Wirbel um die Partei "die Linken"

Zenobit

Literotica Guru
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Mar 28, 2014
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Um mal ein neues Diskussionsthema abseits von Religion in den Ring zu werfen.

Derzeit gibt es ja einigen Wirbel um die Linken. So wie es aussieht wird diese Partei bald ihren ersten Ministerpräsidenten und eine Landesregierung in einem Bundesland stellen.
Jetzt regen sich Bundespräsident Gauck und Liedermacher Wolf Biermann extrem über diese Partei auf.

Bei mir weckt das ein wenig Unverständnis. Schließlich wurden die Linken ja mit einer gewissen Mehrheit demokratisch gewählt. Haben also durch besseren Wahlkampf mehr Stimmen bekommen, als ihre Konkurrenten.
Bei einer Demokratie muss man auch mit unangenehmen Ergebnissen leben können, sonst wäre es ja keine Demokratie.

Wo liegt das Problem?
Die Linken werden sicherlich nicht versuchen von einem Bundesland aus die DDR wieder aufleben zu lassen. Schließlich haben wir auch einen grünen Ministerpräsidenten und das von ihm regierte Bundesland ist auch noch nicht pleite oder dort dürfen keine Autos mehr fahren.

Wie gut eine Regierung unter der Führung der Linken ist, kann man sicher erst nach Ablauf der Regierungszeit beurteilen und wenn das nichts war, werden sie sicherlich nicht wieder gewählt.

Der Vorwurf, daß sie nur die Nachfolgepartei der SED sind erschließt sich mir auch nicht ganz. Die SED gibt es seit 25 Jahren nicht mehr. Bei den Linken gibt es auch sehr viel junge Politiker die 30 oder 35 Jahre alt sind. Die waren zum Fall der Mauer also gerade mal 5-10 Jahre alt. Sicher kein Alter in dem man politische Interessen hat.
Die Linke gibt es ja auch in den alten Bundesländern. Da kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß da sehr viele glühende Verehrer der DDR dabei sind!
So gesehen mag es zwar einige Mitglieder geben die früher in der SED waren, aber genau so waren auch nach dem zweiten Weltkrieg sicherlich viele NSDAP-Mitglieder in den neuen Parteien zu finden, da ja fast alle in der Nazi-Partei sein mussten, wenn sie weiterkommen wollten (ähnlich wie in der DDR).
Mittlerweile sollten die Linken aber eine andere Partei sein, als noch zu Zeiten da sie die PDS waren.

Das soll keine Werbung für die Linken sein. Ich bin weder in der Partei Mitglied, noch habe ich sie jemals gewählt. Ich verstehe die Aufregung nur nicht und sehe jetzt auch keine große Gefahr!

Meinungen zum Thema?
 
Last edited:
@Zenobit

Ein interessantes Thema, und auch zeitlich passend (Heute ist der 09. November).

Du bist grade mal halb so alt wie ich, wenn ich das richtig sehe?
Vielleicht haben wir dazu deshalb unterschiedliche Blickwinkel auf das Thema?

Ich hab im Augenblick wenig Zeit, sage aber die nächsten Tage näheres dazu.

Jetzt nur so viel: Die SPD begeht in Thüringen mit dieser Koalition Selbstmord aus Angst vor dem Tod.
Sie hat in 25 Jahren keine Strategie im Umgang mit der "Linkspartei" entwickeln können.
Das ist erbärmlich.

lg
"Rosi"´(Johannes)
 
Wenn du nicht 80 bist, trifft das mit dem Alter nicht ganz so zu, aber eine altersbedingte andere Sichtweise will ich dir nicht absprechen.
Ich komme übrigens nicht aus dem Osten, wohne aber in der Nähe der ehemaligen Grenze und kenne daher auch einige "Ossis" und teilweise auch deren Sicht (die teilweise krass unterschiedlich ist, je nach Alter).

Ich bin kein Politik-Junkie, habe mich vor der letzten Wahl aber ein bisschen mit den verschiedenen Wahlprogrammen auseinandergesetzt und schaue ab und an Sendungen, die sich mit aktuellen politischen Themen befassen.
Die Linken habe ich nicht gewählt, weil sie in einigen Themen, die mir wichtig sind eine eher befremdlich und schlecht umsetzbare Linie vertreten. Trotzdem verstehe ich nicht, warum die Linken für viele ein wortwörtlich "rotes Tuch" sind und eine Zusammenarbeit, egal unter welchen Bedingungen, gleich ausgeschlossen wird.
Politisch erinnern mich die Linken ein wenig an die Grünen, bevor sie mitregieren durften. Gute Vorschläge, die aber wenig durchdacht waren und daher nicht umgesetzt werden konnten, ohne größeren Schaden anzurichten.
Als die Grünen dann mitregieren mussten, sind Teile von denen auch politisch erwachsener geworden und haben gelernt Kompromisse zu schließen und mit Teilerfolgen zu leben.
Ich denke diesen Umbruch kann die Linke auch schaffen, wenn sie in der Pflicht einer Regierung stehen.
Biermann kann ich zwar auch verstehen. Er sieht in der Partei der Linken seinen ehemaligen gehassten Feind der DDR-Regierung. Aus meiner persönlichen Sicht sind der Großteil der Partei aber entweder Leute die mit der SED gar nicht zu schaffen hatten oder junge Leute, welche die DDR gar nicht richtig kennengelernt haben.
Das Schreckgespenst der DDR-Partei wird aus meiner Sicht künstlich von den anderen Parteien am Leben gehalten.
Andere rechte Parteien haben aus meiner Sicht viel undemokratischere Ziele und wären bei einer Regierungsbeteiligung viel gefährlicher als die Linken.
 
Wenn es um die "Linken" geht, schließe ich mich den Ausführungen des Liedermachers Wolf Biermann an, die er anläßlich einer Feierstunde im Deutschen Bundestag von sich gab. Und damit für einen Eklat sorgte.
Warum eigentlich? War es denn so falsch, was er sagte?
(Wer nicht weis, was er sagte und sang: googelst du!)
 
Also, ich hab jetzt eure deutschländer-diskussion mit euren Linken nicht so verfolgt, aber ich würd mal vermuten, das wird recht ähnlich sein wie mit unserer FPÖ. Die FPÖ, Kurzfassung, ist im Prinzip nichts anderes als eine rechts-populistische Partei, im Grunde nicht viel anders als unzählige andere in Europa. Aber als die Partei "hoch" gekommen ist, in den 1990ern, da war sie eine "Gefahr" für das Establishment - also für Rot-Schwarz.
(Vllt noch eine Ergänzung, zur österreichischen "Besonderheit": In Ö haben wir über die letzten Jahrzehnte, meist, eine "Große Koalition", also Rot-Schwarz. So sehr, dass inzw. Rot-Schwarz für uns eigentlich sowas wie eine "Normalität" ist - mit allem, was dazu gehört: Also wir haben eine rote Arbeitnehmervertretung, und eine schwarze. Wir haben eine rote ArbeitGEBERvertretung, und eine schwarze. Wir haben eine rote Krankenkasse, und eine schwarze... pardon, stimmt nicht: wir haben 22. http://de.wikipedia.org/wiki/Sozialversicherung_(Österreich) Die ÖBB zB, sind durchwegs rot. Wenig überraschend gibt's also auch eine eigene Sozialversicherung (mit eigenen Tarifen, mit eigenen Arzt-Verträgen, etc) für die Eisenbahner.... Bauern hingegen, zB, wählen durchwegs schwarz, also die ÖVP. Logischerweise gibts auch eine eigene Sozialversicherung für die Bauern, da sind natürlich Leute mit schwarzem Parteibuch in den Direktorien... und so weiter...)

Alle diese Dinge hat die FPÖ angekreidet - und dadurch massiv Zuspruch gefunden in der Bevölkerung, und auch bei Wahlen. Die Regierung hat darauf nur eine Antwort gehabt: Die FPÖ ins rechte Eck zu stellen. Zunächst waren das beide, aber sogar heute noch gilt ein Parteitags-Beschluss in der SPÖ, dass sie mit der FPÖ keine Regierung eingehen würden --> weil die FPÖ "außerhalb des demokratischen Spektrums" läge. (vllt. könnte man hier ein paar Parallelen finden zu dem, was gerade bei euch mit der Linken passiert.... kA)

Jedenfalls: Inzwischen steht die FPÖ in praktisch allen Umfragen bei uns fast gleichauf mit SPÖ und ÖVP, so um die 22-25%. Was auf absehbare Zeit ein ziemliches Problem werden wird: Weil wenn, wie es absehbar ist aufgrund der Altersstruktur der Wähler, dann steuert die FPÖ eigentlich unaufhaltsam auf die Stimmenstärkste Partei hin... und zu sagen: "Das sind ja alles nazis", wenn das die stimmenstärkste Partei in Österreich ist, das ist dann auch irgendwie schwierig.... (zumal das auch gar nicht mehr stimmt: Vor 15 Jahren, okay. Aber über die letzten Jahre, speziell seit die FPÖ die 20% geknackt hat, schmeißt Strache alle, die beim rechten Gedankengut anstreifen, konsequent aus der Partei raus... - zumal er ja auch weiß, dass du in einem deutschsprachigen Land mit der rechten Bagage keine Mehrheit machst...)
--

Ich schließe jetzt ab, und bemühe mich, die Erzählung zurück auf eure Linke zu kriegen: Also aus meiner Sicht ist das mit eurer Linken gerade nicht viel anders. Die haben Ideen, die sie jetzt gegen das "Establishment" bringen können. Ich guck nur kurz auf die site: die-linke.de.

Da seh ich zB sehr viele Punkte, die tatsächlich diskutiert gehören: TTIP, Langzeitarbeitslosigkeit bekämpfen, prekäre Arbeitsverhältnisse (das ist, wenn nicht DAS, dann ÜBERHAUPT DAS Thema aktuell.... !!!) oder: "Nahles verteilt..." --> da gehts darum, den sozialistischen Kahlschlag von Harz IV zu korrigieren, da geht's um eine Grundsicherung (wie wir in Ö sie zB seit Jahrzehnten haben....) u.s.w., u.s.f., u.s.w.

--

Also, mit einem Wort: Ich sehe hier ein recht ähnliches politisches Muster: Die Linke bringt gerade (natürlich: aus der komfortablen Position der oppositionellen Forderer-Position heraus, die sich nur bedingt um die Gegenfinanzierung kümmern muss)... egal: Sie bringen Themen, die den Leuten unter den Nägeln brennen. Und sie bringen auch Punkte, die auch wirklich Sache sind... Das Abfallen der Reallöhne in D und Ö seit den 1990er-Jahren - das ist nicht etwas, das sich die Linke ausgedacht hat... Der aktuellen Boom der Miet- und Strom-Preise (zumindest bei uns in Ö), das hat sich auch kein Linker ausgedacht... Bei uns beklagt das aktuell die Populistische Rechte, also die FPÖ. Wie absurd kann das denn sein? :rolleyes:

Und damit fordern alle diese das Establishment heraus.

Ich glaub, auf basis dieser überlegungen, könnten gleich ein ganzer haufen zusammenhänge plötzlich sehr viel mehr sinn machen...

kimber
 
Na ja, einige Unterschiede sehe ich da schon. Ich bin nicht so sonderlich vertraut mit der Politik in Österreich, aber hier hatte man den Eindruck Jörg Haider hatte damals recht viel braunes Gedankengut verbreitet und war daher eher mit dem damaligen Chef der Republikaner Schönhuber bei uns zu vergleichen, also wirklich recht braun eingefärbt...

In der deutschen Regierung waren auch immer zwei Parteien wichtig, die wirtschaftsorientierte CDU und die "Arbeitnehmerpartei" SPD. Die waren immer an der Regierung beteilig. Entweder zusammen oder einzeln mit kleineren Parteien wie der FDP und den Grünen.
In den letzten Jahren hatte ich (und wohl auch viele andere) den Eindruck, daß die beiden großen Parteien immer näher zusammengerückt sind und sich von ihrer Politik kaum noch unterscheiden.
Was natürlich anderen Parteien, die Möglichkeit gibt diese entstandenen Lücken zu schließen und unzufriedene Wählerstimmen zu ergattern.
Deine Beschreibung trifft aber eher auf die relativ neue AFD (Alternative für Deutschland) zu. Eine Partei, die hauptsächlich mit Parolen gegen Deutschlands "Zahlmeisterfunktion der europäischen Gemeinschaft" auf Stimmenfang geht. Wobei deren Vorgehen und die Art Wahlkampf zu betreiben schon sehr den ganz rechten Parteien ähnelt. Daher werden sie von den anderen Parteien in die braune Ecke gestellt.
Teilweise nicht ganz zu Unrecht, da sie auch einige ehemalige Mitglieder aus rechtsradikalen Parteien in ihren Reihen haben. Aber ebenfalls nicht wenige Mitglieder aus allen anderen Parteien, die mit ihrer alten Partei unzufrieden waren.
Als "Protestpartei" haben sie derzeit enormen Zuwachs und bekommen bei Wahlen oftmals zweistellige Prozentzahlen. Diese Partei würde wohl eher auf deine Beschreibung passen.


Die Linke ist, wie schon ihr Name vermuten lässt, im genau entgegengesetzten Spektrum anzuordnen, also links von der SPD.
Nach der Wiedervereinigung wurde die SED aufgelöst. Um weiterhin ein politisches Sprachrohr abseits der der alteingesessenen Parteien aus dem Westen zu haben, wurde die PDS gegründet.
Die hat sich später mit der westlichen neu gegründeten WASG zur Linken zusammengeschlossen.
Dadurch ist der äußerst beliebte ehemalige SPD-Politiker Oscar Lafontaine mit ins Boot gekommen und hat für Wählerstimmen im Westen gesorgt.

Wie ich die Linke politisch sehe hatte ich ja anfangs oben schon erklärt. Teilweise vertreten sie die Werte für die in den 80ern noch die SPD stand, als man sie noch als Stimme des Arbeiters wahrgenommen hat, auf der anderen Seite haben sie lächerlich utopische Forderungen wie eine Mindestrente von 1000 Euro und ein Grundgehalt, die sich unmöglich (real) finanzieren lassen.
Halt das was Parteien gerne so von sich geben, wenn sie selber nicht an der Regierung beteiligt sind...


Wie bei jedem politischen Thema ist das natürlich nur eine persönliche Meinung. Absolute Gegner der Linken und glühende Verehrer der Partei werden das natürlich ganz anders sehen.
 
Last edited:
Ohne mich jetzt näher mit der aktuellen politischen Situation in Deutschland zu befassen (das spare ich mir für die nächste Wahl :rolleyes:, von der Tagespolitik kriege ich in GB nicht soviel mit), würde ich davon ausgehen, daß die Linke, so sie in politische Verantwortung kommt und bleibt, sich brav anpassen wird.
Schließlich gab's da mal eine andere links-orientierte Protestpartei, die zuerst mit Turnschuh-tragenden Bundesabgeordneten von sich reden machte, und dann sogar einen ehemaligen Steinewerfer zum Aussenminister brachte. Die haben sich im Laufe der Zeit auch "normalisiert". Soweit, daß der ehemalige Steinewerfer Eierwerfer verklagt und laut den ersten Angriffskrieg, an dem Deutschland seit dem 2. beteiligt war, propagierte. (rot-grün befürworten den Kriegszug, die CD/SU ist dagegen, ich kam mir vor wie im falschen Film.)

Also, bleiben die Linken in Verantwortung, werden sie sich wahrscheinlich an übernommenen Verpflichtungen (da ist oft gar nicht so einfach rauszukommen, selbst wenn man dagegen ist), alltäglichen (Politik-)Problemen, Herausforderungen, Realitäten und Sachzwängen fleißig abschleifen, bis sie höchstens noch ein wenig Links vom Mainstream sind.

Aber: Aufschrei ist wichtig. Wehret den Anfängen, kann ich nur sagen. Wo die Kommis und Sozis unser Land in der Vergangenheit doch schon so oft fast zugrunde gerichtet haben.
Vielleicht bin ich ja ein wenig voreingenommen, aber ich hatte (und habe) immer das Gefühl, sowohl Politik als auch Staatsschutz messen der Bedrohung von Links immer mehr Bedeutung bei, als der von Rechts. Was, wenn man bedenkt, daß der bisher einzige "Linke" Staat in Deutschland eine direkte Folge des letzten Rechten war.:mad:

@leonie
sorry, aber so brennend interessiert mich nicht, was Biermann gesagt oder gesungen hat. Auch wenn das bedeutet, daß ich dein Fragen nicht beantworten kann. ;)
 
Wann haben denn die Kommis und Sozis unser Land denn fast zugrunde gerichtet?
Oder war das eher ironisch gemeint?

Die echten Kommunisten (also die KPD) gibt es in Deutschland ja nicht, da sie das demokratische Staatssystem abschaffen wollten. Die Linke und selbst die damalige PDS hatten das ja nie ernsthaft in Betracht gezogen oder gar gefordert.
Rechte Parteien hingegen verfolgen schon eher dieses ziel (wenn auch eher nicht öffentlich in ihren Wahlprogrammen). Daher würde ich sagen, hat Deutschland eher von den Rechten Schaden genommen, als von linker Seite.

Biermann hat die Linke als "Schäbigen Rest" der SED bezeichnet und als Drachenbrut. Na, ja hätte man erwarten können, wenn man ihn einlädt. er war nie leise und hat immer gegen die Führung der DDR gekämpft.
Ich bin nur der Meinung, daß er bei den Linken mittlerweile falsch liegt. Im Ursprung als PDS hatte sie noch sehr viele ehemalige SED-Mitglieder. Aber mittlerweile ist da eine neue Generation nachgewachsen, die teilweise die DDR gar nicht mehr bewusst erlebt hat.
Zum anderen Teil sind da dann noch die Linken aus den westlichen Bundesländern, die sicherlich auf keine alten SED-Fans sind.
Aus meiner Sicht schüren die etablierten Parteien aber ganz gern das Bild der alten SED-Partei, um Angst vor einem Kommunismus-Staat am Leben zu halten.

Den Vergleich mit den Grünen hatte ich ja auch schon gebracht und finde ich ganz passend.
Im Grunde hätte ich noch nicht einmal Angst vor einer gesamten rot/roten Bundesregierung.
Ich denke die Linken könnten für ein paar vergessene Ziele der SPD kämpfen und die SPD würde die übertriebenen Forderungen der Linken bremsen können.
Ein Experiment auf Bundesländereben finde ich daher recht spannend.
 
Last edited:
@Zenobit

Wenn du nicht 80 bist, trifft das mit dem Alter nicht ganz so zu, aber eine altersbedingte andere Sichtweise will ich dir nicht absprechen.
Ich komme übrigens nicht aus dem Osten, wohne aber in der Nähe der ehemaligen Grenze und kenne daher auch einige "Ossis" und teilweise auch deren Sicht (die teilweise krass unterschiedlich ist, je nach Alter).

Ich bin kein Politik-Junkie, habe mich vor der letzten Wahl aber ein bisschen mit den verschiedenen Wahlprogrammen auseinandergesetzt und schaue ab und an Sendungen, die sich mit aktuellen politischen Themen befassen.
Die Linken habe ich nicht gewählt, weil sie in einigen Themen, die mir wichtig sind eine eher befremdlich und schlecht umsetzbare Linie vertreten. Trotzdem verstehe ich nicht, warum die Linken für viele ein wortwörtlich "rotes Tuch" sind und eine Zusammenarbeit, egal unter welchen Bedingungen, gleich ausgeschlossen wird.
Politisch erinnern mich die Linken ein wenig an die Grünen, bevor sie mitregieren durften. Gute Vorschläge, die aber wenig durchdacht waren und daher nicht umgesetzt werden konnten, ohne größeren Schaden anzurichten.
Als die Grünen dann mitregieren mussten, sind Teile von denen auch politisch erwachsener geworden und haben gelernt Kompromisse zu schließen und mit Teilerfolgen zu leben.
Ich denke diesen Umbruch kann die Linke auch schaffen, wenn sie in der Pflicht einer Regierung stehen.
Biermann kann ich zwar auch verstehen. Er sieht in der Partei der Linken seinen ehemaligen gehassten Feind der DDR-Regierung. Aus meiner persönlichen Sicht sind der Großteil der Partei aber entweder Leute die mit der SED gar nicht zu schaffen hatten oder junge Leute, welche die DDR gar nicht richtig kennengelernt haben.
Das Schreckgespenst der DDR-Partei wird aus meiner Sicht künstlich von den anderen Parteien am Leben gehalten.
Andere rechte Parteien haben aus meiner Sicht viel undemokratischere Ziele und wären bei einer Regierungsbeteiligung viel gefährlicher als die Linken.


Hi.
Leider wieder nur ganz kurz, da ich wenig Zeit habe.

Juristisch betrachtet ist die Partei "Die Linke" -- die sich in den letzten 25 Jahren zigfach umbenannt hat-- die Nachfolgerin der SED.
Der Vergleich mit den "Grünen" stimmt nur bedingt.
Die "Grünen" gründeten sich in einer Demokratie, und vollzogen da im Laufe der zeit ihre Häutungen und Wandlungen.
Sicher, mit der Zeit wird ein personeller Wandel einhergehen und schon heute sind viele junge Leute (Katja Kipping) in führenden Positionen-- aber es gibt eben noch genügend Altkader!
Und so lange ein GREGOR GYSI-- für mich wahrlich ein rotes Tuch!-- noch ne leitende Funktion hat geht diese Partei gar nicht!
GYSI war IM!!!
Unterhalte dich mal mit Katja Havemann, der Frau des DDR-Bürgerrechtlers Robert Havemann.
GYSI hat als Anwalt seinen Mandanten Robert Havemann jahrelang für die Stasi bespitzelt.
Und Havemann ist nicht der einzige Fall, sondern nur der prominenteste.

Wenn sich ein GREGOR "IM" GYSI heute im wiedervereinigten Deutschland hinstellt und von "Sozialer Gerechtigkeit" schwafelt, dann könnte ich K****!
Oder um es mit Bert Brecht zu sagen: "Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich k*** möchte!"

Dann der Eiertanz der "Linkspartei" um die Vokabel "Unrechtsstaat."
Was sollte eine Diktatur denn sonst gewesen sein als ein Unrechtsstaat???

Dann gibt es in der Partei "Die Linke" noch eine Gruppe namens "Kommunistische Plattform" (Sara Wagenknecht).
Och, die haben doch keinen grossen Einfluß, wird abgewiegelt...
Das ist nicht der Punkt.
Man stelle sich vor, in einer konservativen Partei würde es eine Untergruppierung "Nationalsozialistische Plattform" geben???
Was für ein Geschrei-- und das zu Recht!
Aber "Kommunistische Plattform" soll gehen??? Nö, geht gar nicht.

Dann gibt es halt entscheidende Punkte in der Außen-Sicherheits-Europa-und Wirtschaftspolitik, die einfach nicht mit dem Kompaß der BRD übereinstimmen.

War doch nicht so kurz...*lach*

Ach, 80 bin ich noch nicht, sondern erst Fuffzig!

lg
"Rosi" (Johannes)
 
Nachfolgepartei der SED vielleicht was deren finanziellen Hinterlassenschaften betrifft. Aber selbst die anderen etablierten Parteien haben die Kohle ihrer Ost-Parteien übernommen, als sie die aufgenommen haben.
Die PDS ist dann aber mit der WASG aus dem Westen zusammengekommen und hat mit der dann auch eine namentlich andere Partei, nämlich die Linke gegründet!
Demnach wäre sie vielleicht noch eine 50% Nachfolgepartei der SED, wenn man es genau betrachtet.

Zu Gysi kann ich schlecht etwas sagen. Bisher konnte ihm eine Mitarbeit bei der Stasi nicht einwandfrei nachgewiesen werden, auch wenn einige Dinge dafürsprechen. Einwandfreie Beweise gab es bisher aber nicht.
Was man ihm vorwerfen kann ist die Mitwirkung bei der Verschleierung von SED-Vermögen. Aber da wäre er wohl in bester Gesellschaft von Helmut Kohl. Beide haben in Sachen die Parteivermögen betrafen geschwiegen.
Als jemand der nicht aus der DDR kommt kann ich schlecht beurteilen inwiefern man in gewissen Positionen (er war ja Anwalt) man mit dem DDR-Staat zusammenarbeiten musste, um überhaupt in solch eine Position zu kommen. Wenn ich da das Nazi-Regime als Vergleich ranziehe, denke ich daß jeder der "etwas werden wollte" zumindest offiziell mit der Regierung an einem Strang ziehen musste.
Gysi behauptet ja dies teilweise getan zu haben, aber immer um für seine Mandanten etwas "rauszuschlagen"!

Selbst Schindler hat mit den Nazis zusammengearbeitet und aus den jüdischen Arbeitskräften gewisses Profit geschlagen, wenn man es genau betrachtet. Das Leben der vielen Juden die er gerettet hat, konnte er auch nur durch Kompromisse und Verhandlungen mit den Nazis erreichen.

Nun will ich Gysi keinesfalls mit Schindler auf eine Stufe stellen, aber ich finde es sehr schwer so etwas zu beurteilen, wenn man nicht persönlich involviert war oder überhaupt unter so einem System gelebt hat.
Keine Ahnung was ich gemacht hätte und in welchen Maßen. Unter den inoffiziellen Stasi-Spitzeln gab es sicherlich auch Unterschiede. Manche haben sich voll reingekniet und alles geliefert, andere wurde vielleicht in den Dienst gepresst und haben sich überlegt was sie weitergeben und welche Konsequenzen das hat.

Wenn man nicht betroffen ist, kann man schnell sagen: "Ich wäre aber im Widerstand gewesen!"

Gerade zum Mauerfalljubiläum habe ich einige Beiträge gesehen, wie Leute durch Gehirnwäsche und Druck sich für die falsche Seite entschieden haben.
Bei einem Fluchtversuch z.B. wurdest du dann halt vor die Wahl gestellt: Zuchthaus (was in der DDR sicher nicht so toll ist wie in der Hoeneß-Zelle zu sitzen) oder Stasi-Spitzel!
 
Ok, zweiter Anlauf. Beim ersten hat lit mich ausgeloggt und den kompletten Text mitgenommen. :mad:

@Zenobit:
das war ironisch gemeint.
Ohne Frage haben die Rechten Deutschland mehr geschadet, als die Linken. Die Faschos waren letztlich ja auch Schuld an der DDR. :rolleyes:

@Rosi:
interessanter, als die Frage nach der juristischen Nachfolge scheint mir, die Frage nach der politischen Nachfolge. Und da kann ich Zenobits Argumentation besser folgen als deiner. ;)
So betrachtet sind die SPD und CDU auch die juristischen Nachfolger der jeweiligen Blockparteien... und die Kohle haben sie sicher gerne mit übernommen, dazu mit Sicherheit auch den einen oder anderen IM...
Und es wäre ja auch nicht so, daß beide Parteien (als Organisationen) nicht so ihre Erfahrung damit haben, "vorbelastete" Mitglieder zu übernehmen und in Amt und Würden zu halten. Nur das die seinerzeit halt von rechts kamen.
Ich hatte da mal so einen schönen Cartoon, aus der Zeit, glaube ich. Ein alter Mann sitzt in seinem Sessel und sieht aus, als hätte er einen Geist gesehen. An der Wand hängt eine NSDAP-Urkunde. In der Gedankenblase steht "Mir wird nachträglich noch ganz schlecht, wenn ich mir vorstelle, die hätten uns damals genauso gründlich durchleuchtet.":D

Ich finde, der Vergleich mit den Grünen paßt schon. Auch die Linken werden (bzw hatten) mit der Zeit ihre Häutungen und Wandlungen haben.
 
Wenn ich das noch richtig auf dem Schirm habe gab es sogar gegen einen unserer beliebtesten Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, Vorwürfe, daß er mit den Nazis mehr als notwendig zusammengearbeitet hat.
 
@Zenobit

Nachfolgepartei der SED vielleicht was deren finanziellen Hinterlassenschaften betrifft. Aber selbst die anderen etablierten Parteien haben die Kohle ihrer Ost-Parteien übernommen, als sie die aufgenommen haben.
Die PDS ist dann aber mit der WASG aus dem Westen zusammengekommen und hat mit der dann auch eine namentlich andere Partei, nämlich die Linke gegründet!
Demnach wäre sie vielleicht noch eine 50% Nachfolgepartei der SED, wenn man es genau betrachtet.

Zu Gysi kann ich schlecht etwas sagen. Bisher konnte ihm eine Mitarbeit bei der Stasi nicht einwandfrei nachgewiesen werden, auch wenn einige Dinge dafürsprechen. Einwandfreie Beweise gab es bisher aber nicht.
Was man ihm vorwerfen kann ist die Mitwirkung bei der Verschleierung von SED-Vermögen. Aber da wäre er wohl in bester Gesellschaft von Helmut Kohl. Beide haben in Sachen die Parteivermögen betrafen geschwiegen.
Als jemand der nicht aus der DDR kommt kann ich schlecht beurteilen inwiefern man in gewissen Positionen (er war ja Anwalt) man mit dem DDR-Staat zusammenarbeiten musste, um überhaupt in solch eine Position zu kommen. Wenn ich da das Nazi-Regime als Vergleich ranziehe, denke ich daß jeder der "etwas werden wollte" zumindest offiziell mit der Regierung an einem Strang ziehen musste.
Gysi behauptet ja dies teilweise getan zu haben, aber immer um für seine Mandanten etwas "rauszuschlagen"!

Selbst Schindler hat mit den Nazis zusammengearbeitet und aus den jüdischen Arbeitskräften gewisses Profit geschlagen, wenn man es genau betrachtet. Das Leben der vielen Juden die er gerettet hat, konnte er auch nur durch Kompromisse und Verhandlungen mit den Nazis erreichen.

Nun will ich Gysi keinesfalls mit Schindler auf eine Stufe stellen, aber ich finde es sehr schwer so etwas zu beurteilen, wenn man nicht persönlich involviert war oder überhaupt unter so einem System gelebt hat.
Keine Ahnung was ich gemacht hätte und in welchen Maßen. Unter den inoffiziellen Stasi-Spitzeln gab es sicherlich auch Unterschiede. Manche haben sich voll reingekniet und alles geliefert, andere wurde vielleicht in den Dienst gepresst und haben sich überlegt was sie weitergeben und welche Konsequenzen das hat.

Wenn man nicht betroffen ist, kann man schnell sagen: "Ich wäre aber im Widerstand gewesen!"

Gerade zum Mauerfalljubiläum habe ich einige Beiträge gesehen, wie Leute durch Gehirnwäsche und Druck sich für die falsche Seite entschieden haben.
Bei einem Fluchtversuch z.B. wurdest du dann halt vor die Wahl gestellt: Zuchthaus (was in der DDR sicher nicht so toll ist wie in der Hoeneß-Zelle zu sitzen) oder Stasi-Spitzel!


-- Betrifft: GREGOR GYSI *würg*:

Er nützt seit Jahren sämtliche Mittel des Rechtsstaats BRD, um seine Kritiker mundtot zu machen, aber die Beweise für seine Stasi-Tätigkeit sind erdrückend.
Einmal konnte er die Ausstrahlung einer ARD-Dokumentation juristisch verhindern.
In der Berufung gewannen die Autoren und die Reportage wurde Anfang Januar 2014 ausgestrahlt.
Sie müsste noch in der ARD-Mediathek sein.
Ich suche den Titel mal raus.

Ansonsten: Ich geh demnächst mehr ins Detail.
Aber wie ich vorhin schon sagte: Das Parteiprogramm der Linkspartei ist in weiten teilen mit den Grundwerten der BRD nicht vereinbar.
Das ist für mich der Hauptgrund, dass sie nicht wählbar sind.

Und die SPD begeht in Thüringen mit dieser unsäglichen Koalition Selbstmord aus Angst vor dem Tod.
Das tut sie allerdings schon seit 25 Jahren.
Sie hat bis heute keine Strategie im Umgang mit der Linkspartei entwickelt.
Erst hieß es: "Die sind ja nur unser Juniorpartner."
Und nun? Jetzt ist die SPD der Juniorpartner.
Das ist ein Treppenwitz der Geschichte, und zwar ein ganz schlechter!
Die SPD hat offenbar ihre eigene Geschichte vergessen??? (1946 Zwangsvereinigung der SPD und KPD zur SED).

Und zum Wahlverhalten der Ossis äußere ich mich lieber nicht, weil mir sonst der Kamm schwillt!
2 Mal schafft es in Thüringen die NPD in den Landtag und scheitert beim dritten Mal nur knapp.
Und wenn es die einen Extremen (NPD) nicht werden, dann werden es die Extremen vom anderen Flügel ("Die Linke").
Sorry, aber die Ossis sind ganz offensichtlich auch nach 25 Jahren noch nicht wirklich in der Demokratie angekommen!
Die wollen "drüben" wieder die "Linkspartei" an der Regierung???
Prima!
Könnt ihr haben-- aber: Die Kohle aus dem Solidarpakt 1 und 2 zurück, wir machen nen Zaun drum, holen die Margot (Honecker) aus dem chilenischen Exil zurück, und dann kann sie die "Ossi-Selbstverwaltungszone" managen!

lg
"Rosi" (Johannes)

Ps.: Damit mir kein falscher Eindruck entsteht: Ich halte die Wiedervereinigung für einen Glücksfall unserer Geschichte und weitestgehend auch gelungen und ich feiere das auch jedes Jahr.
So auch gestern wieder.

-- Nachtrag:
@Leonie12

Den Wolf-Biermann-Auftritt im Deutschen Bundestag fand ich klasse!!!

lg
"Rosi" (Johannes)
 
Last edited:
-- Betrifft: GREGOR GYSI *würg*:


Und zum Wahlverhalten der Ossis äußere ich mich lieber nicht, weil mir sonst der Kamm schwillt!
2 Mal schafft es in Thüringen die NPD in den Landtag und scheitert beim dritten Mal nur knapp.
Und wenn es die einen Extremen (NPD) nicht werden, dann werden es die Extremen vom anderen Flügel ("Die Linke").
Sorry, aber die Ossis sind ganz offensichtlich auch nach 25 Jahren noch nicht wirklich in der Demokratie angekommen!
Die wollen "drüben" wieder die "Linkspartei" an der Regierung???
Prima!
Könnt ihr haben-- aber: Die Kohle aus dem Solidarpakt 1 und 2 zurück, wir machen nen Zaun drum, holen die Margot (Honecker) aus dem chilenischen Exil zurück, und dann kann sie die "Ossi-Selbstverwaltungszone" managen!

lg
"Rosi" (Johannes)


-- Nachtrag:
@Leonie12

Den Wolf-Biermann-Auftritt im Deutschen Bundestag fand ich klasse!!!

lg
"Rosi" (Johannes)


Rosi,
GENAU SO SEHE ICH DAS AUCH!

Die ewig gestriegen "Ossis" (Das sind ja nun wirklich nicht alle so) haben auch nach 25 Jahren noch keine bestimmte Richtung eingeschlagen.
Die möchten Beides. Die Vorzüge der EX-DDR (soziale Sicherheit und kostenfreie Kinderversorgung. "Es war ja nicht alles Schlecht!" lautet das Credo. ) und die Annehmlichkeiten des Westens. Da sie Beides zusammen nicht von den etablierten Parteien wie SPD, CDU, Die Grünen etc. erwarten können, sind sie leichte Beute für NPD und Die Linken.

Ja, (lach) Wolf Biermann hat sich wirklich so gegeben, wie man ihn kennt.
Ehrlich Unbequem.

Die Wiedervereinigung war gesamtdeutsch gesehen natürlich ein Glücksfall. Ich freue mich für Jede und Jeden, die Demokratie und Freiheit nun endlich ausleben konnten. :rolleyes::rolleyes:

Natürlich war ich auch voller Euphorie, als am 10. 11. 89 die Trabbihorden in BS einfielen. Soviele glückliche Gesichter habe ich danach nie wieder gesehen. Auf beiden Seiten nicht. Schon ein halbes Jahr später wanderten die rosaroten Brillen in die Ecken. Dort liegen sie heute noch. Meine liegt ganz tief unten in dem Stapel.
 
Naja, ganz falsch ist das Argument ja nicht, dass es im "Osten" nicht auch was gutes gegeben hat. Und m.E. haette es durchaus Sinn, zumindest etwas aktiver darueber nachzudenken, ob man nicht vielleicht was von dem "Besseren" haette uebernehmen koennen.
Wenn wir mal ehrlich sind, strukturmaessig war die Wiedervereinigung mehr eine "Wiedereinverleibung" denn eine Vereinigung gleichberechtigter Partner. Was, ohne Frage, bei den meisten Sachen richtig war.

Irgendwie ironisch finde ich auch, dass Politiker, die frueh davor warnten, dass wird alles nicht so einfach werden mit den bluehenden Landschaften und so, erstmal als die Buhmaenner hingestellt wurden. Und als die Zeit ihnen dann, wenig ueberraschend, recht gab, waren sie gleich noch mal die Buhmaenner...
Jedenfalls kam's bei mir damals so an.:cool:

@rosi
besser gleich wieder Mauer und Todesstreifen. Da profitiert wenigstens die Natur von. :p
 
@Rosi. Mal ganz ehrlich, genau diese Arroganz was das Wahlverhalten betrifft finde ich sehr großkotzig. "Da gibt man ihn Demokratie und was machen die? Wählen den, den sie wollen und nicht den, der mir gefällt!"
Genau das gleiche Prozedere, wie in Ägypten mit der Moslembruderschaft!

Bei einer Demokratie muss man eben auch unangenehme Wahlergebnisse akzeptieren. Wenn im Osten die Protestparteien (egal ob links oder rechts) so viel Zulauf erhalten, muss das ja Gründe haben und das dürfte in den meisten Fällen Unzufriedenheit sein.
Aber aus meiner Sicht ist das nicht die Schuld der gewählten Protestparteien, die haben alles richtig gemacht. Der Fehler liegt bei den großen Parteien SPD, CDU und den Grünen. Da sollte man mal fragen: Was habt IHR falsch gemacht, daß IHR so wenige Stimmen bekommen habt. Nicht meckern, daß die anderen so viele Stimmen bekommen haben.

Demokratie heisst zu wählen wen man will und überhaupt zu wählen. Wenn man die SED nur durch die CDU ersetzt hätte und einen Wahlsieg von 98% verkünden würde, wie in den guten alten DDR-Zeiten, dann wären sie nicht in der Demokratie angekommen.
Und ich glaube auch nicht, daß die Linke-Wähler die Mauer oder gar die DDR wiederhaben wollen. Davon steht nichts im Wahlprogramm. Und so große Unterschiede was den IQ betrifft, sollte es zischen Ost und West auch nicht geben.
Die sind nicht dümmer oder demokratieunfähig, die sind schlichtweg unzufriedener und das teilweise zu Recht. Oder zumindest vermitteln ihnen die dort erfolgreicheren Randparteien Verlierer der Wiedervereinigung zu sein.
Hier macht man uns hingegen weis, daß wir die Verlierer und Zahlmeister für die neuen Bundesländer sind.

Lustigerweise war es übrigens Oscar Lafontaine ,der bis vor kurzem noch einer der führenden Köpfe der Linken war, der die Wiedervereinigung richtig eingeschätzt hat.
Er hat gesagt: "Das kostet einen Riesenberg an Geld und das über Jahrzehnte!"
Das hat der SPD (der er damals noch angehörte) den Wahlsieg gekostet.
Gewonnen hat "Blühende-Landschaften-Kohl"!
 
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Eine weitere Sache die ich auch nicht so ganz nachvollziehen kann ist die Aussage mit dem Unrechtsstaat!
Derzeit werden die Linken von vielen Seiten attackiert, weil sie dem Satz: Die DDR war ein Unrechtstaat! nicht zustimmen wollen.

Was hat man denn bitteschön davon wenn alle Linkenpolitiker das nachplappern sollen?
Genugtuung, daß ihr System gescheitert ist und unseres besser ist?
Es war ja noch nicht einmal das System von allen die bei den Linken sind.

Sie haben ja gesagt, daß die DDR eine Diktatur war und vielen Menschen Unrecht zugefügt wurde.
Gibt es denn irgendwo eine Definition was ein Unrechts-Staat ist?

Hier mal der Wiki-Eintrag um zu sehen, daß die Einteilung in Rechtsstaat und Unrechtsstaat nicht ganz so einfach ist:
http://de.wikipedia.org/wiki/Unrechtsstaat

Klar war die DDR in den meisten Belangen verglichen mit einer Demokratie schlechter und hatte diesen Teil (demokratische) in seinem Namen nicht verdient. Aber es gibt von allem immer noch eine Steigerung.
In Afrika gibt es Regierungen, die ihre Soldaten zum Vergewaltigen und Verstümmeln losschicken und bei denen absolute Willkür herrscht Anarchie der brutalsten Art. Wenn man die einen Unrechtstaat nennt, hat das eine ganz andere Dimension, als in der DDR.
 
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Also ich kann mit diesem ganzen Zeugs, mit dieser Rückbesinnung auf 1989 nix anfangen... Das is inzw. über 25 Jahre her...

Heute haben wir ganz andere Probleme, die da sind: Mangelndes Wirtschaftswachstum, dabei vor allem fehlende Nachfrage, ein auseinanderdriften von Einkommen - Arme werden ärmer, Reiche werden reicher - es sollte eigentlich sich angesehen werden, wie die verschiedenen politischen Konzepte dazu geeignet sind, diese Probleme zu lösen.
 
Politik arbeitet ja bekanntlicherweise nicht immer mit ganz sauberen Methoden. Da gilt es auch schon mal mit den Ängsten der Wähler zu spielen und den Konkurrenten schlecht zu machen.
Das System der DDR hat zum Schluss nicht mehr funktioniert, sie praktisch gesehen pleite und auch die UDSSR ist mit dem Kommunismus gescheitert.
Da werden die Linken kaum sagen: "Toll das System hat ja schon einmal nicht funktioniert, das wollen wir in Deutschland nochmal machen!"
"Niemand hat vor eine Mauer zu errichten und niemand will Deutschland in den Kommunismus führen!" Dieses Mal aber wirklich nicht.

"Die wollen den Kommunismus!" ist aber viel einfacher zu vermitteln, als auf alle falschen Wahlversprechen der Linken hinzuweisen, die nicht finanzierbar sind.

Daher wird aus meiner Sicht die Linke in einem etwas anderen Licht dargestellt, als sie in Wirklichkeit mittlerweile ist. Was aber nicht heisst, dáß ich sie wählen würde.
Schlaue Köpfe und gute Lösungskonzepte lassen sich meiner Meinung nach in allen Parteien finden. Die Frage ist nur, wie diese Lösungsansätze umzusetzen sind und ob sie nicht an anderer Stelle mehr Schaden zufügen als Nutzen.

Politik ist auch immer eine Sache von Kompromissen. Klar kann ich Gesetze einführen, die das Vermögen der Reichen mehr auf die Armen und die Mittelschicht zu verteilen. Aber das werden "die Reichen" sich nicht gefallen lassen und samt ihren Firmen in ein Land auswandern, in dem sie bessere Bedingungen haben.
Ich bin auch der Meinung, daß die Arbeitgeber derzeit zu viel Macht haben und den Gewerkschaften (also dem Vertreter des Arbeitnehmers) z.B. durch Zeitarbeitsfirmen die Waffen genommen wurden. Aber eine Änderung des Gleichgewichts kann nur schrittweise und nicht mit einem großen Knall erfolgen, wenn sie erfolgreich sein soll.
 
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"Die wollen den Kommunismus!" ist aber viel einfacher zu vermitteln, als auf alle falschen Wahlversprechen der Linken hinzuweisen, die nicht finanzierbar sind.
Volle Zustimmung. Das meinte ich oben: Die Linke wird aktuell auf die DDR reduziert und darauf, dass sie angeblich irgendwas von damals wolle, genau so, wie die FPÖ in Ö darauf reduziert wird, dass sie rechts und braun und nazis seien.

Dabei wird vergessen, dass jede Menge Sachen, die Jörg Haider 2000 gefordert hat, inzwischen von roten und schwarzen umgesetzt worden sind. Das ist ja schließlich ein politisches "Konzept": Wenn wer anderer was Gescheites vorschlägt: DAGEGEN stimmen. 5 Jahre warten. Dann Konzeptgruppe einsetzen, die ein 500-Seiten-Paper erstellt (wo so ziemlich alles drinnen steht, was alle andere schon gesagt haben) --> und dann groß in die Presse gehen: ENDLICH konnten wir das umsetzen!

Genauso würd ich aufpassen, was erzählt wird, was eigentlich alles (angeblich) nicht finanzierbar wäre. Bsp. in Ö haben wir binnen wenigen Jahren für die Rettung der Banken 11 Mrd. (Milliarden !!!!) aus dem Ärmel geschüttelt. Umgelegt auf D heißt das (bei normal 1:10-Verhältnis): 110 Milliarden Euro... Um 110 Milliarden Euro, glaub ich, kann mach auch in D eine ganze Menge Sachen realisieren...

Also ich wäre sehr vorsichtig, was behauptet wird, was alles "nicht" finanzierbar wäre... Ich bring gern links, wenn von interesse... Nur ein Satz: Ist eigentlich schon aufgefallen, dass in den Jahren des Booms in Europa - also Wirtschaftswachstum 3-5% praktisch alle Länder in Europa ein Defizit zw. 2-3% hatten? Und heute -> wo alle sparen und auf ein 0-Defizit kommen wollen, wir auch ein Wirtschaftswachstum von 0% haben? Welch ein Zufall! :rolleyes:

Paul Krugman würde dazu sagen: Econ 101. (101 ist in US-amerikanischen Unviersitäten das Zahlen-Kürzel für Volkswirtschaftsvorlesungen/Economy für die ersten Semester....) http://krugman.blogs.nytimes.com/[/QUOTE]
 
@Zenobit

@Rosi. Mal ganz ehrlich, genau diese Arroganz was das Wahlverhalten betrifft finde ich sehr großkotzig. "Da gibt man ihn Demokratie und was machen die? Wählen den, den sie wollen und nicht den, der mir gefällt!"
Genau das gleiche Prozedere, wie in Ägypten mit der Moslembruderschaft!

Bei einer Demokratie muss man eben auch unangenehme Wahlergebnisse akzeptieren. Wenn im Osten die Protestparteien (egal ob links oder rechts) so viel Zulauf erhalten, muss das ja Gründe haben und das dürfte in den meisten Fällen Unzufriedenheit sein.
Aber aus meiner Sicht ist das nicht die Schuld der gewählten Protestparteien, die haben alles richtig gemacht. Der Fehler liegt bei den großen Parteien SPD, CDU und den Grünen. Da sollte man mal fragen: Was habt IHR falsch gemacht, daß IHR so wenige Stimmen bekommen habt. Nicht meckern, daß die anderen so viele Stimmen bekommen haben.

Demokratie heisst zu wählen wen man will und überhaupt zu wählen. Wenn man die SED nur durch die CDU ersetzt hätte und einen Wahlsieg von 98% verkünden würde, wie in den guten alten DDR-Zeiten, dann wären sie nicht in der Demokratie angekommen.
Und ich glaube auch nicht, daß die Linke-Wähler die Mauer oder gar die DDR wiederhaben wollen. Davon steht nichts im Wahlprogramm. Und so große Unterschiede was den IQ betrifft, sollte es zischen Ost und West auch nicht geben.
Die sind nicht dümmer oder demokratieunfähig, die sind schlichtweg unzufriedener und das teilweise zu Recht. Oder zumindest vermitteln ihnen die dort erfolgreicheren Randparteien Verlierer der Wiedervereinigung zu sein.
Hier macht man uns hingegen weis, daß wir die Verlierer und Zahlmeister für die neuen Bundesländer sind.

Lustigerweise war es übrigens Oscar Lafontaine ,der bis vor kurzem noch einer der führenden Köpfe der Linken war, der die Wiedervereinigung richtig eingeschätzt hat.
Er hat gesagt: "Das kostet einen Riesenberg an Geld und das über Jahrzehnte!"
Das hat der SPD (der er damals noch angehörte) den Wahlsieg gekostet.
Gewonnen hat "Blühende-Landschaften-Kohl"!


Demokratie bedeutet, dass man auch unangenehme Wahlergebnisse akzeptieren muss??
JEIN.
Demokratie ist nicht nur ein formaler Aspekt, sondern vor allem ein inhaltlicher.
So kann die "Hamas" in den palästinensischen Autonomiegebieten ne so grosse Mehrheit wie auch immer bekommen-- eine Organisation, die in ihrer Charta die Vernichtung des Staates Israel stehen hat ist und bleibt antidemokratisch.

Würde die NPD in Deutschland per Wahl die Mehrheit bekommen, würden die etablierten Parteine einfach Platz machen?
Nein.
Hier gilt das Prinzip der "Wehrhaften Demokratie." Es würden die Notstandsgesetze greifen.
Das sind die Lehren aus Weimar.
Keine Toleranz der Intoleranz! (Karl Popper).
Demokratie wird zur Farce, wenn sie sich selbst abschafft.

Nicht umsonst läuft gegen die NPD wieder ein Verbotsverfahren.
Und nicht umsonst werden auch die "Linkspartei" und die "AfD" vom Verfassungsschutz beobachtet.

Natürlich glaube auch ich nicht, dass die "Linkspartei" in Thüringen wieder die DDR einführt.
Aber es gibt Punkte in dieser Partei (und ihrem Parteiprogramm), die bedenklich sind.
Und was soll der Eiertanz um den Begriff "Unrechtsstaat?"
So lange sich diese Partei nicht endlich ohne wenn und aber und ohne rabulisitische Pirouetten dazu bekennt, dass es eine Diktatur und damit ein Unrechtsstaat war bleiben das für mich Wölfe im Schafspelz und Roßtäuscher!
Wer Republikflucht versuchte und dabei scheiterte, dem konnten die Kinder weggenommen werden (Zwangsadoption).
Etc.
Und diese Schönfärberei der DDR: Kindergrippen, bezahlbare Mieten, etc...-- Der Laden war marode! Geringe wirtschaftliche Produktivität, marode Betriebe, verseuchte Umwelt, Mangel.
Wie sagte der DDR-Bürgerrechtler Arnold Vaatz am "Tag der Deutschen Einheit" treffend? "Kindergrippen, Bezahlbarer Wohnraum? Ohne Freiheit ist das alles nix wert!"
So isses!

Wer wissen will, wie viel SED noch immer in der "Linkspartei" steckt sei auf die Arbeiten des Historikers Hubertus Knabe verwiesen: "Die Täter sind unter uns" und vor allem "Honeckers Erben. Die Wahrheit über die Linkspartei."
(Beide Bücher gibt es inzw. in einer aktualisierten erweiterten Neuauflage (2013).
Und wer Kino mag: "Das Leben der Anderen." (BRD 2002)
Der Film vermittelt Einsichten in eine surreale Welt...

lg
"Rosi" (Johannes)
 
Die NPD hat aus meiner Sicht ja noch ein ganz anderes Kaliber, da sie die Demokratie ja abschaffen will. Wenn man ihr das beweisen kann, dann kann man sie auch verbieten. Bei den Linken und der AFD besteht dieser Verdacht ja gar nicht erst.
Sie werden wegen der Tendenz zu kleineren Vergehen beobachtet. Aber da haben fast alle Parteien irgendwelchen Dreck am Stecken, der das rechtfertigen würde.

Wenn die NPD in Deutschland die Mehrheit bekommen würde, wäre das Geschrei groß, aber laut Gesetz wäre das völlig egal. Da sie vor der Wahl ja für diese zugelassen werden müssen, wären sie automatisch für eine evtl. Regierung qualifiziert. Die Partei "Die Partei" wurde z.B. für die Wahl nicht zugelassen, weil sie nicht geeignet erschien.

Die Linken haben ja gar nicht bestritten, daß die DDR eine Diktatur war. Sie sträuben sich nur gegen den Begriff Unrechtsstaat. Und so unumstritten ist der Begriff gar nicht, daß eine Diktatur immer ein Unrechtsstaat ist.
Drittes Reich und DDR hatten zwar leider erschreckend viele Gemeinsamkeiten, aber doch auch einige Unterschiede. Wichtig ist immer der Gerichtsapparat einer Regierung. Bei den Nazis gabt es z.B. verschiedene Gesetzgebungen für Deutsche und deutsche Juden. Homosexuelle, Juden und eigentlich alle unliebsamen Personen wurden von Gerichten oder auch ohne verurteilt ohne gegen irgendein Gesetz verstoßen zu haben.
der Staat kontrollierte die Gerichte.
Bei der DDR ist das nicht ganz so leicht. Auch da wurden die Gerichte staatlich zumindest beeinflusst, aber die Gesetze galten nominell für die gesamte Bevölkerung. Und Staatsfluch war nun mal per Gesetz ein Verbrechen.

Siehst du persönlich keine Unterschiede zwischen der Linken in Thüringen und meinetwegen der Linken in Niedersachsen?
Hälst du Oscar Lafontaine für einen SED-Befürworter?
 
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