PoppingTom
TEH BRAIN
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Auden James said:@ Popping „Brain“ Tom
Ich weiß nicht, wo du die Stichwörter, die du anführst, herhast (vielleicht aus deinem eigenen vorurteilsbehafteten Kopf?), aber selbst wenn man sie um des Arguments willen akzeptierte, so wüsste ich nicht, was an ihnen verwerflich oder abwertend wäre?
Ich meine Sade ist in der Tat ein herausragender früher Exponent, was (literarische) Erotisma anbelangt, und Surrealismus und Existentialismus sind auch nicht gerade unbedeutende Strömungen der Kunst bzw. Philosophie, und an einer wenn auch tragischen Wahrheit über die Erotik ist per se auch nichts auszusetzen (es sei denn natürlich, man hätte etwas gegen Wahrheit u/o Tragik bzw. interessierte sich nicht für sie, wie es ja bei Bullshittern häufiger der Fall ist).
Und wenn du von dir behauptest, extra darauf zu achten, zur Literatur Batailles „nie [...] auch nur ansatzweise hinzutendieren“, dann klingt das für mich bloß nach einem tiefen Vorurteil, statt einem eigentlichen Lektüreurteil über Bataille.
Außerdem habe ich nirgends behauptet, dass „Histoire de l’œil“ mir allein deshalb 5 Sterne wert sei, weil es ein Beispiel für die „typischen erotischen Fantasien eines Ex-Katholiken“ abgäbe. Diese Zuschreibung und Unterstellung kommt allein von deiner Seite. Ich kann jedenfalls nicht beurteilen, wie die sexuellen Fantasien von Ex-Katholiken typischerweise aussehen. Ich war und bin keiner, weder Katholik noch Ex-Katholik. Du vielleicht?
Und schließlich erscheint es zweifelhaft, dass du, wenn du Bataille anscheinend niemals (freiwillig) lesen würdest oder gelesen hast, überhaupt fähig bist, ein gültiges Urteil über Batailles Literatur zu finden.
Ebenso zweifelhaft übrigens erscheint auch deine Kategorisierung von „Histoire de l’œil“ als „erotische Literatur“, denn ich glaube kaum, dass die Anhänger dieses Begriff es guthießen, wenn in ihrer „erotischen Literatur“ schließlich ein Priester angesichts einer sich selbst befriedigenden Jugendlichen im Beichtstuhl sein Gelübde vergisst, sich von ihr einen Blasen lässt, bevor ihn ihre Begleiter fesseln und sie den Priester in einer Quasi-Vergewaltigung schließlich abreitet und sie ihn während seines Orgasmus erdrosselt, bevor seine Leiche von ihr und ihren Begleitern geschändet wird – und das alles in expliziter Wortform.
Aber gut, diese Kategorisierungssache ist nicht mein Problem, denn, wie du weißt (wenn auch nicht akzeptierst), ist das alte Scheinproblem von Erotik und Pornographie ja m.E. überholt und aufgelöst bzw. aufgehoben.
Also besagte Stichwörter hab ich von - positiven - Rezensionen auf Amazon.
De Sade ist für mich kein Erotiker. Auch kein Pornograph. Das sage ich rein subjektiv. Wenn DAS Erotik ist, dann bin ich stolz, unerotische Texte zu veröffentlichen.
Und Surrealismus und Existenzialismus mögen bedeutende Strömungenn der Kunst gewesen sein, fallen für mich aber unter "gestern" und "schwer verdaulich", was beides für mich negativ besetzt ist. Genauso wie "Fantasien eines Ex-Katholiken", und nein, ich bin keiner, wäre ich einer, fände ich Bataille wahrscheinlich genial. Für mich ist Exisztenzialismus eine Art No-Go in der Pornographie, das beste Mittel, jegliches erotische Gefühl mit der Holzhammermethode auszutreiben.
Bisher sehe ich auch - gerade wegen dem von dir genannten Beispiel - wenig Gründe zu glauben, dass Bataille irgendetwas anderes ist als ein verkappter Ex-Katholik. Aber ich lass mich da gerne vom Gegenteil überzeugen.
