Aller Anfang ist ...

Munachi

Sumaq Sipas
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Feb 22, 2005
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Hallo... Ich habe grade mal drüber nachgedacht, wie ich meine Geschichten so anfange, also was "typisch" für mich ist. Dabei bin ich mal meine deutschen Geschichten durchgegangen, und interessanterweise fangen fast alle mit einer Beschreibung an - bei den englischen gibt es auch ein paar, die mit einem inneren Monolog oder einem Gespräch beginnen, oder gleich in die Handlung springen. Ist eventuell einfach Zufall, dass es gerade bei den beschreibenden Geschichten deutsche Versionen gibt... Nun, ich dachte es sei mal interessant, wenn wir hier verschiedene Anfänge (also nur der erste Absatz, so fünf bis zehn Zeilen höchstens) posten, und erklären warum wir so anfangen, bzw. darüber diskutierten. Wäre interessant, ein paar Geschichtenanfänge von euch zu lesen, und zu sehen warum ihr sie so geschrieben habt, wie ihr sie geschrieben habt.

Also, als erstes "Das blaue Bett":
Von der Straße sah man nur die rostigen Tore aus Eisen, den verfallenen Zaun aus verschlugenen Ornamenten schwarzen Metalls und aus spitzen Pfeilern, der einstmals zu einem herrschaftlichen Garten gehört haben mußte. Dahinter wucherte dichtes Gestrüpp zwischen hohen Bäumen, die so eng beieinander standen, daß ihre Äste und Zweige sich ineinander verflochten, und sie nur im Winter, wenn alles Laub auf dem Boden lag, Blicke auf das große, graue Haus im hinteren Teil des Gartens erlaubten.
Die Geschichte besteht zu einem sehr großen Teil aus einer Beschreibung, die Beschreibung war auch der Ursprung der Geschichte. Im Grunde ging es mir darum, ein verfallenes Haus zu beschreiben, und dann eine Geschichte dazu zu spinnen... Klar haben mir da auch schon Leser gesagt, dass ihnen das zu langweilig sei, so eine lange Beschreibung, aber ich wollte da eben diesen Stil ausprobieren. Es ging mir sozusagen mehr darum, ein Bild zu schaffen, die Geschichte war eher nebensächlich...

"Kampf des Willens, Kapitel I"
Bei Nacht ähnelt der Leskower See einem schwarzen Spiegel. Seine Tiefen sind unergründbar; auf den sich leicht kräuselnden im Winde Wellen tanzt der Mond, bis sich eine Wolke vor ihn schiebt. Die Bäume des Grünenberger Forsts reichen bis ans Ufer und strecken ihre Äste hinaus über das Wasser. Die Stille ringsum wird nur hin und wieder vom leichten Rascheln der Blätter oder dem Schrei einer Eule gebrochen.
Hier entstand die Beschreibung einer nächtlichen Landschaft als letztes - ursprünglich fing die Geschichte mit der Beschreibung einer Figur an. Aber weil sie verschiedene Kapitel hat (die ich eher als "Bände" sehe), beschloss ich, ihnen allen einen ähnlichen Anfang zu geben, und zwar immer eine Szene am selben See und im selben Wald - sozusagen um eine gewissen Stimmung zu schaffen, die in der eigentlichen Geschichte dann manchmal hinter die Handlung zurücktritt, aber im Hintergrund noch da sein soll.

"Gejagt"
Die Bäume knarrten und seufzten geisterhaft, während sie sich im Wind bogen. Im Dunkeln sahen sie aus wie große, dünne Wesen mit langen Armen, mit denen sie nach allem greifen konnten, was unter ihnen vorbeiging. Es waren alte Bäume, hoch. So sehr ich meinen Kopf in den Nacken legte, konnte ich doch nicht sehen, wie weit sie in den Nachthimmel reichten. Kein einziges Blatt wuchs auf ihnen – nur dünne Äste, die sich langsam in Wind hin und her wiegten.
Meine erste Geschichte auf Lit, inzwischen würde ich vieles wahrscheinlich anders schreiben... Die Geschichte soll an einen Alptraum erinnern, die Figur findet sich sozusagen plötzlich in einem gruseligen nächtlichen Wald. Wer die Figur ist, wie sie dort hinkam, spielt keine Rolle. Deshalb eben auch ein plötzliches Los-Beschreiben ("Die Bäume knarrten" statt sowas wie "Um mich knarrten Bäume") - denn im (Alp)Traum befindet man sich auch manchmal plötzlich irgendwo, aber nimmt das zugleich hin... Hier fing ich mit einer Beschreibung an, weil die Figuren, die die Handlung in Lauf bringen, sich erst langsam ankündigen sollten, und das ganze erst ruhig anfangen sollte (wenn auch unheimlich), und erst nach und nach klar werden sollte, das gleich etwas (schlimmes) passiert...

"Sohn der Berge"
In jenen Wochen ernährte ich mich fast nur von Schmerzmitteln und Wasser. Hin und wieder noch ein Joint, wenn ich die Kraft zum Rauchen hatte. Und manchmal eine Suppe, die mir ein Mädchen aus dem Dorf brachte, und die ich ohne Appetit auslöffelte, in der Hoffnung, daß sie meiner Genesung helfen könnte.
Die einzige deutschsprachige Geschichte, die nicht mit einer Landschafts- oder Hausbeschreibung beginnt... Sondern eher mit einem Flashback - oder das ist vielleicht der falsche Ausdruck. Im Grunde mit einer Szene mitten in der Geschichte, danach geht es zunächst darum, wie die Hauptfigur in diese Situation kam. Der Anfang hat auch hier mit der ursprünglichen Idee für die Geschichte zu tun - die kam mir nämlich nach einer Weisheitszahnoperation, als ich mit dicker Backe kaum feste Nahrung zu mir nehmen konnte, und versuchte die Scherzen mit verschiedensten Mittelchen zu unterdrücken - und entsprechend etwas neben mir stand... Die Idee ist dabei auch wieder, das zuerst eine bestimmte Stimmung geschaffen werden soll, in deren Licht dann der Rest der Geschichte getaucht ist...
 
Hey, das ist doch mal nen tolles Thema.

Ich persönlich hab weniger Probleme mit dem Anfang, weil für mich der Anfang immer wie eine Art Knall kommen muss. Selbst wenns nur ein kleiner ist.

Ich kann mich erinnern, mal früher eine Krimi-Reihe gelesen zu haben, und der für mich spannendste Krimi fing so an

Heute wirst du sterben
Die Worte dröhnten in seinem Kopf, als er erwachte....

Was mir gefiel, war, dass man in die Gedanken des Helden praktisch hineingezwungen wurde. Letztendlich interessieren mich die Helden ja doch mehr als die Umgebung, ich bin durchaus bereit, mich auf deren Gedanken einzulassen. Deswegen ist eine Landschaftsbeschreibung für mich besser nachvollziehbar, wenn ich sie als Gedanken und Empfindungen eines Wesens übermitelt bekomme.

Dabei ist es relativ egal, ob ich besagte Gedanken nachvollziehen kann. Die subjektive Beschreibung der eigenen Gedanken lässt das Bild nicht nur stimmiger entstehen, sondern auch in dem Stil, welches der Hauptcharakter bevorzugt.

Mal ein kurzes Beispiel, wie ich es meinen könnte. Mit deiner Erlaubnis, munachi (soll keine Kritik sein, sondern nur meine Sicht verdeutlichen) ;)

Bei Nacht ähnelt der Leskower See einem schwarzen Spiegel. Seine Tiefen sind unergründbar; auf den sich leicht kräuselnden im Winde Wellen tanzt der Mond, bis sich eine Wolke vor ihn schiebt. Die Bäume des Grünenberger Forsts reichen bis ans Ufer und strecken ihre Äste hinaus über das Wasser. Die Stille ringsum wird nur hin und wieder vom leichten Rascheln der Blätter oder dem Schrei einer Eule gebrochen.

Soweit das Original. Jetz meine subjektivierte Fassung.

Stille. Wasser. Bei Nacht ähnelt der Leskower See einem schwarzen Spiegel, auf dem der Mond mit sich selbst tanzt, bis sich eine Wolke vor ihn schiebt .Stille Wasser sind tief. Tief und unergründlich. Die Bäume des Grünberger Forstes strecken ihre Äste hinaus über das Wasser und stehen, als ob der See sie stückweise verschlingen möchte. Das leichte Rascheln der Blätter oder der Schrei einer Eule brechen die Stille nicht wirklich auf, sondern suggerieren nur, dass es schon immer so still war.

Manche heben sich solchen Subjektivismus erst für den Moment auf, wo es spannend werden soll. Da das aber im Prinzip schon von Anfang an spannend sein soll, find ich es keine schlechte Idee, das gleich zum Anfang zu machen. Längere Beschreibungen kann man vieleicht dann machen, wenn der gehetzte Geist etwas zur Ruhe kommen soll.

Meine Meinung halt.

Howggh
 
Verstehe, was du meinst. Der Grund, weshalb ich es in dem Fall nicht so gemacht habe ist, dass es sich um eben eine neutrale Beschreibung handeln sollte - es gibt in der kurzen einleitenden Beschreibung keine Figur in dem Sinne, sondern der Leser soll sozusagen aus der Ferne eine geheimnisvolle, aber noch distanzierte Szene beobachten. Im Falle anderer Geschichten, beispielsweise "Gejagt", hätte ich es durchaus so machen können, wäre vielleicht sogar besser gewesen.

Eine (englischsprachige) Geschichte, in der ich mit einer individuelleren Beschreibung anfange, ist vielleicht "Jungle Roses":
The jungle has eyes. It watches the intruder; it does not let him out of its sight for one second, follows his every step. It has thousands of eyes, which can see but can't be seen, because they are hidden in the green darkness. The intruder can't see further than a few feet into the jungle, but the jungle sees everything. Its gaze is so intense it makes you feel exposed, it makes you want to hide.

Dein oben genanntes Beispiel aus dem Krimi ist auch eine gute Strategie, natürlich je nach Geschichte... Ein bisschen ähnlich (Im Sinne von "einem Knall") ist vielleicht der Anfang von "Thirteen Years", auch wenn es sich da nicht um einen Gedanken, sondern um eine wörtliche Rede handelt:
"I hate you! I hope I never see you again!"
 
Jau, hab deine Szene aus "Kampf des Willens" auch so verstanden, da sie in ähnlicher Form ein paarmal gebracht wird, gewissermassen als Beruhigung und Andeutung, dass das grosse Leben im Prinzip gleichbleibt, während ansonsten ziemlich viel passiert. Hatte was entspannendes.

Dein "Jungle Roses"-Anfang gefällt mir auch ganz gut. Ich persönlich würde natürlich noch eine Extra-Portion Mystery einfügen, quasi als Unterstreichung. Würde sich dann etwa so lesen:

The jungle has eyes. It watches the intruder; it does not let him out of its sight for one second, follows his every step. Mulu, as they called him. Mulu, the Big Dark. It has thousands of eyes, which can see but can't be seen, because they are hidden in the green darkness. The intruder can't see further than a few feet into the jungle, but the jungle sees everything. Its gaze is intense. It makes you feel exposed, it makes you want to hide.

Letzten Satz deshalb etwas aufgebrochen, damit der Leser beim Lesen die Geschwindigkeit der Figur im Dschungel fühlt. Am Anfang die grossen Sätze geben noch das Gefühl von Fluss wieder. Am Ende der Beschreibung glaubt man aber, der Charakter bewegt sich vorsichtiger.

Mein Gefühl halt.;)

Zu deinem "Thirteen Years"-Anfang mus ich sagen, das ich auch mal dachte, ein gesprochener Satz am Anfang wäre mal was anderes. Hab mich aber vom Ami-Forum hier überzeugen lassen, dass so ein Anfang meist nicht so gut angenommen wird. Weil so ein Satz auch eine Art Zusammenfassung ist. In einer Horror-Geschichte wie deiner ist er natürlich genau richtig, zumal die folgende Beschreibung dann den Knall schön überraschend auflöst. Aber ich weiss nicht, ob ich mir eine Beziehungs-Geschichte antun würde, die so anfängt. ;)
 
Mir persönlich vermitteln kurze Sätze auch immer etwas resolutes, etwas, das man nicht ändern kann, eine Tatsache oder auch eine Sachlage, die in ihrer Art sehr gravierend ist, weil vieles davon abhängt und Schicksale beeinflusst. Vor allem in der Form, wie es oben dargestellt ist.

Generell finde ich eine Beschreibung der Szenerie am Anfang wichtig. Sie hilft dem Leser in die Stimmung der Gesxhichte einzutauchen und man hat als Autor viele verschiedene Möglichkeiten, in den Hauptteil der Story einzuleiten.
Es kommt ganz darauf an: Was ist der Hauptaugenmerk in der Geschichte? Wenn meine Hauptperson schizophren ist oder so, würde ich natürlich ganz anders anfangen als wenn meine Hauptperson ein junges Mädchen ist und aus harmonicher Umgebung stammt. Ich finde man kann mit der Beschreibung der Umgebung und der Akzentuierung verschiedenster Dinge ganz spezielle Atmosphären schaffen, die meiner Meinung nach vor alem dazu dienen sollten, die Hauptperson oder ihre Gefühle darzustellen oder aber den Plot zu unterstreichen.
 
hmja, deine idee mit dem namen für den dschungel ist gut... das problem ist, so wie ich drauf bin würde ich dann was authentisches wollen, und stunden mit recherche verbringen, bis ich irgendeine wirkliche bezeichnung finde... aber an sich klingt es gut!

wäre aber interessant, auch ein paar anfänge von euren geschichten hier zu lesen und zu hören, was ihr dazu zu sagen habt!
 
Naja, ich hab bisher erst 3 Geschichten veröffentlicht, die alle mit "Hi, I'm Carrie" anfangen. Carrie ist total verknallt in ihren Liebsten redet sich dann um den Verstand. Meine Hoffnung ist ein bisschen, dass die Begeisterung von ihr rüberspringt. Im ersten Absatz soll sich immer etwas andeuten, was zur Geschichte gehört und wo man dann rausfinden will, was es damit auf sich hat.
Zum Beispiel:

Hi there, here's Carrie...huh, you don't expected me to look like that, do you ? But yes, this "Fuck you" face expression is mine, and Rob, my black boyfriend, is totally "whooo!" into it. By the way, this is Rob. Don't laugh about that hate mask.

Ich muss gestehen, ich hab die Geschihten bisher einfach runtergedonnert und veröffentlicht, ohne gross nachzudenken. Im Prinzip hab ich sie erstmal für mich geschrieben, so als Tritt in den Hintern, und merk erst jetzt, was ich für Fehler gemacht habe. Also ich hätte viel mehr beschreibende Worte reinbringen sollen.

Aber das Konzept, am Anfang quasi Fotos von Carrie und Rob zu zeigen und dann Carries Kommentare als Anfang zu nehmen, gefällt mir schon ganz gut, obwohl mich das etwas einschränkt in Punkto atmosphärischer Aufbau. Aber in den Geschichten gehts ja auch nur um das eine, obwohl da noch viel Blödsinn passiert.

Eine andere Geschichte, die bei mir erstmal noch in Planung ist (und die ich wohl doch in Englisch schreiben werde, mal sehn), fängt in etwa so an:

Erde. Er roch Erde. Es soll Leute geben die Erde essen, und eine kleine Kammer in seinem Verstand lies zum ersten Mal diesen Gedanken zu. Schnell schloss er wieder die Tür. Er stand auf, atmete das Gras, atmete die Luft des kleinen Bergsees. Er fühlte die Stelle an seinem Kopf. Jemand hatte ihn betäubt und ausgeraubt.

Wenn die Geschichte rauskommt, heisst sie "Queen of Cimmeria" und dürfte etwas länger werden. Es geht da um einen Kerl, der von einer Kriegerin versklavt wird, die dann auch so ihre Spielchen mit ihm macht, bis ein Priester sie überredet, ihn freizulassen, da sie ihn ja doch liebt. Genaugenommen geht die Geschichte erst dann richtig los.

Aber bis dahin muss ich erstmal checken, was an meinen Geschichten nicht so stimmt.
 
Last edited:
Holla =)

Die Carrie-Sache find ich von der Art her ganz witzig, selbst wenn du keine Fotos dabei posten würdest. Sie kommt sehr authentisch rüber ^^ Vor allem die direkte Anrede an den Leser scheint ganz gut reinzupassen.

... Ähm, darf ich einen Fehler verbessern? Ich machs einfach mal. Im ersten Satz heißt es meiner Meinung nach "you didn't expect..." Wenn in einem Satz mit do und einem anderen Verb Präteritum, dann immer beim do.


Zum zweiten Anfang: Wie passt der Geruch nach Erde mit Erde essen zusammen? Wenn ich lese "Er roch nach Erde", dann denke ich, dass ein Körper nach Erde riecht. Im folgenden Satz verweisr du aber auf Erde essen, was mich ziemlich verwirrt hat, aber was durchaus möglich ist, denn "er" könnte ja aus dem Mund nach Erde riechen. Aber direkt im folgenden Nebensatz scheint es so zu sein als sei der Erzähler derjenige welche. Da du auch enideutig aus den Augen der derzeitigen handelnden Person schreibst, würde ich an deiner Stelle mit einem anderen Sinneseindruck beginnen, nämlich mit dem Geschmack. Zumindest im Zusammenhang mit essen. Wird dieser Aspekt mit dem "Erde essen" eigentlich noch wichtig im Rest der Story?)

Welche Tür schließt er? Wahrscheinlich die der Kammer in seinem Kopf, oder? Das könntest du ein bisschen deutlicher benennen.

Dann könntest du die Stelle an seinen Kopf etwas deutlicher beschreiben. Vielleicht die Schmerzen beschreiben, die er fühlt?
Ich würde es vll in etwa so machen(habe im Nachhinein noch Anmerkungen innerhalb des Auszugs gemacht, hoffe, es ist nicht zu verwirrend):

"Erde. Er schmeckte Erde. Es soll Leute geben, die Erde essen, und in seinem Verstand öffnete sich die Türe in eine kleine Kammer, die diesen Gedanken zum ersten Mal (dieses "zum ersten Mal" würde ich übr. nur dann so formulieren, wenn der Aspekt im Velrauf des Plots nochmal aufgegriffen wird) zuließ. Schnell schloss er sie wieder.
Er stand auf, inhalierte den Duft des Grases, die klare Luft des kleinen Bergsees. (Hier würde ich noch wesentlich mehr Beschreibung einbringen: Welche Tageszeit ist es? Sonnig, bewölkt? Wenn es ein Bergsee ist, befindet er sich dann in einem Tal, mitten auf dem Berg, wenn ja, wie ist die Aussicht? usw. usf.)
Ihm brummte der Schädel und unwillkürlich fasste er sich an den Kopf (Die frage ist, was würdest DU machen, wenn du aus einer Bewusstlosigkeit erwachst (das habe ich doch richtig verstanden, oder)? Was sind deine Gedanken und Gefühle?). Er spürte eine große Beule direkt oberhalb der Stirn und plötzlich fiel ihm wieder ein, was geschehen war. Jemand hatte ihn betäubt und ausgeraubt! (Wenn er betäubt worden ist, wieso hat er dann Kopfschmerzen?)"


Ähm, ja, das ist das, was mir beim Lesen eingefallen ist. Ich hoffe, du nimmst mir meine genaue Analyse nicht übel, ich möchte dir gerne damit helfen. Ich hoffe, du fasst es auch so auf ;-)
 
Last edited:
Hallo... Ich habe grade mal drüber nachgedacht, wie ich meine Geschichten so anfange, also was "typisch" für mich ist. Dabei bin ich mal meine deutschen Geschichten durchgegangen, und interessanterweise fangen fast alle mit einer Beschreibung an - bei den englischen gibt es auch ein paar, die mit einem inneren Monolog oder einem Gespräch beginnen, oder gleich in die Handlung springen. Ist eventuell einfach Zufall, dass es gerade bei den beschreibenden Geschichten deutsche Versionen gibt... Nun, ich dachte es sei mal interessant, wenn wir hier verschiedene Anfänge (also nur der erste Absatz, so fünf bis zehn Zeilen höchstens) posten, und erklären warum wir so anfangen, bzw. darüber diskutierten. Wäre interessant, ein paar Geschichtenanfänge von euch zu lesen, und zu sehen warum ihr sie so geschrieben habt, wie ihr sie geschrieben habt.

Also, als erstes "Das blaue Bett":

Die Geschichte besteht zu einem sehr großen Teil aus einer Beschreibung, die Beschreibung war auch der Ursprung der Geschichte. Im Grunde ging es mir darum, ein verfallenes Haus zu beschreiben, und dann eine Geschichte dazu zu spinnen... Klar haben mir da auch schon Leser gesagt, dass ihnen das zu langweilig sei, so eine lange Beschreibung, aber ich wollte da eben diesen Stil ausprobieren. Es ging mir sozusagen mehr darum, ein Bild zu schaffen, die Geschichte war eher nebensächlich...

"Kampf des Willens, Kapitel I"

Hier entstand die Beschreibung einer nächtlichen Landschaft als letztes - ursprünglich fing die Geschichte mit der Beschreibung einer Figur an. Aber weil sie verschiedene Kapitel hat (die ich eher als "Bände" sehe), beschloss ich, ihnen allen einen ähnlichen Anfang zu geben, und zwar immer eine Szene am selben See und im selben Wald - sozusagen um eine gewissen Stimmung zu schaffen, die in der eigentlichen Geschichte dann manchmal hinter die Handlung zurücktritt, aber im Hintergrund noch da sein soll.

"Gejagt"

Meine erste Geschichte auf Lit, inzwischen würde ich vieles wahrscheinlich anders schreiben... Die Geschichte soll an einen Alptraum erinnern, die Figur findet sich sozusagen plötzlich in einem gruseligen nächtlichen Wald. Wer die Figur ist, wie sie dort hinkam, spielt keine Rolle. Deshalb eben auch ein plötzliches Los-Beschreiben ("Die Bäume knarrten" statt sowas wie "Um mich knarrten Bäume") - denn im (Alp)Traum befindet man sich auch manchmal plötzlich irgendwo, aber nimmt das zugleich hin... Hier fing ich mit einer Beschreibung an, weil die Figuren, die die Handlung in Lauf bringen, sich erst langsam ankündigen sollten, und das ganze erst ruhig anfangen sollte (wenn auch unheimlich), und erst nach und nach klar werden sollte, das gleich etwas (schlimmes) passiert...

"Sohn der Berge"

Die einzige deutschsprachige Geschichte, die nicht mit einer Landschafts- oder Hausbeschreibung beginnt... Sondern eher mit einem Flashback - oder das ist vielleicht der falsche Ausdruck. Im Grunde mit einer Szene mitten in der Geschichte, danach geht es zunächst darum, wie die Hauptfigur in diese Situation kam. Der Anfang hat auch hier mit der ursprünglichen Idee für die Geschichte zu tun - die kam mir nämlich nach einer Weisheitszahnoperation, als ich mit dicker Backe kaum feste Nahrung zu mir nehmen konnte, und versuchte die Scherzen mit verschiedensten Mittelchen zu unterdrücken - und entsprechend etwas neben mir stand... Die Idee ist dabei auch wieder, das zuerst eine bestimmte Stimmung geschaffen werden soll, in deren Licht dann der Rest der Geschichte getaucht ist...

Nun, ich habe alle diese Geschichten gelesen, und finde, dass es dir sehr gut gelingt den Leser mit diesen Anfängen auf die Geschichten einzustimmen.

Im einzelnen, zu "Das blaue Bett":

Die Geschichte lebt von der Genauigkeit der Beschreibungen und deren Stimmigkeit, daher ist dieser sehr präzise Einstieg wunderbar gelungen.

Zu "Kampf des Willens 1":

Ich erinnere mich nocht genau, dass dies die erste Geschichte war, die ich von dir las (und dann auch mein Interesse weckte) - der Anfang funktioniert hier besonders gut, weil durch diese Art der Landschaftsbeschreibung schon eine gewisse Stimmung mittransportiert wird, die die Geschichte dann tatsächlich auch durchzieht.

Zu "Gejagt":

Auch hier wird der Leser sofort wissen, woran er ist, findet sofort eine Atmosphäre, die für die Geschichte auch kennzeichnend ist. Sehr gelungen.

Zu "Sohn der Berge"

Kann ich auch nachvollziehen, hier ist die Verfassung der handelnden Person für die Handlung wesentlich und steht berechtigt am Anfang.
 
Erde. Er roch Erde. Es soll Leute geben die Erde essen, und eine kleine Kammer in seinem Verstand lies zum ersten Mal diesen Gedanken zu. Schnell schloss er wieder die Tür. Er stand auf, atmete das Gras, atmete die Luft des kleinen Bergsees. Er fühlte die Stelle an seinem Kopf. Jemand hatte ihn betäubt und ausgeraubt..

Ok, sehen wir mal, ob ich den Anfang richtig verstehe: Dein Held liegt am Boden und seine erste Wahrnehmung ist der Geruch der Erde. Den Gedanken, dass es Leute gibt, die Erde essen, hat er in dieser Form noch nicht gehabt und er löst sich von diesem Gedanken und steht auf. Er hat eine Kopfverletzung, die er ertastet (oder nur spürt), und über deren Hintergrund er kurz reflektiert.

Als Einstieg sehr ordentlich - in der Ausführung etwas ungewöhnlich, aber das würde ich persönlich nicht als Problem ansehen - problematisch könnte allerdings werden, das es missverständlich wirkt, wie Faine schon richtig sagte.

Hm, gehen wir mal davon aus, dass ich die Sequenz richtig verstanden habe - dann würde ich persönlich es vielleicht so schreiben:

Erde. Er roch Erde. Der Gedanke, dass es Leute gibt, die Erde essen, trat zuvor unvorgestellt aus einem unbekannten Raum seines Geistes hervor, dessen Tür er rasch wieder verschloss und sich erhob.
Nucleus würde allerdings vermutlich die Länge des Satzes bemängeln (nicht ganz zu unrecht).

Hm... Gras atmen? Klingt zwar poetisch, aber etwas skurril. Wenn du damit meinst, er würde den Geruch des Grases mit seinem Atem einsaugen, wäre allerdings die Frage der Tageszeit und der Jahreszeit, die Faine vermisste, schon festgelegt - einen so ausgeprägten Duft hat eine wilde Wiese nur im Sommer, bei höher stehender Sonne. Da ich mir nicht sicher bin, was du genau meinst, würde ich hier keinen Vorschlag machen.

Wenn du statt "Stelle" "Wunde" (oder Beule, je nachdem) sagen würdest (gesetzt den Fall, du spielst darauf an, dass ihn jemand niedergeschlagen hat, um ihn auszurauben), wäre dieser Sachverhalt auch etwas klarer.

Wie gesagt, etwas präziser formulieren, dann ist dies als Einstieg sicher sehr vielversprechend.
 
Last edited by a moderator:
Interessante Anfänge... Die Idee, das Carrie da am Anfang ihre Photos zeigt und was erzählt, ist interessant. Wobei sie natürlich, wenn sie ein Photo zeigt, eigentlich nicht erklären müsste, dass Rob schwarz ist...

Den anderen Anfang finde ich von der Idee her sehr gut, aber er hat auch mich erst ein bisschen verwirrt. Es ist auch nicht so ganz klar, ob ihm gerade bewusst wird, dass er betäubt und ausgeraubt wurde, oder ob er sich wieder erinnert - er sagt "die Stelle" - was im Grunde heisst, dass es schon bekannt ist, um was für eine Stelle es sich handelt - man kann natürlich gut damit arbeiten, dass man Dinge "voraussetzt" die der Leser noch gar nicht weiss, um so eine gewisse Spannung und das Gefühl eines plötzlichen Eintauchens in eine Handlung, die bereits läuft, zu erzeugen. Aber ich muss zugeben, an der Stelle hat es mich ein wenig verwirrt... Aber trotzdem klingt es spannend, und ich freue mich schon drauf wenn du die Geschichte fertig hast...
 
[troll]
is mir egal, wie du anfängst, hauptsache, du schreibst was.
ich les deine geschichten total gerne.
[/troll]
:rose:
 
Und ich würde mich freuen, wenn du die Geschichte in deutsch schreibst, Tom.
Ich bin sicher wir alle helfen dir gerne dabei... ;)

Faines Kritik schließe ich mich an.
Mein orschlag wäre ein klares und direktes 'niedergeschlagen und ausgeraubt'.

So ein erster Absatz zieht einen durchaus gut in die handlung, auch wenn ich die Sache mit der Erde ebenfalls ncith so recht verstehe.
Willst du ausdrücken, dass er Dreck im Mund hat, weil er auf dem Boden liegt?

Queen of Cimmeria ist natürlich ein schikcer Titel.
L. Sprague de Camp würde entweder im Dreieck springen oder sie entzückend finden. Howards wäre bestimmt entzückt.
Zumal du wohl kaum vorhast 'wirklich' eie Frau auf einen Thorn in Cimmerien zu setzen, sondern es eine Metapher ist.
(welcher Cimmerer sollte sich auch für Thorne interessieren. Außer Conan, meine ich...)

Willst du 'in guter Tradition' deine Geschichte spinnen, als wäre sie ein Teil der Conan-Welt oder willst du dir mehr Freiheit nehmen?
 
ich verstehe den anfang so, dass er die erde riecht, weil er eben direkt auf ihr liegt, und ihm dabei assoziativ einfällt, dass manche leute erde essen.
 
So, jetzt schreib ich auch mal wieder was, nachdem ich die letzten Tage so wenig Zeit hatte.

Erstmal Fairne.........*hackebeilchenrausholunddemonstrativschleif*...nee, Spass, fands gut, dass ich mal nen Feedback bekomme, mit dem ich was anfangen kann. Jetzt ist mir erstmal bewusst geworden, wie sehr meine Sicht noch auf mich fixiert ist und wieviel ich noch erklärenderweise reinschreiben muss. Ist halt Betriebsblindheit.

Also was hat es mit der "Erde riechen" auf sich ? Zunächst mal, die Geschichte ist vom Spiel "Age of Conan" inspiriert, und dort gab es immer beim Ladebilschirm einen kurzen literarischen Auszug aus der Conan-Geschichte. Und jedesmal, wenn ich das las, dacht ich so bei mir "die Geschichte riecht förmlich nach Erde. Man kann richtig das frische Gras spüren. Die Geschichte atmet schön langsam." Naja, das fühlte ich halt, mir fällts grad etwas schwer, das deutlicher auszudrücken. Jedenfalls wollte ich deswegen, dass mein Held das auch so fühlt, und deswegen sollte er als erstes Erde riechen (weil er mit dem Gesicht nach unten lag) und dann den Rest der Welt, im Vergleich zur Erde, intensiver wahrnehmen. Naja, ziemlich unpräzise von mir. Da ist halt die Angst, dass man mit zuviel geschriebenen Details die Stimmung versaut. Aber ich glaub, ich hab da eher Nachholbedarf.

Naja, manchmal steckt mein Kopf etwas zu tief im Nirwana, da muss mich dann ein kleiner Tritt wieder daran erinnern, dass der Rest der Welt doch etwas anders läuft als ich.

Und ja, Kojote, die Königin ist keine echte Königin, aber das wird einem im Verlaufe der Geschichte auch egal sein. Der Begriff "Königin von Cimmerien" taucht irgendwann mal in einem Gespräch auf. Es geht ja in der Geschichte um eine Kriegerin, die ziemlich brutal und erbarmungslos und deshalb auch gefürchtet ist, sich während ihres Zusammensein mit dem Kerl aber immer mehr zu ihrer weiblichen Seite bekennt.

Conan selbst wird keine Rolle spielen, aber ich werd mich ein bisschen an Orte aus "Age of Conan" orientieren.

Aber bis dahin bitte "despacio", weil wenn ich zu schnell schreibe, schreib ich zu viel Mist ;)
 
Dann wage ich mich auch mal... ^^

So, nachdem ich meinen Mund so weit aufgerissen habe, will ich mich auch mal der Manöver-Kritik stellen. Ich hab die Geschichte heute angefangen, es wird eine Kurzgeschichte werden. Der Gedanke dazu kam mir gestern Abend.
Ich erbete Kritik und Anregungen.

Dunkel war die Nacht, durch die die Postkutsche auf der holprigen, alten Straße fuhr. Das Gefährt knarrte und rumpelte und Milena fühlte jeden Stein und jedes Loch, die die Holzräder überfuhren, auch wenn die Postkutsche eine Federung besaß und die Sitzflächen einigermaßen gepolstert waren.
Sie spürte die Fischbeingräten ihres Korsetts, die ihren Oberkörper einschnürten und der hochgeschlossene Kragen ihres Kleides kratzte sie am Hals.
Sie hasste reisen.

Es ist nicht viel, was ich poste, aber vielleicht könnt ihr mir ja eure ersten Eindrücke schildern. Danke =)
 
So, nachdem ich meinen Mund so weit aufgerissen habe, will ich mich auch mal der Manöver-Kritik stellen. Ich hab die Geschichte heute angefangen, es wird eine Kurzgeschichte werden. Der Gedanke dazu kam mir gestern Abend.
Ich erbete Kritik und Anregungen.



Es ist nicht viel, was ich poste, aber vielleicht könnt ihr mir ja eure ersten Eindrücke schildern. Danke =)

Ein guter und sehr vielversprechender Anfang. Was mich persönlich stilistisch etwas stört, ist die "und"-Reihung im zweiten Satz.

Das Gefährt knarrte und rumpelte und Milena fühlte jeden Stein und jedes Loch, die die Holzräder überfuhren, auch wenn die Postkutsche eine Federung besaß und die Sitzflächen einigermaßen gepolstert waren.

Du könntest entweder zwei Sätze draus machen, oder mit einem Semikolon arbeiten:

Das Gefährt knarrte und rumpelte (oder vielleicht ergänzen: durch die Dunkelheit); Milena fühlte jeden Stein und jedes Loch, das (Singular) die Holzräder überfuhren, auch wenn (trotzdem ginge auch) die Postkutsche eine Federung besaß und die Sitzflächen einigermaßen gepolstert waren.

Ansonsten transportiest du schon eine Menge in diesen ersten Sätzen - man bekommt ein Gefühl für Zeit und Ort, sowie den emotionalen Zustand deiner Protagonistin.
 
Last edited by a moderator:
stimme pp zu, ein schöner anfang... neben den vielen "und" stört mich das zweifache "die die" auch ein bisschen... das kann mal vorkommen, aber zweimal hintereinander ist vielleicht etwas viel. ach ja, und der dritte Satz vielleicht entweder "Sie hasste Reisen." oder "Sie hasste es, unterwegs/auf Reisen" zu sein. Oder "Sie hasste es zu reisen." Aber inhaltlich ist es eine schöne Einstimmung...
 
Holla,

danke euch beiden für die Kritik.
Stimmt, ich arbeite sehr viel mit "Und". Ich mag lange Sätze und manchmal gefallen mir Kommata nicht so gut. Ich guck mir die Stelle nochmal an.

@ Reisen: Ich war mir nicht sicher ob groß oder klein, danke :D
 
*hust* die Geschichte ist fertiggestellt und zur Freigabe abgesendet. Wer mag, kann ja mal in zwei, drei Tagen gucken und lesen. *hust*
 
super... mach am besten einen link in deine signatur, wenn die geschichte da ist.
 
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