rosettenfreak
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"Nur einer, der beim Bau von Kzs mitgemacht hat" ("Erpan" in Posting 17 im Thread "Zitate? Zitate" über Altbundespräsident HEINRICH LÜBKE)
LÜBKE war unter den Nazis zunächst einmal inhaftiert.
Später findet sich eine Unterschrift von ihm unter Bauzeichnungen zu KZs.
KURT GEORG KIESINGER- der Kanzler der ersten grossen Koalition 1966 bis 1969- war ebenfalls ins NS-Regime involviert.
Das bekannteste Beispiel dürfte wohl HANS GLOBKE sein, der die "Nürnberger Rassegesetze" kommentiert hatte, und später unter ADENAUER Chef des Bundeskanzleramtes wurde.
Nun stellt sich die Frage, wie man mit Menschen umgeht, die in einer Diktatur eine Funktion hatten?
Ich finde, man muss unbedingt differenzieren WELCHE Funktion jemand hatte.
So haben weder GLOBKE, noch LÜBKE, noch KIESINGER versucht, aus der BRD ein "Viertes Reich" zu machen.
Die Grosse Koalition 1966 bis 1969 wird noch heute unterschätzt. So begann bereits mit KIESINGER die Entspannungspolitik, was viele jüngere heute gar nicht wissen dürften.
Und es komme mir jetzt keiner mit den "Notstandsgesetzen" - Von heute aus gesehen viel Rauch um nichts und der Beginn der "Bundesrepubklikanischen Betroffenheits-und Empörungskultur."
Aber bleiben wir beim Thema "Funktion in einer Diktatur:" Hätte die BRD 1949 sämtliche Menschen, die auch nur gewisse Berührungspunkte und Funktionen mit dem NS-Regime hatten, moralisch auf Dauer geächtet, sie hätte sich den administrativen Wiederaufbau an den Hut stecken können!
Sicher, es gibt Bürokraten, die einfach dienen, egal, um welches System es sich handelt ohne sich moralische Fragen zu stellen.
EICHMANN ist wohl bis heute der abschreckende Prototyp dieses Bürokraten.
Aber LÜBKE und KIESINGER sind sicher nicht mit EICHMANN vergleichbar.
Dasselbe Problem stellte sich für die BRD doch 1989/90 nach der Wende.
Jeden ächten, der mit der DDR-Nomenklatura auch nur irgendwie Kontakt hatte?
Was müssten wir dann mit einem GREGOR GYSI tun? Einem MANFRED STOLPE?
Will sagen:
Man muss:
a) Differenzieren, was für eine Funktion jemand in einem System hatte.
b) Menschen zugestehen, dass sie Fehler einsehen und sich ändern können, und dies aus Überzeugung und nicht aus Opportunismus.
c) Aufpassen, dass wir nicht in einen moralischen Rigorismus verfallen, der leicht in Tugend-Terror ausarten kann.
Es ist immer einfach, sich auf das moralisch hohe Roß zu setzen.
Wer von uns kann mit absoluter Sicherheit von sich sagen, er würde sich in einer Diktatur immer moralisch richtig und ethisch korrekt verhalten???
lg
"rosi" (Johannes)
LÜBKE war unter den Nazis zunächst einmal inhaftiert.
Später findet sich eine Unterschrift von ihm unter Bauzeichnungen zu KZs.
KURT GEORG KIESINGER- der Kanzler der ersten grossen Koalition 1966 bis 1969- war ebenfalls ins NS-Regime involviert.
Das bekannteste Beispiel dürfte wohl HANS GLOBKE sein, der die "Nürnberger Rassegesetze" kommentiert hatte, und später unter ADENAUER Chef des Bundeskanzleramtes wurde.
Nun stellt sich die Frage, wie man mit Menschen umgeht, die in einer Diktatur eine Funktion hatten?
Ich finde, man muss unbedingt differenzieren WELCHE Funktion jemand hatte.
So haben weder GLOBKE, noch LÜBKE, noch KIESINGER versucht, aus der BRD ein "Viertes Reich" zu machen.
Die Grosse Koalition 1966 bis 1969 wird noch heute unterschätzt. So begann bereits mit KIESINGER die Entspannungspolitik, was viele jüngere heute gar nicht wissen dürften.
Und es komme mir jetzt keiner mit den "Notstandsgesetzen" - Von heute aus gesehen viel Rauch um nichts und der Beginn der "Bundesrepubklikanischen Betroffenheits-und Empörungskultur."
Aber bleiben wir beim Thema "Funktion in einer Diktatur:" Hätte die BRD 1949 sämtliche Menschen, die auch nur gewisse Berührungspunkte und Funktionen mit dem NS-Regime hatten, moralisch auf Dauer geächtet, sie hätte sich den administrativen Wiederaufbau an den Hut stecken können!
Sicher, es gibt Bürokraten, die einfach dienen, egal, um welches System es sich handelt ohne sich moralische Fragen zu stellen.
EICHMANN ist wohl bis heute der abschreckende Prototyp dieses Bürokraten.
Aber LÜBKE und KIESINGER sind sicher nicht mit EICHMANN vergleichbar.
Dasselbe Problem stellte sich für die BRD doch 1989/90 nach der Wende.
Jeden ächten, der mit der DDR-Nomenklatura auch nur irgendwie Kontakt hatte?
Was müssten wir dann mit einem GREGOR GYSI tun? Einem MANFRED STOLPE?
Will sagen:
Man muss:
a) Differenzieren, was für eine Funktion jemand in einem System hatte.
b) Menschen zugestehen, dass sie Fehler einsehen und sich ändern können, und dies aus Überzeugung und nicht aus Opportunismus.
c) Aufpassen, dass wir nicht in einen moralischen Rigorismus verfallen, der leicht in Tugend-Terror ausarten kann.
Es ist immer einfach, sich auf das moralisch hohe Roß zu setzen.
Wer von uns kann mit absoluter Sicherheit von sich sagen, er würde sich in einer Diktatur immer moralisch richtig und ethisch korrekt verhalten???
lg
"rosi" (Johannes)
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