Peter_Carsten
Tiefstapeln-Hoch gewinnen
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- Jul 20, 2011
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Btw...
Wann kommt eigentlich deine erste Geschichte raus?
Ich bin zugegebenermaßen ein wenig neugierig darauf.
Es tut mir leid. Die Antwort lautet "Gar nicht."
Ich habe erneut eine Absage bekommen, mit der Begründung, das ein Abschnitt nur aus 4-8 Sätze bestehen sollte. Das ist mir zu straff. Mein Fehler - aber hey, was solls. Wenn das hier so streng gesehen wird, dann passen LIT und ich halt diesbezüglich nicht zusammen. Ist ja auch kein Problem, ich fühl mich auch als ausschließlicher Leser auf LIT wohl.
Ich bitte um Verständniss, ich habe 10 Tage lang versucht die Geschichte hochzuladen und jedesmal die nervtötende Wartezeit bis zur Absage in Kauf genommen. Nun reicht es, so wild bin ich dann auch nicht darauf, mein Machwerk zu veröffentlichen. Und nach all den Problemen ist mir auch die Lust vergangen alles nochmal extra für LIT zu editieren, zumal es den Lesefluss innerhalb eines Abschnitts meiner Ansicht nach empfindlich stören würde.
Von meiner zweiten Geschichte erlaube ich mir hier den Anfang zu posten, zwecks Anschauungszwecken. Die erste Geschichte, welche ich ja eigentlich hochladen wollte, ist aufgrund des unverzichtbaren Vorwortes nicht dazu geeignet.
Ich darf darauf hinweisen, dass ich um meinen, aus fachkompetenter Sicht, amateurhaften Schreibstil weiß. Grammatikalische Exotik, nebst ausgiebigem gesuhle in Adjektiven spiegeln wieder, das ich weder Literatur, noch Germanistik studiert habe.
Daher ist dieses hier auch kein erbärmlicher kindischer Versuch, Lobeshymen und Huldigungen für ein paar Abschnitte Text zu erhaschen. Das gepostete soll lediglich fairerweise, nach meinem bisher kurzen aber heftigen Forumsauftritt veranschaulichen, wie es aussieht, wenn ich etwas niederschreibe:
Zu zweit allein
(The Law of Nature)
Version 0.15
Es war laut und nervig. Damit war nicht die Technik des modernen Linienflugzeugs gemeint, denn die großen Turbinen liefen gleichmäßig und mit einem unterschwelligen Summen.
Was mich störte, war der beständige Geräuschpegel meiner Mitreisenden.
Um mich herum wurde in einem fort gemurmelt, gelästert und manchmal lauthals gelacht.
Zum hundertsten Mal bedauerte ich, dass ich vergessen hatte den MP3-Player mitzunehmen. Und mein Handy, mit dem ich mir üblicherweise bei Wartezeiten die Langeweile vertrieb, war in meinem Reisekoffer, denn während des Fluges galt ein striktes Handyverbot.
Wenigstens hatte ich einen Fensterplatz. Der Himmel war wolkenlos und unter mir, weit entfernt, schimmerte die Südsee in einem eintönigen Blau.
Die riesige gleichmäßige Fläche wurde nur durch einen kleinen Punkt gestört, eine Insel, die fast wie ein Schmutzfleck inmitten des Ozeans wirkte.
Ich wandte den Blick ab und schloss die Augen. Der Flug würde noch weitere sechs Stunden andauern und an Schlaf war angesichts meiner Mitreisenden nicht zu denken. Also beschloss ich mir noch einmal etwas Gutes zu tun und einen erneuten Blick auf meine hübsch anzuschauende, aber leider auch ziemlich zickige Sitznachbarin zu werfen.
Sie hieß Carmen und war mit 21 Jahren genau so alt wie ich. Soviel hatte ich noch herausbekommen, bevor sie mir mit ziemlich harschen Bemerkungen zu verstehen gab, dass sie keine weitere Konversation mit mir wünschte. Na gut, es war auch reichlich ungeschickt von mir gewesen, einen so offenkundigen Blick in ihren Ausschnitt zu werfen, aber ich gab mir diesbezüglich nur eine Teilschuld. Ich war ja schließlich auch nur ein Mann und von daher gegen gewisse natürliche Automatismen nicht gefeilt.
Als sie kurz vor dem Start, ihre Sitznummer suchend, schließlich neben meiner Sitzreihe stehen geblieben war, dachte ich erst, ich hätte das große Los gezogen.
Wie ein Engel erschien sie mir, mit ihren langen blonden Haaren, den tiefblauen Augen und den langen dunklen Wimpern.
Ich grüßte lächelnd. „Hallo, ich bin der Mark…“ Mehr zu sagen fiel mir in diesem Augenblick nicht ein. Wie ein Idiot schaute ich stumm in ihr hübsches Gesicht, mit tausend Gedanken und zugleich einer endlosen Leere im Kopf.
Sie trug ein weißes, luftiges, dem heißen Wetter angemessenes Kleid, welches kurz über den Knien endete. „Ich heiße Carmen, hallo!“, erwiderte sie leichthin und verstaute ihr Handgepäck in der Deckenablage.
Ich machte ein freundlich dümmliches Gesicht und als sie sich vorbeugte, um einen Info-Flyer von ihrem Sitz zu nehmen war es auch schon passiert. Ihr Kleid an sich war nicht besonders tief ausgeschnitten, aber in dieser Haltung gab sie ungewollt einen tiefen Ausblick in ihr Dekolleté preis. Der Augenblick währte nur eine Sekunde, doch er war lang genug, dass sie mich dabei ertappte.
Schuldbewusst zog ich den Kopf ein, doch mein um Verzeihung bittender, treuherziger Blick wurde von nunmehr zornig funkelnden Augen erwidert.
„Idiot. So was muss doch wirklich nicht sein!“ Die Freundlichkeit in ihrer Stimme war mit einem Schlag verschwunden.
Ich versuchte es mit einer Entschuldigung und einer anschließenden Ablenkung. „T…tut mir leid. Ich bin übrigens 21, und du?“
Verächtlich kam es ihr über die Lippen. „Ich bin auch 21, und jetzt lass mich in Ruhe du hirnloser Spanner!“
Autsch, das hatte gesessen. Stimmt wohl irgendwie doch, dachte ich bei mir, die hübschen Mädchen sind oft auch die arrogantesten. Man muss doch nicht gleich so gereizt reagieren.
Eine ganze Weile sagte ich gar nichts mehr und saß in Gedanken versunken auf meinem Platz. Nach einiger Zeit hatte ich nochmals versucht ein Gespräch mit Carmen zu beginnen, doch bei dem Versuch blieb es, denn ihre Antwort lautete, ich solle sie „in Ruhe lassen, Typen wie ich wären das allerletzte“.
Während ich mich an ihre Reaktion erinnerte, wurde ich auch ein wenig wütend. Eigentlich schätze ich mich als einen netten, hilfsbereiten jungen Mann ein, so eine Behandlung hatte ich nun wirklich nicht verdient.
Wenigstens konnte sie mir nicht verbieten, mich an ihrem hübschen Anblick zu erfreuen und so warf ich von Zeit zu Zeit einen mehr oder weniger verstohlenen Blick zu ihr hinüber. Sie beachtete mich jedoch nicht mehr.
Ich lehnte mich wieder gemütlich zurück und schloss erneut die Augen. Nach einiger Zeit begann ich endlich wider Erwarten einzudösen, als plötzlich eine Explosion alle Gespräche verstummen ließ. Die riesige Passagiermaschine bebte kurz unter einer heftigen Erschütterung. Angsterfüllte Rufe kamen auf. Dann begann die Panik.
Alles schrie und kreischte wild durcheinander. „Das Flugzeug brennt, wir stürzen ab!“ Schnell warf ich einen Blick aus meinem Fenster und tatsächlich, die innen gelegene der zwei Turbinen stand in einem eigenartigen Winkel ab und war in eine dichten Wolke aus Feuer und schwarzem Qualm gehüllt. Vom Flügel selbst lösten sich immer größere Verkleidungsstücke, die wie Papierfetzen flatternd und torkelnd hinter uns zurückblieben. Schlagartig wurde mir klar, dass das Flugzeug unrettbar verloren war – und wir alle sterben mussten.
Aus einem Reflex heraus hielt ich mich an der Kopflehne des Sitzes vor mir fest, denn das Flugzeug neigte sich nun stark nach links und beschleunigte mit größer werdender Geschwindigkeit. Nie hätte ich gedacht, dass eine Maschine kreischen kann wie ein verwundetes Tier – aber das Flugzeug tat es. Es war ein furchtbar schrilles Geräusch, das die entsetzten Schreie der Menschen beständig untermalte. Während wir immer schneller wurden, begann auch das Rütteln. Die Vibrationen steigerten sich zu einem wilden Stakkato. Krampfhaft hielt ich mich fest.
Die Turbine draußen bot immer noch das gleiche brennende Bild und unter uns schoss mir die Wasserfläche rasend schnell entgegen. Schon konnte ich hier und da die weißen Schaumkronen erkennen. Mit einem Mal flogen Atemmasken von den Decken herab. Der bevorstehende Tod und die Geschehnisse um mich herum versetzen mich in einen Schockzustand und so nahm ich meine Umgebung nur noch wie in einem Film wahr, ich wurde zum unbeteiligten Zuschauer einer in Zeitlupe stattfindenden Katastrophe.
Ein stämmiger Typ, der noch vorhin erst mit seinen Adventure-Urlaubsabenteuern geprahlt hatte, presste sich nun mit schreckensbleichem Gesicht in seinen Sitz und wimmerte unter Tränen vor sich hin. Das Ehepaar von schräg gegenüber stritt sich, der Mann machte die Frau dafür verantwortlich, dass sie ausgerechnet diesen Flug gebucht hatte. Der Kapitän plärrte über die Lautsprecheranlage irgendwelche unverständliche Ansagen. Und Carmen? Sie hatte sich die Atemmaske übergezogen und den Sicherheitsgurt umgelegt. Vorgebeugt nahm sie den Kopf in die Arme, so dass die Ellbogen auf den Knien aufgestützt waren. Genauso hatte es uns die freundliche Stewardess zu Beginn des Fluges ja auch erklärt. Ich tat es ihr gleich und während ich auf den Boden vor mir starrte, lauschte ich den verzweifelten Schreien meiner Mitpassagiere.
Unvermittelt tat es einen so gewaltigen Ruck, dass es mir die Luft aus den Lungen trieb und ich nicht einmal mehr aufschreien konnte. Dann wurde es schwarz vor meinen Augen.
Anmerkung: Nein, der Typ ist nicht tot, die Robinsonade geht danach natürlich noch weiter.