Zum Tod von Marcel Reich-Ranicki

KrystanX

Literotica Guru
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Apr 25, 2010
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Egal ob man seine Art mag, ob man mit ihm einer Meinung ist, oder ob man ihn einfach als nervigen alten Nörgeler sieht. Marcel Reich-Ranicki hat das Buch seines Lebens zugeschlagen.
Damit geht ein Kapitel der deutschen Literaturgeschichte zu ende.

In diesem Sinne: Ruhe in Frieden.
 
Mein herzliches Beileid

Auch wenn ich ihn so gut wie nicht kannte, was ich von ihm gehört habe war immer hart aber ehrlich.
 
Auch wenn ich ihn so gut wie nicht kannte, was ich von ihm gehört habe war immer hart aber ehrlich.

Hi.
Das stimmt.
MRR (Der Echte) (*lach*) hatte den Mut zum subjektiven Urteil.
Vor dem fürchten sich mache LITler--- aus gutem Grund! *lach*

lg
LIT-RANICKI ("Rosi") (Johannes)
 
@KrystanX

Egal ob man seine Art mag, ob man mit ihm einer Meinung ist, oder ob man ihn einfach als nervigen alten Nörgeler sieht. Marcel Reich-Ranicki hat das Buch seines Lebens zugeschlagen.
Damit geht ein Kapitel der deutschen Literaturgeschichte zu ende.

In diesem Sinne: Ruhe in Frieden.

Das entscheidende Verdienst des (echten) MRR ist: Er hat bei Leuten, die selten oder nie lesen, das Interesse an Literatur geweckt!!

lg
LIT-RANICKI "Rosi" (Johannes)
 
@MRR oder: Der Mut zur radikalen Subjektivität!!!


"Der Kritiker ist nicht der Richter der Literatur, sondern deren Staatsanwalt oder Verteidiger."(MRR)
Radikale Subjektivität mit guter Begründung, basierend auf einem unglaublichen Basiswissen aufgrund enzyklopädischer Belesenheit und Bildung war sein Programm!!

Ist eine literarische Rezension subjektiv? Natürlich! Es kommt auf ihre Argumente an!
Die Objektivität besteht darin, dass man seine Bewertung der Kritik preis gibt-- so, wie ich, "Rosi", es hier jederzeit tue!

Ein Kommentar braucht den Mut zum klaren Urteil-- sonst taugt er nix!!!

MRR hatte stets den Leser im Fokus--- so wie ich, "Rosi", bei meinen LIT-Kommentaren!
Wenn ich einmal nicht mehr anecke mit meinen LIt-Kommentaren, dann habe ich etwas falsch gemacht!

Ein Kommentar braucht den Mut zum subjektiven Urteil! DAS habe ich von MRR gelernt! Nur dann dient der (LIT)Kommentar dem Leser!
Und nur um den geht es bei Kommentaren! Nicht um das vielleicht sensible Ego des Autors/der Autorin--GESCHENKT!!
Es geht bei einem Kommentar einzig und allein um den Leser!!!
Wenn er nach einem LIT-Kommentar sagt, ich lese die Story, um mir eine eigene Meinung zu bilden, dann war mein Kommentar erfolgreich!!!

-"Was muss ich tun, um etwas zu schreiben, das sie zufrieden stellt?" (Günther Grass an MRR im Januar 1967)
- "Mein lieber Günther Grass: Sie müssen nicht mich befriedigen, sondern den Leser! Und wie sehr ihnen das gelungen ist, das bestimme allerdings ich!!" (MRR in seiner Antwort in besagter Podiumsdiskussion an Günther Grass)

"Ein Kerl muss eine Meinung haben!" - ALFRED DÖBLIN

JA! Das haben gute LIT-Kritikiker, wie bsp.: "AudenJames."
Und sie stehen damit in guter Tradition zu MRR!
Die LIT-Sensibelchen, genannt "Autoren", die das nicht aushalten, sind kein Verlust!

JEDER LIT-Story-Kommentar ist subjektiv-- es kommt auf die Argumente an! Die widerlege ein kritisierter Autor, statt sich larmoyant zu beschweren!
Oder: Er schreibe in Zukunft bessere Stories! Dann erhält er vom LIT-RANICKI auch bessere Kritiken!

lg
LIT-RANICKI "Rosi" (Johannes)
 
Last edited:
Ich habe den folgenden Satz schon im Thread "Literatur" ("Schreiben") gepostet, noch bevor es diesen Thread hier gab.
Der Satz erscheint mir wichtig, und er gehört nun hierher:

"Kritik, die den Namen Kritik verdient, ist immer auch POLEMIK." (MRR)

Soviel zu den LIT-Sensibelchen, die glauben, LIT-Kommentare müssten und könnten "sachlich" sein.

lg
LIT-RANICKI "Rosi" (Johannes)
 
Kritiker, die sich darauf berufen, Kritik müsse auch poelmisch sein, sind Arschlöcher.
Reich-Ranicki hat das nie abgestritten, weswegen ich ihn akzeptieren konnte. Aber er konnte ja auch sachlich, wenn es nicht gerade aus seiner Sicht opportun war, polemisch zu sein.

Andere können nur polemisch. Und das ist dann simple Charakterschwäche.
 
@Kojote

Kritiker, die sich darauf berufen, Kritik müsse auch poelmisch sein, sind Arschlöcher.
Reich-Ranicki hat das nie abgestritten, weswegen ich ihn akzeptieren konnte. Aber er konnte ja auch sachlich, wenn es nicht gerade aus seiner Sicht opportun war, polemisch zu sein.

Andere können nur polemisch. Und das ist dann simple Charakterschwäche.

MRR war immer beides: Sachlich und polemisch.
Das ist kein Widerspruch.

Alle wirklich guten (Literatur)Kritiker waren auch begnadete Polemiker.


MRR zeigt auch, dass es nicht die Aufgabe des Kritikers ist, dem Autor zu zeigen, wie er sein Werk hätte anders und besser schreiben sollen.
Dafür gibt es Kurse für "kreatives Schreiben" und andere Möglichkeiten.
Die Aufgabe des Kritikers ist es, zu loben, wenn es etwas zu loben gibt, und den Finger in die Wunde zu legen, und ein (subjektives) Urteil abzugeben, das dem Publikum-- den Lersern/innen-- als Leitfaden dient.
Kein grosser Kritiker hat in seinen Rezensionen das besprochene Buch umgeschrieben.
Der Daumen wurde gehoben oder gesenkt.


lg
"Rosi" (Johannes)
 
Last edited:
@Tom

Ich weiss gar nicht, was ihr alle mit der Polemik habt.

MRR musste polemisch sein, sonst hätte er nie so einen Erfolg gehabt. Und natürlich hat er diese Polemik als nötig verteidigt. Wer will jetzt beurteilen, ob er Recht damit hat, dass gute Kritik auch Polemik sei? Wo ist der gute Kritiker des guten Kritikers?

Man könnte es sich natürlich einfach machen und sagen: der Erfolg gab ihm Recht. Das Problem ist nur, dass MRR selbst immer genau in die andere Richtung argumentiert hat: der Erfolg macht es nötig, dass ich dieses Buch jetzt mal verreisse.

Moin.
Ich kann dir nur zustimmen.
Ich verstehe auch nicht, was an Polemik so bedenklich sein soll.
Aber nun ja, die Empfindlichkeit gewisser LIT-Autoren/innen hat ihr Pendant auch in der "seriösen" Literaturwelt.
Man denke nur an die larmoyante Reaktion des GÜNTHER GRASS auf MRRs Verriß seines "Ein weites Feld." (1995)
Den Vogel abgeschossen in dieser Richtung hat allerdings "Das Orakel vom Bodensee", der unselige MARTIN WALSER, der 2002 ein Buch mit dem Titel "Tod eines Kritikers" publizierte (das bei Publikum und Kritik Gott sei Dank durchfiel.)
MARTIN WALSER setzte sogar noch einen drauf, und sagte in der Diskussion über das Buch und über MRR: "Ich spüre das verbriefte Recht, diesen Menschen abgrundtief zu hassen."
Das ist lächerlich und peinlich. WALSER ist Jahrgang 1927, und war zum Zeitpunkt seiner Äußerung - die er seitdem öfters wiederholte-- bereits über 70 Jahre alt.
Von Altersweisheit also keine Spur. Keine Spur von Souveränität.

MRR hat aber erfolgreiche nicht per se zerrissen.
Beispielsweise hat er die Bücher der Israelitin ZERUYA SHALEV ("Liebesleben") nur gelobt.
Und Frau SHALEV ist keine Ausnahme.

Ach, ich warte darauf, dass irgendeine LIT-Autor vielleicht mal ne Story a la MARTIN WALSER schreibt: "Tod eines LIT-Kritikers." *gröl*

lg
"Rosi" (Johannes)
 
Last edited:
@GÜNTHER GRASS und MARTIN WALSER: Betrifft: Verisse.

MRR hat darüber etwas kluges gesagt: "Autoren erinnern sich nur an die Verisse. Die Lobeshymnen, die man auf viele ihrer Werke gesungen hat, vergessen sie."
 
@Schreiben und Provokation

MRR hat ein Buch mit dem schönen Titel "Wer schreibt, provoziert" veröffentlicht.
Richtig.
Und ich möchte hinzufügen: Wer Bücher/(LIT)Stories bespricht, provoziert ebenfalls.
Und er muss es tun, damit die Kritik etwas taugt.
Leute, die Provokation als "Charakterschwäche" und ähnliches deuten, weichen aus, und haben nicht verstanden, welche Aufgabe Kritik hat und welcher Mittel sie sich bedient.

lg
"Rosi" (Johannes)
 
"Er war der inkarnierte Protest gegen Mittelmaß und Langeweile" ("FAZ"-Herausgeber Frank Schirrmacher über MRR)
 
"Die Literaturkritik hat eine pädagogische Aufgabe und Verantwortung dem Publikum gegenüber, nicht aber gegenüber dem Autor!" (MARCEL REICH-RANICKI)
 
Last edited:
Mrr

Ich bin in Frankfurt am Main, 40 Jahre lang Taxi gefahren und habe Marcel Reich-Ranicki viele viele Male zum Hotel Frankfurter Hof oder zu einem Verlag fahren dürfen. Auch war sehr oft seine Frau Theofilia dabei.
Es waren immer sehr angenehme Fahrgäste und man hatte schnell sehr offenen Kontakt
wenn man etwas von MRR wissen wollte.
Nur nahm er oft "ohne Fragen" etwas auf der Mittelkonsole um dies zu lesen oder sich anzusehen.
Es interessierte ihn einfach Alles was es zum lesen gab!

Frankfurt hat einen großen und offenen Mitbürger verloren und das Taxigewerbe einen gern gesehenen Fahrgast.

Cabdriver
 
Es hat mich gefreut, mal etwas von der mehr privateren Seite von MMR zu erfahren. Danke, Cabdriver.
 
MMR war ganz ohne Frage ein Zeuge des Jahrhunderts,
allein sein Kampfgeist im Warschauer Ghetto spiegelt
schon einen Großteil seines Charakters wieder und dies
setzt sich auch in seinen Kritiken fort, nein Kompromisse
machen war nie sein Ding und das ist gut so.
 
@pb57

MMR war ganz ohne Frage ein Zeuge des Jahrhunderts,
allein sein Kampfgeist im Warschauer Ghetto spiegelt
schon einen Großteil seines Charakters wieder und dies
setzt sich auch in seinen Kritiken fort, nein Kompromisse
machen war nie sein Ding und das ist gut so.

Hi.
Völlig richtig.
Seine Autobiografie "Mein Leben" ist wirklich lesenswert, vor allem natürlich die Abschnitte über seine Zeit im Warschauer Ghetto.
Und MRR hat es immer geschafft, diesen unseligen 12jährigen historischen Abschnitt der deutschen Geschichte zu trennen von allem übrigen.
Das alles hat seine Hochachtung vor den Leistungen der deutschen Geschichte und Kultur-- vor allem der deutschen Literatur-- nie beeinträchtigt.

lg
"Rosi" (Johannes)
 
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