Die Bedeutung von Konflikten in erotischen Geschichten

Storydog2017

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Jul 30, 2017
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Nach dem ich längere Zeit hier nichts mehr geschrieben habe, komme ich heute mit einem Thema, von dem ich nicht weiß, ob es speziell hier schon mal diskutiert wurde.

Allgemein in der Literatur spielen Konflikte in die eine Hauptperson hineingezogen wird oder Hindernisse, die sich einer Hauptperson durch äußere oder innere Umstände ihr entgegenstellen ein wichtiges Element in Geschichten eine Rolle. Einerseits soll der Leser durch die Charakterzeichnung der Figur, aber auch deren Situation angesprochen werden. Der Leser "fiebert" mit einer Figur mit, ob sie ihr Ziel am Ende einer Geschichte erreicht.

Aber bei unseren Geschichten ist es so, es wird früher oder später geschnackselt. Warum der Hauptfigur, den Hauptfiguren Konflikte oder Hindernisse in den Weg schreiben? Weil es dann etwas spannender wird, auch wenn man weiß, in einer erotischen Geschichte muss zwangsläufig etwas mit Erotik und Sex, eventuell auch mit Liebe vorkommen. Damit es nicht so flach ist.

Wie baut man für unsere Art von Geschichten Konflikte oder Hindernisse ein?

Vielleicht spielt die Länge einer Geschichte eine Rolle?

Ein Beispiel, eine Idee, die ich habe.

Eine junge schöne Frau empfängt den ebenfalls jungen und sehr attraktiven Handwerker, den sie schon lange heimlich begehrt, weil es gerade etwas bei ihr zu reparieren gibt. Er war schon ein paar Mal bei ihr. Der hat schon längst gemerkt, dass seine Kundin auf ihn steht. Sie bietet ihm einen Drink an, und er sagt er hätte noch ein wenig Zeit, bevor er zum nächsten Kunden müsse. Aber er macht es ihr nicht leicht, er zieht sie mit frechen Kommentaren ein wenig auf. Beide diskutieren miteinander. Aber das Ganze hat eine unterschwellig aufgeladene erotische Spannung, weil unterbewusst gefallen sich beide schon sehr. Er testet ihre Grenzen aus, spielt mir ihr. Da sie irgendwie ihren Stolz hat, droht sie ihm, ihn rauszuwerfen, bevor er seinen Drink überhaupt schon ausgetrunken hat. Er antwortet selbstbewusst, dass er sowieso schon weiter zum nächsten Kunden müsste. Da bekommt sie Verlustangst ihr Ziel, nämlich seine Verführung, nicht zu erreichen und bittet ihn zu zeigen, wie er den Rollladen repariert hat, damit sie es beim nächsten Mal eventuell selbst machen könnte. Eng nebeneinander stehend, springt der erotische Funken doch noch über und es kommt zum Sex.

Was für ein Konflikt lag hier vor? Ein äußerer und ein innerer Konflikt? Äußerlich, dass sich der Handwerker eigentlich nicht mit der ebenfalls noch jungen, aber aus einer höheren sozialen Schicht stammenden Kundin, eigentlich nicht einlassen kann? Weil der Handwerker, der es mit der Kundin treibt ein Klischee für erotische Filmchen ist? Innerlich, der Handwerker leidet nicht unter Möglichkeiten an weiblicher Gesellschaft und muss nicht wahllos auf jedes weibliche Wesen, das ihn begehrt eingehen. Sie hat eine gewisse Bildung und soziale Stellung, dass sie sich von dem einfachen Burschen hochnehmen lassen muss. Aber beide begehren sich gegenseitig.

Das wäre für eine Kurzgeschichte sicher eine machbare Handlung.

Bei einer halbwegs längeren Geschichte, zum Beispiel bei mir in "Kirschenklauen und Badespaß", habe ich einen Konflikt eingebaut, in dem die weibliche Hauptfigur nach ein paar Treffen mit der männlichen Hauptfigur, dass er eine Phase hinter sich hat, in der er eine Reihe von unverbindlichen Affären hinter sich hat. Was sie erst mal abschreckt. Er reagiert ruhig und steht zu seiner Vergangenheit und mehr noch, er lässt sie ihn Ruhe, auch wenn er innerlich hofft, sie möge sich nicht von ihm abwenden. Es kam hier auch nur zu einer kurzen Diskussion. Hier also ein innerer Konflikt bei der weiblichen Hauptfigur, die selbst entscheiden muss, schenkt sie ihrer neuen Bekanntschaft das Vertrauen, das daraus mehr werden kann.

Würde mich interessieren, wie andere Autoren die Elemente Konflikte und Hindernisse in ihren Geschichten einbauen oder für die erzählerische Würze ihrer Handlung nutzen.
 
Aber bei unseren Geschichten ist es so, es wird früher oder später geschnackselt. Warum der Hauptfigur, den Hauptfiguren Konflikte oder Hindernisse in den Weg schreiben? Weil es dann etwas spannender wird, auch wenn man weiß, in einer erotischen Geschichte muss zwangsläufig etwas mit Erotik und Sex, eventuell auch mit Liebe vorkommen. Damit es nicht so flach ist.
Ja, meistens (in fast allen Kategorien) kommt es in den Geschichten zum Sex. Aber die Variationsmöglichkeiten bei der Erotik sind groß: Vom Kuss bis zum „Beackern“ aller erdenklichen Löcher ist alles möglich. Sehr wenige erotische Geschichten enthalten keinen Sex.

Und wozu Hindernisse und Konflikte? Weil das reale Leben Hindernisse und Konflikte mit sich bringt. Es ist normal, dass nicht alles reibungslos abläuft. Es steigert die Authentizität, wenn Charaktere keine oder zumindest nicht nur perfekte Eigenschaften haben und auch in der Story nicht alles reibungslos abläuft.

Wie baut man für unsere Art von Geschichten Konflikte oder Hindernisse ein?

Inspiration bietet das Leben.

Edit: Alles, was mit Emotionen zu tun hat, ist nicht einfach. Selbst wenn Gefühle auf ein Minimum reduziert werden, weil z.B. Sex als Dienstleistung gekauft wird oder keine (nicht unbedingt eine) romantische Liebesbeziehung gesucht wird, sondern eine Sexpartnerin oder einen Sexpartner für eine Nacht, kann sich so einiges an Schwierigkeiten ergeben.
 
Last edited:
Jede Liebeskomödie läuft gleich ab. Sie lernen sich kennen, finden sich sympathisch, sind auf bestem Wege, sich zu verlieben. Dann passiert etwas, was sie Abstand voneinander nehmen lässt. Und am Ende haben sie sich doch lieb. Man kann fast die Uhr danach stellen, wann die Stimmung in der Handlung kippt. Und jedes Mal frage ich mich: warum? Warum nicht einmal ohne den Konflikt?

Auf eine erotische Geschichte bezogen - der Bruder will die Schwester zum Sex überreden, die ziert sich und erbittet sich Bedenkzeit. Am nächsten Tag lässt sie ihn doch ran.
Ist das jetzt ein Konfikt oder ein Hindernis? Und ist das besser oder spannender, als wenn sie es sogleich getan hätten? Der Leser weiß doch, dass sie es miteinander treiben werden, ob nun heute oder morgen. Ist das nicht eher künstliche Spannung?

Es wird wahrscheinlich niemanden wundern, aber ich baue bewusst keine Konflikte oder Hindernisse ein. Zumindest denke ich mir nicht: "Hier muss ich jetzt mal bewusst bremsen." - wenn, dann mache ich das intuitiv.

swriter
 
Verbirgt sich hinter jeder erotischer Spannung nicht auch ein Konflikt? Geht es bei einem gegenseitigen Abtasten nicht um das Lösen eines Konflikts warum zwei Menschen nicht sofort miteinander ins Bett steigen? Hierbei kann es zum Beispiel um das Gewinnen von Vertrauen, also dem Abbau von Misstrauen dem anderen gegenüber gehen, oder wie in Deinem Beispiel, dem Überwinden von sozialen Grenzen. Selbst wenn sich zwei Personen begegnen und beide finden sich gegenseitig sofort sympatisch - Liebe auf den ersten Blick - werden sie in der Regel nicht sofort übereinander herfallen, sondern erst einmal sich gegenseitig abtasten, um sicher zu sein, dass der oder die andere einen wirklich mag und es nicht durch eine zu stürmische Annäherung zur Verletzung von Gefühlen kommt. Es sind in diesen Fallen doch innere Konflikte, die verarbeitet werden.
Eine andere Art von Konflikt gibt es wenn zwei oder mehr Personen um eine andere werben. In der klassische Dreiecksbeziehung geht es um das Lösen eines Konflikts.

Durch das Lösen dieser Konflikte entwickeln sich die Protagonisten weiter.

Wenn man Geschichten schreibt, in der Personen ohne irgendwelche Hemmungen spontan miteinander Sex haben und es nie um die Frage ja oder nein geht, dann hätte man in der Tat eine Geschichte ohne Konflikte. Aber es wäre keine Geschichte, die ich gerne lesen wollte, weil ich sie sterbenslangweilig fände.
 
Auf eine erotische Geschichte bezogen - der Bruder will die Schwester zum Sex überreden, die ziert sich und erbittet sich Bedenkzeit. Am nächsten Tag lässt sie ihn doch ran.
Ist das jetzt ein Konfikt oder ein Hindernis? Und ist das besser oder spannender, als wenn sie es sogleich getan hätten? Der Leser weiß doch, dass sie es miteinander treiben werden, ob nun heute oder morgen. Ist das nicht eher künstliche Spannung?
Ich finde als Leser sollte man nicht davon ausgehen müssen oder dürfen, dass die Protagonisten in jedem Fall spätestens am Ende Sex miteinander haben werden. Klar, die Wahrscheinlichkeit ist bei Erotikgeschichten natürlich ziemlich groß.
Aber wenn Bruder und Schwester sich so nahe kommen, dass die natürliche Abwehr gegen Sex unter Verwandten überwunden werden muss, möchte ich schon eine plausible Story aufgetischt bekommen.
 
Auf eine erotische Geschichte bezogen - der Bruder will die Schwester zum Sex überreden, die ziert sich und erbittet sich Bedenkzeit. Am nächsten Tag lässt sie ihn doch ran.
Da hast du doch deinen Konflikt: Die Schwester muss nachdenken und in dieser Bedenkzeit überwindet sie ihren inneren Konflikt.
Und: Oh! Überraschung – sie landen in der Kiste. --> genauso vorhersehbar wie alles andere.
Über diesen Denkprozess könnte man ein philosophisches Buch schreiben, oder übergeht es einfach und am nächsten Tag lässt sie ihn halt ran.

Für viele Leser ist es womöglich spannend, „wie“ das Paar zueinander findet.

Wirklich köstlich ist in diesem Zusammenhang diese Geschichte von McFly: Funkenmariechen
 
Aber wenn Bruder und Schwester sich so nahe kommen, dass die natürliche Abwehr gegen Sex unter Verwandten überwunden werden muss, möchte ich schon eine plausible Story aufgetischt bekommen.
Das ist doch der Punkt, oder? Plausibilität. Einen Konflikt, den man weglassen kann, ohne dass die Geschichte an Substanz verliert, sollte man auch weglassen. Selbst dann (siehe Bruder und Schwester), wenn im "normalen" Leben ein Konflikt zu erwarten wäre.

Auf das Beispiel bezogen: Wenn das Zögern der Schwester keine Konsequenzen hat und die beiden es dann doch miteinander treiben, braucht man ihn nicht zu beschreiben. Anders, wenn sich aus diesem Zögern später etwas ergibt, Gewissensbisse zum Beispiel, oder sie hat einer Freundin von der Versuchung erzählt und das fällt den beiden später auf die Füße. Meinetwegen auch, wenn der Akt wegen dieses Zögerns ganz besonders heiß ist. Ich finde, irgend etwas muss aus einem Konflikt folgen. Ansonsten bläht er eine Geschichte nur auf.

Leinen.
 
Es gibt auch sogenannte Feel good Stories, bei denen alle Beteiligten konfliktfrei Spaß haben.
Ein Date unter befreundeten Pärchen im Swingerklub könnte der Aufhänger sein.
Da geht es nur um die "Abarbeitung" der Genussszenen – kann auch schön sein, wenn man vor dem Drama der Realität fliehen möchte.
 
Auf eine erotische Geschichte bezogen - der Bruder will die Schwester zum Sex überreden, die ziert sich und erbittet sich Bedenkzeit. Am nächsten Tag lässt sie ihn doch ran.
Ist das jetzt ein Konfikt oder ein Hindernis? Und ist das besser oder spannender, als wenn sie es sogleich getan hätten? Der Leser weiß doch, dass sie es miteinander treiben werden, ob nun heute oder morgen. Ist das nicht eher künstliche Spannung?

Das ist das, was mich an den meisten „Familien“-Geschichten stört. Als wäre es das natürlichste der Welt das enge Blutsverwandte Sex miteinander haben wollen. Es kommt vor und wer sich intensiver (sachlich, nicht erotisch) mit dem Thema auseinandergesetzt hat, wird feststellen, dass i.d.R. keine „normalen“ Umstände zu Sex zwischen Geschwistern oder zwischen einem Elternteil und Sohn / Tochter geführt haben, sondern die Familie dysfunktional ist oder ein oder mehrere Beteiligte geistig zurückgeblieben sind. Das ist selbstverständlich vollkommen unerotisch. Aber so ist es häufiger. Zwischen Fantasie und Realität liegen Welten.
 
Das ist das, was mich an den meisten „Familien“-Geschichten stört. Als wäre es das natürlichste der Welt das enge Blutsverwandte Sex miteinander haben wollen. Es kommt vor und wer sich intensiver (sachlich, nicht erotisch) mit dem Thema auseinandergesetzt hat, wird feststellen, dass i.d.R. keine „normalen“ Umstände zu Sex zwischen Geschwistern oder zwischen einem Elternteil und Sohn / Tochter geführt haben, sondern die Familie dysfunktional ist oder ein oder mehrere Beteiligte geistig zurückgeblieben sind. Das ist selbstverständlich vollkommen unerotisch. Aber so ist es häufiger. Zwischen Fantasie und Realität liegen Welten.
Du wirst bei mir keine Geschichte finden, in der der Vater seine Tochter nackt aus der Dusche steigen sieht, er wird geil und bespringt sie. Ich versuche schon, eine Begründung anzuführen, warum es zu sexuellen Handlungen zwischen Familienangehörigen kommt. Hinterfragt man das kritisch, hält keine Herleitung der Prüfung stand. Würde der Vater seine volljährige Tochter im echten Leben bedrängen, würde sie sich zur Wehr setzen, ihm eine Ohrfeige verpassen, aus der Wohnung ausziehen, ihn anzeigen - aber nicht mit ihm vögeln.

Aber wer will das lesen? Gerade auf einer Sexgeschichtenseite?

Familiengeschichten funktionieren nur, wenn der Autor sich bemüht, das Geschehen nachvollziehbar zu begründen und wenn der Leser bereit ist, sich auf das Szenario einzulassen. Wenn der Leser von Anfang an im Hinterkopf an sexuellen Missbrauch denkt oder auf puren Realismus beharrt, wird er mit der Inzestfantasie nichts anfangen können.

Möglicherweise habe ich durch meine vorherige Aussage den Eindruck entstehen lassen, dass ich Zweifel, Gewissensbisse oder Zögern bei Familiengeschichten für überflüssig halte. Ich meinte eigentlich, dass ich Konflikte und Hindernisse nicht bewusst einbauen würde. Aber vielleicht mache ich das ja auch, habe das bisher aber nicht als Konflikt gesehen.

swriter
 
wieso landet diese Diskussion bei Inzest, frage ich mich gerade. Weil das Thema von einem großen Teil als Tabu / Stigma oder inakzebtabel betrachtet wird und sich von daher anbietet?

Das bringt mich dann doch mal dazu, darüber nachzudenken, wie ich das in "Die Tochter des Einhandlesers" (link) gemacht habe: der Vater will, die Tochter nicht. Sie nutzt das als Hebel, um ihm aus seinem Sumpf der Trägheit zu helfen und hat am Ende seine neue Freundin im Bett. Dabei habe ich mehrere Konflikte eingebaut: Vater/Tochter, Blicke in ihre Gedankenwelten, einen ONS und kurz angeschnitten dessen Konflikt mit seiner Freundin, als die das mitkriegt. Beim Schreiben machte ich mir nur Gedanken drum, wie ich es darstelle, dass die Geschichte ab und zu Spannung aufbaut um nicht langweilig zu werden und dabei in sich logisch ist (zumindest einigermaßen). Nicht zwingend muss das auch realistisch sein, aber bei 8 Mrd Menschen ist bestimmt für jeden was dabei. ;) Weitergehende Gedanken um die Bedeutung solcher Elemente habe ich mir gar nicht gemacht. Außer beim Titel...

Kurze Geschichten funktionieren auch ohne Konflikte oder einen Deep Dive in die Gedankenwelt der Protaginisten. "Feel Good" gefällt mir als Beschreibung gut :) Wie ich das auf 20 Seiten ausdehnen sollte, wüsste ich aber auch nicht. Irgendwann stehen die Beteiligten doch mal auf und wollen was anderes machen als sich selbst zu beackern und vielleicht noch was essen. Und ohne Ruhepause setzt auch irgendwann abrasiver Verschleiß ein. Spätestens dann taucht eine Nebenhandlung auf... 😆

Das ergibt sich doch irgendwie schon aus der ersten Idee einer Geschichte. Ist wie bei einer Unfallanalyse mit den fünf W's: Wer, Wo, Wann, Warum, Wie. Danach ist doch schon klar, ob es eine Feel-Good Story wird, oder ob da weitere Elemente benötigt werden und welche.

-> Myriam ist untervögelt und postet eine Anfrage fürs nächste Wochenende in ein Forum. Da brauchte es keine weitere Rahmenhandlung, ein Konflikt stört sogar.
-> Markus findet seine Jugendliebe als Obdachlose, holt sie zu sich und hat einige Jahre später sie, ihre Freundin und fünf Kinder. (link) Das ist ohne zusätzliche Beschreibungen/Handlungen nicht umsetzbar. Und ein Teil davon sind innere Konflikte.
-> eine Einbrecherin wird erwischt und bietet eine Nacht ohne Grenzen an, damit der Bewohner die Polizei nicht ruft. (link) Hier ist ein Konflikt (vielmehr eine kriminelle Handlung) der Aufhänger der Story.
 
Ich kann mich dem Gesagten nur anschließen: Lesen ist Zerstreuung, und wir brauchen Spannung , sonst verfehlt der Text sein Ziel. Konflikt ist eine Möglichkeit dazu. Was ich höchstens anfügen möchte: Im erotischen Bereich, wo es um das Zwischmenschliche geht, sind die meisten Konflikte zwischenmenschlicher Natur. Aber das muss nicht sein. Ich kann den Konflikt auch aus anderen Quellen beziehen: Eine spannende Rahmenhandlung, ein Krimi meinetwegen, Fantasy, Sci-Fi oder einfach sonst etwas spannendes. Dann kann der zwischenmenschliche Konflikt auch etwas in den Hintergrund treten.
 
Last edited:
wieso landet diese Diskussion bei Inzest, frage ich mich gerade. Weil das Thema von einem großen Teil als Tabu / Stigma oder inakzebtabel betrachtet wird und sich von daher anbietet?

Das Thema taucht das erste Mal in diesem Thread bei der zweiten Antwort (Post #3 von @swriter ) auf. Zufällig oder nicht? Bewusst oder unbewusst?

Weil das Thema von einem großen Teil als Tabu / Stigma oder inakzebtabel betrachtet wird und sich von daher anbietet?

In der Gesellschaft sicherlich, aber bei einem großen Teil der Leserschaft auf Literotica wäre ich mir nicht so sicher. Eine Loslösung von der Realität ist Voraussetzung wie in dem nachfolgenden Zitat auch erwähnt wird.

Familiengeschichten funktionieren nur, wenn der Autor sich bemüht, das Geschehen nachvollziehbar zu begründen und wenn der Leser bereit ist, sich auf das Szenario einzulassen. Wenn der Leser von Anfang an im Hinterkopf an sexuellen Missbrauch denkt oder auf puren Realismus beharrt, wird er mit der Inzestfantasie nichts anfangen können.

Wer sich von der Realität nicht lösen kann oder will, wird Inzest-Geschichten nicht mögen. Ich habe weder ein Problem damit, wenn sich jemand für „Familiengeschichten“ interessiert noch wenn jemand solche Geschichten nicht mag. Ich gehöre selbst zu denen, die Inzest-Geschichten nicht mögen. Als Thema eines Romans mit einem anderen als dem rein sexuellen Fokus wäre es für mich etwas anderes.
 
Ich kann mich dem Gesagten nur anschließen: Lesen ist Zerstreuung, und wir brauchen Spannung , sonst verfehlt der Text sein Ziel. Konflikt ist eine Möglichkeit dazu. Was ich höchstens anfügen möchte: Im erotischen Bereich, wo es um das Zwischmenschliche geht, sind die meisten Konflikte zwischenmenschlicher Natur. Aber das muss nicht sein. Ich kann den Konflikt auch aus anderen Quellen beziehen: Eine spannende Rahmenhandlung, ein Krimi meinetwegen, Fantasy, Sci-Fi oder einfach sonst etwas spannendes. Dann kann der zwischenmenschliche Konflikt auch etwas in den Hintergrund treten.
Sind meine Geschichten spannend? Vor dem Hintergrund, dass es am Ende immer mindestens eine Sexszene gibt?

Ich würde eher behaupten, dass die ein oder andere Geschichte ein Thema aufgreift, das noch nicht tausende Male von anderen beschrieben wurde. Ich würde hier eher von interessant sprechen.

Spannung verbinde ich immer mit einem Krimi oder einem Thriller. Zumindest bei einem Krimi möchte man wissen, wer der Mörder ist. Wenn ich eine Kurzgeschichte über zwei Freundinnen schreibe, dann ist da gar nichts spannend, es sei denn, da tauchen plötzlich noch fünf Weiber auf.
Warum schaut man sich Liebesfilme oder Komödien an? Die enden immer mit einem Happy-end. Wenn Spannung der maßgebliche Faktor wäre, könnte man sich die Filme direkt sparen.

Für mich ist der Begriff Spannung zu groß im Zusammenhang mit Sexgeschichten.

swriter
 
Ich würde diese Frage stellen:

Warum beenden Leser eine Geschichte, während sie andere abbrechen?

Hier kann es mehrere Gründe geben (warum abgebrochen wird):

. Miese Rechtschreibung
- schlimmer Schreibstil
. Langatmiger Einstieg
- zu wenig Sexszenen
- Sexszenen zu billig
- zu viel Sex, zu wenig Handlung
- Leser ist gekommen, Zweck der Lektüre wurde erfüllt

Oder brechen Leser die Lektüre ab, weil sie nicht spannend ist?

swriter
 
wieso landet diese Diskussion bei Inzest, frage ich mich gerade. Weil das Thema von einem großen Teil als Tabu / Stigma oder inakzebtabel betrachtet wird und sich von daher anbietet?
Dem Grunde nach macht es keinen Sinn, über Familengeschichten im Forum zu diskutieren, wenn man sieht, was die aktiven User so schreiben.
Weder die aktuellen, noch die User der letzten Jahre haben so gut wie nie Geschichten aus der Kategorie Inzest/Tabu geschrieben. Man kann die Namen durchgehen und landet nur bei wenigen, die sich um dieses Tabuthema bemühen. Warum ist das so, dass sich ausgerechnet diejenigen hier austauschen, die einen großen Bogen um das Thema machen?

Manchmal fühle ich mich hier im Forum wie ein Sonderling: ich schreibe Kurzgeschichten über Familiensex - gleich zwei Vorlieben, die ich exklusiv habe, und stehe damit auf weiter Flur alleine da. ;)

swriter
 
@swriter
Ich finde, es ist ein großer Unterschied, ob jemand ein Thema von sich aus anspricht oder sich an der Diskussion über ein Thema beteiligt. Ich habe das Thema „Inzest“ / „Familiengeschichten“ nicht angesprochen, habe aber auf Dein Beispiel
(siehe nachfolgendes Zitat) reagiert. Das ist legitim oder siehst Du das anders? Dürfen nur User, die selbst „Familiengeschichten“ schreiben oder gerne lesen, sich dazu äußern? Damit ich weiß wovon die Rede ist, habe ich einige „Familiengeschichten“ gelesen. Wie gesagt, mein Ding ist das nicht.
Auf eine erotische Geschichte bezogen - der Bruder will die Schwester zum Sex überreden, die ziert sich und erbittet sich Bedenkzeit. Am nächsten Tag lässt sie ihn doch ran.

Edit: Ich glaube, ich habe den Post (#16) von @swriter in den falschen Hals bekommen.
 
Last edited:
Warum beenden Leser eine Geschichte, während sie andere abbrechen?

Hier kann es mehrere Gründe geben (warum abgebrochen wird):

. Miese Rechtschreibung
- schlimmer Schreibstil
. Langatmiger Einstieg
- zu wenig Sexszenen
- Sexszenen zu billig
- zu viel Sex, zu wenig Handlung
- Leser ist gekommen, Zweck der Lektüre wurde erfüllt

Oder brechen Leser die Lektüre ab, weil sie nicht spannend ist?
Ich denke, die Gründe für einen Abbruch, wie auch für das Durchhalten bis zum Ende, sind vielschichtig. Zu den Gründen für das Durchhalten gehört die sexuelle Wirkung, fehlt diese, muss es zumindest spannend oder sonst interessant sein. Das reicht, aber wenn der indivuelle Fetisch oder die sexuelle Erwartung verfehlt wird, die Geschicht unglaublich schlecht geschrieben oder die Handlung abwegig ist, kommt es eben doch zum Abbruch.
 
Last edited:
Aber bei unseren Geschichten ist es so, es wird früher oder später geschnackselt. Warum der Hauptfigur, den Hauptfiguren Konflikte oder Hindernisse in den Weg schreiben? Weil es dann etwas spannender wird, auch wenn man weiß, in einer erotischen Geschichte muss zwangsläufig etwas mit Erotik und Sex, eventuell auch mit Liebe vorkommen. Damit es nicht so flach ist.
Der Grund, wieso "Konflikte oder Hindernisse" auch in solchen Geschichten, wie sie auf dieser Seite für gewöhnlich veröffentlicht werden, ihren festen Platz haben, liegt sogar noch tiefer: tatsächlich ist es nämlich die Forderung der Erotik selber, welche nach ebensolchen Konflikten oder Hindernissen verlangt! Siehe dazu das vielsagende Wort von Karl Kraus:
Erotik ist die Überwindung von Hindernissen.
Ohne Hindernisse also mangelt es auch an Erotik. Freilich, wenn man zwischen erotischen und pornographischen Geschichten unterscheiden wollte, so könnte man dies dergestalt tun, daß in letzteren auf ebensolche Hindernisse verzichtet werde, weshalb solcherlei Geschichten dann auch der Erotik ermangeln. Das vermöchte dann vielleicht auch Überlegungen wie die folgende zu erklären, welche das konstitutive Merkmal der Erotik nachgerade zurückweisen und leugnen:
Auf eine erotische Geschichte bezogen - der Bruder will die Schwester zum Sex überreden, die ziert sich und erbittet sich Bedenkzeit. Am nächsten Tag lässt sie ihn doch ran.
Ist das jetzt ein Konfikt oder ein Hindernis? Und ist das besser oder spannender, als wenn sie es sogleich getan hätten? Der Leser weiß doch, dass sie es miteinander treiben werden, ob nun heute oder morgen. Ist das nicht eher künstliche Spannung?

Es wird wahrscheinlich niemanden wundern, aber ich baue bewusst keine Konflikte oder Hindernisse ein.
Das mehr oder minder selbe fehlende Verständnis von Erotik mag auch der folgenden falschen Auffassung vom erotischen Schreiben zugrunde liegen:
Einen Konflikt, den man weglassen kann, ohne dass die Geschichte an Substanz verliert, sollte man auch weglassen. [...] Auf das Beispiel bezogen: Wenn das Zögern der Schwester keine Konsequenzen hat und die beiden es dann doch miteinander treiben, braucht man ihn nicht zu beschreiben. Anders, wenn sich aus diesem Zögern später etwas ergibt, Gewissensbisse zum Beispiel [...].
Die "Substanz" oder eben das, wie ich oben schrieb, konstitutive Merkmal einer erotischen Geschichte ist ja gerade ein "Konflikt" oder Hindernis, das überwunden wird! Es ist dafür nicht von Belang, ob der Konflikt oder das Hindernis "später etwas ergibt", wie z. B. "Gewissenbisse". Die Überwindung des Konflikts oder Hindernisses selbst ist es, was einer erotischen Geschichte sozusagen ihre "Substanz" (um in den Begriffen @Leinens zu reden) verleiht! Die Auffassung, daß man dies genausogut "weglassen" könne, wenn sich daraus nicht später in der Geschichte "Gewissensbisse" o. ä. ergeben, ist also völlig falsch.

Wie baut man für unsere Art von Geschichten Konflikte oder Hindernisse ein?

Vielleicht spielt die Länge einer Geschichte eine Rolle?
Ich weiß nicht, ob man auf diese Frage eine pauschale Antwort geben kann. Die naheliegende Vorgehensweise wäre, der Erfüllung des ersehnten Genusses gewisse – sinnbildliche – Steine in den Weg zu legen. Also nicht wie in den Beiträgen des @swriters auf (angeblich) "künstliche Spannung" zu verzichten und die Figuren gedanken- und widerstandslos übereinander herfallen zu lassen. Eine längere Geschichte böte natürlich die Gelegenheit für vertracktere Hindernisse, welche innerhalb eine Kurzgeschichte sich womöglich nicht glaubhaft überwinden ließen. Und wenn man eine Geschichte in der Rubrik "NonConsent/Reluctance" schreibt, so ist der Konflikt bzw. das Hindernis bereits in der Prämisse inbegriffen! Das könnte die Sache für Anfänger erleichtern, weil sie sich eben gar nicht erst groß den Kopf darüber zerbrechen müßten, wie genau sie denn nun "Konflikte oder Hindernisse" in ihre Geschichte einbauen könnten.
 
Es gibt auch sogenannte Feel good Stories, bei denen alle Beteiligten konfliktfrei Spaß haben.
Ein Date unter befreundeten Pärchen im Swingerklub könnte der Aufhänger sein.
Da geht es nur um die "Abarbeitung" der Genussszenen – kann auch schön sein, wenn man vor dem Drama der Realität fliehen möchte.
Es muss nicht alles unter „Konflikte“ oder „Hindernisse“ verbucht werden. Es gibt ja auch noch anderes, was spannend, interessant oder erregend sein kann. Beim Beispiel der beiden befreundeten Paare, die zum ersten Mal gemeinsam in den Swingerklub gehen oder sich daheim zum Partnertausch treffen, gäbe es genug, was die Stimmung sowohl in die positive als auch die negative Richtung kippen lassen kann, obwohl zunächst alle Hindernisse & Konflikte ausgeräumt worden sind. Die Paare haben sich verabredet, alle sind einverstanden, ggf. sind Regeln vereinbart worden (z.B. safer Sex, keine Gewalt o.ä.) trotzdem ist es nicht ohne Risiko und das erzeugt Erregung.

Zu den Risiken: Helga findet Kurt im Bett fürchterlich. Alfred (Helgas Mann) und Annette (Kurts Frau) verlieben sich. Kurt schämt sich, weil er das Gefühl hat Helga nicht befriedigt zu haben und glaubt sie würde sich über ihn lustig machen. Eine der Frauen wird beim Partnertausch schwanger, etc.

Oder alle haben einfach unglaublich viel Spaß beim Sex ohne dass es zu emotionalen oder anderweitigen Komplikationen kommt.
 
Für mich findet Sex nie im luftleeren Raum stand. Sondern ist in ein Leben eingebettet. Leben besteht eben aus Konflikten und Herausforderungen, die auch und gerade mit Gefühlen, Wünschen und Sehnsüchten zu tun haben. Deshalb ist mir wichtig in meinen ernsthafteren Geschichten Hintergründe einzubauen. Das ist bei kürzeren Geschichten meist nur schlaglichtartig möglich, Referenzen zu einer Vergangenheit, die das So-Sein und Handeln im Verlauf nicht vollständig erklären, aber nachvollziehbarer machen lassen.

Bei längeren, wie meinem aktuellen Roman, gibt es da schon ganz andere Möglichkeiten. Ich versuche eigene Erfahrungen abzubilden oder zu als Referenz zu nutzen und Menschen in einem Kontext darzustellen. Wenn ich an meine eigenen Erfahrungen mit Beziehungen, deren Beginn oder auch nur Kurzzeitgeschichten zurückdenke, gab es selten konfliktfreie Anfänge, oder frei von Herausforderungen und Hürden, die zunächst überwunden werden mussten.

Oder in andere Bereiche übergriffen, mit diesen überlappten. Starke Emotionen, Krankheit, Trauer, Tod, Verzweiflung, Trennungsschmerz. Aber auch Freude, Erfolg, Liebe, Erfüllung, Anerkennung. Vorerfahrungen, positive wie negative. Die Spannungsfelder, die sich daraus ergeben, die präsent sind, auch wenn die Aufmerksamkeit aktuell von der oder den Personen gebunden werden, mit denen eine wie auch immer geartete sexuelle Begegnung erfolgt.
 
Nach dem ich längere Zeit hier nichts mehr geschrieben habe, komme ich heute mit einem Thema, von dem ich nicht weiß, ob es speziell hier schon mal diskutiert wurde.

Allgemein in der Literatur spielen Konflikte in die eine Hauptperson hineingezogen wird oder Hindernisse, die sich einer Hauptperson durch äußere oder innere Umstände ihr entgegenstellen ein wichtiges Element in Geschichten eine Rolle. Einerseits soll der Leser durch die Charakterzeichnung der Figur, aber auch deren Situation angesprochen werden. Der Leser "fiebert" mit einer Figur mit, ob sie ihr Ziel am Ende einer Geschichte erreicht.

Aber bei unseren Geschichten ist es so, es wird früher oder später geschnackselt. Warum der Hauptfigur, den Hauptfiguren Konflikte oder Hindernisse in den Weg schreiben? Weil es dann etwas spannender wird, auch wenn man weiß, in einer erotischen Geschichte muss zwangsläufig etwas mit Erotik und Sex, eventuell auch mit Liebe vorkommen. Damit es nicht so flach ist.

Wie baut man für unsere Art von Geschichten Konflikte oder Hindernisse ein?

Vielleicht spielt die Länge einer Geschichte eine Rolle?

Ein Beispiel, eine Idee, die ich habe.

Eine junge schöne Frau empfängt den ebenfalls jungen und sehr attraktiven Handwerker, den sie schon lange heimlich begehrt, weil es gerade etwas bei ihr zu reparieren gibt. Er war schon ein paar Mal bei ihr. Der hat schon längst gemerkt, dass seine Kundin auf ihn steht. Sie bietet ihm einen Drink an, und er sagt er hätte noch ein wenig Zeit, bevor er zum nächsten Kunden müsse. Aber er macht es ihr nicht leicht, er zieht sie mit frechen Kommentaren ein wenig auf. Beide diskutieren miteinander. Aber das Ganze hat eine unterschwellig aufgeladene erotische Spannung, weil unterbewusst gefallen sich beide schon sehr. Er testet ihre Grenzen aus, spielt mir ihr. Da sie irgendwie ihren Stolz hat, droht sie ihm, ihn rauszuwerfen, bevor er seinen Drink überhaupt schon ausgetrunken hat. Er antwortet selbstbewusst, dass er sowieso schon weiter zum nächsten Kunden müsste. Da bekommt sie Verlustangst ihr Ziel, nämlich seine Verführung, nicht zu erreichen und bittet ihn zu zeigen, wie er den Rollladen repariert hat, damit sie es beim nächsten Mal eventuell selbst machen könnte. Eng nebeneinander stehend, springt der erotische Funken doch noch über und es kommt zum Sex.

Was für ein Konflikt lag hier vor? Ein äußerer und ein innerer Konflikt? Äußerlich, dass sich der Handwerker eigentlich nicht mit der ebenfalls noch jungen, aber aus einer höheren sozialen Schicht stammenden Kundin, eigentlich nicht einlassen kann? Weil der Handwerker, der es mit der Kundin treibt ein Klischee für erotische Filmchen ist? Innerlich, der Handwerker leidet nicht unter Möglichkeiten an weiblicher Gesellschaft und muss nicht wahllos auf jedes weibliche Wesen, das ihn begehrt eingehen. Sie hat eine gewisse Bildung und soziale Stellung, dass sie sich von dem einfachen Burschen hochnehmen lassen muss. Aber beide begehren sich gegenseitig.

Das wäre für eine Kurzgeschichte sicher eine machbare Handlung.

Bei einer halbwegs längeren Geschichte, zum Beispiel bei mir in "Kirschenklauen und Badespaß", habe ich einen Konflikt eingebaut, in dem die weibliche Hauptfigur nach ein paar Treffen mit der männlichen Hauptfigur, dass er eine Phase hinter sich hat, in der er eine Reihe von unverbindlichen Affären hinter sich hat. Was sie erst mal abschreckt. Er reagiert ruhig und steht zu seiner Vergangenheit und mehr noch, er lässt sie ihn Ruhe, auch wenn er innerlich hofft, sie möge sich nicht von ihm abwenden. Es kam hier auch nur zu einer kurzen Diskussion. Hier also ein innerer Konflikt bei der weiblichen Hauptfigur, die selbst entscheiden muss, schenkt sie ihrer neuen Bekanntschaft das Vertrauen, das daraus mehr werden kann.

Würde mich interessieren, wie andere Autoren die Elemente Konflikte und Hindernisse in ihren Geschichten einbauen oder für die erzählerische Würze ihrer Handlung nutzen.
Ich denke mal was du meinst ist die sogenannte "Heldenreise", die man in den meisten Büchern und Filmen findet. Dabei geht es darum, dass die Hauptfigur/en etwas lernen und sich entwickeln sollten um an Hindernissen und Rückschlägen zu wachsen und diese dann zu überwinden. Niemand hätte mit Rocky mit gefiebert, wenn seine Gegner deutlich schwächer gewesen wären und er keine Probleme mit ihnen gehabt hätte. Das er der Underdog war hat ihn sympathisch gemacht weil man sich mit ihm leichter identifizieren konnte. Ray aus den neuen Star Wars-filmen fehlt diese Entwicklung beispielsweise fast komplett, deshalb fand die Figur so wenig Anklang.
Pornofilme sind wohl die einzige Art von Filmen, die diese Entwicklung nicht braucht, da die Story nur Nebendeko ist auf die kaum jemand achtet.

Bei den Storys die hier veröffentlicht werden musst du selber entscheiden was für Storys du schreibst. Geht es um einen Porno in geschriebener Form oder ist die Story auch wichtig? Bei letzterem sollte man zumindest eine minimale Entwicklung durch bestimmte Ereignisse einbauen um sie interessanter wirken zu lassen.
So zumindest meine Sicht auf die Dinge.
 
Aber bei unseren Geschichten ist es so, es wird früher oder später geschnackselt. Warum der Hauptfigur, den Hauptfiguren Konflikte oder Hindernisse in den Weg schreiben? Weil es dann etwas spannender wird, auch wenn man weiß, in einer erotischen Geschichte muss zwangsläufig etwas mit Erotik und Sex, eventuell auch mit Liebe vorkommen. Damit es nicht so flach ist.
Angenommen in einer Geschichte begegnen sich zwei Menschen unter günstigen, d.h. konfliktfreien Bedingungen ohne Hindernisse und das reale Leben wird nicht als Maßstab angesetzt, d.h. es besteht nicht der Anspruch eine realistische Story zu schreiben, stellt sich dann die Frage wie der Reiz entstehen soll. Der Reiz kann entstehen, wenn die Protagonisten sich das Ziel erarbeiten und auch zumindest emotionale Risiken eingehen müssen. Auch wenn es keine Hindernisse oder Konflikte gibt, ist das Verlieben oder sonstige mit stärkeren Emotionen verknüpfte Interaktionen nichts, was „glatt“ über die Bühne läuft. Emotional werden die Protagonisten in irgendeiner Form gefordert werden, auch wenn Hindernisse und Konflikte (scheinbar) nicht vorhanden sind. Ohne diese emotionale Beteiligung der Protagonisten würde kein Reiz entstehen. Weder für sie selbst noch für die Leser.
 
Emotional werden die Protagonisten in irgendeiner Form gefordert werden, auch wenn Hindernisse und Konflikte (scheinbar) nicht vorhanden sind.
Es gibt in jedem Menschen tendenziell (mindestens) zwei Systeme, die miteinander konkurrieren.
Das eine will in der Komfortzone bleiben, das andere sehnt sich nach Abenteuern.

Die Entscheidung, auf dem Sofa zu bleiben oder wegzugehen, um etwas zu erleben, setzt eventuell ein längeres inneres Ringen voraus.
Extrem Extrovertierte wissen womöglich nicht, was ein Sofa ist, während extrem Introvertierte nicht wissen, wo man hingeht, wenn man weggeht – den Meisten sollten beide Optionen bekannt sein.
Und egal, wofür man sich entschieden hat, hinterher bereut man die Entscheidung womöglich oder hält sie für die beste seines Lebens.

So gesehen überwinden wir alle täglich Hunderte Konflikte. Die Kunst des Erzählens liegt darin, das Relevante vom Irrelevanten zu unterscheiden.
Also nicht jede Kleinigkeit zum Thema machen, aber auch nicht jede Handlung unreflektiert geschehen zu lassen.
In einem Polizeibericht sind die inneren Beweggründe unerheblich, warum die aufgegriffenen Personen nackt in die Oper gegangen sind – für eine Geschichte ist das eventuell der erzählerische Kern.
 
Danke für gute Beteiligung. Ich habe jetzt noch nicht alles lesen können. Beim Nachdenken zu Konflikten und Hindernissen in Geschichten, bei denen man weiß, dass es am Ende dann doch zu der einen Sache kommt : Sie können für "Würze" und amüsante Unterhaltung sorgen. Da muss man das rechte Maß an Humor und Spannung treffen.

Zum Thema Inzest kann und will ich nichts beitragen. Aber es können Konflikte und Hindernisse auch anders, wie von mir schon beispielhaft angeführt auftreten, weil der Mann und die Frau sich anziehend finden, aber aus verschiedenen sozialen Welten stammen. Oder es sind typisch geschlechtsspezifische Unterschiede, die reinspielen. Und die gibt es auch im Zeitalter der Gleichberechtigung. Ein kluges Zitat, ist da : Männer und Frauen sind gleichwertig, aber dennoch verschieden.

Wir als Literaten haben andere Bedingungen und Herausforderungen als die Produzenten von erotischen Filmen. Zum Glück obwohl es da nicht nur die sogenannten Pornos, sondern auch erotische Filme mit Anspruch in Ästhetik und etwas Handlung gibt.

Es gab mal bei mir in der Region viele Jahre einen kleinen Erotikshop, geführt von einem recht korrekt wirkenden älteren Herrn, der nicht dem Klischee(wenn es so eines überhaupt gibt) eines Inhabers eines solchen Geschäftes, entsprach. Der hatte im Hinterraum Zugang zu einem kleinen Kinoraum, dem ihm das benachbarte große Kino(die Gebäude sind hintenrum zusammengebaut) abtrat, als es das Genre Erotik und Porno nicht mehr bedienen wollte. Der bot seinen Kunden in seiner korrekt-steifen Art immer an : "Wollen Sie Kino schauen?".

Als ich damals ein oder zweimal in dem Geschäft war, fragte ich, mit einem gewissen minimalen Bedürfnis an einer Rahmenhandlung, was den im aktuell laufenden Film so vorkommt, da antwortete er trocken . "Es wird halt gebumst."

Am Ende läuft es bei unseren Geschichten darauf hinaus, aber der Weg dahin, kann ein unterhaltsamerer, vielschichtiger Weg sein, als in den 08/15 Produktionen des Films. Das ist das Schöne und doch Herausfordernde.
 
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