millamomud
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Hallo zusammen,
da im Moment keine neuen Geschichten online gehen, dachte ich, ich bringe ein bisschen Stoff zur Diskussion mit.
Ich arbeite gerade an einer literarischeren Kurzgeschichte (ca. 8.000 Wörter, geplant als One-Shot), die sich um eine emotional entfremdete Ehe dreht.
Im Mittelpunkt steht Katharina, Ende 20, Juristin, zurückhaltend.
Nach einem Streit schlägt sie ihrem Mann Henning vor, mit einer anderen Frau zu schlafen – nicht aus Lust, sondern aus einem Gefühl von emotionaler Entfremdung, vielleicht auch aus Schuld. Es ist kein klassischer Cuckold, kein heißes Szenario. Eher eine stille Verzweiflungstat. Und der Beginn von etwas Ungewolltem.
Ich befinde mich gerade an einem "Kipppunkt", und überlege ob sich das Weiterschreiben überhaupt lohnt. Ich gestehe auch, dass mir längere Dialoge vielleicht etwas schwerer fallen, aber das liegt vielleicht auch etwas am Material.
Fragen, zu denen ich gerne Feedback hätte:
Und was die Einordnung betrifft…
In welche Kategorie würdet ihr so etwas stecken?
Ich schwanke selbst:
Ich habe nicht angefangen zu schreiben, um in eine Kategorie zu passen – eher im Gegenteil. Aber für Literotica muss man sich ja irgendwann entscheiden.
Ich würde mich sehr über euer Feedback freuen – gerne direkt am Text, gerne analytisch, gerne emotional.
Hier der Text des ersten Kapitels:
(Arbeits)-Titel: Die Zuschauerin
(Kapitel 1: Der Vorschlag)
1.225 Wörter
da im Moment keine neuen Geschichten online gehen, dachte ich, ich bringe ein bisschen Stoff zur Diskussion mit.

Ich arbeite gerade an einer literarischeren Kurzgeschichte (ca. 8.000 Wörter, geplant als One-Shot), die sich um eine emotional entfremdete Ehe dreht.
Im Mittelpunkt steht Katharina, Ende 20, Juristin, zurückhaltend.
Nach einem Streit schlägt sie ihrem Mann Henning vor, mit einer anderen Frau zu schlafen – nicht aus Lust, sondern aus einem Gefühl von emotionaler Entfremdung, vielleicht auch aus Schuld. Es ist kein klassischer Cuckold, kein heißes Szenario. Eher eine stille Verzweiflungstat. Und der Beginn von etwas Ungewolltem.
Ich befinde mich gerade an einem "Kipppunkt", und überlege ob sich das Weiterschreiben überhaupt lohnt. Ich gestehe auch, dass mir längere Dialoge vielleicht etwas schwerer fallen, aber das liegt vielleicht auch etwas am Material.
Fragen, zu denen ich gerne Feedback hätte:
- Wirkt der Streit im ersten Kapitel realistisch?
- Kommt Katharinas Vorschlag glaubwürdig rüber – oder ist er zu konstruiert?
- Wie wirkt ihre Erzählstimme auf euch – zu distanziert, zu verkopft, oder tragfähig?
- Funktioniert der Dialogverlauf, gerade gegen Ende?
Und was die Einordnung betrifft…
In welche Kategorie würdet ihr so etwas stecken?
Ich schwanke selbst:
- Loving Wives, wegen der Beziehungskomponente?
- Exhibitionist & Voyeur, da Katharina dem Sex später aktiv zusieht?
- Oder sogar BDSM, wenn sich das Ganze in eine Art Kontroll- oder Selbstverleugnungsfantasie wandelt?
Ich habe nicht angefangen zu schreiben, um in eine Kategorie zu passen – eher im Gegenteil. Aber für Literotica muss man sich ja irgendwann entscheiden.
Ich würde mich sehr über euer Feedback freuen – gerne direkt am Text, gerne analytisch, gerne emotional.
Hier der Text des ersten Kapitels:
(Arbeits)-Titel: Die Zuschauerin
(Kapitel 1: Der Vorschlag)
1.225 Wörter
Es war Samstagabend.
Henning hatte den ganzen Tag im Arbeitszimmer verbracht, mit seinem japanischen Füller, den ich ihm zum Geburtstag geschenkt hatte, und einen Stapel Klausuren korrigiert, der wie ein Bollwerk zwischen uns lag. Ich hörte ihn im Vorbeigehen manchmal murmeln, wenn er sich über eine Formulierung aufregte, dann das Kratzen der goldenen Feder mit der roten Tinte über das Papier.
Ich kochte.
Adobo Chicken, das gute Rezept mit dem leisen Essigduft und den dunklen Aromen, die erst nach Stunden wirklich durchdringen – und dann die ganze Wohnung mit ihrem süßen Duft füllen. Ich hatte das Fleisch am Morgen schon mariniert, ließ es ziehen, briet es scharf an, löschte ab, ließ es leise simmern. Dazu gab es die Fächerkartoffeln, die er so mochte, und gebratenen Baby-Pak Choi.
Ein Essen, das Geduld verlangt.
Dann deckte ich den Tisch im Wohnzimmer: Weiße Tischdecke, das gute Geschirr. Eine einzelne Kerze mit langem rotem Stiel. Kein Weinglas – er trank nur selten – aber zwei Gläser für das Wasser und eine Karaffe, mit zwei Scheiben Limette und ein paar Blättern frischer Minze. Vielleicht würde ich ihn ja später noch zu einem Mojito überreden können. Musik lief leise im Hintergrund. Eine Playlist mit alten Coldplay-Alben, die ich vorhin noch schnell zusammengestellt hatte. Genug Melodie, um den Raum zu füllen, ohne ihn zu stören. Kurz bevor das Hühnchen fertig war, zog ich mir ein Kleid an, das ich selten trug. Dunkelblau mit kleinem weißen Kragen. Nicht aufreizend, aber schön. Für ihn.
Dazu die passenden Perlenohrringe – einfache blaue Stecker, die genau zum Kleid passten.
Als alles fertig war, rief ich leise nach ihm.
Henning kam mit den Schultern eines Mannes, der zu lange gesessen hatte. Er trug eines seiner Karohemden und eine schlichte Jeans. Ich habe nie verstanden, warum er nicht einfach etwas Gemütlicheres anzog, wenn er Klausuren korrigierte. Aber er sagte immer, er müsse sich für den Anlass kleiden – auch beim Korrigieren. Sonst nehme er es nicht ernst genug.
Ich hätte ihn selbst im Schlabberlook nicht zum Umziehen genötigt.
Ich war froh, ihn so zu haben, wie er war.
Er schnupperte.
„Riecht gut“, sagte er. Dann lächelte er.
„Du hast mir das Korrigieren zum Ende echt schwer gemacht“
Es war ein indirektes Kompliment, so wie er sie am liebsten machte.
Kein „Wow, das sieht gut aus“, sondern eher ein „Ich kann’s kaum erwarten, das zu probieren.“ Die meisten hätten es gar nicht bemerkt.
Mir bedeutete es mehr als jeder Blumenstrauß.
Ich füllte unsere Teller, reichte ihm die Schüssel. Er nahm, lobte den Geschmack, sagte aber nichts weiter. Ich beobachtete, wie er kaute, wie seine Finger die Gabel hielten, wie er durch die Hähnchenkeulen schnitt. Ich dachte kurz darüber nach, wie viele Samstage wir so schon verbracht hatten. Früher, in der ersten Wohnung, hatten wir fast immer am Tisch die Hände gehalten, kurz nach dem Essen, bevor wir aufgestanden sind. Nur ein Moment. Jetzt lagen unsere Hände regungslos neben dem Besteck, getrennt durch die weiße Tischdecke, als könnten sie sich verbrennen, wenn sie sich berührten. Nur, dass dieser Samstag einer war, an dem ich mich bemüht hatte.
Nach dem Essen stand er auf, beugte sich kurz zu mir rüber und küsste mich flüchtig auf den Mund. Dann räumte er ab. Ich half ihm. Teller in die Spülmaschine, das Holzbrett von Hand, die gusseiserne Pfanne getrennt, mit warmem Wasser und der Bambusbürste.
Er trocknete ab.
Als ich die Pfanne gerade einölte, trat er hinter mich. Legte die Arme um meine Taille, zog mich sanft an sich. Ich spürte seinen Körper.
Seinen Atem an meinem Nacken und seine Hände, zögernd, aber zielstrebig, an meinen Hüften. Und seine Erektion, die von hinten an meinen Rücken drückte.
Ich blieb stehen.
Bewegte mich nicht.
Ich wusste, was er wollte.
Ich wusste auch, dass ich es ihm nicht geben konnte.
Nicht heute.
Nicht so.
Und das wusste er wahrscheinlich auch.
Ich befreite mich aus seinen Armen und entzog ihm die Nähe, die er suchte.
„Ich kann das nicht mehr.“
Seine Stimme war leise, aber fest.
„Wir sind wie Mitbewohner. Ich liebe dich. Aber ich halte das nicht mehr aus.“
„Henning, das ist nicht fair.“
„Was soll ich denn sagen, Katharina? Du bist nie bereit. Nie.“
Er machte eine Pause. Ich suchte nach den richtigen Worten.
„Ich bin kein Mönch, weißt du? Ich will nicht im Zölibat leben. Ich habe Bedürfnisse.“
„Ich hab auch Bedürfnisse. Nur… andere gerade.“
„Willst du überhaupt noch mit mir zusammen sein? Oder ist das alles nur bequemer für dich?“
Er fuhr sich durch die Haare, atmete durch.
„Ich will nicht nur dein Freund sein. Ich will dein Partner sein.“
„Du bist mein Partner. Du warst es immer.“
„Früher hatten wir Sex. Guten Sex. Öfter als einmal im Jahr! Und jetzt?“
Ich konnte mich nicht erinnern, wann wir das letzte Mal wirklich miteinander geschlafen hatten. Irgendwann letztes Jahr. Er war damals hinter mich gerutscht, im Halbschlaf, oder nur halb wach, und ich hatte nicht Nein gesagt. Ich hatte auch nicht Ja gesagt. Ich hatte es einfach geschehen lassen – aus Schuld, aus Liebe, aus Schwäche. Danach hatten wir geschwiegen. Über alles. Jetzt blickte er weg, an mir vorbei. Als könne er mich nicht ansehen für das, was er jetzt sagen wollte.
„Manchmal frage ich mich, ob ich nicht gut genug für dich bin.“ Er klang fast trotzig.
„Das hat nichts mit dir zu tun.“
„Natürlich hat es das. Ich bin dein Mann. Und ich hab das Gefühl, ich darf dir nicht mehr zu nahe kommen.“
Sein Blick wanderte wieder zurück. Jetzt sah er mich direkt an.
„Wie lange soll ich noch warten, Katharina? Ist da jemand anderes? In der Kanzlei? Arbeitest du deswegen immer so lange?“
„Nein!“
„Wenn ich nicht fordern würde, gäbe es gar keine Nähe mehr zwischen uns. Ich bin es leid, immer derjenige zu sein, der versucht, unsere Ehe am Leben zu halten“, er senkte die Stimme. „Ich weiß nicht, wieviel Zurückweisung ich noch ertrage.“
„Ich tu das doch nicht mit Absicht…“
„Vielleicht sind wir einfach nicht mehr kompatibel.“ Seine Stimme war ruhig. Zu ruhig. Etwas hatte sich verändert. „Vielleicht brauchen wir eine Pause. Vielleicht musst du dir klar werden, was du willst. Was du wirklich willst.“
„Nein“, sagte ich. „Ich weigere mich, das zu akzeptieren. Das ist der Anfang vom Ende. Ich will nicht, dass du einfach gehst.“ Ich suchte seine Augen. Verzweiflung machte sich in mir breit. Tief in mir. Ich wollte ihn nicht verlieren. Aber ich konnte ihm nicht die Wahrheit sagen. Dass Sex mir nichts gab. Dass es sich für mich jedes Mal nach Gewalt anfühlte. Ich griff nach einem Strohhalm. Suchte seine Augen.
„Was wäre… Wenn wir einen anderen Weg finden? Einen echten. Offenen.“
Er zögerte. „Was meinst du mit… offen?“
Ich schluckte. „Was wäre, wenn du es dir… woanders holen könntest? Ich will, dass du ehrlich bist. Wenn du das brauchst… Nähe, Sex… dann aber bitte nicht hinter meinem Rücken. Aber auch nicht willkürlich.“
Ich holte Luft.
„Wir finden einen Weg. Offen. Nicht als Affäre, sondern als Vereinbarung.“
Ich sagte es ruhig.
Fast überzeugend.
Und vielleicht glaubte ich es in diesem Moment sogar selbst – obwohl ich wusste, dass ich längst verloren hatte.
Er sah mich an. Suchte nach Worten.
„Ich weiß nicht… das fühlt sich irgendwie falsch an.“
Dann schwieg er wieder. Sah an mir vorbei. Als würde er hoffen, dass irgendjemand widerspricht. Ich hatte gerade unserem Ehebruch zugestimmt.
Und niemand hatte auch nur die Stimme erhoben.
Auch du nicht.