Andy43
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- Aug 8, 2005
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Hallo Freunde.
Auf die Ausgangsfrage möchte ich mich auf meine Art einbringen, selbst auf die Gefahr hin, mir selbst dabei ins „Knie zu schießen“.
Die Frage, um was es bei Literatur gehe, kann ich mit einem Satz für mich beantworten:
Aufmerksamkeit zu erregen.
Die Aufgabe des Autors dabei ist der Fingerzeig. „Schaut her, dort.“
Entweder ich zeige auf mich, auf etwas anderes oder gar auf beides zugleich.
Der Fingerzeig ist das geschriebene Wort, der Blick ein objektives oder subjektives Betrachten dessen, worauf der Autor zeigt, i h m wichtig „erscheint“.
Damit ist noch nichts über irgendeine „Qualität“ gesagt.
Die Aufgabe der Literaturkritik ist: Anhand einer wissenschaftlichen Methodik zu prüfen, ob es dem Autor mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln (die auch dem Kritiker bekannt sind) gelungen ist, den wahrgenommen Gegenstand seiner Betrachtung, sprich das Thema, adäquat vermittelt zu haben. Kann man den vorliegenden Text, das Buch, als künstlerisch gelungen, also als gelungenes Kunst-“Werk“ betrachten oder ist dieser Text doch eher von „künstlicher Machart“. Ist das Werk lebendig oder bleibt es nur eine Mumie.
Jedes gemalte Bild entsteht durch eine Maltechnik. Die „Qualität“ des Ergebnisses festzustellen, muss sich also an jener Technik orientieren, mit der ein Maler „etwas“ zum Ausdruck bringen wollte und das kann nur mit einer wissenschaftlichen Methodik geschehen, sofern man dieses Werk „objektiv“ analysieren will.
Ob dieses Bild (m)eine „Stimmung“ trifft, emotional etwas in mir auslöst, anhand des Themas und der verwendeten Technik (Öl oder Aquarell) „etwas“ also in mir bewirkt, ist eine Frage, die nur subjektiv geklärt werden kann, unabhängig davon, wie Meisterhaft es auch „entwickelt“ sein mag oder auch nicht.
Die Wirkung hängt von der Technik ab. „Wirkung“ im Sinne von objektiv und subjektiv.
Es ist leider so, dass wir hier oft aneinander vorbei reden, weil wir diese Trennung nicht konsequent durchhalten. Ich denke, das können wir auch nicht. Um es anders zu sagen: Wissenschaft muss objektiv sein, anders verhält es sich bei den Wissenschaftlern.
Ich kann nachvollziehen, wie z.B. ein „Auden James“ an einen Text heran geht, unabhängig in welcher Tonalität seine Kommentare geschrieben sind.
Konzentriere ich mich auf die „Kernaussagen“, kann ich vieles nachvollziehen, auch wenn ich im Ergebnis (s)einer „Falsifizierung“ zuweilen anderer Meinung bin.
„Auden James“ trägt es (nicht immer) mit einer gewissen Arroganz vor?
Ja, und das gestehe ich ihm zu, denn ich bin es als Autor gewissermaßen auch.
Allerdings kann ich mich auch durchaus über einen "subjektiven" Kommentar freuen, von wem auch immer, der mir „nur“ eine Stimmung zum Ausdruck bringt. Das ordne ich für mich entsprechend ein und „werte“ es für mich aus.
Es liegt immer am Standpunkt des Betrachters.
Was will Literatur? Ein Autor will den Leser.
Wichtig ist es für m i c h als Autor, etwas auf der „Metaebene“ zu transportieren. Nämlich, meine Auseinandersetzung mit dem Thema u n d das, was ich beim Leser erreichen will. Will ich den Leser manipulieren, will ich ihm den Spiegel vorhalten, einfach nur einen Sachverhalt dokumentieren, ihn brüskieren, ihn überzeugen, gar zu einem Opportunisten machen...?
Als Autor habe i c h also ein Motiv. Das Motiv steht in meiner Story. Es ist das „Warum“, was dahinter steckt, wenn ich auf etwas zeige, um meinen Leser aufzufordern: „Schaut her, dort.“
Ich wünsche mir als Autor (insgeheim), dass der Leser sich mit mir „beschäftigt“, ohne ihm beim Lesen des Textes erkennen zu lassen, dass es mir „auch“ darum geht. Obwohl ein Wink mit dem Zaunpfahl manchmal notwendig ist. Das geschieht auf der Ebene einer „interpersonalen Kommunikation“. Ein Text ist nichts weiter als der Versuch, diesen Umgang miteinander - auf der „Metaebene“ - literarisch zu ermöglichen. Literarisch meint hier eindeutig, das geschriebene Wort, nicht das gesprochene, mit einer bestimmten Mimik und Gestik begleitete Wort (um z.B. mein Gegenüber zu manipulieren). Das geschriebene Wort ist das einzige „Medium“, was mir als Geschichten“erzähler“ zur Verfügung steht und auf alles andere verzichten muss, ansonsten wäre ich ein Pantomime.
Diese Einschätzung – was denn Literatur sei - ist meiner „Arroganz“ geschuldet und ich habe kein Problem damit, wenn man mir stichhaltig nachweist, dass irgendeine Story aufgrund der „Technik“ absolut unzureichend ist, gar meinem „eigenen“ Anspruch nicht genügen würde, ein Thema „literarisch“ transportieren zu haben. Es zu können. Diese „Arroganz“ gestehe ich auch jedem Kritiker zu.
Literatur ist für mich die Kunst, es nicht künstlich „klingen“ und „erscheinen“ zu lassen, erst dann sprechen wir von einem „Kunst-Werk“ im „literarischen“ Sinne.
Dazu gehört: 10% Inspiration und 90% Transpiration.
Ein gewisses Talent und ein Übermaß an verdammt harter Arbeit, wenn man einen halbwegs gut geratenen Text abliefern will, der (im Gesamtbild) „etwas“ transportieren soll.
Ich gebe offen zu, dass ich enttäuscht, ja manchmal verärgert bin, wenn bestimmte Texte, die ich hier veröffentlicht habe, nicht in dem Sinne „gelesen“ und verstanden werden, wie ich es weiter oben geschilderte und verstanden haben möchte. (Jetzt fällt gerade der Schuss ;-) )
Im übrigen sehe ich das auch bei anderen Autoren, denen es wohl ähnlich gehen dürfte.
Ich dachte immer, wir wären hier auf einem „literarischen“ Board. Leider gibt es hier nur wenige, die sich ernsthaft bemühen, diesem Anspruch zu genügen und ich meine hier n i c h t a l l e i n e „A.J“.
Ich erwähne hier „A.J“ insbesondere, weil er hier bei 'Lit' 'wohl gelitten ist' und für das „Böse“ steht, wenn es um seine Art und Weise von Kritik geht. Das ist aber nicht mein Thema.
Ernst gemeinte Kritiken, die hier von vielen guten Autoren vorgetragen werden, sind, zumindest was mich anbetrifft, Lichtpunkte in dunkler Nacht, die mich immer noch in Richtung 'Literotica' führen und mich weiterhin veranlassen mein Geschreibsel hier zu veröffentlichen.
Ich muss ehrlich gestehen, dass mich die Diskussionen und Kritiken an anderen Storys heir bei 'Lit' erst dazu bewogen haben, mich ebenfalls damit auseinander zu setzten.
„Das Fenster“:
Ein fortwährendes ringen mit mir selbst (Laufrad), etwas literarisch „neues“ (Jungfische) zu erschaffen, ein „Werk“ zu schaffen, dass alt (Altfische) und „abgegriffen“ im Bücherregal stehen möge („Alte Bücher, zu lieb gewonnen, um sie weg zu geben.“)
„Noriko“:
Durch welche Denkweise wird mein Urteilen und Handeln beeinflusst, wie „unvoreingenommen“ gehe ich ein Thema an.
(Abendländische und Asiatische Literatur und deren „philosophische Kongruenz“.)
„Ein Quäntchen Mut“:
Normen und eigene Identität. „Was ist das für eine Art Liebe“. Diese Story setzt sich mit meiner eigenen „tabuisierten“ Wahrnehmung auseinander und stellt kritische Fragen an den Leser. Wie sieht es denn bei dir aus, geht’s dir dabei (beim ausleben eines Tabus) nur um dich, musst du dir nicht dabei die Frage stellen, wie andere dich dabei wahrnehmen. Ist das „Objekt“ (die Kategorie) meiner Begierde nicht doch beliebig austauschbar, ja, ist meine Haltung, meine Stellungnahme dazu in diesem (gesellschaftlichen) Kontext gar indifferent? Wie identisch bin ich in meinem Handeln mit mir selbst und wie wirke ich damit vor den anderen.
(Ich lasse meine Protagonisten oft vor einem „Spiegel“ stehen.)
Meine Arroganz als Autor besteht also darin, mit meinen rudimentären, literarischen und menschlichen Möglichkeiten, Aufmerksamkeit auf etwas zu richten. „Schau her, dort.“
Das ist für mich Literatur. Unabhängig vom Genre, unabhängig vom persönlichen Geschmack, unabhängig vom Wohl und Wehe der Kritiker.
Ob ich das schaffe?
„Alles ist schon einmal beschrieben worden, nur mit anderen Worten.“ (Goethe)
Ich werde nie ein großer Literat sein. Aber ich versuche es doch.
In diesem Sinne.
Liebe Grüße
Andy43
Auf die Ausgangsfrage möchte ich mich auf meine Art einbringen, selbst auf die Gefahr hin, mir selbst dabei ins „Knie zu schießen“.
Die Frage, um was es bei Literatur gehe, kann ich mit einem Satz für mich beantworten:
Aufmerksamkeit zu erregen.
Die Aufgabe des Autors dabei ist der Fingerzeig. „Schaut her, dort.“
Entweder ich zeige auf mich, auf etwas anderes oder gar auf beides zugleich.
Der Fingerzeig ist das geschriebene Wort, der Blick ein objektives oder subjektives Betrachten dessen, worauf der Autor zeigt, i h m wichtig „erscheint“.
Damit ist noch nichts über irgendeine „Qualität“ gesagt.
Die Aufgabe der Literaturkritik ist: Anhand einer wissenschaftlichen Methodik zu prüfen, ob es dem Autor mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln (die auch dem Kritiker bekannt sind) gelungen ist, den wahrgenommen Gegenstand seiner Betrachtung, sprich das Thema, adäquat vermittelt zu haben. Kann man den vorliegenden Text, das Buch, als künstlerisch gelungen, also als gelungenes Kunst-“Werk“ betrachten oder ist dieser Text doch eher von „künstlicher Machart“. Ist das Werk lebendig oder bleibt es nur eine Mumie.
Jedes gemalte Bild entsteht durch eine Maltechnik. Die „Qualität“ des Ergebnisses festzustellen, muss sich also an jener Technik orientieren, mit der ein Maler „etwas“ zum Ausdruck bringen wollte und das kann nur mit einer wissenschaftlichen Methodik geschehen, sofern man dieses Werk „objektiv“ analysieren will.
Ob dieses Bild (m)eine „Stimmung“ trifft, emotional etwas in mir auslöst, anhand des Themas und der verwendeten Technik (Öl oder Aquarell) „etwas“ also in mir bewirkt, ist eine Frage, die nur subjektiv geklärt werden kann, unabhängig davon, wie Meisterhaft es auch „entwickelt“ sein mag oder auch nicht.
Die Wirkung hängt von der Technik ab. „Wirkung“ im Sinne von objektiv und subjektiv.
Es ist leider so, dass wir hier oft aneinander vorbei reden, weil wir diese Trennung nicht konsequent durchhalten. Ich denke, das können wir auch nicht. Um es anders zu sagen: Wissenschaft muss objektiv sein, anders verhält es sich bei den Wissenschaftlern.
Ich kann nachvollziehen, wie z.B. ein „Auden James“ an einen Text heran geht, unabhängig in welcher Tonalität seine Kommentare geschrieben sind.
Konzentriere ich mich auf die „Kernaussagen“, kann ich vieles nachvollziehen, auch wenn ich im Ergebnis (s)einer „Falsifizierung“ zuweilen anderer Meinung bin.
„Auden James“ trägt es (nicht immer) mit einer gewissen Arroganz vor?
Ja, und das gestehe ich ihm zu, denn ich bin es als Autor gewissermaßen auch.
Allerdings kann ich mich auch durchaus über einen "subjektiven" Kommentar freuen, von wem auch immer, der mir „nur“ eine Stimmung zum Ausdruck bringt. Das ordne ich für mich entsprechend ein und „werte“ es für mich aus.
Es liegt immer am Standpunkt des Betrachters.
Was will Literatur? Ein Autor will den Leser.
Wichtig ist es für m i c h als Autor, etwas auf der „Metaebene“ zu transportieren. Nämlich, meine Auseinandersetzung mit dem Thema u n d das, was ich beim Leser erreichen will. Will ich den Leser manipulieren, will ich ihm den Spiegel vorhalten, einfach nur einen Sachverhalt dokumentieren, ihn brüskieren, ihn überzeugen, gar zu einem Opportunisten machen...?
Als Autor habe i c h also ein Motiv. Das Motiv steht in meiner Story. Es ist das „Warum“, was dahinter steckt, wenn ich auf etwas zeige, um meinen Leser aufzufordern: „Schaut her, dort.“
Ich wünsche mir als Autor (insgeheim), dass der Leser sich mit mir „beschäftigt“, ohne ihm beim Lesen des Textes erkennen zu lassen, dass es mir „auch“ darum geht. Obwohl ein Wink mit dem Zaunpfahl manchmal notwendig ist. Das geschieht auf der Ebene einer „interpersonalen Kommunikation“. Ein Text ist nichts weiter als der Versuch, diesen Umgang miteinander - auf der „Metaebene“ - literarisch zu ermöglichen. Literarisch meint hier eindeutig, das geschriebene Wort, nicht das gesprochene, mit einer bestimmten Mimik und Gestik begleitete Wort (um z.B. mein Gegenüber zu manipulieren). Das geschriebene Wort ist das einzige „Medium“, was mir als Geschichten“erzähler“ zur Verfügung steht und auf alles andere verzichten muss, ansonsten wäre ich ein Pantomime.
Diese Einschätzung – was denn Literatur sei - ist meiner „Arroganz“ geschuldet und ich habe kein Problem damit, wenn man mir stichhaltig nachweist, dass irgendeine Story aufgrund der „Technik“ absolut unzureichend ist, gar meinem „eigenen“ Anspruch nicht genügen würde, ein Thema „literarisch“ transportieren zu haben. Es zu können. Diese „Arroganz“ gestehe ich auch jedem Kritiker zu.
Literatur ist für mich die Kunst, es nicht künstlich „klingen“ und „erscheinen“ zu lassen, erst dann sprechen wir von einem „Kunst-Werk“ im „literarischen“ Sinne.
Dazu gehört: 10% Inspiration und 90% Transpiration.
Ein gewisses Talent und ein Übermaß an verdammt harter Arbeit, wenn man einen halbwegs gut geratenen Text abliefern will, der (im Gesamtbild) „etwas“ transportieren soll.
Ich gebe offen zu, dass ich enttäuscht, ja manchmal verärgert bin, wenn bestimmte Texte, die ich hier veröffentlicht habe, nicht in dem Sinne „gelesen“ und verstanden werden, wie ich es weiter oben geschilderte und verstanden haben möchte. (Jetzt fällt gerade der Schuss ;-) )
Im übrigen sehe ich das auch bei anderen Autoren, denen es wohl ähnlich gehen dürfte.
Ich dachte immer, wir wären hier auf einem „literarischen“ Board. Leider gibt es hier nur wenige, die sich ernsthaft bemühen, diesem Anspruch zu genügen und ich meine hier n i c h t a l l e i n e „A.J“.
Ich erwähne hier „A.J“ insbesondere, weil er hier bei 'Lit' 'wohl gelitten ist' und für das „Böse“ steht, wenn es um seine Art und Weise von Kritik geht. Das ist aber nicht mein Thema.
Ernst gemeinte Kritiken, die hier von vielen guten Autoren vorgetragen werden, sind, zumindest was mich anbetrifft, Lichtpunkte in dunkler Nacht, die mich immer noch in Richtung 'Literotica' führen und mich weiterhin veranlassen mein Geschreibsel hier zu veröffentlichen.
Ich muss ehrlich gestehen, dass mich die Diskussionen und Kritiken an anderen Storys heir bei 'Lit' erst dazu bewogen haben, mich ebenfalls damit auseinander zu setzten.
„Das Fenster“:
Ein fortwährendes ringen mit mir selbst (Laufrad), etwas literarisch „neues“ (Jungfische) zu erschaffen, ein „Werk“ zu schaffen, dass alt (Altfische) und „abgegriffen“ im Bücherregal stehen möge („Alte Bücher, zu lieb gewonnen, um sie weg zu geben.“)
„Noriko“:
Durch welche Denkweise wird mein Urteilen und Handeln beeinflusst, wie „unvoreingenommen“ gehe ich ein Thema an.
(Abendländische und Asiatische Literatur und deren „philosophische Kongruenz“.)
„Ein Quäntchen Mut“:
Normen und eigene Identität. „Was ist das für eine Art Liebe“. Diese Story setzt sich mit meiner eigenen „tabuisierten“ Wahrnehmung auseinander und stellt kritische Fragen an den Leser. Wie sieht es denn bei dir aus, geht’s dir dabei (beim ausleben eines Tabus) nur um dich, musst du dir nicht dabei die Frage stellen, wie andere dich dabei wahrnehmen. Ist das „Objekt“ (die Kategorie) meiner Begierde nicht doch beliebig austauschbar, ja, ist meine Haltung, meine Stellungnahme dazu in diesem (gesellschaftlichen) Kontext gar indifferent? Wie identisch bin ich in meinem Handeln mit mir selbst und wie wirke ich damit vor den anderen.
(Ich lasse meine Protagonisten oft vor einem „Spiegel“ stehen.)
Meine Arroganz als Autor besteht also darin, mit meinen rudimentären, literarischen und menschlichen Möglichkeiten, Aufmerksamkeit auf etwas zu richten. „Schau her, dort.“
Das ist für mich Literatur. Unabhängig vom Genre, unabhängig vom persönlichen Geschmack, unabhängig vom Wohl und Wehe der Kritiker.
Ob ich das schaffe?
„Alles ist schon einmal beschrieben worden, nur mit anderen Worten.“ (Goethe)
Ich werde nie ein großer Literat sein. Aber ich versuche es doch.
In diesem Sinne.
Liebe Grüße
Andy43