Die Griechen...

Zenobit

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Mar 28, 2014
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Um mal neben dem Aufregerthema NR. 1 hier "Dem Islam" ein zweites aktuelles Thema in den Ring zu werfen:
Was haltet Ihr von Griechenland, bzw. dessen neuer Regierung und wie seht ihr die Haltung der Deutschen, bzw. die von Mutti Merkel???

Die Stammtischdiskussion ist somit eröffnet...
 
Dann werde ich mal gleich die Lufthoheit
über den Stammtischen herstellen.

Die Probleme sind sowohl von den Griechen
im Zuge des Beitritts in den Euro, als auch
von Seiten der Währungswächter in Brüssel
gemacht worden, die die Inflation in Hellas
schlichtwer schön gerechnet haben, um die
Griechen als Altmitglied der EU nicht vor den
Kopf zu stoßen, die vorgeschriebenen vier
Prozent max. Inflationsrate konnten die
Hellenen nie einhalten.

Reperationszahlungen:

Ich denke schon, dass da noch was offen ist,
ich bin aber auch der Meinung, dass sich nicht
mehr alles belegen lässt, aus diesem Grund wäre
ich für das Modell mit der Stiftung, alternativ
könnte man ja auch mal über einen Solizuschlag
auf EU Basis verhandeln.
 
@Griechenland

"PB57" hat das Wesentliche über die Ursachen ja schon gesagt.
Die Griechen haben den Schlamassel selbst verursacht durch geschönte Zahlen.
Das war ein Fall von Staatsbetrug.
Spätestens 2004 -- als das bekannt wurde-- hätte die EU reagieren müssen.
Bei Betrug fliegt man normalerweise raus.

Die neue Regierung lenkt vom wesentlichen ab: Sie sucht die Schuldigen außerhalb (Troika, EU, EZB).
Dabei sind die Pobleme hausgemacht.
Die haben keine effiziente Verwaltung.
Die elementarsten Institutionen, die ein Staat braucht, funktionieren nicht.

Da hilft kein Kredit der Welt.
Die müssen ihren Laden reformieren, damit man überhaupt wieder von einem Staat sprechen kann.

Was das Szenario betrifft: Die Griechen halten oder aus dem Euro rauswerfen: Ich denke, ein Ausscheiden aus dem Euro hätte für die Griechen fatale Konsequenzen.
Wer um Himmels Willen auf der Welt will denn ne Drachme???
Das Abwerten der neuen Währung Drachme würde Ihnen nicht helfen. Die haben nix, was sie exportieren könnten und wo eine Abwertung den Export verbilligen und ankurbeln würde.

Also bleibt nur, die Griechen im Euro zu halten.
"No bail out"-Klausel hin oder her: Die gemeinsame Währung ist längst eine Schiscksalsgemeinschaft, wo man auch für den anderen einstehen muss.

Zur Frage der Reparationen: Auch das ist ein Ablenkungsmanöver der "Syriza-Boys."
Das ist moralische Erpressung.
Wir sollten nicht jeden Köter schlucken, den uns Varoufakis hinwirft.

Die Griechen wurden in Form eines Globalabkommens entschädigt.
Das war 1960.
Juristisch ist die Sache recht eindeutig.
Bis die Griechen die Kohle eingeklagt hätten-- Erfolg ungewiss-- wären sie längst pleite.

Also: Man sollte diese beiden Themen nicht vermischen.
Jetzt geht es darum, dass die Griechen schnell wieder Geld bekommen (Spätestens Anfang Aprilk sind sie pleite).
Und Kohle gibt's von den Geldgebern nur gegen weitere Reformen.

Da spricht die EU endlich mal mit einer Stimme, bleibt hart und lässt sich nicht auseinanderdividieren.
Und das ist auch gut und richtig so.

lg
"Rosi" (Johannes)
 
..... und was die Rückzahlungsmodalitäten betrifft
sollten sich die Griechen beim BmF Schäuble extra
bedanken, wäre es nur nach den Iren, Spaniern &
Italienern gegangen, die ja ebenfalls schon mal
unter dem Rettungsschirm waren und die sich in
mustergültiger Weise selbst umfassende Reformen
verschrieben haben, dann wäre Hellas aber komplett
pleite.
 
@pb57

..... und was die Rückzahlungsmodalitäten betrifft
sollten sich die Griechen beim BmF Schäuble extra
bedanken, wäre es nur nach den Iren, Spaniern &
Italienern gegangen, die ja ebenfalls schon mal
unter dem Rettungsschirm waren und die sich in
mustergültiger Weise selbst umfassende Reformen
verschrieben haben, dann wäre Hellas aber komplett
pleite.

Hi.
Das sehe ich auch so.
Es ist gar nicht möglich, bei den Griechen ne Ausnahme zu machen.
Alle anderen Länder, die Sparauflagen haben und reformieren würden sich zu Recht benachteiligt fühlen.

Ich hab noch nen Punkt vergessen: Bereits vor 5 Jahren hat Wolfgang Schäuble den Griechen angeboten, 500 deutsche Verwaltungsfachleute nach Athen zu schicken, um den Laden dort wieder flott zu machen.
Das Angebot steht noch immer, wurde von den Griechen aber bis heute kommentarlos ignoriert.
Darüber kann man nur den Kopf schütteln.

Also, wenn die Deutschen etwas nahezu perfekt können, dann, eine effiziente Verwaltung aufbauen.

lg
"Rosi" (Johannes)
 
Um mal neben dem Aufregerthema NR. 1 hier "Dem Islam" ein zweites aktuelles Thema in den Ring zu werfen:
Was haltet Ihr von Griechenland, bzw. dessen neuer Regierung und wie seht ihr die Haltung der Deutschen, bzw. die von Mutti Merkel???

Die Stammtischdiskussion ist somit eröffnet...

Dankeschön, zenobit! Ist ein guter Punkt. :) Ich schreib dann mal ein paar Dinge, wie das eigentlich so ist...

Also das Grundproblem begann mit der Aufnahme der Griechen in den Euro. Die Griechen haben die Maastricht-Kriterien schon von Anfang an nie eingehalten; und das hat in Europa jeder gewusst; auch die Steuerhinterziehung, und dass die Griechen "getürkte" Statistiken bei der EU einreichen.. das hat auch jeder gewusst... --> ABER damals hat insbes. die dt. alles daran gesetzt, dass die Griechen in den EURO kommen... Das hilft uns heute zwar nix weiter, aber diese historische Perspektive ist wichtig. DENN: Hätten die Deutschen damals so genau hingesehen wie heute --> Wir hätten heute das ganze Problem nicht. Das muss zwecks historischer Korrektheit einfach angeführt werden.
--

Zur aktuellen Situation: Das ist komplizierter; Aber zunächst muss man einmal vor allem das ganze destruktive Narrativ von Wir-gute-Deutsche versus Ihr-böse-Griechen wegbekommen. Wir sitzen nämlich alle im gleichen Boot!

Was Europa in der gegenwärtigen Situation braucht, das ist Wirtschaftswachstum. (!)

Und dem sollte man, egal wie schmerzhaft das auch immer sein mag, alles andere unterordnen.
 
Ich denke auch es wurden auf beiden Seiten Fehler gemacht.
Die Griechen haben zwar über ihre Verhältnisse gelebt. Aber der Rest Europas und insbesondere Deutschland haben daran ganz gut verdient und es gedeckt. So als ob man einer Frau eine ungedeckte Kreditkarte in einem Schuhladen gibt...

Die Wut der Griechen kann ich teilweise auch nachvollziehen. Die EU und Deutschland haben nicht das Volk finanziell unterstützt, sondern einzig und alleine die Banken gerettet.
Bei der Bevölkerung ist kein Euro angekommen.
Deren Wut richtet sich aber aus meiner Sicht, gegen die falsche Seite. Man sollte nicht sauer auf die Geldgeber sein, sondern auf die eigene Regierung, die alles verbockt hat.
Die Griechen als faule Hunde zu bezeichnen ist genau so falsch, wie uns mit der Nazi-Keule zu kommen.

Man kann aus meiner Sicht auch Griechenland nicht mit Deutschland vergleichen. Da nützen Sprüche wie: "Die sollten erst einmal sparen, machen wir Deutsche ja auch!" recht wenig.
Deutschland ist eine Industrienation und Exportweltmeister, Griechenland nicht. die haben viel zu wenige Geldeinnahmen um zu sparen.

Daß die Geldgeber (also auch wir) gewisse Forderungen stellen, ist aber auch nachvollziehbar. Man will ja nicht ewig Geld ins Feuer werfen. Und da haben bisher die Griechen die Sache aus meiner, zugegeben nicht sehr kompetenten, Sicht nicht gerade geglänzt.
Statt das Geld von den Reichen zu holen, die nur wenige oder gar keine Steuern zahlen hat man bei den kleinen Leuten angefangen. Beamte entlassen, statt die Steuerlisten der Millionäre abzuarbeiten...
 
@Zenobit

Ich denke auch es wurden auf beiden Seiten Fehler gemacht.
Die Griechen haben zwar über ihre Verhältnisse gelebt. Aber der Rest Europas und insbesondere Deutschland haben daran ganz gut verdient und es gedeckt. So als ob man einer Frau eine ungedeckte Kreditkarte in einem Schuhladen gibt...

Die Wut der Griechen kann ich teilweise auch nachvollziehen. Die EU und Deutschland haben nicht das Volk finanziell unterstützt, sondern einzig und alleine die Banken gerettet.
Bei der Bevölkerung ist kein Euro angekommen.
Deren Wut richtet sich aber aus meiner Sicht, gegen die falsche Seite. Man sollte nicht sauer auf die Geldgeber sein, sondern auf die eigene Regierung, die alles verbockt hat.
Die Griechen als faule Hunde zu bezeichnen ist genau so falsch, wie uns mit der Nazi-Keule zu kommen.

Man kann aus meiner Sicht auch Griechenland nicht mit Deutschland vergleichen. Da nützen Sprüche wie: "Die sollten erst einmal sparen, machen wir Deutsche ja auch!" recht wenig.
Deutschland ist eine Industrienation und Exportweltmeister, Griechenland nicht. die haben viel zu wenige Geldeinnahmen um zu sparen.

Daß die Geldgeber (also auch wir) gewisse Forderungen stellen, ist aber auch nachvollziehbar. Man will ja nicht ewig Geld ins Feuer werfen. Und da haben bisher die Griechen die Sache aus meiner, zugegeben nicht sehr kompetenten, Sicht nicht gerade geglänzt.
Statt das Geld von den Reichen zu holen, die nur wenige oder gar keine Steuern zahlen hat man bei den kleinen Leuten angefangen. Beamte entlassen, statt die Steuerlisten der Millionäre abzuarbeiten...


Hallo.
Im Großen und Ganzen bin ich einverstanden mit deinem P.
Dass die Griechen wütend sind und nix haben von irgendwelchen abstrakten ökonomischen Kennziffern, die besser werden...-- Das kann ich nachvollziehen.

Aber auch die Gleichung: Man hat "nur" die Banken gerettet und beim Volk kam nix an, ist zu einfach.
Banken sind nicht per se die Inkarnation des Bösen.
Man braucht Banken.
Sie sind quasi die Adern einer Volkswirtschaft.
Der Punkt ist: Wenn das "volkswirtschaftliche Blut"-- das Geld-- von den Adern-- den Banken-- nicht dorthin geleitet wird, wo es hingehört: In die Unternehmen, damit die investieren können, sondern wenn damit gezockt wird, dann wird's brenzlig.
Und: Banken zu retten ist nicht per se falsch.
Heute weiß man, dass es ökonomisch vernünftiger und volkswirtschaftlich auch billiger gewesen wäre, hätte man "Lehman Brothers" gerettet, statt die Bank pleite gehen zu lassen.

lg
"Rosi" (Johannes)
 
Na ja, hatte ich vielleicht etwas zu allgemein formuliert. Klar mussten die Banken gerettet werden, ebenso wie in der Wirtschaftskrise unsere Banken gerettet werden mussten.
Nur für viele schien das in Deutschland nicht angekommen zu sein. Die dachten, das Geld bekommen griechische Frührentner und das "arbeitsscheue" Volk!

Wie du schon schreibst, ist das Problem, daß die Banken sich zwar gerne retten lassen, das Geld aber nicht an die Bevölkerung weitergeben und lustig weiter spekulieren, da sie ja auch bei weiteren drohenden Pleiten wieder gerettet werden müssen. Da hätte die griechische Regierung einen Riegel vorschieben und schnell einige Gesetze erlassen sollen.
Z.B. Bänkern riesige Provisionen verbieten solange sie noch Schulden beim Staat haben. Hat bei unseren Banken auch ganz gut funktioniert...

Tatsache ist aber , daß sich in der Regierung einiges ändern muss, sonst kommen die nie auf den grünen Zweig, selbst mit Schuldenschnitt.
Das würde auch Peter Zwegat von RTL schnell feststellen.
Zitat:
"Was haben sie denn an Einnahmen und was an Ausgaben?"
Zischendes Luftholen...
"Muss denn das wirklich sein, drei Stangen Zigaretten in der Woche???"
 
Also das größte Problem, das sind einmal die 20-25% Arbeitslosigkeit in Griechenland... und zweitens - was noch schlimmer ist - das sind die über 50% Jugend-Arbeitslosigkeit.

Also, ganz locker gesagt: Wenn in Griechenland einer / eine die Uni fertig hat, dann kann er und sie, möglichst schnell dazu schauen, dass er wieder bei Mama unter kommt... Weil Arbeit gibt's sowieso keine...

Wie man unter solchen Umständen Kredite zurückzahlen soll - da muss man wohl deutscher Finanzminister sein, um sich das vorstellen zu können...

Die Franzosen haben das inzwischen begriffen: Dass Leute nur dann Steuern zahlen, wenn sie auch Arbeit haben...
 
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