Erfahrungen mit Polyamorie

Metallica2024

Experienced
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Dec 31, 2024
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Hallo zusammen,
meine Partnerin und ich führen eine offene und erfüllende (Zweier-)Beziehung.
Wir überlegen schon lange, diese um eine weitere enge Freundin von uns zu erweitern. Menschlich und auch sexuell sind wir drei miteinander vertraut.
Hat jemand von Euch schon Erfahrungen mit polyamoren Beziehungen gesammelt oder lebt vielleicht sogar in einer solchen?
Es würde mich sehr interessieren, wie Ihr dazu steht.
Viele Grüße und schönes Wochenende!
 
knifflig. ich kann‘s mir theoretisch vorstellen, aber in fast allen Gesprächen, die ich mit Leuten geführt habe, die solche Modelle leben, war immer mindestens eine/r, der damit nicht so wirklich glücklich war. Allerdings gilt das abgewandelt auch für sehr viele Menschen in monogamen Konstellationen, und ich denke, das darf man ruhig gegeneinander abwägen.
Bemerkenswert fand ich die Haltungen derer, die damit nicht unglücklich sind. Manchen schien es schlicht egal zu sein, was die anderen empfinden, andere reagierten derart angefasst, dass sich eine Verschattung der eigenen Gefühle und Motive vermuten ließ.
auch denke ich, dass man verschiedene Fragen an so eine Konstellation stellen sollte: wem fehlt was genau in der Beziehung zum Anderen? kann das durch eine Öffnung gegeben/ erfüllt werden?
vertieft sich die Verbindung dadurch, oder geht sie verloren?

ich glaube, dass die meisten Menschen schon an Monogamie scheitern. entweder, indem sie sich hintergehen oder sich in eine Sackgasse manövrieren. und ich glaube nicht, dass Poly-Modelle wesentlich besser funktionieren.
es gibt halt auch keine etablierten Modelle dazu.

… hey! Marktlücke! Beziehungsberatung für Polyamore Netze :-D
 
Hi, vielen Dank für Deine Rückmeldung. Ja, von dem, was Du geschrieben hast, kommt uns vieles bekannt vor.
Das Grundproblem ist wahrscheinlich, dass wir alle das Modell der bürgerlichen Kleinehe tief verinnerlicht haben und uns auch, aus Mangel an Erfahrungen, kaum eine andere Konstellation vorstellen können.
Schließlich wurde und wird uns das überall so vorgelebt. Rechtlich haben polyamore Beziehungen ohnehin keine Relevanz und das eigene Umfeld blickt zum Teil auch eher skeptisch auf solche Konstellationen.
 
Ohne selbst damit Erfahrungen zu haben, könnte ich mir vorstellen, dass eine poliamore Beziehung zwar zunächst eine größere Herausforderung als eine Zweierbeziehung ist, aber auf längere Sicht auch eine Konstellation ist, die den Beteiligten mehr Stabilität gibt. Das kann sich beispielsweise dann ergeben, wenn es darum geht die Herausforderungen des Lebens zu meistern: Kinder, Krankheit des bzw. eines Partners oder einer Partnerin und vieles mehr. Das hört sich erstmal ziemlich unromantisch an, aber so ist das Leben: Viel Alltag und relativ wenig Romantik.
 
mehr Stabiltät?
ich wünschte, ich könnte es überwinden, (Liebes)Beziehungen in ihren Dimensionen zu betrachten. Bekannt sind mir vier, bzw sechs: Philia, die freundschaftliche Liebe, Agape, die göttliche oder die reine Liebe, Eros, die sinnlich/sexuelle Anziehung/ Liebe, Pragma, die normative, bzw zweckdienliche Liebe. Je nach Autor zählen auch Ludus als spielerische und Caritas als fürsorgende Liebe noch dazu.
Eine zum Ideal tendierende Beziehung erreicht in allen Dimensionen hohe Werte, aber obwohl alle diese Ebenen miteinander verbunden sind, bringt jede ihre ganz eigenen Herausforderungen und Aufgaben mit sich.
Meine Beobachtung und Vermutung ist, dass Pragma die bedeutenste davon ist, weil sie die letzte Verbindung vor der Trennung darstellt. Es ist halt gewünscht, von den Partnern und der gestaffelten Umwelt, dass Beziehungen stabil bleiben. Diese Verlässlichkeit hat auch mit Vertrauen zu tun, und das muss auch nicht schlecht sein, denn wenn das innere Ja auch in der Krise hält, dann bleiben die anderen Dimensionen entwicklungsfähig.
Trotzdem wünschte ich, Beziehung ganz anders denken zu können, wahrscheinlich um mir besser eine vorstellen und letztlich auch finden und führen zu können.
Bei polyamoren Blüten/ Netzwerken hatte ich bislang aber eher den Eindruck, dass die Fragmentierung zunimmt.
und als Frage an solche Modelle und Konstellationen lässt sich auch stellen: wer liebt wen und warum? lieben sich alle und geben sich alle auch ein Versprechen (Pragma!)?
oder hat zB (ich glaube, das ist mit eine der häufigsten Konstellationen) eine Frau zwei Partner, mit denen sie im Wechsel Zeit verbringt, die zwei Partner selbst gehen sich aber eher aus dem Weg, weil sie eher wenig miteinander anfangen können und keine Eifersuchtsdramen ausfechten wollen?
 
Wir überlegen schon lange, diese um eine weitere enge Freundin von uns zu erweitern. Menschlich und auch sexuell sind wir drei miteinander vertraut.
Deswegen bin ich davon ausgegangen, dass es sich um eine gleichwertige und allseitige Beziehung handeln sollte. D.h. alle haben zu allen anderen sowohl eine emotionale als auch sexuelle Beziehung.

oder hat zB (ich glaube, das ist mit eine der häufigsten Konstellationen) eine Frau zwei Partner, mit denen sie im Wechsel Zeit verbringt, die zwei Partner selbst gehen sich aber eher aus dem Weg, weil sie eher wenig miteinander anfangen können und keine Eifersuchtsdramen ausfechten wollen?
Das wäre vielleicht eher eine offene Beziehung, da die Männer nichts miteinander zu tun haben oder allenfalls sehr oberflächlich.
 
Über kurz oder lang geht das schief. Eifersucht ist eine natürliche menschliche Emotion, selbst wenn man rational damit einverstanden ist. Auch die Balance zwischen verschiedenen Partnern ist emotional und organisatorisch eine Mammutaufgabe. Wenn auch nur einer sich vernachlässigt fühlt entsteht Frustration und Missstimmung. Wie wäre es wenn Deine Partnerin es um einen Freund erweitert?
 
"Irréversible" - Gaspar Noé. Sehr umstritten, vor allem wegen der ungeschnittenen Vergewaltigungsszene. Man kann die Zeit nie zurückdrehen, und manche Dinge sind nicht nur endgültig, sondern hinterlassen Spuren, die nie ganz verschwinden. Die eigentliche Frage ist, ob man selbst am Rad der Zerstörung dreht.

@Metallica2024

Wärest Du begeistert, wenn Deine Partnerin einen weiteren Mann ins Bett holt? Es kommt sicher darauf an. Holt sie ihn, damit Du endlich mal durchschlafen kannst? Großartig, nein fantastisch. Holt sie ihn, damit Du siehst und lernst, wie man es richtig macht? Weniger großartig. Nicht so unbedingt fantastisch.
 
"Irréversible" - Gaspar Noé. Sehr umstritten, vor allem wegen der ungeschnittenen Vergewaltigungsszene. Man kann die Zeit nie zurückdrehen, und manche Dinge sind nicht nur endgültig, sondern hinterlassen Spuren, die nie ganz verschwinden. Die eigentliche Frage ist, ob man selbst am Rad der Zerstörung dreht.

@Metallica2024

Wärest Du begeistert, wenn Deine Partnerin einen weiteren Mann ins Bett holt? Es kommt sicher darauf an. Holt sie ihn, damit Du endlich mal durchschlafen kannst? Großartig, nein fantastisch. Holt sie ihn, damit Du siehst und lernst, wie man es richtig macht? Weniger großartig. Nicht so unbedingt fantastisch.
Wenn Du der "weitere Mann" wärst, hätte ich damit kein Problem, und wenn ich nicht wüsste, wie man es "richtig macht", wäre sie ohnehin schon über alle Berge - egal, in welcher Konstellation.
 
Hallo zusammen,
meine Partnerin und ich führen eine offene und erfüllende (Zweier-)Beziehung.
Wir überlegen schon lange, diese um eine weitere enge Freundin von uns zu erweitern. Menschlich und auch sexuell sind wir drei miteinander vertraut.
Hat jemand von Euch schon Erfahrungen mit polyamoren Beziehungen gesammelt oder lebt vielleicht sogar in einer solchen?
Es würde mich sehr interessieren, wie Ihr dazu steht.
Viele Grüße und schönes Wochenende!
Persönliche Erfahrungen habe ich nicht direkt, aber bin mit einer Triade befreundet, die nun seit, oh Gott, ich will nicht lügen, glaube fast zehn Jahren läuft (FFM). Ich entsinne mich, dass es gerade zu Beginn alles nach Friede, Freude, Eierkuchen aussah, dann aber nach einigen Jahren zu zerplatzen schien (nicht an Eifersucht, das waren eher andere zwischenmenschliche Schwierigkeiten, die erst zutage traten, als der erste Hochglanz abgenutzt war).

Es waren aber richtig starke Gefühle involviert und sie haben verdammt hart an der Beziehung gearbeitet und es scheint sich nun eingespielt zu haben. Mittlerweile sind sie eigentlich fünf, beide der Frauen haben je ein Kind geboren, was der Beziehung neben viel Stress auch eine beruhigende Komponente hinzugefügt hat. So wirkte es zumindest, habe sie jetzt auch schon fast ein Jahr nicht mehr gesehen.
 
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