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Nuggy

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Aug 17, 2005
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In Gottes Namen. Das öffentliche Ansehen und Wohl erfordert, dass Friedensordnungen dauernde Geltung gegeben werde.— Darum haben alle Leute der Talschaft Uri, die Gesamtheit des Tales Schwyz und die Gemeinde der Leute der unteren Talschaft von Unterwalden im Hinblick auf die Arglist der Zeit zu ihrem besseren Schutz und zu ihrer Erhaltung einander Beistand, Rat und Förderung mit Leib und Gut innerhalb ihrer Täler und ausserhalb nach ihrem ganzen Vermögen zugesagt gegen alle und jeden, die ihnen oder jemand aus ihnen Gewalt oder Unrecht an Leib oder Gut antun.— Und auf jeden Fall hat jede Gemeinde der andern Beistand auf eigene Kosten zur Abwehr und Vergeltung von böswilligem Angriff und Unrecht eidlich gelobt in Erneuerung des alten, eidlich bekräftigten Bundes, — jedoch in der Weise, dass jeder nach seinem Stand seinem Herren geziemend dienen soll.

Wir haben auch einhellig gelobt und festgesetzt, dass wir in den Tälern durchaus keinen Richter, der das Amt irgendwie um Geld oder Geldeswert erworben hat oder nicht unser Einwohner oder Landmann ist, annehmen sollen. — Entsteht Streit unter Eidgenossen, so sollen die Einsichtigsten unter ihnen vermitteln und dem Teil, der den Spruch zurückweist, die anderen entgegentreten. — Vor allem ist bestimmt, dass, wer einen andern böswillig, ohne Schuld, tötet, wenn er nicht seine Unschuld erweisen kann, darum sein Leben verlieren soll und, falls er entwichen ist, niemals zurückkehren darf. Wer ihn aufnimmt und schützt, ist aus dem Land zu verweisen, bis ihn die Eidgenossen zurückrufen. — Schädigt einer einen Eidgenossen durch Brand, so darf er nimmermehr als Landmann geachtet werden, und wer ihn in den Tälern hegt und schützt, ist dem Geschädigten ersatzpflichtig. — Wer einen der Eidgenossen beraubt oder irgendwie schädigt, dessen Gut in den Tälern soll für den Schadenersatz haften. — Niemand soll einen andern, ausser einen anerkannten Schuldner oder Bürgen, pfänden und auch dann nur mit Erlaubnis seines Richters. — Im übrigen soll jeder seinem Richter gehorchen und, wo nötig, den Richter im Tal, vor dem er zu antworten hat, bezeichnen. — Gehorcht einer dem Gericht nicht und es kommt ein Eidgenosse dadurch zu Schaden, so habe alle andern jenen zur Genugtuung anzuhalten. — Entsteht Krieg oder Zwietracht zwischen Eidgenossen und will ein Teil sich dem Rechtspruch oder der Gutmachung entziehen, so sind die Eidgenossen gehalten, den andern zu schützen. — Diese Ordnungen sollen, so Gott will, dauernden Bestand haben.
Zu Urkund dessen ist auf Verlangen der Vorgenannten diese Urkunde gefertigt und mit den Siegeln der drei vorgenannten Gemeinden und Täler bekräftigt worden. Geschehen im Jahre des Herrn 1291 zu Anfang des Monats August.
 
Es war im Jahre 1314. Schon sonnten sich die stolzen Mythen im Frühlicht des jungen Tages. Da regte sich munteres Leben im stillen Dorfe. Flinke Buben und Mädchen, mit Stöcken ausgerüstet, trieben die Kühe aus den Ställen und wiesen sie dem grossen Dorfplatze von Schwyz zu.

"Sessee Loba.....hüo, hüo hoo !"
Die Rufe der jungen Sennen vermischten sich mit dem Gebrüll der Tiere. Die Treibhunde kläfften, und die Luft war erfüllt vom Klang der vielen Glocken und Treicheln. Heute hiess es Abschied nehmen von den lieben Kühen. Als auch der Bauer von der Hofmatt als letzter mit seinem Vieh angekommen war, bewegte sich der Zug dorfauswärts der Sommeralp zu. Die Alpfahrt war für die Bauernbuben immer ein kleines Fest. Jeder hatte seinen eigenen Esssack umgehängt, der gefüllt war mit Brot, Käse, Eiern und geräuchertem Fleisch. Das Herrlichste an der Alpfahrt war aber das Schlafen auf der Alp droben in einem fremden Stall, mit andern Buben zusammen.

Plötzlich stockte der Alpzug. Das schmale Strässchen war mit Steinen und Baumstämmen verrammelt, und man konnte unmöglich durchkommen. Drei bewaffnete Knechte standen mitten im Weg und riefen dem Obersenn zu: " Kehrt um, ihr Kuhmelker ! Die Alp gehört dem Abte. Der Kaiser hat sie dem Kloster geschenkt. Ihr habt hier mit euren Kühen nichts mehr zu suchen. Kehrt um, vorwärts !"

Obersenn Kuoni war ein baumstarker Kerl und einer, der nicht viel Federlesen machte. Er trat vor die bewaffneten Knechte hin und redete sie trotzig an: " Unsere Väter haben, so lange wir wissen, diese Weiden genutzt. Friedrich der Schöne hatte kein Recht, sie dem Abte zu verschenken. Macht Platz, sonst schlagen wir zu !"

Er hob seinen knorrigen Stock und rief die andern Sennen herbei. Die Klosterknechte sahen, dass sie gegen zwanzig und mehr Bauern nichts auszurichten vermochten, und weil sie sich vor ihnen fürchteten, liessen sie die Sennen mit ihren Kühen weiterziehen. In Einsiedeln meldeten sie dem Abte, was geschehen war. Erbost über diese Frechheit, sann Abt Johann darüber nach, wie er die Widerspenstigen Bauern bestrafen könnte.

Als sich die Schwyzer an einem Sonntagmorgen zum Gottesdienst begeben wollten, war die Kirche in Schwyz verriegelt. Auch die Glocken, die sonst feierlich über das Ländchen hin zur Messe riefen, blieben an diesem Morgen stumm. Da wussten die Leute, dass etwas Schlimmes geschehen war. Der Priester, ein guter, milder Mann, verkündete seinen Leuten, was sich ereignet hatte. Mit schwerem Herzen trat er vor die versammelte Menge hin, und mit ernsten Worten klärte er sie auf : "Ihr habt den Herrn des Klosters erzürnt. Nun hat er euch beim Erzbischof von Konstanz verklagt und bei ihm Hilfe gefunden. Dieser hat euch aus der Kirche ausgestossen und uns Priestern des Ländchens Schwyz verboten, die Gotteshäuser zur Messe zu öffnen. Hart ist die Strafe, die euch der Herr auferlegt hat. Die Kirchentüren bleiben verschlossen für alle, auch für die unschuldigen Kinder, die getauft werden sollten, für die Toten, die ihre letzte Ruhe hier auf dem Gottesacker finden möchten und auch für die jungen Brautleute, die sich in der Kirche den Segen holen wollen."

Der Pfarrer verrichtete vor dem Gotteshause ein inniges Gebet für den Frieden. Viele Männer aber liefen weg und schimpften über den Abt, den Kaiser und den Bischof.

Zur festgelegten Stunde waren alle Männer von Schwyz auf dem Landgemeindeplatz unter freiem Himmel versammelt. Sie hatten sich in einem weiten Ring aufgestellt. Auf einer erhöhten Plattform nahm Landammann Werner Staufacher seinen Platz ein. Die Männer von Schwyz verehrten und liebten ihn, denn er besass neben einem klugen Kopf ein warmes Herz und fürchtete sich weder vor dem Abte noch vor dem Kaiser und dem Bischofe. Stauffacher liebte sein Ländchen und die Freiheit am allermeisten. Wehe dem, der sie rauben wollte ! Da konnte der Landammann furchtbar hart werden.

Nun erhob er sich und begann mit lauter Stimme zu sprechen : "Meine lieben Landsleute von Schwyz ! Seit Wochen haben wir die vertrauten Stimmen unserer Glocken nicht mehr gehört. Die Kirchentüren bleiben uns weiterhin verschlossen, auch am Sonntag, den wir und unsere Väter immer geheiligt haben. Verbrechern gleich hat uns der Konstanzer Bischof aus der Kirche verstossen. Dazu hat uns Kaiser Friedrich, der ländergierige Habsburger, alle Ehren und Rechte genommen und uns mit der Reichsacht belegt. Wir gelten nichts mehr im deutschen Reich. Verachtet und geschmäht sind wir. Jeder von euch, ihr Männer, kann wie ein Hase getötet werden. Kein Reichsgericht wird ihm helfen, solange wir in der Reichsacht stehen. Morgen schon kann Leopold III. kommen und wie ein Wolf in unser Land einfallen. Er ist ja der Bruder des deutschen Kaisers. Wenn wir uns nicht selber helfen, sind wir verloren."

Nach diesen Worten gab der Landammann bekannt, was er mit seinen Männern zu beraten gedachte:

"1. Der Abt hat uns schwere Schmach angetan. Wir wollen uns rächen.

2. Ludwig der Bayer, König von Gottes Gnaden, ist unser Freund und ein Feind des Habsburger Kaiser Friedrich. Er wird uns von der Reichsacht befreien. Der Erzbischof von Mainz ist sein Freund. Er könnte auch unsere Kirche wieder öffnen.
3. Wir wollen unsere Grenzen befestigen. Die Zugänge in unser Ländchen bei Arth und Brunnen müssen versperrt werden, denn auf dem See könnte der Feind an unser Land heranrücken. Die Wälder an unsern Grenzen dürfen nicht mehr gerodet werden. Sie bieten uns Schutz, wenn der Krieg ausbrechen sollte. Wer trotzdem im Bannwald Bäume schlägt, soll mit vier Pfund Silber bestraft werden.

4. Der Bauer vom Bühlhof hat seinem Nachbarn den Stall in Brand gesteckt, er soll aus dem Ländchen verbannt werden."

Nun begannen die Männer zu beraten. Die einen waren mit den Vorschlägen des Landammanns einverstanden, andere nicht. Die Rache am Kloster Einsiedeln gab sehr viel zu reden. Ein frommer Bauer wollte nichts wissen von einem Streit mit den wehrlosen Mönchen. Er fürchtete eine Strafe Gottes.

Der Landammann lies abstimmen. Die meisten Bauern wollten unbarmherzig abrechnen mit dem Abte, und sie stimmten mit erhobenen Händen zu, als der Landammann fragte, ob man sich am Kloster rächen wollte. Die Bitte an König Ludwig wurde verschoben. Die übrigen Vorschläge des Landammanns erhielten die Mehrheit an Stimmen und waren somit angenommen.

Es war in der eiskalten Dreikönigsnacht vom 6. auf den 7. Januar 1314. Landammann Werner Stauffacher führte sein Kriegsvolk in drei Kolonnen nach Einsiedeln. Um Mitternacht war das stille Kloster völlig umzingelt. Plötzlich brach der Sturm los. Die wilden Schwyzer wuchteten die Türen auf und drangen ins Kloster ein.

Der Schulmeister von Radegg, ein Klosterbruder, berichtet uns über diese furchtbare Nacht:

"Der Turmwächter schlug an die Glocken. Erschrocken standen wir auf. Wir zitterten an allen Gliedern, und keiner fand den Rock und die Gewänder. Eilends verliessen wir die Kammern, Schlafzimmer und Zellen. Dann flüchteten wir zuerst ins Innere des Klosters, weil wir fürchteten, getötet zu werden. Jeder rannte, um sein Leben zu retten. Der Mond schimmerte und zündete in unsere Verstecke. Da stiegen wir in den starken Turm, wo die Glocken hingen, und glaubten uns hier sicher. Unterdessen stürmten mehrere starke Kriegstruppen herbei wie Wölfe, die in den Schafstall einbrechen. Krachen und Getöse ! Die verruchten Männer öffneten Kisten und Schränke, durchsuchten unsere Bücher und Kleider. Die Betten nahmen sie weg und alles, was sie gebrauchen konnten. Mit grossen Äxten und Beilen zerschlugen sie die Türe zur Kapelle. Hierauf schleppten sie Vorhänge, Teppiche und Messgewänder weg. Sie stahlen goldene Kelche, die Leuchter und das Rauchfass. Jetzt drang das Volk, das gottlose, mit brennenden Fakeln in den Turm, wohin wir uns geflüchtet hatten. Kalter Angstschweiss rann uns über die Stirne. Unsere Herzen seufzten, die Beine zitterten, unsere Glieder bebten. Wir bereiteten uns auf den Tod vor, denn wir erwarteten keine Gnade von den wilden Knechten. Sie trieben uns die Stiege hinunter in den Hof hinaus.

Die Sonne stieg auf, als der Landammann uns auf den Weg befahl. Die erste Schar der Knechte führte unser liebes Vieh weg, die zweite die gefangenen Knechte des Klosters, und die dritte trieb uns, die Mönche und Brüder, vom Heiligtum weg, Schwyz zu.

Das Volk von Schwyz, Knaben und Mädchen, Frauen und Männer, lief herzu, gaffte uns an und trieb bösen Scherz mit uns. Nur ein einziger frommer Schwyzer empfand Mitleid mit uns und prophezeite: "Diesen schrecklichen Tag wird uns Gott vergelten. wir und unsere Kinder werden Böses erleben, weil wir gottgeweihte Männer überfallen und die Wohnung Gottes geschändet haben."

Am zehnten Tage rief der Landammann das ganze Volk des Tales zusammen. Der Graf von Toggenburg und andere fürstliche Herren hatten ihn gebeten, uns wieder freizulassen. Am nächsten Morgen fielen unsere Fesseln, und wir kehrten zu unserem Herrn und Abt Johannes zurück, der in der Not der Dreikönigsnacht in den Turm nach Pfäffikon geflohen war."

Weil die Urner und Nidwaldner mit den Schwyzern verbündet waren, liess der Bischof von Konstanz auch ihre Kirchen schliessen. Die ehrwürdigen Amtsleute aus den Waldstätten versammelten sich in Stans und baten Kaiser Ludwig um Hilfe gegen den Bischof und den Habsburger Friedrich den Schönen.

Ein Mann, der den Frieden sucht
Es war im Sommer 1315. Der Österreicher Herzog Leopold sass in seiner Arbeitsstube auf der Burg in Zug.

Ein Diener klopfte an die Türe, trat ein, verneigte sich vor seinem Herrn und meldete: "Der hochgeborene Herr und Graf Friedrich von Toggenburg wünscht Euch zu sprechen."

"Er sei in Freude willkommen !"

Bei diesen Worten gab Leopold dem Diener das Zeichen zum Gehen. Friedrich trat ein. Er war ein stattlicher Mann, gross und würdig von Gestalt. Auf seinem Gesicht lagen Züge, die mehr auf Güte als auf Kriegslist und Rache hindeuteten.

Herzog Leopold trat auf ihn zu und reichte ihm die Hand zum Gruss:"Willkommen, mein Freund ! Welch glückliches Geschick, dass Ihr heute zu mir kommt !" Er lachte voll Übermut und wies mit der Hand auf sein blankes Prunkschwert, das in der hellen Mittagssonne aufblitzte. "Freund, seht, die Sonne scheint uns zum Siege ! Wir werden den Kuhmelkern in Schwyz einen sauren Winter bereiten. Es ist alles vorbereitet; die Edelherren der Grafschaften Kyburg und Baden haben mir ihre Hilfe mit vielen hundert Mannen und Rossen versprochen."

Dann zeigte er dem Grafen seinen Kriegsplan und erklärte ihm, wie er ins Ländchen Schwyz einzudringen gedenke.

"Erlauchter Herr", wagte Friedrich einzuwenden, "ich bringe Euch gute Botschaft von Schwyz und den Ländern am See ! Ihr seid ein mächtiger Fürst. Die Bauern fürchten sich vor einem Krieg gegen Eure Macht. Sie schicken mich, Euch zu sagen, sie wollen untertänig und gehorsam sein und die Abgaben in Treue leisten. Es soll kein Blut fliessen."

Bei diesen Worten verfinsterte sich die Miene des Herzogs, und in wildem Zorn schrie er: "Seid Ihr schwach bei Sinnen, Graf, wollt Ihr mein Verräter werden ? Wie kommt Ihr dazu, diesen verruchten Bauern Glauben zu schenken ? Habt Ihr keine Augen und keine Ohren, Friedrich, dass Ihr nicht merkt, was die Bauern im Schilde führen ? Das ganze Land versperren sie mit meterhohen Mauern und Türmen. In Stansstad schleuderten sie einen Mühlstein aus einem Wachtturm und versenkten damit das grösste Kriegsschiff unserer Luzerner Freunde. Sogar die Stadt Luzern haben die frechen Hunde angegriffen. Das Kloster Einsiedeln ist zuschanden gerichtet. Und die Schmach, die sie dem hochwürdigen Abte angetan, habt Ihr das alles vergessen, Graf ? Nein, ich will jetzt keinen Frieden. Im Staube sollen die Bauern vor mir kriechen. Krieg will ich und keinen faulen Frieden ! Im November werden wir ziehen. Hat mich der Graf wohl verstanden ? Hat Er sonst noch was zu melden ?"

Friedrich wusste, dass er nichts mehr auszurichten vermochte. Jedes weitere Wort hätte den Herzog noch mehr erbost. Leopold wollte den Krieg. Seinem Befehle musste er gehorchen. Traurig verabschiedete er sich von seinem erzürnten Herrn.

Vor dem Kampf
Als die Eidgenossen vernahmen, dass Herzog Leopold den Krieg gegen sie führen wolle, antworteten sie ihm: "Wir haben den österreichischen Fürsten kein Leid angetan. Sie und ihre Väter haben oft grausame Vögte in unsere Länder geschickt. Diese haben schreckliche Greueltaten vollbracht, so dass wir uns selber wehren mussten. Wünscht der Herzog unbedingt den Krieg mit uns, so soll er kommen. Wir erwarten ihn und seine ganze Heermacht, und wir werden uns verteidigen, so gut wir es vermögen."

Diese mutigen Worte erzürnten den starken Fürsten. Er begab sich auf die Burg in Baden und hielt dort mit seinen treuen Edelherren Kriegsrat. Mit fester Stille gab er den versammelten Rittern seinen Plan bekannt: "Wir werden die Bauern von drei Seiten her in die Zange nehmen. Graf Otto von Strassberg wird mit viertausend Mann vom Brünig her die Grenze Unterwaldens überschreiten. Ein paar tausend Mann nehmen den Weg über Willisau, Wolhusen, Rothenburg und fallen von Luzern her in den eidgenössischen Fuchsbau ein. Ich werde mit meinen Leuten über Zug, dem Ägerisee entlang, geradewegs nach Schwyz vorstossen. Die Reiterei von Habsburg, Lenzburg, Kyburg, die Krieger von Zug, Zürich und Einsiedeln stehen unter meinem Befehl und besammeln sich in Baden. Sollte es uns nicht gelingen, die Schwyzer zu besiegen, schicke ich vom Morgarten aus dem Grafen Otto von Strassberg einen umgestülpten Handschuh entgegen. Er soll das Zeichen zum Rückzug sein."

Hierauf wandte sich der Herzog an den Sterngucker. Dieser sollte in den Sternen lesen, welcher Tag für die Schlacht am günstigsten sei. Herzog Leopold glaubte nämlich, sein Siegesglück stehe in den Sternen geschrieben und könne von Himmelskundigen abgelesen werden.

Der Sternforscher prophezeite: "Auf den Tag vor St. Otmar, den 15. November, sehe ich gutes Glück."

Es war der Tag, an dem Leopold sein Namensfest feierte. In einer Ecke des Saales kicherte ein kleines, buckliges Männchen. Es trug eine Narrenkappe mit fünf Zipfeln, an denen kleine Schellen rasselten. Der kleine Hanswurst, Cuno von Stoffeln, wirbelte in seiner buntgestreiften Kleidung plötzlich mit lustigen Luftsprüngen durch den Saal und stellte sich keck vor den Herzog hin. Dieser fragte das Närrchen: "Was meinst du zu meinem Plan ? Die Bauern werden unter unsern Schwertstreichen untergehen, nicht wahr ?"

"Euer Plan gefällt mir nicht recht, mein Herr", antwortete der drollige Spassmacher, "Ihr habt alle beraten, wie ihr in die Länder einbrechen wollt, aber keiner überlegt sich, wie er wieder hinaus will. Schon mancher eifrige Jagdhund ist in den Dachsbau geschlüpft und hat den Weg aus ihm zurück nicht mehr gefunden."

"Das lass meine Sorge sein, guter Narr !" Mit diesen Worten schloss der Herzog den Kriegsrat.
Die Schwyzer arbeiteten mit Fieberfleiss an ihren festen Mauern, um den Österreichern die Zugänge in ihr Ländchen zu versperren. Väter und Söhne liessen im Feld und Hof die Arbeit ruhen und liefen hinaus an die Grenzen, wo sie die trutzigen Sperren errichteten. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend widerhallte es an den steilen Hängen von den gewaltigen Axthieben, unter denen die Bäume krachend zu Boden stürzten. Ruck um Ruck wurden die wuchtigen Stämme in stundenlanger, mühsamer Arbeit zu den Engpässen geschoben und zusammen mit zentnerschweren Steinen zu starken Mauern aufgebaut. In mancher mondhellen Nacht rückten neue Männer an, um die ermüdeten abzulösen und sich mit ausgeruhter Kraft ans harte Werk zu machen. So wuchsen die Mauern Baumlänge um Baumlänge an den gefährlichen Grenzstellen entlang, bis alle Taleingänge völlig abgeriegelt waren.

Dann hielten die Schwyzer Tag und Nacht durch Wachsoldaten die Grenzen besetzt. An den Zugängen stellten sie besonders starke Wachen auf. In langen Prozessionen zogen fromme Pilgersleute durch die Strassen und erflehten Gottes Schutz für die kommenden bösen Tage. Die eidgenössischen Ratsherren baten ihre Verbündeten um Hilfe gegen den mächtigen Feind. Da sandte Uri und Unterwalden ein paar hundert Mann. So gab es mit denen von Schwyz zusammen ungefähr 1300 Krieger, die sich im Hauptflecken zum Auszug in die Schlacht vereinigten.

Der Schwyzer Landammann trat vor die versammelten Alpensöhne hin und richtete ernste Worte an sie: "Ihr seid nur ein paar hundert Mann, die ihr Tausenden von österreichischen Rittern entgegenzieht. Trennt euch deshalb nicht, ihr würdet eure Kräfte zersplittern ! Sparet sie bis zum richtigen Augenblick, dann geht unerschrocken dem Feind entgegen und in den Tod, wenn es sein muss ! Leopold wird von Zug her nicht über Arth in unser Land hereinbrechen. Für ihn ist dieser Weg zu lang, für sein Heer zu gefährlich. Wohl aber wird er durch das Tal am Ägerisee vordringen. Ihr kennt die Höhe von Morgarten. Von dieser aus lässt sich der Feind am besten bekämpfen. Erschreckt ihn, fallt ihm in die Seite, trennt sein Heer, und ihr werdet siegen, so Gott will !"

Der Landammann schwieg. Die Landsleute aber knieten nieder und flehten Gott um seinen Beistand an. In der Nacht eilten sie hinaus zum Sattel am Morgarten und begannen Baumstämme und Steine für den Überfall bereitzulegen.
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Eines Nachts ritt Graf Heinrich von Hünenberg bei Arth ganz nahe an die Letzimauer heran und schoss einen Pfeil, an dem ein Pergament befestigt war, auf die eidgenössische Seite hinüber. Auf diesem stand geschrieben :" Hütet euch auf St. Otmar am Morgarten !"
Als fünfzig verbannte Männer, zum Teil Verbrecher und Brandstifter, die Not ihrer Leute daheim vernahmen, brachen sie auf und schlichen auf heimlichen Wegen ins Lächen Schwyz zurück. In der Nacht vor dem angekündigten Tag durchstreiften sie die Wälder am Morgarten, bis sie plötzlich von einem Wachtposten überrascht und angehalten wurden. Der Soldat führte die Verbannten zum Landammann, dem sie die Bitte vortrugen: "Wir möchten mitkämpfen und das Recht auf unsere Heimat wieder erwerben." Der Landammann blieb hart und wies die Heimatlosen ab:" An euren Händen klebt Mörderblut, ihr seid nicht würdig, unter unserm Fahnentuch mit dem Zeichen des Gekreuzigten zu kämpfen." Murrend verliessen die Verstossenen den Wald, doch heimlich besetzten sie die Höhen der Finsternfluh und trugen Baumstämme und Felsblöcke zusammen.
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"Die Österreicher rücken an !"
Wie ein Lauffeuer jagte diese Meldung durch die eidgenössischen Reihen. Gleich lauernden Wildkatzen hockten die Männer in den Wäldern am Morgarten hinter den Steinen und in den Gebüschen. Drunten am See wuchs der feindliche Heereszug wie eine Riesenschlange aus dem Morgendunst. Hunderte von stolzen Rittern hoch zu Ross und Tausende von Männern zu Fuss näherten sich der Letzimauer, welche das Tal verschloss. Stauffacher erhob sich und starrte hinunter zum See, über dem ein paar Nebelfetzen wie Leichentücher hingen, bereitgelegt für den grossen Tod der Österreicher. Die Burschen in ihren Verstecken waren kaum mehr zu halten.

"Nur Geduld, sie laufen uns in die Falle", flüsterte ein eidgenössischer Truppenführer einem jungen Burschen ins Ohr, der sich vom boden erhoben hatte und in tollem Übermut seine Keule schwang.

Jetzt hornte es - das Zeichen zum Angriff ! Das Signal sprang von Hang zu Hang, über Figlenfluh hinüber zur Finsternfluh. Da strafften sich die Muskeln der Männer im hinterhalt, Hebeeisen klirrten, Stämme rollten, Felsblöcke polterten den Hang hinunter und schlugen dumpf mitten in die österreichischen Heerhaufen hinein. Wie vom Blitz getroffen, stockte der Kriegszug. Die Rosse bäumten sich auf, rissen aus, wollten durchbrennen, vorwärts, rückwärts und seitwärts in die Fluten des Sees. Da drangen aus den Wäldern die Schwyzer brüllend hervor und schlugen mit ihren kurzen Waffen furchtbar zu. Sie hieben, stachen mit mörderischer Gier und zerschlugen ohne Gnaden Ritter, Ruhm und Ehre. Die Ritter in ihrer furchtbaren Bedrängnis versuchten sich mit Speer und Schild zu wehren. Verzweifelt schlugen sie um sich.

Aber die stämmigen Bauern kämpften sich Schritt für Schritt an Mann und Ross heran und hieben alles nieder, was unter ihre scharfen Äxte kam.

So fiel der grosse Teil der Österreicher unter den gewaltigen Schlägen der Schwyzer. Es sanken in den Tod die Nachkommen Gesslers, der verruchte Landenberg, die fünfzig Zürcher, die man an ihren blauweissen Hemden erkannte. Tot oder halb zerschlagen hingen die Reiter in den Steigbügeln ihrer ungezügelten Rosse, stürzten zu Boden oder wurden von den jagenden Tieren hinter sich her geschleift. Wildes Rufen, Klirren und Pferdegewieher übertönten das Röcheln und Stöhnen der gefallenen Krieger. Die Urner und Schwyzer drangen über Leichen hinweg weiter vor in neue Reihen hinein, wo sie stumm und verbissen weiterkämpften.

Der Bruder des Landammanns kämpfte sich mit drei Hundertschaften gegen die Strassensperre hinunter. Fünf beastete Tannen und ein Steinwall versperrten jetzt den zurückweichenden Österreichern den Rückzug. In wilden Knäueln lagen die Unglücklichen übereinander, in Staub und Blut geworfen. Der furchtbare Schrecken drang nach rückwärts zum Fussvolk, das noch am See stehengeblieben war. Als dieses begriffen hatte, dass die stolzen Ritter geschlagen waren, machte es kehrt und wandte sich zur Flucht. In wilder Hast verfolgten die siegreichen Eidgenossen die Flüchtenden. Es war ein Rennen um Leben und Tod gegen Zug hin.

Unter den Toten lagen viele Grafen und edle Ritter. Auch Graf Friedrich von Toggenburg blieb tot auf dem Felde liegen. Im Kriege, den er nie gewollt hatte, war er umgekommen.

In tiefer Trauer ritt Herzog Leopold in Winterthur ein. Wie durch ein Wunder war er dem sicheren Tode entronnen.

Otto von Strassberg war an demselben Tag mit seinem Heere von viertausend Mann über den Brünig in Unterwalden eingefallen und von Lungern nach Sachseln und Alpnach gezogen. Die Unterwaldner riefen eiligst ihre dreihundert Mann vom Morgarthen zurück. Sie kamen, und mit ihnen hundert Krieger von Schwyz. Die Urner konnte man kaum mehr zurückhalten. Diese fuhren von Brunnen nach Buochs und schlugen die Luzerner in die Flucht oder in den See. Da merkte Otto von Strassberg, dass Leopold besiegt worden war, und er gab den Befehl zum Rückzug. Das Heer bewegte sich über die Rengg der Stadt Luzern zu, von wo aus sich Ritter und Fusssoldaten nach Hause begaben.
 
Schlacht bei Sempach...1386. Als die Österreicher begriffen, dass mit den Eidgenossen nicht zu spassen ist. :)

Mittags zwölf Uhr, als die Sonne hoch stand und heiss herniederbrannte, ordneten sich die beiden Heere zur Schlacht. Wiederwillig und mürrisch stiegen die österreichischen Ritter von den Pferden und übergaben sie der Obhut der Knappen. Heimlich lachten die Knechte über ihre Herren, weil diese am Boden so unbeholfen waren, in ihren Eisenrüstungen sich kaum recht bewegen konnten und breitspurig davonwatschelten wie Enten auf trockenen Land. Am meisten behindert waren die Ritter wegen der langen ledernen Schnäbel an ihren Schuhen, so dass mancher buchstäblich über seine eigenen Füsse stolperte und jämmerlich am Boden liegen blieb, bis ein Knappe herbeieilte und den Hilflosen wieder auf die Beine stellte. Da wurde es einigen Rittern zu dumm. Sie zückten ihren Dolch und schnitten sich kurzweg die ledernen Schnäbel von den Schuhen. Die Zeit drängte, und die Ritter hatten sich zu beeilen, weil sie in den vordersten Reihen kämpfen wollten. Deshalb mussten sie ihre Plätze einnehmen, bevor sich die hinteren Glieder der Fussoldaten schlossen. Zu beiden Seiten der Ritter stellten sich die Fussoldaten und die Schützen auf. Die Krieger waren nebst Schwert und Dolch bewaffnet mit dem drei Meter langen Spiess. Zu drei Vierecken geordnet, Mann an Mann dicht nebeneinander, bildeten sie eine eiserne Mauer. Nochmals drangen die engsten Freunde in den Herzog ein:" Hochedelster Herr, wir bitten Euch, begebt Euch nach Sursee in Sicherheit ! Ihr wisst, die Bauern würden Euch nicht schonen." Er aber erwiederte:" Das verhüte Gott, dass ich euch sterben lasse. Ich will mit euch Gutes und Böses teilen und bei meinen Kriegern sterben." Dann sprengte er den Hang hinauf, um von erhöhtem Platze aus das Kampffeld überblicken zu können.


Der Kampf begann. Unter schauerlichem Geheul der Harsthörner brachen die Eidgenossen aus dem Wald hervor. In einer tiefen Sturmkolonne, die vorn zugespitzt war, rannten sie an die Speermauer ihres Feindes heran. An der Spitze flatterte das blau-weisse Banner von Luzern, gefolgt vom blutroten Tuch der Schwyzer. Aber auch Unterwalden, Urner, Zuger, Glarner und Entlebucher stürmten mit. Die ersten Schüsse krachten, Pfeile schwirrten, und krachend fuhren die Heere aufeinander. O Schreck, wie eine Sturmwoge sich an der starren Mauer aufbäumt und sich schäumend überschlägt, prallte der todesmutige Angriff der Eidgenossen an der Lanzenmauer ab ! Von neuem drangen sie an die Speere heran, schwangen die Streitäxte und schlugen die Lanzenschäfte der Österreicher zu Scheitholz. In den hinteren Reihen der Feinde riefen die Knechte:" Stecht die Buben !", und boten neue Speere nach vorn, die den Luzernern in die ungeschützten Leiber fuhren. Viele trugen keinen Harnisch, sondern hatten sich zum Schutze bloss Prügel und Brettchen an die Arme gebunden. Ein Luzerner nach dem andern stürzte ins Gras. Das stolze Banner von Luzern wankte und fiel. Sechzig Männer lagen in ihrem Blute. Der Luzerner Führer Petermann von Gundoldingen sank sterbend zu Boden, und drohend begann sich jetzt die Speermauer zu bewegen. Die beiden Flügel schoben sich vor, um die Eidgenossen von der Seite her anzufallen und wie in einer Zange zu zermalmen. In dieser höchsten Not erscholl auf eidgenössischer Seite der Befehl:" Die Truppen ziehen sich geordnet und kämpfend zurück ins Meierholz!" Behutsam begannen sich die Eidgenossen vom Feinde abzulösen. Schritt für Schritt bewegten sie sich rückwärts und schlugen jeden ausbrechenden Österreicher, der in ihre Reihen einfallen wollte, blutig zurück.


Die Österreicher in ihren eisernen Helmen litten arg unter der sengenden Hitze des wolkenlosen Nachmittags. Einige Ritter waren ohnmächtig zusammengesunken und hatten in den Reihen gefährliche Lücken hinterlassen. So kam auch den Österreichern eine Schlachtpause gelegen, und sie liessen ihren Feind kampflos ins Meierholz abziehen.


Während die Eidgenossen in den kühlen Schatten der Bäume lagerten, die Verwundeten pflegten und schadhafte Waffen auswechselten, versammelten sich ihre Führer zum Kriegsrat. Der höchste unter ihnen richtete ernste Worte an seine Kameraden: " Unsere besten Männer sind gefallen, und noch ist es uns nicht gelungen, in die Reihen des Feindes einzubrechen. Mit den kurzen Halbarten kommen wir nicht an die Österreicher heran. Wir werden aufgespiesst und sind verloren. Wir brauchen eine Gewaltwaffe, wuchtig und schwer, und den kühlen Mut der Tapfersten unter uns. Auch müssen wir die Schlachtordnung ändern. Wir greifen im Viereck an. Im breiten Schlachthaufen wird uns der Feind nicht so leicht umzingeln. Nennt mir einen Mann, den wir als Führer in die vorderste Reihe stellen !" Alle Blicke richteten sich auf einen jungen, starken Mann, der stramm unter ihnen stand, aber noch kein Wort gesprochen hatte. Es war der Nidwaldner Truppenführer Arnold von Winkelried. Nun wurde er unruhig. Zuerst zögernd, dann entschlossen, trat er vor und sprach:" Gebt mir einen Arm voll Speere, ich will sie zur Gewaltswaffe zusammenbinden und euch eine Gasse in die Feinde schlagen !" Nach diesen knappen Worten wandte er sich um und begab sich zu seinen Nidwaldnern zurück. Er rief sie alle zu sich und bat sie mit bitterernstem Tone: "Meine Freunde, wenn ihr vom Sieg nach Hause kommt, sorget für meine Frau und meine lieben Kinder !"

Da wussten die Männer, dass sich Winkelried in die erste Reihe stellen wollte. Hornsignale hallten durch den Wald. Sogleich rückten die Heerhaufen zum Waldrand vor. Die Männer warfen sich auf die Knie und sprachen in dumpfem Chore das Schlachtgebet. Als dies die Österreicher hörten, spotteten sie laut: " Seht die Feiglinge, sie bitten uns auf den Knien um Gnade !" Die Eidgenossen aber sprangen auf und stürzten sich kampfestoll in die zweite Schlacht. In der vordersten Reihe drängte sich Winkelried, gefolgt von seinen kräftigsten Männern, dicht an die Österreicher heran.Jetzt hob er seinen Speerbund waagrecht in die Höhe, und nach vorne stürzend, schleuderte er ihn gewaltig auf die vorgestreckten Speere nieder. Mit Löwenkraft drückte er die Lanzenschäfte zu Boden, so dass sich die Spitzen in die Erde Bohrten. Zehn Österreicher waren für kurze Zeit wehrlos. Ein Aufschrei aus hundert Kehlen, und schon rannten die Kriegsgefährten über den gefallenen Helden hinweg in die entstandene Lücke hinein. Mitten in den überrumpelten Rittern begannen jetzt Äxte und Morgensterne furchtbar zu wüten. Es klirrten die Waffen und tosten die Schläge. Immer neue Reihen der stolzen Ritter wurden aufgerissen, bis die ganze österreichische Lanzenmauer zu wanken begann. In diesem wilden Gedränge schlugen die Eidgenossen verbissen um sich und verbreiteten Schrecken und Todesnot in den österreichischen Scharen. Wohl vertauschen die Ritter den langen Spiess mit Schwert und Dolch und kämpften mutig weiter. Doch die mörderische Hitze des Schlachtgetümmels ermattete die schwergepanzerten Feinde, so dass mancher ohnmächtig niedersank. Erbarmungslos schlugen sich die verwegensten Waldstätter bis in die hintersten Reihen durch und stiessen mit markdurchdringendem Gebrüll bis zu den österreichischen Führern vor, die hoch zu Ross ihre letzten verzweifelten Befehle durch die hohle Hand schrien. Auch sie wurden nicht geschont und unsanft von ihren Pferden heruntergeholt. Es fiel der Spötter Hans von Ochsenstein. Es sanken die Herren vom Tirol, es stürzte das Banner der Grafen von Habsburg, und auch das Hauptbanner von Österreich wankte und sank. Ulrich von Aarburg raffte es vom Boden auf, nach Augenblicken stürzte es wieder,weil auch er unter den eidgenössischen Streichen gefallen war. In dieser grössten Not sprang Herzog Leopold vom Pferde. Nochmals riefen ihm seine Getreuen zu, er sollte Gott nicht versuchen und sich zurückziehen an einen sicheren Ort. Er aber antwortete: " Das will Gott nicht. So mancher Biedermann ist heute für mich in den Tod gegangen. Ich will nicht weichen von ihnen und lieber ehrlich sterben als unehrlich leben." Mit diesen Worten ergriff er selber das blutgetränkte Banner und erhob es über die Helme der Streiter. Ein eidgenössischer Trupp wich jetzt nach der Seite aus und griff die Wagenburg an. Hier fanden sie über hundert Karren, vollbeladen mit Lebensmitteln, Zelten und jenen Fässern, welche die "Galgenstricke"(Stricke für das erbeutete Vieh) enthielten. Die Wächter, von diesem Ansturm überrascht, hieben mit ihren Dolchen die Stricke, an denen die Pferde angebunden waren, entzwei, schwangen sich in die Sättel und suchten das Weite.


Abends acht Uhr, als die sonne hinter den Hügeln versank, fiel auch Herzog Leopold, aus vielen Wunden blutend, zu Boden. Da warf sich Martin Malterer, der Bannerträger von Freiburg, auf den Leib seines geliebten Herrn, um ihn vor den letzten Schlägen zu schützen. Aber der Held erhob sich nicht mehr. Da ahnten die Seinen den Tod ihres glorreichen Führers und flohen mit grossem Geschrei. die Ritter riefen verzweifelt:" die Hengste her !" Aber dies half wenig. Die Knechte, die sie bis zum Ende der Schlacht hätten hüten sollen, waren auf ihnen geflüchtet. als die Abenddämmerung hereingebrochen war, knieten die Eidgenossen auf der Waldstatt nieder. 1500 Österreicher, darunter 400 edle Ritter, dazu 200 Eidgenossen, die meisten tot oder schwer verwundet, bedeckten sie. die Sieger dankten Gott mit dem Kyrie eleison (Herr, erbarme Dich unser!).Noch drei Tage blieben sie auf dem Schlachtfelde, dann zogen sie jubelnd in die Heimat zurück. Ludwig Feer, der tapferste Luzerner, erhielt als Geschenk das vergoldete Panzerhemd des Herzogs. die Eidgenossen brachten ihre toten nach Luzern, wo sie ihre treuen Kameraden ehrfürchtig begruben. Herzog Leopold wurde nach Königsfelden geführt und mit sechzig Rittern beigesetzt. die Österreicher fanden ihre totenruhe auf dem Schlachtfeld.
 
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gehen wir mal 2000 Jahre zurück. ;)

...nachdem er dies bemerkt hatte, führte Caesar seine Truppen auf den nächsten Hügel und entsandte die Reiter, die einen Ansturm der Feinde aufhalten sollte. Inzwischen stellte er selbst am mittleren Teil des Hügels drei Schlachtreihen aus vier Veteranenlegionen auf, über sich auf dem Bergkamm zwei verbundene Legionen, die er vor kurzem im diesseitigen Gallien ausgehoben hatte und alle Hilfstruppen stellte er auf, so war der ganze Berg von Menschen bedeckt; inzwischen ließ er das Marschgepäck an einen Platz zusammentragen und diesen von den sichern, die in der obersten Schlachtreihe standen. Die Helvetier, die mit all ihren Karren gefolgt waren, brachten den Troß an einem Ort zusammen; sie selbst rückten gegen unsere Schlachtlinie in einer sehr dichtgedrängten Schlachtreihe vor, nachdem sie eine Phalanx gebildet hatten und unsere Reiterei zurückgeworfen hatten.

Caesar ließ zuerst sein Pferd, dann die Pferde aller aus dem Blickfeld entfernen, um bei gleicher Gefahr für alle die Hoffnung auf Flucht zu beseitigen und feuerte die seinen an und begann den Kampf. Die Soldaten warfen von ihrem erhöhten Standort aus mit den Wurfspießen und durchbrachen leicht die Phalanx der Feinde. Als diese zersprengt war, machten sie mit gezückten Schwertern einen Angriff auf sie. Den Galliern was es beim Kampf sehr hinderlich, dass, wenn mehrere ihrer Schulde durch einen Speerwurf durchbohrt und zusammengeheftet waren, sie weder das Eisen herausziehen konnten, weil es sich verbogen hatte, noch mit der behinderten linken Hand bequem genug kämpfen konnten; daher zogen es viele vor, nachdem sie ihren Arm lange geschüttelt hatten, den Schild wegzuwerfen und mit ungeschütztem Körper zu kämpfen. Endlich von ihren Wunden erschöpft begannen sie sich zurückzuziehen und, weil es in einer Entfernung von circa einer Meile einen Berg gab, sich dorthin zurückzuziehen. Nachdem der Berg besetzt worden war und als die unsren nachrückten, griffen die Boier und Tolinger, die mit circa 15000 Mann den Heerzug der Feinde abschlossen und den letzten der Nachhut als Schutz dienten, vom Marsch aus, die unseren an der ungeschützten Seite an und umzingelten sie; und als die Helvetierm die sich auf dem Berg zurückgezogen hatten, dies beobachtet hatten, begannen wieder heranzudrängen und den Kampf wiederaufzunehmen. Die Römer schwenkten und rückten nach zwei Seiten vor, die erste und zweite Schlachtreihe, um den Besiegten und Zurückgeworfenen Widerstand zu leisten, die dritte, um die Anrückenden aufzuhalten.

So wurde in einer unentschiedenen Schlacht lang und heftig gekämpft. Als sie nicht länger den Angriffen der unsrigen standhalten konnten, zogen sich die einen wieder auf den Berg zurück, so wie sie begonnen hatten, die anderen begaben sich zum Troß und zu ihren Karren. Denn in diesem ganzen Kampf konnte niemand einen fliehenden Feind sehen, obwohl von der siebenten Stunde bis zum Abend gekämpft wurde. Es wurde bis tief in die Nacht auch beim Troß gekämpft, weil sie Karren als Wall entgegengestellt hatten und weil sie von einem höheren Platz aus die unsrigen, die heranrückten, mit Pfeilen beschossen und weil manche zwischen den Karren und Rädern Speere und Spieße schleuderten und die unsrigen verletzten. Nachdem lange gekämpft worden war bemächtigen sich die unsrigen des Trosses und des Lagers. Dort sind die Tochter des Orgetorix und einer seiner Söhne gefangen genommen worden. Diesen Kampf überlebten circa 130 000 Mann und sie gingen diese ganz Nacht ununterbrochen. Nachdem der Marsch zu keiner Zeit der Nacht unterbrochen worden war, kamen sie am vierten Tag in das Gebiet der Lingonen, während die unsrigen, wegen der Verletzungen der Soldaten und wegen der Bestattung der Gefallen drei Tage aufgehalten wurden und ihnen nicht hatten folgen können. Caesar schickte einen Brief mit Boten zu den Lingonen, ihnen (den Helvetiern) nicht mit Getreide oder sonst was zu helfen falls sie ihnen helfen, werde er sie wie die Helvetier behandeln. Er selbst begann nach drei Tagen ihnen mit allen Truppen zu folgen.
 
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Ja, ja,
Gallia est omnis divisa in partes tres, quarum unam incolunt belgae...

Mein Hirn ist zu flach. Ich raffe nicht, was du für ein Spiel spielst, Nuggy.
Ich ergebe mich.
 
sperling said:
Ja, ja,
Gallia est omnis divisa in partes tres, quarum unam incolunt belgae...

Mein Hirn ist zu flach. Ich raffe nicht, was du für ein Spiel spielst, Nuggy.
Ich ergebe mich.

Für dich ist es nur zur Unterhaltung, aber für mich ist es hartes Training, damit mein Hirn nicht vorzeitig an einer Altersdemenz erkrankt.
Das Hirn muss trainiert werden, sonst gibt es mit zunehmendem Alter sprichwörtlich den Geist auf und der Mensch verblödet und wird vergesslich.

Weil ich zu faul bin, mich körperlich sportlich zu betätigen, soll wenigstens mein Hirn nicht zu schnell verfaulen. Es gibt schon genug Idioten auf unserer Erde! :D
 
Lady Reiha said:
Hundusheizhenn? :cathappy:

Tja, Genies haben meistens das Problem, dass sie nicht verstanden werden. (Ich)
Aber nicht jeder unverstandene ist ein Genie (Du). ;)
 
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