Sprachfehler in Dialogen

TiefImWesten

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Oct 12, 2013
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Moin,

es ist die Frage aufgekommen, warum es so wenige fachliche Themen bezüglich des Schreibens hier im Forum in letzter Zeit gibt. Hier hätte ich eins:

Wie haltet Ihr es in wörtlicher Rede in Euren Texten mit der Ungenauigkeit, mit der viele Menschen im Alltag sprechen. Es geht mir primär nicht darum, ob jemand einen starken Dialekt spricht. Sondern um so Sachen wie, dass jemand Vergleiche mit "wie" anstatt "als" bildet, falsche Konjugation mit "sein" anstatt "haben" oder umgekehrt verwendet. Oder wenn Genitiv, Dativ oder Akkusativ falsch verwendet werden.

Um die Eigenarten einzelner Personen hervorzuheben und ihnen mehr Persönlichkeit zu geben, ist ein Mittel, ihnen eine "eigene" Sprache zu geben. Damit meine ich, sie bestimmte Redewendungen häufig benutzen zu lassen oder sie ständig z.B. einen bestimmten grammatikalischen Fehler machen zu lassen.
Was haltet ihr von dem Letzteren? Sollte man das machen? Oder ist das der Unterschied zwischen einem literarischen Text und dem "echten" Leben? Würde Euch so etwas stören beim Lesen?

Vielen Dank und Grüße,
TiW
 
Ich gönne meinen Charakteren stets ein gewisses Bildungsniveau. Bei mir gibt es nicht den Sonderschulabbrecher oder den Typen mit dem gebrochenen Deutsch. Wenn ich darüber nachdenke, sind die Protagonisten meiner Geschichten relativ profillos und haben keine Ecken und Kanten - aber egal - Charakterzeichnung war noch nie etwas, auf das ich Wert gelegt habe.

Ich habe noch nie bewusst Sprachfehler in Dialogen eingebaut und ich achte auch auf eine korrekte Rechtschreibung. Was ich gegenüber dem Fließtext anders mache, ist die Prüfung auf Füllwörter. Im Fließtext streiche ich Füllwörter, wenn sie mir überflüssig erscheinen. In den Dialogen lasse ich sie stehen.

Wenn wir reden, achten wir nicht auf Grammatik oder Füllwörter etc. Es klingt für mich authentischer, wenn die Dialoge natürlich herüberkommen und nicht nachbearbeitet werden.

Wobei ich im Dialog "das Auto von dem Freund" authentischer fände als das grammatikalisch korrektere "das Auto des Freundes".
Kaum jemand, der sich nett unterhält, denkt über die korrekte Ausdrucksweise ober über die treffende Zeitform nach.

Also ja ... In Dialogen würde ich Fünfe gerade sein lassen, während ich mich im Fließtext um das richtige Deutsch bemühe.

swriter
 
Ich habe so etwas bei einer Protagonistin in meiner Inzest Story 2 - Leonie bewusst eingebaut. Bedingt durch eine Psychose hat sich ihre Sprache in eine Kindersprache verändert. Sie benutzt keine Pronomen sondern andere Bezeichner für Personen. Wenn sie (Leonie) sich selbst meint, redet sie von Nini. Wenn sie mit/über ihre Großmutter redet, spricht sie sie nicht mit du an oder sagt sie/ihr/ihre sonder Omi/Omis. Ist echt hart zu lesen, aber noch härter das als Autor durchzuziehen. Leonie redet z. B. so: „Omi, Nini kommt gleich. Nini muss mit Shelly sprechen.".
 
Bei mir gehört die Sprache zur Charakterisierung (nicht nur in Dialogen). Bei Personen mit mittleren oder gehobenen Bildungsstand wurden bei mir ggfs. mal Fremdwörter genutzt, auch wenn mir das bei einigen Lesern Kritik einbrachte.

Es muss passen, ein Jugendlicher nutzt sicher ein anderes Vokabular als ein Rentner. Ich fahre öfter mit dem Zug durch die Gegend, und kriege so zum Teil Sprachmuster mit, die ich ansonsten mangels Vertretern bestimmter Altersklassen in meinem Familien- und Bekanntenumfeld nicht zu hören bekomme (mir fällt bspw. auf, dass bei Gen Z ein hoher Anteil englischer Begriffe sehr selbstverständlich verwendet wird).

Fehler baute ich manchmal bewusst ein (einzigste etc) und grundsätzlich halte ich umgangssprachliche Verkürzungen wie "rumlaufen" statt "herumlaufen" bei natürlichen Dialoge für sinnvoll. Schwieriger waren für mich verbreitete wiederkehrende Füllphrasen (wie im Englischen das immer wieder in natürlicher Sprache auftretende "you know"), weil sie meinen eigenen Sprachmustern nicht entsprachen, also musste ich mich da eher zum Einbau "zwingen".
 
Fehler baute ich manchmal bewusst ein (einzigste etc) und grundsätzlich halte ich umgangssprachliche Verkürzungen wie "rumlaufen" statt "herumlaufen" bei natürlichen Dialoge für sinnvoll. Schwieriger waren für mich verbreitete wiederkehrende Füllphrasen (wie im Englischen das immer wieder in natürlicher Sprache auftretende "you know"), weil sie meinen eigenen Sprachmustern nicht entsprachen, also musste ich mich da eher zum Einbau "zwingen".

Papyrus Author haut mir regelmäßig auf die Finger, wenn ich "rumlaufen" schreibe. Das wäre zu umgangssprachlich. Was den Fließtext angeht, stimme ich zu.

Aber in der Regel nutzen wir bei Unterhaltungen Umgangssprache, wenn wir uns nicht gerade in einem Vorstellungsgespräch befinden. Wenn sich zwei Teenager unterhalten und einer sagt "Ich bin gestern in der Stadt herumgelaufen" statt " Alter ey, bin gestern in der Stadt rumgelaufen", fände ich das eher deplatziert. Wobei es natürlich auch junge Menschen gibt, die sich nicht einer Gangsterrappersprache bedienen.

Wobei ich Teenager, die in jedem Satz "Alter", "Bro" oder sonstwelche Floskeln verwenden, nervig finde.

swriter
 
Wenn es passt, warum soll man das nicht anwenden. Wenn eine Figur z.B. brim Boxen gerade einen Zahn verloren hat, dann lifpelt fie halt. Oder der Penis im Mund mäfft einen eben etwaf anderf fprechen. Oder das Chili war chööön charf!
So lange das dezent eingesetzt wird. Einer Person absichtlich z.B. ein Lispeln zu verpassen, würde ich nur dann machen, wenn es wirklich relevant für die Erzählung ist. Sonst nervt es nur.

Wie haltet ihr es eigentlich mit den "Sexlauten"? Stöhnen, Dirty Talk, Grunzen, Keuchen, Lechtzen, Sabbern, Schreien...
 
Wie haltet ihr es eigentlich mit den "Sexlauten"? Stöhnen, Dirty Talk, Grunzen, Keuchen, Lechtzen, Sabbern, Schreien...

Wenn ich "Ooooaaaah!" oder "Jaaaaaaa!" schreibe, übersteht das nie die Rechtschreibprüfung.

Meiner Meinung nach muss Stöhnen aber auch nicht zwingend durch wörtliche Rede transportiert werden. Schreibe ich: "sie stöhnte bei jedem Stoß wollüstig auf", ist das für mich ausreichend.

swriter
 
Es gibt Autorinnen und Autoren, die setzten das Gestöhne übertrieben ein, für meinen Geschmack.
Als Stilmittel nutze ich es bisweilen.
Der Rechtschreibprüfung teile ich dann mit, dass es an dieser Stelle in Ordnung ist. Bei Papyrus kann man sagen, dass es an dieser spezifischen Stelle gewollt ist.
 
Bei Patchwork kann man die Dialoge explizit prüfen. Dabei wird der andere Text hellgrau, fast unsichtbar und man kann die Rechtschreibprüfung ausschalten.
Es fallen dann auch fehlende Anführungszeichen auf.
Gestöhne oder Mundart kann man ignorieren oder sich Überlegen, ob es nicht übertrieben und sinnvoll ist. Sonst finde ich, kann und sollte man Dialoge mit und ohne Eigenarten als Stilmittel unbedingt einsetzten. Das charakterisiert Protagonisten und macht eine Geschichte lebendiger.
Wovon ich abrate, sind Dialoge, die das neumodische Gendern enthalten. Ich hatte es mal probiert. Das ging daneben. Dabei kann man nur verlieren, sowohl sich selbst in der Grammatik als auch LeserInnen. 🫣
 
Natürlich ist es möglich, Figuren in der direkten Rede Ausdrücke benutzen zu lassen, die im auktorialen Teil nicht angebracht sind.

Allerdings darf man damit keine schlampige Rechtschreibung rechtfertigen. "das" statt "dass" zu schreiben ist nicht zulässig. ("dat" ist jedoch für beides möglich).

Außerdem sollte der Autor sich Gedanken darüber machen, wie viel er seinen Lesern zumuten kann. Einige meiner Geschichten spielen in Bayern und ich habe nur ein paar Floskeln benutzt, damit dem Leser klar ist, dass da ein Einheimischer redet. Der Trick war es auch, einen Hochdeutschen "Hä?" sagen zu lassen, damit die Bayern mit ihrem Dialekt zurückstecken.
 
Wie haltet Ihr es in wörtlicher Rede in Euren Texten mit der Ungenauigkeit, mit der viele Menschen im Alltag sprechen. [...] (S)o Sachen wie, dass jemand Vergleiche mit "wie" anstatt "als" bildet, falsche Konjugation mit "sein" anstatt "haben" oder umgekehrt verwendet. Oder wenn Genitiv, Dativ oder Akkusativ falsch verwendet werden.
Das hängt davon ab, ob das in der jeweiligen Geschichte zweckgemäß ist! Die Ausdrucksweise einer Figur charakterisiert diese immer auch mit, weshalb sich also in den von Dir vorgebrachten Beispielen die Frage stellte, welche Charakterisierung Du mit diesen Ausdrucksweisen bezwecken wolltest?

Ein Gespräch in einer Geschichte erhält seine Form schließlich durch den Schreiber, nicht durch die Wirklichkeit; es ist kein Transkript. Das ist ein Punkt, an dem manche Neulinge ins Stolpern geraten, wenn sie meinen, daß Gespräche in Geschichten genauso aufgeschrieben werden sollten, wie sie in der Wirklickeit lauten. Da häufen sich allerdings die unvollständigen Sätze, abgebrochenen Gedanken und Gedankensprünge, das ein Gespräch, wenn es denn wirklichkeitsgetreu wiedergegeben würde, einfach nur furchtbar zu lesen wäre!

Und weil die Gespräche in Geschichten herkömmlicherweise, d. h., um genau zu sein, seit tausenden von Jahren (schon die Gespräche in den Epen der alten Griechen sind grammatikalisch richtig), auch grammatikalisch richtig geschrieben werden, fiele es überdies negativ auf, wenn Du Deine Figuren nun plötzlich grammatikalisch falsch reden ließest! Und was würde der gemeine Leser wohl dabei denken? Natürlich, daß entweder der Schreiber selber die Grammatik nicht beherrscht oder seine Figuren Idioten sind!

Um die Eigenarten einzelner Personen hervorzuheben und ihnen mehr Persönlichkeit zu geben, ist ein Mittel, ihnen eine "eigene" Sprache zu geben. Damit meine ich, sie bestimmte Redewendungen häufig benutzen zu lassen oder sie ständig z.B. einen bestimmten grammatikalischen Fehler machen zu lassen.
Feste Wendungen und Sprachfehler sind aber nicht dasselbe! Und auch mit den festen Wendungen wäre ich vorsichtig, weil dies dem genauen Leser bei übermäßiger oder ungeschickter Verwendung alsbald unschön auffallen könnte (als plumper Versuch nämlich, Charaktertiefe vorzugaukeln). Eine "eigene Sprache" geht darüber, wie ich finde, weit hinaus! Auch weiß ich nicht, ob es wirklich zweckmäßig wäre, für jede Figur eine solche eigene Sprache zu erfinden. Wieso sollte dies überhaupt angebracht sein?

Was mein eigenes Geschreibe anlangt, so habe ich beispielsweise am Anfang meiner Obskuren Variation #3: Die Auster ein Anakoluthon als Stilmittel eingesetzt, um die Aufregung der Sprecherin unmittelbar sprachlich abzubilden, die peinlich berührt ihren angefangenen Satz nicht zu Ende führt, sondern sogleich zum nächsten Gedanken haspelt:
„Sonja, bitte, die Leute schauen nicht lieber an den Tisch da drüben setzen, ja?“
Jenes Stilmittels also erfüllt in dieser Kürzestgeschichte, die einzig aus Figurenrede besteht, den Zweck, unmittelbar in der verschriftlichen Redeweise der Figur ihre Gefühle auszudrücken; das wird gängigerweise ansonsten vom Erzähler übernommen, der den Leser über die Gefühle der Figuren in Kenntnis setzt, da aber Die Auster keinerlei Erzählerrede enthält, mußte ich hier auf andere Art diesen Gefühlen Ausdruck verleihen. Die grammatikalisch falsche Redeweise Melanies an dieser Stelle bezweckt jedoch nicht, ihr eine "eigene Sprache" in Deinem Sinne zu geben, noch eine Eigenart von ihr hervorzuheben, wie Du es oben als zweckmäßige Verwendung derartigen falschen Sprachgebrauchs vorstellst.

Ein falscher Sprachgebrauch als solcher, d. h. nicht als Stilmittel verwendeter, ist immer falsch, und wenn Du Deine Figuren falsch sprechen läßt, so sagst Du damit also mindestens über diese aus, daß sie die deutsche – oder welche auch immer verwendete – Sprache nicht beherrschen. Wenn dies nicht der Zweck ist, den Du in Deiner Erzählung mit dem falschen Sprachgebrauch verfolgst, so ist der falsche Sprachgebrauch selber falsch.

Wäre eine Ausnahme von dieser Regel vorstellbar? Höchstens in abstrusen Erzählungen, denke ich, wie z. B. im Falle einer Figur, die behext wurde und in Folge dessen nicht mehr richtig zu sprechen vermag; der Übergang zum – in diesem Falle: komischen – Stilmittel erschiene mir allerdings fließend, weshalb ich, wie gesagt, jene Regel für tragfähig halte.

Wie haltet ihr es eigentlich mit den "Sexlauten"? Stöhnen, Dirty Talk, Grunzen, Keuchen, Lechtzen, Sabbern, Schreien...
Lautmalerisch können diese durchaus Eingang in den Wortbestand finden, warum auch nicht? Sofern sie der Anschaulichkeit dienen und nicht selbst zur Anschauung werden, eine Trennung, die – leider – so manchem Schreiber schwerzufallen scheint, auf dessen Seiten sich die Selbstlaute (vorzugsweise "o" und "a") dann auf ganzer Breite aneinanderreihen, oftmals dazu noch geschmückt mit einer ganzen Reihe an Ausrufezeichen. Der sogenannte dirty talk ist doch aber nicht lautmalerisch, oder? Jedenfalls verstehe ich darunter etwas anderes als sich gegenseitig anzugrunzen ...

Wenn ich darüber nachdenke, sind die Protagonisten meiner Geschichten relativ profillos und haben keine Ecken und Kanten - aber egal - Charakterzeichnung war noch nie etwas, auf das ich Wert gelegt habe.
Bemerkenswert (deshalb auch das Zitat), dieses lapidare Eingeständnis an dieser Stelle zu lesen! Und dazu die Unbekümmertheit! Fast staunenswert – wenn ich nicht nur allzugut wüßte, daß da so rein gar nichts Staunenswertes daran und auch nichts dahinter ist. Aber natürlich trotzdem großartig, dies aus berufenem Munde einmal vernommen zu haben!
 
Last edited:
Für meinen Geschmack sind grammatikalische Fehler, Silbenverlust, falscher Sprachgebrauch, umgangssprachliche Ausdrücke und ähnliches in der direkten Rede (oder bei Geschichten, die als Tagebuch oder ähnliches geschrieben sind) ok und zum Teil auch notwendig. Wenn sie zum Charakter passen.
Wenn eine Figur, die nicht versteht, das 'alle zwölf Stunden' und 'zweimal täglich' kein Widerspruch ist, sich ausdrückt wie ein Hochschulprofessor (und umgekehrt), fände ich das eher befremdlich. Oder eine Figur, die die Sprache nur teilweise beherrscht, in der wörtlichen Rede perfekt spricht.
Ich sehe die Herausforderung weniger im 'darf man das' als mehr im 'wieviel ist zuviel'. Soll ja auch lesbar und verständlich sein.

Anakoluthon - ehrlich? Satzbruch wäre zu einfach und zu verständlich gewesen, oder? 😉

Der 'gemeine' (Literotica)Leser denkt sich bei grammatikalischen Fehlern in der wörtlichen Rede wahrscheinlich genauso viel wie bei grammatikalischen oder Rechtschreibfehlern im erzählerischen Text: wenig bis nix. Solange es einer wichtigen Handbewegung nicht im Weg ist. 😸
 
Aber zu welchen Charakteren passen denn grammatikalische Fehler, Silbenverlust und falscher Sprachgebrauch in der Figurenrede? Jawohl vor allem, wie Du selber anführst, zu solchen, die die Sprache nicht beherrschen! Und das habe ich an und für sich nirgends in Abrede gestellt; ich wollte lediglich darauf hinweisen, daß ein Schreiber, der sich dafür entscheidet, seine Figuren entsprechend falsch reden zu lassen, sich der Charakterisierung, die seine so falsch redenden Figuren also betrifft, bewußt sein sollte.

Eine geistig unbedarfte Figur wie einen Hochschulprofessor reden zu lassen (oder umgekehrt), ist allerdings nicht deckungsgleich mit den von TiW hier erfragten Sprachfehlern in wörtlicher Rede. Daß jemand nicht Hochschulprofessor ist, bedeutet ja schließlich nicht zwangsläufig, ständig grammatikalische Fehler begehen zu müssen (und umgekehrt), oder?

Den Fachbegriff verlinkte ich ja deshalb auch zu seinem Wikipedia-Eintrag; außerdem ist die Sache, die TiW hier erfragt, ja schon eine fachliche, weshalb in diesem Falle auch das Verwenden von Fachbegriffen ausnahmsweise vielleicht gestattet sein dürfte. Ich stimme Dir aber zu, daß "Satzbruch" der einfachere Ausdruck gewesen wäre – nur wäre er auch wirklich verständlicher gewesen (ohne Erläuterung wie im verlinkten Wikipedia-Eintrag)?

Der von Dir so vielsagend in Anführungsstriche gesetzte gemeine Leser liest im eigentliche Sinne hier gar nicht (siehe dazu auch meine Erläuterungen hier und hier), weshalb also sein vermutlich eher überschaubares Nachsinnen über Sprachfehler in den hiesigen Geschichten für unsere Betrachtung hier ohnehin nicht von Belang ist.
 
Mein erster Absatz war auf den Originalbeitrag bezogen.
ein Schreiber, der sich dafür entscheidet, seine Figuren entsprechend falsch reden zu lassen, sich der Charakterisierung, die seine so falsch redenden Figuren also betrifft, bewußt sein sollte.
Dem kann ich ganz zustimmen. Deswegen 'wenn es zu dem Charakter paßt'. Hatte ich allerdings als selbstverständlich vorausgesetzt, was vielleicht ein Fehler ist.
Daß jemand nicht Hochschulprofessor ist, bedeutet ja schließlich nicht zwangsläufig, ständig grammatikalische Fehler begehen zu müssen (und umgekehrt), oder?
Nee, aber ich denke, du hast schon verstanden, was ich damit ausdrücken wollte. 😉
daß "Satzbruch" der einfachere Ausdruck gewesen wäre – nur wäre er auch wirklich verständlicher gewesen
Gute Frage. Keine Ahnung. Ich hätte mir unter Satzbruch was vorstellen können, Anakoluthon kann ich mir nicht mal merken.
Das du den Begriff verlinkt hast, finde ich übrigens gut.
Der von Dir so vielsagend in Anführungsstriche gesetzte gemeine Leser liest im eigentliche Sinne hier gar nicht (siehe dazu auch meine Erläuterungen hier und hier), weshalb also sein vermutlich eher überschaubares Nachsinnen über Sprachfehler in den hiesigen Geschichten für unsere Betrachtung hier ohnehin nicht von Belang ist.
Naja, du hast die Frage gestellt (und beantwortet), was dieser gemeine Leser wohl denkt. Das erweckt den Eindruck, daß du es für von Belang hältst.
 
Naja, du hast die Frage gestellt (und beantwortet), was dieser gemeine Leser wohl denkt. Das erweckt den Eindruck, daß du es für von Belang hältst.
Der Unterschied ist nur der, daß Dein in Anführungsstriche gesetzter gemeiner Leser und mein anführungsstrichloser nicht derselbe sind!
 
Interessantes Thema :) Leider bin ich schon zu spät, etwas wesentlich Neues beizutragen. Ich denke auch, dass bestimmte Eigenheiten bei der direkten Rede, auch wenn sie kein korrekter Sprachgebrauch sind, als Stilmittel zulässig sind. Das Ziel wäre für mich Authentizität, den Sprecher plastischer und erlebbarer zu machen.

So etwas richtig einzusetzen, ist aber wirklich schwer. Zum einen, das muss man konsequent gebrauchen, sich ein festes Regelwerk geben. Eine verfestigte sprachliche Eigenheit verschwindet im täglichen Leben auch nicht mal eben so. Wenn man die sprachliche Eigenheit nur dann und wann verwendet, wenn es einem gerade passt oder einfällt, wirkt es schnell beliebig, und man verliert an Authentizität. Auf der anderen Seite wirkt eine stetig wiederkehrende sprachliche Besonderheit schnell nervig oder penetrant. Am schlimmsten ist der Wechsel von der Umgangssprache zu korrektem Deutsch bei der direkten Rede. Das wirkt schlampig oder gekünstelt.

Den richtigen Grad zu finden, halte ich auch für herausfordernd. Wie Auden sagt, keine direkte Rede ist je vollkommen authentisch. Das würde zur Unleserlichkeit führen. Man ordnet sich also in einem Spannungsfeld zwischen Authentizität und Lesbarkeit ein. Das ist auch sehr schwierig, da den richtigen Punkt zu finden.

Richtig gut finde ich die Idee von PhiroEpsilon, die Figuren auf die sprachliche Eigenheit reagieren zu lassen: Ich mache mit ein paar bayrischen Redewendungen deutlich, hier spricht ein Urbayer, und beende es elegant nach dem "Hä?" des Norddeutschen, bevor es penetrant wird. Gefällt mir. Dann kann ich es auch immer wieder rausholen, etwas bei spontanen Äußerngen, wo sich de Dialekt dann wieder Bahn bricht. Werd ich mir sicher merken :)
 
Vielen Dank für die Beiträge.

Ich hatte mir immer wieder überlegt, wie ich meinen Figuren mehr Leben einhauchen kann, als dies nur durch ihre Aktionen auszudrücken. So war ich zu der Frage gekommen, dies über ihre Sprache auszudrücken. An den Punkt, dass es Leserinnen und Leser auf die Dauer stören könnte, wenn jemand immer wieder den gleichen Fehler macht, hatte ich nicht gedacht. Danke für den Hinweis. Ich hatte es mehr von der Seite des Realismus betrachtet.
Dass es sich bei dem, was ich schreibe, um "Literatur" (ob meine Texte von literarischer Qualität sind, lasse ich dahin gestellt) handelt und nicht um ein eins zu eins Abbild einer möglichen Wirklichkeit, ist ebenfalls ein guter Hinweis gewesen.

Ich nutze ebenfalls in wörtlicher Rede mehr Füllwörter als im beschreibenden Text, wie es einige von Euch erwähnt haben, um die Sprache natürlicher klingen zu lassen. (Leider unterscheidet Papyrus dies nicht in seiner Sprachanalyse und markiert sie alle überflüssig an.)

An einer Stelle hatte ich mir einmal überlegt, Personen in Mundart reden zu lassen, um den Lokalkolorit hervorzuheben, und die entsprechenden Informationen gesammelt. Es ging ums "tiefste" Bayerisch, wie man es in der Gegend um Passau spricht. Ich hatte jedoch davon Abstand genommen, da ich die Befürchtung hatte, es nicht richtig zu machen und ich niemanden kenne, der diese Mundart beherrscht. ('Bin selbst eher nördlich verortet.)
 
Bei der Verwendung von Mundart stellt sich auch die Frage, was diese dem Leser nützt, wenn er sie nicht versteht? Natürlich könntest Du dann eine Übersetzung beifügen (z. B. in Klammern hintendran), aber machte eine solche die Verwendung der Mundart nicht eigentlich gleich wieder überflüssig?

Was mein eigenes Geschreibe anlangt, so habe ich beispielsweise in meiner Obskuren Variation #92: Köder und Rute die Matrosen in ihrer Mundart reden lassen. Die Figurenrede habe ich allerdings absichtlich sparsam eingesetzt, um so das Unverständnis seitens des Lesers, der mit dem Sprottendeutsch womöglich nicht sonderlich vertraut sein mag, nicht zu überstrapazieren. Auch würde ich vermuten, daß jene Mundart der Matrosen – zumindest in der von mir vorgenommenen sparsamen Verwendung – im Vergleich zur boarischen auch für Nichteingeweihte noch halbwegs verständlich sein dürfte. Wenn nun aber sämtliche Figurenrede in einer Mundart geschrieben wäre, die dem Leser nicht vertraut wäre, wer könnte es ihm dann verübeln, wenn er die Lesung frustriert abbrechen würde?

Weil ich oben bereits die alten Griechen anführte, so seien sie auch zur Frage der Verwendung von Mundart wiederum herangezogen. Als Beispiel eignete sich etwa die Lysistrate des Aristophanes, in der die auftretenden Spartaner nicht das ionisch-attische Griechisch der Athener, sondern eine dorische Mundart sprechen. Dazu muß man vielleicht hinzufügen, daß zur Zeit der Aufführung der Lysistrate bei den Lenäen im Frühjahr 411 v. u. Z. Athen und Sparta sich im zwanzigsten Jahr des Peloponnesischen Krieges befanden, die Entgegensetzung der Sprechweisen also auch die kriegerische Gegnerschaft spiegelte, und zwar auf – für Athener Ohren und Gemüter – komische Weise (aufgrund der merkwürdigen Abweichungen von der gewohnten Sprechweise). Die Mundart ist in Aristophanes Komödie also mindestens so sehr Stilmittel wie Nachahmung der Wirklichkeit; auch darf angenommen werden, daß das aristophanisch eingefärbte Dorische den Athenern – trotz seiner komischen Befremdlichkeit – ziemlich verständlich war. Bezeichnenderweise gehört das Schlußwort dann auch einem singenden und tanzenden Spartaner!
 
Moin,

es ist die Frage aufgekommen, warum es so wenige fachliche Themen bezüglich des Schreibens hier im Forum in letzter Zeit gibt. Hier hätte ich eins:

Wie haltet Ihr es in wörtlicher Rede in Euren Texten mit der Ungenauigkeit, mit der viele Menschen im Alltag sprechen. Es geht mir primär nicht darum, ob jemand einen starken Dialekt spricht. Sondern um so Sachen wie, dass jemand Vergleiche mit "wie" anstatt "als" bildet, falsche Konjugation mit "sein" anstatt "haben" oder umgekehrt verwendet. Oder wenn Genitiv, Dativ oder Akkusativ falsch verwendet werden.

Um die Eigenarten einzelner Personen hervorzuheben und ihnen mehr Persönlichkeit zu geben, ist ein Mittel, ihnen eine "eigene" Sprache zu geben. Damit meine ich, sie bestimmte Redewendungen häufig benutzen zu lassen oder sie ständig z.B. einen bestimmten grammatikalischen Fehler machen zu lassen.
Was haltet ihr von dem Letzteren? Sollte man das machen? Oder ist das der Unterschied zwischen einem literarischen Text und dem "echten" Leben? Würde Euch so etwas stören beim Lesen?

Vielen Dank und Grüße,
TiW
TiW
Ich glaube, dass viele Geschichten, in denen z.B. wie / als falsch verwendet werden, nicht unmittelbar mit der direkten Rede im Zusammenhang stehen. Analysiert man solche Geschichten, treten auch z.T. krasse Rechtschreibfehler im allgemeinen Text auf. Die falsche Verwendung in der direkten Rede ist m.E. auf die "Alltagssprache" zurückzuführen. Wenn ich von manchen registrierten Mitgliedern Kommentare lese, bei denen sich meine Zehennägel aufdrehen, dann schaue ich mir gelegentlich auch deren Geschichten an und erkenne Vergleichbares.

Wenn eine Geschichte in hessischer Mundart mal verfasst werden sollte, dann ist in der direkten Rede auch erkennbar, dass es sich um einen Hessen handelt ("ei horsche mal, ich bin dre Joar oider als wie du"), denn das "als wie" ist eine gängige Verwendung von uns "Hesse"😎.

Ähnliches gilt m.E. auch bei Deklinations- und Konjugationsfehler.

Wer in der direkten Rede seid statt seit verwendet, schreibt auch im Text das Wort falsch. Rechtschreibprogramme erkennen im Regelfall Rechtschreibfehler. Bei "seit/seid" reagieren diese Hilfsprogramme nicht.

P.S.
Was mir in jüngster Zeit vermehrt auffällt, ist die falsche Schreibweise von Personalpronomen im Satz (Ihr statt ihr, oder Sie statt sie).
 
Wer in der direkten Rede seid statt seit verwendet, schreibt auch im Text das Wort falsch. Rechtschreibprogramme erkennen im Regelfall Rechtschreibfehler. Bei "seit/seid" reagieren diese Hilfsprogramme nicht.

P.S.
Was mir in jüngster Zeit vermehrt auffällt, ist die falsche Schreibweise von Personalpronomen im Satz (Ihr statt ihr, oder Sie statt sie)
Eine Teilursache davon dürften die üblen Beispiele sein, die überall hör- bzw. erlebbar sind, wie z. B. bei einigen lokalen Radiosendern. Da frage ich mich gelegentlich, ob die Moderatoren den Grundschulabschluss geschafft haben. Und schalte dann ab. Von den Minimalstwortschätzen mal ganz zu schweigen, die mancherorts offenbar zelebriert werden. Und dann zur Gewohnheit werden.

Wobei es mir ab und zu selbst passiert, dass Groß- und Kleinschreibung falsch sind. Das sind dann für gewöhnlich Flüchtigkeitsfehler, meist aufgrund der Notebooktastatur oder Schreibposition (z. B. unterwegs). Und wie üblich findet man seine eigenen Fehler erst einmal nicht, wenn der Text noch frisch ist. Ab und zu rutscht mir auch mal eine ziemlich schräge und falsche Formulierung durch, aber die finde ich meist.

Im Allgemeinen merkt man doch recht schnell, ob da jemandem ein paar Flüchtigkeitsfehler durchgerutscht sind, sei es im Eifer des Schreibens oder aus der Gewohnheit des flashcen Tippens (Beispiel!), oder ob es sich systematisch durch den aktuellen oder auch andere Texte dieses Autors zieht.

Dass es bei wörtlicher Rede schnell ausufern und unlesbar werden kann, da kann ich nur zustimmen. Bisher (hier) habe da auch nicht viel verwendet. Allerdings haue ich ab und zu auch mal ein paar umgangssprachliche Formulierungen `raus (so wie diese hier - ja ich weiß, dass z. B. "ad hoc verwende ich..." korrekt wäre ;-) ), aber das mache ich absichtlich. Vielleicht, da ich in RL auch technische Gutachten schreibe. Ein trockenes Geschäft, bei dem nur der als kompetent gilt, der den Text so unverständlich entwirft, dass er dem Zielpublikum fast nicht mehr hilft. Und oft genug passiert das auch noch im Konjunktiv.
 
Wie haltet ihr es eigentlich mit den "Sexlauten"? Stöhnen, Dirty Talk, Grunzen, Keuchen, Lechtzen, Sabbern, Schreien...
Ich lese es recht gern und finde es gehört dazu. Schwer vorstellbar, dass zwei Menschen beim Sex keinen einzigen Laut von sich geben.
Natürlich kann man es auch übertreiben, wie es z.B. @ChloeTzang tut.
 
Ich lese es recht gern und finde es gehört dazu. Schwer vorstellbar, dass zwei Menschen beim Sex keinen einzigen Laut von sich geben.
Natürlich kann man es auch übertreiben, wie es z.B. @ChloeTzang tut.

Ich selbst versuche, einige der natürlichen Geräusche und Ausrufe nachzuahmen, die beim Sex zu hören sind. Es ist eine Herausforderung, wortlose Laute und Ausrufe zu transkribieren, aber meiner Meinung nach wird es dadurch viel beschreibender und weniger erzählerisch, was ich für mich eher langweilig finde. Anstelle von „sie stöhnte ihre wortlose Erregung“ würde ich also „Ohhhhhhhh“ oder etwas Ähnliches verwenden. Wenn „er grunzte“, würde ich stattdessen „Ughhh“ oder etwas Ähnliches verwenden. Persönlich denke ich, dass es der Aufregung des Augenblicks mehr Unmittelbarkeit verleiht. Beim Sex gibt es normalerweise viel Lärm.
 
@ChloeTzang
War da jetzt eine KI-Übersetzung am Werke? Oder wann hast Du die deutsche Sprache gelernt?

Die richtige "Transkription", sofern man sie denn gefunden hat, mag zwar beschreibender sein, aber sie wirkt auch schnell comichaft und könnte somit der beabsichtigten Wirkung einer Erzählung entgegenstehen; ganz zu schweigen von dem Falle, daß die "Transkription" danebenging oder aber den übrigen Wortbestand wie Efeu überwuchert, was zuweilen tatsächlich auf LIT zu beobachten ist.
 
Last edited:
Langgezogene "Ahh" oder "Ohhh" Laute habe ich gelegentlich schon selbst verwendet, diese sind als Transkription nicht so schlecht.
Aber wie viele Leser würden im deutschsprachigen Raum wohl ein "Ughh" mit Grunzen gleichsetzen?

Und was in Comics gut funktioniert, das ist für Literatur, die ohne Elemente der bildenden Kunst auskommt, lange noch nicht richtig.
 
@ChloeTzang
War da jetzt eine KI-Übersetzung am Werke? Oder wann hast Du die deutsche Sprache gelernt?

Die richtige "Transkription", sofern man sie denn gefunden hat, mag zwar beschreibender sein, aber sie wirkt auch schnell comichaft und könnte somit der beabsichtigten Wirkung einer Erzählung entgegenstehen; ganz zu schweigen von dem Falle, daß die "Transkription" danebenging oder aber den übrigen Wortbestand wie Efeu überwuchert, was zuweilen tatsächlich auf LIT zu beobachten ist.

Ich benutze Google Translate. Es funktioniert gut genug für die meisten europäischen Sprachen, obwohl es wirklich mit Chinesisch und Japanisch zu kämpfen hat. Lassen Sie mich nicht anfangen, wie es mit Finnisch funktioniert!

Aber ich verstehe und spreche ein wenig Afrikaans, weil ich ein paar Monate in Südafrika war, als ich in der High School war.
 
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