Schreibstil: Füllwörter

Meiner Meinung nach sind Füllwörter kein wirkliches Problem. Mich stören mehr die falschen Groß- und Kleinschreibungen, die falsch eingesetzten Wörter, die sich zwar ähneln, aber ganz andere Bedeutungen haben wie wen/wenn, den/ denn, lies/ließ, das/dass usw. sowie falsche Verwendung von Verbvariationen: Er hängte seinen Mantel an den Haken und dort hing er dann.
Sie erschreckte ihn und er erschrak bzw. war erschrocken (und nicht erschreckt) u.ä.

Ich stimme dir zu. Es gibt Wichtigeres als Füllwörter, deren Überfluss beim Lesen längst nicht so in den Augen wehtut wie die von dir angeführten Beispiele. Was macht man aber als ambitionierter Autor, der all diese Dinge größtenteils verinnerlicht hat?

Er setzt sich neue Ziele und versucht, noch bessere Texte zu Papier zu bringen.

swriter
 
Oh Mann ... Ich habe spontan eine Geschichte von mir aus dem Jahr 2013 gelesen. Eigentlich müsste ich mich selber kritisieren. Unzählige krumme Formulierungen ("In der Tat hatten beide eine gute Handvoll Oberweite zu bieten.") unnütze Füllwörter, wunderbare Rechtschreibfehler (lies/ließ), Zeichensetzung nicht vorhanden ... Meine Ausrede: Damals wusste ich es nicht besser.

Ein Glück, dass sich meine aktuellen Texte nicht mehr so schlimm präsentieren. Diese Geschichte kann als gutes Beispiel angeführt werden, dass man seine Fertigkeiten als Autor verbessern kann (und sollte).

Und doch gab es bisher nur lobende Kommentare zu der Geschichte.

Wen es interessiert: "Die Zwillingsschwester zu Besuch"

swriter
 
Oft ist es doch so...

... man fängt mit einer riesigen Motivation und vielen originellen Ideen das Schreiben an, hat dafür aber deutliche Mängel bei deren Umsetzung. Später verkehrt es sich dann ins Gegenteil, man schreibt deutlich besser, aber die Suche nach dem Besonderen wird immer mühseliger. Die erste von mir geschriebene Geschichte war kaum lesbar, hat aber die Leser am meisten berührt und gefesselt. Vielleicht gehört das einfach zur Entwicklung von Amateurautoren, welche ohne Lektor auskommen müssen.

Einen guten Start in die neue Woche

Sena
 
Wenn ich mir heute so manche Sache ansehe, die ich in jungen Jahren an- und umgebaut habe am Haus, da frage ich mich heute immer noch, wie ich das damals geschafft habe... Ohne Gerüst, ohne das Wissen und die Werkzeuge von Heute...
Ich habs damals einfach gemacht!
So sehe ich auch manche Geschichten hier auf Lit, sie wurden runtergeschrieben, weil man sich nicht um den Stil gekümmert hat, sondern um die Botschaft.
Deshalb fange ich gar nicht erst mit schreiben an, weil ich im Vorfeld viel zu viele Fallstricke bedenken würde und nix zu Papier bekomme... :rolleyes:

Gruss

Hans
 
Wenn ich mir auf
https://www.jollywords.com/de/wissen/blog/fuellwoerter-worthuelsen-oder-bewusste-stilmittel
a) «Ich würde meinen, dass XYZ vielleicht besser ist.»

b) «Ich meine, dass XYZ besser ist»

c) «XYZ ist besser.»
so ansehe, muss ich sagen, dass bei a) etwas um den Brei herum geredet wurde, b) sagt das gleiche, nur direkter,
doch c) hat eine vollkommen andere Bedeutung.

Die ersten beiden Text bilden die Meldung des 'Aussagenden' wieder, c) aber ist eine Tatsache (oder Tatsachenbehauptung).

Das weglassen von Wörtern, die gelegentlich als Füllwörter betrachtet werden, kann den Text vollkommen anders darstellen.
 
Das weglassen von Wörtern, die gelegentlich als Füllwörter betrachtet werden, kann den Text vollkommen anders darstellen.

Es liegt in der Verantwortung und dem Können des Autoren, das zu schreiben, was er sagen will.

liebe Grüße

Faith
 
Es liegt in der Verantwortung und dem Können des Autoren, das zu schreiben, was er sagen will.

liebe Grüße

Faith

Hat zwar nichts mit Füllwörtern zu tun, aber ich erinnere mich an einen Autor, der sinngemäß geschrieben hat:
"Er betrat die Bibliothek, die vollkommen leer war."

Vielleicht hat er das Füllwort "vollkommen" auch nicht benutzt, aber wenn die Bibliothek leer war, dann fehlte auch das Mobiliar und nicht nur der Mensch, was der Autor eigentlich ausdrücken wollte. Hätte er "verwaist" verwendet, hätte er das niedergeschrieben, was er beschreiben wollte.

Es war seine erste Veröffentlichung.

swriter
 
Ich habe gerade eine meiner unveröffentlichten Geschichten überprüft:

Vorher 488 Füllwörter bei 5409 Wörter (9,02%)

Nachher 442 Füllwörter bei 5362 Wörter (8,24%)

Im Text ist sind viele Dialoge enthalten, daher bleibt am Ende noch ein recht hoher Wert an Füllwörtern übrig. Ich habe die Story vor drei Monaten geschrieben und mit etwas Abstand nun den Rotstift angesetzt.

Die Geschichte wäre auch mit den Extra-Wörtern nicht anders verlaufen und sicherlich noch gut lesbar gewesen. So gibt es mir aber ein besseres Gefühl, weil ich Überflüssiges eliminieren konnte.

swriter
 
Aus meiner Sicht (ich bin "nur" Autor von technischen Handbüchern) haben Füllwörter in fachlichen Texten nichts verloren. Eine klare und eindeutige Aussage hat hier Priorität.

Aaaaber ... unterschätzt nicht die Empathie mancher Leser, die aus wohlwollend gesetzten "Schmankerln" im Text das Bild im Auge des Autors in allen Farben erleben.

Jeder Mensch ist anders, daher existiert auch kein Buch, das jedem gleichermaßen gut gefällt (vielleicht mit Ausnahme des Schriftstücks mit der Lohnerhöhung vom Chef) :D

Daher würde ich nicht mit der Sense über die genannten Beispiel gehen, sondern von Fall zu Fall unterscheiden, ob das gewählte Füllwort nicht doch wertvoller ist, als es technisch gesehen erscheint.

Überlegt doch bitte mal, ob die gezielte Verwendung von Füllworten nicht auch ein Stilmittel sein kann, um den Drall einer Geschichte zu unterstützen, der vom Autor gewünscht ist.

Mein persönliches Fazit aus der Diskussion wäre "Füllwörter ja, aber bewusst verwendet"

my 2ct
 
Das passt ja auch zu swriters Darstellung. Von 488 Füllwörtern hat er 442 im Text gelassen.
 
Das passt ja auch zu swriters Darstellung. Von 488 Füllwörtern hat er 442 im Text gelassen.

Dazu muss man wissen, dass von dem Prüftool als Füllwort auch jene Wörter gesehen werden:

Aber, auch, bald, bevor, damit, denn, doch, genug, jetzt, leider, oder etc

Das sind für mich Wörter, auf die man nicht verzichten kann.

Diese kann man eher weglassen:

Vollends, ziemlich, einigermaßen, praktisch, letztlich, quasi, augenscheinlich, zweifelsohne, vergleichsweise, tatsächlich, schlichtweg, relativ, sozusagen etc.

swriter
 
Die Füllwörterfrage

Hallo allerseits,

ich dachte, die Füllwörterfrage weiland durch die folgenden beiden Faustregeln hinlänglich geklärt zu haben:

1) Weniger als 10 % ist Pflicht!

und
2) Weniger als 5 % ist Kür!

Zu Satz 1) ist lediglich die Ausnahme gestattet, daß ein Text (fast) ausschließlich aus direkter, an der Alltagssprache orientierter Rede besteht; in der Erzählerrede ansonsten nur in solchen Texten, deren Konzeption (z. B. ein schnoddriger Erzähler) eine Füllwörterorgie stilistisch-narrativ evtl. rechtfertigen könnte, wobei dies für den Autor die besondere Herausforderung bedeutete zu verhindern, daß der Text dadurch literarisch „billig“ oder nachlässig bis schlecht geschrieben wirkt (was die natürlichen Wirkungen von zuviel Füllwörtern ist).

Zu Satz 2) ist anzumerken, daß solche Texte aufgrund ihrer klaren und dichten Sprache anspruchsvoller zu lesen sind und schon von sich aus literarischer „gebaut“ wirken als füllwörterreiche; es stellt sich daher, insbesondere auf einer Plattform wie LIT, die Frage, ob eine solche Wirkung dem Publikum, für das der Autor schreibt, auch angemessen ist.

Zum Onlinewerkzeug des Schreiblabors ist anzumerken, daß die dortige Füllwörterliste anscheinend über die Jahre erweitert wurde, sodaß beispielsweise ein Text von mir, der dort vor Jahren als Ergebnis 2,7 % Füllwörter aufwies nun 3,7 % Füllwörter aufweist. Manche Einträge, wie z. B. das Adjektiv „alt“, wirken auf mich zweifelhaft, aber am Ende ist ohnehin der Autor gefragt, der die Entscheidung zu treffen hat, welche Wörter in seinen Text gehören – und welche nicht. Ich denke aber, daß ein externer Online-Füllwörtertest durchaus nützlich sein kann, um einem literarischen Text den letzten Schliff zu geben!

MfG
Auden James
 
Last edited:
@Auden James

Erstaunlich, dass wir uns in einem Punkt mal einig sind, was das zu richtende Augenmerk auf den Füllwortanteil eines Textes betrifft.

Entscheidend, ob ein niedriger Prozentsatz gelingt, ist m. E. der Anteil der wörtlichen Rede in der Geschichte. Wenn sich nicht gerade Akademiker unterhalten, werden in den Dialogen haufenweise Füllwörter auftauchen. Diese zu streichen, fände ich wenig zielführend, da wir im realen Leben nicht auf den Verzicht von Füllwörtern achten. Die Charaktere würden aufgesetzt und unrealistisch wirken.

Ich habe zuletzt eine Geschichte geschrieben, die mehr oder weniger ein Telefonat war. Da hat es für mich so gut wie keinen Ansatz gegeben, Füllwörter zu streichen.

swriter
 
Entscheidend, ob ein niedriger Prozentsatz gelingt, ist m. E. der Anteil der wörtlichen Rede in der Geschichte. Wenn sich nicht gerade Akademiker unterhalten, werden in den Dialogen haufenweise Füllwörter auftauchen.

Das ist so global nicht immer richtig. "Echte" direkte Rede zu benutzen, ist nichts, was ein Leser lesen will. "Äh", das häufigste Wort in direkter Rede, hat in Geschichten nur dann etwas zu suchen, wenn es eine Bedeutung hat. Und auch dann sollte es sehr sparsam auftauchen.

Auch Satzfragmente sollten nur sehr selten auftauchen. Wenn jemand einem anderen zuhört, dann kann er sich fehlende Satzteile weitaus besser zusammenreimen als der Leser einer Geschichte dazu willens und in der Lage ist. Ich schreibe direkte Rede meistens sehr nahe am Schriftdeutsch. Und meinen Lesern scheint es zu gefallen.
 
Das ist so global nicht immer richtig. "Echte" direkte Rede zu benutzen, ist nichts, was ein Leser lesen will. "Äh", das häufigste Wort in direkter Rede, hat in Geschichten nur dann etwas zu suchen, wenn es eine Bedeutung hat. Und auch dann sollte es sehr sparsam auftauchen.

Auch Satzfragmente sollten nur sehr selten auftauchen. Wenn jemand einem anderen zuhört, dann kann er sich fehlende Satzteile weitaus besser zusammenreimen als der Leser einer Geschichte dazu willens und in der Lage ist. Ich schreibe direkte Rede meistens sehr nahe am Schriftdeutsch. Und meinen Lesern scheint es zu gefallen.

Meiner Meinung nach machen Füllwörter in Dialogen diese lebendig. Das kann man natürlich anders sehen.

Was hast du gegen "Äh", wenn es der Charakter nun einmal von sich gibt? Ist ja nicht so, dass ich das im wahren Leben nicht hin und wieder sagen würde.

swriter
 
Kann ich auch nicht nachvollziehen...

... die wörtliche Rede ist doch ein Spiegel der jeweiligen Protagonisten, sich hier zu beschneiden wäre aus meiner Sicht nicht besonders zweckmäßig.
 
Meiner Meinung nach machen Füllwörter in Dialogen diese lebendig. Das kann man natürlich anders sehen.

Was hast du gegen "Äh", wenn es der Charakter nun einmal von sich gibt? Ist ja nicht so, dass ich das im wahren Leben nicht hin und wieder sagen würde.

swriter

Geschichten sind NICHT das wahre Leben. Geschichten müssen so geschrieben sein, dass der Leser sie gerne liest. Wer Dialoge in Dialekten oder Fremdsprachen schreibt oder die typische Diktion in Gesprächen kopiert, legt dem Leser bewusst Hürden in den Weg.

Wenn das dein Ziel ist, dann schreibe so viele "Äh" wie dir Spaß macht. Ich schreibe nicht für mich, sondern für meine Leser.
 
Geschichten sind NICHT das wahre Leben. Geschichten müssen so geschrieben sein, dass der Leser sie gerne liest. Wer Dialoge in Dialekten oder Fremdsprachen schreibt oder die typische Diktion in Gesprächen kopiert, legt dem Leser bewusst Hürden in den Weg.

Wenn das dein Ziel ist, dann schreibe so viele "Äh" wie dir Spaß macht. Ich schreibe nicht für mich, sondern für meine Leser.

Dann hast du es aber auf die intellektuellen Leser abgesehen, die sich bei deinen Geschichten wohlfühlen sollen. Wenn ich so sehe, was und wie in Kommentaren zu den Geschichten geschrieben wird, haben wir es nicht nur mit hochgebildeten Akademikern zu tun.

Ich denke, dass der "kleine Mann" über Charaktere lesen möchte, mit denen er sich identifizieren kann. Das bedeutet natürlich nicht, absichtlich Rechtschreibfehler im Text einzubauen, sondern bei Dialogen authentisch zu sein.

Und ja - ich schreibe so, wie Ich es mir vorstellen kann. Ich schreibe es nicht gegen meine Vorstellung, weil der ein oder andere Leser sich unwohl fühlen könnte.

swriter
 
Dann hast du es aber auf die intellektuellen Leser abgesehen, die sich bei deinen Geschichten wohlfühlen sollen. Wenn ich so sehe, was und wie in Kommentaren zu den Geschichten geschrieben wird, haben wir es nicht nur mit hochgebildeten Akademikern zu tun.

...

swriter

Nach den Kommentaren zu bei meinen Geschichten urteilen, bist du auf dem Holzweg.

Natürlich ist mein Stil nichts für Einhandleser, die Eindringen in mindestens zwei verschiedene Körperöffnungen in den ersten hundert Wörtern erwarten.

Ich versuche spannend zu schreiben, die Leser so in meine Geschichten hineinzuziehen, dass irgendwann der verwunderte Blick auf die Uhr kommt: "Was, schon so spät?" "Intellektuell" ist was Anderes.
 
Ich bin auch der Meinung, die wörtliche Rede dient der Charakterisierung einer Figur und muss kein Spiegelbild der Dudenfestigkeit des Autors sein, damit seine Leser ihn mit Shakespeare vergleiche können und er sich daran hochzieht. Nicht vergessen, hier sind Hobbyautoren unterwegs. Wenn du meinst, so gut zu sein, dann mach es zum Beruf, ϕϱϵ.
Ich schreibe nicht nur für meine Leser, auch für mich. Wenn ich meine Geschichte nicht mag, weil sie zu gestelzt ist und ich mich nicht hineinversetzen kann, dann ist sie Mist.

Dialoge werden gerade durch Füllwörter lebendiger, da sich Leser damit eher identifizieren können und tiefer eintauchen.
Nicht umsonst gibt es die Möglichkeit, Füllwörter in Dialogen bei Textprüfungen auszunehmen. Klar gilt auch hier ein Augenmaß zu wahren und es nicht zu übertreiben. Letztendlich habe ich auch noch einen Co-Piloten, der mich auf sowas hinweisen kann und mein Schreibprogramm macht das auch. Damit bin ich bestimmt nicht Fehlerfrei, aber die Texte werden besser, als sie vorher waren. Gleiches gilt für eine Nutzung der Füllwörter mit Augenmaß.
 
Offenbar steht die Seite schreiblabor.com nicht mehr zur Verfügung. Diese war zwischenzeitlich immer mal wieder nicht aufrufbar, jetzt kann ich sie seit geraumer Zeit gar nicht mehr erreichen.

Kennt jemand eine alternative Site, auf der man die Füllwörter im Text überprüfen kann?

swriter
 
Offenbar steht die Seite schreiblabor.com nicht mehr zur Verfügung. Diese war zwischenzeitlich immer mal wieder nicht aufrufbar, jetzt kann ich sie seit geraumer Zeit gar nicht mehr erreichen.

Kennt jemand eine alternative Site, auf der man die Füllwörter im Text überprüfen kann?

swriter

Wenn mich nicht alles täuscht, kann Papyrus das. Auch die kostenlose Version.
 
Wenn mich nicht alles täuscht, kann Papyrus das. Auch die kostenlose Version.

Meinst du mit kostenlos die Probeversion? Die hatte ich mir vor Jahren mal gegönnt, daher müsste ich schauen, ob ich das Tool nochmals kostenfrei nutzen kann.

199 Euro, um das Tool zu kaufen, scheint mir zu teuer für das, was ich damit machen möchte.

swriter
 
Meinst du mit kostenlos die Probeversion? Die hatte ich mir vor Jahren mal gegönnt, daher müsste ich schauen, ob ich das Tool nochmals kostenfrei nutzen kann.

199 Euro, um das Tool zu kaufen, scheint mir zu teuer für das, was ich damit machen möchte.

swriter

Schaut euch mal das Autorenprogramm "Patchwork" an. Das kann mega viel und ist auch für den schmalen Geldbeutel erschwinglich. Zudem gibt es auch Video-Tutorials, durch die man die Bedienung schnell erlernt.
 
Schaut euch mal das Autorenprogramm "Patchwork" an. Das kann mega viel und ist auch für den schmalen Geldbeutel erschwinglich. Zudem gibt es auch Video-Tutorials, durch die man die Bedienung schnell erlernt.

Das kostet mit Duden aber auch 149 Euro. Auch nicht gerade wenig.

swriter
 
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