Wie ich KrystanX verfiel...

Kojote

dead serious lunatic
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Jan 31, 2010
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Es war einmal ein Typ, der die deutsche Sprache aus seiner Sicht recht sicher beherrschte und sich durchaus bewusst war, dass er einen großen Wortschatz und eine gewählte Ausdrucksweise hatte.
Und dieser Typ las unheimlich gerne. Alles Mögliche. Vor allem aber Unterhaltungslektüre. Und ebenfalls sehr gerne alles, was Erotik mit einem gewissen Niveau verknüpfte.
Er hatte diese fixe Idee von guter, solider Unterhaltung in Kombination mit expliziter Erotik, wie er sie in ein paar wenigen Romanen schon vorgefunden z haben glaubte. Und das führte ihn dazu, selbst zu schreiben und sich mehr mit einigen Online-Plattformen zu beschäftigen, in denen er seine Erzeugnisse einer Öffentlichkeit präsentieren konnte.

Naturgemäß las er dort auch. Und neben wirklich vergnüglichen Stunden mit Geschichten von wirklich außergewöhnlich guten Autoren erlebte er auch herbe Enttäuschungen.
Denn die Welt der Online-Erotikgeschichten bestand aus seiner Sicht zu einem immens übergewichtigen Teil aus lieblos dahin geklatschten, ein- bis dreiseitigen Wichsvorlagen, die nicht einmal ein tschechischer Pornoproduzent ohne nennenswerte Deutschkenntnisse als akzeptables Drehbuch für ‚Dreilochstuten 125‘ angesehen hätte.
Noch schlimmer war allerdings, dass es zahlreiche Autoren gab, die sich zwar ein paar Gedanken über den Inhalt ihrer Geschichten machten, aber keine Lust darauf hatten, auch nur ein einfaches Rechtschreibprogramm eine Überprüfung ihrer Machwerke durchführen zu lassen. Denn, wie sie und ihre treuen Leser, denen eigentlich nur die inzestuösen Verwicklungen in solchen Geschichten wichtig waren, argumentierten, es käme ja auf den Inhalt an und nicht auf die Grammatik.

Dem Typen allerdings leuchtete diese Argumentation nicht ein und er wunderte sich doch arg, ob es vielleicht eine Art Halb-Analphabeten-Geheimspräche gäbe, die all diese Leute beherrschten, die scheinbar ohne Probleme verstehen konnten, was da verzapft wurde.
Oder lag es doch eher daran, dass gravierende Mängel im Ausdruck in Schriftform nur dann auffielen, wenn man der eigenen Sprache halbwegs mächtig war?
So oder so hielt er in Diskussionen dagegen, denn er gehörte zu einem kleinen Kreis von Leuten, die es wichtig fanden, sich in verständlichem Deutsch auszudrücken, anstatt Kauderwelsch zu verfassen und auf die Bildungslücken seiner Leser zur Verständigung zu spekulieren.

Aber dann kam der Tag, an dem ihm eine Lektion in dieser Sache erteilt wurde.
Der Tag, an dem er eine Geschichte von KrystanX vor die Flinte bekam.
Und noch eine. Und noch eine…
Und der dieser Krystan war guuuut.

Krystan hatte ein gewisses Problem mit der Rechtschreibung. Er machte Fehler.
Nicht von der Sorte ‚gamebreaker‘ aber sie waren vorhanden. Und sie waren auch störend. Aber sie zerstörten nicht die Geschichten, die er erzählte. Es war akzeptabel.
Der Typ verstand es zwar nicht, denn er hatte nun mal die deutsche Sprache recht gut beherrschen gelernt und konnte einfach nicht begreifen, wie man sie als Vielschreiber und vielleicht auch Vielleser nicht ebenfalls immer besser meistern konnte, aber letztendlich machte es den Kohl nicht fett.

Eine gute Geschichte bleibt eine gute Geschichte. Und Krystan schreibt viele gute Geschichten.
Er hat ein Gefühl für packende, kurze Stories, die einen einfangen und am Ende einen Sinn ergeben. Die verschiedene Facetten der Erotik aufgreifen und ansprechen.
Das ändert nichts daran, dass die Machwerke vieler anderer Autoren weiterhin nur noch schlimmer werden, weil sie noch nicht einmal ihre Muttersprache beherrschen, aber Krystan ist das verziehen, denn er liefert gelungene Unterhaltung.
Er ist tatsächlich der Beweis dafür, dass es zuerst auf die Geschichte und dann auf die Grammatik ankommen… kann!

Und das ist es, was ich hiermit sagen wollte:
Wer es schafft, auf einem Niveau zu schreiben, wie Krystan das tut, der darf auch Schwächen in der Technik haben.
Die meisten Leute, die das immer wieder als Argument vorschieben, erreichen dieses Format nicht, aber er tut es. Und ich hoffe, dass er noch sehr viele weitere Geschichten schreibt.

Der ‚Typ‘ bin natürlich ich. Und ich bin ein Fan. Ein Fan von KrystanX.
;)
 
Btw...
Wann kommt eigentlich deine erste Geschichte raus?
Ich bin zugegebenermaßen ein wenig neugierig darauf.
 
Views: 64____ Date: Awaiting Approval ____ Status: pending


Das steht da, seitdem ich letzten Freitag Nacht die Geschichte als RTF-Datei hochgeladen habe.


Es handelt sich um mein Erstlingswerk, also hoffe ich, das deine Erwartung nicht allzu hoch ist.

Ich habe die Rollenspielfantasie einer Chatterin als Story-Backround genommen, daher ist es eine (etwas trashig-splatterige) SciFi-Geschichte, was natürlich auch nicht jedermanns Sache ist.


LG, Peter Carsten
 
Gedulde dich noch ne Weile. Wird demnächst sicherlich online gehen.
Und was den Inhalt angeht: Warte einfach ab. Ein paar Kommentare gibts fast immer.
 
Ja, ich werde mich Gedulden.

Und wegen den Kommentaren, ich stell mich einfach aufs schlimmste ein. Dann kann ich nur positiv überrascht werden.

Geschmäcker sind verschieden, was dem einem gefällt ist für den nächsten "Schrott".


Wenn ich mir so die Geschichten anschaue, dann ist durch einige, die Meßlatte bezüglich Stil, Niveau, Eloquenz, etc. doch recht hoch gesetzt worden.

Und damit meine ich ganz sicher auch die Geschichten von KrystanX.



Edit: Inzwischen habe ich die Info erhalten, dass die Story nicht in genügend Absätze unterteilt war.
Ich habe also nachgebessert und die Warterei beginnt erneut.
 
Last edited:
Vetternwirtschaft

Ihr drei Jungs bildet nicht zufällig den Stammtisch in "Ecki's Stubn" um die Ecke, oder?

Ich meine mich dunkel an einen Autor erinnern zu können, der von sich selbst (ob zu Recht oder Unrecht: das sei dem gnädigen Leser überlassen) überzeugt klarstellte, nicht am Schreiben guter Texte interessiert zu sein.

Ist's da zu einem plötzlichen Sinneswandel oder einer Lockerung der Messlattenschrauben gekommen?
 
Keine Ahnung,

ist mir auch wurscht. Ich bin neu hier.
Ich beurteile nur, wie und ob mir die Geschichten von KrystanX gefallen.

Das ist in beeindruckender Weise der Fall.


Peter_Carsten
 
Ihr drei Jungs bildet nicht zufällig den Stammtisch in "Ecki's Stubn" um die Ecke, oder?

Ich meine mich dunkel an einen Autor erinnern zu können, der von sich selbst (ob zu Recht oder Unrecht: das sei dem gnädigen Leser überlassen) überzeugt klarstellte, nicht am Schreiben guter Texte interessiert zu sein.

Ist's da zu einem plötzlichen Sinneswandel oder einer Lockerung der Messlattenschrauben gekommen?

Nicht, dass ich wirklich verstehen würde, was du sagen willst, aber irgendwie scheint dieser Thread dir ein kleiner Stein des Anstosses zu sein.
Daher eine kleine Klarstellung:
Ich sehe durchaus, dass Krystan technisch noch Potential hat. Aber seine Geschichten haben Seele (vgl. hierzu mein Post in deinem Schreiben, aber wie Thread).
Und Seele ist etwas, dass nicht weniger wichtig ist, als Technik.
Es gibt durchaus technisch perfekte Schreiber ohne Seele in ihren Werken. Für Bedienungsanleitungen ist das auch okay. Aber eben nicht für Fiktion.

Und aus diesem Grund wollte ich einmal ganz öffentlich darstellen, wie sehr ich Krystan schätze. Insbesondere weil er mit seinen Werken außerhalb meiner normalen Wohlfühlzone liegt, was Stil und Technik angeht.
Und auch, weil ich ihn immer wieder mit meiner Kritik daran belästigt habe und noch einmal einen Gegenpol schaffen wollte.
 
Btw...
Wann kommt eigentlich deine erste Geschichte raus?
Ich bin zugegebenermaßen ein wenig neugierig darauf.

Sorry, es ist Off-Topic, ich weiß.

Meine Geschichte wurde zum zweitenmal abgelehnt, wieder mit der selben Begründung:

"Was the story not broken into appropriately sized paragraphs?"

Ob das wirklich das Problem ist, oder woran es sonst scheitert ist nicht ersichtlich. Und bei 64.600 Zeichen habe ich keine Lust auf Ratespielchen.
Ich hatte sie bereits in gut lesbare Abschnitte unterteilt. Soll man jetzt alle 5 Sätze einen Abschnitt machen? Das ist Nonsense...


Auf ein dritten Versuch verzichte ich. Ich bin keine beleidigte Leberwurst, aber das Spielchen wird mir zu dumm. Mir geht schlichtweg die Wartezeit, bis etwas passiert (Ablehnung ^^) auf den Keks.


LG, Peter Carsten
 
Gemach, Gemach, Peter.
Wenn du ein wenig bei Lit gelesen hast, dann wird dir aufgefallen sein, dass es auch Stries ohen Absätze gibt.
Es kann also eigetlich nicht daran liegen.

Vielleicht kann einer der anderen uns was zu einer möglichen Beschränkung der Gesamtlänge bei Erstlingen sagen?
Wäre es aus deiner Sicht denn machbar, die Geschichte in mehrere Teile zu unterteilen?

Ansonsten schauen wir uns dem kleinen Wälzer einfach unter uns noch mal genauer an. Irgendwas werden wir schon finden.

Flinte iins Korn schmeißen möchte hier nicht nur ich bei dir nicht sehen, glaube ich. Immerhin bist du auf dem Weg zum aktiven Mitglied. ;)
 
Jetzt bin ich wieder On-Topic,

KrystanX hat mich bereits angeschrieben und seine Hilfe angeboten, die ich gerne in Anspruch nehme. Okay, ich verfalle ihm natürlich nicht, bin ihm aber sehr froh und dankbar.

Unterteilungen kommen für mich auf gar keinen Fall in Frage, da ich persönlich eher kein Freund von Fortsetzungsstories bin - selber dann eine zu posten, nein da bin ich kompromisslos.

Naja, noch kann man nicht beurteilen, ob ich überhaupt etwas zur Community beitragen kann. Ich habe auch erst zwei Geschichten geschrieben. Was nützt es, wenn ich hier die tollsten Reden schwinge - wenn ich nichts vorzuweisen habe.

Ich respektiere die stillen Leser und die konstruktiven Kommentatoren, aber es bleibt ein schaler Geschmack, wenn jemand sich zum gnadenlosen Kritiker, und sei es nur wegen Rechtschreibfehlern, erhebt - aber nie den Gegenbeweis antritt, den eigenen hohen Ansprüchen zu genügen.

Von daher, bitte erwartet nicht zuviel von mir. ;-)
 
Ach weißt du...
Ich stehe auf dem Standpunkt, dass man durchaus als Leser werten kann, ohne Autor zu sein. Immerhin ist die Frage ja, was für den leser funktioniert. Und für eine Meinungsildung in dem Bereich muss man nicht erst Literatur studieren.

Aber natürlich verstehe ich auch deinen Standpunkt. Er bezieht sich wohl in erster Linie auf AJ, der tatsächlich ein sehr eigener Typ ist.
Aber Fakt ist, dass er Dinge aufbringt, die tatsächlich überlegenswert sind. Egal ob und iniwefern er seine Qualifikationen beweisen kann.
Er drückt sich nur fürchterlich umständlich aus und neigt dazu, alles sehr wissenschaftlich und klinisch-analytisch aufbrechen zu wollen. Und seine Zielsetzungen müssen nicht umbedingt mit denen anderer harmonieren.
Und er hat eine Kodderschnauze. :D

Aber wenn man davon mal ab (oder besser darüber hinweg) sieht, ist er letztlich ein interessanter Impulsgeber für Gedankengänge und Reflektionen (ich schreibe das weiterhin so!).
Fehlt eigentlich nur ein Übersetzer für sein manchmal doch recht dialekthaftiges Fachchinesisch...


Weitergedacht bedeutet das natürlich, dass auch deine Meinung sehr wohl von bedeutung ist, selbst wenn du letztlich hier gar nichts veröffentlichst.
Natürlich werden Rufe laut, die von einem aktiven Diskussionsteilnehmer und Kommentator auch mal Leistung fordern, aber hier sind wir in einem Forum. Wir brauchen hier Leute, die an den Diskussionen teilnehmen wollen, auch wenn sie sich selbst nicht als Professoren empfinden.
 
Sorry, es ist Off-Topic, ich weiß.

Meine Geschichte wurde zum zweitenmal abgelehnt, wieder mit der selben Begründung:

"Was the story not broken into appropriately sized paragraphs?"

Ob das wirklich das Problem ist, oder woran es sonst scheitert ist nicht ersichtlich. Und bei 64.600 Zeichen habe ich keine Lust auf Ratespielchen.
Ich hatte sie bereits in gut lesbare Abschnitte unterteilt. Soll man jetzt alle 5 Sätze einen Abschnitt machen? Das ist Nonsense...


Auf ein dritten Versuch verzichte ich. Ich bin keine beleidigte Leberwurst, aber das Spielchen wird mir zu dumm. Mir geht schlichtweg die Wartezeit, bis etwas passiert (Ablehnung ^^) auf den Keks.


LG, Peter Carsten

Wenn du ein Dokument einreichst, geht es durch die Hände der Editoren, die schon versuchen Literoticas Ideen von guter Lesbarkeit durchzusetzen, wenn sie es in HTML umwandeln. Benutze einfach das Textfeld und es geht an den Editoren vorbei.

Fünf Sätze ist bei längeren Sätzen eigentlich keine schlechte Absatzlänge bei Online-Geschichten. Ich denke, die meisten von uns mussten sich etwas umgewöhnen, weil man in Word oder ähnlichem doch mehr im Buchformat schreibt, wo längere Absätze normal sind.

Mir geht es im Moment so, dass ich beim Überfliegen eigener Geschichten, nachdem sie gepostet waren, das Gefühl habe, ich hätte manche Absätze besser noch aufgebrochen, um sie lesbarer zu machen.
 
Wenn das eine Option gewesen wäre, hätte ich sie genutzt.

Grade weil ich nicht mal eben liebloses Copy & Paste, fire and forget betreiben möchte, kann ich das Textfeld nicht benutzen.

Das Vorwort soll sich deutlich von der Geschichte abheben, von daher wurde es bewusst anders formatiert! Ergo rtf oder doc, denn das Textfeld unterstützt nur Zeichen. Nichts weiter.

Grade wegen dem Lesefluss wurden die Absatzumbrüche mit Sorgfalt und nicht nach Mathematik ausgewählt.
 
Du kannst im Textfeld HTML-Tags verwenden, wie kursiv <i>, fett <b> usw usf.
 
Oh, hab ich den Hinweis oder die Legende darauf übersehen?

Das ist ein wertvoller Ratschlag, das nächste Mal werde ich dann lieber das Textfeld benutzen.


Vielen Dank für die Hilfe, plusquamperfekt
 
Gern geschehen. Aus eigener schlechter Erfahrung muss ich aber anmerken, dass es Sinn macht, die Tags bei Seitenumbrüchen bei jedem Satz zu setzen (was natürlich eine Schweinearbeit ist) - die Vorschau ist leider kein echtes Indiz dafür, wie die Seite am Ende aussehen wird. Die Seiteneditoren kriegen das aber auch nicht immer hin (auch hier habe ich schon schlechte Erfahrungen gemacht).
 
wollte auch das mit den tags sagen...

übrigens, was die absatzumbrüche angeht, so ist es halt so, dass der computerbildschirm was anderes ist als ein buch. deshalb darf man eben nicht wie im lesefluss in einem buch denken. ich selbst gebe normalerweise in dialogen jedem redebeitrag einen neuen absatz (mit leerzeile davor und danach) und auch sonst eben schon kleineren gedankenwechseln einen umbruch. und ich merke beim lesen der geschichten anderer, dass ich zu lange absätze einfach nciht lesen mag.

das geht mir übrigens bei forenposts genau so, mit einer der gründe warum ich mich manchmal auch aus interessanten threads fernhalte... am bildschirm lesen ist halt einfach anstrengender als anderswo...

aber könntest du nicht einfach mal als beispiel einen der längeren absätze oder einen ausschnitt aus der geschichte posten? oder zumindest sagen, wie lang die absätze so sind?
 
Last edited:
Naja, ich habe eigentlich eher ein enorm schlechtes Gewissen, denn in diesem Thread geht es schließlich um KrystanX.

Ich schätze die Hilfsbereitschaft ungemein, doch vielleicht sollten wir lieber back zur Topic zurück kehren...?


LG, Peter
 
Ah... Bäh...
Mein Thread, meine Regeln. Topic ist, was gerade topic sein will.

Und außerdem war der ganze Thread nur ein offener Brief an Krystan und ansonsten nicht unbedingt bitter ernst gemeint (was bitte nicht als Schmälerung meines Lobes in seine Richtung verstanden werden soll).
Ich plane schon den nächsten:
Wieso ich der Munachi den Plusquamperfekt ausspannen muss
Subtitel - Um ihn in meinem Keller anzuketten und daran zu hindern, etwas anderes zu tun, als Geschichten zu schreiben.

:D
 
Rechtfertigende Gegenbeweise

Ich habe auch erst zwei Geschichten geschrieben. Was nützt es, wenn ich hier die tollsten Reden schwinge - wenn ich nichts vorzuweisen habe. [...] [E]s bleibt ein schaler Geschmack, wenn jemand sich zum gnadenlosen Kritiker, und sei es nur wegen Rechtschreibfehlern, erhebt - aber nie den Gegenbeweis antritt, den eigenen hohen Ansprüchen zu genügen.
Du behauptest also: Wer sich mit Aussagen zum Schreiben aus dem Dunstkreis der Nabelschau tritt, der habe diese Unverfrorenheit erst zu rechtfertigen, etwa in dem er etwas Rechtfertigendes «vorweist». Und wer wagt, andere – sei es auch nur für Oberflächlichkeiten wie Orthographie- und Grammatikunzulänglichkeiten – zu kritisieren, der habe gar erst den rechtfertigende «Gegenbeweis» zu liefern, dass er diesen «hohen Ansprüchen» in jedem Falle genüge.

Das stimmt nicht!

Diese Schiene fahren zumeist diejenigen, die überzeugt sind, der Öffentlichkeit einen zu applaudierenden Gefallen zu tun, indem sie ihre Werke hier auf LITEROTICA (oder anderswo) hochladen und demgemäß virtuell rufen: «Jetzt schaut aber her, bin ich nicht toll!»* Gegen solcherlei Verhalten ist zunächst nichts einzuwenden: Mag jeder Sachen hochladen, warum auch immer er will. Das kann dem Leser erst einmal egal sein, denn der Leser will (in erster Linie) nicht wissen, warum Autor X seinen Text P reingestellt hat**, sondern was es mit Text P auf sich hat. Und das bedeutet den Text zu lesen, um – so die hoffnungsvolle Erwartung – eine lustvolle Erfahrung zu machen.

Wem diese aufgrund orthographisch-grammatikalischem Kahlschlags verwehrt bleibt: Warum sollte der es erst nötig haben, selbst o.-g. Tropen zu pflanzen, bevor er Autor X auf die Wüstenei in dessen Vorgarten aufmerksam machen darf?

Dasselbe gilt für Aussagen, die – und zudem ein Kennzeichen genuiner Kritik – über O./G. hinausgehen. Entweder, es ist der Fall, was sie aussagen, oder es ist nicht der Fall. Das ist es, was sowohl Leser wie Autoren interessiert – oder zumindest zum gemeinsamen Wohl interessieren sollte. Wer in diesem Sinne kritisiert und Kritik erfährt, der kommt gar nicht erst auf den Gedanken, dass sich irgendwer «erheben» würde, dass irgendwer irgendwelchen «Ansprüchen» zu genügen hätte. Denn hier geht es nicht um Personen, persönliche Befindlichkeiten, sondern – es mag pathetischer klingen, als es ist – um Wahrheit. Was uns interessiert ist die Wahrheit – die Wahrheit der Aussagen wie denen des kritischen Lesers. Trifft seine Kritik zu? Finden sich tatsächlich x Rechtschreibfehler im Text? Wird durchweg das Wort „durchaus“ wiederholt? Verlieren die Sätze sich ein ums andere Mal in passiven Hilfsverbkonstruktionen mit z.B. „hatte“? Ist der Fortgang der Handlung löchrig oder gar widersprüchlich?

Die Wahrheit einer Aussage wird überhaupt nicht dadurch beeinflusst, was derjenige, der sie anbringt, in welchem Sinne auch immer «vorzuweisen» hat***. Deine Rechtfertigungsängste sind also gänzlich aus der Luft gegriffen. Du kannst sie ohne Zögern fallen lassen. Du wärst in dieser Entscheidung sogar außerordentlich vernünftig.

Und dass, wer sich bemüßigt fühlt weitergreifende Überlegungen zum Schreiben anzustellen, diese Hinwendung zu überpersönlichen Fragestellung ebenso wenig rechtfertigen muss wie der kritische Leser seine Kritik, die er an anderen Texten übt, folgt aus dem oben Erörterten: Auch hier interessieren die (inhaltlichen) Aussagen. Der Autor dieser Aussagen tritt – wenn überhaupt – erst auf einer späteren Reflexionsebene auf, wenn die Aussagen selbst schon längst nicht mehr Diskussionsstoff sind.

Es hat also gar nichts Unverschämtes an sich, wenn man Überlegungen jenseits des eigenen Schreibens anstellt: Wenn Menschen in den USA gegen die Todesstrafe protestieren, ohne dass sie selbst jemals zum Tode verurteilt wurden (und, um diesen absurden Gedanken konsistent zu halten, vielleicht freigesprochen wurden), sie also gegen etwas protestieren, das jenseits ihrer eigenen persönlichen Erfahrung liegt, so ist daran nichts Unverschämtes. Sie verhalten sich völlig vernünftig, denn sie stellen eigene Überlegungen an, strengen ihr eigenes Denken zu einer politischen Praktik (Todesstrafe) an, um selbst ein Urteil (Protest) sich zu bilden.
Das ist höchst vernünftiges Verhalten!
Und nichts anderes tun der kritische Leser oder Schreibtheoretiker, wie ich in diesem Beitrag entfaltete.

* Das ist natürlich nicht die einzige Intention. Aber sie ist sehr häufig. Und sie tarnt sich meist hinter Phrasen eines Autors X wie: «Ich schreib zum Vergnügen Wichsgeschichten. Wenn du dich nicht vergnügen willst, dann lese/kommentiere/bewerte sie einfach nicht!» Freilich unterstellt X dem (kritischen) Leser hiermit bereits, dass sein Text P ein Vergnügen sei, was letztlich wieder mit obiger Beifallshascherei zusammenfällt: Nur wer applaudiert ist willkommen, wer nicht zum Applaudieren gekommen ist, der kann gleich wieder gehen und hätte am Besten gar nicht erst aufkreuzen brauchen und sw. usf.
** Fragen nach dem Warum – wenn überhaupt – stellen sich erst in einer späteren Reflexionsphase, der die Lektüre Ps um des Textes P willen vorausgeht. Ausnahmen mögen auftreten, wenn der Leser zum Autor X über P vor der Veröffentlichung bereits gesprochen hat und womöglich Widersprüche im Verhalten Xs zu Xs Aussagen in der privaten Unterhaltung auftreten oder dergleichen mehr.
*** In einem benachbarten Thread habe ich diese Tatsache eingehend erläutert: Wie das so ist...

---

Beste Grüße,
–AJ
 
Last edited:
Du behauptest also: [...] der habe gar erst den rechtfertigende «Gegenbeweis» zu liefern,

[...] Nur wer applaudiert ist willkommen, wer nicht zum Applaudieren gekommen ist, der kann gleich wieder gehen und hätte am Besten gar nicht erst aufkreuzen brauchen [...]


oO Ich habe nie behauptet, das jemand einen Gegenbeweis liefern muss.



Die Aussagen von Kojote, dass er schon sehr gespannt auf eine Geschichte von mir sei, klang nach einer gewissen Erwartungshaltung. Da ich hier bereits so einige Geschichten auf LIT lesen durfte, weiß ich, das mein Werk sicher nicht zu den besten Geschichten hier zählen würde.

Also wollte ich es vermeiden, dass der Eindruck entsteht: "Oh, der machts aber spannend, das muss ja echt eine Hammer-Geschichte sein!" - und danach der Gedanke kommt: "Äh, ja... na toll... viel Lärm um nichts."


Geschichten werden aus den verschiedensten Gründen hochgeladen. Der eine schreibt für die Leserschaft und möchte mit möglichst viel Applaus honoriert werden. Der nächste schreibt eine Geschichte und ist sehr stolz auf sein Werk. Also möchte er es gerne mit anderen "teilen". Wieder ein anderer schreibt gerne, wie am Fließband, unabhängig vom Applaus und möchte dass die vielen Texte "unters" Volk kommen. - Ich finde alle Gründe legitim. Jedem das seine. Und ein Portal wie dieses lebt von diesen Gründen, logisch, sonst gäbe es schließlich keine neuen Geschichten.

Ich für meinen Teil schreibe, weil ich Spass am schreiben habe, weil ich meine Fantasie spielen lassen will. Dieses Kopfkino lässt sich nunmal am besten schriftlich festhalten. Ich schreibe also nicht mit der Intention andere zu unterhalten, mit dem was sie evtl. gerne lesen würden, nein ich schreibe so wie ich es mag (Plott) und so wie es mir gefällt.

Schreiben ist aber nicht nur Spass, sondern auch viel Mühe. Da es andere gibt, die selbst gerne Geschichten lesen, ist es da verwerflich, wenn man da eine Win-Win Situation daraus macht? Anderen die Geschichte zur Verfügung zu stellen, und nach all der Arbeit die man sich gemacht hat, natürlich auf positive Reaktionen hoffend, das ist in meinen Augen keine Beifallsheischerei, wie du es so schön formuliert hast.

Das zwangsläufig auch dumme, beleidigende, gehässige Kommentare aus den verschiedensten Gründen auftauchen, ist mir bewusst.
 
Ich habe nie behauptet, das jemand einen Gegenbeweis liefern muss.
Nicht explizit, das ist richtig.
Und gerade deswegen interpretierte ich den "schalen Beigeschmack", den du an Kritikern haften siehst, die nie "beweisen", dass sie das, was sie an einem Gegenstand X kritisieren, selbst besser umsetzen könnten, als es in X von ihnen kritisiert wird, in der Form einer in deinem Beitrag impliziten Rechtfertigungsforderung an die Adresse etwaiger Kritiker.

Und ich stimmte dir bereits im Vorfeld zu, wenn ich schrieb: "Mag jeder Sachen hochladen, warum auch immer er will."

Eine letzte Anmerkung über "dumme, beleidigende, gehässige Kommentare", auf die du kurz verweist: In der Tat sind sie Alltag auf LITEROTICA. Und wie du mit ihnen umgehst, ist deine private Entscheidung.
Und nicht verzagen, wenn das Feedback vielleicht nur in wenigen Kommentaren sich erschöpft: Wenn's dir um die Sache selbst geht, dann sollte das kein Hindernis bedeuten!
 
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