Um was geht es bei Literatur?

Hallo Freunde.

Auf die Ausgangsfrage möchte ich mich auf meine Art einbringen, selbst auf die Gefahr hin, mir selbst dabei ins „Knie zu schießen“.


Die Frage, um was es bei Literatur gehe, kann ich mit einem Satz für mich beantworten:

Aufmerksamkeit zu erregen.

Die Aufgabe des Autors dabei ist der Fingerzeig. „Schaut her, dort.“

Entweder ich zeige auf mich, auf etwas anderes oder gar auf beides zugleich.

Der Fingerzeig ist das geschriebene Wort, der Blick ein objektives oder subjektives Betrachten dessen, worauf der Autor zeigt, i h m wichtig „erscheint“.

Damit ist noch nichts über irgendeine „Qualität“ gesagt.

Die Aufgabe der Literaturkritik ist: Anhand einer wissenschaftlichen Methodik zu prüfen, ob es dem Autor mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln (die auch dem Kritiker bekannt sind) gelungen ist, den wahrgenommen Gegenstand seiner Betrachtung, sprich das Thema, adäquat vermittelt zu haben. Kann man den vorliegenden Text, das Buch, als künstlerisch gelungen, also als gelungenes Kunst-“Werk“ betrachten oder ist dieser Text doch eher von „künstlicher Machart“. Ist das Werk lebendig oder bleibt es nur eine Mumie.

Jedes gemalte Bild entsteht durch eine Maltechnik. Die „Qualität“ des Ergebnisses festzustellen, muss sich also an jener Technik orientieren, mit der ein Maler „etwas“ zum Ausdruck bringen wollte und das kann nur mit einer wissenschaftlichen Methodik geschehen, sofern man dieses Werk „objektiv“ analysieren will.

Ob dieses Bild (m)eine „Stimmung“ trifft, emotional etwas in mir auslöst, anhand des Themas und der verwendeten Technik (Öl oder Aquarell) „etwas“ also in mir bewirkt, ist eine Frage, die nur subjektiv geklärt werden kann, unabhängig davon, wie Meisterhaft es auch „entwickelt“ sein mag oder auch nicht.

Die Wirkung hängt von der Technik ab. „Wirkung“ im Sinne von objektiv und subjektiv.


Es ist leider so, dass wir hier oft aneinander vorbei reden, weil wir diese Trennung nicht konsequent durchhalten. Ich denke, das können wir auch nicht. Um es anders zu sagen: Wissenschaft muss objektiv sein, anders verhält es sich bei den Wissenschaftlern.

Ich kann nachvollziehen, wie z.B. ein „Auden James“ an einen Text heran geht, unabhängig in welcher Tonalität seine Kommentare geschrieben sind.
Konzentriere ich mich auf die „Kernaussagen“, kann ich vieles nachvollziehen, auch wenn ich im Ergebnis (s)einer „Falsifizierung“ zuweilen anderer Meinung bin.

„Auden James“ trägt es (nicht immer) mit einer gewissen Arroganz vor?
Ja, und das gestehe ich ihm zu, denn ich bin es als Autor gewissermaßen auch.

Allerdings kann ich mich auch durchaus über einen "subjektiven" Kommentar freuen, von wem auch immer, der mir „nur“ eine Stimmung zum Ausdruck bringt. Das ordne ich für mich entsprechend ein und „werte“ es für mich aus.

Es liegt immer am Standpunkt des Betrachters.

Was will Literatur? Ein Autor will den Leser.

Wichtig ist es für m i c h als Autor, etwas auf der „Metaebene“ zu transportieren. Nämlich, meine Auseinandersetzung mit dem Thema u n d das, was ich beim Leser erreichen will. Will ich den Leser manipulieren, will ich ihm den Spiegel vorhalten, einfach nur einen Sachverhalt dokumentieren, ihn brüskieren, ihn überzeugen, gar zu einem Opportunisten machen...?

Als Autor habe i c h also ein Motiv. Das Motiv steht in meiner Story. Es ist das „Warum“, was dahinter steckt, wenn ich auf etwas zeige, um meinen Leser aufzufordern: „Schaut her, dort.“

Ich wünsche mir als Autor (insgeheim), dass der Leser sich mit mir „beschäftigt“, ohne ihm beim Lesen des Textes erkennen zu lassen, dass es mir „auch“ darum geht. Obwohl ein Wink mit dem Zaunpfahl manchmal notwendig ist. Das geschieht auf der Ebene einer „interpersonalen Kommunikation“. Ein Text ist nichts weiter als der Versuch, diesen Umgang miteinander - auf der „Metaebene“ - literarisch zu ermöglichen. Literarisch meint hier eindeutig, das geschriebene Wort, nicht das gesprochene, mit einer bestimmten Mimik und Gestik begleitete Wort (um z.B. mein Gegenüber zu manipulieren). Das geschriebene Wort ist das einzige „Medium“, was mir als Geschichten“erzähler“ zur Verfügung steht und auf alles andere verzichten muss, ansonsten wäre ich ein Pantomime.

Diese Einschätzung – was denn Literatur sei - ist meiner „Arroganz“ geschuldet und ich habe kein Problem damit, wenn man mir stichhaltig nachweist, dass irgendeine Story aufgrund der „Technik“ absolut unzureichend ist, gar meinem „eigenen“ Anspruch nicht genügen würde, ein Thema „literarisch“ transportieren zu haben. Es zu können. Diese „Arroganz“ gestehe ich auch jedem Kritiker zu.


Literatur ist für mich die Kunst, es nicht künstlich „klingen“ und „erscheinen“ zu lassen, erst dann sprechen wir von einem „Kunst-Werk“ im „literarischen“ Sinne.

Dazu gehört: 10% Inspiration und 90% Transpiration.

Ein gewisses Talent und ein Übermaß an verdammt harter Arbeit, wenn man einen halbwegs gut geratenen Text abliefern will, der (im Gesamtbild) „etwas“ transportieren soll.

Ich gebe offen zu, dass ich enttäuscht, ja manchmal verärgert bin, wenn bestimmte Texte, die ich hier veröffentlicht habe, nicht in dem Sinne „gelesen“ und verstanden werden, wie ich es weiter oben geschilderte und verstanden haben möchte. (Jetzt fällt gerade der Schuss ;-) )

Im übrigen sehe ich das auch bei anderen Autoren, denen es wohl ähnlich gehen dürfte.

Ich dachte immer, wir wären hier auf einem „literarischen“ Board. Leider gibt es hier nur wenige, die sich ernsthaft bemühen, diesem Anspruch zu genügen und ich meine hier n i c h t a l l e i n e „A.J“.

Ich erwähne hier „A.J“ insbesondere, weil er hier bei 'Lit' 'wohl gelitten ist' und für das „Böse“ steht, wenn es um seine Art und Weise von Kritik geht. Das ist aber nicht mein Thema.

Ernst gemeinte Kritiken, die hier von vielen guten Autoren vorgetragen werden, sind, zumindest was mich anbetrifft, Lichtpunkte in dunkler Nacht, die mich immer noch in Richtung 'Literotica' führen und mich weiterhin veranlassen mein Geschreibsel hier zu veröffentlichen.

Ich muss ehrlich gestehen, dass mich die Diskussionen und Kritiken an anderen Storys heir bei 'Lit' erst dazu bewogen haben, mich ebenfalls damit auseinander zu setzten.

„Das Fenster“:
Ein fortwährendes ringen mit mir selbst (Laufrad), etwas literarisch „neues“ (Jungfische) zu erschaffen, ein „Werk“ zu schaffen, dass alt (Altfische) und „abgegriffen“ im Bücherregal stehen möge („Alte Bücher, zu lieb gewonnen, um sie weg zu geben.“)

„Noriko“:
Durch welche Denkweise wird mein Urteilen und Handeln beeinflusst, wie „unvoreingenommen“ gehe ich ein Thema an.
(Abendländische und Asiatische Literatur und deren „philosophische Kongruenz“.)

„Ein Quäntchen Mut“:
Normen und eigene Identität. „Was ist das für eine Art Liebe“. Diese Story setzt sich mit meiner eigenen „tabuisierten“ Wahrnehmung auseinander und stellt kritische Fragen an den Leser. Wie sieht es denn bei dir aus, geht’s dir dabei (beim ausleben eines Tabus) nur um dich, musst du dir nicht dabei die Frage stellen, wie andere dich dabei wahrnehmen. Ist das „Objekt“ (die Kategorie) meiner Begierde nicht doch beliebig austauschbar, ja, ist meine Haltung, meine Stellungnahme dazu in diesem (gesellschaftlichen) Kontext gar indifferent? Wie identisch bin ich in meinem Handeln mit mir selbst und wie wirke ich damit vor den anderen.
(Ich lasse meine Protagonisten oft vor einem „Spiegel“ stehen.)



Meine Arroganz als Autor besteht also darin, mit meinen rudimentären, literarischen und menschlichen Möglichkeiten, Aufmerksamkeit auf etwas zu richten. „Schau her, dort.“

Das ist für mich Literatur. Unabhängig vom Genre, unabhängig vom persönlichen Geschmack, unabhängig vom Wohl und Wehe der Kritiker.


Ob ich das schaffe?


„Alles ist schon einmal beschrieben worden, nur mit anderen Worten.“ (Goethe)

Ich werde nie ein großer Literat sein. Aber ich versuche es doch.

In diesem Sinne.

Liebe Grüße

Andy43
 
Die Aufgabe der Literaturkritik ist: Anhand einer wissenschaftlichen Methodik zu prüfen, ob es dem Autor mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln (die auch dem Kritiker bekannt sind) gelungen ist, den wahrgenommen Gegenstand seiner Betrachtung, sprich das Thema, adäquat vermittelt zu haben.

Hallo Andy43

Ein Autor wird in der Regel keinem sogenannten "Kritiker" jemals eine solche Aufgabe tatsächlich zuweisen. Der "Kritiker" beruft sich da wohl eher selbst.

Ich dachte immer, wir wären hier auf einem „literarischen“ Board.

Der Titel "Literotica" mag zwar Literatur irgendwie sugerrieren. Ich denke aber, hier geht es eher um Pornografie in Textform. Beides muss sich nicht zwangsläufig ausschließen und ein gut geschriebener Porno kann sicherlich auch literarische Qualitäten erreichen. Es bleibt jedoch in erster Linie fast immer ein Porno.

Ich vermute zudem sehr stark, dass die ganz überwiegende Mehrheit der Leser hier auch nicht sprachlichen Hochgenuß sucht, sondern gut beschriebenen Sex.

Gruß

Dusty
 
Mein lieber Andy43

was du da über Kritik und Kritiker und speziell über Literotica gesagt hast, war für mich sehr interessant, und dem meisten davon konnte ich einfach nur zustimmen.

Dennoch habe ich mit 2 Punkten so meine Probleme, im Sinne von Verstehen.

Problem 1: Du suggerierst ein bisschen, dass es sowas wie objektive, wissenschaftlich erarbeitete Kritik gäbe. Sicher, so wie du es schreibst, sehe ich das auch: zu erzählen, mit welcher Technik, welchem Aufwand, welchen Mitteln man gearbeitet hat, ist der objektive Teil der Kritik. Aber ist es nicht so, dass JEDE Wertung an einem Kunstwerk automatisch subjektiv ist? Ich frage das nur noch mal, weil ich mir nicht sicher bin, ob das von anderen - AJ mal ausgenommen - auch so gesehen wird, und ob du den Sachverhalt so vermitteln wolltest.

Problem 2: Du sagst, einen Autor geht es darum, zu zeigen. Aufmerksamkeit zu erregen. Nicht, dass ich da völlig abstreiten will, ich bin mir nur nicht ganz sicher, ob das wirklich DIE Hauptmotivation in der Literatur ist. Nehmen wir nur mal meine Geschichte "Der Leibwächter". Ich weiss, ehrlich gesagt, nicht, was ich mit dieser Geschichte nun genau zeigen wollte. Ich hab halt ein bisschen mit Google Earth rumgespielt, mir Mekka angeguckt, und irgendwie ist da plötzlich diese Fantasie entstanden, die in Worte gefasst werden wollte. Als sie endlich fertig war, hab ich mich ernsthaft gefragt, ob ich sie wirklich veröffentlichen will. Nicht weil ich Angst vor Kritik hatte. Sondern weil ich meine Geschichte so sehr liebte, dass ich nicht wusste, ob ich sie überhaupt mit dem Rest der Welt teilen will. Letztlich hat mir jemand anderes dazu geraten, nur deswegen hab ich es gemacht, und bisher nicht bereut. wenn ich aber Aufmerksamkeit hätte erregen wollen, hätte ich mir die Frage der Veröffentlichung eigentlich nie stellen sollen, da sie mein selbstverständliches Ziel gewesen wäre.

Für mich stellt sich deshalb ein bisschen die Frage warum man mit Literatur unbedingt etwas zeigen wollen muss. Warum man nicht einfach aus Spass schreiben sollte. Aus dem Wunsch des inneren Ausdrucks heraus. Ich persönlich habe nämlich das Gefühl, dass die meisten Schreibwerke, als bestes Beispiel die von KrystanX, vor allem aus dieser Motivation heraus entstanden sind. Und deshalb oftmals auch nur rudimentär verbessert werden.

Oder habe ich wieder mal irgendwelche Andeutungen übersehen, und in Wirklichkeit geht es gar nicht um Literatur, sondern um GUTE, um aufwendige Literatur?
 
Hallo PoppingTom

Mein lieber Andy43

was du da über Kritik und Kritiker und speziell über Literotica gesagt hast, war für mich sehr interessant, und dem meisten davon konnte ich einfach nur zustimmen.

Dennoch habe ich mit 2 Punkten so meine Probleme, im Sinne von Verstehen.

Problem 1: Du suggerierst ein bisschen, dass es sowas wie objektive, wissenschaftlich erarbeitete Kritik gäbe. Sicher, so wie du es schreibst, sehe ich das auch: zu erzählen, mit welcher Technik, welchem Aufwand, welchen Mitteln man gearbeitet hat, ist der objektive Teil der Kritik. Aber ist es nicht so, dass JEDE Wertung an einem Kunstwerk automatisch subjektiv ist? Ich frage das nur noch mal, weil ich mir nicht sicher bin, ob das von anderen - AJ mal ausgenommen - auch so gesehen wird, und ob du den Sachverhalt so vermitteln wolltest.

Problem 2: Du sagst, einen Autor geht es darum, zu zeigen. Aufmerksamkeit zu erregen. Nicht, dass ich da völlig abstreiten will, ich bin mir nur nicht ganz sicher, ob das wirklich DIE Hauptmotivation in der Literatur ist. Nehmen wir nur mal meine Geschichte "Der Leibwächter". Ich weiss, ehrlich gesagt, nicht, was ich mit dieser Geschichte nun genau zeigen wollte. Ich hab halt ein bisschen mit Google Earth rumgespielt, mir Mekka angeguckt, und irgendwie ist da plötzlich diese Fantasie entstanden, die in Worte gefasst werden wollte. Als sie endlich fertig war, hab ich mich ernsthaft gefragt, ob ich sie wirklich veröffentlichen will. Nicht weil ich Angst vor Kritik hatte. Sondern weil ich meine Geschichte so sehr liebte, dass ich nicht wusste, ob ich sie überhaupt mit dem Rest der Welt teilen will. Letztlich hat mir jemand anderes dazu geraten, nur deswegen hab ich es gemacht, und bisher nicht bereut. wenn ich aber Aufmerksamkeit hätte erregen wollen, hätte ich mir die Frage der Veröffentlichung eigentlich nie stellen sollen, da sie mein selbstverständliches Ziel gewesen wäre.

Für mich stellt sich deshalb ein bisschen die Frage warum man mit Literatur unbedingt etwas zeigen wollen muss. Warum man nicht einfach aus Spass schreiben sollte. Aus dem Wunsch des inneren Ausdrucks heraus. Ich persönlich habe nämlich das Gefühl, dass die meisten Schreibwerke, als bestes Beispiel die von KrystanX, vor allem aus dieser Motivation heraus entstanden sind. Und deshalb oftmals auch nur rudimentär verbessert werden.

Oder habe ich wieder mal irgendwelche Andeutungen übersehen, und in Wirklichkeit geht es gar nicht um Literatur, sondern um GUTE, um aufwendige Literatur?

Ich stimme dir in allem zu und will dir kurz darauf antworten:

ad 1) Ich versuche hier eine Definition, worauf Literaturkritik basieren sollte, müsste. Es geht um die Methodik. Um mehr ging es mir bei der Formulirung zunächst nicht.
Was ich aber mit Bezug auf die objektive "Wissenschaftichkeit" einer Rezension, eines "Befundes" im Bereich "künstlerischer Gestaltung", steht in einem anderen Satz, der, so denke ich, etwas unter gegangen zu sein scheint.

"Es ist leider so, dass wir hier oft aneinander vorbei reden, weil wir diese Trennung nicht konsequent durchhalten. Ich denke, das können wir auch nicht. Um es anders zu sagen: Wissenschaft muss objektiv sein, anders verhält es sich bei den Wissenschaftlern."


Ob eine wissenschaftiche Auseinandersetzung mit einem Thema zu einem "objektiven" Ergebnis führt, hängt vom "Objekt" der Betachtung, u n d vom (inneren) "Standpunkt" des Betrachters ab.

Deshalb führen auch Diskussionen über ein "Werk" immer auch zu unterschiedlichen Meinungen in Hinsicht auf das Thema. Hier ist oft unbewusste der persönliche Geschmack ausschlaggebend und der ist immer subjektiv. Niemand geht gewissermaßen unvoreingenommen an ein Thema heran. Ich beziehe mich hier allerdings auf die "Kunst" an und für sich, auf "Kunst"-Werke.

Ich möchte in diesem Zusammenhang auf die Diskussion verweisen, wenn es um die Frage geht:
Gehört dieses "Kunstwerk" in den Bereich Kunst oder ist es eher Kitsch. Da ist jede Einschätzung von Emotionen begleiter und geradezu immer auch subjektiv und emotional.

ad 2) Der Ausdruck "Aufmerksamkeit" ist vielleicht zu streng gewählt. Besser trifft es wohl der Begriff "Anteilnahme" und die Frage: Wer ist die Zielgruppe und, gibt es dafür überhaupt eine.
Ich kann mich auch mit einem "Thema" beschäftigen und mich selbst dabei ansprechen. Das bedeutet: Ich handle und dieses Handeln zielt auf mich selbst. Ich schreibe und dieses Schreiben zielt auf mich selbst. Ich gehe mit mir selbst dabei um u n d möchte es niemandem mitteilen.
Stichwort "Tagebuch". Ungeachtet dessen, kann ich mich später d o c h dazu entscheiden, andere daran "teil nehmen zu lassen" und nicht in der Selbsreflexion, in der Selbstbeobachtung verbleiben.



Schreiben ist immer "interpersonal", die Frage ist, wer ist oder soll der Empfänger sein

Albert Camus hat einmal gesagt: "Ein Intellektueller ist ein Mensch, dessen Geist sich selbst beobachtet.

"sich selbst", dass ist die Kernaussage, das M o t i v. Ob ich andere daran teilhaben lasse will, ist eine andere frage. Das ist wohl der Tatsache geschuldet, dass wir alle soziale Wesen sind und uns selbst, über den "Anderen" zu definieren suchen. Subjekt-Objekt. Niemand kann für sich selbst allein sein.

Darüber hinaus will ich dir sagen: Literatur m u s s etwas zeigen. Gedanken in Worte zu fassen ist eine menschliche Fähigkeit, die auf etwas verweist, was ich mit dem Zitat von Albert Camus zum Ausdruck bringen wollte. Literatur ist für mich als Autor das Medium mich selbstreflektierend mit der Welt zu beschäftigen. Das tue ich und ich behaupte, dass macht j e d e r bewusst oder unbewuss. Das ist zwangsläufig. Menschlicher Ausdruck seiner Individualität durch Wort und Schrift.

Mit Ernsthaftigkeit und auch mit S p a s s.



Ich denke, lieber PoppingTom, wir liegen in unseren Einschätzungen gar nicht so weit auseinander.

Liebe Grüße aus dem "Ruhrpott"

Andy43
 
@Andy43

Ich stimme dir in allem zu und will dir kurz darauf antworten:

ad 1) Ich versuche hier eine Definition, worauf Literaturkritik basieren sollte, müsste. Es geht um die Methodik. Um mehr ging es mir bei der Formulirung zunächst nicht.
Was ich aber mit Bezug auf die objektive "Wissenschaftichkeit" einer Rezension, eines "Befundes" im Bereich "künstlerischer Gestaltung", steht in einem anderen Satz, der, so denke ich, etwas unter gegangen zu sein scheint.

"Es ist leider so, dass wir hier oft aneinander vorbei reden, weil wir diese Trennung nicht konsequent durchhalten. Ich denke, das können wir auch nicht. Um es anders zu sagen: Wissenschaft muss objektiv sein, anders verhält es sich bei den Wissenschaftlern."


Ob eine wissenschaftiche Auseinandersetzung mit einem Thema zu einem "objektiven" Ergebnis führt, hängt vom "Objekt" der Betachtung, u n d vom (inneren) "Standpunkt" des Betrachters ab.

Deshalb führen auch Diskussionen über ein "Werk" immer auch zu unterschiedlichen Meinungen in Hinsicht auf das Thema. Hier ist oft unbewusste der persönliche Geschmack ausschlaggebend und der ist immer subjektiv. Niemand geht gewissermaßen unvoreingenommen an ein Thema heran. Ich beziehe mich hier allerdings auf die "Kunst" an und für sich, auf "Kunst"-Werke.

Ich möchte in diesem Zusammenhang auf die Diskussion verweisen, wenn es um die Frage geht:
Gehört dieses "Kunstwerk" in den Bereich Kunst oder ist es eher Kitsch. Da ist jede Einschätzung von Emotionen begleiter und geradezu immer auch subjektiv und emotional.

ad 2) Der Ausdruck "Aufmerksamkeit" ist vielleicht zu streng gewählt. Besser trifft es wohl der Begriff "Anteilnahme" und die Frage: Wer ist die Zielgruppe und, gibt es dafür überhaupt eine.
Ich kann mich auch mit einem "Thema" beschäftigen und mich selbst dabei ansprechen. Das bedeutet: Ich handle und dieses Handeln zielt auf mich selbst. Ich schreibe und dieses Schreiben zielt auf mich selbst. Ich gehe mit mir selbst dabei um u n d möchte es niemandem mitteilen.
Stichwort "Tagebuch". Ungeachtet dessen, kann ich mich später d o c h dazu entscheiden, andere daran "teil nehmen zu lassen" und nicht in der Selbsreflexion, in der Selbstbeobachtung verbleiben.



Schreiben ist immer "interpersonal", die Frage ist, wer ist oder soll der Empfänger sein

Albert Camus hat einmal gesagt: "Ein Intellektueller ist ein Mensch, dessen Geist sich selbst beobachtet.

"sich selbst", dass ist die Kernaussage, das M o t i v. Ob ich andere daran teilhaben lasse will, ist eine andere frage. Das ist wohl der Tatsache geschuldet, dass wir alle soziale Wesen sind und uns selbst, über den "Anderen" zu definieren suchen. Subjekt-Objekt. Niemand kann für sich selbst allein sein.

Darüber hinaus will ich dir sagen: Literatur m u s s etwas zeigen. Gedanken in Worte zu fassen ist eine menschliche Fähigkeit, die auf etwas verweist, was ich mit dem Zitat von Albert Camus zum Ausdruck bringen wollte. Literatur ist für mich als Autor das Medium mich selbstreflektierend mit der Welt zu beschäftigen. Das tue ich und ich behaupte, dass macht j e d e r bewusst oder unbewuss. Das ist zwangsläufig. Menschlicher Ausdruck seiner Individualität durch Wort und Schrift.

Mit Ernsthaftigkeit und auch mit S p a s s.



Ich denke, lieber PoppingTom, wir liegen in unseren Einschätzungen gar nicht so weit auseinander.

Liebe Grüße aus dem "Ruhrpott"

Andy43

Hi,

du bringst die Dinge hier (und in deinem anderen früheren Posting 78) prima auf den Punkt.
Vor allem deine Aussagen über das berühmte CAMUS-Bonmot ("Ein Intellektueller ist...") sind erhellend.
Das ist für mich die beste Interpretation dieses CAMUS-Zitates, die ich bisher gelesen habe- Und ich hab schon ne Menge über CAMUS gelesen (Und natürlich auch so ziemlich alles von ihm).

lg
"rosi" (Johannes)
 
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