Der Anspruch unserer Leser

swriter

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Feb 19, 2013
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Ich bin gestern wieder über einen Text gestolpert, der im umgangssprachlichen Deutsch wahrscheinlich auf dem Handy getippt wurde. Rechtschreibung und Grammatik katastrophal, die Handlung extrem flach. Mutter und Sohn liegen auf der Couch, er sieht ihre Nippel aufblitzen und sie will spontan seinen Schwanz sehen.

Und dann werfe ich einen Blick auf die Bewertung der Geschichte und sehe, dass da eine 4,41 steht (über 10.000 Leser). Ich frage mich, wofür hier 5 Sterne vergeben werden. Genügt es bereits, dass Mama und Sohnemann es miteinander treiben, sodass alle anderen Kriterien für eine gute Geschichte in den Hintergrund treten? Die Geschichte hat schon zwei Favoriten - natürlich die üblichen Verdächtigen.

Da frage ich mich, wie es um den Anspruch der Leser auf dieser Plattform bestellt ist. Lohnt es sich überhaupt, auf Rechtschreibung und Grammatik und einen einigermaßen gehaltvollen Schreibstil zu achten, wenn es ohnehin nur darauf ankommt, dass innerhalb der Familie gepfeffert wird? Manchmal überkommt mich das Gefühl, dass ich mir nur für meinen eigenen Anspruch Mühe bei meinen Texten gebe und für ein paar wenige Hundert Leser, die überhaupt der deutschen Sprache mächtig sind. Allen anderen scheint es egal zu sein, wie die Geschichte präsentiert wird, solange der Schwanz hart und die Muschi feucht werden.

swriter
 
ja, dreimal ja.

Lohnt es sich überhaupt, auf Rechtschreibung und Grammatik und einen einigermaßen gehaltvollen Schreibstil zu achten,

swriter

JA, es lohnt sich, wenn du an dich diese Ansprüche stellst.
Sonst ist es sicher egal.
 
Ich kann deinen Frust verstehen, aber wenn Leser für durchschnittliche Geschichten 7 von 5 Sternen oder mehr fordern, dann ist klar, dass die was nicht begriffen haben.

Ich frage mich wirklich, ob man weiter "Perlen vor die Säue" werfen soll, oder diese Plattform meiden.

Trotzdem habe ich gestern Kapitel 14 eingereicht. Man ist eben inkonsequent.
 
Ich kann deinen Frust verstehen, aber wenn Leser für durchschnittliche Geschichten 7 von 5 Sternen oder mehr fordern, dann ist klar, dass die was nicht begriffen haben.

Ich frage mich wirklich, ob man weiter "Perlen vor die Säue" werfen soll, oder diese Plattform meiden.

Trotzdem habe ich gestern Kapitel 14 eingereicht. Man ist eben inkonsequent.

Ich überlege, mal eine Weile nichts zu veröffentlichen. Die Zugriffszahlen auf meine letzten Geschichten sind eher mau. Fehlendes Interesse an meinen Storys wegen Übersättigung? Bislang habe ich ja mindestens eine Geschichte im Monat rausgehauen. Wenn auch andere beliebte Autoren eine Pause einlegen würden, blieben den Lesern der Schrott, den so manche Neulinge hier einreichen.

PS:Heute wurde meine neueste Story freigeschaltet. Humor & Satire, daher wird sich auch für die Geschichte kaum jemand interessieren.

swriter
 
Wir feiern die Vielfalt?

Tja, man könnte auch ketzerisch fragen: warum bringt man noch die FAZ raus, wenn Bild doch so eindeutig mit Inhalt und Aufmachung den Großteil der Deutschen anspricht?

Meine Lösung war von jeher: Titten in die FAZ und schon passt das.

Leser kommen hierher, um sich unterhalten zu lassen. Für viele hat diese Unterhaltung mit Erregung zu tun. Wenn man sich kurz erinnert, über was wir hier schreiben, vielleicht nicht völlig überraschend. Spricht eine Geschichte einen Leser besonders an, zückt er die 5. Das ist in meinen Augen völlig legitim. Das wertet den Autor nicht auf, und den Leser nicht ab.

Uns erreichen viele Autoren nicht, weil für uns Unterhaltung noch mehr bedeutet. Das macht uns keine besseren Leser, nur andere.

Wenn ich hier mit Perlen werfe, polier ich sie auf Hochglanz, damit ich mich selbst darin sehen kann. Und freue mich, wenn möglichst viele Säue davon geil werden. Warum, wieso, weshalb ist mir egal. Jeder gewinnt. Und wir alle haben Spaß.
 
Schreibstil matters

Ich denke, dass man den Anspruch der Leser nicht verallgemeinern kann. Ich frage mich auch oft, warum eine offensichtlich grottenschlechte Story mit 4.x bewertet wird. Keine Tiefe, unplausible Handlung, fehlende Rechtschreibung und Grammatik.

Wenn ich auf eine solche Geschichte stoße, lese ich meist nicht über den dritten Absatz hinaus. Andere Leser sehen das aber offensichtlich anders.

Von meiner Seite daher ein klares: JA! Schreibstil, Rechtschreibung, Inhalt matters 😊

@helios53: Es sind nicht nur Säue hier unterwegs. Der ein oder andere vermag Perlen durchaus zu erkennen.
 
es kann frustrierend sein und schwer nachzuvollziehen, ja - ich habe mir sehr schnell angewöhnt, nicht für andere zu schreiben, sondern für mich, ich schreibe, weil es mir Spaß macht, zum Stressabbau und weil es die Kreativität fördert

daher ist mir auch Grammatik und Rechtschreibung wichtig, ich habe den inneren Drang vernünftige Geschichten veröffentlichen zu wollen

als Leser ist es für mich dann auch so, dass ich Geschichten mit guter Grammatik und Rechtschreibung stark bevorzuge, bis zu dem Punkt, an dem ich schlecht geschriebene Geschichten wegklicke

für mich ist es auch notwending, dass es einen Grund für die sexuelle Handlung gibt, das muss nicht immer jahrzentelange, tiefe, romantische Liebe sein, in einer vernünftig verfassten Handlung kann das auch schlicht Geilheit sein, aber selbst diese muss ja nicht spontan entstanden sein - die im Ausgangsposting angedeutete Sexszene hätte ich auch augenrollend (oder frustriert aufstöhnend) weggeklickt
 
Habe jetzt wieder einen Kommentar gelesen, der einer Geschichte "super geschrieben" bescheinigt. Und dann schaue ich rein und mir fällt vor Schreck der Rotstift aus der Hand. Das ist so weit weg von vernünftigem Deutsch, aber die Leser finden es dennoch gut. In einem Vorwort hat der Autor angemerkt, dass gefundene Fehler behalten werden können.

Davor habe ich eine Story kommentiert, dessen Autor fast ausschließlich Hot-Bewertungen für seine Texte gesammelt hat. Sprachlich fehlte aber Einiges, um diesem Urteil gerecht zu werden.

Dann sind da noch zwei Vielschreiber, die vollständig beratungsresistent sind und zugeben, dass sie sich nicht mehr Mühe geben wollen.

Manchmal komme ich mir hier auf Literotica fehl am Platz vor. Kaum jemand legt Wert auf gut ausgearbeitete Texte. Autoren reagieren gar nicht erst auf Kritik, Leser pöbeln Kritiker an. Ist Literotica ein Sammelbecken für Anspruchslose geworden? Ein schneller Text, hingeschludert ohne Mühe und die Fans spenden fleißig Applaus.

Da muss sich doch jeder Autor, der Arbeit in seine Texte steckt, verarscht vorkommen. Rechtschreibprüfung - nicht nötig. Endkontrolle - braucht man nicht. Deutsche Sprache mit Füßen getreten - egal, Hauptsache geil abgespritzt.

Wo sind die anspruchsvollen Leser, die Wert auf gutes Deutsch legen und einen ordentlich bearbeiteten Text zu schätzen wissen? Schweigt ihr nur oder gibt es euch nicht?

swriter
 
Du weißt doch, dass es uns gibt!

Ja, das weiß ich. Leider sind die wenigen ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Am meisten störe ich mich an der ausbleibenden Reaktion der Autoren, nachdem man ihre Texte kommentiert hat. Könnten die nicht wenigstens erklären, ob sie etwas mit meinem Feedback anfangen können? Von mir aus sollen sie sich wehren und diskutieren, aber da kommt so gut wie nichts zurück.

Mir ist klar, dass man nicht aus allen Autoren tolle Schriftsteller machen kann und nicht jeder Autor muss eine Entwicklung hinlegen, wie ich sie genommen habe. Nur weil ich Ehrgeiz entwickelt habe, muss das nicht jeder tun. Schon klar. Aber sich mit so wenig zufrieden geben, als Autor und als Leser?

Ich nehme an, dass die meisten Leser einen Film nicht auf einem alten Röhrenfernseher ansehen wollen, sondern liebend gerne in brilliantem Ultra-HD. Egal wäre die Qualität des Fernsehers, wenn die Zuschauer ohnehin halb blind sind. Sind die zufriedenen Leser von wenig vorzeigbaren Texten halb blind für die deutsche Sprache?

swriter
 
Hast Du, swriter, mal ein Beispiel, wie Du Deine Hinweise an den Autor formulierst? Auch an der Stelle spielt die Wortwahl, insbesondere um den psychologischen Effekt einer positiven Bestärkung zu nutzen, eine Rolle. Ein ausgewogenes Maß an "Haste gut gemacht" und "hier könntest du noch..." hilft der geschundenen Autorenseele auf die Sprünge. Wenn nur Verbesserungsvorschläge kommen, also möglicherweise negativ empfundene Kritik - die ja durchaus hilfreich und konstruktiv gemeint sein kann -, kann das die beabsichtigte Wirkung verfehlen, bis hin zu "Ich schreib hier gar nichts mehr."

Nutzt Du Kommentare oder den Kontakt zum Autor für Deine Hinweise?
 
Nutzt Du Kommentare oder den Kontakt zum Autor für Deine Hinweise?

Ich weiß, dass andere Kritiker Tipps per Mail erteilen und nicht öffentlich, wie ich es mache. Es gibt zwei Gründe, nicht diesen Weg zu wählen. Zum einen finde ich, dass die Kommentarbereiche genau dafür da sind. Zum anderen profitieren auch andere Autoren von den Tipps, sofern sie mitlesen und bereit sind, etwas für sich mitzunehmen. Nicht selten entsteht auch eine Diskussion, bei der unterschiedliche Meinungen ausgetauscht werden. Gut, seit die Kommentare überprüft werden, ist diese Dynamik verloren gegangen.

Ich denke, dass ich in meinen Kommentaren stets freundlich und zurückhaltend bin. Wer zu früheren Geschichten von mir hineinschaut, wird sehen, wie heftig ich teilweise angegangen und oftmals unter der Gürtellinie angegriffen wurde. Ich möchte es natürlich besser machen, aber natürlich rutscht auch mir mal ein heftiger Kommentar raus, der dem Autor auf den Magen schlagen könnte.

Was Lob angeht, so ist es wie im wahren Leben. Der eine will schon dafür gelobt werden, dass er überhaupt einen Text eingereicht hat. Ich bin jemand, der eher selten lobt und der für ein Lob eine gewisse Leistung erwartet. Mag sein, dass ich bei vergangenen Kommentaren auch etwas positiver hätte sein können, ich werde aber nicht loben, wenn ein Autor kein Bock hat, sich Mühe zu geben.

Ich hatte zuletzt einen Kommentar zu "Familienglück 01" von ArmGal abgegeben.

swriter
 
Mich stört Kritik als Kommentar nicht...

... ganz im Gegenteil. Ich bin ehrlich erstaunt, wenn Autoren das als Angriff werten, zumindest dann, wenn diese sachlich und nachvollziehbar geäußert wird. Ich bin jedenfalls froh welche zu erfahren, egal ob nun öffentlich oder per E-Mail. Solch ein Feedback war mir immer wichtig und hat sehr zu meiner Entwicklung als Autorin beigetragen, welche wahrscheinlich zeit meines Lebens nicht abgeschlossen sein wird. Ich finde es schade, dass Kritik oft geschmäht wird und viele sich dann nicht mehr trauen diese zu äußern. Nur weil ein Autor damit nicht klar kommt, gilt das ja nicht automatisch für alle anderen auch.

Liebe Grüße

Sena
 
Nehmt ihr euch der Kritik dann soweit an, die Geschichte überarbeitet als EDITED einzustellen? So könnte sie ja durchaus noch mehr Zuspruch finden.
 
Nehmt ihr euch der Kritik dann soweit an, die Geschichte überarbeitet als EDITED einzustellen? So könnte sie ja durchaus noch mehr Zuspruch finden.

Ich habe immer wieder sinnvolle Tipps für zukünftige Texte mitgenommen. Ich würde jetzt aber nicht jedes Mal, wenn ein Fehler entdeckt wird, den Text neu einreichen. Ich schäme mich nicht für Fehler oder unperfekte Formulierungen. Die gehören zu meiner Entwicklung als Autor dazu.

swriter
 
Habe jetzt wieder einen Kommentar gelesen, der einer Geschichte "super geschrieben" bescheinigt. Und dann schaue ich rein und mir fällt vor Schreck der Rotstift aus der Hand.
Haha! :) der Spruch ist genial! Den muss ich mir merken! :rose:

Also, mir fällt jetzt unendlich viel dazu ein, aber nichts, was ich jetzt auf den Punkt hin konkretisieren könnte, deswegen nur mal ein bisschen Allgemeines von mir:

--

Also ja, das ist mir auch aufgefallen, dass Stories mit dem Thema "Inzest" hier markant extrem seltsam hohe Bewertungen bekommen. Darüber möchte ich nicht weiter spekulieren. Meine Meinung dazu ist unmissverständlich.

Du hast es im Prinzip ja schon selber geschrieben:
Genügt es bereits, dass Mama und Sohnemann es miteinander treiben, sodass alle anderen Kriterien für eine gute Geschichte in den Hintergrund treten?
Ja, offensichtlich. :rolleyes:

--

Auf der anderen Seite, würde ich jetzt mal vom Fleck weg sagen, muss man natürlich auch bedenken, dass über die Jahre auch das Deutsch-Know-How mehr und mehr abgenommen hat. Ich meine das so:

- Während man noch vor 15 Jahren für die Matura/Abitur noch wissen musste, was eine Personalform ist,
- Musste man vor 10 Jahren nur noch wissen, was ein Prädikat ist,
- vor 5 Jahren nur noch, ob ein Verb im Präsens oder im Präteritum steht,
- Und heute, da ist man wahrscheinlich schon froh, wenn die Abiturienten von fünf Wörtern in einem Satz erkennen, welches davon das Verb ist... :rolleyes:

Das Problem bei der ganzen Sache:
Die, die gestern mit diesem (wenigen) Wissen aus der Schule gekommen sind, schreiben heute die Texte. Und die, die heute aus der Schule kommen (mit noch weniger Wissen als die von gestern), die lesen jetzt die Texte, die ebendiese geschrieben haben...

Das Problem wurde sogar schon vor Unzeiten beschrieben: Unter den Blinden ist der Einäugige König.

... ja, das Problem ist nur, wenn die Blinden irgendwann mehr werden als die Einäugigen... ;) :rolleyes: :eek:
 
Das Problem bei der ganzen Sache:
Die, die gestern mit diesem (wenigen) Wissen aus der Schule gekommen sind, schreiben heute die Texte. Und die, die heute aus der Schule kommen (mit noch weniger Wissen als die von gestern), die lesen jetzt die Texte, die ebendiese geschrieben haben...

Ich behaupte mal, dass meine Rechtschreibung und mein Schreibstil nach dem Abitur auch nicht dolle waren, weil man in der Schule ganz bestimmt nicht lernt, wie man schreibt. Ich bin erst besser geworden, als ich intensiv geschrieben habe, Prüftools benutzt und hin und wieder den ein oder anderen Ratschlag angenommen habe.

Es besteht also selbst für Schulmuffel die Chance auf vernünftiges Deutsch. Man muss nur etwas dafür tun. Es stellt sich nur die Frage, worin der Anreiz dafür liegen soll. Einen Job und die Liebe seines Lebens findet man auch mit rudimentären Deutschkenntnissen.

swriter
 
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