bardo_eroticos
Literotica Guru
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- Jul 17, 2011
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Wie war das mit der pessimistischen Einstellung?Tja, und woher soll diese Besserung kommen?
Das ist die Krux mit den Realisten: sie laufen der Entwicklung immer nur hinterher.
Ich denke, ich benehme mich im Großen und Ganzen in dem was du menschlich definierst. Ich gebe meinen Mitmenschen auch immer den Zweifel, selbst wenn mir zuvor z.B. Freunde oder Kollegen erklärt haben, jemand ist ein Arsch. Für mich wird er erst zum Arsch, wenn er sich für mich erkenntlich wie einer benimmt. Das ändert aber nichts daran, daß es Ärsche gibt, und in diesem Kontext bin ich Realist genug zu erkennen, daß ich früher oder später mit solchen zu tun haben werde.
Ich habe nie und nirgendwo behauptet, die Menschheit, oder vielmehr der einzelne Mensch, ist von Geburt schlecht. Ich glaube (richtig, glaube, ich weiß es nämlich nicht) aber auch nicht, daß er (sie) von Geburt an gut ist. Wir sind, letztlich, ein Produkt unserer Gene und Umgebung, sprich Erziehung und gesellschaftlichen Einflüssen. Jeder (außer vielleicht einigen wenigen psychisch Kranken) hat das Potential für Gut und Böse, und es gibt m.E. nur wenig Menschen, von den man sagen kann, sie haben sich nur "Gut", oder nur "Böse" verhalten.Es ist zwar grundsätzlich gut, wenn man die Menschen so nimmt, wie sie sind, aber bei dir liest sich das ein bisschen wie "Herrje, die Menschen sind halt nun mal von Geburt an schlecht, aber ich kanns doch auch nicht ändern, man muss das halt hinnehmen, die ändern sich nie."
In dieser einen hier, ich kenne nämlich keine andere. Die gleiche Frage könnte ich auch zurückgeben, wenn du sagst, dein "menschlich" ist kein (utopischer) Idealfall. Wenn ich die Nachrichten verfolge, und einige meiner Kunden erlebe, teilt ein nicht unerheblicher Teil entweder deine Definition von dem, was "menschlich" ist, nicht, oder es ist ihm egal. Oder hat meinetwegen eine andere Grundeinstellung. Auch wie sich Menschen im "Normalfall" gegeneinander benehmen ist unterschiedlich, sowohl im zeitlichen als auch im geographischen Rahmen. Bevor wir uns darauf festlegen, daß sich alle Menschen "menschlich" benehmen, müßten wir erst mal alle (oder zumindest die weit überwiegende Mehrheit) Menschen dazu bringen, die gleichen Werte als "menschlich" anzuerkennen."Menschlich" nach deiner Definition: von Menschen gemacht. Das stell ich nicht in Abrede.
"Menschlich" heisst bei mir aber: nicht menschenfeindlich. Sondern so, wie Menschen es untereinander in Normalfall tun. Definitiv nicht so, wie man es mit anderen nichtmenchlichen Wesen machen würde.
Und nein, das ist kein "utopischer Idealfall" (in welcher Welt musst du leben, wenn du so denkst?), sondern eine Grundeinstellung.
Und alle die sich nicht so verhalten? Keine Menschen? Das habe ich schon mal gehört, und es hinterläßt einen schlechten Geschmack.Nochmal zur Erinnerung: hier gehts um Glauben. Um Religion. Nicht um Wissenschaft. Ich sage nicht "Der Mensch ist so" oder "der Mensch sollte mal besser so sein", nein, ich sage "Ich bin ein Mensch, deshalb verhalte ich mich so, und alle, die sich so verhalten, sind für mich ebenfalls Menschen."
Ich verstehe schon, was du sagen willst. Ich stimme damit nur nicht überein. Und ich vermute mal, die Gesellschaften, die Kannibalismus praktiziert haben, würden auch nur eingeschränkt damit übereinstimmen.Der Begriff "unmenschlich" bezieht sich auch hier auf das spezielle soziale Verhalten unter Menschen. Ein Mensch züchtet ein Schwein im Gehege, um es zu schlachten und zu essen. Weil das Schwein kein Mensch ist. Würde er dasselbe mit einen Menschen machen, hätte er sich diesem Menschen gegenüber unmenschlich verhalten.
Sag mir, wenn du daran etwas nicht verstehst.
Für einzelne Menschen, und bei ausreichend starkem Glauben auch mehr oder weniger große Gruppen glaube ich dir das gerne. Für die Menschheit insgesamt? Ja, ganz offensichtlich, bei den friedlichen, ja, geradezu paradiesischen Zuständen auf der ganzen Welt ist das geradezu unübersehbar.Wir sind Menschen und schaffen uns die Regeln selber. Das Abgrenzen gegenüber der anderen Gruppe ist das verbliebene tierische in uns, aber wir können das ganz bewusst komplett ablegen. Selbst wenn uns diese andere Gruppe bedrohen würde.
Das mag sein (bis auf den Unsinn - der ist keiner). Nur bis wir soweit sind, daß es eine einzelne Menschheit gibt, die sich als eine Gruppe sieht, wird noch viel Wasser (und Blut) die Flüße hinunterlaufen. Nicht umsonst hat John Lennon sich (selbstironisch) als Träumer bezeichnet, auch wenn er nicht der einzige ist...Das ist Unsinn.
Wir kooperieren früher oder später auch stamm- und nationenübergreifend.
Die Nation selbst ist ja ein Beweis für stammübergreifende Kooperation.
Über Gewichtungen will ich jetzt nicht streiten. Es reicht festzustellen, dass Menschen früher oder später bestrebt sind, stammübergreifend zu kooperieren.
Das, mit Verlaub, ist Quark. Du hast völlig Recht, das Gute oder Schlechte ist Produkt von Erziehung und Gesellschaft (und mit Sicherheit auch genetischer Veranlagung). Das Potential zum Guten oder Schlechten aber ist in jedem von uns und unabhängig vom Rest. Ich könnte dich also mit Fug und Recht als "potentiellen Schlächter" oder "potentiellen Mörder" bezeichnen, ohne dich zu kennen, frei nach Tucholsky. Dich faktisch als Schlächter oder Mörder zu bezeichnen, ohne dich bzw deine Geschichte zu kennen, wäre eine Tatsachenbehauptung, die zu untermauern wäre.Und das mit dem dualen Wesen macht nur im Glaubenskontext mit einem explizit negativen Menschenbild Sinn. Das "Gute" oder "Schlechte" im Mensch ist das Produkt seiner Erziehung und seiner grösstenteils seinem Weltbild folgenden Motivation. Wärs anders, könntest du mich "Mörder" oder "Schlächter" nennen, ohne mich zu kennen.
Ich denke, wir diskutieren langsam im Kreis. Ich weiß was du sagen willst, ich teile diese Meinung aber nicht. Ich schätze, wir werden uns darauf einigen müßen, unterschiedlicher Meinung zu sein.