Sind aktuelle Geschichten nicht mehr erregend?

swriter

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So, die besinnliche Zeit liegt hinter uns - nun ist Zeit, der Meinung eines Lesers eine Plattform zu bieten.

"Die Erregung die auf dieser Plattform eigentlich in den Geschichten enthalten sein soll, bleibt in dieser Story aus. (Leider wird das von Jahr zu Jahr mehr, weil viele hier denken sie sind Schriftsteller. In über 15 Jahren, die ich hier bereits lesen und auch eingestellt hatte, wird es von Jahr zu Jahr schlechter."

Kommentiert von heisserLeser unter diese Geschichte:
https://german.literotica.com/s/fremdes-sperma-auf-meiner-freundin

Ich habe die Geschichte nicht gelesen, kann mir daher kein Urteil erlauben.

Mein Eindruck ist, auch durch Diskussionen hier im Forum, dass der Kritiker zumindest teilweise recht hat. Wenn man liest, dass zahlreiche Autoren eine Geschichte erzählen möchten, eine Charakterentwicklung vorantreiben, und Sexszenen müssen nicht vorkommen, gerne nur am Rande erzählt - ja, ich kann mir gut vorstellen, dass der ein oder andere Autor den Fokus beim Schreiben auf Dinge legt, die mit Sex im direkten Sinn eher weniger zu tun haben.

Ist ja nicht schlimm, allerdings bleibt der um Erregung und Erleichterung bemühte Leser auf der Strecke.

Wenn ihr zu denen gehört, die den Sex nur am Rande einfließen lassen - warum nicht mehr Sex? Angst vor dem Urteil, ein Schmuddelautor zu sein mit dem Ruf, Wichsgeschichten anzubieten?
Ich achte darauf, dass es in meinen Texten Erregendes zu holen gibt, selbst wenn es nicht immer zum finalen Beischlaf kommt. Wenn bei der Lektüre meiner Geschichten die Hand des Lesers in den Schoß wandert, nehme ich das als Kompliment und fühle mich nicht als billiger Wichsautor.

swriter
 
Man muss sich entscheiden, ob man eine Geschichte um den Sex herumbaut oder Sex in eine Geschichte einbaut.
Habe ich zuerst einen Plot oder habe ich eine Anzahl von Personen, die Sex haben?

Für mich persönlich gilt: Ohne eine Plot-Idee fange ich nicht an zu schreiben, und manchmal macht es mehr Sinn, dem Sex nicht zu viel Gewicht zu verleihen. Die Bewertungen meiner weniger sexlastigen Geschichten sind durchweg besser als die anderen.
 
Die Geschmäcker sind verschieden. Ich stehe beispielsweise auf Sexszenen, aber auch auf einen in mehr als einer Hinsicht die Fantasie anregenden Inhalt. Ich würde das nicht bewerten wollen, denn eine Einteilung in „schmuddelig“ und „ernsthaft“ (ernsthaft literarisch?) finde ich zu oberflächlich. Es gibt Geschichten, die nahezu keinen anderen Inhalt haben als die äußeren Merkmale der handelnden Personen detailliert zu beschreiben und den Sex derart kunstvoll und ausschweifend zu erzählen, dass das mehr als 1000 Wörter und eine ganze Story ergibt. Wie gesagt, ist das nicht so mein Geschmack, aber ich erkenne die Fantasie und die Formulierungskünste in diesen Geschichten. Wenn solche Geschichten der Maßstab sind, dann wären die viele anderen Geschichten langweilig. Ich denke aber, dass das nicht zutrifft. Sie sind nicht langweiliger sondern anders.
 
Was ist zu viel, zu wenig? Es gibt leider oder zum Glück, jeder mag entscheiden, was für ihn in Frage kommt, keine allgemein gültige Regel. Selbst was Erotik ist, ist individuell und jeder versteht etwas anderes darunter. Es war seine Meinung, der sich niemand anschließen muss, von daher vollkommen in Ordnung.
Genauso, wo die Abgrenzung sein soll, ob Schmuddelautor oder nicht? Mir ist das vollkommen egal was Leser von mir denken, für den einen ist ein nacktes Bein bereits zu viel, anderen kann es nicht schmutzig genug sein, was immer man darunter versteht.
Ob die Geschichten mit den Jahren langweiliger, weniger erregend geworden sind, hängt vielleicht auch einfach mit einer gewissen Übersättigung und gesteigerten Erwartungshaltung zusammen.
 
Ohjeh... meine erste Assoziation zum ersten Satz war "the North Face". Das andere Logo begegnet einem ja überall in der Stadt zur Zeit... naja, als ich weiterlas wurde es nicht interessanter. Und die Assoziation bestärkt. Aber: jeder Fetisch hat seine Anhänger und es wird sicherlich Leser geben, denen das gefällt.

Ob die Geschichten mit den Jahren langweiliger, weniger erregend geworden sind, hängt vielleicht auch einfach mit einer gewissen Übersättigung und gesteigerten Erwartungshaltung zusammen.

das kann gut sein. Ein gewisser Gewöhnungseffekt ist vielleicht wirklich vorhanden, irgendwann sind die Stöpsel-Varianten nunmal durcherzählt, die Schamhaarfrisuren alle charkerisiert und die Schwanzgeometrien mit jedem Gemüse oder meinetwegen Küchenutensil verglichen. Und damit bleibt das Drumherum die größte Möglichkeit der Variation.

Dass der Anteil der Viel-Teiler größer geworden ist, stimmt, denke ich. Verglichen mit vor 25 Jahren. Da bin ich mit M&L ja auch dabei. Aber mir scheint es, dass manche Leser eher auf längere Geschichten bzw. Mehrteiler mit Story stehen, während andere nun eben wirklich nur das kurze, geile Kopfkino suchen. Egal, wie, man wird es nie allen recht machen können.
 
Ohjeh... meine erste Assoziation zum ersten Satz war "the North Face". Das andere Logo begegnet einem ja überall in der Stadt zur Zeit... naja, als ich weiterlas wurde es nicht interessanter. Und die Assoziation bestärkt. Aber: jeder Fetisch hat seine Anhänger und es wird sicherlich Leser geben, denen das gefällt.

Die Fetische Gesichtsbesamung und Cuckolding sind sicher nicht jedermanns oder jederfraus Sache, aber es ist nicht das, was mich an dieser Geschichte stört. Die Art zu erzählen ist ziemlich fantasielos. Warum lässt sich Lara darauf ein? Warum hat Max nichts dagegen? Erregt sie die Vorstellung so etwas zu tun? Oder ist es einfach nur „naja, kann man ja mal ausprobieren, kostet ja nix“? Erics Motiv ist noch am plausibelsten. Aber selbst wenn man die Motivation der Personen außen vorlässt und davon ausgeht, dass es sie unglaublich antörnt, dann ist die einfallslose Beschreibung des Urlaubs schon sehr auffällig.
 
Last edited:
So, hab die Geschichte auch mal überflogen. Gelesen wäre geprahlt, das ist einfach nicht meine Art von Text. Ein nicht besonders einfallsreicher, eher stereotyper Plot, nicht mehr als eine Rahmenhandlung für die Beschreibung des Akts, der jetzt auch nicht wirklich fantasievoll erzählt wird. Auch vom Stil und sprachlich eher einfach gehalten. Aber der Autor bemüht sich auch ersichtlich nicht um diese Dinge, von daher ist das einfach seine Art der Schwerpunktsetzung.

Interessant ist für mich eher, dass der Kommentar so gar nicht zur Geschichte passen will. Er wirkt eher, als würde sich der Verfasser nicht auf die Geschichte, sondern generell auf Literotica beziehen. Er kritisiert ja gerade die Autoren, die sich für Schriftsteller halten, und dass ihm die Geschichten nicht "erregend" genug sind. Das assoziiere ich mit langen, handlungslastigen und ambitionierten, dabei eher sexarmen Geschichten - also genau das Gegenteil von der Geschichte, unter der sich dieser Kommentar befindet. Von daher weiß ich nicht, was mir das sagen soll.

Als Freund eher gründlich ausgearbeiteter Geschichten mit spannendem Plot empfinde ich es als Verbesserung, wenn es auf Literotica mehr von diesen Geschichten gibt. Ich kann den sehr, sehr kurzen und direkten Texten, die sich im wesentlichen auf Beschreibungen des Akts beschränken auch erotisch wenig abgewinnen. Wirkung auf die Libido und ein in dieser Hinsicht interessanter Plot schließen sich für mich nicht aus, das geht Hand in Hand. Vielleicht ist das auch eine Alterssache? Bei den Autoren, und bei mir? Wie hieß das noch? Und was das Alter dann getan, dass sieht so'n Aas als Bess'rung an ;)
 
Mein Eindruck ist, auch durch Diskussionen hier im Forum, dass der Kritiker zumindest teilweise recht hat. Wenn man liest, dass zahlreiche Autoren eine Geschichte erzählen möchten, eine Charakterentwicklung vorantreiben, und Sexszenen müssen nicht vorkommen, gerne nur am Rande erzählt - ja, ich kann mir gut vorstellen, dass der ein oder andere Autor den Fokus beim Schreiben auf Dinge legt, die mit Sex im direkten Sinn eher weniger zu tun haben.

Das eine muss das andere nicht ausschließen. Ich finde gerade das Kombinieren von Geschichten, die ganz klassisch eine Handlung und Charakterentwicklung haben, mit Erotik inklusive Sex in verschiedenen Variationen oder auch Fetischen besonders interessant und an- bzw. erregend 😉

Aber das Thema hatten wir auch schon in anderen Threads. Es hat von denjenigen, die ernsthaft und sachlich mitdiskutiert haben, noch nie jemand behauptet, dass Sex in Geschichten nichts oder nur in geringer Dosierung etwas zu suchen hätte, das wäre auf einem Erotikportal auch absurd 😂. Es hat auch von den eben Genannten niemand die Meinung vertreten die Charaktere müssten wer weiß wie ausgefeilt und die Handlung weitschweifig sein. Es haben lediglich einige und zu denen zähle ich mich auch ihre persönlichen Vorlieben genannt.

Wenn ihr zu denen gehört, die den Sex nur am Rande einfließen lassen - warum nicht mehr Sex? Angst vor dem Urteil, ein Schmuddelautor zu sein mit dem Ruf, Wichsgeschichten anzubieten?

Zu denen zähle ich mich nicht.

Interessant ist für mich eher, dass der Kommentar so gar nicht zur Geschichte passen will. Er wirkt eher, als würde sich der Verfasser nicht auf die Geschichte, sondern generell auf Literotica beziehen. Er kritisiert ja gerade die Autoren, die sich für Schriftsteller halten, und dass ihm die Geschichten nicht "erregend" genug sind. Das assoziiere ich mit langen, handlungslastigen und ambitionierten, dabei eher sexarmen Geschichten - also genau das Gegenteil von der Geschichte, unter der sich dieser Kommentar befindet. Von daher weiß ich nicht, was mir das sagen soll.
Darüber habe ich mich auch gewundert, insbesondere deswegen, weil die von ihm kommentierte Story gerade kein gutes Beispiel für eine auf kürzestem Wege zu Erotik und Sex führende Geschichte ist. Es gibt solche Geschichten, die, wenn man auf eine erweiterte Handlung und Charakterentwicklung keinen Wert legt, genau ins Schwarze treffen und gut geschrieben sind.
 
Last edited:
Zu dem Themenkomplex fällt mir Folgendes ein:

Aus Autorensicht
1. Beim reinen Beschreiben einer Pornoszene ohne Kontext wird die Schriftform immer verlieren, gegen Bilder und Videos.
2. Eine tragfähige Handlung kommt ohne Sexszenen aus, kann aber nach Belieben mit deftigen Details angereichert werden. Ich nenne das mal "Früchte an den Baum hängen"
3. Im Idealfall sind Handlung und Erotik so kunstvoll verwoben, dass die Übergänge nahtlos sind und man sich über Punkt 1 und 2 gar keine Gedanken mehr macht.

Aus Lesersicht
4. Als ich im Internet die ersten Sex-Geschichten gefunden habe, war jede „der Wahnsinn“, einfach, weil es neu war und es um Sex ging. Dieses Schwert wird aber schnell stumpf.
Mit der Zeit kennt man dann alle Stereotype und fragt sich "fällt euch nichts Neues ein?"
5. Dann geht die Sucherei nach den Perlen im Schlamm los. Ich glaube, der oben erwähnte Kommentator ist bei seiner persönlichen Entwicklung an diesem Punkt angekommen.

LG
Faith
 
Zu dem Themenkomplex fällt mir Folgendes ein:

Aus Autorensicht
1. Beim reinen Beschreiben einer Pornoszene ohne Kontext wird die Schriftform immer verlieren, gegen Bilder und Videos.
2. Eine tragfähige Handlung kommt ohne Sexszenen aus, kann aber nach Belieben mit deftigen Details angereichert werden. Ich nenne das mal "Früchte an den Baum hängen"
3. Im Idealfall sind Handlung und Erotik so kunstvoll verwoben, dass die Übergänge nahtlos sind und man sich über Punkt 1 und 2 gar keine Gedanken mehr macht.

LG
Faith

3a) Wenn möglich sollten die Sexszenen selbst die Handlung und Charakterentwicklung vorantreiben. Ein Beispiel ist für mich eine Szene mit Dominanz und Unterordnung, bei der beide Partner Dinge über sich selbst lernen, die sie vorher nicht wussten.
 
Wenn ihr zu denen gehört, die den Sex nur am Rande einfließen lassen - warum nicht mehr Sex? Angst vor dem Urteil, ein Schmuddelautor zu sein mit dem Ruf, Wichsgeschichten anzubieten?
Ich achte darauf, dass es in meinen Texten Erregendes zu holen gibt, selbst wenn es nicht immer zum finalen Beischlaf kommt. Wenn bei der Lektüre meiner Geschichten die Hand des Lesers in den Schoß wandert, nehme ich das als Kompliment und fühle mich nicht als billiger Wichsautor.
Ja, ich denke ich gehöre zu denen, bei denen Sex etwas ist, das durch die Geschichte erzeugt wird und nicht umgekehrt. Und in meiner neuen Geschichte gibt es in der Tat auch weniger Sex, als in meiner Alten. Ein teil ist sogar mit "kein sex" gelabelt.
Was ist schlimm daran? Ich halte mich nicht für einen Schriftsteller, sondern für einen Hobby-Schreiberling. Heißt das, dass ich keine Geschichte erzählen kann oder darf?
Es hört sich jetzt vielleicht komisch oder blöd an, aber auch auf den diversen Video-Platformen suche ich mir gezielt die Filmchen aus, bei denen zumindest ein Minimum an Handlung vorhanden ist. Ein Film, in dem zwei (oder mehr) zusammen kommen, und dann einfach nur anlasslosen Sex haben, finde ich langweilig.
Es macht mich einfach mehr an, zu wissen, dass die handelnden Personen eine Beziehung zueinander haben. Vielleicht eine Spannung zwischen ihnen ist, oder doch eine Liebschaft, dass experimentiert oder gekuschelt werden soll.
Und ja, ich weiss auch, dass bei "Stepdaughter/-mother/-son/-father" nicht mal ansatzweise eine Familiäre Beziehung vorhanden ist, und bei "Impregnation" hinterher garantiert doch kein Kind raus kommt. Aber das Kopfkino macht es eben aus.

Was ich ebenfalls damit bezwecken will, ist etwas ganz einfaches: Ich möchte den Leser in meine Geschichte hineinziehen. Ich möchte, dass er nicht nur am Rande steht und die Szene betrachtet, ich möchte, dass er selbst zum Protagonisten wird. Das ist auch der Grund, warum der Tagebuchschreiber aus "Kometenhaft" nach über 50 Teilen (!) noch immer keinen Namen hat.
Und Jakob aus "Ein gülden Herz"? Er hat zwar endlich einen Namen, aber das wars auch schon. Nicht mal die Haarfarbe ist bekannt. Ich will, dass der Leser sich irgendwann einfach selbst als Protagonist einsetzt und die Geschichte erlebt.

Ich habe nun schon einiges an Kritik über meine Geschichten gelesen. Meine Leserschaft möchte eben auch genau das haben. Versteht mich nicht falsch, ich will damit die kurzen Geschichten, die schnell zur Sache kommen, nicht schlecht machen. Ich lese sie manchmal auch. Ich mag zum Beispiel die Übersetzungen von Bea19 ganz gerne.
Kurzgeschichten zu schreiben, war aber von Anfang an nie mein Ding.

Und wenn ich nicht wollte, dass beim lesen meiner Geschichten die Hand des Lesers nicht ein paar Stockwerke tiefer wandert, dann würde ich bestimmt nicht auf Literotica posten. Natürlich bin ich ein Wichsgeschichten-Autor, na und? Wenn ich jemandem damit eine Freude gemacht habe, bin ich glücklich.
 
Heißt das, dass ich keine Geschichte erzählen kann oder darf?
Dürfen darfst du, ob du es kannst, liegt im Auge des Betrachters.

Ich will, dass der Leser sich irgendwann einfach selbst als Protagonist einsetzt und die Geschichte erlebt.
Das funktioniert nicht. Du gibst dem Leser einen Charakter mit einer eigenen Gedankenwelt vor.
Um die Handlung voranzutreiben, trifft dieser Jakob ständig Entscheidungen, die deine Leser an seiner Stelle nicht getroffen hätten – wie soll man sich da „einsetzen“?
Allenfalls kannst du die Handlung so erzählen, dass die Leserschaft mitfiebert und den Charakter (besser: die ganze Erzählwelt) interessant findet.

Womöglich verwechselst du eine abgeschlossene Erzählung mit einem Rollenspiel, in dem der Charakter frei agieren kann?
Wenn du mal ein Pen&Paper Rollenspiel geleitet hast, wirst du wissen, dass Spielercharaktere nie, wirklich nie, das tun, was man vorbereitet und als absolut logisch erachtet hat.
Dann kannst du mal erleben, was passiert, wenn sich Leute für etwas „einsetzen“. :cool:
 
Das funktioniert nicht. Du gibst dem Leser einen Charakter mit einer eigenen Gedankenwelt vor.
Um die Handlung voranzutreiben, trifft dieser Jakob ständig Entscheidungen, die deine Leser an seiner Stelle nicht getroffen hätten – wie soll man sich da „einsetzen“?
Allenfalls kannst du die Handlung so erzählen, dass die Leserschaft mitfiebert und den Charakter (besser: die ganze Erzählwelt) interessant findet.

Womöglich verwechselst du eine abgeschlossene Erzählung mit einem Rollenspiel, in dem der Charakter frei agieren kann?
Wenn du mal ein Pen&Paper Rollenspiel geleitet hast, wirst du wissen, dass Spielercharaktere nie, wirklich nie, das tun, was man vorbereitet und als absolut logisch erachtet hat.
Dann kannst du mal erleben, was passiert, wenn sich Leute für etwas „einsetzen“. :cool:

Aber das ist doch genau, was ein intelligenter Leser mit einer Geschichte macht. "Ich" bin der Protagonist, was würde ich an seiner/ihrer Stelle machen? Immer, unabhängig von Geschlecht, Alter, Haarfarbe oder Schwanzlänge.

Und dann kommt der Moment: "Upps! Das hätte ich anders gemacht, aber " a) "das Verhalten ist trotzdem logisch" oder b) "komplett unlogisch, an den Haaren herbei gezogen, etc." Der Leser toleriert a, aber nicht b.

Beispiel: Zwei Figuren steuern aufs Bett zu, aber plötzlich sagt eine(r) "Moment mal. Sollten wir nicht lieber ..." Wenn der Leser jetzt sagt "Upps! Er/sie hat ja recht" dann hat der Autor alles richtig gemacht. Sex oder kein Sex.
 
@_Faith_ : Warum soll das nicht funktionieren? Ich weiss, dass es bei mir funktioniert. Und anscheinend bin ich nicht der Einzige:
Aber das ist doch genau, was ein intelligenter Leser mit einer Geschichte macht. "Ich" bin der Protagonist, was würde ich an seiner/ihrer Stelle machen?
Eben genau das meine ich. So wie es Karl Konrad Koreander in der "Unendlichen Geschichte" ausgedrückt hat: "Warst du schon einmal Kapitän Nemo? Eingesperrt in seinem Unterseeboot während der Kraken versucht hat, es zu zerquetschen?" (frei aus dem Gedächtnis, daher sehr wahrscheinlich nicht wortwörtlich. Anmerkung: Ich habe auch das Buch gelesen und nicht nur den Film geguckt.).
Und natürlich muss ich Koreander hier auch recht geben. Legt man die Geschichte beiseite, so sitzt man plötzlich wieder zu Hause auf seinem Sofa (oder wo auch immer man gerne liest). Aber während man liest, kann man, wenn man es zulässt, in die Geschichte eintauchen und jemand anders sein. Auch wenn einem die Entscheidungen vorgegeben werden. Klar, die Entscheidungen, die getroffen werden, müssen für den Leser logisch und ersichtlich sein, sonst wird er die Geschichte gleich in eine Ecke knallen und sagen, was soll der Quatsch? - Habe ich auch schon oft gemacht.
Dürfen darfst du, ob du es kannst, liegt im Auge des Betrachters.
So ist es. Und es wird immer Betrachter (Leser) geben, die sagen: "Damit kann ich überhaupt nichts anfangen" oder einfach nur "Ich mag diese Geschichte überhaupt nicht!".
Aber es gibt bei meinen Geschichten eben auch solche Kommentare: "Ganz anders als Kometenhaft und ich kann die kommenden Teile kaum erwarten. Einfach toll! Ich denke so geht es vielen Lesern der Geschichte. ***** mindestens!" (Diesmal Original-Zitat. Ich lasse dem Kommentator jetzt mal seine Privatsphäre und nenne ihn nicht) oder auch soetwas: "Danke für die tolle Geschichte. Leider kann ich nur 5 Sterne geben." (Ich danke dem Kommentator nochmals herzlich dafür).
Also ich würde mal sagen, ich bin auf dem richtigen Weg.

Unterstellt mir jetzt bloss keinen "Gotteskomplex": Ich werde nie ein "Stephen King", "Michael Ende", "Douglas Adams" oder "Terry Pratchet". Aber gerne eifere ich ihnen nach.
 
Last edited:
Aber während man liest, kann man, wenn man es zulässt, in die Geschichte eintauchen und jemand anders sein. Auch wenn einem die Entscheidungen vorgegeben werden. Klar, die Entscheidungen, die getroffen werden, müssen für den Leser logisch und ersichtlich sein, sonst wird er die Geschichte gleich in eine Ecke knallen und sagen, was soll der Quatsch? - Habe ich auch schon oft gemacht.
Das führt zu der Frage, was passiert eigentlich beim Lesen in unserem Kopf?

Nehmen wir an, eine Geschichte trifft vom Stil und Inhalt her genau den Geschmack eines Lesers oder einer Leserin, dann wird er oder sie sich möglicherweise mit einem der Charaktere identifizieren. Es muss aber nicht unbedingt so sein. Vielleicht liest der Leser oder die Leserin auch einfach „nur“ als Beobachter/in. In beiden Fällen darf davon ausgegangen werden, dass das Lesen der Geschichte als interessant und höchstwahrscheinlich auch als Genuss empfunden wird.

Liest hingegen eine Leserin oder ein Leser eine Geschichte, die ihrer oder seiner Erwartung bezogen auf Inhalt und bzw. oder den Stil teilweise nicht erfüllt, wie reagiert er oder sie dann? Angenommen, dass die Abweichung nicht so groß ist und die Geschichte bis zum Ende gelesen wird. Wird aus der Enttäuschung oder vielleicht auch dem Ärger, dass die eigenen Erwartungen zum Teil nicht erfüllt wurden, eine kreative Energie? Schreibt der Leser oder die Leserin die Geschichte im Geiste um? Verändert er oder sie die Charaktereigenschaften einer der in der Geschichte vorkommenden Figuren? Und wie weit geht das? Möchte sie oder er sich mit der Figur identifizieren können?

Und wenn die Story in den Augen des Leser oder der Leserin schlecht, weil z.B. nicht plausibel, zu oberflächlich oder zu langatmig, ist, was könnte dann passieren? Geschichte nicht zu Ende lesen und sich über die verschwendete Zeit ärgern, Geschichte zu Ende lesen in der Hoffnung, dass sie doch noch lesenswert wird, an den Rechner setzen und eine Geschichte schreiben und bei Literotica hochladen nachdem man gefühlt hunderte von Geschichten gelesen hat, die in den seltensten Fällen den eigenen Wünschen entsprechen?
 
Last edited:
Ich möchte den Leser in meine Geschichte hineinziehen. Ich möchte, dass er nicht nur am Rande steht und die Szene betrachtet, ich möchte, dass er selbst zum Protagonisten wird.
Wahrscheinlich entspreche ich nicht dem Durchschnittsleser. Und bestimmt bewahre ich eine gewisse Distanz zu der Handlung und zu den Protagonisten, aber ich kann mich nicht erinnern, jemals beim Lesen so tief in die Geschichte (Literotica oder Kaufbücher) hineingezogen worden zu sein, dass ich in die Rolle eines Charakters geschlüpft wäre. Ich betrachte alles stets von oben herab, beobachte die Handelnden, nehme aber nicht an der Handlung teil. Ich meine mich erinnern zu können, dass man mir diese Distanz auch schon in der Rolle des Autors vorgeworfen hat. Weil ich zu distanziert bleibe, würde die Story nicht so rüberkommen. Tja, ist dann eben so.

swriter
 
Aber während man liest, kann man, wenn man es zulässt, in die Geschichte eintauchen und jemand anders sein.
Ja, das geht, wenn es gut gemacht ist. Aber zu erwarten, der Leser würde sich gedanklich in den Hauptcharakter "einsetzen" (deine Wortwahl) ist zu viel verlangt.
Der Leser soll „dabei“ sein, es miterleben und dabei kann er auf der Schulter des Helden sitzen oder über einer Nebenrolle schweben, wenn diese gerade etwas Bedeutendes tut oder sagt.
Ich mag Geschichten, in denen ich überrascht werde, weil die handelnden Personen Dinge tun, auf die ich nicht gekommen wäre, die ich mir nie zutrauen würde, oder die mir nicht möglich sind.
Was du vermutlich meinst, ist die "Nachvollziehbarkeit."
Wenn sich die Protagonisten in einer Superheldengeschichte mit Autos bewerfen, ist das innerhalb des Narratives "Logisch".
Bei einer Romantikkomödie würde ich die Nase rümpfen.

Weil ich zu distanziert bleibe, würde die Story nicht so rüberkommen.
Ja, du bist das andere Extrem zu BerndBreadts Ansatz.
Der eine steckt mit dem Kopf im Sumpf, der andere kreist auf der Höhe eines Wettersatelliten.

Die Kunst des Erzählens besteht unter anderem darin, die Flughöhe situationsgerecht anzupassen.
 
Vielleicht habe ich das mit dem hineinversetzen in eine Geschichte etwas zu krass ausgedrückt, aber ich sehe, ihr versteht grundsätzlich trotzdem, was ich meine.
Natürlich verstehe ich auch, dass es auch Leser gibt so wie es @_Faith_ ausdrückt "auf der Höhe eines Wettersatelliten" lesen. Ist auch OK, jeder nach seinem Geschmack.

Ich persönlich sehe beim Lesen stets die Bilder an mir vorbei flattern. Und umgekehrt beim Schreiben muss ich erst in die Szene eintauchen und sie sehen, bevor ich die Buchstaben aufs digitale Papier bekomme.

Um hier mal wieder auf das ursprüngliche Thema zurückzukommen:
Ich schätze einfach mal, der Kommentator gehört eher zu denen, die weit oben kreisen und sich einen Porno-Kurzfilm ansehen wollen. Dummerweise ist er wohl des öfteren bei einem "Eyes Wide Shut" oder ähnlichem gelandet.
Ich schätze mal, bei meinen Geschichten wäre er ebenso hoffnungslos enttäuscht.
Was mich dann aber verwundert ist der Ort, an dem er dieses Kommentar abgegeben hat: eben ein solcher Kurzporno. Hat sich sein Kommentar "verirrt"?
 
Last edited:
@swriter : Ich musste mir Deine Geschichten gerade auch wieder ins Gedächtnis holen. Habe "Was nur ein Mann kann" gelesen. Bevor ich auf Literotica angefangen habe, meine Geschichten zu posten, bin ich des Öfteren über Deine Geschichten gestolpert und wenn ich das noch richtig weiss, habe ich sie auch gerne gelesen.
Deine Geschichten sind doch manchmal auch schon im Zweistelligen-Teile-Bereich. Und einseitige Geschichten sind es auch nicht unbedingt. Machst Du Dir Sorgen, dass Dich so ein Urteil auch mal treffen könnte?
Noch ein paar Fragen: Du nummerierst anscheinend schon von vorn herein zweistellig. Warum machst Du das? Ist das Platzhalter? Hoffnung, dass mehr draus wird? Oder einfach nur Gewohnheit?
Ich nummeriere zweistellig, weil ich eine sehr lange Geschichte schreiben will und mir sicher bin, dass es mehr als 10 Teile werden. Inzwischen hoffe ich, dass es nicht dreistellig wird 😁 .

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass ich schon auch bei deinen Geschichten gut "einsteigen" kann. Vielleicht fehlen mir noch ein paar Details, für die ultimative "Eindringtiefe", aber das liegt an meinem eigenen Geschmack. Für Dich würde ich sagen: Mach' weiter so, Deine Geschichten sind gut zu lesen und haben durchaus auch ihren eigenen Anspruch. Danke fürs Schreiben.
 
Die Kunst des Erzählens besteht unter anderem darin, die Flughöhe situationsgerecht anzupassen.
Ich weiß, was Du meinst, würde es aber anders formulieren. Die Autoren sind die Schöpfer ihrer Geschichten, deshalb kann es aus Autorensicht streng genommen keine Situationen, sondern nur Szenen geben. Das Wort „Situationen“ suggeriert, dass der Autor beim Schreiben seiner Geschichte von anderen Menschen oder äußeren Umständen abhängig ist. Das ist von Ausnahmen wie Auftragsarbeiten üblicherweise nicht der Fall. Es liegt allein am Autor welche Distanz („Flughöhe“) er für seine Geschichte z.B. durch die Wahl des Erzählers vorgibt. Ein Ich-Erzähler stellt eine größere Nähe (geringere Flughöhe) zum Leser her. Eine Geschichte kann überzeugend mit großer Distanz zum Leser erzählt werden, genauso wie sie mit großer Nähe zum Leser authentisch erzählt werden kann. Die Nähe bzw. Distanz kann auch innerhalb einer längeren Geschichte oder von Kapitel zu Kapitel in einem Buch variieren.
Edit: Das Variieren der Nähe zum Leser kann der Autor natürlich bewusst einsetzen und das erfordert eine gewisse Kunstfertigkeit.

Für den Leser ergeben sich dann in der Geschichte Situationen, weil er die Szenen nicht beeinflussen kann. Es sei denn er lässt seiner Fantasie freien Lauf und gestaltet in seinem Kopf die Geschichte oder einzelne Szenen um.
 
Last edited:
@swriter :
Noch ein paar Fragen: Du nummerierst anscheinend schon von vorn herein zweistellig. Warum machst Du das? Ist das Platzhalter? Hoffnung, dass mehr draus wird? Oder einfach nur Gewohnheit?
Ich nummeriere nicht, wenn ich nicht vorhabe einen Mehrteiler zu schreiben. Wenn es dann doch mal zu einem zweiten Teil kommt, nenne ich es "... 02". Das hat allerdings nichts damit zu tun, dass ich Fortsetzungen im zweistelligen Bereich einreichen möchte.

02 sieht einfach besser aus als 2.

Tatsächlich habe ich auch nur einmal den zweistelligen Bereich ausschöpfen müssen. Meine Reihe Kurz & Bündig sehe ich nicht als Fortsetzungsgeschichten, da es sich um in sich abgeschlossene Teile handelt.

Dass man über meine Geschichten "stolpert", lässt sich kaum verhindern. Früher oder später taucht mein Name bei den Neuveröffentlichungen auf oder bei den zufällig angepriesenen Storys. Liegt halt an der schieren Masse an Texten, an denen mein Name steht.

Wenn jemand meine Geschichten für zu oberflächlich oder distanziert hält, macht das nichts mit mir. Zum einen schreibe ich es so, wie ich es auch gerne lesen würde. Da macht es für mich keinen Sinn, mich wegen der Erwartungen anderer zu verbiegen. Hinzu kommt, dass ich nicht einmal wüsste, was ich ändern müsste, um nicht mehr aus Wettersatellitenhöhe zu erzählen.

swriter
 
Das Wort „Situationen“ suggeriert, dass der Autor beim Schreiben seiner Geschichte von anderen Menschen oder äußeren Umständen abhängig ist.
Ob wir es Situation oder Szene nennen, will ich gar nicht diskutieren, wir verstehen uns.
Allerdings ist der Autor in gewisser Weise schon von anderen Menschen und Umständen abhängig, wenn wir mal davon ausgehen, dass ein Autor anderen etwas mitteilen möchte und nicht bloß für sich selbst schreibt.
Dann muss der Autor über eine gewisse Allgemein-Empathie verfügen. Er muss sich in die Zielgruppe hineinversetzen, erst dann kann er abschätzen, auf welcher Flughöhe er seine Geschichte erzählen kann.
Den Satz: "Er schaute auf sein Smartphone und wusste, wie spät es war."
... hätte in den 1990ern keiner verstanden.
... versteht in fünfzig Jahren vielleicht auch keiner mehr (außer er/sie/es lässt es sich von einer KI erklären)

Ebenso habe ich mal eine Geschichte gelesen (ich will jetzt keine Namen nennen) da ist ungefähr Folgendes passiert:
Eine Frau erwischt ihren Mann in flagranti mit einer anderen Frau im Bett. Alle Beteiligten bleiben ruhig und besonnen, man stellt einander vor
und dann kommt die Idee: Wenn wir ohnehin schon alle im Schlafzimmer sind, können wir doch einen flotten Dreier schieben. Und so kommt es dann auch, bis es allen gekommen ist.
--> finde den empathischen Fehler!

LG
Faith
 
Um zu dem Kernthema des Threads zurückzukommen.

Ein Leser stellt fest, dass die Geschichten im Laufe der letzten Jahre immer weniger aufgeilend sind.
In der Diskussion kann ich nicht erkennen, dass die Autoren eine unbedingt aufgeilende Geschichte schreiben möchten. Wenn die Leser halt geil werden und an sich spielen schadet es nicht, ist aber offenbar nicht das Hauptaugenmerk der meisten Autoren hier im Forum.

Letztendlich tragen die hier im Forum aktiven Autoren nicht viel dazu bei, dass "heisserLeser" geil wird und wichsen kann. Würde er die Diskussion hier verfolgen, würde er sich wahrscheinlich bestätigt fühlen.

Im Endeffekt hängt es davon ab, was die Leser auf dieser Plattform suchen. Suchen sie Unterhaltung mit gelegentlichen prickelnden Szenen oder aufgeilende Wichsgeschichten, bei denen es im Schoß kribbelig wird? Bedient ein Autor nur eine Variante, enttäuscht er diejenigen, die anderes erwarten. Den größten Zuspruch dürften die Autoren erfahren, die Unterhaltung UND Schoßkribbeln bieten.

Was für Autoren seid ihr?

Unterhalter
Schoßkribbler
Beides

Ich kann mich selber nicht einschätzen, da ich nicht weiß, wie meine Texte gelesen werden. Mit beiden Händen am Tablet und nur in Gedanken sündig oder doch nur mit einer Hand an der Maus, während die andere ... Dass man zu meinen Geschichten masturbiert, kann ich mir nicht wirklich vorstellen, da die meisten Texte dafür zu wenige Sexszenen enthalten. Und doch sagen manche Kommentare etwas anderes aus. Für große Unterhaltung sind meine Geschichten nicht lang und tiefgründig genug, werden aber dennoch für ihren Unterhaltungswert gelobt.

Fazit:
Ich habe keine Ahnung, warum konkret Leser meine Geschichten mögen. Aber muss ich das wissen, um glücklich zu sein?

swriter
 
Was für Autoren seid ihr?

Unterhalter
Schoßkribbler
Beides

Ich kann mich selber nicht einschätzen, da ich nicht weiß, wie meine Texte gelesen werden.
Du stellst eine Frage und gestehst ein, es für dich selbst nicht beantworten zu können.
Das ist der Anfang einer jeden Selbsthilfegruppe. ;)
 
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