, dass ich vor allem für mich schreibe. Meine Fantasien und Ideen, die ich hier in der Form nicht gefunden habe.
Aber dann erhält man Rückmeldungen, Feedback. Man stellt fest, dass die eigenen Geschichten gelesen, wahrgenommen werden.
Und damit bildet sich ein Publikum. Es gibt Menschen, die einem bewusst folgen, also daran interessiert sind, was weiteres von mir folgt. Menschen, die sich die Zeit nehmen das zu lesen was ich schreibe.
Ich hätte auch Kommentare und Votings ausstellen können und meine Geschichten für sich stehen lassen.
Habe ich aber nicht.

Ich hätte auch darauf pfeifen können wie viele Leute meine Geschichten lesen, wie viele mir folgen und wie die Geschichten bewertet werden.
Und ich hätte mir auch jegliche Diskussion in diesem Forum sparen können.

Habe ich aber alles nicht, weil mich das alles natürlich trotzdem interessiert. Nicht in dem Sinne, dass ich davon abhängig bin. Mittlerweile weiß ich wie mein Stil ankommt. Ich kann abschätzen wie eine Geschichte in etwa bewertet wird.
Aber ich habe auch festgestellt, dass man sich, wenn man einfach so weitermacht, keine signifikant neuen Leserschichten erschließt.

Und darum die Frage nach der Zielgruppe. Wer sind diese LeserInnen, die mir folgen und meine Geschichten gerne lesen und wen gibt es da noch, der oder die meine Geschichten einfach noch nie gefunden hat, weil sie zu lang sind, in der falschen Kategorie geschrieben sind, etc.

Darüber denke ich gerade einfach mal nach.

Und bevor jetzt wieder alle sagen, warum gerade sie es sind, die eben doch primär nur für sich selbst schreiben. Denkt doch auch mal da drüber nach und lasst uns an euren Gedanken teil haben.

Lieben Gruss
Mayia
Zumindest hier. Wer professionell schreibt um damit Geld zu verdienen hat ja auch noch einen anderen Anreiz und somit auch noch einen gewissen Druck veröffentlichen zu müssen. Da richtet man sich vielleicht auch etwas mehr nachdem was viel und gerne gelesen wird. Man richtet sich dann vielleicht eher nach einer Zielgruppe, die man erreichen will.
Als "Hobbyschreiber" ohne finanzielle Interessen kann das natürlich auch der Fall sein. Wenn man viel wert darauf legt, daß die Klickzahlen möglichst hoch sind schreibt man vielleicht so oder veröffentlicht in einer Genrespalte die häufig gelesen wird. Ist ja nichts Verwerfliches....
 
Also ich sage jetzt erstmal provokant:

Wer veröffentlicht, schreibt nicht primär für sich selbst.
Das mag man gerne behaupten, ich denke aber, dass das nicht stimmt.
Liebe @Mayia

Ich hoffe, Dir ist bewusst, wie arrogant das rüberkommt. Schliesslich gehst Du hier tatsächlich davon aus, die Gedanken und Beweggründe anderer besser zu kennen, als diese es selbst tun.
Erinnert mich ein wenig an jene Art von Christen die behaupten, Atheisten würden allesamt lügen, wenn sie sagen, sie würden nicht an Gott glauben und dies nur tun würden, um ohne Gewissensbisse sündigen zu können.

Du magst mir glauben schenken oder auch nicht - ist schlussendlich Wurscht.

Ich schreibe primär für mich. Ich will die Geschichte "raus aus meinem Kopf haben". Ich will bestimmte Gedankengänge und Gefühle in Worte giessen. Ich brauche das. Zum mindestens vierten Mal hier im Forum: Ich schreibe, weil ich muss. Weil ich den Drang dazu verspüre.

Zugegeben: Ein Publikum kann ein berauschender Nebeneffekt sein. Es kann (bei mir) die Motivation zu schreiben verstärken. Aber es ist nicht dessen Ursache, und daher nicht primär.

TLDR: Deine Anmassung weise ich entschieden zurück.

Liebe Grüsse
Djinn
 
Ich denke das kann jeder nur für sich behaupten. Man könnte höchstens eine Tendenz anhand aller abgegebenen Antworten rauslesen. Aber die wäre wohl nur wirklich aussagekräftig wenn sich um einiges mehr Leute äußern würden. Bei 1000 antworten hättest du wohl eine recht verlässliche Tendenz. Anhand der paar Antworten wäre das für mich schwierig allgemein zu beantworten.
 
;-)

Mal anders gefragt. Schreibst du auch ohne zu veröffentlichen? Und falls ja, wonach entscheidet es sich, ob du etwas veröffentlichst oder nicht?

Lieben Gruss
Mayia
Liebe @Mayia

Schon klar, dass Du provozieren wolltest - auf mich wirkt es indes in letzter Zeit so, als wolltest Du dies (das Provozieren) ziemlich oft.

Ja, ich schreibe auch ohne zu veröffentlichen. Weder ist jeder meiner Gedanken, noch jede meiner Phantasien für die Öffentlichkeit geeignet. Solche "Schriften" sind tatsächlich nur für mich und unterscheiden sich dahingehend von einem Tagebuch, weil sie keine "äussere Realität" beschreiben (womit wir auf die Tangente geraten würden, wie "real" eigene Gedanken sind). Solche Dinge sind sozusagen eine Art von "Protokoll", anhand denen ich später feststellen kann, wie ich zu einem bestimmten Zeitpunkt "drauf war".

Bei anderem, was ich nicht als "zu persönlich / zu privat" erachte, überlege ich dann, ob es irgendjemanden (abgesehen von mir selbst) interessieren könnte, was ich da schreibe. Kann ich die Frage mit ja beantworten, dann wird es, nach Lust, Laune und Tagesform, veröffentlicht - oder auch eben nicht.

Liebe Grüsse

Djinn
 
;-)

Mal anders gefragt. Schreibst du auch ohne zu veröffentlichen? Und falls ja, wonach entscheidet es sich, ob du etwas veröffentlichst oder nicht?

Lieben Gruss
Mayia

Jetzt doch mal auf mich bezogen.

Von 2005 bis 2012 habe ich Hunderte Geschichten geschrieben, die ich nicht veröffentlicht habe. Die meisten von denen habe ich auch später (nachdem ich auf Literotica aktiv wurde) nicht veröffentlicht, weil ich sie für qualitativ nicht gut genug halte.

Aktuell liegen um die 70 fertigen Geschichten auf meiner Festplatte (die ich in den letzten Jahren geschrieben habe), die ich umgehend veröffentlichen könnte, was ich aber nicht mache. Würde ich für Leser schreiben, hätte ich die Storys doch längst unter das Volk gebracht, oder?

Ich schreibe und veröffentliche regelmäßig Geschichten in der Kategorie Spielzeug & Selbstbefriedigung. Mit diesen Texten erreiche ich einen Bruchteil der Leser, die ich mit Familiengeschichten erreichen würde. Ginge es mir ausschließlich um Views, gute Bewertungen, lobende Kommentare, viele Follower, müsste ich ausschließlich Inzestgeschichten schreiben. Also nein - ich schreibe nicht, um die Erwartungen der Leser zu erfüllen oder sie für mich zu begeistern. Ich schreibe, was ich für richtig halte. Wenn ein paar Tausend Leser das ebenfalls für richtig halten, dann ist das ein netter Bonus.

Und natürlich lässt man seine Geschichten bewerten und lässt Kommentare zu. Würde man das nicht tun, könnte man ja gleich die Veröffentlichung sein lassen, weil es null Feedback geben würde.

Und ja - natürlich fühlt es sich gut an, wenn Leser positives Feedback geben. Dieses Feedback kann motivierend wirken. Ohne das Feedback hätten viele Autoren wahrscheinlich niemals Hunderte Geschichten geschrieben. Man sollte nicht so tun, als hätten die Abnehmer für die Geschichten keine Auswirkung auf die Motivation und den zeitlichen Aufwand, den ein Autor betreibt. Ohne Leser, welche die Geschichten lesen, würden viele der Geschichten nicht geschrieben worden sein. Insofern darf man die Rolle der Leser auf Literotica nicht unterschätzen, sollte sich als Autor aber auch nicht zum Sklaven der Erwartungen der Leser machen, sondern seinen Prinzipien treu bleiben.

swriter
 
@ Mayia: Hm. Ich denke, du hast insoweit einen Punkt, als der Schritt in die Öffentlichkeit, das gelesen und gesehen werden für die meisten hier eine wesentliche Rolle spielt. Für mich auch. Wäre das anders, könnte ich es ja wie Zenobit machen und meine Texte auf der Festplatte verschimmeln lassen. Runtertippen, speichern, gut. Mache ich aber nicht, zumindest schreibe ich nicht mit dem Vorsatz.

(Anmerkung @ Zenobit: Verschimmeln bloss nicht falsch verstehen - ich finde das total interessant, und in vieler Hinsicht bewundernswert selbstgenügsam, was du machst :cool:)

Aber: Wenn ich mich frage, ob ich etwas anders schreiben würde als ich es für richtig oder gut halte, nur um eine höhere Bewertung zu erzielen, ist die Antwort ein klares "nein". Ich freue mich über die Anerkennung anderer. Ich berücksichtige Kritik. Aber immer und zu jedem Zeitpunkt möchte ich * meine * beste Geschichte schreiben. Ich würde sie nicht auf eine Weise ändern, von der ich nicht absolut überzeugt bin, dass sie die Geschichte besser macht - besser meiner Meining nach, ganz subjektiv - nur um eine höhere Bewertung zu erzielen. Das würde mir jede Freude daran nehmen. Mich soweit gehend an den Maßstäben und der Meinung anderer auszurichten führt dazu, dass das vom Hobby zur Arbeit wird. Und dafür will ich Geld.

Ich bin tatsächlich auch noch nicht auf den Gedanken gekommen, in einer Kategorie zu veröffentlichen, zu der ich gar keinen Zugang habe. Insofern war ich überrascht, dass jemand in die Richtung geht. Ich würde das tun, um mich auszuprobieren, aber nicht, damit ich mehr Leser, clicks, Follower generiere. Nicht, weil mir die anderen so egal sind, ich so wundervoll autark und selbstbestimmt bin, sondern weil mir das keine Freude macht.

In Summe: Die Wahrheit muss da irgendwo dazwischen liegen. Oder liegt da jedenfalls für mich.

Sehr interessant finde ich übrigens, dass es hier doch einige gibt, die Texte verfassen, die nie für die Öffentlichkeit bestimmt sind.
 
Nun heben wir die Diskussion vielleicht mal auf eine leicht andere Ebene.

Auch wenn jemand primär für sich selbst schreibt, hat er damit ja automatisch eine Zielgruppe (wenn auch eine sehr kleine ;-) ).

Aber darum geht es mir eigentlich bei dieser Frage.

Was ist meine Vorstellungen der Menschen, die meine Geschichten lesen und mögen.

Da wären also in erster Linie Menschen, die ähnlich denken und empfinden wie ich. Denn die sollten ja ähnliches gut finden, was ich auch gut finde.

Dadurch erreiche ich also eine Gruppe von Menschen mit ähnlichen Interessen, einem ähnlichen Sprachgefühl etc.
Natürlich erreicht man auch Menschen, die anders ticken. Die das was ich produziere dann vielleicht trotzdem interessant finden, weil sie sowas gar nicht kennen. Oder die es einfach nicht mögen.

Wenn ich meine Hauptzielgruppe bin, definiert also meine soziale/mentale „Blase“ meine Zielgruppe.
Und momentan frage ich mich, ob es da noch mehr Menschen gibt, die meine Geschichten mögen könnten, aber nicht in meiner Blase sind oder nicht aus ihrer herauskommen.

Lieben Gruss
Mayia
 
Wenn ich meine Hauptzielgruppe bin, definiert also meine soziale/mentale „Blase“ meine Zielgruppe.
Und momentan frage ich mich, ob es da noch mehr Menschen gibt, die meine Geschichten mögen könnten, aber nicht in meiner Blase sind oder nicht aus ihrer herauskommen.

Lieben Gruss
MaMayia
Liebe @Mayia

Wenn Du (oder sonst jemand, der hier Geschichten veröffentlicht) nicht ein absolut asozialer Mensch bist, dann weist Deine Blase jede Menge Schnittpunkte mit Blasen anderer Menschen auf - und selbst asoziale Menschen könnten mit ihrer Blase dennoch Schnittpunkte mit den Blasen anderer aufweisen (wenn auch, vermutlich, nicht so viele).

Menschen mit denen Deine Blase überhaupt keine Schnittpunkte besitzt... nun, vermutlich wirst Du diese mit Deinen Geschichten nicht, oder nur schwerlich, erreichen - es sei denn, Du setzt Dir dies bewusst als Ziel.

Frage: Könntest Du beispielsweise, zum obengenannten Zweck, eine Story schreiben, die rechtsradikale Tendenzen anspricht? Oder eine Story, in der Misogynie positiv dargestellt wird?

TLDR: Du kannst Leute nicht dazu bringen, Deine bereits geschriebenen Geschichten zu mögen, wenn kein Blasenschnittpunkt da ist. Aber Du könntest vielleicht neue schreiben, die in die entsprechende Blase passen. Die Frage ist, ob Du das willst.

Liebe Grüsse

Djinn
 
dann weist Deine Blase jede Menge Schnittpunkte mit Blasen anderer Menschen auf

So wird es sein.
Das heißt aber noch lange nicht, dass ich diese Menschen auch erreiche.
Weil sie vielleicht primär in anderen Kategorien unterwegs sind. Weil sie lieber kurze Geschichten lesen, weil sie nur durch Zufall auf meine Geschichten stoßen etc.

Und darüber denke ich gerade nach.

Lieben Gruss
Mayia
 
So wird es sein.
Das heißt aber noch lange nicht, dass ich diese Menschen auch erreiche.
Weil sie vielleicht primär in anderen Kategorien unterwegs sind. Weil sie lieber kurze Geschichten lesen, weil sie nur durch Zufall auf meine Geschichten stoßen etc.

Und darüber denke ich gerade nach.

Lieben Gruss
Mayia

Muss man denn möglichst viele Leser erreichen?

Ich erreiche keine Leser, die lange, tiefgründige und romantische Geschichten mögen.

A) Ich finde mich damit ab.
B) Ich schreibe lange, tiefgründige und romantische Geschichten, obwohl ich da gar kein Bock drauf habe.

Ich entscheide mich für A).

Wenn du die Anzahl deiner Leser erhöhen möchtest, kann ein Weg sein, mal etwas vollkommen anderes zu versuchen. Aber wirst du damit auch glücklich?

Ich möchte an @helios53 erinnern, mit dem ich über Jahre die ein oder andere fruchtbare Diskussion geführt habe. Leider ist er bereits verstorben. Helios53 hat sich stets geweigert, Inzestgeschichten zu schreiben. Dann ist er irgendwann über seinen Schatten gesprungen und hat doch das Genre bedient. Was ist passiert? Seine Familiengeschichte war so erfolgreich wie keine andere Story von ihm zuvor. Es kann also Sinn machen, sich mal ganz anders zu orientieren.

swriter
 
Muss man denn möglichst viele Leser erreichen?

Natürlich muss man das nicht.
Aber sogar du postest ja regelmäßig zB Statistiken darüber, welcher Autor bzw. welche Autorin hier die meisten follower hat.

Warum würdest Du das tun, wenn es nicht auch eine gewisse Relevanz für dich hätte?
Würdest du diese Statistik führen, wenn du selber nicht dort auftauchen würdest?

Es geht mir auch nicht um mehr Follower. Es geht mir im Moment darum zu überlegen was für Menschen das sind, die meine Geschichten lesen.

Sowieso geht es mir gar nicht darum nur das eine oder andere als Motiv warum man schreibt festzulegen. Und mein Glück hängt davon schon gar nicht ab.

Wer mich kennt, der weiß, dass ich gerne den goldenen Mittelweg suche. Und um diesen zu finden höre ich mir gerne andere Meinungen an. Auch gerne provokante.

Lieben Gruss
Mayia
 
Zenobit machen und meine Texte auf der Festplatte verschimmeln lassen. Runtertippen, speichern, gut. Mache ich aber nicht, zumindest schreibe ich nicht mit dem Vorsatz.

(Anmerkung @ Zenobit: Verschimmeln bloss nicht falsch verstehen - ich finde das total interessant, und in vieler Hinsicht bewundernswert selbstgenügsam, was du machst :cool:)
Da hast du ein wenig falsch gelesen. Ich hatte geschrieben, daß ich mit jemandem zusammen an den Storys als Art Rollenspiel schreibe. Es ist also nicht nur für mich. Man könnte halt nur sagen, daß der Kreis der Leser sehr elitär klein ist, also neben mir nur ein einziger Leser bzw. Leserin.
Könnte ich ja zusätzlich auch noch veröffentlichen! Ja, das stimmt. Ich veröffentliche aber grundsätzlich nur Sachen die ich zu 100% selber geschrieben habe. Daher verzichte ich darauf.
 
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