Können Kerle lesbisch?

Die Spannbreite an Persönlichkeiten und Eigenschaften ist bei jedem Geschlecht ziemlich groß. Und da gibt es auch Überschneidungen, genau wie Gegensätze. Also denke ich, sollte es gehen, eine Geschichte glaubwürdig aus der Sicht des anderen Geschlechts zu schreiben. Wenn man dann noch genug 'Feldforschung' betrieben hat und jemanden drüberlesen lässt, allemal. Und als Autor der Geschichte hat man einen unschlagbaren Vorteil: man definiert die Personen selbst!

Trotzdem wird das letzte Prozent extrem schwer bis unmöglich, da einfach die Empfindungen fehlen. Ums mit einer Ableitung des alten Witzes zu beschreiben: der Finger wird nie das gleiche fühlen wie das Ohr, in dem er gerade steckt.
 
Danke für den Tipp, @Doc_M1 .
Amazon bietet die Serie an, aber ich schätze, dass ist eine recht routinierte Kriminalstory, der man durch diesen „Gag“ einfach einen etwas „weirden“ Dreh geben wollte.
Woran ich hier bei diesem Thema eher dachte ist „Gedankenwelten erfassen“. Das wird in diesem Killer-Umfeld der Serie kaum richtig rüberkommen.
Hast du die Serie gesehen?
 
Danke für den Tipp, @Doc_M1 .
Amazon bietet die Serie an, aber ich schätze, dass ist eine recht routinierte Kriminalstory, der man durch diesen „Gag“ einfach einen etwas „weirden“ Dreh geben wollte.
Woran ich hier bei diesem Thema eher dachte ist „Gedankenwelten erfassen“. Das wird in diesem Killer-Umfeld der Serie kaum richtig rüberkommen.
Hast du die Serie gesehen?
ja, außer der letzten Folge. Da war die Box auf einmal verschollen (familiäre Ausleihe, denke ich mal). Ist inzwischen wieder da, aber ich habe seit geraumer Zeit kaum noch Lust auf Filme.

ja, die Kriminalstory ist der Rahmen, aber eigentlich geht es um die Killerin und die Probleme, die sie durch ihre familiäre Verwicklungen in Bezug auf ihre Pläne und ihren Job bekommt. Die Gedankenwelten kommen nicht ganz so weit durch, es ist halt ein Film, keine auktoriale Erzählung, aber die Beziehung mit den beiden ist überraschend gut 'rübergebracht für eine reine, bisserl weirde Krimiserie. Auch der kurze Schreckmoment, und wie es dann weitergeht, kam gut.

Von wegen 'auktorial' im Film: kennst du "Untersuchung an Mädeln"? Das ist jetzt - anders als der Titel an diesem Ort vermuten lässt - eine Kriminalgroteske von Ernst Drach. Da gab es 1999 eine Verfilmung, und Harry Rohwolt sprach die Erzählstimme. Das lief nur im Programmkino, und ich habe den Film seither nicht mehr gesehen. Ich meine mich zu erinnern, dass das so eine Art auktoriale Erzählung war, für einen Film war das recht gut umgesetzt. Leider umfasste der Film nur Teile des Buchs.
 
Die Spannbreite an Persönlichkeiten und Eigenschaften ist bei jedem Geschlecht ziemlich groß. Und da gibt es auch Überschneidungen, genau wie Gegensätze. Also denke ich, sollte es gehen, eine Geschichte glaubwürdig aus der Sicht des anderen Geschlechts zu schreiben. Wenn man dann noch genug 'Feldforschung' betrieben hat und jemanden drüberlesen lässt, allemal. Und als Autor der Geschichte hat man einen unschlagbaren Vorteil: man definiert die Personen selbst!

Trotzdem wird das letzte Prozent extrem schwer bis unmöglich, da einfach die Empfindungen fehlen. Ums mit einer Ableitung des alten Witzes zu beschreiben: der Finger wird nie das gleiche fühlen wie das Ohr, in dem er gerade steckt.
Apropos Feldforschung:
Ich weiß nicht, ob ich das hier so schreiben darf oder ob ich damit irgendeine Etikette verletze, aber ich schreibe es jetzt trotzdem: Ich hatte heute Abend eine „Submissive“ bei mir zu Gast. Ich bin nicht übermäßig scharf auf sie, obwohl sie nicht schlecht aussieht, aber mich interessiert sie als Mensch ungemein. Sie hat während unserer (stundenlangen) Unterhaltung nie von ihren jeweiligen „Ex-Freunden“ geredet, sondern immer nur von ihrem jeweiligen „Herr“. Ich vermeide jetzt bewusst den Genitiv.
Einer von ihnen hat sie willkürlich zu fremden Männern geschickt, die er im Internet angesprochen/kennengelernt hat. Sie musste dort vorstellig werden (Klingel: „Ding Dong“) und sich verprügeln und schänden lassen. Anschließend dem Herren(=Dom) Bericht erstatten.
Ihr Lustgewinn dabei: Null.
Ihr Lustgewinn bei der Berichterstattung: 10-20%
Ihr Lustgewinnn bei diesem „Herren“ bleiben zu dürfen: 50%
Ihre Restunsicherheit: 50% , aber leider alternativlos.
Nun ja…das Schicksal ist nicht immer großzügig.

Sie hat in ihrem gesamten Leben noch keinen Orgasmus gehabt.
Das kam mir sehr bekannt vor und ich habe dieses Problem ja sehr umfangreich in meinem Abschluss-Epos „Wichsen für Afrika“ behandelt (keine Eigenwerbung, weil insgesamt zu lang, um eine Empfehlung zu sein. Das kostet einen halben Tag).
Die dort aufgegriffenen Möglichkeiten kannte sie genauso wenig wie die Protagonistinnen in den Geschichten, wurden von ihr aber als „möglicherweise effektiv“ zugeordnet.
Ich treffe sie noch 1-2 mal bevor ich weiterziehe und bin gespannt welchen Lerneffekt ich mitnehmen kann.

„Fetische“ verstand sie allerdings so wenig wie Mayia, was mich WAHRLICH nicht überraschte. Fast 100% aller Männer würden behaupten, dass ihre Lust daran, verprügelt zu werden, ein Fetisch ist, aber das ist es NICHT. Aber irgendwie auch doch, weil ich einen Lustgewinn in eine Sache projiziere, die eigentlich keinen hat. Das ist ein verkackter Dualismus, den ich erst entschlüsseln muss, bevor ich darüber (kompetent) schreiben kann.
Was würde G.W.F.Hegel dazu sagen?
Ich weiß, wer gerne viel dazu sagen will: unser aller Lieblingspolemiker, der sowohl Hegel kennt, als auch Frauen mag, welche die Bestrafung willentlich hinnehmen. Vor allem, wenn sie in den Südstaaten der USA leben.
Aber da ich mich nicht von ego-getriebenen Selbstdarstellern instrumentalisieren lassen mag, würde ich auf genau DIESEN Austausch auch verzichten.
Gleichwohl bleibt es spannend was meine weitere „Feldforschung“ zu diesem Thema noch hergibt.
Zumindest für mich. ☺️
 
Last edited:
Von wegen 'auktorial' im Film: kennst du "Untersuchung an Mädeln"? Das ist jetzt - anders als der Titel an diesem Ort vermuten lässt - eine Kriminalgroteske von Ernst Drach. Da gab es 1999 eine Verfilmung, und Harry Rohwolt sprach die Erzählstimme. Das lief nur im Programmkino, und ich habe den Film seither nicht mehr gesehen. Ich meine mich zu erinnern, dass das so eine Art auktoriale Erzählung war, für einen Film war das recht gut umgesetzt. Leider umfasste der Film nur Teile des Buchs.
@Doc_M1
Kenne weder den Film noch das Buch.
Es klingt aber nicht so, als wärest du von dem einen oder anderen „begeistert“ gewesen. Es war nur eben „ziemlich gut“ und das reicht mir bei meiner knappen Zeit einfach nicht (mehr)
 
Nachtrag: in einer Sache war ich unklar. Ich schrieb zunächst, dass ihr Lustgewinn von (=FREMDEN) Männern verprügelt zu werden = Null ist.
Und dann später:
„Fast 100% aller Männer würden behaupten, dass ihre Lust daran, verprügelt zu werden, ein Fetisch ist, aber das ist es NICHT.“
Ergänzung: Es HAT sie erregt, verprügelt zu werden (Gürtel, nicht Rohrstock), aber nicht von beliebigen Männern.
Das „ich gehöre IHM“ (und nicht „irgendwem“) ist elementar! Deswegen mache ich auch die Einschränkung mit der dualistischen „Fetisch-Situation“.
 
@Doc_M1
Kenne weder den Film noch das Buch.
Es klingt aber nicht so, als wärest du von dem einen oder anderen „begeistert“ gewesen. Es war nur eben „ziemlich gut“ und das reicht mir bei meiner knappen Zeit einfach nicht (mehr)
Ach - gut genug, dass ich ab und zu sehe, ob der Film irgendwo zu bekommen ist. Die Frage ist, ob er mir heute noch so gut gefällt wie damals? Das Buch war OK, der Film besser.
 
Nachtrag: in einer Sache war ich unklar. Ich schrieb zunächst, dass ihr Lustgewinn von (=FREMDEN) Männern verprügelt zu werden = Null ist.
Und dann später:
„Fast 100% aller Männer würden behaupten, dass ihre Lust daran, verprügelt zu werden, ein Fetisch ist, aber das ist es NICHT.“
Ergänzung: Es HAT sie erregt, verprügelt zu werden (Gürtel, nicht Rohrstock), aber nicht von beliebigen Männern.
Das „ich gehöre IHM“ (und nicht „irgendwem“) ist elementar! Deswegen mache ich auch die Einschränkung mit der dualistischen „Fetisch-Situation“.
das macht auch mehr Sinn, zumindest kenn ich so ähnliche Gefühle/Verhaltensweisen nur personenbezogen, zum Beispiel bei Bondage. Seil um die Handgelenke, und im Kopf legt sich ein Schalter um und es gehen Sachen, die sonst nicht gehen. Aber nur mit dem Partner. Und da wird es wieder interessant - wie weit kann man das beim Schreiben 'rüberbringen? Wie erstmal aus den Gesprächen und dem Erlebten verstehen/in sich aufnehmen? Da sind wir wieder mein Thema des Threads, auch wenn es keine Lesben sind (in dem Fall zumindest) ;-)
 
So, noch ein paar Anmerkungen von mir - etwas spät, nur leider zwingen mich widrige wirtschaftliche Umstände, meinen Lebensunterhalt durch Ausübung einer Erwerbstätigkeit sicher zu stellen, mit den zu erwartenden Folgen für meinen Tagesablauf und meine zeitliche Verfügbarkeit :cautious:

Ich schreibe das hier übrigens ohne jeden Ehrgeiz, recht zu haben - würde mir auch schwer fallen, aktuell bin ich mir noch nicht mal sicher, was meine Meinung zu dem Thema ist, und womit ich dementsprechend recht haben sollte. Den Ehrgeiz, verstanden zu werden, habe ich aber schon ;) Von daher breite ich ein paar Aspekte noch mal aus.

Mir geht es um die Frage, ob Männer eine lesbische Beziehung und lesbischen Sex auf eine Art und Weise beschreiben können, die ich als "typisch weiblich" einstufen würde, also hinsichtlich Thema, Ton, Stil, Sprache, Perspektive etc. die Geschichte so verfassen können, dass man als Autor eine Frau vermuten würde. Das geht weiter als die technische Beschreibung des Akts, oder Innenansichten des Gefühlslebens einer Frau.

Dabei unterstelle ich einfach mal, dass es dieses "typisch weibliche" gibt - wertungsfrei, wie es etwas "typisch männliches" gibt. Ist ein bisschen wie bei Handschriften: Du kannst nie mit Sicherheit sagen, ob eine Schrift zu einem Mann oder einer Frau gehört. Aber ich hab mal als Korrekturassistent gejobbt, und wenn du viele handschriftlich verfasste Texte liest, bemerkst du irgendwann, dass dir ein Blick auf die erste Seite reicht, um mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen zu können, oder der Text von einer Frau oder einem Mann stammt. Ich behaupte, diese Fähigkeit hat mehr oder weniger ausgesprägt jeder, wenn es darum geht zu beurteilen, ob eine Erzählung von einer Frau oder einem Mann verfasst wurde, und die meisten bringen es auf eine Trefferquote von signifikant über 50%. Das muss ja irgendeine faktische Grundlage haben. Wer diese faktische Grundlage authentisch abbildet, schreibt in meinem Sinne weiblich.

Und @ Djinn: Ich gehe auch nicht von dem Fall aus, dass jemand die Erzählung nur verfasst, um über das Geschlecht des Urhebers zu täuschen. Das ist für mich etwas anderes, von der Intention her. Es ist auch ziemlich schwierig, einen Banknote zu fälschen, aber mancher kriegt es hin, mehr oder weniger gut. Hier wäre das genauso. Mir geht es mehr um den Fall, dass ein Mann eine lesbische Geschichte verfasst, nicht, um typisch weiblich zu wirken und Leser über seine sexuelle Identität zu täuschen, sondern um sie glaubhaft aus der weiblichen Perspektive zu erzählen. Im Beispiel: Er entwirft eine Fantasiebanknoten, die jeder, der sie sieht für irgendeine echte Banknote aus irgendeinem unbekannten Land der Welt hält.

Wovon ich auch nicht spreche sind reine Männerphantasien über lesbischen Sex, in denen die Frauen nur Staffage sind. Hier verfolgt der Autor dann ein anderes Ziel, was auch in Ordnung ist, was ich aber hier nicht ansprechen möchte.

Mein Eindruck ist: In der Mehrheit der Fälle wird eine so entstandene Geschichte zu mehr als 50% als als von einem männlichen Autor stammend erkannt, sie ist nicht authentisch weiblich. Und ich denke, dass man als Autor nie auf 100 Prozent authentisch weiblich kommt.
 
@Phlegeton

So gut wie du hätte ich es nicht ausdrücken können; du triffst den Nagel auf den Kopf.
Da ich jedoch befürchte, dass deine Worte bei denen, an die sie (berechtigt) adressiert sind, aber nun IMMER noch nicht ankommen, habe ich es auf diesem Weg erst gar nicht versucht.
Meine eigene Version deiner Aussage wurde fast gleichzeitig in swriters Thread (Die Refrendarin) gepostet.
Auch möchte ich mich deiner Aussage anschließen „Den Ehrgeiz, verstanden zu werden, habe ich aber schon.“
„Recht“ habe ich schon länger nicht mehr. Das überlasse ich anderen…..die es besser gebrauchen können.
 
@ Bustyposer: Recht kriegen ist eindeutig überbewertet ;)

Eingängige oder auch nur klare Texte zu verfassen ist dagegen eine Kunst. Und ich bin da durchaus selbstkritisch: Manchmal stolpere ich über alte Sachen von mir, da denke ich mir dann: Okay - ich weiß, was ich meine, weil ich mich erinnern kann was es war, dass ich ausdrücken wollte. Aber sonst hat keiner eine Chance o_O:LOL:
 
Mein Eindruck ist: In der Mehrheit der Fälle wird eine so entstandene Geschichte zu mehr als 50% als als von einem männlichen Autor stammend erkannt, sie ist nicht authentisch weiblich. Und ich denke, dass man als Autor nie auf 100 Prozent authentisch weiblich kommt.

Bleibt die Frage wie viele dieser beschriebenen Fälle es überhaupt gibt. Ob es welche hier gibt?

Ohne ein Beispiel kommen wir wohl nicht weiter voran.

Lieben Gruss
Mayia
 
Bleibt die Frage wie viele dieser beschriebenen Fälle es überhaupt gibt. Ob es welche hier gibt?

Ohne ein Beispiel kommen wir wohl nicht weiter voran.

Lieben Gruss
Mayia
Das sind alles Fragen auf die es fast so wenig Antworten gibt, wie die nach dem Ende des Universums.
Wie willst du das jemals zuverlässig überprüfen? Rumfragen?
Wir werden auch kaum eine Geschichte finden, die sich hier als Referenz anbieten würde. Ein Gegenbeispiel haben wir ja bereits durch swriter geschenkt bekommen, aber dieser hat möglicherweise auch nicht ganz den Kern der Fragestellung verstanden.
Selbst wenn irgendjemand hier die geschlechter-entgegengesetzte Sicht in seinen Zeilen WIRKLICH gut hinbekommt, ist immer noch die Frage ab welcher Länge und ab welcher Komplexität ein Fachmann (z.B. ein Psychologe oder Germanistiker) das TROTZDEM erkennen würde.
Diese Art von Instanz haben wir nun mal nicht und ein adäquates schreiberisches Talent haben wir wohl ebenfalls nicht.
Hier kann sich nur jeder in seinen eigenen Ansprüchen wiederfinden.
 
Also ich schaue gern mal nach, ob ich was finde - ich diskutiere gern, auch ohne wissenschaftlichen Anspruch. Ich lerne was daraus, hoffe ich, gerade für meine eigene Geschichte ;)

Dann würde ich mal schauen, ob ich etwas "typisch weibliches" von möglichst nachweisbar einer Frau, und etwas "typisch weibliches" von möglichst nachweisbar einem Mann finde. Dauert eventuell ein wenig, und vielleicht wird es auch englisch. Ich melde mich :)
 
Bei Englisch bin ich raus. Da würde es mir zu anstrengend werden, die Nuancen zu sichten. Stattdessen habe ich mir mal deine „Weihnachtsgeschichte“ auf die „to read“-Liste gesetzt.
Passt ja zur Jahreszeit.
 
Die hat defintiv keinen weiblichen Standpunkt, und kommt ohne jeden literarischen Anspruch aus ;)
 
Und @ Djinn: Ich gehe auch nicht von dem Fall aus, dass jemand die Erzählung nur verfasst, um über das Geschlecht des Urhebers zu täuschen. Das ist für mich etwas anderes, von der Intention her. Es ist auch ziemlich schwierig, einen Banknote zu fälschen, aber mancher kriegt es hin, mehr oder weniger gut. Hier wäre das genauso. Mir geht es mehr um den Fall, dass ein Mann eine lesbische Geschichte verfasst, nicht, um typisch weiblich zu wirken und Leser über seine sexuelle Identität zu täuschen, sondern um sie glaubhaft aus der weiblichen Perspektive zu erzählen. Im Beispiel: Er entwirft eine Fantasiebanknoten, die jeder, der sie sieht für irgendeine echte Banknote aus irgendeinem unbekannten Land der Welt hält.

Lieber @Phlegeton

Ich weiss nicht, ob Dein Beispiel passt, um mir das mitzuteilen, was Du mir mitteilen möchtest, bzw. von mir in Deinem Sinne verstanden zu werden. Ich versuche das wie folgt aufzuschlüsseln:

Gehen wir mal von der These aus, Männer und Frauen würden tatsächlich, in der Regel, unterschiedlich schreiben. Das heisst, sie würden für dieselbe Begebenheit andere Worte und/oder andere Formulierungen verwenden.
Gehen wir weiter von der These aus, dass sich die weibliche Gefühls- und Gedankenwelt signifikant von der männlichen Gefühls- und Gedankenwelt unterscheiden würde.
Daraus ergeben sich dann vier Optionen:
  • Weibliche Gefühls- und Gedankenwelt aus weiblicher Sicht beschrieben
  • Weibliche Gefühls- und Gedankenwelt aus männlicher Sicht beschrieben
  • Männliche Gefühls- und Gedankenwelt aus weiblicher Sicht beschrieben
  • Männliche Gefühls- und Gedankenwelt aus männlicher Sicht beschrieben
Bisher hat sich im Verlauf dieses Threads herauskristallisiert, dass die erste und die letzte Option zumindest ein klein wenig erfolgversprechender sind, als die beiden mittleren Optionen, weil ein "Restunterschied" bestehen bleibt. Wie relevant dieser Unterschied in Bezug auf die Authentizität schlussendlich ist, bleibt offen, da Menschen, selbst was ihre Sexualität betrifft, nicht hauptsächlich von ihrem Geschlecht definiert werden, sondern vom Individuum (das ist jetzt einfach mal meine Behauptung).

Jetzt hängt es natürlich auch noch von der Erzählform ab: Erzähle ich in der 3. Person, dann kann ich durchaus, als Mann, die männliche Perspektive verwenden, um die G&G-Welt einer Frau zu beschreiben - und dabei den Treffer landen. Wenn ich aber beispielsweise in der 1. Person schreibe, dann wirkt die männliche Perspektive kontraproduktiv.

Liebe Grüsse

Djinn
 
@Djinn68 : Ich glaube, wir liegen dicht beieinander :) Letztlich wird es eine ganze Reihe Männer geben, die den weiblichen Standpunkt so gut rüber bringen wie eine Frau, und umgekehrt eine Menge Frauen, die so "kerlig" sein können wie jeder, der ein y-Chromosom mitbringt. Nur im Schnitt, denke ich, schaffen Frauen das wohl besser, und in der Spitze auch. Und bestimmte Erzählperspektiven stützen oder erschweren das bei einem Mann.

@all: Ansonsten war ich fleißig, und habe mir zwei Geschichten rausgesucht, die eine lesbische Beziehung/Begegnung zum Thema haben. Beide deutsch, halbwegs kurz (unter zwei Lit-Seiten), ziemlich gut und m. E. "typisch weiblich" - wobei ich diesen schwer zu umreißenden Begriff einfach mal dahingehend definiere, dass ich bereit wäre, allein auf Basis der Geschichte zu glauben, dass beide von Frauen sind. Aber nur auf eine trifft es zu, soweit man sich hier sicher sein kann. Bei dem Geschlecht das männlichen Autors bin ich mir sehr sicher, bei dem der Frau nehme ich ihr Wort, besser: ihre Angabe im Profil für bare Münze.

Das war insgesamt ein bisschen Arbeit, vor allem ist der Fundus an Geschichten in der Kategorie "lesbische Beziehung" eher klein (drei Seiten Verzeichnis), und die nach eigener Darstellung weiblichen Autoren haben den größeren Anteil. Dazu kommt, dass viele Männer gar nicht erst versuchen, eine weibliche Sicht auf die Dinge einfließen zu lassen. Bei den Frauen sieht es da naturgemäß besser aus.

Ich würde beide Geschichten die nächsten Tage einem Post von mir als Dokument anhängen, ohne Titel oder Autor. Ich möchte nur ein wenig warten. Ich habe beide Autoren angeschrieben, ob das für sie ok ist, und würde auch gerne allen beiden eine Chance geben, mir zu antworten :)
 
Last edited:
Ja, ich weiß... ich wollte mich nicht kimber'like auf diese Männer-Frauen-tlw.-unüberlegte-Herum-Provoziererei einlassen...

[wie oben zB: » Gehen wir mal von der These aus ... das heisst... Gehen wir weiter von der These aus, dass ... signifikant von der männlichen ... Daraus ergeben sich dann ... vier:
- W G+G aus W-sicht
- W G+G aus M-sicht
- M G+G aus W-sicht
- M G+G aus M-sicht..]


Viel deutlicher kann man wohl mit eigenen (!) Worten nicht ausdrücken, wie sehr man/n nicht verstanden hat, worum es in dem, worüber man/n gerade schreibt, eigentlich geht....

--

Ich zB bin einige Male in Buchhandlungen gegangen und habe die Verkäuferinnen dort gefragt:
- "Ich suche einen Roman. Nichts Großes, 150 - 250 Seiten. Aber es muss von einer Frau geschrieben sein."
- "Mit was für einem Thema?"
- "Ein bisschen Abenteuer, ein bisschen Gefühle, ein bisschen Krimi... Vielleicht ein bisschen wie von Marguerite Duras: Der Liebhaber.... <kurier.at>


Die meisten Verkäuferinnen wissen dann sofort, auf welches Regal sie zeigen müssen. (Oder, welche Bücher sie aus welchen Regalen heraus nehmen müssen, um zu sagen: "Das wäre etwas für Sie.... und das.... und das....")

Auf die Art bin ich zB auf dieses Buch gestoßen, von Julia Leigh, Der Jäger...
https://www.perlentaucher.de/buch/julia-leigh/der-jaeger.html --- Nie im Leben wäre ich auf dieses Buch gekommen, hätte ich nicht nach allen möglichen "dies-und-dies-und-das" gesagt: "Nein! Ich will einen Roman lesen, den eine Frau geschrieben hat!"

Einfach, weil es diesen Unterschied gibt.

Auch, wenn man ihn nicht quantitativ fest machen kann.

kendra
 
Etwas anderes ist es natürlich, wenn es darum geht, ob Kerle:
etwas Lesbisches schreiben können für die Erwartungen von Männern, wie sich lesbische Frauen - nach den Erwartungen von Männern - im Bett verhalten würden... Das sind dann Männer-Fantasien über lesbische Frauen, und die müssen mit dem tatsächlichen Verhalten von lesbischen Frauen auch gar nix zu tun haben...
 
Etwas anderes ist es natürlich, wenn es darum geht, ob Kerle:
etwas Lesbisches schreiben können für die Erwartungen von Männern, wie sich lesbische Frauen - nach den Erwartungen von Männern - im Bett verhalten würden... Das sind dann Männer-Fantasien über lesbische Frauen, und die müssen mit dem tatsächlichen Verhalten von lesbischen Frauen auch gar nix zu tun haben...
Ich danke dir, Kendra, dass ich nun guten Gewissens aus dieser Diskussion raus sein darf, denn SOWEIT waren wir (gefühlt) schon nach den ersten 10 Posts.
Wer das BISHER noch nicht verstanden hat, wird es auch nach 100 weiteren Erklärungen nicht verstehen, sondern einfach nur seinen unreflektierten Senf dazu geben müssen.

DIR habe ich diese finale Erkenntnis zu verdanken 🥰
 
So, ich habe bislang zumindest kein Veto von den Verfassern einer der beiden Geschichten gehört, von daher hier zwei Links:

Edit: Habe die Links gelöscht

Für diejenigen, die sich nicht durch die Vorgeschichte dieses Threads gearbeitet haben: Das ist ein kleiner Test, für alle, die sich beteiligen wollen, ob sie die Geschichten einem männlichen Autoren oder einer weiblichen Verfasserin zuordnen können. Beide haben eine lesbische Beziehung/Begegnung zum Gegenstand, und eine ist nach meinem besten Wissen und Gewissen von einem Mann, die andere von einer Frau geschrieben. Das Ziel war praktisch zu überprüfen, wie nah ein Mann als Autor diesem gewissen "weiblichen Unterton" gerade beim Thema lesbischer Sex kommen kann.

Schreibt einfach in den Thread, ob ihr Geschichte eins oder zwei einem Mann oder einer Frau als Schöpfer/in zuordnen würdet, und wenn ihr wollt, warum, oder wie sicher ihr euch dabei seid.

Nur eine Bitte: Einige werden die Geschichten oder ihre Verfasser sicher kennen - in diesem Fall: Bitte keine Spoiler.

Auflösung folgt :)
 
Last edited:
Danke @Phlegeton für dieses kleine Spielchen.

Beide klingen für mich wie aus männlicher Hand geschrieben.
Edit (Nummern vorher vertauscht)
Nr. 2 noch mehr als Nr. 1
Sprachlich, sind aber beide sehr anstrengend zu lesen, was schwerer wiegt, als das vermeintliche Geschlecht des Autors oder der Autorin.

Lieben Gruss
Mayia
 
Last edited:
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