Beim eher nachlässigen Schmöckern hier im Forum, beim Betrachten diverser Signaturen und schließlich einer Empfehlung FreddyKruegers folgend habe ich mich zu diesem neuen Thread entschlossen. Ich habe mir sehr lange überlegt, welchen Titel ich ihm geben soll. Schon in der Überschrift wollte ich eine griffige Richtungsangabe hin bekommen und habe mich nach einigem Nachdenken für "Der Putin-Reflex" entschieden.
Sowohl die Ablehnung von Putin, als auch das klare Bekenntnis gegen Rechts und rechtes Gedankengut sind hier mehrheitlich postuliert. Das Nein zu Diskriminierung und ein progressives Menschenbild mit starker Sympathie für jene, die für andere eintreten, kann man bei vielen hier unterstellen, quasi als gemeinsamen moralischen Nenner bezeichnen.
Der Begriff Neger wird hier ebenso zurecht als rassistisches Schimpfwort kritisiert, wie der Kampf der Pussy Riots klare Unterstützung findet. Ich glaube, wir sind uns einig, dass Schwarze nicht nur in den hinteren Teil des Busses verbannt werden dürfen und wir würden sie selbstverständlich nicht wegen ihrer Hautfarbe von einem Gespräch ausschließen.
Apartheid geht nun mal gar nicht. Wir fühlen uns gut dabei auf einem solchen Wertefundament zu stehen. Worte wie Neger und Pussy Riots lösen sofort Reflexe aus. Das ist umso leichter, weil diese Dinge im öffentlichen Fokus stehen und politische Korrektheit, so ähnlich wie bei Facebook, mit einem Klick auf "Like it" demonstriert werden können.
Dann fiel mir hier kürzlich jemand auf, der seine Kommunikationsbereitschaft von einem gewissen Bildungsgrad abhängig machte. Er sagte nicht genau, was er unter Bildungsgrad versteht. Das spielt auch gar keine Rolle. Interessant ist die Tatsache, dass mangelnde Bildung offensichtlich als Ausschlusskriterium für Kommunikation, womöglich auch für Partnerschaft gesehen wird.
Man könnte das als klassenbewusstes Denken bezeichnen. Es besagt nichts anderes, als dass zum Beispiel ein Hauptschulabschluss oder die Tätigkeit eines Müllfahrers von Gesprächsteilnahme ausschließen können. Der Betroffene wird allein dadurch zum Paria, weil er zum Beispiel kein Psychologiediplom vorweisen kann. Im digitalen Bus möge er dann doch bitte hinten sitzen.
Aufzufallen scheint das niemand und es stört sich auch keiner daran. Das wird genauso widerspruchslos hingenommen, wie diese unselige Werbung für eine Partnervermittlung für Akademiker und so genannte Singles mit Niveau. Sind Akademiker kraft ihres Titels mit Niveau gesegnet und muss der Müllfahrer dieses erst beweisen?
Liegt das nur daran, weil wir die Bildungs-Apartheid, das Klassendenken stillschweigend teilen? Oder löst es nur nicht die richtigen Reflexe aus? Würde man einen Farbigen mit ebensolcher unwidersprochenen Selbstverständlichkeit als Partner ausschließen, wie einen Müllfahrer? Wie würden wir reagieren, wenn jemand schreibt, dass der Gesprächspartner über eine gewisse Hautfarbe verfügen solle? Was, wenn man bei der Suche Kandidaten mit Migrationshintergrund ausschließt?
Den Wert eines Menschen nach seinem Bildungsgrad zu bemessen ist auch insofern interessant, weil Bildung, je mehr davon genossen wurde, ja in erster Linie berufliche bzw. fachliche Qualifikation beschreibt. Müssen jetzt Kommunikationspartner oder Lebenspartner sich an beruflichen oder menschlichen Werten messen lassen?
Noch ein Beispiel: an manchen Schulen werden geistig Behinderte mit völlig gesunden Schülern gemeinsam unterrichtet, zumindest teilweise. Ist das nun lobenswert, oder müsste man das nicht einschränken? Müssen geistig Gesunde, die natürlich sehr wohl einen Nachteil hinsichtlich des behandelten Lernstoffvolumens bzw. dessen Intensität erleiden, davor geschützt werden, damit sie in der Zukunft nicht nur einen besseren Start ins Berufsleben haben, sondern auch ihre Kommunikations- und Partnerschaftsfähigkeit nicht leidet?
Ich bin auf euer Feedback gespannt.
Gruß
Dusty
Sowohl die Ablehnung von Putin, als auch das klare Bekenntnis gegen Rechts und rechtes Gedankengut sind hier mehrheitlich postuliert. Das Nein zu Diskriminierung und ein progressives Menschenbild mit starker Sympathie für jene, die für andere eintreten, kann man bei vielen hier unterstellen, quasi als gemeinsamen moralischen Nenner bezeichnen.
Der Begriff Neger wird hier ebenso zurecht als rassistisches Schimpfwort kritisiert, wie der Kampf der Pussy Riots klare Unterstützung findet. Ich glaube, wir sind uns einig, dass Schwarze nicht nur in den hinteren Teil des Busses verbannt werden dürfen und wir würden sie selbstverständlich nicht wegen ihrer Hautfarbe von einem Gespräch ausschließen.
Apartheid geht nun mal gar nicht. Wir fühlen uns gut dabei auf einem solchen Wertefundament zu stehen. Worte wie Neger und Pussy Riots lösen sofort Reflexe aus. Das ist umso leichter, weil diese Dinge im öffentlichen Fokus stehen und politische Korrektheit, so ähnlich wie bei Facebook, mit einem Klick auf "Like it" demonstriert werden können.
Dann fiel mir hier kürzlich jemand auf, der seine Kommunikationsbereitschaft von einem gewissen Bildungsgrad abhängig machte. Er sagte nicht genau, was er unter Bildungsgrad versteht. Das spielt auch gar keine Rolle. Interessant ist die Tatsache, dass mangelnde Bildung offensichtlich als Ausschlusskriterium für Kommunikation, womöglich auch für Partnerschaft gesehen wird.
Man könnte das als klassenbewusstes Denken bezeichnen. Es besagt nichts anderes, als dass zum Beispiel ein Hauptschulabschluss oder die Tätigkeit eines Müllfahrers von Gesprächsteilnahme ausschließen können. Der Betroffene wird allein dadurch zum Paria, weil er zum Beispiel kein Psychologiediplom vorweisen kann. Im digitalen Bus möge er dann doch bitte hinten sitzen.
Aufzufallen scheint das niemand und es stört sich auch keiner daran. Das wird genauso widerspruchslos hingenommen, wie diese unselige Werbung für eine Partnervermittlung für Akademiker und so genannte Singles mit Niveau. Sind Akademiker kraft ihres Titels mit Niveau gesegnet und muss der Müllfahrer dieses erst beweisen?
Liegt das nur daran, weil wir die Bildungs-Apartheid, das Klassendenken stillschweigend teilen? Oder löst es nur nicht die richtigen Reflexe aus? Würde man einen Farbigen mit ebensolcher unwidersprochenen Selbstverständlichkeit als Partner ausschließen, wie einen Müllfahrer? Wie würden wir reagieren, wenn jemand schreibt, dass der Gesprächspartner über eine gewisse Hautfarbe verfügen solle? Was, wenn man bei der Suche Kandidaten mit Migrationshintergrund ausschließt?
Den Wert eines Menschen nach seinem Bildungsgrad zu bemessen ist auch insofern interessant, weil Bildung, je mehr davon genossen wurde, ja in erster Linie berufliche bzw. fachliche Qualifikation beschreibt. Müssen jetzt Kommunikationspartner oder Lebenspartner sich an beruflichen oder menschlichen Werten messen lassen?
Noch ein Beispiel: an manchen Schulen werden geistig Behinderte mit völlig gesunden Schülern gemeinsam unterrichtet, zumindest teilweise. Ist das nun lobenswert, oder müsste man das nicht einschränken? Müssen geistig Gesunde, die natürlich sehr wohl einen Nachteil hinsichtlich des behandelten Lernstoffvolumens bzw. dessen Intensität erleiden, davor geschützt werden, damit sie in der Zukunft nicht nur einen besseren Start ins Berufsleben haben, sondern auch ihre Kommunikations- und Partnerschaftsfähigkeit nicht leidet?
Ich bin auf euer Feedback gespannt.
Gruß
Dusty