Die Liebesschaukel

Storydog2017

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Jul 30, 2017
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Da seit über zwei Wochen keine Geschichte hier mehr besprochen wurde, möchte ich hier eine Geschichte von mir hier zur Diskussion stellen, die ich vor zwei Jahren veröffentlicht habe. Eine Geschichte mit einem Abstand von zwei Jahren wieder zu lesen, kann interessant sein.

Was waren meine Inspirationen als ich damals diese Geschichte schrieb? Ich hatte zwei Grundideen. Einmal zwei kurze, zusammenhängende Szenen : Eine junge Frau ist mit ihrem Wagen am Morgen auf dem Weg zur Arbeit und sie ist schon ein wenig spät dran, als sie auch noch in einen Stau kommt. Als auf der benachbarten Spur eine Lücke frei wird, wechselt sie abrupt auf diese und sie streift dabei einen jungen Kurierfahrer, der ebenfalls nicht genug aufpasste. Entsprechend aufgewühlt verläuft diese erste Begegnung zwischen Laura und Paul. Der Zufall will es, dass einige Tage später Paul etwas zu dem Labor, in dem Laura arbeitet, liefern muss, was dieser spontan zu einer Einladung zum Essen zu sich in seine Wohnung nutzt. Nach kurzem Zögern, denn der Typ vor ist doch ganz attraktiv, sagt Laura zu.

Die zweite Inspiration: Ein junges Paar probiert eine Liebesschaukel aus.

Dann kam mir die Idee, dazu eine Vorgeschichte zu schreiben, in der sich Laura mit einer befreundeten Kollegin über ihr gerade nicht existentes Liebesleben unterhält. Da die Geschichte aus der Perspektive von Laura erzählt wird, wollte ich damals Laura erstmal den Lesern vorstellen. Mit der Empfehlung von Kollegin Diana es einmal mit einem älteren Mann zu probieren und dem Einwurf "vielleicht steht der richtige Kerl schon morgen vor dir", wollte ich die Frage aufkommen, versucht es Laura tatsächlich mit einem etwas älteren Partner oder trifft sie einen Gleichaltrigen, der ihren Vorstellungen nahe kommt?

Die Geschichte besteht aus vier Abschnitten. Wie überzeugend sind diese jeweils und wurden sie handlungsmäßig gelungen aneinandergefügt?
Wie überzeugend und anregend in ihrem Handeln sind Laura und Paul?

Und hier der Link zu der Geschichte:

https://german.literotica.com/s/die-liebesschaukel
 
@Storydog2017 : Seit über zwei Wochen keine Besprechung, und eine Woche, bis dir einer antwortet... Hier wird es auch immer leerer. Kein Wunder, bei dem Verhalten von Literotica. Was mich angeht, mir ist dein Post gleich aufgefallen, aber ich möchte mir deine Geschichte schon gründlich durchlesen, bevor ich etwas dazu schreibe, und Zeit ist bei mir gerade knapp. Der Vorweihnachtsstress... Aber zur Sache, sprich, zu deiner Geschichte.

Was mir gut gefällt: Der heitere, sex-positive Ton. Nichts, dass einfach unter der Gürtellinie liegt, nichts, dass ich als sinnlos vulgär bezeichnen würde. Nichts, bei dem ich denke: Okay, der bloße Kraftausdruck steigert den Erotikfaktor auch nicht mehr. Die Liebesschaukel ist eine fröhliche, geradeaus erzählte Feel-Good-Geschichte ohne Störfaktoren. Und um deine direkte Frage zu beantworten: Mir ist nicht aufgefallen, dass die Geschichte aus vier Abschnitten besteht, oder aus verschiedenen Ideen heraus entstanden ist, die du kombiniert hast. Für mich ist die Storyline: Von zu vielen, eher unreifen Typen frustriertes Mädel findet ein (vermeintliches) Weichei, dass sich jedoch als alles andere denn als Weichei entpuppt, und sie haben eine gute Zeit. Das fügt sich nahtlos aneinander, und hättest du die Entstehung nicht beschrieben, wäre mir nichts aufgefallen.

Ich habe trotzdem einiges an Kritik mitgebracht, und es lässt sich in dem Satz zusammenfassen, dass ich nicht glaube, dass das die beste Fassung der Geschichte ist, die du hättest schreiben können. Dazu fallen mir zu viele Dinge auf, die du mit der Genauigkeit, die du an den meisten Stellen demonstrierst, leicht hättest beseitigen können. Es wirkt, als hättest du die Geschichte locker runtergeschrieben, an ein, zwei Abenden, ohne Korrekturarbeit. Was natürlich auch ok ist. Aber man merkt es.

Das ist zuerst die Sprache. Mir fallen viele Sätze auf, die syntaktisch nicht korrekt sind. Ein paar Beispiele, mit Alternativvorschlag - nicht, um den Oberlehrer raushängen zu lassen, sondern mehr, um deutlich zu machen, was mich stört:

"Das Massageöl und ich habe zum ersten Mal richtig erotische Wäsche gesehen und gekauft und heute laufe ich wie ganz normal in eine dieser Dessousläden rein."- Da gab es dieses Massageöl. Und ich habe zum ersten Mal richtig sexy Wäsche gesehen und gekauft. Heute laufe ich wie ganz normal in einen dieser Läden rein."

"In meinen Fantasien träumte ich immer, wie ich mich vor der Schaukel hinknie und mich beuge und Lukas schwingend mich von hinten und tief eindringend nehmen würde, bis ich den totalen Orgasmusrausch erleben würde," - In meinen Fantasiene habe ich mir immer ausgemalt, wie ich mich vor der Schaukel hinknie, mich ganz tief bücke, und mich Lukas schwingend nimmt. Wie er ganz tief eindringt, bis ich den totalen Orgasmusrausch erlebe."

"Wie immer stand Laura genervt mit ihrem betagten, aber zuverlässigen Polo im Stau der Rheinstraße, der sie noch einen Kilometer entfernt von der Arbeit trennte." - Wie so oft stand Laura mit ihrem betagten, aber zuverlässigen Polo genervt im Stau der Rheinstraße, noch immer über einen Kilometer von ihrer Arbeitsstätte entfernt.

Und viele Formulierungen sitzen einfach nicht, ohne dass sie gleich grammatikalisch falsch sind. Auch hier eine Hand voll Beispiele, zur illustration:

"Sie schaute auf ihre Kollegin, die ihr gegenüber saß und merkte an deren Gesicht, dass sie spähend ansah, dass gleich Fragen kämen, die zielgerichtet in ihre Gemütslage treffen würden. - Das Gesicht ihrer Kollegin schaut sie nicht an, sondern die Kollegin selbst, und die Fragen treffen Laura, nicht ihre Gemütslage.

"Aber Laura war danach, dass sie sich über ihre Situation mitteilen konnte." Laura war danach, dass sie konnte? Eher: Aber Laura war danach. Es erleichterte sie, sich mitteilen zu können.

"Es tat ihr gut, über das Thema in den Redefluss gekommen zu sein." Über das Thema in den Redefluss kommen, das passt einfach nicht. Es tat ihr gut, sich auszusprechen, und die Worte sprudelten aus ihr heraus.

"Diana sah ihr gegenüber nachdenklich an und legte ihren Kopf auf die Faust ihrer aufgestützten Hand und dann durchzuckte sie so was wie ein Geistesblitz und sie sagte resolut:" und... und... und... Faust der aufgestützten Hand klingt auch ein wenig unrund. Gegenüber groß.

Auch bei der Handlung sehe ich noch Luft nach oben. Wobei die Handlung schwerer zu kritisieren ist als die Sprache, sie liegt in der Entscheidung des Erzählers, und sie benötigt immer diesen "leap of faith", eine Akzeptanz für Unwahrscheinlichkeit. Aber bei dir fallen mir schon ein paar Szenen auf, die du zwar bringen kannst, die aber so nicht wirklich glaubhaft ausgeführt sind. Ich mache es mal an dem Unfall fest: Junge Frau schert, weil sie es eilig hat, nach links aus, und fährt einen Radler um. Ohne auf der StVO herumreiten zu wollen, aber das war Lauras Schuld. Und selbst, wenn sie es anders sieht, die meisten Menschen wären erst mal völlig fertig. Sie fallen nicht sofort verbal über ein vielleicht verletztes Unfallopfer her, und sie haben auch keinen Blick für die sexuelle Attraktivität desjenigen, den sie gerade umgefahren haben. Das kannst du so erzählen, aber: Du musst es deutlich besser vorbereiten. Lauras extrem impulsive Art. Ihre Gereiztheit gerade an dem Morgen. Ihre Verachtung für die "Weicheier" (bloss nie selber wie eins wirken). Und und und... so wirkt es eben - unglaubhaft.

Das waren so die Hauptpunkte. Wenn ich noch etwas anfügen soll, aber das ist eher reine Meinung: Ich habe deine Geschichte als fröhlich und sex-positiv beschrieben, aber manchmal trägst du doch ein wenig dick auf. Ich meine "Ihre braunen Augen leuchteten keck unter ihrem leicht welligen goldblonden Haar und ihr engelsgleiches Gesicht strahlte. - Blondes Engelchen mit keckem Blick, das ist ja beinah ein Klischee auf Beinen. Oder das hier: "Wie von selbst fanden sich ihre Lippen und verschmolzen in einen langen Zungenkuss. Dann flüsterte ihr Paul zu: „Das ist besser als jeder Nachttisch!" - Also, einen Originalitätspreis gewinnt das nicht. Weder Paul mit seinem Kommentar, noch die Stelle generell. Und hier

"Es dauerte nur noch einen weiteren Moment ihres lustvollen Seufzen und des Kopfverdrehens, da spürte sie ihren Busen frei von Stoff. Seine zärtlichen Hände fühlte sie überall auf ihrem Oberkörper, sie hielt ihre Augen geschlossen und es war so eine herrliche Gefühlswallung, die sie in sich spürte."

wird es mir persönlich schlicht zu süßlich ;)

Insgesamt: Heiter und unterhaltend, aber eben noch nicht ausreichend entwickelt. Du bleibst hier einfach unter deinen Möglichkeiten, was man gerade daran merkt, dass die Handlung insgesamt trägt, aber nicht an jeder Stelle, und du meistens ansprechend formulierst - aber halt nicht immmer.
 
Last edited:
@ Phlegton

Danke für die Rückmeldung und die ausführliche Bewertung. Ich will in diesen Tagen wieder mit dem Schreiben überhaupt weiter machen. Ich habe seit Mai/Juni an einem größeren Projekt gearbeitet, das aber nicht auf Literotica erscheinen wird und selbst da bin ich die letzten Monate fast zum Stillstand gekommen. Die Beispiele zur Syntaktik werde ich mir in Ruhe ansehen.

Und es stimmt in der Tat, ich habe diese Geschichte tatsächlich in gerade mal in fünf Tagen(einschließlich Korrektur) geschrieben. Das heißt, bis auf einen Tag am Wochenende(und an dem vielleicht auch nicht mehr als 4 oder 5 Stunden, so jeweils 3 Stunden am Abend. Ist aber so eine ungefähre Schätzung; es ist zwei Jahre her.

Zu der Szene, in der Laura Paul umfährt; da meinte ich, Lauras Stimmung gut genug beschrieben zu haben. Sie hat eine impulsive Art in sich, aber auch eine beherrschte gewissenhafte Art, ohne die sie z. B. ihren Beruf nicht ordentlich ausführen könnte. In der Situation hätte sie realistischerweise wirklich erst mal erschrocken sein müssen und sich erst mal Sorgen um den anderen gemacht, auch wenn es gerade nicht schnell genug voranging. Selbst so viel Unrast wird in so einem plötzlichen Ereignis schlagartig gestoppt.

Goldblondes Haar und engelsgleiches Gesicht. In Ordnung das ist etwas schmalzig. Und die herrliche Gefühlswallung, die sie in sich spürte. Woher hatte ich die Inspiration? Aus einem alten Roman?

Aber gut, dass hier noch etwas an Beteiligung geht. Vielleicht schreibe ich die Tage noch mal was dazu.
 
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