Geschichten Kritik: ein Tag im Nackspaßparadies

_Faith_

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Dec 2, 2006
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Hallo,

swriter möchte seine Gesichte ein Tag im Nacktspaßparadies einer ausführlichen Kritik stellen.

ich hoffe auf rege Beteiligung.

Anbei ein kleiner Teaser:
Roswitha Kloppenstiel konnte nicht verhindern, dass in ihrem Wohnort ein Nacktspaßparadies eröffnet wurde.
Sie nahm sich vor, den Feind von innen heraus zu bekämpfen und infiltrierte die Einrichtung mit ihrem Mann.
Doch der hatte den Plan scheinbar nicht verstanden und während sie sich noch Sorgen um ihre schlechtere Hälfte machte,
geriet ihr Weltbild ebenfalls ins Wanken.


Anschließend liegt es an swriter, den nächsten Freiwilligen zu bestimmen.

lg
_Faith_
 
Danke an Faith für den Teaser.

Die Wahl der Geschichte hätte auf zahlreiche andere, auch auf aktuellere Texte fallen können. Ich habe mich für einen Text aus der Kategorie Humor&Satire entschieden, weil diese Rubrik auf der Plattform meiner Meinung nach zu wenig Beachtung findet.

Ich freue mich auf eure Anmerkungen.

swriter
 
Da waren ein paar Ausdrücke drin, die ich so noch nicht gelesen hatte, die mir aber ausserordentlich gefallen haben:
  • die Mächte des Nackten
  • Schlag gegen die Nacktmafia
  • der momentane Aggregatzustand (bezogen auf den "Härtegrad" eines Penisses)
Habe die Geschichte mit einem Dauerschmunzeln gelesen. Vielleicht war der Anfang etwas zäh, weil auf den Nagel von Roswithas heiliger Mission noch eingehämmert wurde, nachdem er längst vollumfänglich im Holz verschwunden war. Zudem habe ich Senas damalige (vor 4 Jahren) Kritik gelesen und kann mich in vielem anschliessen. Mir hat die Geschichte sehr gut gefallen, aber mit etwas Feinschliff (wobei ich nicht genau den Finger draufhalten kann, was denn nun eigentlich fehlt... Vielleicht etwas Abwechslung zwischen den einzelnen "Fleisch-Shows"? Keine Ahnung...) hätte die Geschichte möglicherweise sogar noch besser werden können.

Auf jeden Fall die Lektüre und eine Anzahl Sterne nach einer populistischen italienischen Partei wert. :)

Danke für den Lesespass!

Liebe Grüsse
Djinn
 
Eine handwerklich gut gemachte Geschichte. Ich habe keine Fehler gefunden, wobei ich Fehler im Allgemeinen einfach überlese. Sie ist unterhaltsam und kurzweilig. Allerdings vorhersehbar. Explizite Darstellungen sexueller Handlungen werden beschrieben, ohne herabwürdigende Begriffe zu verwenden. Und als das Wort „Fotze“ doch verwendet wird, geschieht das bewusst und in keiner Weise herablassend. Bravo!

Der Titel hat mich in die Irre geführt. Ich habe mit dem Nacktspaßparadies intuitiv das Bild eines tropischen Badeparadieses vor Augen gehabt. Selbst die Sammelumkleiden untermauerten meine Erwartung. Aber von Wasser war dann gar keine Rede. Also war es am Ende ein großer Swingerclub? Davon war ich etwas irritiert, aber das lag vermutlich nur an mir.

Diese Geschichte ist eine typische Männerphantasie. Alle Männer träumen davon, dass (übertrieben formuliert) ihre eher wenig an Sex interessierte Partnerin durch einen geeigneten Trigger zur sexgeilen Nymphomanin mutiert. Insofern darf Hermann jubeln. Er bekommt einen Blowjob, wie er ihn noch nicht erlebt hat. Aber dann muss er erleben, wie seine Frau durch eine Maschine in einer Form befriedigt wird, wie er es nie schaffen wird. Dass er sich dabei einen runterholt, passt zu dem Bild, was bis dahin von Hermann gezeichnet wurde.

Und da sind wir an dem Punkt, der mir bei dieser Geschichte fehlt: Empathie. Empathie für die Protagonisten. Insofern hätte ich die Geschichte anders enden lassen. Hermann hätte sich keinen runtergeholt, sondern seiner Roswitha nach der Sybian-Erfahrung z.B. in der Doggy-Position bewiesen, dass ein Schwanz aus Fleisch und Blut des geliebten Partners jede Maschine locker in den Schatten stellen kann und dass damit das Nacktspaßparadies für zukünftige Abenteuer gar nicht mehr notwendig ist. Das hätte ich für einen würdigeren Abschluss der Geschichte gehalten.

Aber ich weiß, das ist Jammern auf hohem Niveau. In diesem Sinne: Weiter so!
 
Bei dem Text handelt es sich um einen überdehnt vorgetragenen Witz mit der moralischen Botschaft: „Wer anderen eine Grube gräbt …“

Als Witz oder Erzählung mit Moral ist der Text deswegen überdehnt, weil die Geisteshaltung von Roswita mehrfach erklärt wird und dann Szene um Szene folgt, in der ihre Empörung erneut vorgetragen wird. Dabei wissen wir doch alle längst, worauf das hinausläuft: Roswita wird in die Grube fallen.

Diese Überdehnung ist vermutlich dem Wunsch geschuldet, den Text mit sexuellen Handlungen anzureichern. Eine Spannung (wenn man von so etwas reden möchte) bleibt insofern bis zum Schluss erhalten, wenn man wissen möchte, in welcher Form Roswitas Sündenfall geschieht und wie sie den Fall mit ihrer inneren Moral in Einklang bringt.

Da ich weiß, dass swriter keinen Wert auf Empathie legt, da er seine Charaktere bewusst schlicht hält und ihnen weder eine innere noch eine äußere Gefühlswelt zugesteht, war ich auf die geradezu kalte Sachlichkeit des Textes vorbereitet. Ansonsten hätte ich noch einen oder zwei Absätze darüber verloren, wie viel „fühlbarer“ der Text hätte werden können, wenn … egal.

Wie weiter oben erwähnt, wird die eigentliche Handlung durch Versatzstücke mit expliziten sexuellen Handlungen überdehnt. Hierbei wird den Realisten das Herz aufgehen, denn die Nebenrollen werden mit Attributen belegt wie: faltige Hintern, stark behaarte Kehrseiten, Fettleibigkeit und schwaches Bindegewebe.

Ich bin mir nicht sicher, ob geneigte Leser erotischer Literatur darauf erpicht sind, das vor Augen geführt zu bekommen, was sie täglich bei ihren Mitmenschen und/oder an sich selbst zu Gesicht bekommen. Zumal dieser äußeren Durchschnittlichkeit nichts charmantes in den Charakterzügen entgegengestellt wird. Bei all dem Realismus sollte man bedenken, dass im öffentlichen Raum neben all den Makeln auch ästhetische Details Wahrscheinlich sind.

Der Erzähler beschränkt sich in seinen Bildern jedoch auf die Niederungen nackten Fleisches und die animalische Triebhaftigkeit der Beteiligten. Bei mir bleibt die Frage, ob er sich da allzu sehr an Roswitas anfänglicher Geisteshaltung orientiert hat oder, ob der Erzähler selbst eine negative Grundeinstellung zu Swingerclubs hat. Ansonsten hätte er diese Variante der freien Körperkultur in einem wärmeren Licht zeichnen können, gerade um Roswitas Vorbehalten etwas entgegenzustellen.

In den Detailbeschreibungen finden sich einige Formulieren, die wohl den letzten Keim erotischer Entfaltung töten. Mehrfach kommt das „schreien wie am Spieß“ vor. Das sind für mich gellende Schmerzensschreie, die vielleicht in eine harte BDSM – Session passen, aber für mich kein Bilder der Erregung vermitteln. Ein Spieß ist für mich auch im Übertragenen Sinn nichts, was ich mit Lust in Einklang bringen kann.

Als Roswita die Innenseiten ihrer Schamlippen „beackerte“ musste ich erneut das Bild einer blutigen Zerstörung unterdrücken. Warum kann sie die nicht streicheln oder massieren?

Ein weiteres Beispiel in dem es für mich eher um Leid als um Lust geht:
„Zu stark war sein zuckender Luststab in Mitleidenschaft gezogen worden und sehnte sich unverkennbar nach Erleichterung.“
Offenbar ist da ein erregtes Glied, aber warum und womit war dieses in Mitleidenschaft gezogen worden? (Als Synonyme für Mitleidenschaft schlägt mir Word vor: Nachteil, Unglück).
Wie kann sich ein Körperteil „unverkennbar“ nach Erleichterung sehnen? Wäre es da nicht an der Zeit, die Gefühlswelt des Trägers dieses Luststabs zu involvieren? Dieser Mensch könnte aufgrund der Erektion durch Gestik und Mimik zum Ausdruck bringen, dass er sich nach Erlösung von der quälenden Geilheit sehnt.

Eine weitere Stilblüte:
„… sein Weib in der Vergangenheit jemals rachentechnisch besudelt zu haben …“
Er darf ihr in den Mund ejakulieren, bekommt feuchte Augen und fabuliert über „rachentechnische“ Details anstatt Dankbarkeit oder Anerkennung für ihre (spröde) Hingabe zu empfinden. Was macht sie? Schaut sie ihn dabei an? Genießt sie es oder lässt sie es ihm zuliebe über sich ergehen?
Da wäre so viel Raum um einen zweiten (erotischen) Frühling zwischen dem Paar beginnen zu lassen. Die zwei könnten sich völlig neu entdecken und das hätte viel mehr Wucht, als ein Sybian.

Und noch eine:
„ihre Zungenspitze energisch um seinen pulsierenden Phallus wandern ließ.“
Ist das aus dem Zyklus „Zungen auf Wanderschaft“?
Wäre es für alle Beteiligten nicht viel geiler, wenn Zungen lecken oder gleiten?

In dem Text sind derart viele unglückliche Formulieren, dass ich zu jedem Absatz zwei Absätze kommentieren könnte, ich will es aber bei diesen Beispielen belassen.

Grammatikalisch ist der Text nicht Fehlerfrei. Ich bin eigentlich blind für solche Details, aber folgende sind mir ins Auge gesprungen:
- und von einen Meinungswechsel der Chefkritikerin ausgehen --> einem
- Hermann entschied, sie würde schon wissen, was sie tut, und lehnte sich entspannt mit dem Rücken gegen die Wand. --> tat (Zeitform)


Als Fazit bleibt bei mir ein Text in Erinnerung der an keiner Stelle erotisch ist und bedingt humoristische Elemente enthält, die überwiegend aus dem ungelenk verfassten Erzähltext resultieren.

lg
_Faith_
 
Eine nette Geschichte, die spätestens nach der ersten Hälfte auf das zu erwartende Ende zuläuft. Suggeriert der Name der Einrichtung "Nacktspaßparadies" anfangs noch den Eindruck, dass es sich hier um einen ganz normalen FKK-Club handelt, wird dem Leser, nachdem Roswitha und Herrmann die Umkleidezone verlassen haben, klar, dass wir es mit einem Freiluft-Swinger-Club zu tun haben und spätestens dann kann man die Lektüre beenden, denn natürlich weiß man, dass Roswitha der Macht des Geschlechtstriebes erliegen wird. Alles in allem eine nette Geschichte, die man lesen kann, aber nicht unbedingt lesen muss,

herzliche Grüße
Juergen56
 
meine Kommentare zur swriter Geschichte: Es wird mir niemals gelingen, eine so zutreffende Kommentierung abzugeben, wie Faith das gemacht hat. Also hier nur höchstens ein paar Zufalls-Entdeckungen von mir.

#1: Ich fände es eine prima Idee, würden solche Sachen wie die von Faith und mir einfach als Kommentare bezeichnet werden – aber nicht als Kritik. Denn die Worte allein schon drücken einen Anspruch aus. “Kritik” geht davon aus, so etwas sei objektiv machbar, wohingegen der Begriff Kommentar viel ehrlicher ist.

#2: mein Kommentar: grottenschlechter geht es gar nicht mehr. Ich habe es mir nicht angetan, solche gequirlte K..ke von vor bis hinten zu lesen. Aber ich weiß ja, von welchem Autor dieses Traktat stammt.

#3: Warum grottenschlecht? Weil kein einziges mini-bit an Plausibilität in der Geschichte drin steckt. Und darüber hinaus auch keine Empathie mit den Protagonisten.

#4: was mich zu der Frage bringt: welches Ziel kann denn überhaupt von erotischen Geschichten erreicht werden, im allerbesten Fall? Aus meiner Sicht bestenfalls arousal, also Aufgeilen der Leser.
~~~~~~~
Als ich zum ersten Mal ein Pornokino in Los Angeles besuchte, da fand ich die Filme dort wesentlich aufgeilender als die an der US Ostküste – zum Beispiel diese ganzen FAKE_sex Filme von Russ Meyer – mit züchtig eingepackten dicken Titten, aber sonst nichts dabei. Nur nach 5 solcher “LA Filme” war der Reiz dann auch vorbei. Bis es dann etwas später Deep Throat zu sehen gab. Aber richtig aufgeilend wurde es dann erst wieder, als in Deutschland in manchen Pornokinos Paare anzutreffen waren, welche einen männlichen Spielkameraden suchten. Also als es auf den Film auf der Leinwand eh nicht mehr ankam.

Bei erotischen Geschichten ist das etwas anders, aber auch nicht so gravierend. Gut geschriebener Humor verbunden mit Erotik – sowas kann wirken. Aber grottenschlechter auf gar keinen Fall. Und ich weiß inzwischen. wer die beiden allergrottenschechtesten Autoren sind bei German_Literotica.

Leute halt, die rein mechanisch Worte aneinander fügen. Und ohne Empathie für irgend jemanden der Beteiligten. Und wenn dann noch die Grundidee einer Story aberwitzig ist, dann bekommt die bestenfalls eine 4.50 als Note hier, aber taugen tut sie nichts.

Wahŕscheinlich weil sich kaum jemand systematisch Gedanken macht zu solchen Themen. Bis auf einige wenige hier. Faith zum Beispiel, oder manchmal auch Mayia. So sehe ich es jednfalls.
 
Lieber Swriter,

ich entschuldige mich für mein „Like“ unter dem vorherigen Beitrag von adamISOeve. Ich habe keine Ahnung, wie ich den da hinbekommen habe. Bin ich über meinem iPad eingeschlafen und habe es so unwillkürlich geschafft? Oder beim Zuklappen? Keine Ahnung. Auf jeden Fall sollte da kein „Daumen hoch“ von mir sein.

Obwohl ich adamISOeve durchaus zustimme: Es wird ihm niemals gelingen, eine so zutreffende Kommentierung abzugeben, wie Faith das gemacht hat.
Zu seinen Zufalls-Entdeckungen:
#1: Einverstanden! Hat aber nichts mit der Geschichte zu tun.
#2: Übertrieben, unsachlich und das Zugeständnis, die Geschichte gar nicht ganz gelesen zu haben.
#3: Unplausible Geschichten sind die Regel. Empathie hatte ja auch mir gefehlt.
#4: Hat nichts mit der Geschichte zu tun.

Ziel einer Geschichte? Arousal? Im besten Fall. Aber im zweitbesten Fall: Unterhaltung, Inspiration. Das Vergessenmachen des Alltags für ein paar Minuten oder länger. Für mich auch ein gutes Ziel.

Gruß

Usi58
 
Lieber Swriter,

ich entschuldige mich für mein „Like“ unter dem vorherigen Beitrag von adamISOeve. Ich habe keine Ahnung, wie ich den da hinbekommen habe.

Gruß

Usi58

Danke für die Klarstellung.

swriter
 
Lieber Swriter,

ich entschuldige mich für mein „Like“ unter dem vorherigen Beitrag von adamISOeve. Ich habe keine Ahnung, wie ich den da hinbekommen habe. Bin ich über meinem iPad eingeschlafen und habe es so unwillkürlich geschafft? Oder beim Zuklappen? Keine Ahnung. Auf jeden Fall sollte da kein „Daumen hoch“ von mir sein.
Du kannst Deinen "Like" wieder entfernen, indem Du nochmals auf Like klickst.

Liebe Grüsse

Djinn
 
Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich auf die Hinweise eingehen soll. Mir ist klar, dass mir das mal wieder als Kritikunfähigkeit ausgelegt werden könnte, wenn ich mich für meinen Text rechtfertige. Andererseits soll nicht der Eindruck entstehen, ich hätte mich mit euren Anmerkungen nicht auseinandergesetzt.


zur fehlenden Überraschung/Vorhersehbarkeit:

In 99 von 100 Geschichten auf Literotica steht am Ende einer Geschichte/eines Kapitels eine sexuelle Handlung. Das wird von den Lesern auf der Plattform erwartet und dürfte niemanden überraschen. Wer etwas anderes erwartet, darf auf Literotica keine Geschichte lesen, weil er in jedem Fall enttäuscht wird.

“... und spätestens dann kann man die Lektüre beenden, denn natürlich weiß man, dass Roswitha der Macht des Geschlechtstriebes erliegen wird ...“(juergen56)

Ja, und bei 99 von 100 Geschichten auf Literotica weißt du vor dem Anklicken des Textes, dass die Protagonisten am Ende miteinander im Bett landen werden. Das ist so vorhersehbar, da brauchst du gar nicht erst mit der Lektüre anfangen.

Wenn man bei jeder Geschichte das Unerwartete, das Neue, das nie Dagewesene erwartet, scheitert man an seinen Erwartungen. Beinahe jede amerikanische Beziehungskomödie verläuft nach demselben Muster. Sie sind ein ungleiches Paar, sie finden dennoch zusammen, einer stellt sich dämlich an und sie gehen auseinander, um dann doch zu einem glücklichen Happy-End zusammenzukommen. Das ist absolut vorhersehbar und doch schauen sich das die Zuschauer an. Warum? Weil es vielleicht doch interessant sein kann, wie das Vorhersehbare präsentiert wird.

Im Nachhinein hätte Roswitha vielleicht besser die Molotowcocktails aus der Badetasche nehmen und den ganzen Laden abfackeln sollen. Damit rechnet wahrscheinlich kaum jemand.


Kategorie Humor & Satire:

Meiner Meinung nach wird bei der Kritik zu wenig Rücksicht darauf genommen, unter welcher Kategorie diese Geschichte eingeordnet ist. Es handelt sich um einen Beitrag aus der Rubrik Humor & Satire. Hier macht es nicht viel Sinn, jedes einzelne Wort auf die Goldwaage zu legen. Ich finde, dass Geschichten mit humorvollem Ansatz anders beurteilt werden dürfen, was verwendete Sätze bzw. Begriffe betrifft.

„… sein Weib in der Vergangenheit jemals rachentechnisch besudelt zu haben …“

Hätte ich diese Formulierung in einer Romanze gewählt? Ganz sicher nicht. Meiner Meinung nach darf man bei einem humorvoll angelegten Text anders formulieren, Formulierungen anders ausreizen als bei einem Text, der „seriös“ angedacht ist.

Und deshalb passen für mich Formulierungen wie „Schamlippen beackern“ und „Schreien wie am Spieß“ zu einer humorvoll angelegten Geschichte.

Auch die von Djinn angeführten Ausdrücke („Die Mächte des Nackten“, „Schlag gegen die Nacktmafia“) sind meiner Meinung nach typisch für einen Text, der sich nicht ganz so ernst nehmen will.


Empathie/Charaktere skizzieren:

Es geht bei dieser Geschichte nicht um die Beziehung der beiden zueinander. Es geht darum, wie das konservative Paar mit der für sie ungewohnten Situation umgeht. Das ist keine Romanze, das ist ein humorvoller Text über Menschen, die sich in einem für sie ungewohnten Umfeld bewegen und damit zurechtkommen müssen. Ich weiß, dass die meisten von euch gewohnt sind, Gefühle auszudrücken und Charaktere zu skizzieren, Charakterentwicklung zu betreiben. Aber genau darum geht es bei diesem Text nicht. Erneut gehe ich auf die Situation mit dem Blowjob ein.

„Da wäre so viel Raum um einen zweiten (erotischen) Frühling zwischen dem Paar beginnen zu lassen. Die zwei könnten sich völlig neu entdecken ...“(Faith)

Und genau darum ging es mir in der Geschichte nicht. Ich wollte nicht die Beziehung der beiden untereinander beschreiben. Ich wollte nicht skizzieren, dass sich ihre Beziehung zueinander verändert. Der Fokus liegt klar darauf, was die beiden sehen, nicht was sie fühlen. Ich wollte darstellen, wie zwei Welten aufeinander prallen. Die Welt des konservativen Paares, das Sonntags im Bett Sex miteinander hat, nach Schema F. Dann die andere Welt, in der es keine Hemmungen zu geben scheint, in der die Menschen übereinander herfallen, sich vor den Augen aller anderen ihrer Lust hingeben. Darauf lag der Fokus, nicht auf der Entwicklung der Beziehung.

Dass der Geschichte Empathie/Gefühle fehlen, will ich gar nicht bestreiten.


fehlende Erotik:

Der Fokus beim Schreiben lag nicht auf der Skizzierung erotischer Situationen. Ich erwarte (erhoffe), dass Leser schmunzeln, lachen, sich gut amüsieren und nicht, dass sie die Hose öffnen und sich bespielen. Wer sich aufgeilen möchte, ist bei dieser Geschichte falsch. Ähnlich wie bei Vergewaltigungsszenarien oder Horrorgeschichten steht für mich bei einem humorvollen Text etwas anderes im Vordergrund als Erotik. Vielleicht gelingt es Autoren, sowohl Erotik, als auch aufgeilenden Sex in einer humorvollen Geschichte zu platzieren - ich habe das gar nicht erst versucht.


fehlender Humor:

Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Einige Leser haben sich köstlich amüsiert, andere haben beim Lesen mit dem Kopf geschüttelt und sich gefragt, was das alles soll. Meiner Meinung nach ist es bei einem humorvollen Beitrag noch sehr viel schwieriger, die Leser zu erreichen, als bei einem Text, der anregen soll. Humor ist extrem individuell, nicht jeder findet dasselbe witzig. Und wenn ein Leser den Autor von vornherein ablehnt und ihn für einen der schlechtesten Autoren auf der Plattform hält, wird kein noch so humorvoller Text wirken können. Schöne Grüße an adamISOeve.


Fazit:

Am Ende des Tages stelle ich fest, dass meine Intention, diese Geschichte zu schreiben, nicht bei allen Lesern angekommen ist. Das war aber wohl auch nicht zu erwarten. Ich stelle ebenfalls fest, dass ich beim Schreiben einen anderen Fokus verfolge als andere Autoren. Während die meisten anderen User im Forum lange Geschichten schreiben, Wert auf Charakterentwicklung und Darstellung von Gefühlen legen, gehe ich einen anderen Weg. Der Weg der Skizzierung kurzer Szenarien, der Weg des eher nüchternen Betrachtens, der Weg des Verzichts auf die große Gefühlswelt. Dass sich mein Weg nicht bei allen verfängt, damit kann ich leben.


Danke für euer Feedback. Wer möchte sich nach mir mit seinem Text präsentieren? Freiwillige vor!

swriter
 
Hallo Swriter,

zunächst einmal vielen Dank für Deine ausführlichen Anmerkungen zu den diversen Kommentaren zu deiner Geschichte. Für mich sind sie weder ein Ausdruck von Kritikunfähigkeit, noch habe ich sie als Rechtfertigung verstanden. Der Sinn und Zweck dieses kleinen Lesekreises besteht meiner Meinung nach doch genau darin, dass wir hier in einen vertieften Austausch über einzelne Geschichten kommen, und dazu gehört es dann auch, dass der Autor erläutert, was seine Intentionen beim Verfassen der Story gewesen sind und wie die Geschichte dann beim Lesepublikum angekommen ist. Und aus diesem Spannungsverhältnis zwischen Autorenabsicht auf der einen und Erwartungen und Ansprüchen der Leser auf der anderen Seite kann ja dann eine für alle Seiten fruchtbare Diskussion entstehen.

An einer Stelle deines Kommentars musste ich aber doch ziemlich stark mit der Stirn runzeln und zwar, wo du schreibst

" Es handelt sich um einen Beitrag aus der Rubrik Humor & Satire. Hier macht es nicht viel Sinn, jedes einzelne Wort auf die Goldwaage zu legen. Ich finde, dass Geschichten mit humorvollem Ansatz anders beurteilt werden dürfen, was verwendete Sätze bzw. Begriffe betrifft."

Da bin ich völlig anderer Ansicht. Nicht nur bei humoristischen oder satirischen Geschichten, sondern bei jeder Geschichte sollte man jedes Wort auf die Goldwaage legen. Denn als Autor ist es doch mein Ziel, dass im Kopf des Lesers zumindest die Bilder entstehen, die ich beim Schreiben vor Augen hatte. Dass ich bei einer erotischen Horrorgeschichte andere Worte verwende als bei einer herkömmlichen Inzest-Story, liegt auf der Hand,

herzliche Grüße
Juergen56
 
An einer Stelle deines Kommentars musste ich aber doch ziemlich stark mit der Stirn runzeln und zwar, wo du schreibst

" Es handelt sich um einen Beitrag aus der Rubrik Humor & Satire. Hier macht es nicht viel Sinn, jedes einzelne Wort auf die Goldwaage zu legen. Ich finde, dass Geschichten mit humorvollem Ansatz anders beurteilt werden dürfen, was verwendete Sätze bzw. Begriffe betrifft."

Da bin ich völlig anderer Ansicht. Nicht nur bei humoristischen oder satirischen Geschichten, sondern bei jeder Geschichte sollte man jedes Wort auf die Goldwaage legen. Denn als Autor ist es doch mein Ziel, dass im Kopf des Lesers zumindest die Bilder entstehen, die ich beim Schreiben vor Augen hatte. Dass ich bei einer erotischen Horrorgeschichte andere Worte verwende als bei einer herkömmlichen Inzest-Story, liegt auf der Hand,

herzliche Grüße
Juergen56

Vielleicht sollte man auch nicht jedes Wort eines Posts auf die Goldwaage legen. ;)

Ich habe mich an der Stelle wohl nicht klar ausgedrückt. Natürlich sollte man bei jeder Kategorie die notwendige Sorgfalt beim Schreiben an den Tag legen und natürlich habe ich nicht Narrenfreiheit, was die Regeln der deutschen Sprache angeht. Ich stimme dir zu, dass die Wortwahl von Kategorie zu Kategorie anders gewählt werden sollte.

Wie schreibt man eine humorvolle Geschichte? Ich habe dafür keine in Stein gemeißelte Antwort. Ich nehme an, dass ein humorvoller Ansatz beim Setting gegeben sein sollte. Eine skurrile Ausgangssituation, in der es nicht nur darum geht, dass zwei Menschen Sex miteinander haben.

Darüber hinaus sehe ich es als angebracht an, durch eine besondere Wortwahl und an den Humor angepasste Formulierungen diese skurrile Situation zu unterstützen. Und hier setze ich Formulierungen, die mir für Geschichten anderer Kategorien zu salopp sind, unpassend erscheinen. Das bedeutet nicht, dass ich mir nicht gründlich überlegt hätte, ob ich diese Formulierung in dem Kontext bringen soll.

Ob das am Ende zu dem gewünschten Ziel führt, die Mehrheit der Leser auf einen humorvollen Trip mitzunehmen, bleibt abzuwarten. Ich sagte ja bereits, dass meiner Meinung nach der Schwierigkeitsgrad beim Schreiben einer humorvollen Geschichte deutlich höher liegt als bei dem Versuch, etwas Erregendes hinzubekommen.

swriter
 
Da es bei der Diskussion zu meiner Geschichte "In der Hitze des Sommers - Teil 01" immerhin ein wenig Beteiligung gab(und das überwiegend von Auden James) gab, möchte ich ein wenig was zurück geben. Und daher hier meine Kurzkritik.

Meine Geschichten und meine Figuren sind anders gestaltet und veranlagt, aber es ist durchaus nützlich, immer mal über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen.

Die Formulierungen, die Wortwahl sind öfter recht blumig. Wobei es bei "Bürgerinitiative gegen schmuddelige Einflüsse" doch recht nebulös wird, was die Ziele dieser Bürgerinitiative eigentlich genau sein sollen(na ja es geht irgendwie um Moral und man ist empört). Auch herrlich das "Freikörperereignis Nummer Eins", was auf eine Freizeiteinrichtung für Naturisten schließen lässt. Das Geschehen, in die Provinz des Taunus platziert, wirkt ein wenig anachronistisch, wie aus der Zeit gefallen, aber gut, dass kann für eine humoristisch geprägte Geschichte auch von einem liebenswerten Vorteil sein. Das, weil die große Zeit der FKK lange vorbei ist, oder handelt es sich etwa um eine Art Swingerclub?
Das wird im ersten Moment nicht ganz klar.

Roswitha wird vor allem anfänglich recht prototypisch gezeichnet. Zusammen mit Ehemann Hermann macht sie sich auf, um diese Einrichtung zu "infiltrieren". Roswitha und Herrmann - auch wenn uns die Hauptpersonen nicht näher beschrieben werden, diese Namen verdeutlichen uns, typisch deutsch, bürgerlich, empört und weit im mittleren Alter. So typisch deutsch und provinziell wie die Schrankwand aus Eiche Rustikal und jeden Samstag muss das Auto gewaschen werden(eigentlich auch schon anachronistisch).

Als moralische Einheit zieht das Paar los und belauert sich dann im Laufe dieser Infiltrationsaktion dann doch gegenseitig misstrauisch. Komödiantisch gelungen. Ist es glaubwürdig, dass man unter anderem die Bäckereifachverkäuferin aus dem gleichen Ortsteil, nicht weit vom Ort in dieser Institution? Na schön, es liefert einen weiteren kleinen humoristischen Einfall, wenn auch nicht sonderlich realistisch.

Für meinen Geschmack war es tatsächlich deutlich mehr humoristisch als erotisch. Oder genau genommen, war erotisch für mich so gut, wie nichts dabei(aber nach der Erklärung von Swriter war damit fast auch nicht zu rechnen). Der einzige nennenswerte Aspekt, war die später in den Vordergrund stehende Rolle des Sybians. Dies ist mit Sicherheit eine interessante Idee, auch mal Sexspielzeuge öfter in die Handlung einer erotischen Geschichte zu rücken.

Am Ende waren Roswitha und Herrmann ein wenig toleranter, nachdenklicher, als sie begriffen, wie sie verstanden, wie viel Freude das Nacktspaßparadies den Besuchern doch bereitet. Dabei will man das ursprüngliche moralische Ziel doch nicht aufgeben, aber das Ganze weiter unter die Lupe nehmen(steckt das ein tieferes verdrängtes Bedürfnis in ihr?). Es gibt ein recht offenes und kurzes Ende. Es bleibt Raum für Phantasie des Lesers, wie es sich weiterentwickeln könnte.

Wird Roswitha anderen Mitgliedern der Bürgerinitiative überhaupt von ihrer Aktion berichten, da ich den Eindruck hatte, es handelte sich um eine spontane Aktion?
Folgen Roswitha und Herrmann in Wirklichkeit sogar einem, aus ihrem sozialen Umfeld, einem aus ihrer Familie vorgegebenen Moralbild?
Wären sie mit einer moderneren sexuell offenen Erziehung und Sozialisation überhaupt in diese Situation gekommen, bzw. wären sie sogar ganz selbstverständliche Nutzer dieser Freizeiteinrichtung?
Eine Möglichkeit der Entwicklung deutet sich an - sie beginnen ihre Motivation unbewusst zu hinterfragen. Moralismus aus Gewohnheit und Selbstverständlichkeit? Weil es einem übergestülpt wurde und man nicht in der Lage war einen anderen Lebensstil und Toleranz zu entwickeln?
 
Last edited:
Noch ein Gedanke zum Thema Humor in (erotischen) Geschichten. Es ist für mich keines der Hauptziele. Es muss sich einfach ergeben und man kann es nicht krampfhaft erzwingen. Große Humoristen hatten ein spezielles Talent dafür, aber es ist auch nicht unbekannt, dass sie dafür mitunter auch fleißig und diszipliniert arbeiten mussten. Aber, wie schon geschrieben, manchmal hat man gewisse Sternstunden, in denen es einem zufällt.
 
Noch ein Gedanke zum Thema Humor in (erotischen) Geschichten. Es ist für mich keines der Hauptziele. Es muss sich einfach ergeben und man kann es nicht krampfhaft erzwingen. Große Humoristen hatten ein spezielles Talent dafür, aber es ist auch nicht unbekannt, dass sie dafür mitunter auch fleißig und diszipliniert arbeiten mussten. Aber, wie schon geschrieben, manchmal hat man gewisse Sternstunden, in denen es einem zufällt.

Zunächst einmal danke für dein Feedback.

Es schadet nicht, in jeden Text etwas Humor und Lockerheit zu legen, solange es nicht gerade um eine Vergewaltigung o. Ä. geht. Da passt das dann gar nicht. Ein paar saloppe Formulierungen werden allerdings nicht für eine Einordnung in Humor&Satire genügen.

Wie viel Humor muss drin sein, damit es dem Etikett Humor&Satire gerecht wird?

Wenn ich das mal überschlage, so wagen sich die meisten Autoren nicht an einen Text dieser Kategorie heran. Auch die User im Forum schreiben eher anderes. Warum ist das so? Kein Interesse oder keine Ahnung, wie man es angehen sollte?

swriter
 
Wo sind jetzt die Freiwilligen, die ihre Geschichten diskutieren lassen möchten?

Ich sehe folgende Alternativen:

1. Die "Mutigen" (TiefImWesten, Faith, Storydog2017, swriter) stellen eine weitere Story vor.
2. Wir diskutieren über eine Geschichte eines verstorbenen Autors (helios53, Krystanx, moni5201, ???)
3. Wir lassen es jetzt mal für eine Weile bleiben.
4. Jemand nimmt allen Mut zusammen und wirft sich den Kritikern zum Fraß vor. ;)

swriter
 
Wenn ich das mal überschlage, so wagen sich die meisten Autoren nicht an einen Text dieser Kategorie heran. Auch die User im Forum schreiben eher anderes. Warum ist das so? Kein Interesse oder keine Ahnung, wie man es angehen sollte?

Hallo swriter

Bei mir ist es vermutlich beides (kein Interesse, keine Ahnung wie), wobei wohl vor allem das Letztere. Ich könnte mir zwar vorstellen, irgendwann, in ferner Zukunft, etwas in der Richtung zu schreiben, aber der Humor würde dann wohl durch Absurdität à la "Per Anhalter durch die Galaxis" entstehen, und wohl eher weniger durch den Sex.

Ich habe aber, offen gesagt, nie wirklich darüber nachgedacht. Zum einen weil mich mein aktuelles Werk fest im Griff hat, zum anderen weil noch mindestens 4 weitere unausgegorene (aber tatsächlich schon "angeschriebene") Geschichten auf mich warten, die allesamt nix mit "Volle-Kanne-Humor" zu tun haben.

Liebe Grüsse
Djinn
 
Wo sind jetzt die Freiwilligen, die ihre Geschichten diskutieren lassen möchten?

Ich sehe folgende Alternativen:

1. Die "Mutigen" (TiefImWesten, Faith, Storydog2017, swriter) stellen eine weitere Story vor.
2. Wir diskutieren über eine Geschichte eines verstorbenen Autors (helios53, Krystanx, moni5201, ???)
3. Wir lassen es jetzt mal für eine Weile bleiben.
4. Jemand nimmt allen Mut zusammen und wirft sich den Kritikern zum Fraß vor. ;)

swriter
Ich wähle die 1 und die 4, könnte aber zwischendurch auch mit der 3 leben.

BTW:
Ich hätte eine Humor&Satire Geschichte, über die Leser unter anderem folgendes hinterlassen haben:
"... witzig, ironisch, und doch tierisch geil!!"
"... dass ist Erotik für den Kopf und für das Zwerchfell ... "

LG
_Faith_
 
Hier noch ein paar Gedanken von mir.

Zunächst kann ich mich vor allem den Kritiken von @Djinn68 , @Usi58 und @_Faith_ im Wesentlichen anschließen.

Ich finde es gut, dass jemand mal den Sprung in das schwierige Wasser des Humors wagt.
Trifft es meinen Humor? Nicht ganz.
Das liegt aber vor allem in der verwendeten Sprache, die mich selten erreicht. Die, vor allem in der ersten Hälfte, wohl bewusst initiierten sprachlichen Übertreibungen sind zwar manchmal herrlich skurril, erzeugen mir aber zu viel Klamauk und stehen zu sehr im Kontrast zur zweiten Hälfte, die ich sprachlich angenehmer finde.
Vielleicht ist es dem Setup geschuldet, aber aus der ersten Hälfte trieft für mich zu sehr der Charme des letzten Viertel des letzten Jahrhunderts. Das mag so gewollt sein, tut dem Humor aber nicht gut.

Aber ich möchte gerne auch positives hervorheben.

Die Charaktere
In diesem Stück wird die Protagonisten mal nicht als „57-jährige Brünette“ holzschnittartig eingeführt, sondern über ihre Persönlichkeit, also ihren Aktivismus. Man kann sich schnell ein gutes Blid von ihr machen, das selbstverständlich klischeehaft ist, aber gut zu so einer Satire passt. Das gelingt, zum Teil, auch für ihren Ehegatten, wenn auch etwas weniger gut, bleibt er doch eher blass neben ihr (was letztlich fast schon wieder ins Bild passt).

Der Spannungsbogen
Zwar ist es klar, wie das Ende im Prinzip ablaufen muss, und doch finde ich den Verlauf gut beschrieben. Die Szene mit dem Sybian kommt unerwartet, aber passt ins Bild.


Was ich weniger gelungen finde:
Die Motivation der Protagonistin sich (am ersten Tag!) in den Club einzuschleusen, finde ich nicht glaubwürdig. Informationen sammeln, schön und gut, letztlich sollte es ja doch die Neugier sein, oder? Aber da war sie dann doch nicht ehrlich zu sich selbst? Dass passt für mich nicht so ganz.
Überhaupt weißt der Charakter von Roswita einige Schwächen für mich auf.
Das erste Bild, das man von ihr bekommt, ist das einer konservativen, eher prüden Persönlichkeit. Das würde auch perfekt zu dem Witz der Geschichte passen, der eine maximale Fallhöhe für sie aufbaut.
Im Laufe der Geschichte wird diese Fallhöhe leider stetig verringert. Man lernt, dass Roswita schon regelmäßig Sex hat, diesen auch nicht unwichtig findet, sogar Sexspielzeug besitzt und benutzt (!). Dadurch verliert die Geschichte ihre Wuchtigkeit für die Pointe, was man leicht hätte lösen können.

Ich würde sogar sagen, dass der Witz am Ende ins Leere läuft. Da Roswita anscheinend kein Problem mit Sex hat, sondern vor allem mit öffentlicher Nacktheit und der Zurschaustellung dieser.
Da wäre die bessere Pointe doch gewesen, dass sie am Ende doch in Ihrer Rolle ertappt worden wäre. ZB in dem ihr die Brille und der Hut auf dem Sybian vom Kopf gefallen wären, oder dass sie auf einmal dem Pastor (der dann auch da ist) gegenübersteht und entlarvt wird.

Da wäre dann wieder eine gewisse Fallhöhe oder Pointe dagewesen. So plätschert die Geschichte langsam aus, mit der Erkenntnis, dass die beiden sowas doch öfter machen sollten.

@swriter hat ja selbst gesagt, dass nicht die Beziehung der beiden im Mittelpunkt stehen sollte. Von daher wäre es für mich folgerichtig gewesen, wenn der Fokus auch am Ende stärker auf Roswita und deren Aktivismus gelegen hätte, was ja im Laufe der Geschichte wiederholt aufgegriffen wird, am Ende aber keine Rolle mehr spielt.

Grundsätzlich hätte man vielleicht mehr beachten können in wieweit Roswita und ihr Aktivismus oder die Beziehung zu ihrem Mann noch gezielter hätten eingesetzt werden können.

Insgesamt, ein schönes Experiment. Und wirklich mutig, sich mal an so eine Thematik zu machen. Danke dafür.

Lieben Gruss
Mayia
 
Hier noch ein paar Gedanken von mir.

Zunächst kann ich mich vor allem den Kritiken von @Djinn68 , @Usi58 und @_Faith_ im Wesentlichen anschließen.

Ich finde es gut, dass jemand mal den Sprung in das schwierige Wasser des Humors wagt.
Trifft es meinen Humor? Nicht ganz.
Das liegt aber vor allem in der verwendeten Sprache, die mich selten erreicht. Die, vor allem in der ersten Hälfte, wohl bewusst initiierten sprachlichen Übertreibungen sind zwar manchmal herrlich skurril, erzeugen mir aber zu viel Klamauk und stehen zu sehr im Kontrast zur zweiten Hälfte, die ich sprachlich angenehmer finde.
Vielleicht ist es dem Setup geschuldet, aber aus der ersten Hälfte trieft für mich zu sehr der Charme des letzten Viertel des letzten Jahrhunderts. Das mag so gewollt sein, tut dem Humor aber nicht gut.

Aber ich möchte gerne auch positives hervorheben.

Die Charaktere
In diesem Stück wird die Protagonisten mal nicht als „57-jährige Brünette“ holzschnittartig eingeführt, sondern über ihre Persönlichkeit, also ihren Aktivismus. Man kann sich schnell ein gutes Blid von ihr machen, das selbstverständlich klischeehaft ist, aber gut zu so einer Satire passt. Das gelingt, zum Teil, auch für ihren Ehegatten, wenn auch etwas weniger gut, bleibt er doch eher blass neben ihr (was letztlich fast schon wieder ins Bild passt).

Der Spannungsbogen
Zwar ist es klar, wie das Ende im Prinzip ablaufen muss, und doch finde ich den Verlauf gut beschrieben. Die Szene mit dem Sybian kommt unerwartet, aber passt ins Bild.


Was ich weniger gelungen finde:
Die Motivation der Protagonistin sich (am ersten Tag!) in den Club einzuschleusen, finde ich nicht glaubwürdig. Informationen sammeln, schön und gut, letztlich sollte es ja doch die Neugier sein, oder? Aber da war sie dann doch nicht ehrlich zu sich selbst? Dass passt für mich nicht so ganz.
Überhaupt weißt der Charakter von Roswita einige Schwächen für mich auf.
Das erste Bild, das man von ihr bekommt, ist das einer konservativen, eher prüden Persönlichkeit. Das würde auch perfekt zu dem Witz der Geschichte passen, der eine maximale Fallhöhe für sie aufbaut.
Im Laufe der Geschichte wird diese Fallhöhe leider stetig verringert. Man lernt, dass Roswita schon regelmäßig Sex hat, diesen auch nicht unwichtig findet, sogar Sexspielzeug besitzt und benutzt (!). Dadurch verliert die Geschichte ihre Wuchtigkeit für die Pointe, was man leicht hätte lösen können.

Ich würde sogar sagen, dass der Witz am Ende ins Leere läuft. Da Roswita anscheinend kein Problem mit Sex hat, sondern vor allem mit öffentlicher Nacktheit und der Zurschaustellung dieser.
Da wäre die bessere Pointe doch gewesen, dass sie am Ende doch in Ihrer Rolle ertappt worden wäre. ZB in dem ihr die Brille und der Hut auf dem Sybian vom Kopf gefallen wären, oder dass sie auf einmal dem Pastor (der dann auch da ist) gegenübersteht und entlarvt wird.

Da wäre dann wieder eine gewisse Fallhöhe oder Pointe dagewesen. So plätschert die Geschichte langsam aus, mit der Erkenntnis, dass die beiden sowas doch öfter machen sollten.

@swriter hat ja selbst gesagt, dass nicht die Beziehung der beiden im Mittelpunkt stehen sollte. Von daher wäre es für mich folgerichtig gewesen, wenn der Fokus auch am Ende stärker auf Roswita und deren Aktivismus gelegen hätte, was ja im Laufe der Geschichte wiederholt aufgegriffen wird, am Ende aber keine Rolle mehr spielt.

Grundsätzlich hätte man vielleicht mehr beachten können in wieweit Roswita und ihr Aktivismus oder die Beziehung zu ihrem Mann noch gezielter hätten eingesetzt werden können.

Insgesamt, ein schönes Experiment. Und wirklich mutig, sich mal an so eine Thematik zu machen. Danke dafür.

Lieben Gruss
Mayia
Zunächst einmal danke ich dir für dein ausführliches Feedback.

Ich denke, dass du ein paar interessante Aspekte genannt hast. Und auch hier stellt sich für mich die Frage, was ich mit dem Schreiben der Geschichte erreichen möchte. Möchte ich die Charaktere perfekt beschreiben, das optimale Ende der Geschichte anvisieren, so lange an dem Text feilen, bis alles 100% stimmig ineinandergreift. Oder möchte ich den Moment erfassen, aufschreiben, was mir beim Schreiben in den Sinn kommt, was ich vor Augen habe, was ich in dem Augenblick für richtig halte?

Ich weiß, dass nicht alle Autoren spontan drauflos schreiben, sondern sich vorher ein Konzept zurechtlegen. Sich im Vorfeld über Anfang, Verlauf und Ende Klarheit verschaffen. In den Fällen hat man die Leitplanken für die Geschichte bereits gesetzt, und wenn man sich viel Mühe gibt, mag das dann am Ende wie aus einem Guss wirken und perfekt zueinander passen. Falls nicht, kann man hinterher monatelang an dem Text basteln, bis er einem perfekt erscheint.

Ich hingegen starte mit einer Idee, lege los und lasse mich überraschen, wo mich die Geschichte hinführt. Mir fehlen die Leitplanken komplett. Manchmal weiche ich während des Schreibens von der ursprünglichen Idee ab und steuere eine andere Richtung an, weil es sich gut anfühlt. Dass das am Ende nicht zwingend eine perfekte Geschichte abgibt, nehme ich inkauf.

Ist es ein Experiment? Ist es mutig?
Nicht wirklich. Ich habe bereits einige Geschichten aus dem Bereich Humor & Satire geschrieben und veröffentlicht. Für mich sind es Geschichten wie andere, nur halt mit einem anderen Fokus als z.B. Storys, welche die Leser bewusst unterhalb der Gürtellinie ansprechen wollen.
So eine Geschichte zu veröffentlichen, empfinde ich als Bereicherung für die Plattform. Eben weil es nicht dem Mainstream entspricht und eine breitere Auswahl für die Leser bietet. Dass diese Nischentexte meistens weniger gut angenommen werden, ist mir bewusst, hält mich aber nicht davon ab, mich immer wieder mit diesen zu präsentieren.

Wobei ich allerdings glaube, dass es einfacher ist, Leser unterhalb der Gürtellinie anzusprechen, als deren Zwerchfell.
Und wenn man mal schaut, welche Kategorien die meisten Autoren bedienen, so fällt die Wahl regelmäßig auf Mainstreamthemen wie Erotische Verbindungen, Romanze oder Inzest/Tabu. Humor & Satire, Erotischer Horror oder Spielzeug & Selbstbefriedigung findet man vergleichsweise selten im Geschichtenangebot - weil es wenig Erfolg verspricht oder weil die Umsetzung schwierig erscheint?

swriter
 
Wobei ich allerdings glaube, dass es einfacher ist, Leser unterhalb der Gürtellinie anzusprechen, als deren Zwerchfell.

Das sehe ich ganz genauso.

Mir ist mittlerweile klar, wie du deine Geschichten schreibst, das bleibt auch ganz dir überlassen.
Aber nun suchst du ja trotzdem den Austausch über deine Geschichten in diesem Forum und das dabei dann vor allem auf Schwächen eingegangen wird, ist wohl auch klar.

Und auch hier stellt sich für mich die Frage, was ich mit dem Schreiben der Geschichte erreichen möchte.
Und das ist ein Punkt, den ich bei dir noch nicht wirklich verstehe?
Ist es die besagte “Bereicherung der Plattform“? Oder was genau?

Bei den sprachlichen und Rechtschreibung-Fragen legst du ja auch einen gewissen (mindest)Massstab an dich selbst an. Ich für meinen Teil eher weniger.

Dafür ist mir inhaltliches wichtiger, bzw. die „Geschichte“ an sich.
Vielleicht ticken wir da einfach ganz anders, was ja auch nicht schlimm ist.

weil es wenig Erfolg verspricht oder weil die Umsetzung schwierig erscheint
Zum einen sind es eher Nieschenthemen, bzw. zum anderen sind sowas wie Spielzeuge öfters Teilaspekte von Geschichten und seltener der Fokus (irgendwer hat doch mal eine Hierachie der Kategorien aufgezählt. X schlägt y).
Und auch dass Humor und Horror vielleicht anspruchsvoller zu schreiben sind als das klassische Vögeln, spielt wohl eine Rolle.
Ein bisschen von allem also.

Lieben Gruss
Mayia
 
Und das ist ein Punkt, den ich bei dir noch nicht wirklich verstehe?
Ist es die besagte “Bereicherung der Plattform“? Oder was genau?

Lieben Gruss
Mayia

Wenn ich Geschichten schreibe, will ich mir beweisen, dass ich es kann. Und dass ich auch in verschiedenen Rubriken etwas schreiben kann, das man lesen kann. Wenn Leser damit etwas anfangen können, ist das toll, aber nicht ausschlaggebend für meine Motivation. Und natürlich macht es mir Spaß, meine Fantasien aufzuschreiben. Und ja, was mir wichtig ist, muss anderen nicht wichtig sein. Jeder legt seinen eigenen Fokus beim Schreiben fest.

Dass hier im Forum kritisiert oder Alternativen aufgezeigt werden, ist vollkommen OK. Im Endeffekt kann ich eine Geschichte aber nur einmal schreiben. Ich schreibe sie ja kein zweites Mal, weil jemand ein anderes Ende besser gefunden hätte. Insofern ist inhaltliche Kritik weniger hilfreich als Tipps zu Dingen, die man bei zukünftigen Texten berücksichtigen kann. Das ist auch der Grund, warum ich bei meinen Kritiken selten den Inhalt kritisiere, sondern vielmehr Hinweise zur Textqualität liefere bzw. allgemeine Hinweise gebe.

swriter
 
Wenn ich Geschichten schreibe, will ich mir beweisen, dass ich es kann. Und dass ich auch in verschiedenen Rubriken etwas schreiben kann, das man lesen kann.
Ok, wobei dann die Frage bleibt, wie Du diesbezüglich Erfolg definierst.
Anscheinend darüber, ob Dir selbst das Ergebnis zusagt.
Das kann man so machen, hat aber keinen wirklichen Wert, da wir alle dazu neigen unser eigenes Tun und Machen schönzureden.

Ist auch egal, wie gesagt, wir ticken eh ganz anders und das ist auch gut so.

Lieben Gruss
Mayia
 
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