Auden James
Erotist
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Die folgend verlinkte Story regte diese Notiz an: Verficktes Mittelalter 01. Warum? Es geht um Misslichkeiten, die in verschriftlicher Fiktion – auf einer Amateurplattform wie LITEROTICA in 90% der Beiträge und in diesen 90% wiederum zu 99% in den ersten (Ab-)Sätzen – Marker sind, die jedem sensitiven Leser – der schmerzlichen Hammer-auf-Hirn-Methode gleich – schnurstracks klarmachen, dass der vorliegende Text, unter der Annahme, dass im Leser keine masochistischen Neigungen zu selbstauferlegter Lesepein ob des Genusses literarischer Gurken angelegt sei, dass also jeder Leser ohne unvernünftige Tomaten auf den Augen angesichts jener Marker unfraglich weiß, dass der so markierende Text nicht lesenswert ist.
Dem geneigten Autor, der nicht für tomatenäugige Buchdeckelallergiker schreibt, veredelte es also quasi die Schreibe, jene indezenten Fehler zu vermeiden.
Die Illustration folgt, indem ich drei jener Marker aus obigem Text zitiere:
Nahezu jedes dritte Wort im zitierten Text ist ein Adjektiv/Adverb (9 von 31 Wörtern). Das ist unaushaltbar. Das nervt. Das ist gefährlich! Und Mark Twain forderte: «Wenn Sie ein Adjektiv treffen, bringen Sie es um!»
Ganz so weit muss man nicht gehen, obschon berühmte Autoren wie R. Carver sich Twains Spruch zum literarischen Imperativ verabsolutiert zu haben scheinen, doch ist das adverbiell-adjektivische Überlastungssyndrom spätestens in der Überarbeitungsphase, von der obig zitierter Text merklich zu wenig gesehen hat, ins Auge zu fassen: Denn dort, wo A/A keine (genuine) Funktion erfüllen, gehören sie gestrichen, und dort, wo ihre Funktion auch nur zu 0,1% hinterfragbar ist, liegt eine bessere Lösung häufig nicht fern. Im letztgenannten Fall ist zu überlegen: a) Ist A/A doch überflüssig? oder b) Finde ich statt des Adjektivs ein treffenderes Substantiv? oder c) Finde ich statt des Adverbs ein lebendigeres Verb?
Tipp: Vorm Überarbeiten alle A/A durchstreichen und dann sich auf obige Imaginationsexpedition nach der besseren/besten Lösung begeben. Wenn Unsicherheiten bleiben: Zwei Versionen ausdrucken, eine mit und eine ohne irgendein A/A, und (im direkten Vergleich) lesen: Dann wird schnell klar, wo der Text gewinnt.
Eigentlich sind wir in Westminster Abbey Teil einer königlichen Trauung, doch statt uns mit in dieses Zeremoniell zu nehmen und Atmosphäre zu erzeugen, schildert der Autor all die Pläne des Königs über den Ehe-Zweck, den Krieg usw. Der Autor schweift ab, um Informationen quasi vor dem Leser abzuladen (daher Info-„Dump“ (engl.=verklappen, abkippen)). Stellt sich bloß die Frage, warum uns das interessieren sollte? Warum sollen wir das lesen?
In diesem Zusammenhang jedenfalls ganz sicher nicht. Denn stellte der Autor bereits eine Art historisch-hinleitenden Prolog voran („Im Jahre 1286 nach Christus...“), der mit dem vielsagenden Satz endet: „Und hier beginnt die Geschichte.“
Spätestens an dieser Stelle ist klar, dass die Überarbeitung dieses Textes zu kurz gekommen ist: Denn entgegen seiner vorlauten Ankündigung deckt der Autor nicht sein erzählerisches Blatt auf, sondern hält uns hin mit einem Info-Dump, in dem per definitionem nichts geschieht. Statt uns mitzureißen, wird erklärt, wo nichts zu erklären ist. Die erklärten Informationen werden bloß behauptet und der Leser braucht sie nicht. Und selbst wenn er sie bräuchte, so wüsste er nicht wofür! So oder so versumpft der Info-Dump den Narrativ und sagt letztlich nur eins: Bitte nicht weiterlesen.
Tipp: Niemals zu viel oder gar alles auf einmal verraten. Besser nur so viel verraten, wie der Leser benötigt, um dem Narrativ zu folgen, sodass aber trotzdem Spannung erzeugt wird, d.h. also Unwissenheit bleibt, an deren Aufklärung der Leser interessiert ist (oder, für Fortgeschrittene, Foreshadowing zum Einsatz kommt, sodass der Leser Interesse daran hat, den Pfad aufzudecken, der zum zukünftigen Ereignis führt). Außerdem: Informationen vorzugsweise nicht einfach bloß behaupten, sondern zeigen. D.h. also den Info-Dump durch Handlung ersetzen, aus welcher der Leser selbst die (meisten) Informationen folgert. Das aktiviert den Leser und zieht ihn so in den Narrativ hinein (Stichwort: Immersion).
Das Material des Schreiberlings sind Worte. Einem Bildhauer gleich modelliert er aus einem unförmigen, unanschaulichen Block (die allgemeine Schriftsprache) ein Werk (den Text), das in seiner spezifischen Form (die Wort-Auswahl-und-Anordnung) auch für andere (die Leser) anschaulich wird. Diese Analogie legt klar, warum ich – nicht nur auf LITEROTICA – darauf insistiere, dass die sprachliche Gestaltung eines Texts von kaum überschätzbarer Bedeutung ist*.
Von Bedeutung ist diese Ausführung, weil der Autor des zitierten Texts zu verbrauchten, jedem (durchschnittlichen) Leser bekannten Bildern und Ausdrücken greift. Das Sprechen von „ausschweifenden Festen“, „in Hülle und Fülle“ und „es sich auf eines anderen Kosten gut gehen lassen“ ist jedem Leser vertraut. Es handelt sich um Sprachmuster (Wort-Anordnungen), die, mit dem Autor gesprochen, niemanden mehr hinterm Ofen hervorlocken**. Und das gereicht dem Text zum Nachteil.
Schon G. Orwell warnte: «Verwende niemals eine Metapher, einen Vergleich oder eine andere Redewendung, die du häufig gedruckt siehst.» Ich würde noch ergänzen: die du häufig gesprochen hörst. Es sei etwa an das ubiquitäre Fernsehen/Radio und sein TV-/Radio-Sprech erinnert. Orwells weitere Ausführungen illustrieren seinen Punkt vorbildhaft: «Prosa enthält immer weniger Wörter, die um ihrer Bedeutung willen ausgesucht werden, aber immer mehr Phrasen, die wie die Bauteile eines Fertighühnerstalls zusammengenagelt werden.» Der letzte Teilsatz verweigert sich selbst jedes Phrasenaufkochens.
Der Autor des zitierten Texts hingegen scheint sein Gas zum Festpreis zu beziehen und die Phrasen blubbern munter drauflos. Das macht seine Schreibe plump, unansprechend und, was am schlimmsten ist, langweilig. Und noch der spannendste Thriller verliert in langweiliger Sprache seinen Thrill (s.u. *). Dies gilt es zu vermeiden.
Tipp: Sobald man eine Phrase, ein Klischee oder dergleichen niedertippt (z.B. „kalt wie Eis“), gilt es sofort die Finger von der Tastatur zu nehmen. Sodann Luft zu holen oder einen Schluck zu trinken. Pausieren. Gedanken sammeln. Und dann: Alternativen zum Klischee auffinden, die man z.B. zunächst auf kleinen Zetteln notieren kann, um daraufhin die passendste auszumachen.
Es sei kurz hinzugefügt, dass Kreativität 1. Stufe nicht nur in kleinzeiligen Phrasen Schaden anrichten, sondern ganze Narrativentwürfe infiltrieren und qualitativ irreversibel ramponieren kann. D. Murray spricht in Writing to Deadline von „Klischees der Sicht“, die auf die imaginativ begrenzte Weltsicht der Autoren zurückzuführen seien. Er führt als Beispiele an: Opfer, die immer unschuldig seien, Bürokraten, die faul oder langsam seien, Politiker, deren Geschäfte sich in Korruption und Machtintrigen erschöpften, und dass es an der Spitze einsam und Vorstädte stets öde seien.
All das ist Kreativität 1. Stufe. All das ist gewöhnlich und langweilig. All das kann abwenden, wer den Blick schärft, und in ausdrucksstarke Frische verwandeln, wer den Klischeekontext umzuordnen weiß***.
* Denkt man diesen Ansatz weiter, so setzt die sprachliche Gestaltung der von einem Text erreichbaren Qualität also eine Art Grenzwert. Um in der Bildhauer-Analogie zu bleiben: Weiß der Bildhauer sein Material nur auf ein, zwei grundlegende und also vertraute „Wege“ zu modellieren, so bleibt notwendigerweise auch sein letztendliches Werk auf und durch diese beschränkt. Das Werk wird nie über die Gestaltungsfertigkeit seines Schöpfers hinausgehen (der eingangs genannte „Grenzwert“). In der Konsequenz also laufen jene vertrauten Wege der Gestaltung hinaus auf Austauschbarkeit, Anspruchslosigkeit, Belanglosigkeit – in einem Wort: Langeweile. Und was gibt es Schlimmeres als langweilige „Kunst“?
** Im Ggs. zum Autor ist mein Gebrauch dieser Redewendung an dieser Stelle ironisch gebrochen.
*** Hierzu eine letzte Anm.: Man rufe sich all die Klischees in Erinnerung, die man mit Beten assoziiert. Und jetzt vergleiche man diese Vorstellungen mit folgendem Auszug aus A. Lamotts Traveling Mercies:
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Beste Grüße,
–AJ
Dem geneigten Autor, der nicht für tomatenäugige Buchdeckelallergiker schreibt, veredelte es also quasi die Schreibe, jene indezenten Fehler zu vermeiden.
Die Illustration folgt, indem ich drei jener Marker aus obigem Text zitiere:
Marker #4: adverbiell-adjektivisches ÜberlastungssyndromSie trug ein prunkvolles, weißes Hochzeitskleid, das ihren schlanken Körper anregend betonte. Über ihre gelockte braune Haarpracht und ihr hübsches Gesicht fiel einen hauchdünnen Schleier, der ihr liebliches Antlitz nur verstärkte.
Nahezu jedes dritte Wort im zitierten Text ist ein Adjektiv/Adverb (9 von 31 Wörtern). Das ist unaushaltbar. Das nervt. Das ist gefährlich! Und Mark Twain forderte: «Wenn Sie ein Adjektiv treffen, bringen Sie es um!»
Ganz so weit muss man nicht gehen, obschon berühmte Autoren wie R. Carver sich Twains Spruch zum literarischen Imperativ verabsolutiert zu haben scheinen, doch ist das adverbiell-adjektivische Überlastungssyndrom spätestens in der Überarbeitungsphase, von der obig zitierter Text merklich zu wenig gesehen hat, ins Auge zu fassen: Denn dort, wo A/A keine (genuine) Funktion erfüllen, gehören sie gestrichen, und dort, wo ihre Funktion auch nur zu 0,1% hinterfragbar ist, liegt eine bessere Lösung häufig nicht fern. Im letztgenannten Fall ist zu überlegen: a) Ist A/A doch überflüssig? oder b) Finde ich statt des Adjektivs ein treffenderes Substantiv? oder c) Finde ich statt des Adverbs ein lebendigeres Verb?
Tipp: Vorm Überarbeiten alle A/A durchstreichen und dann sich auf obige Imaginationsexpedition nach der besseren/besten Lösung begeben. Wenn Unsicherheiten bleiben: Zwei Versionen ausdrucken, eine mit und eine ohne irgendein A/A, und (im direkten Vergleich) lesen: Dann wird schnell klar, wo der Text gewinnt.
Marker #12: Info-DumpKönig Edward Longshanks stand etwas hinter dem jungen Brautpaar und war mit sich zufrieden. Trotz des Krieges mit Frankreich hatte er die französische Prinzessin Isabella erobert. Bald würde er auch die Gascogne für England zurückgewinnen. Die Gedanken des englischen Königs wanderten zu seinem Feldzug in Frankreich. Er musste schon recht bald wieder aufbrechen. Jedoch wollte er vorher seinen Sohn vermählt und seine Schwiegertochter schwanger sehen.
Eigentlich sind wir in Westminster Abbey Teil einer königlichen Trauung, doch statt uns mit in dieses Zeremoniell zu nehmen und Atmosphäre zu erzeugen, schildert der Autor all die Pläne des Königs über den Ehe-Zweck, den Krieg usw. Der Autor schweift ab, um Informationen quasi vor dem Leser abzuladen (daher Info-„Dump“ (engl.=verklappen, abkippen)). Stellt sich bloß die Frage, warum uns das interessieren sollte? Warum sollen wir das lesen?
In diesem Zusammenhang jedenfalls ganz sicher nicht. Denn stellte der Autor bereits eine Art historisch-hinleitenden Prolog voran („Im Jahre 1286 nach Christus...“), der mit dem vielsagenden Satz endet: „Und hier beginnt die Geschichte.“
Spätestens an dieser Stelle ist klar, dass die Überarbeitung dieses Textes zu kurz gekommen ist: Denn entgegen seiner vorlauten Ankündigung deckt der Autor nicht sein erzählerisches Blatt auf, sondern hält uns hin mit einem Info-Dump, in dem per definitionem nichts geschieht. Statt uns mitzureißen, wird erklärt, wo nichts zu erklären ist. Die erklärten Informationen werden bloß behauptet und der Leser braucht sie nicht. Und selbst wenn er sie bräuchte, so wüsste er nicht wofür! So oder so versumpft der Info-Dump den Narrativ und sagt letztlich nur eins: Bitte nicht weiterlesen.
Tipp: Niemals zu viel oder gar alles auf einmal verraten. Besser nur so viel verraten, wie der Leser benötigt, um dem Narrativ zu folgen, sodass aber trotzdem Spannung erzeugt wird, d.h. also Unwissenheit bleibt, an deren Aufklärung der Leser interessiert ist (oder, für Fortgeschrittene, Foreshadowing zum Einsatz kommt, sodass der Leser Interesse daran hat, den Pfad aufzudecken, der zum zukünftigen Ereignis führt). Außerdem: Informationen vorzugsweise nicht einfach bloß behaupten, sondern zeigen. D.h. also den Info-Dump durch Handlung ersetzen, aus welcher der Leser selbst die (meisten) Informationen folgert. Das aktiviert den Leser und zieht ihn so in den Narrativ hinein (Stichwort: Immersion).
Marker #8: Kreativität 1. StufeDie Festlichkeiten nach der Trauung waren ausschweifend. Essen und Trinken gab es in Hülle und Fülle. Alle wichtigen Adligen waren geladen und ließen es sich auf den Kosten des Königshauses gut gehen.
Das Material des Schreiberlings sind Worte. Einem Bildhauer gleich modelliert er aus einem unförmigen, unanschaulichen Block (die allgemeine Schriftsprache) ein Werk (den Text), das in seiner spezifischen Form (die Wort-Auswahl-und-Anordnung) auch für andere (die Leser) anschaulich wird. Diese Analogie legt klar, warum ich – nicht nur auf LITEROTICA – darauf insistiere, dass die sprachliche Gestaltung eines Texts von kaum überschätzbarer Bedeutung ist*.
Von Bedeutung ist diese Ausführung, weil der Autor des zitierten Texts zu verbrauchten, jedem (durchschnittlichen) Leser bekannten Bildern und Ausdrücken greift. Das Sprechen von „ausschweifenden Festen“, „in Hülle und Fülle“ und „es sich auf eines anderen Kosten gut gehen lassen“ ist jedem Leser vertraut. Es handelt sich um Sprachmuster (Wort-Anordnungen), die, mit dem Autor gesprochen, niemanden mehr hinterm Ofen hervorlocken**. Und das gereicht dem Text zum Nachteil.
Schon G. Orwell warnte: «Verwende niemals eine Metapher, einen Vergleich oder eine andere Redewendung, die du häufig gedruckt siehst.» Ich würde noch ergänzen: die du häufig gesprochen hörst. Es sei etwa an das ubiquitäre Fernsehen/Radio und sein TV-/Radio-Sprech erinnert. Orwells weitere Ausführungen illustrieren seinen Punkt vorbildhaft: «Prosa enthält immer weniger Wörter, die um ihrer Bedeutung willen ausgesucht werden, aber immer mehr Phrasen, die wie die Bauteile eines Fertighühnerstalls zusammengenagelt werden.» Der letzte Teilsatz verweigert sich selbst jedes Phrasenaufkochens.
Der Autor des zitierten Texts hingegen scheint sein Gas zum Festpreis zu beziehen und die Phrasen blubbern munter drauflos. Das macht seine Schreibe plump, unansprechend und, was am schlimmsten ist, langweilig. Und noch der spannendste Thriller verliert in langweiliger Sprache seinen Thrill (s.u. *). Dies gilt es zu vermeiden.
Tipp: Sobald man eine Phrase, ein Klischee oder dergleichen niedertippt (z.B. „kalt wie Eis“), gilt es sofort die Finger von der Tastatur zu nehmen. Sodann Luft zu holen oder einen Schluck zu trinken. Pausieren. Gedanken sammeln. Und dann: Alternativen zum Klischee auffinden, die man z.B. zunächst auf kleinen Zetteln notieren kann, um daraufhin die passendste auszumachen.
Es sei kurz hinzugefügt, dass Kreativität 1. Stufe nicht nur in kleinzeiligen Phrasen Schaden anrichten, sondern ganze Narrativentwürfe infiltrieren und qualitativ irreversibel ramponieren kann. D. Murray spricht in Writing to Deadline von „Klischees der Sicht“, die auf die imaginativ begrenzte Weltsicht der Autoren zurückzuführen seien. Er führt als Beispiele an: Opfer, die immer unschuldig seien, Bürokraten, die faul oder langsam seien, Politiker, deren Geschäfte sich in Korruption und Machtintrigen erschöpften, und dass es an der Spitze einsam und Vorstädte stets öde seien.
All das ist Kreativität 1. Stufe. All das ist gewöhnlich und langweilig. All das kann abwenden, wer den Blick schärft, und in ausdrucksstarke Frische verwandeln, wer den Klischeekontext umzuordnen weiß***.
* Denkt man diesen Ansatz weiter, so setzt die sprachliche Gestaltung der von einem Text erreichbaren Qualität also eine Art Grenzwert. Um in der Bildhauer-Analogie zu bleiben: Weiß der Bildhauer sein Material nur auf ein, zwei grundlegende und also vertraute „Wege“ zu modellieren, so bleibt notwendigerweise auch sein letztendliches Werk auf und durch diese beschränkt. Das Werk wird nie über die Gestaltungsfertigkeit seines Schöpfers hinausgehen (der eingangs genannte „Grenzwert“). In der Konsequenz also laufen jene vertrauten Wege der Gestaltung hinaus auf Austauschbarkeit, Anspruchslosigkeit, Belanglosigkeit – in einem Wort: Langeweile. Und was gibt es Schlimmeres als langweilige „Kunst“?
** Im Ggs. zum Autor ist mein Gebrauch dieser Redewendung an dieser Stelle ironisch gebrochen.
*** Hierzu eine letzte Anm.: Man rufe sich all die Klischees in Erinnerung, die man mit Beten assoziiert. Und jetzt vergleiche man diese Vorstellungen mit folgendem Auszug aus A. Lamotts Traveling Mercies:
Was dieser Auszug zeigt, ist die Tatsache, dass Originalität keiner quälerisch denkerischen Versenkung bedarf, sondern sich in schlichter Neuordnung des Kontextes phrasiger Wort-Anordnungen („was auch immer“, „oh, naja“) wie von selbst ergeben kann.Hier sind die zwei besten Gebete, die ich kenne: «Hilf mir, hilf mir, hilf mir» und «Danke, danke, danke». Eine Frau, die ich kenne, spricht als Morgengebet «Was auch immer» und am Abend «Oh, na ja», gibt allerdings zu, dass diese Gebete geeigneter für Menschen ohne Kinder seien.
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Beste Grüße,
–AJ
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