Ökonomie: Die 2 grundlegenden Paradigma der letzten Jahrzehnte (ca. 1945 bis Heute)

rosettenfreak

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Floskeln und Kampfbegriffe wie "Kapitalismus" oder "Die Politik im Griff der Fianzmärkte" helfen bei einer "ATTAC-Demo, aber sie helfen nicht, zu verstehen, was seit geraumer Zeit in der Weltwirtschaft passiert.
Die heutige Lage kam nicht aus heiterem Himmel und sie ist nicht das Ergebnis gieriger Finanzhaie.
Sie ist das Ergebnis vieler POLITISCHER Entscheidungen, die über Jahre hinweg getroffen wurden.
Manche davon waren notwendig und richtig, und andere waren falsch.
Wie das nun mal so ist bei menschlichem Handeln.
Mit Klassenkampfparolen und Wohlfühl-Vokabeln wie "Soziale Gerechtigkeit" alleine ist dem nicht beizukommen.

Den Entscheidungsprozess und die Ideen, die dahinter standen und stehen, werden wir "Wahrhaftigen" in diesem Thread detailliert vorstellen und erläutern.

Um das zu verstehen muss man die 2 grundlegenden ökonomischen Paradigma der letzten Jahrzehnte kennen.

Das waren
a) Der Keynesianismus (John Maynard Keynes)
und
b) Der Monetarismus (Milton Friedman und die "Chicagoer Schule", fälschlich auch "Neoliberalismus" genannt.)

Beide ökonomische Paradigma haben Vor-und Nachteile. Haben positive und negaive Auswirkungen gezeigt.

Wie schon KEYNES feststellte, bestimmt kaum etwas die Politik so sehr, wie Ideen.
Aber selten werden Ideen 1:1 umgesetzt.
So besteht in der Fachwelt noch heute keine Einigkeit, ob in der Hochphase des Keynesianismus (ca 1945 bis 1973) tatsächlich keynesiansche Wirtschaftspolitik betrieben wurde oder wieviel Kenesianismus damals wirklich betrieben wurde.

Laut KEYNES ist die einzige Rechtfertigung für ökonomisches Handeln eine moralische.
Sie hat das Los der Menschen zu verbessern.
Welchem Paradigma das besser gelungen ist, werden wir "Wahrhaftigen" am Ende bilanzieren.

Heute sieht man nur die negativen Auswirkungen des "Monetarismus."
Dabei wird übersehen, dass Ende der 70iger/Anfang der 80iger Jahre des 20.Jhd. eine Kehrtwende notwendig war vom Staat weg zurück zum Markt.

Ich beginne mit 2 Beispielen:

1.) Großbritannien
Man mag zu MAGGIE THATCHER stehen, wie man will: Sie hat GB in den Achtzigern eine dringend nötige Roßkur verpasst, die volkswirtschaftlich betrachtet erfolgreich war, was sie zu einer der grössten Politikerinnen des 20.Jhd. macht.
Tipp: Demnächst kommt ein Film über MT in die Kinos.
MERLYL STREEP spielt MAGGIE THATCHER, und sie wird für diese Leistung wohl mit ziemlicher Sicherheit den "Oscar" bekommen. Zu Recht.

Wie war die Lage GBs vor THATCHERs Amtszeit?
"Unternehmer" war zu dieser Zeit in GB ein Schimpfwort. GB war der "Kranke Mann Europas."
Spitzensteuersatz: 98%, was jeden Leistungsanreiz zerstörte.
Ständige Streiks lähmten die britische Wirtschaft. Die Gewerkschaften hatten grade die Regierung HEATH zu Fall gebacht.
GB war auf dem besten Weg ein korporativer Staat zu werden, der in grauer Mittelmässigkeit versank, wo jede private Initiative misstrauisch beäugt und bekämpft wurde.
GB war auf dem Weg, das Ostdeutschland der westlichen Welt zu werden.
Wenn man sich die grundlegenden volkswirtschaftlichen Daten Großbritanniens zwischen 1972 und 1978 ansieht bekommt man noch heute das kalte Grauen.

Damit hat MAGGIE THATCHER radikal aufgeräumt (mit erheblichen Kollateralschäden), aber der Weg war damals alternativlos.
Zuerst hat sie mal den Gewerkschaften gezeigt, wo der Hammer hängt.

Das alles war nur möglich, weil GB ein Mehrheitswahlrecht hat, wo eine klare Verantwortlichkeit besteht zwischen Opposition und Regierung, und man keine faulen Kompromisse eingehen muss mit Polit-Azubis wie PHILIPP RÖSLER und einem Siechverein wie der F.D.P., oder Multikultis und Öko-Paranoikern wie den "GRÜNEN."
Reformen kann man konsequent nur in einer Demokratie durchziehen, die nach dem Mehrheitswahlrecht funktioniert.

2.)Lateinamerika
Lateinamerika wurde von den 40iger Jahren bis Anfang der 80iger Jahre von der sogen. "Dependenztheorie" beherrscht.
Sie rechtfertigte die Dominanz des Staates: Hohe Importbarrieren, offener freier Welthandel galt als Teufelswerk, die Wirtschaft war geschlossen und die Kräfte des Marktes beschnitten.
Die (linke) "Logik" dahinter war die typische Logik des Klassenkampfes: Man teilte die Welt auf in das "industrielle Zentrum" (USA und Westeuropa) und die "Peripherie" (Der Rest der Welt).
Das Zentrum beutete die Peripherie natürlich aus.
Zu was für nem anderen Schluß wären Linke auch jemals gekommen???

Die "Peripherie" sollte deshalb ihren eigenen Weg gehen.
Das Schlagwort hieß: "Importsubstitution."
Statt Rohstoffe zu exportieren und veredelte Güter wieder einzuführen sollten diese Länder die Verbindung zum Welthandel abbrechen durch hohe Zölle und andere Formen des Protektionismus.
Diese Logik wurde auf die gesamte Wirtschaft übertragen.
Währungen wurden überbewertet, wodurch sich die Preise für importierte Ausrüstungsgüter verbilligten, alle anderen Importe wurden durch Lizenzen strikt rationiert.
Die Preise des Binnenmarktes wurden kontrolliert und manipuliert und Schlüsselindustrien verstaatlicht.
Ein MARKTPREIS war überhaupt nicht mehr feststellbar, da die Wirtschaft nicht durch Rückmeldungen der Marktteilnehmer funktionierte, sondern staatlich reguliert war.
Ein zweifelhaftes Glanzlicht dieser irrlichternden "Wirtschaftspolitik" war der Chilene SALVADOR ALLENDE, der bei den Linken heute noch Kult- und Märtyrerstatus geniesst.
Was daran liegt, dass sich Linke selten an ökonomischen Realitäten stören, und lieber ihrer ideologie frönen.
ALLENDE bescherte Chile in kürzester Zeit eine Hyperinflation.

Zurück zur "Importsubsitution."
Bis in die 70iger Jahre hinein schien dieses Modell zu funktionieren. Die Realeinkommen der Bevölkerung Lateinamerikas verdoppelten sich zwischen 1950 und 1970.

Die fundamentalen Schwächen dieses Systems wurden erst Anfang der 80iger Jahre deutlich.
Der aufgetürmte Schuldenberg war gewaltig.
Zwischen 1975 und 1982 vervierfachten sich die lateinamerikanischen Schulden von 45,2 Mrd. US-Dollar auf 180 Mrd. US-Dollar.
Zählt man die kurzfristigen Darlehen des IWF hinzu, kommt man auf die Summe von ca. 350 Mrd. US-Dollar.

Niemand schenkte dem weiter Beachtung- bis zur Mexiko-Krise 1982.
Das Konzept der "Dependencia" war gescheitert. Es ließ sich nich mehr länger finanzieren.
Die Folgen dieses Konzeptes waren horrende Staatsverschuldung und Hyperinflation.

Es folgte das sogen. "Verlorene Jahrzehnt Lateinamerikas" ("Argentinien-Krise", etc...)

Das zeigt: Langfristig lässt sich keine erfolgreiche Wirtschaftspolitik machen, die sich vom Markt und vom Welthandel abkoppelt und die auf immer neuen Schulden baut.

Vorläufiges Fazit: Der Keynesianismus führte für einen bestimmten Zeitraum zu Erfolgen, die aber aufgrund gewisser politischer Fehlentscheidungen die ich in den kommenden Tagen noch erötern werde) auch einen hohen Preis hatten: Staatsverschuldung, hohe Sozialabgaben, eine immer höher werdende Staatsquote (auch in den europäischen (Wohlfahrts)Staaten), steigende Arbeitslosigkeit.

Dies führte zum Paradigmenwechsel hin zum "Monetarismus", der durchaus Erfolge vorzuweisen hat.
Mit seinen Nachteilen- richtiger: Mit seinen Exzessen- haben wir heute zu kämpfen.

Es dürfte bereits aus diesem Eröffnungsposting klar geworden sein, dass (Welt)Wirtschaft etwas differnzierter und komplexer funktioniert als nach linken Gutmenschen-Schlagwörtern wie "kapitalismus", "Ausbeutung" , "Gierige Finanzmärkte", "Das Kapital schreibt der Politik vor, was sie zu tun hat",und ähnlichem Schwachmatismus.

lg
"rosi" (Johannes)
 
Last edited:
..... und hätte Kennedy die Invasion Kubas 1962
durchgezogen, genau wie die Befriedung an der
Südgrenze zu Mexiko,dann wäre Latein-und Süd-
amerika viel Leid erspart worden.
 
@pb57

..... und hätte Kennedy die Invasion Kubas 1962
durchgezogen, genau wie die Befriedung an der
Südgrenze zu Mexiko,dann wäre Latein-und Süd-
amerika viel Leid erspart worden.

Das ist absolut korrekt.
lg
"rosi" (Johannes)
 
@"SAINT MAGGIE" (MARGARET THATCHER)

Bei uns zuhause hängen Porträts von 5 Politikern an der Wand, die ich alle aus verschiedenen Gründen bewundere.
Als da wären (Die Reihenfolge beinhaltet kein Ranking):

- Gandhi
- Martin Luther King
- John F. Kennedy
- Willy Brandt
und eben:
-MARGARET THATCHER.

Ich erkläre, was ich an dieser Frau bewundere, und eine kleine Anekdote macht das vielleicht deutlicher als ein ellenlanges politisches Statement.

Es geht um 2 Dinge:
- Um ihre grundlegenden politischen Überzeugungen, zu denen sie kompromisslos stand und sie auch durchsetzte.
Und
- Um ihr Amts-und Demokratieverständnis

- MT hatte politische Überzeugungen, von denen sie nicht abwich.
Welch ein Unterschied zu deutschen Wetterfahnen, bsp. in der Energiepolitik: Raus aus der Atomenergie, Ausstieg aus dem Ausstieg, wieder rein in den Ausstieg (Oder doch nicht? Oder umgekehrt? Eine gradlinigiege Politik, die von echten Überzeugungen getragen wird, sieht anders aus)

Oder die deutsche Finanzpolitik: Erst "Madame No" (Angie Merkel), kein Geld für Griechenland,dann doch Geld für Griechenland, aber nur einmal.
Und plötzlich doch ein zweites Mal Geld für die Griechen.

ANGIE MERKEL ist genau so glaubwürdig wie CHRISTIAN WULFF, nämlich gar nicht.
Keine Linie, keinen politischen Kompass- Hauptsache, das "ZDF-Politbarometer" bringt schöne Zahlen.

-Zur "MAGGIE-Anekdote (Amts-und Demokratieverständnis)
Wie bekannt sein dürfte, konnte BARONESS THATCHER (den Titel trägt sie seit 1992) ihre grundlegenden Reformen erst in ihrer 2.Legistlaturperiode durchziehen.
Entscheidend war der Streik der Bergarbeitergewerkschaft 1984/85, der fast 1 Jahr dauerte.
Für SAINT MAGGIE galt: "I`m still standing."
Kann sich jemand die Wendeline ANGIE MERKEL so vorstellen?

Nach 1 Jahr Streik war die Gewerkschaft finanziell ausgeblutet und die Zechen wurden privatisiert.

Es war keineswegs sicher, dass MISS THATCHER die Wahl gewinnen würde. Im Gegenteil: Die Demoskopen sagten ihr eine knappe aber doch klare Niederlage voraus.
Bekanntlich kam es anders.
MAGGIE T. landete einen unerwarteten Erdrutschsieg- Sie errang eine Mehrheit von 144 Sitzen.
Ein klares Votum des britischen Wählers.

Was tat MARGARET THATCHER in der Wahlnacht?
Nun, sie packte bereits vorsorglich ihre Koffer in Erwartung einer Wahlniederlage mit folgendem Kommentar zu ihrem "Denkminister" KEITH JOSEPH: "Well, da kann man nichts machen, wenn es mir nicht gelungen ist, die Briten von meinen Ideen und Konzepten zu überzeugen. Aber so ist das Leben und so funktioniert nun einmal die parlamentarische Demokratie Großbritanniens."

DAS ist für mich wahre politische und menschliche Größe.

Solch ein Amts-und Demokratieverständnis wünscht man sich heute von manchem deutschen Politiker.
Nein, ich nenne jetzt nicht "PATTEX-W..." im "Bellevue", jedenfalls nicht namentlich.

Übrigens: Was tat "SAINT MAGGIE" nach dem unerwartet deutlichen Wahlerfolg?
Nun, sie packte ihre Koffer wieder aus, und meinte: "An die Arbeit, Ladies and Gentlemen. Let`s do it."

Wie sagte MARGARET THATCHER schon bei ihrem ersten Wahlkampf 1979?
"Man muss immer mit ÜBERZEUGUNGEN beginnen, und dann auch dazu stehen. Zeitgeist hin oder her."

So ist es.

Das ist es, was MARGARET THATCHER auszeichnete: RÜCKGRAT und ein klarer POLITISCHER KOMPASS.

lg
"rosi" (Johannes)
 
Last edited:
Ich mag mir gar nicht vorstellen wie unsere Stooges
auf eine deutsche Maggie Thatcher reagieren würden.

Wahrscheinlich mit Heulen und Zähneklappern und
die Gutmenschen müßten erkennen, dass man nicht
Alles und Jedes künstlich am Leben erhalten kann.
 
@Staat oder Markt???

Um es vorweg klar zu sagen: Die einzig vernünftige Antwort heißt Markt.

Ich gebe noch einmal einen Rückblick auf Großbritannien Mitte bis Ende der 70iger Jahre, um zu zeigen, wohin der Glaube an Dirigismus und die Steuerbarkeit der Wirtschaft durch den Staat führt, nämlich direkt in die Katastrophe.

Der Rückblick ist meines Erachtens aufschlußreich und hat Aktualität, da grade in Deutschland aufgrund der aktuellen Finanzkrise und der Immobilienkrise von 2008 der Ruf nach (Über)Regulierung und dem Staat wieder lauter wird.
Einige Utopisten hier wollen inzw.sogar am liebsten das Geld bzw die Banken verstaatlicht sehen.

Die Regierung HEATH glaubte in hohem Maß an staatliche Kontrollen und die Lenkbarkeit der Wirtschaft.
-Das Ergebnis: Eine Inflationsrate von 7%, hohe Zinsen, hohe Arbeitslosigkeit.

-Der Wohlfahrsstaat und die verstaatlichten und hoch subventionierten Industrien, die längst nicht mehr auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähig waren, schufen sich ihre eigene Nachfrage aufgrund eines fehlenden disziplinierenden Mechanismus.
Der Staat gab ja ständig und reichlich.

-Das Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern war aufgrund permanenter Arbeitskämpfe völlig zerrüttet.

-Die Gesellschaft ächzte unter einen unglaublichen Steuerlast (Angeblich alles fürs "Gemeinwohl").

-Das britische Pfund stand unter enormem Druck, die Industrie war nicht mehr wettbewerbsfähig, und die Unternehmer hatten aufgrund hoher Steuern einfach keinen Bock mehr auf diese Art "Gemeinwohl" und putzten mit ihrer Kohle die Platte.

-Der öffentliche Sektor wuchs wie eine Krake, die Regierung verfolgte eine lockere Geldpolitik.

-Dann kam 1973/74 noch die Ölkrise hinzu.
Die britische Industrie konnte aufgrund von Energieknappheit nur noch 3 Tage die Woche arbeiten.
Reisende, die aus dem Ausland nach England zurückkehrten, fanden eine Nation in halber Dunkelheit vor, da die Energie rationiert werden musste.
Kerzen waren damals der Verkaufsschlager.
Ein Parrer rief dazu auf, Familien sollten sich das Badewasser teilen.
Die Inflation erreichte den Rekordstand von 15%.
Die Regierung HEATH rief den Notstand aus.

DAS war die traurige Situation des einst stolzen Empire Großbritannien vor Amtsantritt von MARGARET THATCHER.
Wohlgemerkt: Ich rede nicht von einem Entwicklungsland wie Bangladesch, sondern von dem stolzen Großbritannien im Jahre 1976 nach 30 Jahren (falsch verstandenem) Keynesianismus (Plus Ölkrise).
Die Ölkrise war nicht der Grund für die desaströse Lage GBs. Die gab ihm nur noch den Rest.
GB war zu dieser Zeit bereits so vollkommen von A bis Z reguliert, dass es in keinster Weise flexibel auf diese Krise reagagieren konnte, jedenfalls nicht so gut, wie andere Länder wie bsp. die BRD.

Das war die Situation GBs nach 30 Jahren: "Wirtschaft und Wohlstand? Der Staat wirds schon richten."

"WEALTH CREATION"- die Schaffung von Wohlstsand- hieß "SAINT MAGGIES" Credo.
MAGARET THATCHER: "So etwas wie Gesellschaft gibt es nicht. Es gibt nur Individuen, und denen erlaubt ein freier Staat, Geld zu verdienen und Vermögen zu bilden und sieht darin nichts Unanständiges."

Yepp.

Das Programm, das als "THATCHERISMUS" weltberühmt wurde, lässt sich wie folgt zusammenfassen:
- Eine Beschränkung des Sozialstaates auf die wirklich Bedürftigen, verknüpft mit strengen Anreizen, Arbeit aufzunehmen (Auch schlechter bezahlte Arbeit als früher),
-Eine Beschränkung der Staatsausgaben
-Eine starke Verminderung direkter Interventionen des Staates in die Wirtschaft,
- Der Verkauf staatlicher Unternehmen,
-Eine drastische Reduzierung der hohen Steuersätze,
- Senkung des Staatsdefzits.

MAGGIE THATCHER hat volkswirtschaftlich betrachtet ihre Ziele erreicht.
GB stand am Ende ihrer Regierungszeit (1979-1990) wesentlich besser da als vor ihrem Amtsantritt.
Auch die reformierte "Labour Party"- nun "New Labour" änderte THATCHERs Politik nicht wesentlich.
Die politische Leistung und die Größe MARGARET THATCHERs sind inzwischen in GB heute weitestgehend unbestritten.

In einem Kamingespräch in der "London School of Economics" erläuterte sie 1992 ihre politische Arbeit und ihre Überzeugungen.

Ich zitiere:

"Der Grundirrtum des Sozialismus ist es, den Wohlstand bereits verteilen zu wollen, bevor er überhaupt erarbeitet ist.
Der Staat soll seinen Unternehmern und arbeitenden Bürgern nicht sagen, was sie zu tun haben.
Der Staat hat 5 Aufgaben: Erstens: Die Finanzen in Ordnung halten. Zweitens: Eine solide rechtliche Grundlage schaffen, damit Handel, Dienstleistung und Staat gedeihen können. Drittens: Die Landesverteidigung. Viertens: Erziehung und Bildung, um dadurch Chancengleichheit AM START des Berufslebens zu ermöglichen.
Für das Ergebnis ist dann jedes Individuum selbst verantwortlich. Fünftens: Das soziale Netz. Hierbei ist die entscheidende Frage: Wie kann man ein soziales Netz gestalten, ohne eine Abhängigkeitskultur zu schaffen oder zu verstärken? Wenn der Staat investiert, dann muss er das vor allem in die Infrastruktur und in die wissenschaftliche Grundlagenforschung tun." (MARGARET THATCHER: "Downing Street No.10. Die Erinnerungen", ECON-Verlag,1993)

Das ist alles andere als "neoliberal" oder "egoistisch" oder "kalt" oder ähnliches, das man dem "THATCHERISMUS" immer zu Unrecht anklebt.
Es ist eine Philosophie, die das Individuum und seine Freiheit und Selbstverantwortung in den Mittelpunkt stellt.

In der Freiheit kann man eben auch scheitern.

Und es ist auch nicht asozial, sondern schlicht ein anderes Verständnis von "Sozialstaat" und "Sozialer Gerechtigkeit."

Vieles vom Verständnis des Sozialstaates a la MARGARET THATCHER wird einem inzw. bekannt vorkommen?
Richtig.
Viele dieser Gedanken und der Ansatz wurde von der Regierung SCHRÖDER/FISCHER bei der Konzipierung der "Hartz-Gesetze" übernommen.
GERHARD SCHRÖDER war und ist bekanntlich kein grosser intellektueller Überflieger, sondern nur ein Egomane.
Er hat das Konzept aus Gesprächen mit TONY BLAIR.
Dieser wiederrum hat es MARGARET THATCHER und ihrem Vor-und Mitdenker, dem britischen Soiologen ANTHONY GIDDENS ("Jenseits von Rechts und Links" -Ein treffender Titel-), abgeschaut.

Wie bereits erwähnt: Die Ergebnisse sprechen für MISS THATCHER und ihre Politik.

Wobei es auch hier natürlich Auswüchse und gewisse Fehlentwicklungen gab:
So ist das britische Gesundheitswesen heute eines der kostengünstigten in Europa, aber die Wartelisten sind lange.
Gerne wird auch die Verteuerung von Wasser gegen den THATCHERISMUS ins Feld geführt, um damit zu beweisen, dass die Privatisierung dieser öffentlichen Güter eben nicht besser ist.
Falsch.
Die Fehler lagen hier nicht bei der Politik, sondern bei den privaten Unternehmen.
Viel Unternehmen schöpften nur die Gewinne ab, investierten aber nicht wie gesetzlich eigentlich vorgesehen, genügend in die Modernisierung der Leitungsnetze, etc...
Wie Privatisierung von öffentlichern Gütern aussehen muss, damit es wirklich funktioniert, erkläre ich demnächst noch einmal gesondert.

Ich hab das alles deshalb so ausführlich vorgestellt, weil die heutige Situation ein bisschen vergleichbar ist mit der Situation Mitte/Ende der 70iger Jahre.

Fehlentwicklungen und Exzesse einzelner gieriger Marktteilnehmer, die ohne Verantwortung handeln, dürfen nicht zu Fehlschlüßen und daraus resultierenden falschen Reaktionen wie Verstaatlichung, Lenkung und Dirigismus führen.

lg
"rosi"(Johannes)
 
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