Literatur

rosettenfreak

Lit Instanz
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Jun 2, 2009
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Für mich ist ein Text dann absolut gelungen wenn ich beim Lesen denke: "das hätte ich nicht besser schreiben, ausdrücken können." Also, wenn mch der Text fesselt.
Wenn ich dann, jetzt das erste mal, schreibe, merke ich fast in jedem Satz dass es noch besser ginge.
Erst jetzt also, da ich meine vorsichtigen Schreibversuche starte, wird mir bewusst, wie unendlich schwierig es ist einen stimmigen und gut lesbaren Text zu kreieren.
Fürs Lesen bleibt jedoch meine Prämisse des ersten Satzes!
LG Laokoon

Eine interessante Antwort, die ich nachvollziehen und teilen kann.
Seit ich für LIT schreibe, hab ich eines gemerkt: Als passionierter Leser, der ich bin, unterschätzt man die Schwierigkeiten des Schreibens.
 
Ein besserer Titel fällt mir nicht ein...

Leute, der Anlaß für diesen Thread ist eine Kontroverse zwischen "Kojote" und mir im PCB bei der Story "Unerwartetes Wachstum" von "swriter."
Es sind übliche bekannte LIT-Kontroversen: Ist die Bewertung eines Textes reine Geschmackssache ("Kojote") oder gibt es andere Kriterien (Die Position von "Auden James" und mir, "Rosi")???

Lasst uns doch hier darüber diskutieren.
Ich denke an Leute wie "AJ", "Popping Tom", "Andy43", "RagnarCaesar", "bardo", "Andy43", "kimber22", "Peter-Carsten", "PB57", etc...

Wie wäre es, über unsere ersten Leseerfahrungen zu berichten???
Welche Bücher haben euch geprägt, und warum???
Vielleicht wird dann einmal deutlich, warum sich unsere Bewertungen von LIT-Stories oft so eklatant unterscheiden???

Also Rosi, ich hab mir die Kommentarschlacht jetzt mal durchgelesen, und ich muss sagen: dafür liebe ich Lit! Jedesmal wenn irgendwo ein Lobkartell im Entstehen ist, kommen irgendwelche Leute vorbei und erinnern die Schreiber wieder mal daran, dass sie sich nichts darauf einbilden brauchen, da sie im Grunde nicht einmal die Grundregeln guter Geschichtsschreibung beherrschen, ja manchmal gar nicht wissen, dass es überhaupt welche gibt und Leute Wert drauf legen. Wer auf Lit ist, muss damit leben, wem's nicht passt, der kann sich ein anderes Portal suchen, wo man lieber lobt und Freundschaften pflegt anstatt sich mit Stil- und anderen Fragen auseinanderzusetzen. Manche halten dieses Verhalten hier für kontraproduktiv, aber es ist nur ein kleiner Teil dessen, was einen erwartet, wenn man die breite Masse erreicht, denn mit der Masse kommt die Kritik, und da ist oft ungerechtfertigte oder nebulös gehaltene Kritik dabei, und man muss damit umgehen können.

Wie man das tut, hab ich irgendwann mal hier geschrieben.

Allerdings wird mir dieser von dir beschriebene Unterschied in der Wahrnehmung langsam auch suspekt, und ich muss da zur Abwechslung auch mal eine Lanze für unsere scheinbaren Qualitätsverweigerer brechen, und da trifft es sich gut, dass du nach Büchern fragst, die uns geprägt haben. Ich könnte jetzt Titel wie "Die Abenteuer des Werner Holt" von Dieter Noll oder Robert X Cringelys "Unternehmen Zufall" nennen, die mich stark beeindruckt haben.

Aber mir ist da mal was aufgefallen: die schlechtesten Bücher, die ich je gelesen hab, ujnd damit meine ich greifbare, echte Bücher, waren - Erotikgeschichten! Oder besser gesagt Fickbücher! Null Spannung, immer übertrieben, fast immer ohne Aha-Moment (und das ist für mich der Beweis für eine wirklich katastrophale künstlerische Qualität) etc. Es waren nicht alle so, manchmal fanden sich auch Perlen darunter, aber nirgendwo waren schlechte Bücher in meinen Augen so zahlreich vertreten wie in diesem Genre.

Wirklich zu denken gegeben hat mir dann ein Hinweis von MagnoliaS: dass ihre bestbewertetsten Geschichten komischerweise am wenigsten gelesen wurden. Während ich begeistert davon war, dass endlich mal jemand pornographischen Inhalt mit professionellen Geschichtsschreiben verbindet, wurde das von den normalen Einhand-Lesern irgendwie nicht honoriert. Dass die mit inzwischen über eine Millionen mal meistgelesenste deutschsprachige Geschichte hier auf Lit, von gurgy, für mich hingegen praktisch unlesbar ist, hat mich dann zu der Frage getrieben, ob ich den Anspruch des deutschen Einhandlesers überhaupt einschätzen kann.

Was mir geholfen hat, ist meine Auseinadersetzung mit Musik, die inzwischen schon auf eine Art Profi-Level ist. Um es mal klar zu sagen: es gibt einen Dieter Bohlen, er ist der erfolgreichste deutsche Produzent aller Zeiten - und er ist scheisse! Ist so. Millionen Fans von ihm können meine Meinung dazu nicht ändern, denn ich kann sie zutexten, was er alles falsch macht, wo er stümperhaft rangeht, was er alles nicht drauf hat. Und die Fans können nur eins: immer wieder gebetsmühlenartig wiederholen, dass er aber damit Erfolg hat. Wenn sie ein bisschen ernster an die Sache herangehen, geben sie früher oder später aber zu, dass sie nicht wirklich Ahnung von Musik haben.

Müssen sie das? Schwere Frage. Eigentlich nicht. Muss ich mich aber dafür dem Druck der Masse beugen und aufhören, etwas, dass ich schlecht gemacht finde, auch so zu nennen?

Egal ob ich es muss oder nicht - ich will es nicht. Ich will schon, dass jemand weiss, dass es auf dieser Welt nicht nur Freunde, sondern auch Gegner von Plattheit, Einfallslosigkeit, Inkompetenz und Geschmacklosigkeit gibt. Ich mach mir damit sicher weniger Freunde als wenn ich diese kulturellen Planierraupen umschmeichle und lobe. Aber das ist es mir wert.

Es gibt zwar den Spruch, dass sich über Geschmack nicht streiten lässt. Aber im Gegenzug muss man auch nicht jeden Scheiss gut finden, nur weil "es alle tun". Man hat ne Meinung, man sagt sie. Warum das irgendwen zum Vorwurf machen ?


Ein weiteres Argument wurde von Kojote in die Diskussion mit hineingebracht: Fliessbandproduktion sei nicht gleichbedeutend mit minderer Qualität. Als Beispiel nimmt er sich selbst mit 44 000 Wörtern pro Monat. Mit Verlaub gesagt: das ist noch unter NaNoWriMo-Wettbewerbsnorm. Für alle, die nicht wissen, was das bedeutet: es gibt im englischsprachigen Teil von Lit jedes Jahr den NaNoWriMo-Wettbewerb, wo man innerhalb eines Monats eine Geschichte mit 65 000 Wörtern schreiben muss. Jemand schrieb mal, dass das konsequenterweise hiess, jeden einzelnen Tag mindestens 1600 Wörter zu schreiben.

Ist man damit ein Fliessband-Schreiber? Nein. Man ist vielleicht ein Vielschreiber, einer, der in kurzer Zeit einen hohen Output bewältigen kann. Die Vorstufe zum Profischreiber. Aber ein Fliessbandschreiber ist einer, der ein Rezept, eine Struktur oder etwas in der Art hat, welches er immer mit gewissen Abweichungen wiederholen kann, was er dann auch ausgiebig tut, weil es immer wieder gewollt wird. Man kann von so einem in den allermeisten Fällen nicht wirklich hochqualitatives erwarten, weil er dafür weder die Muse noch die Zeit noch die Geduld hat, so etwas zu erschaffen. Man muss selbst wissen, ob einen Kritik daran so stört, dass man es ändern will, oder ob man sich an sein Rezept klammert und Kritik einfach abblockt.


Ich werde mich hüten zu sagen, was das bessere wäre. Beide Haltungen haben ihre Berechtigung, so wie jede Äusserung von Kritik, so lange sie nicht völlig am Thema vorbeigeht (sowas hatten wir hier ja auch schon, und es führte zu gewaltigen Kommentarschlachten, wenn ich mich recht erinnere....)
 
@Kojote

Nope. Könnte ich nicht.
Was ich über AJ zu sagen habe, habe ich gesagt. Mehr gibt es dazu nicht. Außer natürlich, deinen Aussagen über ihn ganz schlicht meine Zustimmung zu verweigern.

Anyway... Zur Sache:



Ich muss mich nicht selbst zitieren, denn du hast das wesentliche tatsächlich deinerseits abgetippt:
"Letztendlich geht es in den Diskussionen ... um die Frage, ob es nun objektive und allgemeingültige Kriterien für literarische Qualität gibt, und inwiefern Geschmack eines davon ist."

Ich hab das fragliche Wort mal so markiert, dass es hoffentlich nicht zu übersehen ist.
In unseren Diskussionen geht es nämlich genau um diese Frage und in deiner Antwort in diesem Kommentar gibt’s du auch gleich die Antwort auf die Frage aus deiner Sicht.
Der Punkt ist: Ich stimme NICHT zu. Ich mache keinen Kardinalfehler, sondern werfe eine Frage auf, auf die wir beide unterschiedliche Antworten haben. Und damit verweise ich auf die unselige Diskussion, die hier seit Jahren läuft.

Damit auch wirklich alle folgen können, meine Meinung dazu:
Es gibt keine objektiven Kriterien für literarische Qualität, weil schon Qualität eine subjektive Aussage ist, wenn es um Kunst geht. Es gibt technische Kriterien wie die Rechtschreibung. Simple, nachprüfbare Dinge wie die Beherrschung der Sprache. Da mag es auch Ermessensspielraum geben, weil Sprache lebendig ist, aber wir sind uns - denke ich - einig, dass eine korrekte Grammatik erst einmal die Grundlage bildet.
Ist das gegeben, wird es subjektiv. Weil dann nur noch der Geschmack zählt.

Für diejenigen, die James Joyce für einen King halten, gibt es Gründe, mit denen sie ihre Sichtweise untermauern.
Aber wenn ICH diese Gründe für MICH nicht anwendbar finde und anderer Meinung bin, dann KÖNNEN diese Gründe NICHT allgemeingültig sein, weil ich TEIL der Allgemeinheit bin. Und weil sie für mich nicht gelten, sind sie der Logik nach nicht allgemeingültig.
Objektiv ist nicht allgemeingültig, magst du jetzt argumentieren. Aber eine Diskussion darüber, ob Objektivität überhaupt existiert, gleitet mir zu sehr ins philosophische ab.

Was ich sage kann ich ebenso als Fakt untermauern, wie du es immer mit deinen Aussagen tust:
Die Kriterien für literarische Qualität sind willkürlich, weil sie irgendwann von irgendwelchen Menschen festgelegt wurden. Sie sind kein Naturgesetzt, denn die Natur interessiert sich einen Scheiß für Kunst. Und sie sind auch nicht objektiv, weil Menschen sie einmal bestimmt haben. Und weil sie sich zudem mit der Zeit verändern.
Objektive Wahrheiten verändern sich aber nicht. Subjektive Einschätzungen hingegen schon. Und anhand dessen lässt sich Literaturkritik in Sachen Objektivität versus Subjektivität hervorragend kategorisieren.

Die Kriterien für literarische Qualität sind geschmackliche Aussagen, die von irgendwem als ‚ gegenüber anderen geschmacklichen Aussagen überlegen‘ kategorisiert wurden.
Irgendwer hat festgelegt, dass Prosa im Märchenstil oder Stichwortaufzählungen qualitativ minderwertig sind. Und derjenige hatte auch durchaus gute Gründe dafür.
Aber wenn eine die Mehrheit plötzlich genau diese minderwertige Literatur ganz großartig findet, kann sich der Kritiker im Grunde seine Kriterien in die Haare schmieren.

Tut er aber natürlich nicht, denn diese wertvollen Kriterien sind ja objektiv und fundiert… und vor allem sind sie elitär. Damit kann sich die Intelligenzelite hervorragend vom dummen Pöbel abgrenzen. Wer all diese tollen Kriterien nicht zu erkennen imstande ist und Mr. Joyce für langweilig oder Herrn Kaffka für völlig gaga hält, ist einfach zu dumm.
Und wer dumm ist, kann wohl kaum beurteilen, was literarisch wirklich wertvoll ist…

Dazu kann ich nur ein ganz allgemeines und nicht an eine bestimmte Person gerichtetes ‚Fuck you!‘ in den Raum werfen.
Ich muss die gequirlte Scheiße irgendwelcher Psychopathen nicht super finden, um meine Intelligenz zu beweisen. So wie ich mir meiner Potenz sicher bin und mein Schwanz nicht kleiner wird, nur weil jemand irgendeine Handlung von mir unmännlich findet, wird auch mein Hirn nicht kleiner, nur weil jemand behauptet, wer wirklich intelligent sei, müsse dies oder das verstehen oder schätzen.
Ich brauche kein Viagra in Form elitärer Ideen, um mein Niveau zu kennen. Und ich brauche auch keinen intellektuellen Porsche, den nur ich mir leisten - im Sinne von ‚den nur ich verstehen‘ - kann, damit ich meine intellektuelle Midlife-Crisis überstehe.


Und DENNOCH < !!! (<---)

Ich bin schon allein aufgrund der Tatsache, dass ich mich redlich bemühe offen für neue Impulse zu bleiben, daran interessiert, über die Arbeit von Wortkünstlern zu sprechen. Vor allem dann, wenn jemand von deren Arbeit wirklich begeistert ist.
Und das ist ja nun offensichtlich der Fall, wenn sich die elitären Kreise der einzig wahren Literaturkritiker bei einigen Namen fast schon sofort in die Hosen ejakulieren.

Nur…
Es redet hier keiner darüber, WIESO verfickt noch mal James Joyce oder who-fucking-ever denn genau so großartig ist.
Es kommt keiner und sagt: Schau mal, swriter oder Kojote oder XYZ… Joyce hätte das an der Stelle soundso gemacht. Hemmingway hätte den Charakter mit diesemundjenem Stilmittel portraitiert. Carver hätte diesen Dialog auf dieseundjene Weise strukturiert.
Es kommt immer nur das Äquivalent einer Aussage wie ‚Na ein Joyce, Hemmingway oder Carver bist du aber nicht.‘
Und so langsam kann ich dazu nur noch sagen: Na, wenn du mir nicht aufzeigen kannst, wie ein X, Y oder Z das gemacht hätte, bist du offensichtlich auch keiner…

Vielleicht sagst du dazu sogar: Stimmt. Bin ich nicht.
Aber dann muss ich fragen: Wieso reden wir dann darüber?


Qualität ist subjektiv. Vor allem bei der Kunst. Fuck for ‚objektive Kriterien‘. Das ist ein beschissener Mythos.
Konsens ist es, was Autoren weiterbringt. Nicht elitäres Denken. Kommunikation, austausch und gegenseitige Ratschläge statt vernichtender ‚du bist aber nicht so gut wie…‘ Kritiken.
Nirgends gilt das mehr als hier, wo der Schreibstil oft als Priorität hinter dem Geilheitsfaktor steht.

Swriter - und auch ich, was das angeht - behauptet nicht, er sei der King. Er zeigt sich offen für Vorschläge und will Feedback. Aber mit Kritik von der ‚auf diesem Level bist du nicht und da kommst du auch nie hin‘ Sorte, wird er nicht weiterkommen.
Das führt nirgendwo hin und dient nur dem Kritiker als Möglichkeit, seine eigene Überlegenheit ohne eigenes Schaffen zu beweisen. Wer dafür aus meiner Sicht das Paradebeispiel ist, dürfte jedem klar sein, der den Anfang dieses Posts gelesen hat.

Konsens besteht meinerseits schon seit Jahren, dass ich noch so einiges lernen kann. Aber ich warte noch immer auf so einige angekündigte Lektionen.

Dementsprechend steht mein Standpunkt fest:
Wer nur anhand von Vergleichen aufzeigen will, wieso ich nicht so gut bin, wie derjenige glaubt, ich würde mich selbst sehen, der kann mir den Buckel runterrutschen. Das bringt mich nämlich nicht weiter. Und als Trittleiter für die Bewältigung der Minderwertigkeitskomplexe anderer fungiere ich nicht. No, thank you.
Wer wirklich mit mir etwas erarbeiten will, ist herzlich eingeladen. Aber dazu müsste derjenige wohl eben auch nicht nur bereit sein, vorgebliches Wissen zu teilen, sondern auch überhaupt über praktisches Wissen verfügen, ne?! Und da hapert’s doch bei einige der lautesten Kritiker irgendwie gewaltig, wenn ich mir deren Output so ansehe.
(Zieh dir diesen Schuh nicht an, Rosi. Damit meine ich andere…)


Vielleicht war das alles jetzt mal deutlich genug, damit einige endlich raffen, dass ich nicht Allgemeinplätze und Plattitüden verwende, sondern einen Standpunkt habe, den ich nicht mit wehenden Fahnen aufgebe, nur weil einer daherkommt und sagt: Aber der James Joyce, der hat das anders gemacht.
Der ist nämlich lange tot, der James… Und Sprache, Kultur und Welt haben sich in den 70 (! In Worten: Siebzig!) Jahren seither erheblich entwickelt.






Mit dem G‘schmäckle war genau das gemeint. Und es war - wie ich schrieb - bezogen auf die Art, wie einige Autoren angegangen werden, wenn sie einen gewissen Erfolg zu verbuchen beginnen.
Ich hätte auch schreiben können: ‚Das stinkt zum Himmel.‘
Was ich sehe, wenn ich das beobachte, ist einfach nur… Neid.

Da wird dann schnell der Daumen drauf gedrückt, wenn derjenige vielleicht auch noch besser wird. Damit er nicht… irgendwann Lit gewissermaßen dominiert.
Was ja bei Magnolia und Chekov nicht mehr zu befürchten steht, weil die gegangen sind. Oder zumindest glauben das die meisten hier… :D
Wie es abging, als die beiden jeweils noch hier waren, kann man ja gut in deren Kommentarbereichen einsehen. Da sehe ich dann auch reichlich Neid.

Und woher ich diesen Gedanken habe, kann ich auch gerne sagen:
Es ist genau das, was man mir GESAGT hat, als meine Geschichten hier anfingen, gut anzukommen. Und ich habe nicht vergessen, von wem so alles… ;)
Es ist also Bashing mit Ankündigung. Und es dient mal grad gar keinem höheren Zweck. Weder literarisch, noch sonstwie. Es sind einfach völlig niedere Motive.


So. Last but not least noch eine Aussage:
Meine Argumentationen sind IMMER haltbar. Sie basieren sicherlich nicht immer auf völlig korrekten Informationen, aber wenn ich das Maul aufmache, dann glaube ich nicht nur an das, was ich sage, sondern stehe auch dazu und kann das verteidigen.
Weswegen mir gewisse Leute ja immer gerne mal damit kommen, ich würde nur Plattitüden verwenden, immer alles auf die emotionale Ebene ziehen oder was sonst noch gerade zur Hand ist, wenn keine sachlichen Argumente zur Verfügung stehen, um mich zu widerlegen.
:p

Du schreibst, deine Argumentationen seien IMMER haltbar.
Und als Begründung gibst du an: "Sie (gemeint sind deine Argumentationen- Anmerkung von mir, "Rosi") basieren sicherlich nicht immer auf völlig korrekten Informationen, aber wenn ich das Maul aufmache, dann glaube ich nicht nur an das, was ich sage, sondern stehe auch dazu und kann das verteidigen." ("Kojote")


Dein Satz sagt aus, deine Argumente sind immer richtig, einfach, weil du fest daran glaubst.

Sorry, aber das setzt alle Regeln der Logik ausser Kraft!

Genauso gut könnte jemand behaupten, dass die Erde der Mittelpunkt des Universums ist, stimmt, weil er einfach fest daran glaubt.

So, James Joyce ist schon über 70 Jahre tot???
Stell dir vor: HOMER ist schon viel länger tot, aber seine "Illias" und seine Odyssee" gelten noch immer als Gipfelwerke der Weltliteratur.
Dasselbe gilt für SHAKESPEARE, der zwar etwas kürzer tot ist als HOMER,*lach*, aber länger tot als JAMES JOYCE. *smile*
Und auch SHAKESPEARE gilt noch immer als ein Highlight der Weltliteratur, ungeachtet aller Modeströmungen der vergangenen Jahrhunderte und Jahrzehnte. Ungeachtet aller neuen Entwicklungen in der (Welt)Literatur.

Wenn jemandem Homer (oder Shakespeare oder Joyce, oder, oder, oder...) nicht gefallen, dann ist daran nix zu ändern, auch wenn man ihm zig Mal erläutert, was an den Genannten brilliant ist.
Und das ist auch völlig in Ordnung, wie ich hier erneut betone.
Geschmack ist nicht widerlegbar. Über Geschmack lässt sich nicht streiten.
Es ändert aber nichts daran, dass man anhand der Textstruktur, der differenzierten Charakterisierung der Figuren und an vielen anderen Dingen zweifelsfrei zeigen kann, warum HOMER, SHAKESPEARE und JAMES JOYCE überragende Schreiber waren, und es auch bleiben werden!
 
Last edited:
@Kojote

Was ist bitte an Homer brillant?
Ausnahmsweise mal etwas, was ich gelesen habe. Und ich habe es als Pimpf geliebt, weil es nun einmal Heldensagen sind. Aber literarisch brillant?
Dann ist der Codex Hammurapi auch literarisch brillant...

Weltliteratur kann etwas auch sein, weil es einfach zeitlos ist. Oder historisch wertvoll. So wie die Ilias es durchaus ist. Eine Art Ur-Märchen. Erzählt im Stil der damaligen Zeit (weswegen ich dankbar für eine etwas leichter verständliche Übersetzung bin).
Aber würde heute jemand ein Buch im Stil der Ilias veröffentlichen, würde er damit keinen Nobelpreis gewinnen. Und ehrlich gesagt wage ich auch zu bezweifeln, dass man das mit Shakespeares Stil könnte. Oder sogar dem von Joyce, auch wenn ich den nicht einschätzen kann.

Und warum ist das so?
Weil Klassiker nun einmal Klassiker sind und einen klassischen - also historischen - Wert haben. Sie haben nachfolgende Generationen in ihrer Weiterentwicklung beeinflusst. Sie sind nicht deswegen wertvoll, weil sie 1-zu-1 kopiert werden sollten.
Was durchaus zu dem Schluss führen kann, dass es ganz gut ist NICHT wie Jamey Joyce zu schreiben.

Und muss ich mich an dem orientieren? Oder an Shakespeare? Oder Homer?
NEIN.
Weil sich deren literarische Nachfolger an denen orientiert haben und so weiter und so fort. Bis die Bücher, die ich tatsächlich gelesen habe, sich schließlich an der Gesamtheit der Einflüsse und deren zeitgenössischer Entwicklung orientierten. Auf unterschiedliche Weise, wohlgemerkt.

Was mich als Schriftsteller also beeinflusst, ist ein Sammelsurium an Einflüssen, aus denen ich - wie Milliarden Schreiber vor mir - das auswähle, was mir persönlich am besten gefällt. Woran ich mich orientieren WILL.

Es ist also völlig wertlos mich auf James Joyce hinzuweisen...
ES SEI DENN, man würde das beispielhaft untermauern und mir am konkreten Beispiel aufzeigen, wo Stilelemente eines Joyce meine Schreibe aufwerten könnten.
"Du bist kein James Joyce, also geh und lies den und ändere dich dann entsprechend", ist keine Aussage, die irgendeinen Sinn macht.
Dann könnte ich auch zu einem Schüler sagen, er solle die Werke des Pythagoras studieren und sich gefälligst selbst einen Reim darauf machen. Was nicht nur schwierig, sondern auch ganz und gar nicht mehr zeitgemäß wäre. Von den philosophischen Aspekten jetzt gar nicht mal angefangen...

Also...?
Worüber reden wir hier?


PS:



Meine Argumente sind richtig, weil ich sie für richtig halte. Bis man mir das Gegenteil beweist.
Sonst wäre es ziemlich widersinnig von mir, überhaupt zu argumentieren, wenn ich meine Argumente von vorneherein für falsch hielte.

Und... Das Gegenteil beweisen bedeutet nicht, Sachen in deinem Stil argumentativ 'aufzuzeigen'. Das sind keine Beweisführungen, die du anbietest, sondern ebenfalls nur Argumentationsketten.

Es gewinnt aber nicht derjenige mit der längsten oder schönsten Argumentationskette. Es gewinnt manchmal einfach gar keine, weil alle Standpunkte vielleicht eine vollkommen legitime Daseinsberechtigung haben.
Was du ihnen gerne mal absprichst.
Und DAGEGEN wehre ich mich.

- Ich habe nie behauptet, jemand müsse JOYCE (oder KAFKA oder CARVER) lesen, und sich an den Genannten orientieren und so schreiben wie diese (oder es versuchen).

- Es geht bei einer Diskussion doch nicht um gewinnen oder verlieren.

Alle Standpunkte haben eine legitime Daseinsberechtigung, sagst du?
Richtig. Man nennt das Meinungsfreiheit.
"Was du ihnen gerne einmal absprichst" ("Kojote"
FALSCH! Ich habe noch nie einer Meinung hier hier bei LIT (und auch sonst nirgends) ihre
Berechtigung abgesprochen!

Jede Meinung hat ihre Berechtigung. Auch wenn sie nachweisbar falsch ist.
Es ist natürlich erlaubt, an einer widerlegten Behauptung nach wie vor festzuhalten.

- Es geht nicht um schöne oder weniger schöne Argumentationsketten. Es geht um die
Qualität der Argumente.
Wann ist eine Aussage richtig? Wann ist sie wahr?
Wenn sie mit den Tatsachen übereinstimmt.

- "Klassisch" ist nicht gleichzusetzen mit "historisch."
Du gebrauchst diese Begriffe synonym, was nicht korrekt ist.
 
Last edited:
@helios

Meine Güte, Kojote!

Meinst du, das muss man alles lesen, um über den Geschmack (nicht) streiten zu können?
Hab's eh gelesen und den Anfang schon wieder vergessen. ja, ja, das Alter! ;)

Irgendwo hat doch wer behauptet, Geschmack sei rein subjektiv, es gäbe aber nichtwillkürliche Kriterien, die Qualität eines Textes zu beurteilen, als da wären:
Entwicklung der Figuren, Aufbau der Handlung usw.

Entwickelt man dazu noch bestimmte Regeln, die einzuhalten SIND, damit die Qualität HOCH ist, nähert man sich beckmesserischem Unfug.
Denn was ist, wenn mir die Regeln hinsichtlich Entwicklung der Figuren, resp. das Resultat der Einhaltung nicht gefällt? Wenn das Produkt meinen Geschmack nicht trifft? Hat dann für mich die Qualität trotzdem HOCH zu sein, weil es die Regeln so vorschreiben?

Andersrum: Es gibt vieles, was mir missfällt, sowohl an Kategorie (schwul, BDSM, ...), Stil (z.B. der berüchtigte "Du"-Stil), Wortwahl (Ich mag die "schmutzigen" Texte nicht), Logik (völlig unmögliche Szenarien werfen mich regelmäßig aus dem Gleis), Satzbau (ich mag weder Telegrammstil, noch schwülstige Wortkaskaden), und wenn sich Grammatik- und/oder Rechtschreibfehler (viel statt fiel, lies, statt ließ, das statt dass und umgekehrt ...) häufen, dann mag ich es auch nicht.

Andere wieder stört das nicht oder nur mäßig, auch wenn sie die Fehler bemerken. Manche wettern dagegen, wenn ein Autor neue Wörter erfindet. Ich liebe das, wenn die Kreationen aussagekräftig sind. Auch ich habe die (lebendige/lebende)deutsche Sprache schon mit meinen Erfindungen beglückt. ;)

Eine völlig objektive Bewertung der Qualität scheint unmöglich, ist also immer subjektiv. Und wie nennt man das, wenn der eine hasst, was der andere mag? Geschmacksfrage, oder?

Langsam.
Die Dinge nicht durcheinanderwürfeln.
Wenn dir etwas nicht gefällt, das gut gemacht ist (beispielsweise JOYCE und KAFKA), dann hat die Qualität FÜR DICH natürlich nicht hoch zu sein.
Es gefällt dir nicht. Es trifft einfach nicht deinen Geschmack
Es ändert aber nichts daran, dass man anhand verschiedener Abteilungen und Methoden der Literaturtheorie/Literaturwissenschaft/Sprachwissenschaft zeigen kann, dass und warum diese Texte gut gemacht sind.

So zeichnet sich beispielsweise die Trivialliteratur (nehmen wir ROSAMUND PILCHER) durch eine einfache Schwarz-Weiß-Zeichnung von Figuren aus. Durch die Verwendung der immer gleichen Klischees.
Die Plots sind immer sehr ähnlich, der Ausgang immer gleich und vorhersehbar: Armes Dienstmädel verliebt sich in reichen Grafen, die Familie ist dagen, doch-- ach, wie überraschend!-- am Ende siegt immer die Liebe, das alles vor einer malerischen Kulisse (in der Regel Cornwall).

Wie anders hingegen, wenn wir eine wirklich anspruchsvoll gemachte Love-Story vor uns haben: Beispielsweise "Der grosse Gatsby" von FITZGERALD oder "Bildnis einer Dame" (HENRY JAMES) oder "Sturmhöhe" von EMILY BRONTE.

Die genannten Romane bleiben besser als PILCHER, auch wenn die 3 genannten Romane vielleicht deinen Geschmack nicht treffen sollten.

Hier hilft zum besseren Verständnis ein Ausflug in die verschiedenen Kategorien der Literaturwissenschaft (Semiotik, Dramentheorie, textimmanente Interpretation, strukturalistische Textinterpretation, etc...) und eine Beschäftigung mit Grundbegriffen der Literatur (bsp.: "Kontext", "Allegorie", "Metapher", etc...)
 
Last edited:
@Kojote

Darauf gerne meinen Handschlag.


Und es ist noch viel einfacher, wenn sie nicht widerlegt ist. Und in dieser Diskussion hat bisher noch niemand stichhaltige Argumente vorgebracht, die meine Meinung widerlegt hätten.
Aber es steht jedem frei, das zu tun.


Anspruchsvoll ist also qualitativ höherwertig?
Also ist eine Steuerklärung ein literarisches Meisterwerk... Duh?!
Gut... Steuererklärungen richten sich sicher nicht nach der Dramentheorie.

Aber die Frage bleibt, weswegen kompliziertere/komplexere Texte (und das bedeutet anspruchsvoll essentiell in diesem Kontext) denn nun qualitativ höherwertig sind.
Und auf der anderen Seite, ob nicht einige einfach zu dumm sind, den Anspruch einer Pilcher überhaupt zu erkennen. Schließlich ist das Trivialliteratur und damit macht sich ein Literaturkritiker nicht die Finger schmutzig.
Oder hast du Romane von Pilcher gelesen, Rosi?

Warum ist es geringere Qualität, wenn es jemand schafft einen mit drei Seiten Landschaftsbeschreibung NICHT zu langweilen, sondern so zu fesseln, dass die Autorin letztlich für ihre Verdienste um den Tourismus in Schottland ausgezeichnet wird?
Warum ist es 'besser', wenn eine Beziehungskiste so kompliziert und verquickt und chaotisch ist, dass man mitschreiben muss, um alles nachverfolgen zu können, wenn man kein fotografisches Gedächtnis hat?
Warum ist nicht im Gegenteil ein Werk besser, das es mit klaren Worten und Bildern schafft, Botschaften klar an Mann und Frau zu bringen?

Wer legt das fest? Wer hat das recht, zu entscheiden, dass großer Erfolg bei der Mehrheit des Publikums kein Qualitätsmerkmal ist?

Beispiel?
Shades of Grey.
Ich habs tatsächlich doch gelesen und muss meine Giftigkeiten gegenüber den Büchern weitgehend zurückziehen. Was ich da gelesen habe, hat mich ziemlich beeindruckt, weil die verwendeten Metaphern so allgemein und durchaus authentisch (wenn auch wohl absichtlich überzeichnet) sind, dass sie sich auf praktisch jede reale Beziehung übertragen lassen.
Die beschriebenen Konflikte sind zwar ins Extrem gehoben, bilden aber die ganz alltäglichen Beziehungskonflikte von Karl und Elfriede Mustermann ab.
Davor kann ich nur meinen Hut ziehen. Und darin sehe ich mittlerweile auch das Erfolgsrezept dieses Buches. Der Sex ist tatsächlich nur der Werbeträger...

Ich sage nicht, dass es nicht vielleicht intellektuell fordernder sein mag, sich Henry Miller oder Raymond Carver zu schnappen. Für Leute mit einem Interesse daran sicherlich absolut empfehlenswert.
Aber E. L. James abzustempeln ist mir zu einfach Ich wage sogar mal zu behaupten, dass eine Menge Intelligenzbestien zu vernagelt sind, um die Botschaften zwischen den Zeilen von SoG tatsächlich zu verstehen.
Mal davon ab, dass die meisten einfach nur ein paar Leseproben genommen und sich daraus ein Urteil gebildet haben. (Ich ja anfangs auch.) Was so ziemlich das exakte Gegenteil von fundierter Kritik ist, weil damit einfach die Grundlage fehlt, den Text ganzheitlich zu beurteilen.

Anyway...
Schlau wäre es für mich nun, mich hinzusetzen und Carver oder Miller zu lesen. Aber so oft, wie ich gehört habe, dass der eine der King of this und der andere der King of that ist, habe ich dazu einfach keinen Bock.
Naja... Zumindest Carver habe ich ein wenig in Augenschein genommen. Und konnte einfach die Brillanz nicht erkennen, die ihm zugeschrieben wird.
Aber davon ab WILL ich ja auch gar nicht aus den großartigen Lektionen in Sachen Dialogen lernen, weil diese Art von Dialogen auf mich nicht natürlich wirkt.
Und darüber hinaus wird hier ja auch immer wieder gesagt, dass niemand hier das Erwachen eines neuen Henry Miller erwartet.
Die Frage lautet also: Warum reden wir verfickt noch mal über diese Leute?

Wenn ich mal schreiben kann, wie ein Michael Crichton oder ein Markus Heitz, dann bin ich am Ziel meiner gegenwärtigen Wünsche angekommen. Und das ist wesentlich realistischer als einem 'großen Meister' nachzueifern. Und auch qualitativ ganz einfach eher mein Anspruch.
Das ist nämlich Literatur, die ich GERN lese. Die mich gut unterhält, mich manchmal zum Nachdenken bringt und mich gespannt weiterlesen lässt.

Natürlich habe ich dich widerlegt.

Wenn die Bewertung eines fiktiven Textes rein subjektiv ist,- wie du behauptest-, dann ist im Wortsinne alles "gleich-gültig."
"Gleich gut" oder "gleich schlecht."
Dann ist Rosamund Pilcher genau so gut (oder genau so schlecht) wie James Joyce.
Und das wird kein ernsthafter Mensch behaupten.
 
@Popping Tom

Also Rosi, ich hab mir die Kommentarschlacht jetzt mal durchgelesen, und ich muss sagen: dafür liebe ich Lit! Jedesmal wenn irgendwo ein Lobkartell im Entstehen ist, kommen irgendwelche Leute vorbei und erinnern die Schreiber wieder mal daran, dass sie sich nichts darauf einbilden brauchen, da sie im Grunde nicht einmal die Grundregeln guter Geschichtsschreibung beherrschen, ja manchmal gar nicht wissen, dass es überhaupt welche gibt und Leute Wert drauf legen. Wer auf Lit ist, muss damit leben, wem's nicht passt, der kann sich ein anderes Portal suchen, wo man lieber lobt und Freundschaften pflegt anstatt sich mit Stil- und anderen Fragen auseinanderzusetzen. Manche halten dieses Verhalten hier für kontraproduktiv, aber es ist nur ein kleiner Teil dessen, was einen erwartet, wenn man die breite Masse erreicht, denn mit der Masse kommt die Kritik, und da ist oft ungerechtfertigte oder nebulös gehaltene Kritik dabei, und man muss damit umgehen können.

Wie man das tut, hab ich irgendwann mal hier geschrieben.

Allerdings wird mir dieser von dir beschriebene Unterschied in der Wahrnehmung langsam auch suspekt, und ich muss da zur Abwechslung auch mal eine Lanze für unsere scheinbaren Qualitätsverweigerer brechen, und da trifft es sich gut, dass du nach Büchern fragst, die uns geprägt haben. Ich könnte jetzt Titel wie "Die Abenteuer des Werner Holt" von Dieter Noll oder Robert X Cringelys "Unternehmen Zufall" nennen, die mich stark beeindruckt haben.

Aber mir ist da mal was aufgefallen: die schlechtesten Bücher, die ich je gelesen hab, ujnd damit meine ich greifbare, echte Bücher, waren - Erotikgeschichten! Oder besser gesagt Fickbücher! Null Spannung, immer übertrieben, fast immer ohne Aha-Moment (und das ist für mich der Beweis für eine wirklich katastrophale künstlerische Qualität) etc. Es waren nicht alle so, manchmal fanden sich auch Perlen darunter, aber nirgendwo waren schlechte Bücher in meinen Augen so zahlreich vertreten wie in diesem Genre.

Wirklich zu denken gegeben hat mir dann ein Hinweis von MagnoliaS: dass ihre bestbewertetsten Geschichten komischerweise am wenigsten gelesen wurden. Während ich begeistert davon war, dass endlich mal jemand pornographischen Inhalt mit professionellen Geschichtsschreiben verbindet, wurde das von den normalen Einhand-Lesern irgendwie nicht honoriert. Dass die mit inzwischen über eine Millionen mal meistgelesenste deutschsprachige Geschichte hier auf Lit, von gurgy, für mich hingegen praktisch unlesbar ist, hat mich dann zu der Frage getrieben, ob ich den Anspruch des deutschen Einhandlesers überhaupt einschätzen kann.

Was mir geholfen hat, ist meine Auseinadersetzung mit Musik, die inzwischen schon auf eine Art Profi-Level ist. Um es mal klar zu sagen: es gibt einen Dieter Bohlen, er ist der erfolgreichste deutsche Produzent aller Zeiten - und er ist scheisse! Ist so. Millionen Fans von ihm können meine Meinung dazu nicht ändern, denn ich kann sie zutexten, was er alles falsch macht, wo er stümperhaft rangeht, was er alles nicht drauf hat. Und die Fans können nur eins: immer wieder gebetsmühlenartig wiederholen, dass er aber damit Erfolg hat. Wenn sie ein bisschen ernster an die Sache herangehen, geben sie früher oder später aber zu, dass sie nicht wirklich Ahnung von Musik haben.

Müssen sie das? Schwere Frage. Eigentlich nicht. Muss ich mich aber dafür dem Druck der Masse beugen und aufhören, etwas, dass ich schlecht gemacht finde, auch so zu nennen?

Egal ob ich es muss oder nicht - ich will es nicht. Ich will schon, dass jemand weiss, dass es auf dieser Welt nicht nur Freunde, sondern auch Gegner von Plattheit, Einfallslosigkeit, Inkompetenz und Geschmacklosigkeit gibt. Ich mach mir damit sicher weniger Freunde als wenn ich diese kulturellen Planierraupen umschmeichle und lobe. Aber das ist es mir wert.

Es gibt zwar den Spruch, dass sich über Geschmack nicht streiten lässt. Aber im Gegenzug muss man auch nicht jeden Scheiss gut finden, nur weil "es alle tun". Man hat ne Meinung, man sagt sie. Warum das irgendwen zum Vorwurf machen ?


Ein weiteres Argument wurde von Kojote in die Diskussion mit hineingebracht: Fliessbandproduktion sei nicht gleichbedeutend mit minderer Qualität. Als Beispiel nimmt er sich selbst mit 44 000 Wörtern pro Monat. Mit Verlaub gesagt: das ist noch unter NaNoWriMo-Wettbewerbsnorm. Für alle, die nicht wissen, was das bedeutet: es gibt im englischsprachigen Teil von Lit jedes Jahr den NaNoWriMo-Wettbewerb, wo man innerhalb eines Monats eine Geschichte mit 65 000 Wörtern schreiben muss. Jemand schrieb mal, dass das konsequenterweise hiess, jeden einzelnen Tag mindestens 1600 Wörter zu schreiben.

Ist man damit ein Fliessband-Schreiber? Nein. Man ist vielleicht ein Vielschreiber, einer, der in kurzer Zeit einen hohen Output bewältigen kann. Die Vorstufe zum Profischreiber. Aber ein Fliessbandschreiber ist einer, der ein Rezept, eine Struktur oder etwas in der Art hat, welches er immer mit gewissen Abweichungen wiederholen kann, was er dann auch ausgiebig tut, weil es immer wieder gewollt wird. Man kann von so einem in den allermeisten Fällen nicht wirklich hochqualitatives erwarten, weil er dafür weder die Muse noch die Zeit noch die Geduld hat, so etwas zu erschaffen. Man muss selbst wissen, ob einen Kritik daran so stört, dass man es ändern will, oder ob man sich an sein Rezept klammert und Kritik einfach abblockt.


Ich werde mich hüten zu sagen, was das bessere wäre. Beide Haltungen haben ihre Berechtigung, so wie jede Äusserung von Kritik, so lange sie nicht völlig am Thema vorbeigeht (sowas hatten wir hier ja auch schon, und es führte zu gewaltigen Kommentarschlachten, wenn ich mich recht erinnere....)

Zu deinem "Dieter-Bohlen"-Beispiel:
So wie du die Fahne der guten Popmusik gegen die "Dieter-Bohlen-Fraktion" hochhältst, mache ich es mit der Literatur.
Mir gefällt Dieter Bohlen auch.
Geht in die Beine.
Man singt mit.
Und dennoch würde ich jedem den Marsch blasen, der behauptet, Dieter Bohlen wär so gut (oder so schlecht) wie mein Popmusik-Gott VAN "The Man" MORRISON!
 
@Geschmack & (Literarische) Qualität

Ich versuche mal, es an eigenen Vorlieben deutlich zu machen:
Es gibt eine literarische Richtung des "Neuen Französischen Romans."
Ihr bekanntester Vertreter ist CLAUDE SIMON ("Der Wind", "Die Strasse nach Flandern").
Ich will mich jetzt nicht über die Merkmale dieses literarischen Stils auslassen.
Das kann jeder selbst im Netz nachlesen.

Diese Literatur packt mich nicht.
Ich hab keinen Nerv dafür.
Ich finde dazu keinen Zugang.

Man kann mir aber erläutern (und hat das getan!), was diese Art von Literatur auszeichnet und gut macht.
Diese Argumente sind richtig.

Und trotzdem: Sch*** drauf! Ich habe es bis heute nicht geschafft, einen Roman von CLAUDE SIMON zu Ende zu lesen--- und werde es wohl auch nie schaffen!

Die Aussage: CLAUDE SIMON trifft NICHT meinen (literarischen) GESCHMACK ist richtig und unwiderlegbar.
Die Aussage: "CLAUDE SIMON schrieb schlechte Literatur" wäre nachweislich FALSCH!!!

So, vielleicht hat das einiges deutlicher gemacht???

Ps.: CLAUDE SIMON erhielt 1985 den Nobelpreis für Literatur.

Ps.: Vielleicht bin ich für den CLAUDE SIMON einfach nur zu doof??? *lach* Könnte ja auch sein...

lg
"Rosi" (Johannes)
 
Last edited:
Wer hat das recht, zu entscheiden, dass großer Erfolg bei der Mehrheit des Publikums kein Qualitätsmerkmal ist?

So ziemlich jeder. Und ich zähle mich dazu.

Leider hab ich grad nicht soviel Zeit, das jetzt genauer auszuführen, aber wer mir weismachen will, ein Dieter Bohlen sei qualitativ besser als ein Hans Zimmer, bloss weil er mehr Platten verkauft hat - nee, du, dann bin ich lieber "qualitativ anspruchslos" im Sinne von "nicht so erfolgreich", als dass ich mich DIESEN Qualitätskriterien beuge.

Es hat schon immer Leierkastenmänner und Leute wie Mozart gegeben. Der erfolgreichste Autor zu Goethes Zeit war, soweit ich weiss, eben nicht Goethe, sondern irgendsoein Fliessbandschreiber, der am laufenden Band Verwechslungskomödien produziert hat, Name leider vergessen, so bedeutend kann er also nicht gewesen sein.

Das heisst jetzt nicht, dass Erfolg unwichtig, bedeutungslos oder ohne Aussage wäre. Lediglich, dass es kein Qualitätskriterium ist und auch nie sein sollte.

Vor allem aber bin ich der Meinung, dass wir mal mit diesen Absolutismen, diesen Entweder-Oder, der Unterscheidung zwischen U und E, mal aufhören sollten, denn das hat speziell hier in Deutschland vor allen zu verhärteten Fronten geführt. Man kann mit anspruchslosen, schlichten und schlecht gemachten Zeugs genauso Erfolg haben wie mit aufwendig, anspruchsvoll und komplizierten Zeugs. Am Ende geht es nur darum, einen Nerv zu treffen. Das qualitativ bessere ist dabei entweder fähig, mehr Nerven zu treffen, sich interessanter zu machen und seinen Ablehnern nicht allzu hart ins Gesicht zu schlagen - oder tiefer zu gehen, was derjenige, der das nicht nachvollziehen kann, gerne mal als "Elitismus" auslegt.
 
Das ist Elitarismus.

Nee, das ist ein Fakt, der nicht nur in der Kunst, sondern grundsätzlich in jeder Qualitätsdiskussion angewendet wird: Qualität ist immer unabhängig vom kommerziellen Erfolg zu werten. Sonst könnte man sich Testberichte und -sieger sparen und müsste lediglich Verkaufszahlen als Kauftipp veröffentlichen.


In meinem Beispiel hat bereits die Mehrheit entschieden, dass sie des Werk hochwertig genug findet, um es zu bejubeln. Und jetzt kommt eine kleine Elite und sagt: Njaja... Aber dies und da sund jenes ist nicht gut, also ist das Schund.
Und genau darum gehts dann halt auch...

Wenn etwas in der Literatur bestimmte Kriterien (Rosi hat welche aufgezählt) untererfüllt, ist es keine große Literatur. Und was der Pöbel dazu sagt, zählt nicht. Schließlich sind wir hier keine Demokratie. Und ene eigene Meinung muss man sich auch erst verdienen...
Das ist es dann auch, was mich so ankotzt. Hätte man mich an Carver auf andere Weise herangeführt, hätte ich vielleicht vages Interesse entwickelt. Obwohl ich das nicht glaube. Aber so wird mir vor die Fresse geklatscht: Du (also ich) machst Schund und der (Carver) ist Gott.
In diesem Sinne werden gerade hier nämlich all die großen Namen als Abwertungswerkzeug benutzt. Und ich sehe darin keinen Sinn. Außer den Leuten ins Gesicht zu treten.

Sieh's einfach mal so: wenn du dich auf die Bühne stellst, die Gitarre mit völlig unmöglichen Einstellungen spielst, als hättest du gerade zum ersten Mal eine in der Hand, rumbrüllst, um bloss nicht in den Verdacht zu geraten, tatsächlich singen zu wollen und die Leute dazu tierisch abhotten und das jetzt für das Überding halten... (sowas kennt man von den Sex Pistols)

....und du dann zu mir kommst und aufgrund dieses Erfolges mir jetzt sagst dass du der volle Übergitarrist bist, dann sag ich "Nee! Du bist Müll!" und weil mir grad nichts besseres einfällt, nenn ich einfach so Gitarristen wie Slash oder Van Halen mit dem Hinweis, dass du nie so gut sein wirst.

Was du jetzt tust, ist schmollen und mich "Eliteschwein" nennen. Etwas differenzierter kennt man diese Reaktion von Dieter Bohlen.

Warum machst du nicht einfach das, was die Sex Pistols auch gemacht haben? Sagst einfach "Ja, ich bin der letzte Müll, denn ICH WILL ES SO UND NICHT ANDERS !!" ?

Damit könnten alle leben, die Neider hätten keine Angriffsfläche mehr, und Leute, die besser wären, hätten keine Probleme zuzugeben, dass du sie mit deiner rauhen Gewalt nachhaltig beeinflusst hast. Zudem sezt du damit deine eigenen Qualitätsstandards fest, innerhalb der du oder Gleichgesinnte dann vielleicht wirklich ganz gut sind oder zumindest sinnig funktionieren. Beim Punk hat das fantastisch funktioniert.

Mir geht es einfach tierisch auf die Nüsse, dass jemand bei Lit positive Wertungen einfährt und sogleich sind Leute da, die ihm 'dabei helfen auf dem Teppich zu bleiben'.
Diese hehre Motivation kaufe ich einfach nicht. Und in diesem licht stehen alle Erwähnungen von Autorennamen im Kommentarbereich der Seite irgendwie.
Bloß drauf knüppeln. Weil es eben Neid ist, der hier vorherrscht. Und nicht eine tiefe Liebe zur Literatur.

Daher stelle ich einfach alles in Frage, was aus dieser Richtung kommt. Ich zweifle schon an den Motiven und zeige daher auf die Argumente mit dem Finger. Weil ich denke, dass ich vielleicht nicht der einzige bin, der sieht, dass dieser Kaiser nackt ist...

Ganz ehrlich , Kojote, du machst da gerade den klassischen Dieter-Bohlen-Fehler, und das könnte für dich genauso enden wie bei ihm.

Sieh's mal so: Neider gibt es immer. Die Frage ist, ob du ihnen Futter geben musst. Und wenn du Neidern den Neid übelnimmst und dich vor deinen Kritikern als der platte Literaturverständnis-Verweigerer generierst, der so smart ist, dass er gerade durch diese Verweigerung, dieses demonstrative "Fuck you!" , soviel Erfolg hat, dann hast du vielleicht eine Weile Erfolg - aber jede Achtung verspielt. Und das nicht vor den Neidern, die dich ja auch so nicht leiden können. Sondern vor Leuten, die mehr in der Materie stecken als du (und die wird es immer geben), vor denen, die dir Respekt geben würden, weil du ja eigentlich nicht sooo schlecht bist, aber Angst haben, dass du bei zuviel Lob durchdrehst. Wobei nicht das Durchdrehen das Problem ist. Sondern der unweigerliche Qualitätsverlust, der oftmals damit einhergeht und den man in seiner Überdrehtheit meistens gar nicht bemerkt. Die Selbstdisziplin, das bei sich zu verhindern, haben die allerwenigsten.

Was du da machst, ist nicht Punk, sondern Schlager der schlimmsten Sorte. Statt deine eigenen Qualitätskriterien mal zu definieren und deinen Kritikern damit Inkompetenz vorzuwerfen, nimmst du ihnen übel, dass sie selber welche haben und äussern, dass du ihnen nicht genügst. Für die Neider ist diese Haltung ein gefundenes Fressen, denn sie müssen dich nur antippen, und du demontierst dich selbst, indem du (mit Ausnahme deiner Fanbois) alle ohne Unterschied wissen lässt, wie wenig ernst du sie nimmst.
 
@"Rosis" Lesebiografie (Teil 01)

Womit hab ich angefangen?
Mit dem "Lederstrumpf", dem "Don Quixote", der "Schatzinsel", "Moby Dick"--- und das alles bereits mit ca. 12 Jahren!
Hey Leute, bevor mir jetzt entgegenschallt: "Welch ein Genie!" *lach*--- langsam.
Ich meine natürlich die Kinder-und Jugendbuchausgaben der genannten Werke.
Die Originalfassungen habe ich erst einige Jahre später gelesen.

Dann KARL MAY.
Ich glaube, alle Bände? (Es sind 72, nicht?)

Bei der "seriösen Literatur" war für mich HEINRICH BÖLL eine Initialzündung.
BÖLL ist eine der wichtigsten deutschen Schriftsteller der Nachkriegsliteratur, und heute leider etwas in Vergessenheit geraten.
Zu Unrecht, wie ich finde.

Das Buch, das mir in die Hände fiel, war: "Die verlorene Ehre der Katharina Blum " (1975).
Ich hatte grade die Verfilmung gesehen und war nun neugierig auf die literarische Vorlage.
Das Buch spielt in der Zeit des RAF-Terrorismus Mitte der 70iger Jahre.
Die Sekretärin Katharina Blum lernt auf ner Party nen Kerl kennen, der im Fadenkreuz der RAF-Fahnder steht-- und sie gerät selbst in die Maschen der Kripo.
Unverschuldet.
Es passiert einfach so, weil sie an nem Abend den falschen Kerl kennenlernt.
Ach, die Boulevardpresse ("BILD") spielt dabei eine nicht unwesentliche Rolle.

Ich fand es erschreckend, wie ein normales bürgerliches Leben von jetzt auf nachher aus den Fugen geraten kann.
Das Interessante an der "Katherina Blum" ist: Sie ist unglaublich modern. Ich meine den Plot. Die Konstellation.
Man könnte heute ohne weiteres eine neue Version der "Katharina Blum" schreiben.
Man stelle sich vor, "Katharina Blum" lernt nen Muslim kennen, der im Visier des Verfassungsschutzes steht???

BÖLL (Nobelpreis 1972) ist DER Chronist der deutschen Nachkriegszeit.
In seinen besten Werken (meiner Meinung nach die Phase von 1947-1959) bekommt man einen prima Einblick, wie das Leben in der BRD der Nachkriegszeit war.
Davon geben die Bücher "Wo warst du, Adam?" (1951), "Haus ohne Hüter" (1953), "Das Brot der frühen Jahre" (1954) einen wohl unvergleichbaren Einblick.
BÖLL mag kompositorisch nicht so raffiniert sein wie ein GÜNTER GRASS oder ein SIEGFRID LENZ (2 andere wichtige deutsche Autoren der Nachkriegszeit), aber das Bild, das er von den Nachkriegsjahren der BRD zeichnet, ist meines Erachtens das beste, das wir literarisch haben, und das macht Bölls bleibenden Rang aus.
 
Last edited:
@Andy43 (zu deinem P 29)

Eine Menge interessanter Standpunkte, die ich grösstenteils nachvollziehen kann.
Im Moment fehlt mir etwas die Zeit, aber ich werde demnächst dazu Stellung nehmen.

lg
"Rosi" (Johannes)
 
Last edited:
@Popping Tom (Zu deinem P 27)/@Kojote

"Kojote"- der Dieter Bohlen von german.lit".
*Muuuaaahhh* *lol*

Hey, "Kojote", das ist ein Scherz.
Natürlich auf deine Kosten. *smile*
Aber "Popping Tom" meint das sicher nicht böse.
Und ich auch nicht.

Werd mal etwas entspannter.

lg
"Rosi" (Johannes)
 
Last edited:
@Kojote

Was haben subjektive Kriterien - oder das Eingeständnis, das Literaturkritik im Grunde subjektiv ist - mit Uniformität zu tun?
Für mich sind das Äpfel und Orangen. Also hat du goar nüscht widerlegt.
Versuchs weiter...

Was Pilcher und Joyce angeht: Ich habe nichts von Joyce gelesen, weswegen ich dazu nichts sagen kann. Ich kann aber sagen, dass ich bei aller negativen Vorbelastung zugestehen muss, dass ich Pilchers Erfolg verstehe, nachdem ich genötigt wurde, zwei Bücher von ihr zu lesen. Die Frau hat was auf dem Kasten.


PS: Oh... Meinst du mit 'gleicher Gültigkeit' etwa die gleiche Wertigkeit persönlicher Wertungen? Also beispielsweise dahingehend, dass die Wertung eines Bauarbeiters gleichviel wiegt, wie die Wertung eines Literaturprofessors?
Falls wir darüber sprechen: Fuck yeah.
Manchmal scheint das einzige, was große Literatur tatsächlich auszeichnet, ihre Unverständlichkeit für 'niedere Bildungsschichten' zu sein. Ist jetzt nicht bei allen so, aber manche der 'großen Meister' sind schon reichlich elitär...


Das respektiere ich durchaus.
...
Wenn es so gemacht ist, dass es trotzdem verständlich bleibt.
Und es gibt Autoren, bei denen man Pappen einwerfen muss, um einen Sinn in ihrem Geschreibsel zu finden. Kaffka fällt mir da jetzt sofort spontan ein.


Sicher hab ich den. Ich könnte eine Arie darüber schreiben, wieso Crichton nicht nur ein großartiger Autor ist, sondern auch durchaus ein Beispiel für große Handwerkskunst. Die Verflechtung mir wissenschaftlichen oder sogar philosophischen Themen in seinen Büchern finde ich großartig. Und sie ist so dezent, dass man sie einfach ignorieren kann, wenn man will.
Außerdem hab ich den Ehrgeiz, einmal ein Licht des Verstehens einer anderen Position in Rosis virtuellem Auge aufblitzen zu sehen...


Das ist Elitarismus.
In meinem Beispiel hat bereits die Mehrheit entschieden, dass sie des Werk hochwertig genug findet, um es zu bejubeln. Und jetzt kommt eine kleine Elite und sagt: Njaja... Aber dies und da sund jenes ist nicht gut, also ist das Schund.
Und genau darum gehts dann halt auch...

Wenn etwas in der Literatur bestimmte Kriterien (Rosi hat welche aufgezählt) untererfüllt, ist es keine große Literatur. Und was der Pöbel dazu sagt, zählt nicht. Schließlich sind wir hier keine Demokratie. Und ene eigene Meinung muss man sich auch erst verdienen...
Das ist es dann auch, was mich so ankotzt. Hätte man mich an Carver auf andere Weise herangeführt, hätte ich vielleicht vages Interesse entwickelt. Obwohl ich das nicht glaube. Aber so wird mir vor die Fresse geklatscht: Du (also ich) machst Schund und der (Carver) ist Gott.
In diesem Sinne werden gerade hier nämlich all die großen Namen als Abwertungswerkzeug benutzt. Und ich sehe darin keinen Sinn. Außer den Leuten ins Gesicht zu treten.

Was bei der ganzen Diskussion sicherlich nicht sonderlich gut rüberkommt ist, dass ich mir durchaus der Tatsache bewusst bin, dass es gut ist, wenn Literatur sich auch auf gehobenem Niveau bewegt und weiterentwickelt.
Literaturtheorie ist nichts per se Schlechtes für mich. Nur die Art, wie sie benutzt wird, um Trivialliteratur niederzumachen, finde ich zum Kotzen.

Carver, Joyce, Hemmingway und wie sie alle heißen haben die Literatur ihrer Zeit und der danach beeinflusst. Sie waren einflussreiche Schreiber. Und das ist fein.
Aber man kanns auch übertreiben. Sowohl mit dem Bau eines riesigen Podests, an das dann keiner mehr rankommt, als auch mit dem Hochloben von Komplexität.

Und vor allen anderen Dingen: Bei den wenigsten Menschen funktioniert negative Bestärkung.
"Du bist nicht so gut wie Carver, also arbeite daran", ist ziemlich demotivierend.
Wenn sich jemand diesen Schriftsteller zum Vorbild nehmen will, dann muss das von innen heraus kommen. Und nicht von außen vorgegeben werden.

Und dann noch... Mal ehrlich: Butter bei die Fische.
Wir sind hier bei Lit. Wenn Erotikliteratur als Genre sich Crichton oder Pilcher als Leitbild nehmen würde, wäre das schon ein Fortschritt. Es müssen nicht Miller oder Nin sein.
Es wäre sogar ein Fortschritt, wenn einige Schreiber den Duden zur Hand (nicht als Leitbild) nehmen würden. Und das ist doch der Punkt, an dem man ansetzen sollte.

Mir geht es einfach tierisch auf die Nüsse, dass jemand bei Lit positive Wertungen einfährt und sogleich sind Leute da, die ihm 'dabei helfen auf dem Teppich zu bleiben'.
Diese hehre Motivation kaufe ich einfach nicht. Und in diesem licht stehen alle Erwähnungen von Autorennamen im Kommentarbereich der Seite irgendwie.
Bloß drauf knüppeln. Weil es eben Neid ist, der hier vorherrscht. Und nicht eine tiefe Liebe zur Literatur.

Daher stelle ich einfach alles in Frage, was aus dieser Richtung kommt. Ich zweifle schon an den Motiven und zeige daher auf die Argumente mit dem Finger. Weil ich denke, dass ich vielleicht nicht der einzige bin, der sieht, dass dieser Kaiser nackt ist...

Eine Menge Mißverständnisse...mal sehen, ob ich einige davon aufklären kann???

- Kafka kann man in den Karton werfen??? ("Kojote")
NEIN!
Es ist leicht zu zeigen, warum Kafka gut ist, und was an ihm gut ist.
Dass viele Leute zu Kafka keinen Zugang bekommen, ist wieder etwas anderes.
KAFKA wird nie zu meinen Lieblingen gehören--- aber er ist gut.
Siehe mein Beispiel über CLAUDE SIMON: Diese Art Literatur liegt mir nicht. Ich finde keinen Zugang. Sie fesselt mich nicht.
Dennoch sehe ich, warum sie gut gemacht ist.

- Subjektiv/Objektiv.
Kriterien der Beurteilung fiktionaler Texte sind nicht ausschließlich subjektiv.
Ich hab ja Beispiele aus der Literaturwissenschaft genannt (Hermeneutik, Semiotik, strukturalistische Interpretation, textimmanente Interpretation, etc...)

Subjektiv ist der Schwerpunkt, den jemand auf die einzelnen Kriterien legt: Ist ihm eher die detaillierte Beschreibung der Charaktere wichtig? Oder der raffiniert konstruierte Handlungsverlauf? Etc...
Da legt jeder sicher andere Schwerpunkte.
"Objektiv" im weitesten Sinne des Wortes ist aber, dass Kriterien wie "Charakterisierung der Figuren, Handlungsverlauf, etc...unentbehrliche und substantielle Merkmale sind, anhand derer man die Qualität eines Textes untersuchen und beurteilen kann.

- Gute Autoren
Es gibt in der Literatur Genres.
So war Michael Crichton ein vielseitiger und talentierter Autor--- im Rahmen seiner Möglichkeiten. Er hat fantastische Thriller geschrieben über viele interessante Themen.
Dasselbe gilt für einen John Grisham und einen Tom Clancy.
Liest man beide, erfährt man eine Menge über das US-Justizsystem(Grisham) und US-Militärtechnologie und die Funktion der US-Geheimdienste (Clancy).
Dennoch würden die 3 Genannten sicher nicht behaupten, sie hätten das inhaltliche und formale Format eines WILLIAM FAULKNER oder eines PHILIP ROTH.
CRICHTON, GRISHAM und CLANCY sind das, was man im allgemeinen als "Populärliteratur" bezeichnet. "Populär" bedeutet "relativ leicht jedermann zugänglich, relativ leicht verständlich.
Das ist nichts negatives.
Im Gegenteil.

Wenn man sagt, der Schriftsteller "XY" ist aus diesen und jenen Gründen besser als der Schriftsteller "AB", dann sagt man damit NICHT, dass der Schriftsteller "AB" schlecht ist, oder "sch** schreibt", wie du es formulierst.
Eine (BE)Wertung ist KEINE ABwertung!!!

- An deiner Stelle würde ich folgendes tun: Informiere dich doch einfach über Dinge wie "Literaturtheorie", "Semiotik", "Kriterien der Beurteilung fiktiver Texte", etc...
Das ist einfach ein Handwerkzeug, mit dem man fiktionale Texte einodrnen und beurteilen kann.
Dazu gibt es im Netz ne Menge guter Seiten.
Da kannst du erfahren, warum die Beurteilung fiktionaler Texte nicht beliebig ist, und du kannst überprüfen, ob dich diese Argumente überzeugen.
Dazu gibt es noch viele Seiten, wo Experten und Laien Tips geben.
Die Seiten nennen sich meist "Schreibwerkstatt."

Das alles ist sinnvoller als vehemente Rundumschläge al a "I do it my way--und wem das nicht passt: Fuck you!" *lach*

- Ach, es ist nicht nötig, hier Vorwürfe zurückzuweisen, die man dir nie gemacht hat. Beispielsweise, du würdest Sch*** schreiben, weil du nicht so schreibst wie RAYMOND CARVER (oder JOYCE).
Das hat keiner gesagt, das hat hier keiner von dir verlangt, und das wird auch zukünftig niemand von dir erwarten.

Im Übrigen ist man bei CARVER nicht im Ungefähren geblieben.
Hier hat jemand an einem konkreten Beispiel, an einer CARVER-Short-Story, zu zeigen versucht, warum CARVER gut ist.
Wer war das denn nur???....????... Mal nachdenken...???
Ach, das war ja ich, "Rosi." *lach*
Als Beispiel habe ich CARVERS Story "FIEBER" gewählt (aus "KATHEDRALE").
Das Beispiel steht in einem Posting im Thread mit dem Titel "Notaff" ("Schreiben")

Diesen Thread hat übrigens ein gewisswer "Kojote" eröffnet...*smile*
Einfach mal dort nachsehen...*once again: smile*

lg
LIT-RANICKI "Rosi" (Johannes)
 
Last edited:
@Polarbaer57

Grisham und Clancy in einen Topf zu werfen ist aber arg verwegen,
gut beide haben ihre Tops & Flops, aber wenn du dir mal die Mühe machst
"Executive Order" und "The Jury" gründlich zu lesen, dann werden dir zwei
unterschiedliche Herangehensweisen auffallen.

Clancy ist der mit dem Spannungsbogen, auch mal über 100 Seiten,
während Grisham schon auf Seite 3 in der Story sitzt.

Fazit: Etwas mehr Respekt vor der Populärliteratur.

Hi,
ich wollte Grisham und Clancy nicht in einen Topf werfen.
Aber bei allen Unterschieden denke ich, man kann sich darauf einigen, beide als (sehr gute!) "Populärliteraten" zu bezeichnen (was KEINE Abwertung ist, wie ich in meinem P 32 ja explizit betone!)
Mein Respekt vor der Populärliteratur ist also sehr wohl vorhanden.

Ps.: Im Übrigen bin ich auf diesem Gebiet kein Experte; weder für Clancy noch für Grisham.
Da kennst du dich sicher besser aus (zumal du beide im Original gelesen hast, wenn ich
mich nicht irre?? )
Aber was ich von den beiden gelesen habe, hat mich prima unterhalten.

lg
"Rosi" (Johannes)
 
Last edited:
@Kojote

Nicht, Rosi?
Ohne das jetzt komplett auf mich beziehen zu wollen muss ich doch fragen: Wozu die Vergleiche und die bloße Nennung von Carver oder Joyce, wenn nicht als Vergleich zum Beweis irgendeiner Minderwertigkeit?

Ich weiß schon... Tom sagte es ja auch: Um den Autoren auf dem Teppich zu halten. Aber wessen Aufgabe ist denn das? Und wem steht es an, zu beurteilen, ob jemand gerade eine Bremse oder einen Schub braucht?

Für mich ist das Bullenscheiße.
Ganz einfach.

Wir reden hier über ein Genre, das irgendwann vielleicht mal halbwegs anerkannter Teil der Populär- oder Trivialliteratur sein mag. Bereiche, die du selbst ja sogar ausklammerst. Weil du Crichton und Kafka als nicht richtig vergleichbar hinstellst.
Und da stimme ich dir übrigens zu!

Was ich anprangere ist dieses beschissene Autoren-Dissen. Und die Art der Vergleiche, die dazu verwendet werden.
Wenn wir hier Leute mit Ahnung haben, dann erwarte ich von diesen Leuten nicht, dass sie uns dauernd damit beehren, wieso eine Story schlecht ist. Ich erwarte, dass sie ihr Wissen teilen und anderen dabei helfen, besser zu werden.
UND DAS PASSIERT HIER EINFACH NICHT, dafuq.

Wo sind die Schreiblektionen von AJ, die vormachen, wie man es richtig hinbekommen könnte? Oder die Perlen deiner gesammelten Weisheiten angewendet an dieser oder jener Geschichte?
Von dir, Rosi, lese ich meistens eher, wie du mal 'aufzeigen wirst, warum dies oder jenes doch nicht so großartig ist'. Hast du zu meinen Geschichten zuhauf getan.

Aber.. News für dich:
DU hast mir damit keinen Fatz weitergeholfen.
Über die Phase, in der mich eine scheinbar fundierte, vernichtende Kritik völlig demoralisiert hat, bin ich lange weg. Andere allerdings nicht, weswegen du und andere mit diesem Mist letztlich eventuelle begabte Leute vergraulen, die sich nur noch nicht das benötigte, 'dicke Fell' angeschafft haben.
Aber davon mal ab...

Weißt du, wer mir WIRKLICH geholfen hat, an Ausdruck und Stil und allem zu arbeiten?
Magolia wäre da vor allen anderen zu nennen. Maitre comes a close second. Und da gibt es noch viele Namen.

Und diese Leute haben sich einen Text oder Entwurf von mir vorgenommen und mir an jeder Stelle, die sie für verbesserungsfähig hielten, Anmerkungen gegeben. Sie haben mir keine allgemeinen Aussagen als Brocken hingeworfen, sondern Arbeit investiert. Haben mir jede fragwürdige Formulierung und alle möglichen schlechten Angewohnheiten immer wieder um die Ohren gehauen.
DAS ist Textarbeit, Rosi. Damit bringt man jemanden weiter. Und sowas könnten AJ oder du auch tun, wenn ihr mal von eurem hohen Ross runter steigen würdet.

Positive Bestärkung und aktive Hilfe sind die Schlüsselbegriffe.
Wer das nicht auf die Kette bekommt, der - da entlehne ich jetzt mal sinngemäß Toms Worte - sollte einfach zugeben, dass er Verrisse schreien und sich am Leid der Betroffenen weiden will, anstatt hier einen auf hilfsbereiter Kritiker zu machen.

Und um dir Gelegenheit zu geben, das nun auch zu tun:
Erklär mir doch einfach mal, warum zum Henke ich mich wissenschaftlich mit Semiotik auseinandersetzen sollte?
Wozu soll das gut sein? Was bringt mir das? Und vor allem: Wie wende ich dieses Wissen an?

Gleiches dann gerne noch mal mit den ‚Kriterien zur Beurteilung…‘, denn ich sehe nicht, wieso meine Kriterien für diese Plattform unzureichend sind. Schließlich funktionieren sie und bewirken bei beiderseitigen Interesse von Autor und Kritiker sogar nicht Veränderungen und Lernprozesse.

Your turn…



- "Wozu die Vergleiche und Nennung von Carver oder Joyce, wenn nicht als Vergleich zum Beweis irgendeiner Minderwertigkeit?" ("Kojote")
Die Wertung als Minderwertigkeit nimmst du selbst vor. Du interpretierst es so.
Ich nenne hier Namen guter Autoren nicht, um zu sagen: "Schau dir Carver an- im Vergleich dazu schreibt ihr alle Sch***."
Ich nenne diese Namen gelegentlich, um einfach zu zeigen, was diese Autoren gut gemacht haben.
Daraus folgt nicht, die LIT-Autoren/innen müssten das genauso machen und das ebenso gut können.
Carver ist einfach nur ein prima Beispiel, um zu zeigen, wie man gute Short-Stories schreiben kann.
Es ist nicht die einzige Möglichkeit-- aber es ist eine sehr gute.
Ich habe das konkret an einem Beispiel aus einer CARVER-Story in deinem Thread "Nottaff" gezeigt.
Dass du den knappen, spröden CARVER-Stil nicht magst, das ist Geschmackssache.
Dass dieser Stil jedoch gut, ist keine Geschmackssache. Dass er gut ist, kann man zeigen.
Auch deshalb das konkrete CARVER-in deinem Thread.
Das beispielsweise war konkrete Textarbeit.

Leute, das ist doch nur ein Hobby hier.
Manche reagieren aber so empfindlich, als wären sie in der Endausscheidung um den "Deutschen Buchpreis."

Wenn ich hier über Literatur spreche und bekannte Namen nenne, dann rede ich über Literatur NICHT von einem Bildungsunternehmen.
Dass ich auf diesem Gebiet ziemlich gut bin, dass ich mich in dieser Materie recht gut auskenne, weiß ich selbst, und nicht erst seit heute. Dass muss ich mir hier nicht beweisen.
Okay, dass man vom lesen guter Bücher nicht unbedingt doofer, sondern eher klüger wird, ist ein Nebeneffekt, wenn auch ein sehr angenehmer. Aber nur ein Nebeneffekt.
Ich rede von Literatur als einer PASSION! Einer Leidenschaft! Einem Hobby (dem Lesen), dem ich seit über 3 Jahrzehnten fröne, und das mir unglaublich Spass macht.
Und diesen Spass versuche ich weiterzugeben. Den versuche ich hier zu vermitteln.
Wenn ich nen Hinweis auf nen berühmten Autor und/oder ein berühmtes Werk gebe, dannnn um zu sagen: "Jungs, schaut euch den Knaben mal an. Vielleicht könnt ihr damit was anfangen???"


Und seit geraumer Zeit schreib ich selbst.
Ich werde wohl nie das Niveau eines Michael Crichton erreichen, geschweige denn das eines Philip Roth. *lach*
Aber das strebe ich auch gar nicht an.
Ich erzähl hier einiges in der Hoffnung, dass manche damit etwas anfangen können, und ihnen das Lesen meiner geistigen Ergüsse Spaß macht.
Und mit manchen tausche ich mich darüber aus.
Und mit manchen geht der Austausch gelegentlich über die konkrete Story hinaus, und man redet allgemein über Literatur und das Schreiben (und andere interessante Themen).
Von diesem Austausch lerne ich gelegentlich etwas, und dieser Austausch macht mir Spaß.
"Kojote", THAT`S ALL!
Deshalb bin ich hier bei LIT-- und nicht, um ein intellektuelles Schaulaufen (über Literatur oder sonst etwas) zu veranstalten.


-Du sagst in deinem P 36, du stimmst dem P 29 von "Andy43" zu???
Dann müsste dir aufgefallen sein, dass "Andy43" Qualitätskritik an fiktionalen Texten nicht als ausschliesslich subjektiv betrachtet.
Sein Standpunkt ist wesentlich differenzierter.

"Andy43" legt den Fokus sehr auf den "Kreativen Prozess."
"Kojote", das gilt nicht nur für den Künstler (Maler, Autor, etc...), sondern auch für den, der ein Kunstwerk (ein Bild, ein Buch, eine Story...) rezipiert, also aufnimmt.
Auch das Lesen ist ein kreativer Prozeß. Ein permanenter Prozeß, der nie aufhört.
Man tritt mit einem Buch/einem Autor in Interaktion.
Lesen erweitert das Selbst, wenn es gut läuft.
Lesen erweitert unseren Horizont, wenn es gut läuft! (Und damit meine ich den ganzen Menschen! Nicht nur seinen Intellekt).

Wenn der Hinweis auf berühmte Autoren mißverstanden wird, dann kann ich das dir gegenüber in Zukunft auch lassen.
Dann beschränke ich meine Hinweise auf gute LIT-Autoren, wenn ich etwas verdeutlichen will ("MagnoliaS", "Andy43", "chekov", etc...)

- (Angebliches) Autoren-Dissing.
Nehmen wir den kürzlichen unnötigen Eiertanz um "swriter:" Hätte "swriter" bisher erst ca. 4 Stories geschrieben, dann hätt ich wohl gesagt: "Hm...da kann noch was kommen...Geben wir ihm mal Tips."
Aber er hat bereits über 40 Stories geschrieben, und das Niveau ist...na ja...
"Kojote", es gibt ein arabisches Sprichwort: "Aus einem Esel kann man kein Rennpferd machen."

"Manche Kritiker wollen sich am Leid der Autoren weiden" ("Kojote")
Meine Güte, wie melodramatisch!
Hey, wir sind hier nicht im Folterkeller der Taliban! *lach*

Und von wegen: Meine Anmerkungen (oder die von "AJ", oder sonst wem), dass ne Story nicht gut gemacht ist, würde eventuell Autoren/innen vergraulen: *LOL*
Wer zu empfindlich ist und LIT zu wichtig nimmt, der sollte es einfach bleiben lassen!!!

- "Kojote", deine gelegentliche Überempfindlichkeit erinnert mich an manche aus meiner Thekenmannschaft.
Da spielt sonntags der "TSV Schüttrein" gegen "Borussia Trinkfest." *lach*
Und manche Spieler, die nicht aufgestellt werden, führen sich auf, als hätte der Trainer grade einen Lionel Messi auf die Bank gesetzt.
So empfindlich führen sich hier manche LIT-Hobby-Autoren auf.

"Auden James" hat übrigens hier schon praktiziert, was du verlangst: Er hat Texte konkret auseinandergenommen, und alternative Formulierungen angeboten, unter anderem bei einer Story von "Cadia" (Titel fällt mir im Moment nicht ein).
Und was ist passiert??? Er bekam die üblichen Reaktionen: "Nörgler", "Psaeudokritiker", etc...
Sehr unpassend, wie ich finde.
Und "AJ" hat diese Dinge nicht nur bei Stories von "Cadia" gemacht, sondern auch bei anderen.

Und ich habe ebenfalls schon öfters konkrete Textkritik betrieben.

- "Kojote", was erwartest du hier eigentlich????
Detaillierte Textkritik mit wissenschaftlichem Instrumentarium???
Hey, das kann man in Kommentaren gelegentlich andeuten.
Ausführlichkeit würde den Rahmen sprengen. Den zeitlichen Rahmen, und den Platzrahmen des "PCB."
Das müsste man dann anders machen. In längeren PMs, beispielsweise.

- "Kojote", was erwartest du eigentlich von dir selbst??? Welche Ambitionen hast du???
Möchtest du Texte schreiben, die belletristisch erfolgreich werden??
Die ein Niveau erreichen, das von der Fachwelt als gut genug anerkannt wird???
Dann bist du bei LIT nur bedingt am richtigen Platz (obwohl du das Glück hast, hier Leuten wie mir, "AJ", "Andy43" und "Popping Tom" zu begegnen! *lach*).
Hast du diesen Ehrgeiz, dann schick deine Sachen doch an Verlage und ihre Lektoren.
Da wirst du dann schon das entsprechende "Feedback" erhalten.

Ich würde dir aber raten, Lektoren nicht allzu oft zu sagen, ihre Textkritik und Textkritik im allgemeinen sei hauptsächlich subjektiv.
Das könnte deine Verweildauer im Zimmer der Lektoren eventuell erheblich verkürzen. *lach*
Professionelle Lektoren sind noch empfindlicher als Hobbyautoren. *smile*

lg
"Rosi"
 
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So, nach Ausflügen zu Randthemen sollten wir mal wieder zu nem LIT-Kernthema zurückkehren; beispielsweise Literatur.

@Qualität und (Verkaufs)Erfolg.

Zu Qualitätskriterien und ihrem Verhältnis zum Publikumserfolg hat ja "PoppingTom" schon einiges kluges gesagt.
Aber auch "Kojote" liegt nicht ganz falsch mit seiner Anmerkung, dass Publikumserfolg nicht automatisch bedeuten muss, dass etwas eine mindere Qualität hat.
Man muss sich aber auch vor dem Umkehrschluß hüten: Publikumserfolg = Qualität.

Die Verkaufszahlen von CHARLOTTE ROCHEs "Feuchtgebiete" können eines Tages von mir aus die Bibel übertreffen-- es bleibt trotzdem Schrott!
Und das ist keine Geschmacksfrage!

Es gibt aber auch den umgekehrten Fall: Eine gewisse Klientel betrachtet den Publikumserfolg als Stigma.
Dazu gehört beispielsweise das famose Nobelpreiskomittee in Stockholm.
So schrieb JOHN UPDIKE über Jahrzehnte grosse Literatur ("Ehepaare", die "Rabbitt"-Romane, etc..) und hatte damit bei Kritikern UND Publikum grossen Erfolg--- was dazu führte, dass das Nobelpreiskomittee ihm standhaft den Literaturnobelpreis vorenthielt, solange, bis er das Zeitliche gesegnet hatte.
Er bekam ihn natürlich auch nicht posthum.

Genauso wird Stockholm wohl auch mit PHILIP ROTH und HARUKI MURAKAMI verfahren, die beide diesen Preis auch schon längst verdient hätten.
Aber beide begehen die "Sünde", dass sie nicht nur in Fachkreisen, sondern auch beim Publikum grossen kommerziellen Erfolg haben.

Lieber zeichnet Stockholm irgendeinen skandinavischen Hinterwald-Lyriker aus, den kein Mensch kennt. *lach*
 
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@Warum wir lesen.

Man kann damit die Zeit totschlagen, man kann sich zerstreuen....

Man kann aber auch lesen, um sich selbst näher zu kommen, um etwas zu finden, "das uns uns selbst näher bringt." (Samuel Johnson).
Wir sollten "lesen, nicht um zu widersprechen und zu widerlegen, noch um zu glauben und für selbstverständlich zu nehmen,..., sondern um abzuwägen und zu BETRACHTEN." (Samuel Johnson)

Wie wenig von dieser gelassenen kontemplativen Haltung ("betrachten") findet man oft hier bei LIT in den "Diskussionen" und im PCB.
Stattdessen ein Schaulaufen der Eitelkeiten und Überempfindlichkeiten von Hobbyautoren, die grade mal nen einigermassen halbwegs anständigen Plot zuwege bringen! Wenn der Leser Glück hat. Die meisten schaffen nicht einmal das. Nen halbwegs anständigen Plot, meine ich.

So gab es vor 2 Tagen im PCB bei der Story "Glückskeks 03" von "Andy43" den empörten Einwurf von "Oskar12", wir "anspruchsvollen Kritiker" sollten unser Tun überdenken.
Das tun wir. Wir bewerten Texte. That`s all.
Und wer nichts liefert ausser banaler Fickerei, der muss eben damit leben, dass manche Kommentatoren sagten: "Billig", "gewöhnlich", etc...
Wenn er damit nicht leben kann und/oder will, dann soll er hier nix publizieren oder seine Kommenentarfunktion blockieren

Was das lesen sein kann, dem empfehle ich Hermann Hesses berühmten kurzen Aufsatz "Über das Lesen" (Ist im Netz komplett abrufbar).
 
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@Literatur

Niemand der grossen Autoren beispielsweise des 20. Jahrhunderts (Joyce, Faulkner) ist angetreten, um dem Rest des Literaturbetriebs zu zeigen, wie man "richtig" schreibt!
Diese Leute glaubten einfach, etwas zu sagen zu haben und sie haben dafür eine neue Form gefunden (bsp.: Faulkner)
Sie hatten etwas interessantes zu erzählen, und fast "nebenbei" haben sie eine neue Form dafür entwickelt!
Und das ist das Problem der meisten LIT-"Autoren": Sie haben nix interessantes zu erzählen!-- Und beschweren sich dann noch, wenn man diesen Umstand kritisiert! (Ganz vorne: Der unselige "KrystanX" und seine "Auszubildende von hinten" und ähnliche Machwerke dieses "Autors!"
 
@Der amerikanische Süden

"Kojote" hat hier in einem Posting gefragt, warum ist komplex erzählt gleich besser?
Ich werde ihm diese Frage in Kürze beantworten, indem ich 2 Autoren gegenüberstelle, die dasselbe Thema behandeln: Den amerikanischen Süden.
Ich wähle dafür Margaret Mitchells "Vom Winde verweht" und die 3 grossen Romane von WILLIAM FAULKNER über dasselbe Thema ("Schall und Wahn", "Als ich im sterben lag", "Licht im August")

Vielleicht wird einem "Kojote"dann klar, wie wichtig die FORM, die SPRACHE, das HANDWERK beim schreiben ist???

Margaret Mitchell hat mit "Gone with the wind" einen wunderbaren Roman geschrieben -- aber wie weit weg von der Klasse FAULKNERs...
 
@Kojote (Betrifft: P 46)

- Zur Kritik an "Auden James"

Ihm wird immer wieder vorgehalten, er würde immer nur niedermachen, aber selbst keine Beispiele liefern, wie es stattdessen besser geht.
Das ist falsch, und man müsste nur die Links von "AJ" anklicken, die er in seinem P 41 hier angibt.

Ich nehme als Beispiel "Übers Schreiben: Notiz #17"
Dort macht er an einem langen Satz (Dem "Hochzeitskleid-Satz") deutlich, was er an diesem Satz für nicht gelungen hält.
Das Nichtgelungene (zuviele Adverbien/Adjektive) hebt er rot hervor.
Er diagnostiziert dem Satz ein "adverbiell-adjektivistisches Überlastungssyndrom."
Jetzt kann man sich an der Begrifflichkeit "adverbiell-adjektivistisches Überlastungssyndrom" stören-- aber fachlich ist "AJs" Diagnose richtig.
Er zeigt, wie der Satz ohne diese Überlastung aussehen würde, und erklärt, warum der Satz ohne diese Überlastung besser wäre.
Zu deutsch: "Auden" betreibt hier eindeutig TEXTKRITIK!
Er tut also genau das, was "Kojote" von ihm verlangt.

(Der Satz mit dem "Hochzeitskleid" ist nur 1 Beispiel von vielen, die man alleine im P 1 des besagten Threads findet)
 
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@Kojote (sein P 48)

Es geht dir hier bei LIT nicht um Textkritik?
Ne etwas befremdliche Einstellung für ein Forum, dessen Kern fiktionale Texte sind.

Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann hättest du von "Auden" (und anderen) gerne Beispiele, wie du DEINE EIGENEN TEXTE besser schreiben könntest???

Nun, wenn ich das richtig sehe, dann hat "Auden James" dir sogar nen eigenen Thread gewidmet? "Kojote: Geschichten schreiben: Ja. Aber wie?" (Link hier zu finden u.a. im P 41)

Dort lässt sich "AJ" zwar nicht konkret über nen Text von dir aus, sagt aber vieles darüber, wie man ne Story konzipieren kann.
Ich finde, diese Ausführungen sind für jeden hilfreich.
Okay, er fasst das Ganze in Formeln. Er verwendet dazu Elemente der formalen Logik, um seinen Standpunkt darzustellen.
Das mag gewöhnungsbedürftig sein, ist aber recht leicht zu verstehen, wenn man sich ein wenig mit "AJs" Ausführungen auseinandersetzt.
 
@Kojote

Womit die Frage beantwortet wäre: Du hörst tatsächlich nicht zu.



Du hast recht. Ich sollte eine Lanze demontieren und mir andere Betätigungsfelder suchen. Mir fehlen Geduld und Qualifikation gewisse Dinge gewissen Leuten begreiflich zu machen. Vor allem, wenn die nicht begreifen wollen... :rolleyes:

Dein "Womit die Frage beantwortet wäre: Du hörst tatsächlich nicht zu" bezieht sich auf mein P 49: "Es geht dir hier bei LIT nicht um Texktkritik?"
Du zitierst selektiv. Du schneidest selektiv aus.
Ein Paradebeispiel dafür, warum "Fullquotes" weiterhin ihre Berechtigung haben!
Meinem Satz folgt ein weiterer wichtiger Satz, der damit in Zusammenhang steht: In meinem P 49 schreibe ich desweiteren: "Ne etwas seltsame Einstellung für ein Forum, dessen Kern fiktionale Texte sind."

Womit bewiesen wäre, dass du nur liest, was dir in den Kram passt!

Du forderst immer wieder, (LIT)Textkritik müsste darin bestehen, den Autoren an konkreten Beispielen zu zeigen, wie sie es besser machen könnten.
Ein weit verbreiteter Irrtum über das Wesen der Literaturkritik ("Literaturkritik" hier im weitesten Sinne verstanden als Kritik, die sich auf alle fiktionalen Texte bezieht).
Du verwechselt die Aufgabe von LEKTOREN mit denen von KRITIKERN.
Es ist nicht die Aufgabe eines Kritikers, dem Autor die Story komplett oder auch nur teilweise umzuschreiben.
Genausowenig wie es die Aufgabe eines Musikkritikers ist, der ein Popalbum kritisiert, nem mittelmässigen Gittaristen beizubringen, wie er besser spielt oder wie die Band vielleicht ein besseres Album machen könnte.
 
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@KrystanX

Ich glaube Kojote, dies ist ein verbreitetes Problem. Es fehlt den Leuten eben an Kojotenohren. So bekommen sie nur mit, was sie selbst sagen. Sie lesen vielleicht noch die Texte, aber sobald es ums Verstehen geht, dann wird alles, was ihnen nicht passt einfach ausgeblendet.

Ich glaube das ist ein allgemeines Problem der hiesigen Edelkritiker, die nur zu gerne die Welt an ihrem angelesenen Wissen teilhaben lassen. Aber hey, es ist ihre Art um Aufmerksamkeit zu betteln. Manche schreiben eben bevorzugt eigene Werke, andere verreißen eben bevorzugt die Werke andere, um sich damit wichtig zu machen.

Ach so, wir "Edelkritiker" (den Ausdruck gebrauchst du-- nicht "Auden" und ich), wollen die Welt nur an unserem "angelesenen Wissen" teilhaben lassen?"
Und dein Wissen, "KrystanX?" Ist das nicht angelesen? Dein Wissen ist wohl vom Himmel gefallen? Du hattest offenbar ne nächtliche Erleuchtung? Ne Wissensoffenbarung?

Mit unserer Art zu kommentieren betteln wir in Wahrheit um Aufmerksamkeit???
Also banaler gehts wirklich nicht mehr.
Das wäre ebenso als würde ich behaupten, du stellst deine Zeichnungen-- die wirklich sehr gut sind--- hier nur ein, um Aufmerksamkeit zu bekommen.

Du, "KrystanX" tust genau das, was du anderen vorhältst: Du hörst nicht zu. Du teilst die Welt in gut und böse ein.
Sobald es ums VESTEHEN geht, würden wir alles ausblenden, was uns nicht in den Kram passt???
Lustig! "KrystanX", du sprichst von dir selbst!
Dein Posting beweist, dass du nicht im geringsten verstehst, um was es uns ("Auden", "Andy43" und mir) geht, und dich offensichtlich noch nicht einmal darum bemühst
Das ist klassische Projektion.
Du liest nur, was dir in den Kram passt, und interpretierst alles so, dass es in dein Schema passt, unabhängig vom Wahrheitsgehalt der Aussage.
Dass es in dein Bild von "Auden" und mir passt. Dass es in das Bild passt, dass du dir von den "Edelkritikern" gemacht hast!
Mit dem, was wir tatsächlich schreiben, hat das nicht viel zu tun.

Geh doch einfach mal davon aus, dass es Leute gibt, die Spaß an gut geschriebenen Texten haben, die Spaß haben an der Beschäftigung mit Literatur.
Und die über diese Materie ihr Wissen gerne weitergeben. Und denen es darum geht, diesen Spaß an der Materie Literatur weiterzugeben.
Zu versuchen, das Interesse an guter Literatur zu wecken.

Wenn man sich darauf zurückzieht, dass dies hier ja nur ein Spaß-Forum ist und man zum Hobby schreibt, und es ne Frage des Geschmacks ist, ob jemandem ne Story gefällt oder nicht: Okay.
Dann erwarte man mit dieser Einstellung aber bitte keine seriöse Besprechung seiner Stories.

Ach so, "KrystanX:" Ich habs in nem früheren P hier gesagt, dass ich von Literatur hier NICHT von einem Bildungsunternehmen spreche....was dich natürlich nicht davon abhält, mir Profilierung zu unterstellen--- wie gesagt: Du liest nur, was du lesen willst.
Geh davon aus, dass ich selbstbewusst genug bin, um mein Wissen in bestimmten Gebieten einschätzen zu können. Geh weiterhin davon aus, dass mein Selbstwertgefühl nicht davon abhängt, wieviel Beifall ich hier bei LIT bekomme.
Für ne ernsthafte Auseinandersetzung über das Thema Literatur hab ich andere Bezugspunkte.
Dafür brauche ich nicht LIT.
Aber auch bei LIT gibt es glücklicherweise immer noch einige wenige, die meine positiven Intentionen verstehen, wenn ich bekannte Autoren der Weltliteratur hier erwähne, um etwas zu verdeutlichen.
"Andy43" beispielsweise versteht es.
 
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