Gefühle transportieren

swriter

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Feb 19, 2013
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Faith war so nett, meine aktuelle Veröffentlichung "Aus Pech wird Lust" zu kommentieren.

Sein Fazit:

"Polizeibericht"
"Figuren leben nicht"
"emotionslose Roboter"
"sachliche Kälte"
"blutarme Handlung"

Nun ja, es sei erwähnt, dass ich im wahren Leben ein eher rationaler Typ bin, der selten Gefühle zeigt. Mag sein, dass sich diese Eigenschaften automatisch auf meine Art zu schreiben auswirken. Natürlich habe ich nicht bewusst distanziert oder leblos geschrieben, was im Text steht ist das, was ich für angebracht gehalten habe.

Auch nach vielen Jahren des Schreibens lerne ich immer wieder neue Möglichkeiten kennen, mich zu verbessern und meine Texte zu optimieren. Leider ist der Vorwurf der fehlenden Emotionen nicht leicht greifbar. Wenn man mir sagt, ich schreibe ein Wort falsch, dann ist das konkret und ich kann es beim nächsten Mal besser machen. Der Hinweis auf fehlende Gefühle oder das berüchtigte "Show don´t tell" ist für mich nicht wirklich erfassbar und auch nicht spontan umsetzbar.

Hätte jemand generelle Tipps, wie man Gefühle und/oder Emotionen in Texten besser transportieren kann? Möchte jemand mal einen Beitrag zu dem Thema unter "How to" veröffentlichen? Das wird die meisten Autoren nicht die Bohne interessieren, aber der ein oder andere wird sich vielleicht etwas abschauen können.

swriter
 
Faith war so nett, meine aktuelle Veröffentlichung "Aus Pech wird Lust" zu kommentieren.

Sein Fazit:

"Polizeibericht"
"Figuren leben nicht"
"emotionslose Roboter"
"sachliche Kälte"
"blutarme Handlung"

Nun ja, es sei erwähnt, dass ich im wahren Leben ein eher rationaler Typ bin, der selten Gefühle zeigt. Mag sein, dass sich diese Eigenschaften automatisch auf meine Art zu schreiben auswirken. Natürlich habe ich nicht bewusst distanziert oder leblos geschrieben, was im Text steht ist das, was ich für angebracht gehalten habe.

Auch nach vielen Jahren des Schreibens lerne ich immer wieder neue Möglichkeiten kennen, mich zu verbessern und meine Texte zu optimieren. Leider ist der Vorwurf der fehlenden Emotionen nicht leicht greifbar. Wenn man mir sagt, ich schreibe ein Wort falsch, dann ist das konkret und ich kann es beim nächsten Mal besser machen. Der Hinweis auf fehlende Gefühle oder das berüchtigte "Show don´t tell" ist für mich nicht wirklich erfassbar und auch nicht spontan umsetzbar.

Hätte jemand generelle Tipps, wie man Gefühle und/oder Emotionen in Texten besser transportieren kann? Möchte jemand mal einen Beitrag zu dem Thema unter "How to" veröffentlichen? Das wird die meisten Autoren nicht die Bohne interessieren, aber der ein oder andere wird sich vielleicht etwas abschauen können.

swriter

Allgemeine Tipps (ohne diese Geschichte gelesen zu haben)

1) Üben: Schreiben aus der sogenannten DEEP-POV-Perspektive

Wie geht das:

Erste oder dritte Person Singular Präteritum.

Du schreibst im NUR, was deine Perspektiv-Figur wahrnimmt oder tut. Du schreibst das direkt, ohne Umschreibungen wie "Er hörte" oder "Ich spürte".

Show, don't tell: Du als Autor begründest oder erklärst NICHTS.
Keine indirekte Rede erlaubt, nur Dialoge. Rückblicke müssen auch in Dialogen abgehandelt werden. Informationen, die deine Perspektiv-Person nicht hat - was zum Beispiel im Nachbarraum passiert - aber braucht, muss jemand anders erzählen.

Beispiel:

Die Luft war eiskalt.
Ich zitterte vor Kälte.
"Mann", sagte Peter, "verdammt kalt heute!"

Nicht: Ich fühlte, dass es kalt war. Peter hatte mir erzählt, dass es verdammt kalt war.

Wahrnehmung: Hören, Sehen, Fühlen, Schmecken, Riechen. (Meistens konzentrieren sich Autoren zu sehr auf die ersten beiden).

Das bedeutet nicht, dass eine ganze Geschichte so aussehen muss. Es heißt nur, dass du dadurch in den Kopf deine Figur eindringst und gezwungen bist aus einer persönlichen Perspektive zu schreiben.

Grüße
Phiro
 
Hätte jemand generelle Tipps, wie man Gefühle und/oder Emotionen in Texten besser transportieren kann? Möchte jemand mal einen Beitrag zu dem Thema unter "How to" veröffentlichen? Das wird die meisten Autoren nicht die Bohne interessieren, aber der ein oder andere wird sich vielleicht etwas abschauen können.

swriter



Eine interessante Frage. Meine ersten Gedanken dazu:

1) Ein Ansatz wäre, an deinem eigenen Gefühlszugang zu arbeiten. Beispielsweise indem du vor dem Schreiben einen emotionalen Film schaust oder Text liest, so dass du dann selbst Kontakt zum entsprechenden Gefühlsraum hast, wenn du schreibst.
Auf einer grundsätzlicheren Ebene wäre alles in Richtung Selbsterfahrung/Persönlichkeitsentwicklung interessant, das den Kontakt zum eigenen Inneren unterstützt.

2) Alternativ dazu ist es auch bis zu einem bestimmten Grad "über den Kopf" möglich, Emotionen zu texten. Dafür ist es (zumindest für mich) sinnvoll, wenn ich einen klaren Überblick über die Gefühlswelt eines Protagonisten habe. Also: Personarium anlegen, und den Hintergrund und das bisherige Leben sowie die Charakterstruktur der Leute aufschreiben. Auch wenn viele der Details dann gar keinen Eingang in den konkreten Text finden, ist es doch nicht überflüssig, sondern schwingt zwischen den Zeilen mit.
Wenn du willst, kann ich dir gerne die Vorlagen schicken, mit denen ich arbeite.

3) Eine weitere Option besteht vielleicht darin, eher Geschichten zu schreiben, die ohne viel Emotion auskommen. Ein Beispiel wären Verfolgungsjagden o.ä., hier geht es einzig und alleine um die Action, alles andere ist zweitranging. Auf Erotik übersetzt: heftiger Sex, eine Stellung nach der anderen, Partnerwechsel etc. etc. So etwas müsste sogar eine gute Bewertung geben, wenn ich die Leserschaft richtig einschätze.
Allerdings ist das bisher nur Theorie - ich wollte das immer selbst mal testen, bin aber bisher nicht dazu gekommen.

LG
Dingo
 
Mal zum ersten Abschnitt:

swriter said:
Clemens legte seine freie Hand auf den unterhalb des Rocks aufblitzenden nackten Oberschenkel seiner Beifahrerin. Diese zuckte unmerklich zusammen und beschwerte sich nicht, als die Finger ihres Chefs unter den Rock fuhren und näher an ihrer intimsten Stelle streichelten. Während Clemens seine Sekretärin auf diese Weise zärtlich berührte, behielt er den Blick auf die Fahrbahn. ...

Spätestens beim Rot markierten "Diese" erwarte ich, ihren Namen zu lesen, nicht erst zwei Sätze später.

Danach ist es nicht nötig, den beiden Personen ständig neue Attribute zu geben. Es verwirrt nur, dass ich ständig nachzählen muss, wie viele Personen denn nun eigentlich im Auto sitzen. Das geht munter weiter mit "Beifahrerin", "Geliebte" (letzteres recht überraschend, denn es verweist auf eine bereits vorher bestehende Beziehung), "Der 48-Jährige", "Die 15 Jahre jüngere Frau" (Ziffern sind grundsätzlich schlecht und das Alter der beiden ist sowieso irrelevant. Hier kommt wahrscheinlich auch Faith's "Polizeibericht" her.)

... ließ seinen Schwanz erneut hart werden. Ein paar Minuten später bezogen sie ihr Zimmer.

Das ist ein Szenenwechsel. Niemals in einen Abschnitt schreiben. Der zweite Satz ist wieder "Polizeibericht" und eigentlich überflüssig, da die folgende Szene im Zimmer spielt.

Clemens starrte auf den einladend wirkenden Schoß. Die Reaktion folgte auf dem Fuße. Tanja beobachte ihn mit neckischem Grinsen.

Einer dieser drei Sätze ist überflüssiges "Tell". Schau in meinen vorigen Post, falls du es nicht siehst. BTW: Ist "die Reaktion" seine Ehefrau oder sein Hund?

... Gerade gesehen, dass es wohl seine Ehefrau sein muss ... :)
 
Mal zum ersten Abschnitt:



Spätestens beim Rot markierten "Diese" erwarte ich, ihren Namen zu lesen, nicht erst zwei Sätze später.

Danach ist es nicht nötig, den beiden Personen ständig neue Attribute zu geben. Es verwirrt nur, dass ich ständig nachzählen muss, wie viele Personen denn nun eigentlich im Auto sitzen. Das geht munter weiter mit "Beifahrerin", "Geliebte" (letzteres recht überraschend, denn es verweist auf eine bereits vorher bestehende Beziehung), "Der 48-Jährige", "Die 15 Jahre jüngere Frau" (Ziffern sind grundsätzlich schlecht und das Alter der beiden ist sowieso irrelevant. Hier kommt wahrscheinlich auch Faith's "Polizeibericht" her.)



Das ist ein Szenenwechsel. Niemals in einen Abschnitt schreiben. Der zweite Satz ist wieder "Polizeibericht" und eigentlich überflüssig, da die folgende Szene im Zimmer spielt.



Einer dieser drei Sätze ist überflüssiges "Tell". Schau in meinen vorigen Post, falls du es nicht siehst. BTW: Ist "die Reaktion" seine Ehefrau oder sein Hund?

... Gerade gesehen, dass es wohl seine Ehefrau sein muss ... :)

Zunächst einmal danke für deine Erläuterung.

Dass Begriffe wie "Beifahrerin" oder "Geliebte" auftauchen, liegt einzig und allein darin begründet, dass ich nicht immer die Vornamen verwenden wollte, die dann natürlich zahlreich vorkämen. Alternativ müsste ich die Sätze umstellen, um das zu vermeiden. Grundsätzlich finde ich das aber auch nicht schlecht.

Klar hätte ich statt Sekretärin den Namen im ersten Satz nennen können. Ich sehe aber nicht, inwieweit das sehr viel besser gewesen wäre. Und das Alter der Charaktere zu erwähnen gehört bei mir zum Standard. Dafür verzichte ich auf weitere körperliche Attribute und überlasse das der Fantasie der Leser. Durch das Alter bekommen die Leser einen kleinen Wink, um sich die Personen besser vorstellen zu können. Soll ich wirklich "der Achtundvierzigjährige" schreiben? Darauf wäre ich nie gekommen.

Nun ja, das sind Hinweise, wie ich den Text an der ein oder anderen Stelle hätte anders/besser formulieren können. Mehr Gefühl kommt dadurch aber auch nicht rein, oder?

Die Hinweise aus deinem ersten Post könnten schon eher helfen. Ich schaue mal einen unveröffentlichten Text durch und prüfe, ob ich passende Sätze ggf. umformulieren kann.

Ich nutze ja seit einigen Wochen die Stilprüfung von Papyrus Autor. Dort gibt es immer mal wieder Hinweise wegen Show don´t tell. So richtig anzufangen weiß ich damit aber nichts. Nun ja, wird eine große Herausforderung bleiben und ich habe noch einiges vor mir.

swriter
 
3) Eine weitere Option besteht vielleicht darin, eher Geschichten zu schreiben, die ohne viel Emotion auskommen.

LG
Dingo

Und genau an der Stelle kann ich Faiths Kritik nicht vollkommen nachvollziehen. Er erwartet offenbar große Emotionen oder Gefühlsausbrüche, weil der Mann seine Frau betrügt und umgekehrt ("gewaltiger Zündstoff für eine Ehe"). An dieser Stelle eine Szene zu skizzieren, in der sie sich an die Gurgel gehen, hätte ich absolut deplatziert gefunden. Beide betrügen ihren Ehepartner und die Frau ahnte schon, dass ihr Mann sie betrügt. Da ist für mich kein Raum für einen gewaltigen Gefühlsausbruch und so begegnen sie sich mehr oder weniger harmonisch und rational. Wenn ein Szenario keine großen Gefühle anbietet, macht es aus meiner Sicht keinen Sinn, unbedingt welche hineinpressen zu wollen.

Meiner Meinung nach habe ich mit der Geschichte kein großes Gefühlskino angeboten, der Fokus liegt auf seichter Unterhaltung mit der ein oder anderen Sexszene. Ich habe die lobenden Kommentare zu einer Geschichte von arne54 gelesen. Zahlreiche Leser wollen nach der Lektüre wie Schlosshunde geweint haben, weil sie so berührt waren. Diese Art von Text habe ich, trotz mehrerer Hundert geschriebener Geschichten, nie zu Papier gebracht und werde es wohl auch nie tun. Das entspricht nicht meinem Ansatz.

Damit das nicht falsch herüberkommt. Ich sage nicht, dass meine Texte perfekt sind und sicher kann ich versuchen, mehr Emotionalität zu implementieren. Ich werde aber kaum in der Lage sein, meine Leser zu berühren, und dem Grunde nach liegt auch darauf nicht mein Fokus, bzw. ich kenne meine aktuellen Grenzen.

swriter
 
Last edited:
Zunächst einmal danke für deine Erläuterung.

Dass Begriffe wie "Beifahrerin" oder "Geliebte" auftauchen, liegt einzig und allein darin begründet, dass ich nicht immer die Vornamen verwenden wollte, die dann natürlich zahlreich vorkämen. Alternativ müsste ich die Sätze umstellen, um das zu vermeiden. Grundsätzlich finde ich das aber auch nicht schlecht.

Klar hätte ich statt Sekretärin den Namen im ersten Satz nennen können. Ich sehe aber nicht, inwieweit das sehr viel besser gewesen wäre. Und das Alter der Charaktere zu erwähnen gehört bei mir zum Standard. Dafür verzichte ich auf weitere körperliche Attribute und überlasse das der Fantasie der Leser. Durch das Alter bekommen die Leser einen kleinen Wink, um sich die Personen besser vorstellen zu können. Soll ich wirklich "der Achtundvierzigjährige" schreiben? Darauf wäre ich nie gekommen.

Nun ja, das sind Hinweise, wie ich den Text an der ein oder anderen Stelle hätte anders/besser formulieren können. Mehr Gefühl kommt dadurch aber auch nicht rein, oder?

Die Hinweise aus deinem ersten Post könnten schon eher helfen. Ich schaue mal einen unveröffentlichten Text durch und prüfe, ob ich passende Sätze ggf. umformulieren kann.

Ich nutze ja seit einigen Wochen die Stilprüfung von Papyrus Autor. Dort gibt es immer mal wieder Hinweise wegen Show don´t tell. So richtig anzufangen weiß ich damit aber nichts. Nun ja, wird eine große Herausforderung bleiben und ich habe noch einiges vor mir.

swriter

Sorry, ich bin irgendwie davon abgekommen, weiterzuschreiben. Solange du zwei Personen hast, schreibst du beim ersten Auftauchen den Namen hin, und danach nur noch "Er" oder "Sie". Bei mehreren wird es komplizierter, aber auch hier nur Name, wenn es nicht ganz sicher ist, wer spricht. Ich wiederhole manchmal den Namen, wenn eine neue Situation beginnt. Oder auch einfach nach ein paar Sätzen.

KEINE Attribute als Namensersatz zur Abwechslung benutzen! Man lernt das in der Schule, aber sollte es als Autor schnell wieder vergessen. Name, Pronomen, fertig. Du willst nicht, dass der Leser mitten in einer Szene denkt. "Moment mal, wer ist das?" Genau das ist mir mit deinem ersten Abschnitt an all den blauen Stellen passiert.

Zuerst muss der Leser zuerst unzweideutig erfahren, welche Person du mit dem Attribut belegst. Die "Beifahrerin" ist klar, wenn du Tanja als Beifahrerin bezeichnet hast (in einem einzigen Satz). Ansonsten kann die Idee aufkommen, außer ihm und ihr wäre noch eine dritte Person an Bord.

In dem Moment, wo du ein Attribut benutzt, sagst du dem Leser, dass dieses Attribut in dem Moment wichtig ist. "Der Alte" und "die Junge" wären dann sinnvoll, wenn es genau in diesem Moment auf den Altersunterschied ankommt.

*

Mehr Gefühl kann man nicht erzwingen, aber die durch die Technik erzwungene Nähe zu den Personen hilft mir dabei, auch Emotionen hineinzubringen.

Tell ist alles, was nicht in dem Moment von deiner Perspektiv-Person wahrgenommen oder gehandelt wird. Alles, was du als Autor zusätzlich schreibst, um den Leser zu informieren. Alles, was du meinst, das der Leser wissen müsste. Hintergründe, Beweggründe, die Lufttemperatur, was der Nachbar gerade macht, ob in China ein Sack Reis umgefallen ist.
 
Zuerst muss der Leser zuerst unzweideutig erfahren, welche Person du mit dem Attribut belegst. Die "Beifahrerin" ist klar, wenn du Tanja als Beifahrerin bezeichnet hast (in einem einzigen Satz). Ansonsten kann die Idee aufkommen, außer ihm und ihr wäre noch eine dritte Person an Bord.

Was ist denn daran zweideutig?

"Clemens legte seine freie Hand auf den unterhalb des Rocks aufblitzenden nackten Oberschenkel seiner Beifahrerin. Diese zuckte unmerklich zusammen und beschwerte sich nicht, als die Finger ihres Chefs unter den Rock fuhren und näher an ihrer intimsten Stelle streichelten. Während Clemens seine Sekretärin auf diese Weise zärtlich berührte, behielt er den Blick auf die Fahrbahn. ..."

Clemens hat eine Beifahrerin.
Diese hat einen Chef, der sie befummelt.
Der Leser erfährt, dass die befummelte Dame seine Sekretärin ist.
Und da Clemens seine Hand auf ihren Schenkel legt und der Chef mit der Hand unter den Rock fährt - Wer kommt denn auf die Idee, dass da zwei Männer im Auto sitzen und nicht Clemens der Chef ist? Zumal im folgenden Satz erneut Clemens fummelt.

Man kann darüber streiten, ob man das nicht besser formulieren kann, aber einen Hilfstext mit Erläuterungen zum Absatz benötigt man dann doch nicht. Aber gut - um Missverständnissen vorzubeugen, hätte ich "...als seine Finger unter den Rock fuhren" schreiben können.

swriter
 
Und genau an der Stelle kann ich Faiths Kritik nicht vollkommen nachvollziehen.
swriter

erst mal: Danke
Danke, dass du meinen Kommentar konstruktiv annimmst, was daraus wird ist ganz gleich.

Mit den Emotionen ist das so eine Sache, denn Erotik und Sex sind Emotion pur. Im Umkehrschluss kann eine Erotik/Sex-Geschichte nicht emotionslos sein. Bei manchen Pornos mag die Wucht der Bilder wirken, um eine Erregung beim Publikum hervorzurufen. Bei guten Pornos werden glaubhafte Emotionen vermittelt. Bei Texten muss es über die emotionale Ebene laufen und bestenfalls werden noch wuchtige Bilder vermittelt.

Das ist meiner Meinung nach der Hauptgrund, warum Inzest hier so begehrt ist. Es ist emotional ein Unterschied, ob der Sohn die Mutter fickt, oder einfach nur irgendeine (ältere) Frau. Und dann muss der Autor auch gar nicht viele Emotionen transportieren, die emotionale Fallhöhe zwischen Mutti und Sohn leuchtet dem stumpfsinnigsten Leser ein.

Und da sind wir am springenden Punkt: Die meisten erotischen Texte funktionieren über eine emotionale Fallhöhe. Je besser der Autor diese Achterbahn bauen kann, desto größer ist der Kick bei den Lesern.
In deiner Geschichte läuft alles auf einen doppelten Seitensprung hinaus. Das ist für eine klassische Ehe der Todeslooping, denn es zeigt, dass beide ihr Glück woanders suchen. Es hat dich keiner gezwungen eine solche Situation herbeizuführen, aber wenn du das aus freien Stücken machst, warum machst du aus dem Todeslooping dann eine seichte Kurve, die alle beteiligten entspannt nehmen, ohne aus dem Ruhepuls zu kommen?
Ich weiß nicht, ob du verheiratet oder mit langjährigen Beziehungen vertraut bist, und die Komplexität einer solchen Situation nachvollziehen kannst – ich kann das. Und in einer Ehe können schon weit geringe Anlässe zu heftigen Beben führen. Immerhin kennen sich langjährige Partner im guten wie im Bösen – sie kennen die Schwächen des anderen und können diese schützen oder grausam verletzen.
Wenn sich diese langjährigen Partner gegenseitig beim Fremdgehen erwischen, ist diese entspannte quit pro quo – Lösung die du aufzeigst, äußerst unwahrscheinlich. Menschen sind unlogisch, irrational und sich selbst am nächsten. Da könnten Sätze fallen, wie:
„Nur weil ich fremdgehe, darfst du das noch lange nicht“
„Wer hat denn angefangen“
„Das ist die Rache für …“

Genau diese Eskalation würde die emotionale Fallhöhe erzeugen, die eine spätere Versöhnung umso leidenschaftlicher und emotionaler werden ließe. Das ist keine leichte Aufgabe, aber wenn man sich diese Arbeit macht, wird sie sicherlich belohnt.
In den allermeisten Fällen würde das Zusammentreffen in der Lobby zu einem heftigen Konflikt führen, dem eine beißende Eiszeit folgt. Das ist für eine Sex-Geschichte zu realistisch. Aber nach dem Drama, bei dem sich die Eheleute die Verfehlungen der letzten Jahre um die Ohren hauen, könnten die Seitensprünge (Tanja und Sven) eine sexuelle Aussöhnung der Eheleute in die Wege leiten. Vielleicht mit dem Ergebnis, dass die Eheleute sich zu ihrer Leidenschaft für das Swingen bekennen und ein ganz neue Erfüllung miteinander und mit anderen erleben.
Nebenbei: Warum sich Tanja und Sven aufeinander einlassen, ist ebenfalls nicht nachvollziehbar. Zumal Tanja ihrem Chef gegenüber schon aus beruflichen Gründen eine gewisse Loyalität entgegenbringen müsste.

Als kleine Beispiel für Charakterzeichnung und Emotionen habe ich die Einleitung deiner Geschichte mal (auf die Schnelle) so geschrieben, wie ich sie mir vorstellen könnte. (Das heißt nicht, dass meiner Version "besser" ist, so gefällt sie MIR aber besser) Vielleicht erkennst du die Unterschiede und weißt dadurch, was ich meine.

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Clemens ließ seinen Firmenwagen entspannt auf der linken Seite der Autobahn dahinrollen und genoss den Komfort der großen Limousine,
die ihm als Geschäftsführer zustand. Noch mehr genoss er den Anblick von Tanja,
seiner deutlich jüngeren Assistentin. Sie saß auf dem Beifahrersitz und trug ein Sommerkleid,
dass für den Dresscode des Unternehmens deutlich zu knapp war.

Offiziell waren sie auf einer mehrtägigen Geschäftsreise.
In Wahrheit hatten sie diese Zeit in einem entlegen Hotel geplant, um ihre jung Affäre ungestört ausleben zu können.
Die hastigen Nummern auf seinem Schreibtisch nach Feierabend, waren ihnen nicht mehr genug,
sie wollten sich in einem angemessenen Rahmen aufeinander einlassen können.

Als Clemens zu ihr rüber schaute, sah er ihre signalroten Fingernägel und ihr Make-up, dass offensiver war,
als er es aus dem Büroalltag von ihr kannte. Tanja wusste, worauf sie sich eingelassen hatte,
als sie heute Morgen in sein Auto gestiegen war und dennoch glaubte er, eine leichte Anspannung bei ihr zu erkennen.
Sie erwiderte den wissenden Blick, lächelte verlegen und schaute dann auf ihrer Seite des Wagens aus dem Fenster.

Er legte seine Hand auf ihren nackten Oberschenkel und fuhr ein Stück unter den Saum ihres Kleides.
Tanja dreht den Kopf zu ihm und schaute ihn mit einer Mischung aus Empörung und Erregung an.
»Entspanne dich, wir sind gleich da«, sagte er mit seiner sonoren Stimme.
Er wusste von Tanja, dass sie es liebte, wenn er mit ihr in der tiefen Tonlage eines entschlussfesten Machers redete.
Und er liebte es, ihr das Gefühl von Sicherheit geben zu können.
Eine Sicherheit, in der sie sich ihm hingeben konnte.
Tanja schob ihr Becken auf dem Sitz nach vorne und bot ihm ihren Schoß an.

Diese verlegene Bereitwilligkeit in Tanjas Augen und der Reiz des Neuen vermisste Clemens schon lange bei seiner Ehefrau.
Nach fast zwanzig Jahren waren sie ein eingespieltes Team das frei von Überraschungen reibungslos funktionierte
– vom Alltag geformt und darin gefangen.

»Hast du keinen Slip an?«, fragte er und fühlte die zarte Haut ihrer Schamlippen.
Tanja schüttelte den Kopf gespielt langsam, wie ein schüchternes Mädchen.
Nach wenigen Fingerbewegungen fühlte Clemens frische Nässe in ihrem Schritt.
Sein Hand zwischen ihren Beinen tat nicht viel. Es reichte, um Tanja aus der Rolle des Unschuldslamms fallen zu lassen.
Sie lächelte ihn lüstern an und sagte:
»Hoffentlich sind wir bald da, ich will endlich deinen Schwanz spüren.«
-----------------------------------------------------------------------------------------

LG
_Faith_
 
Nachvollziehbare Charaktere, natürlich wirkende Dialoge...

... ich kann dir da nur raten, dir deine eigene Menschenerfahrung vor Augen zu führen. Du kennst Personen, welche du interessant findest, welche die du mit Spaß verbindest, Leute, welche dich nerven oder sogar erzürnen. Baue ihre Persönlichkeiten in Geschichten ein, dann hast du auch sofort einen emotionalen Bezug. Ich mache das schon immer so und bin von daher um jeden Menschen dankbar, den ich interessant genug finde auf diese Weise verwurstet zu werden.

Meine Geschichte Thao ist hierfür ein gutes Fallbeispiel. Vielleicht tust du dir ein Kapitel an, dann wirst du erahnen können was ich meine.

Liebe Grüße

Sena
 
Ich habe mich mal ein wenig mit "Show don´t tell" beschäftigt. Manche Beispiele leuchten mir ein, andere weniger.

Ich habe mir gerade einen meiner unveröffentlichten Texte vorgenommen und wollte voller Elan an die Problematik herangehen. Zum Glück weist mich Papyrus Autor auf mögliche Fundstellen hin. Leider musste ich feststellen, dass es mir schwer fällt, alternative Formulierungen zu verwenden. Wahrscheinlich ist es nicht leicht, die Sätze zu beurteilen, da sie aus dem Zusammenhang gerissen sind.


"Chrissi ärgerte sich maßlos."
Sollte ich schreiben: "Sie stampfte wutentbrannt mit dem Fuß auf den Boden, ihr Gesicht lief puterrot an."
Sie ist doch nicht Rumpelstilzchen. Wie soll ich das denn anders auflösen?


"„Lass es bleiben. Du willst dich doch nicht verletzen“, meinte Jenny mitfühlend."
Und was statt mitfühlend? "...meinte Jenny mit sanfter Stimme und legte ihr behutsam die Hand auf die Schulter"?


"Als lebenslustiger Mensch war sie bereit, ein Risiko einzugehen,..."
Klar, ich behaupte das einfach und erwarte, dass mir die Leser das glauben. Wenn ich das grundsätzlich verstanden habe, sollen die Leser selber herausfinden, dass sie lebenslustig ist, indem ich sie entsprechend handeln lasse. Wie soll ich das aber in dieser Szene bewerkstelligen, ohne weit auszuholen und sie Dinge machen zu lassen, die mit der Handlung nichts zu tun haben?


"Sie dachte nach, schaute auf den Motorroller und meinte:"
Wie stellt man es bildlich oder lebendig da, dass jemand nachdenkt? "Sie zog die Stirn in Falten und wirkte in sich gekehrt." und der Leser erkennt dadurch, dass sie nachdenklich ist?


"„Warum setzt du dich nicht hinter mich und wir beide fahren nackt durch die Nacht?“, fragte Chrissi gereizt."
Dass sie gereizt ist, behaupte ich mal wieder einfach. Alternativ "fragte Chrissie und funkelte xyz böse an."?


"Nun stand sie nackt neben dem Roller und wurde von allen Seiten neugierig beäugt."
Das "neugierig" wird beanstandet. Wie beschreibt man die neugierigen oder interessierten Blicke der Anwesenden? Oder lässt man das neugierig einfach besser weg?


"Sie sah in die erwartungsvollen Gesichter und gab Gas."
Auch hier stehe ich auf dem Schlauch und hätte keine Ahnung, wie ich das bildlich formulieren sollte.


Es ist ja nicht so, dass ich nicht gewillt bin, meine Texte in Richtung bildlicher Sprache und Lebendigkeit zu optimieren, doch mir sind hier klar die Grenzen aufgezeigt. Noch fehlt mir der intellektuelle Zugang zu dem Thema.

swriter
 
Kommentare in grün.

"Chrissi ärgerte sich maßlos."
Sollte ich schreiben: "Sie stampfte wutentbrannt mit dem Fuß auf den Boden, ihr Gesicht lief puterrot an."
Sie ist doch nicht Rumpelstilzchen. Wie soll ich das denn anders auflösen?

Du solltest das schreiben, was dem Leser zeigt, dass sie sich "maßlos ärgert". Wenn dir das Aufstampfen mit dem Fuß spontan in den Kopf kommt, ist es wohl das Richtige. Das "puterrot" ist meiner Meinung nach zu viel und zu sehr Klischee.

"„Lass es bleiben. Du willst dich doch nicht verletzen“, meinte Jenny mitfühlend."
Und was statt mitfühlend? "...meinte Jenny mit sanfter Stimme und legte ihr behutsam die Hand auf die Schulter"?

"Sanft" und "behutsam" ist doppelt gemoppelt. Aber sonst hört es sich für mich so richtig an.

"Als lebenslustiger Mensch war sie bereit, ein Risiko einzugehen,..."
Klar, ich behaupte das einfach und erwarte, dass mir die Leser das glauben. Wenn ich das grundsätzlich verstanden habe, sollen die Leser selber herausfinden, dass sie lebenslustig ist, indem ich sie entsprechend handeln lasse. Wie soll ich das aber in dieser Szene bewerkstelligen, ohne weit auszuholen und sie Dinge machen zu lassen, die mit der Handlung nichts zu tun haben?

Ah, aber genau das hast du mit dem Adjektiv "lebenslustig" gemacht. Wenn du bisher nie hast anklingen lassen, dass sie lebenslustig ist, dann ist das tatsächlich eine unbegründete Behauptung. Du musst nicht weit ausholen. Geh einfach zurück im Text und suche eine Stelle, wo das (im Dialog oder in einer Handlung) herauskommt.


"Sie dachte nach, schaute auf den Motorroller und meinte:"
Wie stellt man es bildlich oder lebendig da, dass jemand nachdenkt? "Sie zog die Stirn in Falten und wirkte in sich gekehrt." und der Leser erkennt dadurch, dass sie nachdenklich ist?

Warum denkt sie nach, worüber denkt sie nach. "Nachdenklich sein" ist etwas anderes als nachzudenken.

"„Warum setzt du dich nicht hinter mich und wir beide fahren nackt durch die Nacht?“, fragte Chrissi gereizt."
Dass sie gereizt ist, behaupte ich mal wieder einfach. Alternativ "fragte Chrissie und funkelte xyz böse an."?

"gereizt" passt mMn in dem Fall. Du musst nicht alle Adverbien wegwerfen. Wie bei jeder Schreibregel gilt es auch hier, das richtige Maß zu finden.


"Nun stand sie nackt neben dem Roller und wurde von allen Seiten neugierig beäugt."
Das "neugierig" wird beanstandet. Wie beschreibt man die neugierigen oder interessierten Blicke der Anwesenden? Oder lässt man das neugierig einfach besser weg?

Passiv ist fast immer schlecht. Also schreib entweder wer sie "beäugt" oder besser: Schreibe wie sie das Beäugen wahrnimmt. So etwa "Gierige Blicke trafen sie von allen Seiten."

"Sie sah in die erwartungsvollen Gesichter und gab Gas."
Auch hier stehe ich auf dem Schlauch und hätte keine Ahnung, wie ich das bildlich formulieren sollte.

"sehen" ist hier vielleicht das falsche Wort. Man sieht etwas, aber man blickt in Gesichter.

Noch fehlt mir der intellektuelle Zugang zu dem Thema.

Grundregel des Schreibens: Über, üben, üben. Was bei solchen Geschichten manchmal hilft, ist es, sich dieselbe Szene aus verschiedenen Blickwinkeln vorzustellen. Was denkt sich z.B. einer der Umstehenden, wenn sich die junge Frau nackt auf einen Roller schwingt, und davon fährt? Was sagen die Leute? Machen sie dumme Bemerkungen? Im ersten Fall musst du nicht die Perspektive schwenken, sondern sie kann sich ja vorstellen, was die Leute denken.


swriter

Ich hoffe das hilft.

Phiro

PS: Ich kenne den Text ja nicht, aber könnten hier noch ein paar Dialogsätze weiterhelfen?
 
Kommentare in grün.



Ich hoffe das hilft.

Phiro

PS: Ich kenne den Text ja nicht, aber könnten hier noch ein paar Dialogsätze weiterhelfen?

Danke für deine Antworten.

zu "ärgerte sich maßlos"
Meiner Meinung nach kann man sich ärgern, ohne das nach außen zu zeigen. Es sind nicht immer Gesten oder Mimik verfügbar, anhand denen man den Gefühlszustand ablesen kann, daher ist es für mich OK, das zu behaupten, ohne es belegen zu müssen.

zu "lebenslustig"
Ich treffe diese Aussage zu Beginn des Textes. Das ist die erste Szene. Es gibt keine Vorgeschichte, in der ich sie charakterisieren könnte und ich fände es unpassend, die Geschichte künstlich zu verlängern bzw. ein Preview zu kreieren, nur um ein Wort streichen zu können.

zu "sie dachte nach"
Das ist ein guter Tipp von dir. Aufzuzeigen, worüber sie nachdenkt.

Letztendlich ist es sicher eine Frage der Erfahrung, wie man mit entsprechenden Formulierungen umgeht. Zumindest bin ich jetzt hinsichtlich dieses Themas sensibilisiert und werde ein Auge auf Textstellen haben, die sich für bildgewaltigere Formulierungen anbieten. Ob mir das gelingt und ob das am Ende zur Verbesserung der Textqualität führt, bleibt abzuwarten.

swriter
 
Nachtrag:

"„Warum setzt du dich nicht hinter mich und wir beide fahren nackt durch die Nacht?“, fragte Chrissi gereizt."
Dass sie gereizt ist, behaupte ich mal wieder einfach. Alternativ "fragte Chrissie und funkelte xyz böse an."?

Solche Gemütszustände wie "gereizt" oder oben "verärgert" kannst du auch anders formulieren. So wie du es formuliert hast, redet der Autor. Wandle das um in die Meinung deiner Perspektivfigur: ", fragte Chrissi. Sie klang gereizt. oder "He, du klingst ganz schön gereizt". (Dialog ist immer gut.)

Grüße
Phiro
 
... ich kann dir da nur raten, dir deine eigene Menschenerfahrung vor Augen zu führen. Du kennst Personen, welche du interessant findest, welche die du mit Spaß verbindest, Leute, welche dich nerven oder sogar erzürnen. Baue ihre Persönlichkeiten in Geschichten ein, dann hast du auch sofort einen emotionalen Bezug. Ich mache das schon immer so und bin von daher um jeden Menschen dankbar, den ich interessant genug finde auf diese Weise verwurstet zu werden.

Also wenn's darum geht, "echte" Personen in Erzählungen einzubringen, dann macht man das wohl am besten so... (und auch viele ziemlich gute Autoren sagen, sie machen das so.... ;.)

Von meiner Seite zB, ich hab ein Mal einen Typen erlebt, der stank wie 14 Tage nicht geduscht und vom Schweiß unter den Achseln noch zusätzlich, dass ich mich einfach nur weg drehen wollte...

Bis heute weiß ich, wie das riecht.... :eek::cattail:
 
Ich habe gerade eine an sich fertig lektorierte (selbst) Geschichte ein weiteres Mal überarbeitet und an zahlreichen Stellen Optimierungen vorgenommen.

Passivkonstruktionen, indirekte Rede, Attribute wie "schön, attraktiv" oder Formulierungen wie "Ich spürte, dass"

Was ich bei früheren Korrekturdurchgängen durchgewunken habe, hat mir jetzt nicht mehr gefallen. Das zeigt, dass man mit einem leicht veränderten Blickwinkel auf seine Arbeit zu anderen Erkenntnissen kommen kann. Hierzu bedurfte es allerdings eines Anstoßes von außen, insofern danke ich für die Anregungen im Forum bzw. für die negative, aber konstruktive Kritik von Faith.

Wahrscheinlich werde ich denselben Text in 5 Jahren als grottenschlecht empfinden. ;)

swriter
 
Von meiner Seite zB, ich hab ein Mal einen Typen erlebt, der stank wie 14 Tage nicht geduscht und vom Schweiß unter den Achseln noch zusätzlich, dass ich mich einfach nur weg drehen wollte...

Bis heute weiß ich, wie das riecht.... :eek::cattail:

Das wäre doch schon mal die beste Voraussetzung, um mal eine speziell olfaktorisch basierte Erotikgeschichte zu schreiben, à la "Das Parfum" ;-))
 
Wahrscheinlich werde ich denselben Text in 5 Jahren als grottenschlecht empfinden. ;)

Klingt perfekt! Ich werde immer ganz unruhig, wenn ich einen älteren Text von mir selbst lese, bei dem ich nicht das Bedürfnis habe, ihn nochmal zu überarbeiten. Das bedeutet ja nur, dass man sich nicht weiterentwickelt hat.
 
Das wäre doch schon mal die beste Voraussetzung, um mal eine speziell olfaktorisch basierte Erotikgeschichte zu schreiben, à la "Das Parfum" ;-))
Naja, diesen sarkastisch-anmaßend herablassenden Ton mag ich aber gar nicht so gern... :( (ofaktorisch = Gerüche)

Gerüche kann man in jeder Situation beschreiben. Viele tun's halt einfach nicht...

... Als ich vor meiner Tür stand, roch ich als erstes den gewohnten Duft von...
... Als ich vor meiner Tür stand, roch ich als erstes ein beißend-brennendes Rasierwasser, und ich wusste...
... Als ich vor meiner Tür stand, roch ich den wohligen Duft von Jasmin wie gestern bei dem Mädchen, als ich...

Sind natürlich nur Beispiele... :rose::heart::)
 
Klingt perfekt! Ich werde immer ganz unruhig, wenn ich einen älteren Text von mir selbst lese, bei dem ich nicht das Bedürfnis habe, ihn nochmal zu überarbeiten. Das bedeutet ja nur, dass man sich nicht weiterentwickelt hat.

Ich bin ja seit gut 8 Jahren dabei. Wenn ich Veröffentlichung Nr. 1, 100, 200 und 300 nebeneinander lege, erkenne ich die Unterschiede in der Textqualität. Sollte ich die 400 erreichen, erhoffe ich mir auch dort einen Sprung in Sachen Textgüte.

Ja, manchmal tut es in den Augen weh, wenn ich Frühwerke von mir anschaue. Aber das gehört zu meiner Vita hier auf dieser Plattform. So habe ich "damals" geschrieben und ich sehe keinen Grund, das vertuschen zu wollen.

Und wenn jetzt jemand meint, in 8 Jahren hätte ich mehr Fortschritte machen müssen - manche brauchen halt länger als andere. ;)

swriter
 
Du bist das beste Beispiel dafür...

... wohin konstruktive Kritik führen kann. Ich habe da eine ähnliche Entwicklung durchlaufen und muss vielen Menschen für Geduld und Support dankbar sein. Deutlich Schwächen hab ich beim Schreiben nach wie vor und gerade dieser "Rest" hat es dann auch in sich. Kommasetzung, Zeitzonen, ständiges Vernachlässigen von Beschreibung des Raums und der vorherrschenden Gegebenheiten. Wetter kommt bei mir so gut wie nie vor. Es gibt da noch vieles mehr.

Gruß Sena
 
Wetter kommt bei mir so gut wie nie vor.

Das ist aber auch nicht schlimm. Wenn man mal von Dialogen absieht, in denen sich Leute über das Wetter unterhalten, ist die Folge von beschriebenem Wetter, dass der Leser erwartet, dass das Wetter Auswirkungen hat.

z.B. starker Regen => Prota muss sich irgendwo unterstellen => Prota trifft jemanden

Sonnenschein => Prota zieht sich etwas Luftiges an => Prota erregt Aufsehen.

Nebel => Prota verirrt sich => Prota wird von Vampir attackiert.

Deswegen habe ich bewusst ganz wenige Hinweise auf das Wetter.
 
Hmm, naja das "Wetter" kann man ja auch anders einsetzten.. --> aus einer Geschichte, die ich gerade gelesen habe:

Zwei Personen, ein Mann und eine Frau stehen an der Reeling eines Schiffes:
»Mr. Greenwood bezahlte den Kellner mit einer 100-Dollar-Note. Dabei hatte er seine Geldbörse so weit geöffnet, dass Leonora an der Innenseite ein Foto sah, das Mr. Greenwood, etwas jünger, zeigte an der Seite einer ausgesprochen hübschen, brünetten Frau, und auf der anderen Seite war kleines Mädchen, ebenso brünett, etwa 8-10 Jahren. Leonora sah ihn an: "Ist das ihre Familie, Mr. Greenwood? Ist die noch in Liverpool? Fahren Sie ihr voraus?"

Mr. Greenwood sah starr auf den Horizont hinaus: "Es zieht ein Gewitter auf, sehen Sie das?« Er deutete auf eine Stelle am himmelweit hellblauen Horizont. »Von dort. Glauben Sie, wird es uns erreichen?"«
...
 
Diesen Satz hatte ich am Ende einer Geschichte gelesen:

Ich lag abends im Bett und mir ballerten die Bilder durch meinen Kopf.

Ist das jetzt lebendige Sprache oder einfach nur mies geschrieben?

swriter
 
Fände ich völlig okay. Ballern setzt durchaus eine Stimmung frei. Schnell, prägnant, begleitet von einem Spannungsgefühl.
 
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