Wann lohnt sich Charakterzeichnung bzw. wann ist ein Text eine Geschichte?

swriter

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Ich stelle mal folgende Fragen zur Diskussion.

1. Was ist Charakterzeichnung überhaupt?

2. Wann lohnt sich diese bei einem Text?

3. Wann ist es eine Geschichte und nicht nur eine Sexszene?

Die Texte, die ich schreibe und veröffentliche, verzichten in der Regel (fast immer) auf eine Ausarbeitung der Charaktere. Es gibt zwar die 22-jährige Emma mit den großen Brüsten, die sich die Schamhaare abrasiert hat, dafür aber ihre blonden Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden trägt.
Es gibt aber nicht die 26-jährige Julia, die Germanistik studiert hat, die lange Spaziergänge am Strand liebt, deren Lieblingsserie "Unter uns" ist, die gerne klassische Musik hört, die ein Grübchen am Mundwinkel aufweist, ein Muttermal am Hintern hat, die ihren Kater Lucky abgöttisch liebt, die ihre Eltern an jedem zweiten Wochenende besucht, die gerne Modeschmuck trägt, die schnell eingeschnappt ist, wenn man ihr widerspricht, die bis zu diesem Text in fünf verschiedenen Beziehungen gelebt hat, und so weiter und so fort ...

In meinen Texten skizziere ich fast immer eine Zeitspanne von 30 Minuten bis maximal ein Wochenende.
Zwei Freundinnen sitzen auf der Couch und unterhalten sich. Eine entdeckt einen Vibrator unter einem Kissen. Im Laufe der Unterhaltung steigt die Stimmung und Erregung und es kommt zu sexuellen Handlungen.
Die Mutter kommt nach Hause und erwischt die Babysitterin bei deren sündigem Treiben. Sie stellt sie zur Rede, sie unterhalten sich und innerhalb der nächsten halben Stunde geht es zur Sache.
Drei junge Menschen verbringen ein gemeinsames Wochenende in einer Ferienwohnung und lassen es sexuell ordentlich krachen.

Ich bin der Meinung, dass es keinen Unterschied macht, ob da auf der Couch eine Blondine oder Brünette sitzt. Welche Hobbys sie hat, welche Gedanken sie umtreiben, woher sie kommt und wohin sie gehen wird. Ich überlasse es stets der Fantasie der Leser, sich die Person auszumalen, die sie sich in dem Moment vorstellen möchten. Ich gebe gewisse Leitplanken vor, da es doch schon einen Unterschied macht, ob da die 72-Jährige spricht oder ihre 50 Jahre jüngere Enkelin. Ich finde es sogar von Vorteil, die Charaktere nur oberflächlich zu beschreiben. Skizziere ich die Person als brünett und mollig, der Leser steht aber auf blond und schlank, könnte die Geschichte bei ihm nicht funktionieren und nicht die gewünschte Wirkung entfalten.

Mir sind tiefere Betrachtungen zu den Charakteren nicht wichtig, daher verzichte ich auf diese. Oftmals gehen mir ellenlange Beschreibungen von Personen, Orten und Situationen in gekauften Büchern auf die Nerven, weil sie für mich zu langatmig sind und ich mich am liebsten auf die wesentlichen Informationen konzentrieren würde, damit es in der Handlung vorangeht. Und natürlich schreibe ich meine Texte in erster Linie für mich und bediene meine eigenen Erwartungen. Und doch scheine ich nicht ganz erfolglos bei der Leserschaft auf dieser Plattform zu sein. Möglicherweise gibt es zahlreiche andere "oberflächliche Leser".

Aber nun zu eurer Meinung.

Ab wann lohnt es sich, konkreter auf die handelnden Personen einzugehen? Oder macht es selbst bei Kürzestgeschichten Sinn, den Charakteren ein Gesicht zu geben?

Und ab wann ist ein Text eine Geschichte und nicht nur eine Aneinanderreihung von Sexszenen?

Ich bin gespannt.

swriter
 
Dann gebe ich meine Meinung dazu gern zum Besten :)

Zur Definition: Ohne groß nachzudenken würde ich Charakterzeichnung als Darstellung der Persönlichkeit der Beteiligten verstehen, ihrer mentalen, seelischen und emotionalen Verfassung. Wie sind sie so, wie denken sie, wie fühlen sie, und warum handeln sie auf die beschriebene Art und Weise?

Wem das zu schwammig war: Achtung, das wird bei der Frage nach der Notwendigkeit für eine Geschichte nicht besser. Ich kann nur sagen: Kommt drauf an.

Welchen Stellenwert eine Charakterzeichnung hat, hängt davon ab, was ich erzählen möchte, welche Art Geschichte ich schreibe, wohin ich will. Es gibt Geschichten, die völlig ohne Charakterzeichnung auskommen, bei denen sie sogar überflüssig und damit störend wäre. Hier liegt der Schwerpunkt ausschließlich auf der Darstelllung einer bestimmten Stimmung, eines Ereignisses oder einer kurzen Episode, und die Motivation der Handelnden, vielleicht auch nur betroffenen Peronen bleibt für das, was der Autor transportieren möchte, völlig unwesentlich. So etwas wie eine Momentaufnahme, eine Vignette. Ich suche mal nach einem Beispiel.
.
Und es gibt Geschichten, denen ohne Charakterzeichnung etwas wesentliches fehlt, und die Qualität unter diesem Mangel leidet. Das dürfte, gerade im erotischen Bereich, der Großteil sein. Hier geht es um das Zwischenmenschliche, und wenn die Gefühlswelt, das persönliche Erleben nicht nachvollziehbar dargestellt wird, bleibt es leicht mal oberflächlich. Das kann ich auch als Ansammlung reiner Sexszene beschreiben, und die meisten davon lassen mich kalt. Es hängt wohl auch weiter von der Länge dab: Wenn ich eine längere Geschichte schreibe, wird die Handlung notwendig in den Mittelpunkt gerückt. Hier möchte ich verstehen, wer das ist, der handelt, mir ein Bild von der Person machen können, sonst kann ich keine Verbindung aufbauen. Und ich möchte, dass die Handlung stimmig ist, die Entwicklung nachvollziehbar wird. Nachvollziehen kann ich Handeln nur, wenn ich etwas über die inneren Triebkräfte weiß.

Das ist ein bisschen wie Kochen: Keine Zutat ist unverzichtbar, auch wenn manche sehr wesentlich sind. Charakterzeichnung ist wie Salz: Es kommt fast überall hinein. Entscheidend ist wie viel, was wiederum vom Gericht abhängt. Und ich brauch kein Salz in meiner Mousse au chocolat.
 
Interessante Fragen.

Zu 1) Stimme @Phlegeton zu.

Zu 2) Aus meiner Sicht lohnt sich eine Charakterzeichnung immer, da es leichter ermöglicht, sich in die Figur hineinzuversetzen. Warum handelt sie so, wie sie es tut und was fühlt sie dabei. Gerade bei einer erotischen Geschichte ist es wichtig, wenn es darum geht, mitzuerleben, was die Person empfindet. Wenn man eine Charakterzeichnung komplett weglässt, wirken Figuren sehr blass. Wieviel man dazu schreibt, hängt davon ab, ob die Person so bleibt wie sie ist, oder ob sie sich im Laufe der Geschichte verändert. Ich kenne ebenfalls Textstellen, die ich überlese, da es mir zu wenig vorwärts geht. Hier besteht die Kunst des Autors oder der Autorin, in knappen, aber möglichst bildhaften Worten die Charakterzeichnung zu beschreiben. Manchmal artet es in Laberei aus und dann überspringe ich schon einmal einen Absatz oder eine Seite.

Zu 3) Hier gehen vermutlich die Meinungen sehr weit auseinander. Eine Geschichte ist es für mich dann, wenn es eine wirkliche Handlung gibt, innere oder äußere. Ich habe schon Sexszenen gelesen, die gingen seitenlang und waren kotzlangweilig. Erst ist der eine mit der im Bett und dann noch mit einer weiteren Person und vielleicht auch einmal zu dritt. Es war eine Anreihung von Sexszenen. War es damit eine Geschichte? Vielleicht für andere, für mich nicht. Vielleicht ist es eine Geschichte, dann aber eine sterbenslangweilige. Vielleicht vergleichbar mit einem Pornofilm und einem erotischen Meisterwerk. Das erste ist langweilig, das zweite hochspannend. Wobei ich keinem vorschreiben möchte, was er oder sie liest oder sieht. Es gibt bestimmt Menschen, die finden gefallen an einer Aneinanderreihung von Sexszenen oder einem Porno. Für mich sind sie es eher nicht.
 
Wenn ich eine Szene skizziere, die sich an einem Ort (Wohnzimmer) und in einer Zeitspanne von 30 bis 60 Minuten bewegt, so sehe ich keine Möglichkeit einer Charakterentwicklung. Natürlich könnte ich mehr über die Hintergründe und die Persönlichkeit der Charaktere erzählen, aber das wäre für die Handlung vollkommen irrelevant.

Meistens lasse ich die Charaktere einen Dialog führen, der früher oder später von einer Beteiligten aus in die erotische Richtung driftet. Die andere zögert erst, findet dann aber Gefallen an der spannenden Unterhaltung. Irgendwann kommt der Punkt, an dem eine mutig wird und etwas vorschlägt, was sie bislang nicht gewagt hatten. Hier beschreibe ich, was die beiden sagen und auch was sie denken. In der Regel beschränke ich mich auf die Gedankenwelt einer Beteiligten.

Die Kurzgeschichte besteht aus einer Ausgangssituation (Freundinnen treffen sich), einem Dialog, bei dem in erotisches Thema angerissen wird, dann lassen sie sich treiben und nähern sich einander an. Nach einer Sexszene ist der Text dann auch schon zu Ende.

Für diesen Text sehe ich keine Notwendigkeit einer Charakterzeichnung. Was soll sich auch in 30 Minuten am Charakter verändert haben?
Würde man einen zweiten Teil schreiben, könnte man Gewissensbisse ins Spiel bringen, Reue, Zweifel. In der Regel schreibe ich diesen zweiten Teil nicht, da es mir nicht interessant genug ist. Weitere Sexszenen zu skizzieren ist mir zu langweilig, und wenn ich jedes Mal die Nummer mit Gewissen, Reue und Zweifel anbringen würde, wäre das auf Dauer zu eintönig.

Meine Protagonisten dienen dazu, die Handlung voranzutreiben, entwickeln sich aber selber nicht. Und sie sind austauschbar und deutlich weniger relevant als die beschriebene Szene an sich.

Wenn jemand sagt, dass das zu langweilig ist, vermag ich keine Gegenargumente anzubringen. Ich finde es spannend, mir diese kurzen Szenen/Situationen vorzustellen und zu skizzieren. Wer längere Plots bevorzugt, macht um meine Geschichten ohnehin einen großen Bogen.

swriter
 
Um es mal kurz zu machen. Charakterzeichnung ist mir schon wichtig. Hilfreich für Verhaltensweisen und Dialoge und den Folgen für die Handlung. Bei eher kurzen Geschichten hat das natürlich seine Grenzen. Aber wenn ich eine Figur besonders mag, dann mache ich mir viele Gedanken über sie. Die Zeit nehme ich mir, wenn ich mit der Bahn zur Arbeit fahre, statt rastlos Nachrichten auf meinem Telefon abzuklappern. Aber nicht wirklich alles, was man sich zu einer Figur ausgedacht hat, kann man in einer Geschichte verwenden.

Eine Handlung gibt es irgendwie immer, auch wenn sie nur dünn ist und eine kurze erotische Geschichte einrahmt. Ich habe z.B meinen Vater nie verstanden, wenn er sich einen Spätfilm ansah, nur um schon nicht ins Bett zu gehen und maulte, das hat doch keine Handlung. Aber gut, wenn irgendwas geschieht und sei es auch nur wenig, kann es für mich immer hilfreich sein, meine Figur zu kennen.
 
Nützlich für die Beantwortung der angeführten Fragen wäre vielleicht zunächst einmal zu klären, was überhaupt unter einem Charakter zu verstehen sei, denke ich. Oder wie wollte man den andernfalls "zeichnen", um swriters Wortwahl aufzugreifen, wenn man gar nicht wüßte, um was es sich bei ihm, der zu zeichnenden Sache: dem Charakter also, eigentlich handelte?

Ich würde vorschlagen wollen, den Charakter – in Anschluß an Aristoteles – zu begreifen als die Artung bzw. Veranlagung der seelischen Vermögen (Wille, Gemüt, Neigungen, Denken), die ihren Besitzer dazu bringt, auf die ihm eigene Weise zu handeln und zu fühlen.

Wenn wir den Charakter entsprechend dieses Vorschlags begreifen, so ist übertragen auf das Gebiet des Erzählens unter dem Zeichnen eines Charakters die Darstellung des Handelns und Fühlens einer erfundenen Figur zu verstehen. Da Handeln und Fühlen gewisse Umstände erfordern, um für uns begreiflich zu werden, ist also jenes Handeln und Fühlen der erfundenen Figur in einen erzählerischen Rahmen einzubetten, der diese Umstände bereitstellt. Solche könnten z. B. moralische Zwangslagen sein, in denen sich der jeweiligen Figur eine Mehrzahl von Auswegen bieten, die von den moralisch einwandfreien über die fragwürdigen bis zu den verurteilenswerten reichen könnten. Je nachdem, für welche der Möglichkeiten die Figur sich jeweils entscheidet (und entsprechend handelt), wird uns bereits eine Menge über sie verraten; wenn dazu noch die Gefühle oder gar die Überlegungen, die die Entscheidung (und das entsprechende Handeln) der Figur begleiten, geschildert werden, so wird unser Bild von dem Charakter der jeweiligen Figur vollends abgerundet.

Das also, würde ich vorschlagen, ist, was Charakterzeichnung bedeutet (und also meine Antwort auf swriters erste Frage).

Bemerkenswert, finde ich, ist an dieser Stelle vielleicht, daß viele Dinge, die der swriter in seinem Eingangsbeitrag offenbar selbstverständlich zur Charakterzeichnung zählen wollte, so z. B. das Anführen von Alter, Aussehen und Freizeitbeschäftigungen einer Figur, gar nicht unter diese fallen. Denn weder das Anführen von Alter, Aussehen noch Freizeitbeschäftigungen stellt das Handeln und Fühlen der jeweiligen Figur dar! Ich vermute, daß dieser Irrtum – zumindest teilweise – zurückzuführen ist auf den großen Einfluß des Englischen, welches mit character unterschiedslos sowohl die erfundenen Figuren als auch ihren jeweiligen Charakter bezeichnet. So liegt es dann nahe, aus dem verwandten englischen Wort der characterization – irrtümlich! – abzuleiten, daß die bloße Beschreibung einer Figur bereits eine Zeichnung ihres Charakters bedeutete. (Die "Charakterisierung" erweist sich also als falscher Freund, der trotz äußerlich großer Ähnlichkeit zur englischen characterization nicht unbedingt auch dieselbe Bedeutung trägt.)

Was nun die Figurenbeschreibung anlangt, scheint mir der swriter der Auffassung André Gides zuzuneigen, der bekanntlich forderte, daß jegliche äußerliche Beschreibung der erfundenen Figuren zu unterbleiben habe. Auch weiß ich aus verschiedenen Strängen im englischen LIT-Autorenforum, daß diese Auffassung dort ebenfalls ziemlich weit verbreitet ist und ganz ähnlich begründet wird, wie der swriter es hier tut. Angeblich werde so der Phantasie des Lesers mehr Raum geboten, der sich die jeweiligen Figuren nach eigenem Belieben in seiner Vorstellung ausmalen könne; auch werde auf diese Weise das Ungeschick vermieden, einen Leser durch eine Beschreibung, die ihm vielleicht weniger gefällt oder gar seinen Vorlieben widerspricht, zu verprellen.

Mich haben diese Begründungen noch nie überzeugt, weder in Rücksicht des künstlerischen Romans (auf den André Gides Forderung gemünzt war) noch des erotischen oder pornographischen Erzählens, das für unsere Belange hier ja im Mittelpunkt stehen dürfte. Denn gerade in einem derart stark auf den Körper und die Sinne ausgerichteten, ja geradezu auf sie angewiesenen Erzählen wie dem erotischen oder pornographischen die Beschreibung der Körper der beteiligten Figuren und der sinnlichen Eindrücke, die sie auf die handelnden und fühlenden Figuren machen, zu unterlassen, das ist in meinen Augen schlechterdings ein Unding, eine Unsitte, ja ein schwerwiegender Fehler, der dem Sinn des erotischen oder pornographischen Erzählens nicht nur zuwiderläuft, sondern diesen nachgerade bestreitet, entstellt oder verleugnet. Und nach der obigen Erläuterung der Charakterzeichnung stellte sich insbesondere bei einer figuralen Erzählperspektive, wenn also das Geschehen aus der Sicht einer oder mehrerer der handelnden und fühlenden Figuren geschildert wird, insbesondere dann also stellte sich die Frage, was uns diese merkwürdige Lücke in der Wahrnehmung und im Empfinden der jeweiligen Figur eigentlich über sie verrät, ja was eben für ein Charakter ihr eigen sein muß, wenn das Aussehen der anderen für ihre Willensbildung, ihre Gestimmtheit, ihre Zu- und Abneigung, ihre Überlegungen offenkundig nicht die geringste Rolle spielt? Ich würde behaupten, daß dies ein unmenschlicher Charakter wäre, und wenn dieses Urteil zu scharf sein sollte, dann zumindestens doch ein falscher Charakter, eine einzige Anmaßung und Unaufrichtigkeit, die lediglich gemildert (wenngleich vielleicht erheblich), aber doch nicht gänzlich ausgeschaltet wird, wenn die Erzählperspektive nicht durch das Prisma einer oder mehrerer der handelnden und fühlenden Figuren gebrochen wird.

Kurzum: Die Figurenbeschreibung – insbesondere im erotischen oder pornographischen Erzählen – grundsätzlich zu unterlassen, ist ein folgenschwerer Fehler!

Nachdem nun meine Erläuterungen rund um swriters erste Frage bereits den vorliegenden Umfang erreicht haben, will ich es fürs erste an dieser Stelle dabei bewenden lassen. Ich habe mich bemüht, meine Gedanken möglichst verständlich auszudrücken, aber angesichts der vertrackten Angelegenheit, um die es hier geht (immerhin nichts geringeres als eine der Grundlagen des Erzählens), mag mir dies vielleicht nicht jedesmal gelungen sein. Für Rückfragen, Anmerkungen und Hinweise wäre ich daher überaus dankbar. Und natürlich bin ich gespannt auf den Fortgang des Gedankenaustauschs hier!
 
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Meine Meinung: Bei einer Kurzgeschichte wäre es tatsächlich zu viel des Guten alles exakt zu beschreiben und jeden Charakter voll auszuarbeiten.
Bei längeren Geschichten und Storys mit mehreren Teilen mag ich hingegen wenn die Personen einen eigenen Charakter mit etwas Hintergrund haben. Ebenso mag ich es wenn die Umgebung etwas genauer beschrieben wird. Hilft mir persönlich mich etwas besser in die Geschichte hineinzuversetzen.
Wenn es nun eine kurzhaarige Brünette ist, ich aber lieber eine blonde Langhaarige haben wollte, ist das dann halt so und stört mich nicht.
Was mich stört sind "runtergeratterte" Beschreibungen am Anfang. Mir ist es lieber wenn die Infos nach und nach in der Story nebenbei erwähnt werden.
 
Kurzum: Die Figurenbeschreibung – insbesondere im erotischen oder pornographischen Erzählen – grundsätzlich zu unterlassen, ist ein folgenschwerer Fehler!

Wenn ich die Szene erlebe und die Geschichte aufschreibe, habe ich kein klares Bild vor Augen, wie die Personen konkret aussehen. Ich stelle mir nicht im Detail vor, wie die junge Frau die Wohnung betritt. Ich sehe nicht ihre vollständige Kleidung, nicht ihren Schmuck, nicht eine Handtasche, keine weiteren Accessoires. Ich habe schemenhaft das Bild einer Frau Anfand 20 vor Augen, die sommerliche Kleidung trägt. Ich tauche gar nicht so tief in die Szene ein, sodass ein detailreicher Film in meinem Kopf abgespielt wird. Für mich funktionieren diese Szenen ohne konkrete Beschreibung der Charaktere und ich betone ja, dass ich diese für austauschbar halte und die Situation an sich im Fokus steht.

Würde ich nun eine konkrete Beschreibung des Äußeren vornehmen, würde ich das nicht für mich tun, da ich beim Schreiben keinen Wert darauf lege, sondern ich würde es für spätere Leser tun, die ggf. wert auf Details legen. Ich nehme an, dass viele Leser auf eine ausführliche Personenbeschreibung verzichten können. Ich erhalte praktisch keine Kommentare, in denen das Fehlen dieser Ausarbeitung kritisiert wird. Entweder lesen sie so oberflächlich, wie ich es beschreibe, oder sie ergänzen die fehlenden Informationen in ihrer Fantasie.

Mag sein, dass ich mehr Details in die Geschichte legen würde, wenn ich vom Schreiben meiner Geschichten meinen Lebensunterhalt bestreiten müsste, weswegen ich möglichst viele Bücher verkaufen müsste. So aber teile ich die Geschichten, die mir gefallen und die ich genau so ausgestaltet haben möchte. Wem das nicht gefällt, weil zu oberflächlich etc, der hat das gute Recht, meine Texte zu meiden bzw. diese zu kritisieren.

swriter
 
Schreibst Du denn Deine Geschichten eher aus der Sicht Deiner Figuren oder der des Erzählers? Denn wie ich oben erläuterte ist vom Erzählerstandpunkt aus das Unterlassen der Figurenbeschreibung vielleicht noch eher zu verschmerzen.

Und natürlich steht es Dir frei, jeden, den irgend etwas an Deiner Schreibe nicht gänzlich überzeugt, vom virtuellen Hof zu jagen und den Geschichten anderer Schreiber anzuempfehlen, nur wieso meinst Du dann überhaupt, solche Fragen wie die vorliegenden im Forum aufzuwerfen, wenn Du Dich um die Antworten sowieso nicht bekümmerst?
 
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Schreibst Du denn Deine Geschichten eher aus der Sicht Deiner Figuren oder der des Erzählers? Denn wie ich oben erläuterte ist vom Erzählerstandpunkt aus das Unterlassen der Figurenbeschreibung vielleicht noch eher zu verschmerzen.

Und natürlich steht es Dir frei, jeden, den irgend etwas an Deiner Schreiber nicht gänzlich überzeugt, vom virtuellen Hof zu jagen und den Geschichten anderer Schreiber anzuempfehlen, nur wieso meinst Du dann überhaupt, solche Fragen wie die vorliegenden im Forum aufzuwerfen, wenn Du Dich um die Antworten sowieso nicht bekümmerst?

Darf ich nur Meinungen erfragen, solange ich mir selber keine gebildet habe? Ich bin lange genug als Hobbyschreiber unterwegs, um einen Weg des Schreibens für mich entwickelt zu haben, der für mich funktioniert. Ich habe noch keine Argumente gelesen, die mich an meiner Entscheidung zweifeln lassen.

Bevor ich das jetzt wieder falsch verstehe .. meinst du mit Figurensicht die Ich-Perspektive?

swriter
 
Es verwundert mich – und wahrscheinlich nicht nur mich – nicht im geringsten, daß Dich noch kein Argument dazu bringen konnte, an "[D]einer Entscheidung [zu] zweifeln"!

Aber meine Frage hast Du damit trotzdem nicht beantwortet: Wenn Du für Dich der Weisheit letzten Schluß bereits gezogen hast, wieso dann hier etwas in Frage stellen, das für Dich überhaupt nicht fraglich ist? Anders gesagt: Wieso meinst Du eine Frage stellen zu müssen, deren unzweifelhafte Antwort Du selbst Dir längst gegeben hast? Worin liegt da für Dich der Sinn? Was bringt es Dir, irgendwelche Antworten zu "erfragen", die für Dich, der Du Deine unzweifelhafte Antwort Dir selbst längst gegeben hast, überhaupt nicht von Belang sind? Welchen Zweck verfolgst Du damit?

Zu Deiner letzten Frage: Die sogenannte "Ich-Perspektive" kann sowohl figural (Erzähler übernimmt den Standpunkt einer oder mehrerer Figuren) als auch narratorial (Erzähler erzählt von seinem eigenen Standpunkt aus) sein, insofern ja und nein.
 
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Aber meine Frage hast Du damit trotzdem nicht beantwortet: Wenn Du für Dich der Weisheit letzten Schluß bereits gezogen hast, wieso dann hier etwas in Frage stellen, das für Dich überhaupt nicht fraglich ist? Anders gesagt: Wieso meinst Du eine Frage stellen zu müssen, deren unzweifelhafte Antwort Du selbst Dir längst gegeben hast? Worin liegt da für Dich der Sinn? Was bringt es Dir, irgendwelche Antworten zu "erfragen", die für Dich, der Du Deine unzweifelhafte Antwort Dir selbst längst gegeben hast, überhaupt nicht von Belang sind? Welchen Zweck verfolgst Du damit?

Du erinnerst dich vielleicht an meine Feststellung, dass in letzter Zeit kaum noch Threads gestartet werden, in denen es um das Lesen und Schreiben von Geschichten geht? Das hier ist ein Versuch gewesen, daran etwas zu ändern.

Wenn der Thread nicht angenommen wird und man lieber über andere Themen diskutieren möchte, dann ist das eben so.

swriter
 
Ja, nur erklärt das immer noch nicht, wieso Du einen Strang zu einer Frage eröffnest, die nach eigenem Bekunden für Dich überhaupt nicht von Belang ist! Was erwartest Du denn, wie der Strang "angenommen" werden sollte, wenn Du hier klarstellst, daß Dir die Antworten – auf gut deutsch (und dafür bist Du ja zu haben) – am Arsch vorbeigehen!

Im übrigen bist offenkundig Du es, der hier lieber "über andere Themen diskutieren möchte", da Du ja meinst, aufgrund Deiner über jeden Zweifel erhabenen Beherrschung der Charakterzeichung Dich mit den gegebenen Antworten nicht weiter auseinandersetzen zu müssen.
 
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Nützlich für die Beantwortung der angeführten Fragen wäre vielleicht zunächst einmal zu klären, was überhaupt unter einem Charakter zu verstehen sei, denke ich. Oder wie wollte man den andernfalls "zeichnen", um swriters Wortwahl aufzugreifen, wenn man gar nicht wüßte, um was es sich bei ihm, der zu zeichnenden Sache: dem Charakter also, eigentlich handelte?

Ich würde vorschlagen wollen, den Charakter – in Anschluß an Aristoteles – zu begreifen als die Artung bzw. Veranlagung der seelischen Vermögen (Wille, Gemüt, Neigungen, Denken), die ihren Besitzer dazu bringt, auf die ihm eigene Weise zu handeln und zu fühlen.

Wenn wir den Charakter entsprechend dieses Vorschlags begreifen, so ist übertragen auf das Gebiet des Erzählens unter dem Zeichnen eines Charakters die Darstellung des Handelns und Fühlens einer erfundenen Figur zu verstehen. Da Handeln und Fühlen gewisse Umstände erfordern, um für uns begreiflich zu werden, ist also jenes Handeln und Fühlen der erfundenen Figur in einen erzählerischen Rahmen einzubetten, der diese Umstände bereitstellt. Solche könnten z. B. moralische Zwangslagen sein, in denen sich der jeweiligen Figur eine Mehrzahl von Auswegen bieten, die von den moralisch einwandfreien über die fragwürdigen bis zu den verurteilenswerten reichen könnten. Je nachdem, für welche der Möglichkeiten die Figur sich jeweils entscheidet (und entsprechend handelt), wird uns bereits eine Menge über sie verraten; wenn dazu noch die Gefühle oder gar die Überlegungen, die die Entscheidung (und das entsprechende Handeln) der Figur begleiten, geschildert werden, so wird unser Bild von dem Charakter der jeweiligen Figur vollends abgerundet.

Das also, würde ich vorschlagen, ist, was Charakterzeichnung bedeutet (und also meine Antwort auf swriters erste Frage).

Bemerkenswert, finde ich, ist an dieser Stelle vielleicht, daß viele Dinge, die der swriter in seinem Eingangsbeitrag offenbar selbstverständlich zur Charakterzeichnung zählen wollte, so z. B. das Anführen von Alter, Aussehen und Freizeitbeschäftigungen einer Figur, gar nicht unter diese fallen. Denn weder das Anführen von Alter, Aussehen noch Freizeitbeschäftigungen stellt das Handeln und Fühlen der jeweiligen Figur dar! Ich vermute, daß dieser Irrtum – zumindest teilweise – zurückzuführen ist auf den großen Einfluß des Englischen, welches mit character unterschiedslos sowohl die erfundenen Figuren als auch ihren jeweiligen Charakter bezeichnet. So liegt es dann nahe, aus dem verwandten englischen Wort der characterization – irrtümlich! – abzuleiten, daß die bloße Beschreibung einer Figur bereits eine Zeichnung ihres Charakters bedeutete. (Die "Charakterisierung" erweist sich also als falscher Freund, der trotz äußerlich großer Ähnlichkeit zur englischen characterization nicht unbedingt auch dieselbe Bedeutung trägt.)

Was nun die Figurenbeschreibung anlangt, scheint mir der swriter der Auffassung André Gides zuzuneigen, der bekanntlich forderte, daß jegliche äußerliche Beschreibung der erfundenen Figuren zu unterbleiben habe. Auch weiß ich aus verschiedenen Strängen im englischen LIT-Autorenforum, daß diese Auffassung dort ebenfalls ziemlich weit verbreitet ist und ganz ähnlich begründet wird, wie der swriter es hier tut. Angeblich werde so der Phantasie des Lesers mehr Raum geboten, der sich die jeweiligen Figuren nach eigenem Belieben in seiner Vorstellung ausmalen könne; auch werde auf diese Weise das Ungeschick vermieden, einen Leser durch eine Beschreibung, die ihm vielleicht weniger gefällt oder gar seinen Vorlieben widerspricht, zu verprellen.

Mich haben diese Begründungen noch nie überzeugt, weder in Rücksicht des künstlerischen Romans (auf den André Gides Forderung gemünzt war) noch des erotischen oder pornographischen Erzählens, das für unsere Belange hier ja im Mittelpunkt stehen dürfte. Denn gerade in einem derart stark auf den Körper und die Sinne ausgerichteten, ja geradezu auf sie angewiesenen Erzählen wie dem erotischen oder pornographischen die Beschreibung der Körper der beteiligten Figuren und der sinnlichen Eindrücke, die sie auf die handelnden und fühlenden Figuren machen, zu unterlassen, das ist in meinen Augen schlechterdings ein Unding, eine Unsitte, ja ein schwerwiegender Fehler, der dem Sinn des erotischen oder pornographischen Erzählens nicht nur zuwiderläuft, sondern diesen nachgerade bestreitet, entstellt oder verleugnet. Und nach der obigen Erläuterung der Charakterzeichnung stellte sich insbesondere bei einer figuralen Erzählperspektive, wenn also das Geschehen aus der Sicht einer oder mehrerer der handelnden und fühlenden Figuren geschildert wird, insbesondere dann also stellte sich die Frage, was uns diese merkwürdige Lücke in der Wahrnehmung und im Empfinden der jeweiligen Figur eigentlich über sie verrät, ja was eben für ein Charakter ihr eigen sein muß, wenn das Aussehen der anderen für ihre Willensbildung, ihre Gestimmtheit, ihre Zu- und Abneigung, ihre Überlegungen offenkundig nicht die geringste Rolle spielt? Ich würde behaupten, daß dies ein unmenschlicher Charakter wäre, und wenn dieses Urteil zu scharf sein sollte, dann zumindestens doch ein falscher Charakter, eine einzige Anmaßung und Unaufrichtigkeit, die lediglich gemildert (wenngleich vielleicht erheblich), aber doch nicht gänzlich ausgeschaltet wird, wenn die Erzählperspektive nicht durch das Prisma einer oder mehrerer der handelnden und fühlenden Figuren gebrochen wird.

Kurzum: Die Figurenbeschreibung – insbesondere im erotischen oder pornographischen Erzählen – grundsätzlich zu unterlassen, ist ein folgenschwerer Fehler!

Nachdem nun meine Erläuterungen rund um swriters erste Frage bereits den vorliegenden Umfang erreicht haben, will ich es fürs erste an dieser Stelle dabei bewenden lassen. Ich habe mich bemüht, meine Gedanken möglichst verständlich auszudrücken, aber angesichts der vertrackten Angelegenheit, um die es hier geht (immerhin nichts geringeres als eine der Grundlagen des Erzählens), mag mir dies vielleicht nicht jedesmal gelungen sein. Für Rückfragen, Anmerkungen und Hinweise wäre ich daher überaus dankbar. Und natürlich bin ich gespannt auf den Fortgang des Gedankenaustauschs hier!
Bis hierher ein schöner Thread.
Schade, dass er danach inhaltlich leider ausblutet.

Vielleicht hat ja noch jemand was dazu zu sagen?

Lieben Gruss
Mayia
 
Finde den Thread auch interessant. Es ist schon auffällig wieviel Autoren hier glauben, sie müssten die Personen und deren Aussehen genau beschreiben. Die entscheidenden Fragen sind für mich: Wird durch die Beschreibung etwas Wesentliches zur Geschichte beigetragen? Sind die beschriebenen Merkmale für den Leser interessant?

Beispiele:

Ich bin Manfred, 24 Jahre alt und studiere Maschinenbau. => unnötig
Beide waren blond und gut gebaut. => langweilig
Mit der gepunkteten Schürze sieht sie aus aus wie eine Hausfrau aus den Sechzigerjahren. => schon interessanter
Unter der weissen Bluse wogt der magistrale Busen, die Brustwarzen zeichnen sich ab wie Kirschen. => grenzwertig, aber ich mags
Sie vereinte Attribute, die Männer verrückt machen: Sinnliche Lippen, unschuldiger Blick, steile Brüste und ein Po mit dem man hätte Bowling spielen können. => find ich ok
Die Personalleiterin mit ihren blutrot geschminkten Lippen und dem strengen Business-Anzug erscheint ihm zunehmend attraktiver, was es nicht einfach macht, sein zuckendes Glied im Zaum zu halten. => ?
Auf der Strasse blieben Familienväter mit ihrem Nachwuchs an der Hand stehen, um ihr auf den Arsch zu glotzen. => bildliche Beschreibung, nicht zu platt

Ein gesundes Mass an Beschreibungen scheint mir schon wichtig. Wenn der Leser keine Information hat, um sich eine Person vorzustellen, werden die Protagonisten beliebig und austauschbar. ABER: Personen können auch durch ihr Verhalten und ihre Handlungen beschrieben werden. Und das ist oft die elegantere Variante. Also:

Seine dünnen Beinchen drohen einzuknicken. Er taumelt einem Ohnmachtsanfall entgegen. => anstatt "er war ein dünnes Männchen mit dürren Beinen"
Sie steht nun über ihm. Pierre ist erstaunt, wie geschmeidig sie sich bewegt. => anstatt "Sie hatte einen geschmeidigen Körper"
Er langt nach vorne und greift sich die Titten. Potz Donner, anständige Dinger! => innerer Monolog, vielleicht nicht das beste Beispiel ;-)
Er horcht in seinen Schwanz hinein. Steckt er in einer Beamtinnen-Muschi? Ja, er kann etwas Miefiges wahrnehmen. => noch schlechteres Beispiel
Im Grunde hatte ich mir vorgenommen bei der Arbeit nicht zu trinken, aber es gelang mir immer weniger. Ich war zu weit unten, um noch auf irgendwas Rücksicht zu nehmen. => Beschreibung der Person durch Handlung

@swriter: mein Bild einer Person entsteht meist während dem Schreiben. Dann versuche ich interessante Details und Handlungsweisen einzubauen. Ob das gelingt sei dahingestellt. Aber das wäre der Anspruch.
 
Wie so oft, hängt der Detailgrad einer Beschreibung für mich von der Geschichte ab, die ich erzählen möchte.
Je nachdem möchte ich eine Person beschreiben und charakterisieren wie ich sie mir vorstelle.
Manchmal lasse ich den LeserInnen da viel Freiraum für eigene Vorstellungen, insbesondere was das Aussehen betrifft. Manchmal versuche ich auch ein klares Bild zu vermitteln.
Beides kann für mich Sinn ergeben. Je nachdem für wie wichtig ich das Aussehen einer Person für den Inhalt der Geschichte empfinde.

Je mehr ich darüber nachdenke, ist die Definition von Charakterisierung, die @Auden James oben einbringt, für mich die wichtigere.
Wie definiert sich eine Person über ihr Verhalten? Was für einen Charakter hat eine Person?
Brustgrösse, Haarfarbe etc., sind mir da weniger wichtig.
Ich verstehe aber, das manche LeserInnen genau das erwarten. Ich wurde sogar konkret darauf angesprochen, ob ich nicht mehr Äußerlichkeiten beschreiben könnte.

Da hat jeder ein bisschen seinen eigenen Geschmack.

Lieben Gruss
Mayia
 
@swriter Für mich kommt es immer auf die Geschichte an, wie genau man die Darsteller beschreibt.

Ist es eher eine längere Erzählung, macht es durchaus Sinn die Charaktereigenschaften (im Sinne von der @Auden James Definition) auszuschmücken.

Spielt ein körperlicher Fetisch eine Rolle, ist die äußerliche Beschreibung wichtiger.

Wenns z.B. um den Altersunterschied geht, finde ich so Infos wie das Alter der beteiligten wichtig oder das aussehen, damit man sich das etwas bildhafter vorstellen kann.

Zur Frage "wann ist ein Text eine Geschichte und nicht nur eine Aneinanderreihung von Sexszenen?". Für mich ist es eine Geschichte, wenn es eine Rahmenhandlung gibt und die mehr Platz einnimmt als die Sexszenen.
 
Am wichtigsten ist die Penisgrösse, die darf nie fehlen. Ohne Penisgrösse kann ich mir gar nicht vorstellen was das fụ̈r ein Mensch sein soll (und ob der ụ̈berhaupt Sex haben kann).
Ist auch im Alltag immer meine erste Kennenlern-Frage bei Männern: Wie siehts aus mit deinem Piepmatz? Eher 11-14 oder 15-18?
 
Zu 3) Hier gehen vermutlich die Meinungen sehr weit auseinander. Eine Geschichte ist es für mich dann, wenn es eine wirkliche Handlung gibt, innere oder äußere. Ich habe schon Sexszenen gelesen, die gingen seitenlang und waren kotzlangweilig. Erst ist der eine mit der im Bett und dann noch mit einer weiteren Person und vielleicht auch einmal zu dritt. Es war eine Anreihung von Sexszenen. War es damit eine Geschichte? Vielleicht für andere, für mich nicht. Vielleicht ist es eine Geschichte, dann aber eine sterbenslangweilige. Vielleicht vergleichbar mit einem Pornofilm und einem erotischen Meisterwerk. Das erste ist langweilig, das zweite hochspannend. Wobei ich keinem vorschreiben möchte, was er oder sie liest oder sieht. Es gibt bestimmt Menschen, die finden gefallen an einer Aneinanderreihung von Sexszenen oder einem Porno. Für mich sind sie es eher nicht.

Es gibt hier auch noch das Konzept der Prämisse. Das heisst, eine Geschichte "beweist" etwas. Sie liefert eine Begründung warum sich ein Anfangs- und ein Endzustand unterscheiden. Prämissen können sehr hilfreich sein, um einer Geschichte einen roten Faden zu geben. Sie schaffen Klarheit, was für die Geschichte relevant ist und was nicht (vielleicht auch interessant für @PhiroEpsilon und @Mayia ;) ?). Szenen haben zwar Handlung, aber keine Prämisse, es wird nichts bewiesen.

Für Mayias Anna-Geschichte könnte die Prämisse lauten: Sex führt zu Tod. Das ist die Prämisse, die durch Geschichte bewiesen werden soll. Das hat Mayia meiner Meinung nach stringent umgesetzt. Anna geht nicht zuerst in ein Restaurant, trinkt einen Schnaps, stolpert über eine Bekannte, die etwas über ihren Mann erzählt, usw. Nein, sie beweist die Prämisse der Geschichte und Punkt.
 
Ja, das stimmt wohl, obwohl ich mich mit diesem Konzept bislang nicht wirklich auseinandergesetzt habe.

Für Anna wäre meine Prämisse aber eher gewesen:
Anna ist ein Vampir (und sie braucht Blut und sie mag Sex).

Lieben Gruss
Mayia
 
Interessante Idee mit der Prämisse - ich würde es wahrscheinlich nicht Prämisse nennen. Meine Erzählung möchte ja nichts "beweisen". Aber der Gedanke dahinter ist für mich sehr hilfreich: Was möchte ich überhaupt erzählen, worum geht es mir im Kern? Wenn ich das beantworten kann, dann habe ich diesen tragenden Gedanken, das Motiv, das meiner Meinung nach vielen Geschichten hier schon fehlt. Die plätschern eher so dahin, mal mehr, mal weniger gut erzählt, doch am Ende fragt man sich: Okay, was wollte mir der Autor eigentlich damit sagen? Die Idee mit der Prämisse ist dann so etwas wie ein Fettabscheider: Er trennt das erzählerisch Notwendige vom erzählerisch Überflüssigen und hilft, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
 
Ich kenne mich da auch nicht so aus, das Konzept wird auch nicht immer gleich angewendet.
Für Anna wäre meine Prämisse aber eher gewesen:
Anna ist ein Vampir (und sie braucht Blut und sie mag Sex).
Soweit ich das verstanden habe, gibts verschiedene Prämissen-Konzepte. Eines davon sind diese "A führt zu B"- Sätze. Wird aber auch von verschiedenen Autoren als zu simpel kritisiert.


Interessante Idee mit der Prämisse - ich würde es wahrscheinlich nicht Prämisse nennen. Meine Erzählung möchte ja nichts "beweisen". Aber der Gedanke dahinter ist für mich sehr hilfreich: Was möchte ich überhaupt erzählen, worum geht es mir im Kern? Wenn ich das beantworten kann, dann habe ich diesen tragenden Gedanken, das Motiv, das meiner Meinung nach vielen Geschichten hier schon fehlt. Die plätschern eher so dahin, mal mehr, mal weniger gut erzählt, doch am Ende fragt man sich: Okay, was wollte mir der Autor eigentlich damit sagen? Die Idee mit der Prämisse ist dann so etwas wie ein Fettabscheider: Er trennt das erzählerisch Notwendige vom erzählerisch Überflüssigen und hilft, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Jede Geschichte muss etwas beweisen, sonst ist es keine Geschichte (gemäss dem Prämissen-Konzept). Ich finde aber deine Interpretation auch einleuchtend, das "worum geht es im Kern". Ich bin jetzt am dritten Teil deiner Weihnachtsgeschichte und habe immer noch viel Spass an den Ereignissen :giggle:. Kern der Geschichte könnte sein: Christina will Paul erobern. Dazwischen verliert sie aber öfter den Faden, manchmal geht es mehr um das Geheimnis der Päckchen oder dass sie beim Verkleiden geil wird oder ob Steffi lesbisch ist. Wenn es um "Christina will Paul" geht, dann müsste ihr Fokus darauf liegen und nicht dauernd wechseln.
Vielleicht ist der Kern eher: "Christina löst das Geheimnis der Päckchen". Dann müsste sie aber mehrheitlich mit diesem Problem beschäftigt sein und nicht mit allem anderen. Ich denke, dieser Geschichte würde etwas Klarheit in dieser Frage guttun. Was will Christina? Was ist ihr zentrales Problem? Und wie löst sie es? Im Moment ist es für mich eher "Die Missgeschicke einer drallen Blondine". Aber macht auch so Spass ;-)
 
Es gibt hier auch noch das Konzept der Prämisse. Das heisst, eine Geschichte "beweist" etwas. Sie liefert eine Begründung warum sich ein Anfangs- und ein Endzustand unterscheiden.

Ich kenne mich da auch nicht so aus, das Konzept wird auch nicht immer gleich angewendet.

Soweit ich das verstanden habe, gibts verschiedene Prämissen-Konzepte. Eines davon sind diese "A führt zu B"- Sätze. Wird aber auch von verschiedenen Autoren als zu simpel kritisiert.

Jede Geschichte muss etwas beweisen, sonst ist es keine Geschichte (gemäss dem Prämissen-Konzept).

Also, soweit es mich betrifft, lieber @GustavNacht :
Erklär bitte zuerst einmal, was dieses ominöse "Prämissen-Konzept" sein soll.. (?)
Weil, ich hab davon noch nie im Leben was gehört....

Wo hast du das her? Wem ist das eingefallen? (Wer hat es nachher kritisiert? Wer hat es anders angewendet?) u.s.w.

--

Aktuell klingst du mir nur wie @Mayia oder @Zenobit , die auch mit Verve mit seltenen und/oder komplizierten und/oder unverstandenen Begriffen um sich werfen, weil sie glauben, dass sie damit irgendwie "klüger" rüber kommen würden als sie eigentlich sind....
 
Jede Geschichte muss etwas beweisen, sonst ist es keine Geschichte (gemäss dem Prämissen-Konzept).

Ein so ein Quatsch. Es gibt JEDE MENGE Anforderungen an eine "Geschichte":

Sie muss / sollte:
- in sich geschlossen sein​
- einen Anfang und ein Ende haben​
- mindestens eine Person haben (besser zwei oder mehr)​
- ein Thema haben​
- eine Handlung haben​

... uuuuuuuund so weiter.... 😉 :ROFLMAO:

Was eine "Geschichte" aber sicherlich nicht muss, das ist: irgendwas "beweisen".... (???)

:rolleyes:o_O:ROFLMAO:

(der Autor der Geschichte muss sich oder anderen vielleicht irgendwas beweisen mit der Geschichte, die er oder sie gerade schreibt.... Aber da kann die "Geschichte" ja nix dafür, wenn sie einen schlechten Autor hat.... ;)😇)
 
[...] Aber der Gedanke dahinter ist für mich sehr hilfreich: Was möchte ich überhaupt erzählen, worum geht es mir im Kern? Wenn ich das beantworten kann, dann habe ich diesen tragenden Gedanken, das Motiv, das meiner Meinung nach vielen Geschichten hier schon fehlt. Die plätschern eher so dahin, mal mehr, mal weniger gut erzählt....

Ja, so sehe ich es auch. Deswegen lese ich auch keine Texte hier.

(Weil die eben meistens komplett nichtssagend sind in der Kategorie:
- Dann kam die Sekretärin, und mit der hatte der Chef Sex.
- Und vorher war der Assistent des Chefs heim gegangen, und der war zufällig der Mann der Sekretärin.
- Aber da wartete schon die Tochter des Chefs im Schlafzimmer auf ihn.

Uuuuuhnd sooooh weiiiihter.... Und am Ende der Geschichte (bzw. oft schon nach wenigen Absätzen) hab ich nicht mehr gewusst, worum es in der Geschichte eigentlich geht.... (Außer natürlich, dass da einige Leute mit einigen anderen im Laufe der Geschichte wahrscheinlich irrgendwann und/oder irgendwo Sex machen werden....) 😊😏
 
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