KI & Co.

Coolflame

Virgin
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Nov 29, 2006
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Mir ist bewusst, dass dieses Thema in diverser Form bereits in vielen anderen Threads thematisiert wurde. Bei den meisten scheint mir die vorherrschende Meinung eher abwertend bis komplett negativ zu sein. Und bis vor gar nicht allzu langer Zeit wäre auch ich tendenziell negativ eingestellt gewesen.

Die Argumente dafür sind naheliegend: die Vorstellung, eine "Maschine" einfach Text produzieren zu lassen hat nichts mit dem klassischen Zugang zum kreativen Prozess zu tun. Dies basiert aber weitgehend (etwas vereinfacht ausgedrückt) auf der Vorstellung, dass die Erstellung nach dem Schema "Hey KI, erstelle mir einen Text mit folgendem Inhalt" abläuft.

Ich habe in anderen Bereichen vermehrt Kontakt zum Thema KI und habe mich in letzter Zeit einmal mit etwas Ehrgeiz (und Interesse) dem Thema etwas anders genähert - und zwar mit der Frage, ob es möglich sein kann, die technischen Möglichkeiten so zu "justieren", dass mit einem gewissen Aufwand sowohl Stil als auch Inhalt ohne nennenswerten Kontrollverlust in "Content" umgewandelt werden können.

Mittlerweile bin ich ziemlich überrascht, wie weit ich das mit "ja" beantworten kann. Ich habe ein paar Beispiele produzieren können, die sehr genau das treffen, was ich sonst selbst geschrieben hätte, ohne den Zeitaufwand betreiben zu können. Bei einigen Arbeitstiteln würde ich sagen, dass der Inhalt locker mit den oberen 5%-10% der Titel im Lit-Katalog mithalten kann. Dafür habe ich einigen Initialaufwand betrieben und konfiguriert, optimiert, getestet, den eigenen Stil beschrieben und so weiter - allerdings gibt es jetzt eine Basis, wo es echt Spass macht...

Mit ist vollkommen klar, dass sich an dem Thema die Geister scheiden werden. Vermutlich würden die meisten Autoren so einen Ansatz kategorisch ausschliessen, was ich komplett verstehe. Andererseits glaube ich mittlerweile, dass dies möglicherweise grossartige Chancen komplett brach liegen lässt und wahrscheinlich auch einen Aspekt vernachlässigt: Was wollen die Leser eigentlich? Möchten sie hochwertigen Content, dessen Inhalt ihnen gefällt und der sie unterhält oder inspiriert? Wahrscheinlich ja - aber wie viele davon würden sich nicht mehr unterhalten fühlen, wenn der kreative Weg dorthin einfach anders stattgefunden hat? Ein etwas hinkender (und hier bewusst provokativ von mir benutzter) Vergleich wäre allenfalls eine Art dogmatische Einstellung a la "Diese Musik via Streaming ist nichts für mich, ich brauche eine CD in der Hand."

Und wie gesagt: ich rede nicht (!!) von einer Art generischen, anonymen Massenproduktion via Maschine nach Schema F, sondern von etwas - aus meiner Sicht - völlig anderem.

Dies würde ich gern einmal zur Diskussion stellen - und ich freue mich über alle Inputs, obwohl ich weiss, dass die Tendenz vermutlich negativ ausfallen wird.

Umso mehr wäre es natürlich interessant, einen Austausch mit Leuten zu etablieren, die dem Thema offen gegenüberstehen, oder die vielleicht sogar Interesse an Ideen zu einer Art Gemeinschaftsprojekt ausloten wollen ...

Ich bin gespannt.
 
Ich würde mich gerne an einer differenzierten Antwort versuchen und würde gern aus mehreren Perspektiven anknüpfen:

Einerseits kann ich die Haltung vieler Kunstschaffender gut nachvollziehen: Wer über Jahre Stil, Rhythmus, Figurenzeichnung und innere Logik eines Textes kultiviert hat, für den fühlt sich der Einsatz von KI schnell wie eine Entwertung des Handwerks an, vor allem, wenn Charaktere eben nicht „erfunden“, sondern entwickelt wurden. Zeit, Mühe und Herzblut stehen dann im Raum.

Andererseits: Pandoras Box ist offen. Die Diskussion hat sich längst verschoben von ob zu wie man KI nutzt. Und da wird es spannend.

Ein Vergleich aus der Kunstgeschichte: Als die Fotografie aufkam, wurde auch sie zunächst als „mechanisch“ und unkünstlerisch abgetan. Der Vorwurf: gleichförmige Ergebnisse, kein subjektiver Ausdruck. Und doch hat sich die Fotografie als eigene Kunstform etabliert, die Malerei verschwand nicht, sondern entwickelte sich weiter. Auch heute leben beide nebeneinander, jedes mit eigenem Anspruch und Publikum. Die Digitalkamera hat den Beruf des Fotografen auch nicht überflüssig gemacht, sie hat ihn nur verändert. Ebenso das Smartphone.

Ich denke, Ähnliches steht dem Schreiben bevor. LLMs sind Werkzeuge. Wie der Buchdruck, die Schreibmaschine oder das Textverarbeitungsprogramm zuvor. Ob sie flach oder faszinierend eingesetzt werden, hängt nicht von der Maschine ab, sondern vom Menschen der es nutzt.

Und vielleicht helfen sie sogar, eine neue Vielfalt zu ermöglichen: Menschen mit guten Ideen, aber sprachlicher Hürde, etwa bei Dyslexie, Legasthenie oder oder Nicht-Muttersprachler, könnten damit erzählerisch anschlussfähig werden. Die Tools wären dann kein Ersatz für Talent, aber ein Brückenbauer für Ausdruck.

Aber nur, wenn man es ernst nimmt. Niemand will in 5 Minuten dahingerotzte Wichsphantasien lesen.
Wer mit KI arbeitet, sollte es bewusst tun, nicht als Knopfdruck, sondern als Instrument. Und dazu gehört eben auch die Überarbeitung, das Nachschärfen, die eigene Stimme finden, und allem voran: eine Idee haben. Und ja, auch ein Lektorat. Einige Texte hier, ob KI oder nicht, könnten das wirklich gut gebrauchen. 😉

Im Gegensatz zu den Clowns vom "Verein Deutsche Sprache" (sorry, aber irgendwer muss es sagen) stehen die meisten Linguist:innen, die ich im Studium erlebt habe (vor und hinter dem Pult), dem Sprachwandel erstaunlich entspannt gegenüber. Sprache lebt, verändert sich, nimmt neue Register und Techniken auf, das ist kein Verfall, sondern Normalität.

Wie sich das Verhältnis von Textproduktion, Autorschaft und Ausdruck durch LLMs verändert, wird sich zeigen. Ich weiß allerdings noch nicht, wie die akademische Sprachwissenschaft zur KI-Nutzung steht, dafür ist mein Studium zu lange her. Das dürfte in den nächsten Jahren ein spannendes Feld werden.
 
Ich habe ein paar Beispiele produzieren können, die sehr genau das treffen, was ich sonst selbst geschrieben hätte, ohne den Zeitaufwand betreiben zu können.

Mit diesem Satz bringst du nach meiner Meinung die Sache auf den Punkt. Dazu passt auch das Beispiel, das die andere Dame mit der Fotografie gebracht hat. Es kommt auf das Ergebnis an. Die KI (ich nutze KI jetzt mal als Sammelbegriff für die Technologie) liest sich ja nicht selbst und erfreut sich daran, sondern, was den literarischen Output angeht und im Kontext mit Erotikgeschichten, sondern es sind menschliche Leser.

Wendet man einen KI-Checker auf einen Text an, so bewertet der auch nicht die Geschichte selbst, sondern analysiert, ob bestimmte KI'smen im Text vorkommen und so einen Anhaltspunkt dafür liefern, wie der Text zustande kam.

Du schreibst, das ein gewisser Prozentsatz gut war. Also hast du eine Auswahl getroffen, da ein weitaus größerer Anteil des generierten Textes wohl einfach Schrott war. Da ist also immer noch eine menschliche, intellektuelle Leistung dahinter. KI kann ein Werkzeug sein, das Autoren hilft, nicht den Autor ersetzt. Mal davon abgesehen kann man KI ja auch verschieden anwenden, und zwar über das Generieren von Prosa hinaus. So kann man KI nutzen, um einen geschriebenen Text zusammenzufassen, auf Schwachstellen zu analysieren, um logische Fehler zu entdecken oder schlicht, um Details (KI: was hatte mein Protagonist in Kapitel XYZ doch gleich nochmal als Unterwäsche an?) überprüfen, ohne Textmassen nochmal lesen zu müssen.
 
Hallo zusammen,

also zuerst einmal: das Feedback bis dahin ist tatsächlich wesentlich besser (im Sinne von dogmatisch vorbelastet) als ich insgeheim befürchtet habe. Chapeau und danke!

Das mit dem Prozentsatz muss ich vermutlich konkretisieren, da ich mich da vermutlich etwas unglücklich ausgedrückt habe. Das Ganze war ein Prozess, aber der bis jetzt letzte "Durchlauf" hat etwas produziert, was meiner Ansicht nach in den oberen 10% des Contents hier auf Literotica mitspielt. Ich selbst bin ja, wie erwähnt, positiv an die Sache herangegangen, aber selbst mit dem Mindset habe ich das Potential doch klar unterschätzt.

Stichwort "Prozess": ich habe nicht so ganz wenig Aufwand in ein Setup investiert, welches einen kreativen Zugang ermöglicht. Man sollte es sich nicht so vorstellen, dass man etwas eingibt und dann die Maschine produzieren lässt. Es funktioniert eher iterativ Abschnitt für Abschnitt, mit guten Möglichkeiten zur Justierung und Steuerung. Mittlerweile gefällt mir sogar der verschobene Fokus: man kann sich sehr auf den Plot und die wesentlichen Dinge konzentrieren und dann dabei zusehen, wie der eigentliche Content entsteht, Stück für Stück. Die klischeehafte Annahme, man wirft der KI etwas vor und erhält dann magically etwas Sinnvolles trifft definitiv nicht zu - dort landet man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit irgendwo, aber nicht da wo man ankommen wollte, sowohl stilistisch als auch inhaltlich. Im schlimmsten Fall produziert man ein "shit in / shit out" Szenario.

Falls jemand Interesse an Details hat: jederzeit gern.

Ohne das jetzt konkret durchdacht zu haben stehe ich momentan auf dem Standpunkt, dass das Potential (bezogen auf den Bereich des Erstellens von "Content") die Gefahren eindeutig überwiegt. Wenn sich hier mehrere "kreative Köpfe" mit all ihren guten und diversen Ideen finden würden könnte man tatsächlich grosse Dinge erreichen. Aber es ist ja noch früh am Morgen ... vielleicht geht es gerade etwas durch mit mir ;-)
 
Die klischeehafte Annahme, man wirft der KI etwas vor und erhält dann magically etwas Sinnvolles trifft definitiv nicht zu - dort landet man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit irgendwo, aber nicht da wo man ankommen wollte, sowohl stilistisch als auch inhaltlich. Im schlimmsten Fall produziert man ein "shit in / shit out" Szenario.

Die Annahme hat auch niemand geäußert. Ich finde, partiell kommt sehr wohl schon eine Menge Verwertbares mit KI heraus. Wie du richtig sagst, hängt das auch mit dem generierten Volumen zusammen. Kleine Passagen lassen sich ganz gut generieren und du hast das auch gut umschrieben, dass man sich so mehr auf den Plot fokussieren kann. Das würde ich so unterstreichen. Kommt man an einer Stelle nicht weiter, kann KI Vorschläge machen. Unter Umständen muss man mehrfach Textteile immer wieder neu generieren müssen, bis ein passendes Ergebnis zustande kommt. Zum Beispiel arbeitet NovelAI nach diesem Ansatz.

Allerdings kann KI auch auf Eingabe von einer groben Idee teils ganz interessante, längere Texte entwerfen. Die sind nicht fertig und haben ihre Schwächen. Aber es zeigt, welches Potential in der Technologie steckt und wohin die Reise noch hingehen kann. Ein Beispiel hier wäre DreampressAI.

Einschränkend möchte ich erwähnen, dass meine Aussagen sich auf Texte in englischer Sprache beziehen.
 
Nur als Ergänzung: ich habe keinem der Anwesenden so eine Aussage in den Mund gelegt, sondern nur aus meiner Erfahrung heraus ein sehr oft geäussertes Vorurteil erwähnt. Viele, die sonst nicht viel mit dem Thema zu tun haben benutzen KI wie eine Art "Google deluxe" - nach dem Motto "Ich werfe etwas hinein, und dann passiert der Rest von alleine".

Zu deiner Einschränkung: ich habe es mit etwas Ehrgeiz direkt auf Deutsch versucht und war positiv überrascht.

Deine Aussagen zum Potential unterschreibe ich - mit dem beschriebenen iterativen Ansatz funktioniert es bereits sehr gut.
 
Ich werfe mal eine konkrete Erfahrung in die Runde:

Ich arbeite gerade nebenher an einer englischen Adaption meiner ersten Geschichte (Hannahs Fänge) für ein US-amerikanisches Publikum. Als Experiment habe ich die Story in ein LLM geworfen, um gezielt Hinweise zu bekommen, welche Details kulturell vielleicht „zu deutsch“ wirken könnten.


Heraus kamen zunächst recht banale, aber auch interessante Hinweise:
– In den USA ist Matcha populärer als Chai Latte
– Der Vorname Jonas klingt für viele US-Leser eher ungewohnt oder "europäisch"
– Die Art, wie Figuren in meiner Geschichte frühstücken oder sprechen, wirkte stellenweise zu steif/formal


Über die Stilvorschläge die kommen denke ich noch stark nach, ob ich es jemals veröffentlichen werde weiß ich aber noch nicht :)
 
Exakt so etwas passt sehr gut zu meinen Eindrücken: es sind teilweise tatsächlich Details - allerdings muss man sich vor Augen führen, was du an Aufwand betreiben müsstest, um genau solche Infos auf dem "klassischen Weg" zu besorgen.

Richtig eingesetzt kann man sich das Ganze vielleicht als eine Art Co-Pilot vorstellen: man bleibt der Kapitän und hat die Verantwortung und letzte Entscheidungsgewalt, aber auf 90% des Weges reicht vielleicht ein guter Kontrollblick aus, um die Maschine auf Kurs zu halten.

Die Erfahrung mit den Stilvorschlägen habe ich auch gemacht - allerdings eher aus der Perspektive, wie man dem LLM seinen eigenen Stil sozusagen "anlernen" kann. Zu Beginn gab es noch kuriose Aussetzer, aber mittlerweile klappt es schon recht gut.
 
Zu deiner Einschränkung: ich habe es mit etwas Ehrgeiz direkt auf Deutsch versucht und war positiv überrascht.

Ja, hab ich auch und es geht sicherlich. Auf englisch stehen einem aber mehr LLMs zur Verfügung und ich habe den sicherlich subjektiven Eindruck, dass der generierte Text auf Englisch vielfältiger ist.

Ganz gut auf Deutsch sind Mistral, WizardLM und auch Deepseek.
 
Das Ganze war ein Prozess, aber der bis jetzt letzte "Durchlauf" hat etwas produziert, was meiner Ansicht nach in den oberen 10% des Contents hier auf Literotica mitspielt.
Kannst Du davon mal eine Leseprobe bereitstellen?
Bisher verläuft mir die Diskussion zu sehr auf der Metaebene.
Wenn es etwas Vorzeigbares gibt, dann her damit.
 
Ich habe mal einen englischen text von der AI überarbeiten lassen, wegen der Sprache. Danach hab ich das einm Menschen gezeigt. Er hat da sehr viele Änderungsvorschläge gehabt, die aus meiner Sicht zum größtenten Teil sinnvoll waren.

Ich würde da eher einem Menschen als der AI vertrauen.
 
Ich denke, dass viel von dem Gesagten, oder eigentlich alles, zutreffend ist. Der Einsatz von KI ist sicherlich kein "Teufelszeug". KI ermöglicht Autoren, die keinen Zugriff auf ein menschliches Lektorat haben - dessen Berechtigung im Übrigen ja auch niemand anzweifelt - eine kritische Überprüfung der eigenen Arbeit. Sie kann eine Hilfestellung für Autoren sein, die damit eine spezifische Schwäche überwinden wollen. Und sie eröffnet neue Möglichkeiten, kreativ zu werden. KI ist letztlich nur ein Werkzeug, wenn auch eins mit bisher ungekannten Fähigkeiten. Das abzulehnen macht wenig Sinn. Es kommt ja auch keiner auf die Idee, einen Maler dumm anzureden, weil er Pinsel oder einen Airbrush benutzt. Das sind auch nur Werkzeuge, und man ist kein besserer Maler, weil man sich darauf beschränkt, mit Kohle auf die Höhlenwand zu zechnen. Wer das anders sieht, kommt häufig aus einer ideologischen, freundlicher formuliert: dogmatischen Ecke.

Das Problem, dass die meisten mit KI haben, liegt für mich in der Transparenz. KI ermöglicht eher schwachen Autoren zu anderen, qualitativ stärkeren Autoren aufzuschließen, mit wenig Aufwand, und noch weniger Möglichkeiten, das belastbar nachzuweisen. Klar kommt da ein Bedrohungsgefühl auf, wird die Nutzung von KI als Betrug eingeordnet, und die ganze Sache mit verschiedenen Begründungen abgelehnt.

Letztlich stimmt mit Sicherheit: Der Geist ist aus der Flasche. Das wird kommen, ob es uns gefällt, oder nicht. Und was die Versuche, die Nutzung zu unterbinden auslösen, sehen wir auf Literotica am besten.
 
Das Problem, dass die meisten mit KI haben, liegt für mich in der Transparenz. KI ermöglicht eher schwachen Autoren zu anderen, qualitativ stärkeren Autoren aufzuschließen, mit wenig Aufwand, und noch weniger Möglichkeiten, das belastbar nachzuweisen. Klar kommt da ein Bedrohungsgefühl auf, wird die Nutzung von KI als Betrug eingeordnet, und die ganze Sache mit verschiedenen Begründungen abgelehnt.

Ich würde in Zweifel stellen, dass das so stimmt. Beim gegenwärtigen Stand der KI wird sie keinen Laien auf einen höheren Stand bringen. Die sogenannten Large Language Models können Wörter nach Wahrscheinlichkeiten aneinanderreihen, aber eben auch nicht mehr. Sie sind nicht wirklich intelligent. Man kann zu ChatGPT gehen, zu Deepseek oder Claude. Ohne eine wirklich intelligent, von Menschen komponierte Eingabe, wird nichts passieren. Es braucht immer noch den erfahrenen Erzähler, welcher der KI vorgibt, worüber sie schreiben soll. Und wie hier schon mehrfach berichtet wurde, klappt ohne großen Aufwand allenfalls das gut für einen Absatz oder eine Seite Text. Aber nicht für ein Buch, eine Novelle oder auch nur eine längere Geschichte. Alle Autoren, die sich mit KI beschäftigen, berichten, dass es ein tolles Hilfsmittel ist, aber eben doch kein Buch schreiben kann. Ich gebe zu, noch nicht. Das kann sich ändern.

Selbst jene, die mit KI erfolgreich arbeiten, die wissen, dass es eben nicht mit wenig Aufwand getan ist. Man muss die Arbeitsweise einer KI verstehen, ihre Grenzen kennen und viel probieren, bis annehmbare Ergebnisse herauskommen. Sie macht, im Augenblick, eben nicht aus schwachen Autoren starke. Starke Autoren können sie sicherlich so sinnvoll nutzen, dass ihr Output steigt.

Aber selbst wenn es anders wäre, würde es eher ein Segen sein, denn ein Fluch. Was spräche dagegen, wenn schwache Autoren mit wenig Aufwand mit Hilfe der KI tolle Geschichten generieren könnten? Es wäre im Gegenteil wunderbar, weil damit jeder seine eigene Fantasie passend bedienen könnte.

Es ist für mich auf den ersten Blick nicht nachvollziehbar, warum Literotica vermeintliche oder tatsächlich mit KI erzeugte Werke ablehnt. Die vielen Beispiele die hier genannt wurden, zeigen eigentlich, dass es eigentlich keinen Sinn macht. Ich glaube allerdings mittlerweile, dass Literotica verhindern will, dass die Seite mit generiertem Schund geflutet wird und dieser Müll dann die Leser abschreckt. Das dürfte die Motivation hinter dem KI-Bann sein. Aber das ist nur Spekulation.
 
Ich würde in Zweifel stellen, dass das so stimmt. Beim gegenwärtigen Stand der KI wird sie keinen Laien auf einen höheren Stand bringen. Die sogenannten Large Language Models können Wörter nach Wahrscheinlichkeiten aneinanderreihen, aber eben auch nicht mehr. Sie sind nicht wirklich intelligent. Man kann zu ChatGPT gehen, zu Deepseek oder Claude. Ohne eine wirklich intelligent, von Menschen komponierte Eingabe, wird nichts passieren. Es braucht immer noch den erfahrenen Erzähler, welcher der KI vorgibt, worüber sie schreiben soll. Und wie hier schon mehrfach berichtet wurde, klappt ohne großen Aufwand allenfalls das gut für einen Absatz oder eine Seite Text. Aber nicht für ein Buch, eine Novelle oder auch nur eine längere Geschichte. Alle Autoren, die sich mit KI beschäftigen, berichten, dass es ein tolles Hilfsmittel ist, aber eben doch kein Buch schreiben kann. Ich gebe zu, noch nicht. Das kann sich ändern.
Ja und nein. Wie gesagt, ich experimentiere momentan etwas intensiver mit der Thematik - vor allem aus Interesse an der Sache an sich. Meiner bisherigen Erfahrung nacht trifft die Beschreibung mit dem Aneinanderreihen von Wörtern bereits nicht mehr zu. Ja, es braucht ein durchaus aufwändiges Setup, aber ich behaupte, dass mein aktueller Stand bereits in der Lage ist, die Kontexte und Plots tatsächlich weitgehend zu "verstehen" - ich habe da einige Tests durchgeführt um das für mich zu bestätigen, und ich denke dass es tatsächlich der Fall ist.

Mit deinem zentralen Punkt hast du allerdings vollkommen Recht: ein Laie wird weitestgehend scheitern, weil man sehr genau und strukturiert definieren muss, was passieren soll. Wenn man es aber entsprechend fundiert angeht, schafft man auch grössere Geschichten sukzessive in erstaunlich kurzer Zeit.

Man muss die Arbeitsweise einer KI verstehen, ihre Grenzen kennen und viel probieren, bis annehmbare Ergebnisse herauskommen. Sie macht, im Augenblick, eben nicht aus schwachen Autoren starke. Starke Autoren können sie sicherlich so sinnvoll nutzen, dass ihr Output steigt.

Genau das ist es. Ich würde das noch ergänzen wollen - es disruptiert das klassische Profil des Autors insofern, dass man je nach gewähltem Ansatz allenfalls andere Skills braucht, es entsteht sozusagen eine Art neue Disziplin.

Und mit deinem zweiten zentralen Punkt hast du ebenso Recht: wenn man es aus der Perspektive des "Konsumenten" betrachtet ist es ja eigentlich eine gute Sache, wenn es mehr Wege zu mehr guten Content gibt.

Das mit dem KI-Bann könnte übrigens genau so sein, wie du vermutest - allerdings funktioniert da eine rein dogmatische Unterscheidung zwischen gut / "böse" langfristig nicht wirklich.
 
Nein, die KI versteht Plots nicht wirklich. Ich habe vor Kurzem mal versucht, ein textadventure RPG mit ChatGPT, Co-Pilot und Geminin zu spielen.

Alle haben hanebüchende Logik-Fehler produziert, Situationen vergessen oder falsch berücksichtigt und Charaktere verwechselt. Man hat selbst geschichtliche Ereignisse zeitlich vollkommen falsch eingebunden.

Die AI wird eine Kurzgeschichte produzieren können und dabei Allerweltsware liefern können aber selbst da würde ich nicht auf logische Stringenz wetten wollen.

ich denke auch, das de AI Texte wiedererkennt und nach Sprachmustern wieder zusammensetzt. Das ist sprachlich zumeist richtig - obwohl ich auch schon Worte gefunden habe, die es gar nicht gibt - aber inhaltlich mit vorsicht zu genießen.
 
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Ja und nein. Wie gesagt, ich experimentiere momentan etwas intensiver mit der Thematik - vor allem aus Interesse an der Sache an sich. Meiner bisherigen Erfahrung nacht trifft die Beschreibung mit dem Aneinanderreihen von Wörtern bereits nicht mehr zu. Ja, es braucht ein durchaus aufwändiges Setup, aber ich behaupte, dass mein aktueller Stand bereits in der Lage ist, die Kontexte und Plots tatsächlich weitgehend zu "verstehen" - ich habe da einige Tests durchgeführt um das für mich zu bestätigen, und ich denke dass es tatsächlich der Fall ist.

Ich denke, im Großen und Ganzen sind wir uns schon einig. Es ist sicherlich so, dass die Bewertung des Outputs einer KI sehr individuell ausfällt und auch davon abhängt, nach welchem Ansatz man arbeitet. Unter dem Strich gaben wir beide ja festgestellt, dass ein durchaus schreibgewandter Autor, der technisches Verständnis aufbringt und auch Lust dazu hat, sich mit KI auseinanderzusetzen, davon profitieren kann. Ein Muss ist es jedenfalls nicht. Wer lieber herkömmlich arbeitet, der kann das ja weiterhin tun.
 
Nein, die KI versteht Plots ncht wirklich. Ich habe vor Kurzem mal versucht, ein textadventure RPG mit ChatGPT, Co-Pilot und Geminin zu spielen.

Alle haben hanebüchende Logik-Fehler produziert, Situationen vergessen oder falsch berücksichtigt und Charaktere verwechselt. Man hat selbst geschichtliche Ereignisse zeitlich vollkommen falsch eingebunden.

Das habe ich zwar noch nicht versucht, würde hier aber als Punkt anfügen, dass man schon genau schauen muss, welchen Kontext-Größen eine KI verarbeiten kann und welche Stärken die jeweilige KI hat. Die unterschiedlichen LLMs sind ja nicht gleich und setzen unterschiedliche Schwerpunkte. Je größer der verarbeitbare Kontext ist, um so mehr kann sich eine KI auch "merken". Wie schon erwähnt, spielt auch die Sprache eine Rolle. In englischer Sprache sind eigentlich alle LLMs besser, als mit Deutsch. Aber Deepseek in der Version 3.1 ist auch auf Deutsch beeindruckend. Es kann zudem einen Kontext von rund 165000 Tokens verarbeiten. NovelAI, das sich als Rollenspiel-Tool vermarket, kann zum Beispiel nur 8192 Token verarbeiten. Das merkt man in der Anwendung sehr schnell.

In den Kontext, der zusätzlich zum Prompt verarbeitet wird, fällt der bisherige Text, im Falle eines Rollenspiels die bisherige Handlung, und die zusätzliche Information zu Charakteren, Handlungsorten und auch Gegenständen (im englischen oft als Lorebook bezeichnet). Wenn die Handlung bereits sehr umfangreich ist und die Zusatzinformationen im Lorebook ebenfalls sehr detailreich sind, dann erschöpft sich unter Umständen der maximal verarbeitbare Kontext sehr schnell und dann "vergisst" die KI auch Details.
 
Das ist klar bzw. habe ich da gelernt. Das Vergessen konnte ich eingrenzen bis stoppen, in dem der Spielstand dem Prompt vorab beigefügt wurde.
 
Der Geist ist aus der Flasche.
Hat mich jemand gerufen? 😁

Ich arbeite nun seit Anfang des Jahres recht intensiv mit ChatGPT. Es ist (für mich) ein äusserst nützliches, wertvolles Werkzeug. Ich spare sehr viel Zeit, was Recherche betrifft. Und ich lasse die KI als "Echtzeitlektor" mitwirken:

Ich schreibe einen Abschnitt und lege diesen dann ChatGPT zur Bewertung vor. Dadurch bekomme ich sofortigen Feedback - und manchmal zeigt mir die KI Aspekte (in meinem Text) auf, die ich selbst so gar nicht bedacht hatte - oder mir dessen einfach nicht bewusst war - vermutlich, weil ich sehr 'instinktiv' schreibe. Da ist eine Idee in meinem Kopf, ein Plot oder ein Gespräch, welches in eine bestimmte Richtung gehen oder ein benötigtes Ziel erreichen soll - und die Worte und Sätze entstehen dann auf 'organische' Weise in meinem Kopf.
Manchmal, bisher in eher seltenen Fällen, gelingt es der KI tatsächlich, die angestrebte Richtung des Plots vorwegzunehmen - aber es gelingt mir doch immer wieder, den von der KI erwarteten Mustern ein Schnippchen zu schlagen.
Die Worte und Sätze schreibe ich weiterhin alle selbst - auch wenn mir ChatGPT dann und wann gerne Mal eigene Formulierungsvorschläge macht. Sind diese Vorschläge tatsächlich sinnvoll, dann kann es durchaus sein, dass ich diese in meinen Text einflechte - aber nie wirklich 1:1 übernommen. Ich bleibe der Autor, denn ich entscheide.

Für mich fühlt es sich aktuell so an, als wäre LIT gerade in einer Zeit des Umbruchs: Man sucht hier noch immer nach dem richtigen Weg, dem richtigen Umgang mit dieser neuen Erscheinung. Was schlussendlich daraus wird, das wissen die Götter.

Ich masse mir auch nie an, zu erkennen, ob nun ein Text von einer KI geschrieben wurde oder nicht. Aber ich kann sagen, ob er mir gefällt oder nicht. Und sollte nicht schlussendlich das das Entscheidende sein?

LG

Djinn68
 
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