Wozu dient Kritik und wann ist sie sinnvoll?

swriter

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Feb 19, 2013
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Weil das Thema in anderen Threads aufgekommen ist, wollte ich es gezielt zur Sprache bringen. Ich hatte überlegt, einen Beitrag unter "How To" zu verfassen, mit dem ich ein paar mehr User erreicht hätte, dafür würde hier im Forum vielleicht eher diskutiert werden.

- Wozu dient Kritik überhaupt?

Hier sehe ich verschiedene Ansätze. Kritik kann dem Autor helfen, seine Geschichten und seine Schreibfertigkeiten zu verbessern.
Kritik kann aber auch einfach nur für den Leser da sein, um dessen Unzufriedenheit und Enttäuschung oder sogar dessen Frust loszuwerden.

- Was nützt Kritik, wenn diese nicht erwünscht ist?

Jeder Autor hat die Möglichkeit, die Kommentarfunktion zu seinen Geschichten zu deaktivieren. Dann gibt es allerdings auch keine positiven Rückmeldungen mehr. Die wenigsten Autoren geben in einem Vorwort zu ihren Texten bekannt, ob sie kritische Wortmeldungen wünschen. Kaum jemand sagt, ob er sich verbessern möchte und Hinweise und Tipps gerne entgegen nimmt.

Wenn es nach mir ginge, müsste jeder Autor beim Einreichen seines Textes eine Frage beantworten.

"Möchtest du Kritik erhalten?"

Mögliche Antworten:

"JA, bitte gebt mir Kritik, ich will mich verbessern."
"NEIN, haut ab damit, ihr Klugscheißer."

- Wann ist Kritik sinnvoll?

Ist es sinnvoll, den Autor auf einen Komma-Fehler in seinem Text aufmerksam zu machen? Macht es Sinn, den Autor auf zahlreiche Komma-Fehler in seinem Text hinzuweisen? Oder macht es vielleicht mehr Sinn, dem Autor zu erklären, worauf er bei der Zeichensetzung achten soll? Oder macht es Sinn, dem Autor Internetseiten an die Hand zu geben, mit deren Hilfe er an sich arbeiten kann?

Ist es sinnvoll, dem Autor Alternativszenarien an die Hand zu geben, nachdem die Geschichte bereits geschrieben wurde? Wird erwartet, dass der Autor die Geschichte überarbeitet und sie anders enden lässt? Kann der Autor mithilfe der Hinweise auf eine frühere Geschichte etwas davon bei aktuellen Texten mitnehmen?

Ist es sinnvoll, einzelne Formulierungen zu kritisieren, die nicht gleichzeitig generelle Schwächen im Text darstellen?
Für mich macht es einen Unterschied, ob man wiederkehrende Fehler in den Texten anspricht oder ob man weniger geglückte Worte oder Sätze kritisiert, die beim nächsten Mal ohnehin anders formuliert werden. Können selbst speziell auf den einen Text zugeschnittene Hinweise auf Formulierungen helfen, es bei zukünftigen Texten besser zu machen oder ist es zu schwierig, aus dem Individuellen etwas Allgemeines abzuleiten?

- Welche Kritik bringt dem Autor am meisten?

Bei meiner langjährigen "Schreibkarriere" auf Literotica habe ich am meisten von Hinweisen auf wiederkehrende Fehler im Text profitiert. Manchmal waren es Hinweise auf Rechtschreibfehler (das/dass), manchmal war es ein Hinweis wie "man kann die Beine beim Spreizen nur in eine Richtung bewegen, daher macht "Beine auseinander spreizen keinen Sinn - Beine spreizen genügt". An anderer Stelle gab es Hinweise auf überflüssige Füllwörter oder Wortwiederholungen.
All das sind wiederkehrende "Fehler", die man in allen Texten machen wird, wenn einem niemand erklärt, dass es falsch ist bzw. optimiert werden könnte.

Von Hinweisen zu den Geschichten selber habe ich selten profitiert. Oftmals hätten sich Leser einen anderen Verlauf der Geschichte gewünscht, ein anderes Ende oder hätten manche Szene gerne anders beschrieben bekommen. Hier waren aber kaum Hinweise dabei, die ich für zukünftige Geschichten hätte verwenden können. Tipps, wie man grundsätzlich eine Geschichte schreibt, wie man den Text aufbauen muss, was zu einer gut ausgearbeiteten Geschichte gehört, gab es selten, wenn überhaupt.


Wie seht ihr das Thema Kritik? Wann macht Kritik eurer Meinung nach Sinn und wann lohnt es sich nicht, einen Kommentar unter eine Geschichte zu schreiben? Welche Art von Kritik bringt einem Autor am meisten? Wie kann der Autor sich am ehesten verbessern?

Vielleicht können wir das Thema ja neutral halten und landen nicht wieder bei der Frage, ob der Autor swriter kritikfähig ist und ob man seine Geschichten kommentieren sollte. ;)

swriter
 
Hm... ich habe auch gerade deinen Antwortkommentar zu TiefImWesten gelesen.

Kritik macht Sinn, wenn ein Autor daran interessiert ist, sich zu verbessern und sich wünscht, auf mögliche Schwächen aufmerksam gemacht zu werden.

Ob ihm allerdings mit öffentlicher Kritik dann so sehr geholfen wird, sei dahingestellt. Da würde ich eher vermuten, dass Kritik von einer kompetenten Person des Vertrauens im privateren Setting sinnvoller wäre, also zum Beispiel einem erfahrenen Lektor. In dem Prozess lohnt die Detailkritik dann eben auch insofern, als Änderungen sofort für die angesprochene Geschichte umgesetzt werden könnten, wenn sie nachvollzogen werden können.

Oder halt ein Beta-Leser. Ich habe mit beidem früher gute Erfahrungen gemacht.

Detailkritik kann aber sicher hilfreich sein, vermutlich mehr als globale Aussagen, was ohne konkrete Beispiele nicht geht. Wenn du jemanden mitteilst, manche Formulierungen wirken etwas ungelenk, wird sich die Person zurecht fragen, welche. Andererseits kann schnell der Eindruck entstehen, dass vermeintliche Schwächen an den Pranger gestellt werden.

Mir persönlich ist Kritik nicht wichtig, nicht dass ich glaube, es ließe sich nicht jede Menge bei meinen Geschichten verbessern, das Gegenteil ist sicher der Fall, aber es macht insofern keinen Sinn, als meine Herangehensweise ans Schreiben nichts mehr mit Planung oder Umsetzung zu tun hat. Mit anderen Worten, meine Geschichten schreiben/schrieben sich selbst, ich greife da in der Regel nicht ein.
 
Ob ihm allerdings mit öffentlicher Kritik dann so sehr geholfen wird, sei dahingestellt. Da würde ich eher vermuten, dass Kritik von einer kompetenten Person des Vertrauens im privateren Setting sinnvoller wäre, also zum Beispiel einem erfahrenen Lektor. In dem Prozess lohnt die Detailkritik dann eben auch insofern, als Änderungen sofort für die angesprochene Geschichte umgesetzt werden könnten, wenn sie nachvollzogen werden können.

Meine Kritiken bei anderen Autoren waren stets öffentlich.

Zum einen, weil ich mir vorstellen kann, dass es einige stille Mitleser gibt, die den ein oder anderen Tipp aufschnappen könnten. Der wichtigste Punkt für mich ist aber: Der Autor wünscht öffentliche Kommentare. Und wenn er Lob und Zuspruch haben will, muss er auch mit Tadel leben.

Ich halte nichts davon, Lob öffentlich zu machen und Kritik in privaten Nachrichten zu verstecken. Zumal das ja auch das Gesamtbild verzerrt. Da stehen dann am Ende zehn Lobpreisungen unter der Geschichte und der Eindruck entsteht, alle sind begeistert, dabei haben fünf Leser eine ganze Menge Kritik ausgeschüttet, die aber nicht sichtbar ist.

Und ja, man kann sich an den Pranger gestellt fühlen, wenn jeder nachlesen kann, was man alles falsch gemacht hat. Aber hey - da hat jemand seinen Text ins Internet gestellt - womit hat er denn gerechnet? Dass alle lieb und nett zu ihm sind und ihn über den grünen Klee loben?

swriter
 
Meine Kritiken bei anderen Autoren waren stets öffentlich.

Zum einen, weil ich mir vorstellen kann, dass es einige stille Mitleser gibt, die den ein oder anderen Tipp aufschnappen könnten. Der wichtigste Punkt für mich ist aber: Der Autor wünscht öffentliche Kommentare. Und wenn er Lob und Zuspruch haben will, muss er auch mit Tadel leben.

Ich halte nichts davon, Lob öffentlich zu machen und Kritik in privaten Nachrichten zu verstecken. Zumal das ja auch das Gesamtbild verzerrt. Da stehen dann am Ende zehn Lobpreisungen unter der Geschichte und der Eindruck entsteht, alle sind begeistert, dabei haben fünf Leser eine ganze Menge Kritik ausgeschüttet, die aber nicht sichtbar ist.

Und ja, man kann sich an den Pranger gestellt fühlen, wenn jeder nachlesen kann, was man alles falsch gemacht hat. Aber hey - da hat jemand seinen Text ins Internet gestellt - womit hat er denn gerechnet? Dass alle lieb und nett zu ihm sind und ihn über den grünen Klee loben?

swriter
Ehm... aha, du siehst das als besonderen Service für die ganze Community, wenn du andere kritisierst. Hast aber sehr genaue Vorstellungen davon, was hilfreich ist, und was nicht, zumindest, was Kritik angeht, die deine eigenen Geschichten betrifft.

Von Kritik verstecken und Lob öffentlich machen, habe ich nicht geredet. Sondern wie konstruktive Kritik n.m.E. am besten angebracht wird, und von wem. Ich persönlich finde eine ellenlange, detaillierte Kritik im öffentlichen Kommentarbereich sinnfrei, zumal die wenigsten Autoren wohl Lust haben, zu jedem einzelnen Punkt öffentlich Stellung zu nehmen.

Und wenn... ist dir mal aufgefallen, welche Geschichten die meisten Kommentare bekommen? Nicht die, die am beliebtesten sind, sondern die, wo sich die Geister scheiden, also wo sich Fraktionen bilden, die eine Geschichte entweder hochjubeln oder verreißen. Hat das dem Autoren dann geholfen? Vielleicht, da er so wahrscheinlich deutlich mehr Lesungen bekam, auch wenn seine Geschichte im Grunde nur den Mantel des kopfschüttelnden Schweigens verdiente.
 
Ehm... aha, du siehst das als besonderen Service für die ganze Community, wenn du andere kritisierst. Hast aber sehr genaue Vorstellungen davon, was hilfreich ist, und was nicht, zumindest, was Kritik angeht, die deine eigenen Geschichten betrifft.

Und jetzt läuft es doch wieder darauf hinaus, dass ich mich erklären/mich rechtfertigen muss, wie ich Kritik anbringe und wie ich auf Kritik reagiere.

swriter
 
Und jetzt läuft es doch wieder darauf hinaus, dass ich mich erklären/mich rechtfertigen muss, wie ich Kritik anbringe und wie ich auf Kritik reagiere.

swriter
Nein, tut es nicht. Ich habe nur geraderücken wollen, was du offenbar an meinen Ausführungen missverstanden hast. Wo wir offenbar nicht übereinstimmen.

Du erweckst allerdings den Eindruck, dass du dich ständig angegriffen fühlst, oder im Rechtfertigungs-Modus befindest. Du hast doch deine Intentionalität schön dargelegt. Ich kann das so stehenlassen. Du hast dargelegt, welche Art von Kritik du für angemessen und hilfreich für den oder weitere abstrakte Autoren sinnvoll hältst. Das ist deine Meinung, die ich so stehenlassen kann, die sich aber mit meiner nicht deckt. Nicht mehr und nicht weniger.
 
Schwieriges Thema, da es dabei auch viel um Erwartungshaltungen geht und die sind ja wie immer bei allen unterschiedlich.

Ich denke, wer hier die Kommentarfunktion aktiviert, der darf mit allem rechnen. Es ist eben das Internet.

Ich persönlich freue mich immer noch über Kommentare.
Sind Kommentare eigentlich automatisch immer auch eine Kritik?

Ich denke, dass man aus jeder Rückmeldung irgendetwas mitnehmen kann. Und wenn es nur ist, dass da jemand unqualifiziert pöbeln möchte.
Durchlesen, einordnen, weitermachen.

Ich denke überhaupt, dass es als AutorIn durchaus Sinn machen kann Kritik auch einfach mal stehen zu lassen. Wenn man anfängt sich für jeden kritisierten Punkt zu rechtfertigen, entsteht doch wieder so eine komische Kaskade, die auch bei unseren Diskussionen hier im Forum selten fruchtbar ist.
„Kritik aushalten“ sagt man doch immer so schön.

Das bringt mich auch noch zum zweiten Aspekt.
Öffentliche Kommentare sind nicht nur für den Autor, sondern auch für andere Leser. Leser sehen dadurch was anderen bei einer Geschichte gefallen oder missfallen hat. Das mag einem als Autor manchmal nicht gefallen, aber ich lese auch Kommentare, um einfach die Meinung anderer zu anderen Geschichten zu lesen.

Lieben Gruss
Mayia
 
Ich persönlich finde eine ellenlange, detaillierte Kritik im öffentlichen Kommentarbereich sinnfrei, zumal die wenigsten Autoren wohl Lust haben, zu jedem einzelnen Punkt öffentlich Stellung zu nehmen.

Ich erwarte nicht, dass der Autor zu jedem einzelnen Punkt Stellung bezieht. Ein einfaches "Danke für die Hinweise" würde mir genügen. Aber selbst das kommt in der Regel nicht zurück.

Ich erhebe nicht den Anspruch, dass der Autor meine Tipps annimmt, geschweige denn umsetzt. Ich unterbreite mit meinem Kommentar ein Angebot, dass angenommen werden kann oder auch nicht. Ich weiß ja ohnehin in den seltensten Fällen, ob Kritik erwünscht ist, daher erwarte ich an Rückmeldungen so gut wie nichts. Bestimmt hätte ich mir viele Kommentare in der Vergangenheit sparen können, weil die Autoren für detaillierte Kritik nicht empfänglich sind. Aber das ist dann ja die Verschwendung meiner Zeit.

Für welche Art von Kommentar wären denn die öffentlichen Kommentare deiner Meinung nach geeignet? Wenn man nicht detailliert werden soll, läuft es dann wohl auf "Habe mir ordentlich einen von der Palme gewedelt" oder "Deine Geschichte ist Mist." hinaus. Eine besondere Aussagekraft haben diese Kommentare nicht gerade. Oder wo liegt die Grenze, ab wann Kritik zu detailliert wird?

swriter
 
Ich denke überhaupt, dass es als AutorIn durchaus Sinn machen kann Kritik auch einfach mal stehen zu lassen. Wenn man anfängt sich für jeden kritisierten Punkt zu rechtfertigen, entsteht doch wieder so eine komische Kaskade, die auch bei unseren Diskussionen hier im Forum selten fruchtbar ist.
„Kritik aushalten“ sagt man doch immer so schön.

Lieben Gruss
Mayia

Das hast du schön formuliert. Wäre da nicht mein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden, würde ich zustimmen. Wenn ich den Eindruck gewinne, dass ich oder mein Text zu Unrecht oder übertrieben hart kritisiert wird, reagiere ich.

Schweigen heißt Zustimmung, und wenn ich nicht zustimmen kann, mache ich den Mund auf.

Wobei es natürlich im Auge des Betrachters liegt, ob etwas zurecht oder zu Unrecht kritisiert wird.

swriter
 
Schönes Video, kann ich sehr gut nachvollziehen.

@swriter, siehe „Pitsch-Patsch“ Modus ;-)

Lieben Gruss
Mayia
 
Ich erwarte nicht, dass der Autor zu jedem einzelnen Punkt Stellung bezieht. Ein einfaches "Danke für die Hinweise" würde mir genügen. Aber selbst das kommt in der Regel nicht zurück.

Ich erhebe nicht den Anspruch, dass der Autor meine Tipps annimmt, geschweige denn umsetzt. Ich unterbreite mit meinem Kommentar ein Angebot, dass angenommen werden kann oder auch nicht. Ich weiß ja ohnehin in den seltensten Fällen, ob Kritik erwünscht ist, daher erwarte ich an Rückmeldungen so gut wie nichts. Bestimmt hätte ich mir viele Kommentare in der Vergangenheit sparen können, weil die Autoren für detaillierte Kritik nicht empfänglich sind. Aber das ist dann ja die Verschwendung meiner Zeit.

Für welche Art von Kommentar wären denn die öffentlichen Kommentare deiner Meinung nach geeignet? Wenn man nicht detailliert werden soll, läuft es dann wohl auf "Habe mir ordentlich einen von der Palme gewedelt" oder "Deine Geschichte ist Mist." hinaus. Eine besondere Aussagekraft haben diese Kommentare nicht gerade. Oder wo liegt die Grenze, ab wann Kritik zu detailliert wird?

swriter
Das kommt natürlich vor allem darauf an, was man und in welcher Form man kritisiert, oder Anregungen geben möchte.

Eine Aussage wie: "Deine Geschichte ist sprachlich schwach" hilft dem(r) AutorIn nicht, oder nur selten. Nun könnte man Beispiele anführen. Liefert man allerdings mehrere Beispiele für diese These, läuft man Gefahr, in den Verdacht des Vorführens oder Runtermachens zu geraten. Eine gute Formel gibt es daher wohl eher nicht.

Sinnvoller wäre vielleicht, darauf hinzuweisen, dass er/sie ggfs. von den freiwilligen Lektoren profitieren könnte. Oder, wenn die Bereitschaft da ist, gerne im privaten Austausch Spezifisches genannt werden kann, wenn wirklich Interesse daran besteht.

Und der Ton macht die Musik. Eine Aussage wie: "Es fehlt eindeutig..." wird sicher anders aufgenommen als "Mir persönlich fehlt..."

Viel mehr kann ich dazu nicht sagen, ich persönlich fühle mich nicht zum Kritiker berufen, ich kommentiere insgesamt extrem selten. Dann auch lieber privat, meist nur bei Autoren, die mich irgendwie interessiert oder beeindruckt haben - damit bringe ich sie vielleicht um eine erhöhte Kommentarzahl, aber fühle mich so erheblich wohler und gebe durch das Hinterlassen meiner E-Mail-Adresse zusätzlich noch die Möglichkeit des direkten Austauschs.
 
Last edited:
Eine Aussage wie: "Deine Geschichte ist sprachlich schwach" hilft dem(r) AutorIn nicht, oder nur selten.
Dem würde ich gar nicht so zustimmen.
Wie auch in dem Video gesagt, kann es ja einfach mal Sinn machen sich in die andere Person hineinzuversetzen und zu überlegen, ob er/sie vielleicht doch recht hat.
Zu welchem Schluss man dann letztlich kommt, ist egal.
Wichtig ist, dass man wenigstens mal für einen Augenblick die Möglichkeit in Betracht zieht, dass die andere Seite vielleicht recht haben könnte.
Das finde ich ganz allgemein wichtig. Denn nur so kann man seine eigenen (starren) Denkmuster immer mal wieder aufbrechen.

Lieben Gruss
Mayia
 
Dem würde ich gar nicht so zustimmen.
Wie auch in dem Video gesagt, kann es ja einfach mal Sinn machen sich in die andere Person hineinzuversetzen und zu überlegen, ob er/sie vielleicht doch recht hat.
Zu welchem Schluss man dann letztlich kommt, ist egal.
Wichtig ist, dass man wenigstens mal für einen Augenblick die Möglichkeit in Betracht zieht, dass die andere Seite vielleicht recht haben könnte.
Das finde ich ganz allgemein wichtig. Denn nur so kann man seine eigenen (starren) Denkmuster immer mal wieder aufbrechen.

Lieben Gruss
Mayia
Ich verstehe, was du meinst, aber bei meinem Beispiel wäre das mir zumindest zu vage, und ich würde mich als Empfänger der Kritik fragen, was meint der Kritiker, sind zu viele Rechtschreibfehler drin (irrelevant bei meinem Grad der Faulheit), zu viele grammatikalische Fehler (nicht jeder verfügt über den Originaltext im Kopf, um fehlende Wörter extrapolieren zu können, oder das tatsächlich Gemeinte trotz abenteuerlicher grammatikalischer Fehlkonstruktionen zu erkennen) meine Beschreibungen zu unpassend/klobig/de-erotisierend/ungenau usw. usf. Gut, das Reinversetzen (oder dessen Versuch) kann klären, aber konkretere Angaben zu Beginn würden das sicher erleichtern.
 
Es ist dir zu vage und trotzdem sind dir gleich ganz viele Bereiche eingefallen, die es betreffen könnte. Du könntest also damit anfangen jeden einzelnen für dich zu hinterfragen. Da gehört Willen, Freude an soetwas, und Fleiß dazu.
Nochmal, man darf keine fertigen Lösungen erwarten. Wäre mir auch manchmal lieber, aber so ist das Leben nicht.

Wenn man gar nichts mit einer Kritik anfangen kann, mein Tipp, einfach ignorieren.

Lieben Gruss
Mayia
 
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Zum Umgang mir Kritik gibt es ein interessantes Video von Robert Corvus.

Gerade zu Punkt 2 des Videos (Der Autor ist nicht sein Buch) habe ich in den vergangenen Jahren andere Erfahrungen gemacht. Dass der Autor mit seinem Text mit in den Dreck gezogen wird, kommt regelmäßig vor. Es wird ganz oft persönlich.

Und natürlich fühle ich mich persönlich kritisiert, weil sich die Kritik auf etwas bezieht, für das ich verantwortlich bin. Wenn eine Szene kritisiert wird oder die Textqualität, dann richtet sich das gegen den Autor, der den Text geschrieben hat. Ich kann das nicht trennen. Ich fühle mich nicht als Mensch kritisiert, aber als swriter.

Im Video wird empfohlen, nicht auf Kritik zu reagieren. Begründet wird das nicht. Bedeutet im Endeffekt, ich muss mir als Autor jede Art von Kritik gefallen lassen. Ob nun berechtigt, unberechtigt, übertrieben ... Ich muss gelassen bleiben, um Eskalationen zu vermeiden. Der Leser darf also schreiben, was er will, ich muss mir auf die Zunge beißen, meinen Unmut herunterschlucken und den Klügeren geben, der nachgibt.

Das kann ich nicht. Und wenn ihr euch die Kommentare zu früheren Geschichten von mir anschaut, werdet ihr vielleicht auch verstehen, warum das keine Option für mich ist.

swriter
 
Kritik annehmen heißt für mich, sich mit den Kritikpunkten auseinander zu setzen und eine Geschichte ggf. dahin noch einmal zu überarbeiten.

Es passiert mir manchmal, dass ich denke, eine Situation eindeutig beschrieben zu haben. Den Leserinnen und Lesern geht es aber nicht so. Woran kann es liegen? Früher wäre ich davon ausgegangen, dass es am Unvermögen der Leseschaft liegt. (Ich war früher, lange bevor ich angefangen habe, Geschichten zu schreiben, sehr von mir selbst überzeugt. Im Laufe meines Lebens als Softwareentwickler habe ich gelernt, dass es besser ist, erst einmal einen Fehler bei mir selbst zu suchen.) Daher stelle ich mir die Frage, was könnte dazu geführt haben, dass die Situation missverstanden worden ist. Ein für mich naheliegender Grund ist, dass ich viel länger in der Geschichte lebe und Kontextwissen habe, das die anderen nicht haben. Also sehe ich mir meinen Text noch einmal an und schaue, ob sie nicht ggf. Recht mit ihrer Anmerkung haben.
Da ich davon ausgehe, dass vielleicht meine Geschichte in einem Jahr von Neuen entdeckt und gelesen wird, verbessere ich sie dementsprechend. Fehler stehen lassen, heißt für mich auch, die Mühe des oder der Kritisierenden nicht Wert zu schätzen.

Es gibt auch immer wieder Vorschläge, warum denn nicht diese eine Person auch mit einer anderen Person Sex haben könnte. Das werde ich nicht ändern, da ich meine Geschichte so haben wollte.
Auch bin ich schon aufgefordert worden, nicht so "brav" zu schreiben und derbere Ausdrücke zu verwenden. Auch das werde ist nicht ändern. Wenn jemand da drauf steht, soll sie oder er. Da werden sie sich aber nach anderen Geschichten umschauen müssen. Für mich hat Sprache auch etwas mit Respekt voreinander zu tun. Begriffe wie Schlampe, Fotze, usw. sind für mich, egal in welchem Kontext respektlos.

Zu der Frage, wie detailliert soll eine Kritik sein? Seitenlange Kritiken werde ich nicht schreiben. Wenn ich die Idee einer Geschichte als sehr reizvoll erachte und ich den Eindruck habe, die Geschichte könnte durch ein Lektorat an Wert für die Autorin, den Autoren und eine zukünftige Leserschaft gewinnen, dann schlage ich es ihm oder ihr vor. Bisher hatten diese sich sehr darüber gefreut.
 
Im Video wird empfohlen, nicht auf Kritik zu reagieren. Begründet wird das nicht. Bedeutet im Endeffekt, ich muss mir als Autor jede Art von Kritik gefallen lassen. Ob nun berechtigt, unberechtigt, übertrieben ... Ich muss gelassen bleiben, um Eskalationen zu vermeiden. Der Leser darf also schreiben, was er will, ich muss mir auf die Zunge beißen, meinen Unmut herunterschlucken und den Klügeren geben, der nachgibt.

Das kann ich nicht. Und wenn ihr euch die Kommentare zu früheren Geschichten von mir anschaut, werdet ihr vielleicht auch verstehen, warum das keine Option für mich ist.

swriter
Nein, das würde ich so nicht sehen, dass man sich alles gefallen lassen muss. Was er im Video meinte, mit erstmal sacken lassen, die Kritik wirklich durchzugehen und dann ggfs. eine Antwort zu verfassen, ist sicherlich förderlich.

Ich kriege ab und zu inhaltliche Vorwürfe, zu denen ich dann Stellung beziehe, wenn ich meine, dass ich den Kommentar so nicht stehen lassen kann. Bei einer Geschichte mit einem Offizier im Ruhestand z.B. meinte einer, mein Ausgangspunkt der Geldknappheit für diesen wäre unrealistisch, weil Offiziere sich vor Geld nicht retten könnten, und wahrscheinlich Dienstboten in ihrer Villa hätten.

Nur hatte ich mir vorher einen Dienstgrad rausgesucht, und ganz genau die Abfindung berechnet, und wie schnell man so eine Summe im benannten Zeitraum durchbringen kann. M.a.W. ich bin ein Detailfreak, genau solche Sachen prüfe ich, bevor ich mit dem Schreiben anfange. Also habe ich das entsprechend so zurückgegeben.

Bei vielen Punkten muss man sich allerdings schon fragen: Lohnt es sich drauf einzusteigen? Ist es für meine Psychohygiene zwingend erforderlich? Wollte der Kritiker wirklich diesen Punkt kritisieren, oder ist es ein globaler Schlag gegen mich oder diese Art von Geschichte? Da fand ich die von ihm im Video propagierte Haltung eigentlich sehr interessant.
 
Kritik annehmen heißt für mich, sich mit den Kritikpunkten auseinander zu setzen und eine Geschichte ggf. dahin noch einmal zu überarbeiten.

Es passiert mir manchmal, dass ich denke, eine Situation eindeutig beschrieben zu haben. Den Leserinnen und Lesern geht es aber nicht so. Woran kann es liegen? Früher wäre ich davon ausgegangen, dass es am Unvermögen der Leseschaft liegt. (Ich war früher, lange bevor ich angefangen habe, Geschichten zu schreiben, sehr von mir selbst überzeugt. Im Laufe meines Lebens als Softwareentwickler habe ich gelernt, dass es besser ist, erst einmal einen Fehler bei mir selbst zu suchen.) Daher stelle ich mir die Frage, was könnte dazu geführt haben, dass die Situation missverstanden worden ist. Ein für mich naheliegender Grund ist, dass ich viel länger in der Geschichte lebe und Kontextwissen habe, das die anderen nicht haben. Also sehe ich mir meinen Text noch einmal an und schaue, ob sie nicht ggf. Recht mit ihrer Anmerkung haben.

Das ist ein gutes Beispiel für sinnvolle Kritik. Baue ich als Autor Logikfehler ein oder skizziere ich etwas, das ein Dritter kaum nachvollziehen kann, weil Zusatzinformationen nur im Autorenkopf herumschwirren, dann macht es immer Sinn, sich selber zu hinterfragen.

Derartige Kritiken erhalte ich aber nicht. Ich kann mich an keine Kritik erinnern, dass meine Geschichte zu kompliziert oder missverständlich gewesen wäre. Meistens geht es um Kleinigkeiten wie einzelne Formulierungen, die einem Leser nicht gefallen haben, oder man fand die Geschichte halt langweilig oder doof.

swriter
 
Ich würde mir bei Kritik immer die Frage stellen, ob ich etwas falsch gemacht habe. Falls ja, bin ich der Erste, der das zugibt.

Wenn sie sich auf der Couch das Höschen abstreifen lässt, das Paar sich ins Schlafzimmer zurückzieht und er ihr dort ein weiteres Mal das Höschen auszieht, dann habe ich das einfach falsch beschrieben und da gibt es keine Ausreden.

Beschreibe ich aber das Höschen und ein Leser ist der Meinung, dass eine Frau diesen Alters so ein Höschen gar nicht erst tragen würde, dann ist das kein Fehler, zu dem ich mich bekennen müsste. Hier würde ich eher an die Fantasie des Lesers appellieren, die hier offenbar nicht besonders ausgeprägt ist.

swriter
 
Ich würde mir bei Kritik immer die Frage stellen, ob ich etwas falsch gemacht habe.
Da bin ich bei dir ganz sicher. Und ich schätze dich da auch sehr reflektiert ein.

Vielleicht müssen wir aber den Kritik-Begriff erweitern.
Kritik muss ja nicht nur heißen, dass etwas richtig oder falsch ist.
Das sind sicherlich die Kommentare mit denen man am leichtesten klar kommt, weil es nur schwarz und weiß gibt (was in der Realität dann aber vielleicht auch nicht ganz stimmt).

Wie auch in dem Video gesagt, kann Kritik aber auch ganz andere Sachen beinhalten. Ob ich etwas mag oder nicht. Ob mir etwas so wie es geschrieben ist gefällt oder nicht. Begründet oder unbegründet.
Auf den ersten Blick würde ich da auch fragen, was hilft das jetzt mir als Autor?

Und da nehme ich dein Höschen-Beispiel. Jemand merkt an, dass das aus seiner Sicht nicht zum Alter der Protagonistin passt. Automatisch denkst du dann darüber nach. Vielleicht kommst du zu dem Schluss, dass so wie du es geschrieben hast, es für dich passt. Dann ist doch alles gut.
Vielleicht hast du diese Sichtweise des Kommentators aber beim Schreiben überhaupt nicht in Erwägung gezogen und dann hilft diese Kritik doch automatisch an der Erweiterung deiner Sichtweise.

Nun kann man natürlich sagen: ich habe noch nie meine Haltung durch eine Kritik geändert. Das mag so sein, dann ist man quasi (vor sich selbst) unfehlbar. Mag es geben, ich denke aber, dass man zumindest unterschwellig trotzdem etwas aus der Kritik mitnimmt.

Gerade bei den aktiven Leuten hier im Forum (und den stummen Mitlesern. Grüße Euch ;-) )

Lieben Gruss
Mayia
 
Einmal kurz nicht hingeguckt, und alles ist gesagt - diese Forum wird zu schnell für mich :cautious:

Ich fange trotzdem noch mal vorne an :p

Was die Funktion einer Kritik angeht, sehe ich drei:
  1. Dem Kritisierten die Möglichkeit zu bieten, sich zu verbessern. Das steht bestimmt im Vordergrund.
  2. Eine Information für alle anderen Interessierten - das würde ich nicht vernachlässigen. Ich werde manchmal erst durch die Kommentare auf eine Geschichte aufmerksam.
  3. Pure Kommunikation. Wer mich kritisiert, unterhält sich automatisch über mein Lieblingsthema: Mich und meine Arbeit. Passt :cool:
Sich durch eine (Schmäh-)Kritik aufwerten, oft gekoppelt an die Abwertung des Kritisierten, ist keine Funktion einer Kritik. Das ist schlechter Stil, im Wiederholungsfall schlechtes Benehmen. Das braucht kein Mensch.

Welche Art Kritik bevorzuge ich? Ich bin da selber gar nicht wählerisch. Aus "so ein Käse" kann ich immer noch entnehmen, dass hier jemand einfach überhaupt keinen Zugang zu meiner Geschichten gefunden hat. Alles hilft, der Rest ist eine Frage, wie sehr.
Ich erhalte gerne dezidierte Kritiken. Die sind zunächst ein Kompliment: Jemand opfert Zeit und Mühe, um sich mit mir und meiner Arbeit auseinander zu setzen. Und eine echte Auseinandersetzung mit meiner Geschichte ist das einzig wirksame Mittel, dein eigenen "blind Spot" auszuleuchten. Ein Klassiker ist die Frage, ob etwas bestimmtes auch verstanden wurde: ich habe etwas angedeutet, ein Dialog ist doppelbödig - merkt das irgendwer? Versteht das einer, oder war ich zu subtil? Oder umgekehrt - wenn ich das deutlicher mache, denkt sich vielleicht schon die Hälfte "ja, ist recht, ist angekommen, hältst du mich für blöd?". Dafür fehlt mir einfach das Gefühl, da brauche ich Feedback.
Oder die Frage, wie meine Sprache wirkt: Liest man einfach drüber, registriert das irgend einer über den reinen Inhalt hinaus? Ich versuche, einen gewissen Rhythmus aufzubauen, je intensiver oder wichtiger die Szene, desto mehr. Die meisten würden mir wohl sagen, lass mal, das ist für die Katz. Aber weiß ich es? Nicht ohne Kritik.
Was die Frage nach der Rechtschreibfehlerliste angeht: Jedem Betaleser würde ich dafür dankbar sein. Als Kritik - ist der Zug dafür schon aus dem Bahnhof draußen, wenn das kommt . Ich würde mich selber immer auf einen Satz wie "Tolle Geschichte, leider eine Reihe Flüchtigkeitsfehler (z. B. hier und hier) - mir hat Programm XYZ und seine Fehlerkorrektur geholfen" beschränken.

Wie reagiere ich auf Kritik? Kritik ist immer gut - ich reagiere positiv, wenn auch nicht immer explizit. Ich bedanke mich nicht jedes Mal. Umgekehrt mache ich mir nicht die Mühe, auf jede meiner Meinung nach ungerechtfertigte Kritik einzugehen oder zu versuchen, sie zu widerlegen. Wie zu recht gesagt wurde: Wir suchen den öffentlichen Raum, das Feedback der anderen. Ein Anspruch auf Lob oder Anerkennung ist damit nicht verbunden. Wer das nicht möchte - schaltet Bewertungsmöglichkeit und Kommentarfunktion ab. Umgekehrt ist jede Kritik ein Werk, genauso wie das kritisierte Werk auch, und damit selbst der Kritik zugänglich. Klar kann ich dazu Stellung nehmen - oft ist das ja auch etwas wie: Hast recht, aber..." Und die Geschichte bleibt dabei die meine: Lass doch die und den mal dies und jenes machen werde ich kaum berücksichtigen.
Schmähkritik versuche ich zu ignorieren - meistens macht es keinen Sinn, darauf einzugehn. Aber ich behaupte, man muss sich auch nicht alles gefallen lassen.

Wie äußere ich Kritik? Hard on topic, soft on people... Das meiste rutscht besser, wenn man erst mal etwas positives über die Geschichte sagt. Ansonsten weiß das jeder selbst. Individuellen Empfindlichkeiten kann man auch nicht immer zu vor kommen. Manchmal gibt es eben eine Diskussion, die aus dem Ruder läuft. Das gehört dazu.

Und speziell @TiefImWesten: Diese steigende Neigung, sich selbst und seine Ansichten in Frage zu stellen, oder auch mal den Fehler bei sich zu suchen, merke ich bei mir auch. Ich sage immer, dass sich das Verhältnis aus Wissen und Überzeugung bei mir immer weiter umkehrt. Je mehr ich weiß, desto weniger bin ich davon überzeugt, der Weisheit letzten Schluss zu kennen. So bis 18 war ich eigentlich davon überzeugt, in den weitaus meisten Fällen richtig zu liegen. Je älter ich werde, desto mehr ändert sich das. Man schaut auf eigene Fehler zurück und begreift, wie komplex die meisten Dinge sind. Und wie schnell man sich mal irrt. Das äußert sich sogar schon in meiner Sprache - irgendwann hat mich mal jemand darauf angesprochen, dass ich jede Aussage mit "Ich meine / Ich denke / Ich vermute" einleite. Bis hin zur Antwort auf die Frage "Wo ist die Milch?" Aber wie sagte schon Sokrates: "Ich weiß, dass ich nichts weiß." Wenn dem das nicht zu peinlich war, kann ich damit leben :sneaky:
 
Last edited:
Da bin ich bei dir ganz sicher. Und ich schätze dich da auch sehr reflektiert ein.

Vielleicht müssen wir aber den Kritik-Begriff erweitern.
Kritik muss ja nicht nur heißen, dass etwas richtig oder falsch ist.
Das sind sicherlich die Kommentare mit denen man am leichtesten klar kommt, weil es nur schwarz und weiß gibt (was in der Realität dann aber vielleicht auch nicht ganz stimmt).

Wie auch in dem Video gesagt, kann Kritik aber auch ganz andere Sachen beinhalten. Ob ich etwas mag oder nicht. Ob mir etwas so wie es geschrieben ist gefällt oder nicht. Begründet oder unbegründet.
Auf den ersten Blick würde ich da auch fragen, was hilft das jetzt mir als Autor?

Und da nehme ich dein Höschen-Beispiel. Jemand merkt an, dass das aus seiner Sicht nicht zum Alter der Protagonistin passt. Automatisch denkst du dann darüber nach. Vielleicht kommst du zu dem Schluss, dass so wie du es geschrieben hast, es für dich passt. Dann ist doch alles gut.
Vielleicht hast du diese Sichtweise des Kommentators aber beim Schreiben überhaupt nicht in Erwägung gezogen und dann hilft diese Kritik doch automatisch an der Erweiterung deiner Sichtweise.

Nun kann man natürlich sagen: ich habe noch nie meine Haltung durch eine Kritik geändert. Das mag so sein, dann ist man quasi (vor sich selbst) unfehlbar. Mag es geben, ich denke aber, dass man zumindest unterschwellig trotzdem etwas aus der Kritik mitnimmt.

Gerade bei den aktiven Leuten hier im Forum (und den stummen Mitlesern. Grüße Euch ;-) )

Lieben Gruss
Mayia

Ist ja alles schön und gut. Für den Fall, dass mich ein Leser auf eine Unstimmigkeit hinweist und ich mich mit dem Hinweis anfreunden kann und mir sage."Vielleicht hätte ich der 18-Jährigen keinen Liebestöter andichten sollen."

Und dann? Dann erkenne ich an, dass ich es hätte anders schreiben können. Und nun?

Die Geschichte ist geschrieben, der Text wird im Nachhinein nicht mehr verändert. Inwieweit beeinflusst mich der Höscheneinwand bei zukünftigen Geschichten? Was lerne ich daraus? Kann man aus dem konkreten Beispiel etwas Allgemeines für sämtliche Szenen ableiten, außer, dass man generell auf Details achten sollte?

Zu deiner ersten Geschichte hatte ich angeregt, über deine Spannerszene am Strand nachzudenken. Die beiden haben ein Paar in den Dünen beobachtet und konnten Details des Sexspiels deutlich erkennen, obwohl sie einen gewissen Abstand zu dem fickfreudigen Paar einhalten mussten, um nicht entdeckt zu werden.

"Du hast nicht geschrieben, wie weit die beiden von dem Paar entfernt sind. Offenbar sind sie so nahe, dass sie erkennen können, wo ihre Zunge landet und wohin sein Sperma spritzt. Sie sind aber so weit weg, dass man sie nicht bemerkt. Das kann passen, aber bitte darauf achten, ob aufgrund einer gewissen Entfernung Details zu erkennen sind."

Mir kam die Szene beim Lesen unrealistisch vor. Im Nachhinein frage ich mich, was dir der Hinweis gebracht hat und was er dir für zukünftige Texte bringen wird.

Aktuell zweifle ich zahlreiche meiner eigenen Kommentare der letzten Jahre an. Die waren alle gut gemeint und haben Verbesserungspozenzial in den Texten aufgezeigt. Aber was haben die Kommentare den Autoren tatsächlich nachhaltig gebracht?

swriter
 
Auch wenn ich Gefahr laufe mich hier zu wiederholen.

Ich denke, dass Kritik schon alleine dadurch hilft, dass ich selber noch einmal über das nachdenke was ich geschrieben habe. Das muss nicht in einer konkreten Reaktion enden.

Es entsteht über kurz oder lang ein Lernprozess. Weil ich im besten Fall zukünftig schon beim Schreiben andere Sichtweisen mit einbeziehe.

Wenn man auf den einen wertvollen, goldenen Tipp hofft, dann wird man enttäuscht werden.

Es ist ein Lernprozess für den man offen ist oder auch nicht. Wenn Bereitschaft da ist, über das was man schreibt zu reflektieren, dann ist es gut.

Ich denke kaum einer von uns würde eine geschriebene Geschichte, die schon etwas älter ist, noch einmal genauso schreiben. Eben weil es Entwicklungen bei uns AutorInnen gibt. Und dafür ist Kritik (für mich in jeglicher Form) hilfreich. Und wenn mir ein Kommentar absolut nichts bringt, dann ignoriere ich den mit einem Lächeln auf den Lippen.

Lieben Gruss
Mayia
 
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