PoppingTom
TEH BRAIN
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- Jan 8, 2010
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Wer, wie du in deinem Posting, sagt, andere seien moralisch nicht so weit wie er, dann stellt er sich über diese andere. Das ist nichts anderes als eine Anmaßung.
Ich hab mich da wohl missverständlich ausgedrückt.
Ich sagte: "Ich akzeptiere, dass andere noch nicht soweit sind."
Ich meinte:"Ich akzeptiere, dass andere noch nicht genug negative Erfahrung haben, um ihre Moral ernsthaft zu hinterfragen."
Das heisst keinesfalls, dass ich moralisch besser dastehe oder über anderen stehe. Sondern dass ich moralischen Ansprüchen anderer möglicherweise nicht gerecht werde, weil ich ihnen auch gar nicht gerecht werden will, da ich meine eigenen Vorstellungen diesbezüglich habe, denen ich eher gerecht werden will.
Schön Goethe sagte: Dulden heißt beleidigen. Beispiel: Ich bin zwar nicht damit einverstanden, was du sagst, aber weil’s du bist, dulde ich das – aber treibe es nicht zu weit, weil dann Schluss mit lustig ist. Duldung ist also eine Art Gnade, die einem gewährt, aber auch wieder entzogen werden kann.
Anerkennung dagegen ist ein Recht: Du erkennst an, dass andere Meinung gleichwertig deiner eigenen ist. Es ist ein Unterschied, ob eine Meinung nur geduldet oder voll anerkannt wird. Genauso ist es ein Unterschied, ob ein Mensch als Gesprächspartner nur geduldet oder voll anerkannt wird.
Tja, wenn du das so siehst, dann ist meine Toleranz eher eine Duldung.
Anerkennung ist für mich eine Frage von Gegenseitigkeit. Wer sich der Diskussion ehrlich stellt, wird von mir auch akzeptiert. Wer aber nur aus seiner Meinung besteht, ohne sich mit ihr - auch öffentlich - auseinanderzusetzen, ist für mich gestorben, mich interessiert dann auch nicht, ob irgendwelche Aktionen gegen ihn dann noch verhältnismässig sind.
Nein, denn nach amerikanischem Recht kann keine Geschichte verboten werden. Das Recht auf freie Meinungsäußerung gilt dort absolut, d.h. es kann vom Staat nicht gegen Gesagtes vorgegangen werden.
Wir hatten so eine Diskussion glaub ich schon mal, erinnerst du dich? Mein Argument, dass die Betreiber der Seite sich nicht selbst Fesseln anlegen würden, wenn sie das Gersetz nicht dazu zwingen würde, hast du nicht so richtig entkräftet.
Obwohl die amerikanische Verfassung der deutschen als Vorlage diente, hat man sich in diesem Punkt nicht daran gehalten und die Redefreiheit und die Pressefreiheit schon in der Verfassung eingeschränkt. Das Ergebnis ist: Wie alle hier publizieren auf fremden Territorium, weil wir das zu Hause nicht oder nur eingeschränkt dürfen.
Sag nicht "wir alle", denn ich tu's nicht aus diesen Gründen.
Weißt du, was der Standardsatz aller Moralisten ist? „Ich bin nicht prüde, aber …“
Was bitte ist denn ein Moralist?
Ja, aber das ist eine private Entscheidung der Betreiber dieser Seite, nicht ein Gesetz.
Er hat seine Hintergründe aber in Gesetzen. Genauso die Ü18-Regelung.
Wenn der Konformitätsdruck groß genug ist, passt man sich an. Oder mit Lacan zu sprechen: Man verurteilt das, was die Mehrheit verurteilt, selbst wenn man insgeheim anderer Meinung ist oder das Verurteilte begehrt.
Ich kenne diesen Lacan nicht, aber sein Satz macht nur Sinn, wenn besagte Person unter Konformitätsdruck steht bzw sich ihm freiwillig auferlegt. Was aber nicht jede Person tut. Gerade ich würde behaupten, dass ich es nicht tue. Und die Tatsache, dass jede Diktatur, wo Konformitätsdruck praktisch vorgeschrieben ist, trotzdem Dissidenten hervorgebracht hat, zeigt, dass nicht jede Person sich diesem Druck beugt.
Natürlich kann das in dieser Weise kritisiert werden, aber dann ist diese Kritik keine literarische, sondern eine moralische und in meinem Fall sogar eine falsche: Du und einige andere haben zudem das in der Geschichte Dargestelltes einfach abgestritten, nämlich dass es Frauen gibt, die (gegen ihren Willen) ihre eigene Vergewaltigung genießen, d.h. währenddessen einen Orgasmus bekommen und sich deswegen schämen bzw. in früheren Zeiten auch aus eben diesem Grund nicht den Vergewaltiger angezeigt haben. Darüber habe genügend Untersuchungen und Literaturhinweise gebracht, doch es hat nichts genutzt, denn ihr habt weiter auf eurem Standpunkt beharrt, so nach dem Motto, es kann nicht sein, was nicht sein darf.
Ich habe besagte Diskussion damals mitverfolgt, und hatte ein bisschen das Gefühl, dass beide Seiten eher aufeinander eingedroschen als miteinander diskutiert haben. Man hat sich gegenseitig Dinge zum Vorwurf gemacht, die in einer Diskussion eigentlich normal sind, zum Beispiel, dass man Quellen anzweifelt, denen man misstraut. Gleichzeitig hat sich keiner der Beteiligten versichert, ob ihn sein Gegenüber überhaupt verstanden hat.
Ich sag das deshalb, weil ich nach dieser Diskussion nicht wuste, welcher Seite ich eher Recht geben sollte. Ich verstand beide Seiten, hatte aber auch das Gefühl, sie würden von 2 verschiedenen Dingen reden.
