Wollen wir unbequeme Wahrheiten nicht hören?

Erpan

Literotica Guru
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Zitat aus der Süddeutschen Zeitung vom 16. Juni 2010:

Mitte der 1990er-Jahre begann Susan Clancy von der Harvard Universität Menschen zu interviewen, die als Kinder sexuell missbraucht worden waren. Die Psychologin sprach mit Hunderten Opfern. Was sie entdeckte, widersprach ihrer Erwartung: Die Meinung in Fachkreisen war zuvor, dass die Erfahrungen fast immer traumatisch seien und gegen den Willen des Kindes stattgefunden hätten.
Die zentrale Aussage ihrer Forschung: Missbrauch ist in der Regel nicht dann traumatisierend, wenn er stattfindet, sondern führt oft erst später zu psychischen Problemen. Ihr jüngst erschienenes Buch "The Trauma Myth" (Basic Books, 2010) hat in den USA eine intensive Debatte ausgelöst. Die New York Times und das Fachblatt Science lobten das Buch, etliche Leser reagierten empört. Im Gespräch erklärt die Psychologin, inzwischen Direktorin des mit Harvard assoziierten "Center for Women's Advancement, Development and Leadership" in Nicaragua, ihre Befunde.


Hier nun Auszüge aus dem Interview:

SZ: Auf der Amazon-Webseite Ihres Buches, "The Trauma Myth", schreibt ein Leser, dass Sie Sexualstraftätern zurufen: "Nur zu, missbraucht Kinder, sie mögen es, es wird sie nicht traumatisieren."
Susan Clancy: Das erzeugt in mir nur Brechreiz. Ich habe so etwas nie geschrieben, geschweige denn nahegelegt.
SZ: Wie kommt er auf die Idee? Auch Psychotherapeuten und Psychiater haben Sie seit Veröffentlichung Ihres Buches heftig angegriffen.
Clancy: Wer behauptet, dass ich sexuellen Missbrauch von Kindern verharmlose, hat mein Buch nicht gelesen. Es ist ein verabscheuungswürdiges Verbrechen. Aber das Thema ist hoch emotional besetzt, sodass jeder Versuch, an einer Lehrmeinung zu rütteln, wie ein Sakrileg wirkt. Ich könnte Bände mit hasserfüllten E-Mails füllen, aber zum Glück auch mit dankbaren Briefen von Opfern.
SZ: Wo liegt in Ihren Augen das Problem?
Clancy: Das vorherrschende Verständnis in Fachkreisen ist geprägt von einer bestimmten Form des sexuellen Missbrauchs, den vor allem Psychologen und Psychiater zu sehen bekommen: Menschen, für die der Missbrauch mit Gewalt, körperlichen Schmerzen, Penetration, Drohungen und Schrecken einherging. Aber diese Fälle repräsentieren nur fünf Prozent allen sexuellen Missbrauchs von Kindern. Wollen wir dieses Übel bekämpfen, müssen wir verstehen, wie all die anderen zu Opfern werden.
[…]
SZ: Was fühlen diese Kinder?
Clancy: Sie fühlen sich im Stich gelassen. Schlimmer: Weil viele den Missbrauch nicht als traumatisch erlebt haben, halten sie sich für schuldig, weil sie meinen, es zugelassen zu haben. Viele Menschen sagten zu mir: "Ich weiß nicht, ob ich mich für Ihre Studie eigne, weil ich es damals als nicht traumatisch empfand." Wir müssen diesen Opfern klar machen, dass sie keine Ausnahme sind.
SZ: Das klingt so, als wäre alles nur halb so schlimm.
Clancy: Jetzt mal halblang. Sexueller Missbrauch kann schwere psychische Schäden nach sich ziehen. Das tritt für die Meisten erst ein, wenn sie in der Lage sind, die Bedeutung des Vorgefallenen zu verstehen - also als Erwachsene. Dann empfinden viele Verrat, Schuld und Scham. Es kann ihr Selbstwertgefühl verändern, zu Albträumen, Problemen mit Intimität, Alkohol- und Drogenkonsum, Selbstverstümmelung oder Essstörungen führen. Der Missbrauch wirkt also meist verzögert und indirekt.
[…]
SZ: Wenn Sie recht haben, wie erklärt sich die vorherrschende Meinung?
Clancy: Bis in die 1970er-Jahre hielt man sexuellen Missbrauch für selten. Man dachte gar, manche Kinder hätten Missbrauch durch ihr Verhalten provoziert. Dem wollten Feministinnen und andere eine neue Sicht entgegensetzen. Das gelang mit der Gleichsetzung des sexuellen Missbrauchs mit Vergehen wie Vergewaltigung. Hinzu kam, dass nach dem Vietnam-Krieg Trauma-Forschung stark gefördert würde. Das alles hat geholfen, die Öffentlichkeit aufzurütteln. Aber damit stand plötzlich ein kleiner Teil der sexuellen Missbrauchsfälle für das Ganze.
[…]
SZ: Werden Sie weiter über sexuellen Missbrauch arbeiten?
Clancy: Nein. Es hat mir zu viel Kummer, Ärger und schlaflose Nächte bereitet. Über zehn Jahre habe ich mir das Leid von Missbrauchsopfern angehört. Dann wurde ich von Kollegen attackiert. Jetzt habe ich ein Buch veröffentlicht, das in Science und der New York Times hoch gelobt wird - aber keine echte Debatte, geschweige denn ein Umdenken ausgelöst hat. Niemand will wissen, was sexueller Missbrauch wirklich ist - das Thema regt die Menschen zu sehr auf.


Die Datenmenge ist enorm und an der wissenschaftlichen Methode, die Clancy anwandte, gibt es keine Zweifel. Trotzdem wird Susan Clany angefeindet. Nicht nur von wissenschaftlichen Laien, was irgendwie zu verstehen wäre, sondern auch oder vor allen von Kollegen. Weil ihre Erkenntnisse über Bord werfen, was Jahrzehnte wissenschaftlicher Konsens war?

Würde mich interessieren, was ihr darüber denkt.
 
ich denke viele menschen wollen die wAHRHEIT NICH WISSEN; SONST WÄREN DIE UAGEN NICHT SO OFT VERSCHLOSSEN WORDEN:

und ich kann das nur bestätigen das es oft jahrespäter erst einen auslöser für das gefühlschaos eines sexuellen mißbrauchs gibt, wobei da wieder die frage ist wo beginnt sexueller mißbrauch , sind wörter u so auch son sexueller mißbrauch oder fängt es doch erst bei körperlichen handlungen an, denn ich kann mir vorstllen das einer kinder seele alles weh tut.


weis das es leute gibt die mit ca 15 negative erfahrungen gemacht haben, sich vor jmd ausziehn musste ( gezwungen wurden) und dann als sie schwanger war kan alles wieder hch mit 23 sie hat es lange verdrängen können.
 
Darüber sollte man nachdenken

Einerseits ist dieses Thema "Missbrauch" und dessen Folgen ein wichtiges Thema.
Andererseits: Es ist jetzt En Vogue und viele fühlen sich bemüßigt, sich dazu zu äußern. Ob nun mit Wissen, mit einer Ahnung von dem Thema oder eben auch als Dilettanten, die bei jedem Zug draufspringen und ihren Senf dazu geben, ob sie nun wissen, worum es geht oder nicht...
Hmmm. Vielleicht bin ich auch einer von denen.
Denn: Ich bin nicht missbraucht worden (glaube ich jedenfalls) und dennoch schreibe ich hier.
Ich weiß allerdings: Traumata äußern sich oft erst Jahre später und dann in Situationen, die man auf den ersten, den zweiten und sogar auf den dritten Blick nicht mit dem Auslöser in Verbindung bringen kann.
Und dann noch eines: Ich hatte Kontakt zu Missbrauchsopfern (jedenfalls hatten sie (es waren Frauen) mir gesagt, sie seine missbraucht worden. Und einige, nicht wenige, gaben an, sie haben es genossen! Und sie genießen auch jetzt noch Situationen, in denen der Missbrauch wieder hervor tritt.
Ich gebe zu: Ich bin hier hilflos und weiß nicht, was tun!

Überlassen wir das Thema doch den Fachleuten und zwar den kompetenten und kritisieren nicht sofort deren Erkenntnisse, wenn sie uns nicht passen.
Ich glaube, das nennt man dann: Paradigmenwechsel!

Mehr fällt mir nicht ein und deshalb:
Ich habe fertig
 
denn ich kann mir vorstllen das einer kinder seele alles weh tut.
Wenn man Susan Clancy folgt, passiert das in der Mehzahl der Fälle eben nicht, sondern erst viel später, wenn ihnen als Erwachsene bewusst wird, was damals eigentlich geschehen ist.


Es ist jetzt En Vogue und viele fühlen sich bemüßigt, sich dazu zu äußern.
Das ist jetzt eher Zufall, glaube ich, denn Susan Clancy hat in den 90er Jahren mit ihrer Studie angefangen und wurde erst jetzt fertig. Empirische Studien dauern immer sehr lange, weil sie sehr viel mehr Daten sammeln müssen als z.B. klinische.


Ich hatte Kontakt zu Missbrauchsopfern (jedenfalls hatten sie (es waren Frauen) mir gesagt, sie seine missbraucht worden. Und einige, nicht wenige, gaben an, sie haben es genossen! Und sie genießen auch jetzt noch Situationen, in denen der Missbrauch wieder hervor tritt.
Auch mir hat eine Frau genau das gesagt. Sie und ihre Schwester sind vom Vater missbraucht worden, und beide suchten im Sexuellen später Situationen, die derjenigen ähnelte, in der sie ihren ersten Orgasmus erlebten (mehr eine Annahme von ihr und mir als eine Gewissheit). Und obwohl das fast 20 Jahre zurück lag, war das Verhältnis Vater/Tochter immer noch gleich – selbst beim telefonieren stand sie stramm und antwortete mit ja, Papa und nein, Papa. Ich habe sie gefragt, warum sie so abwesend wirkte und warum ihr Vater, obwohl 700 Km entfernt und mittlerweile gehbehindert, immer noch Macht über sie hatte – ihre Antwort: Wenn ich seine Stimme höre, bin ich sofort wieder das kleine Mädchen.


Überlassen wir das Thema doch den Fachleuten und zwar den kompetenten und kritisieren nicht sofort deren Erkenntnisse, wenn sie uns nicht passen.
Es geht weniger um uns als vielmehr um die Fachwelt, die darauf beharrt, dass sexuelle Erlebnisse für jedes Kind a priori traumatisch sein müssen. Weil Susan Clancys empirische Untersuchung dieser Lehrmeinung widerspricht, wird sie nun angefeindet: Es kann nicht sein, was (politisch korrekt) nicht sein darf. Ich dachte bisher, Wissenschaft würde sich nicht von moralischen Bedenken dieser Art leiten lassen, sondern sich absolut neutral gegenüber ihrem Forschungsgegenstand verhalten.
 
ok vielleicht falsch ausgedrückt ich denke eine kinderseele kann schmerz sehr gut verdrängen
 
ok vielleicht falsch ausgedrückt ich denke eine kinderseele kann schmerz sehr gut verdrängen
Auch diese Formulierung setzt voraus, dass da von Anfang an eine schmerzliche Erfahrung vorliegt. Das ist laut Susan Clancy jedoch mehrheitlich nicht der Fall – Zitat aus dem Gespräch mit ihr:

SZ: Es ist provokant zu behaupten, sexueller Missbrauch sei für viele Kinder eher "verwirrend" als traumatisch.
Clancy: Das habe ich mir ja nicht ausgedacht! Das basiert auf meinen Forschungsdaten und großen Studien. Die meisten Kinder erleben Missbrauch als stressig, verwirrend, seltsam, und in einigen Fällen, was Sie überraschen mag, gefällt es ihnen sogar. Das erzählen einem die Opfer - man muss ihnen nur zuhören.
SZ: Wie soll das möglich sein?
Clancy: Es sind selten Fremde, die sich Kinder sexuell willfährig machen. Es sind Vertrauenspersonen: Verwandte, Familienfreunde, Klavierlehrer, Priester, Rabbis. Kinder wachsen damit auf, dass diese Erwachsenen Autoritätspersonen sind. Zudem genießen sie oft die Aufmerksamkeit, Komplimente und Geschenke. All das vor dem Hintergrund, dass Kinder vor dem zwölften Lebensjahr kein wirkliches Verständnis für Sexualität haben. Deshalb widersetzen sich die meisten dem Missbrauch nicht.
 
Irgendwie versteh ich jetzt nicht ganz, was in all dem die "unbequeme Wahrheit" ist.

Es gibt Leute, die den Missbrauch nicht sofort als traumatisch empfunden haben. Gut. Und warum sollen wir jetzt umdenken ?
 
Irgendwie versteh ich jetzt nicht ganz, was in all dem die "unbequeme Wahrheit" ist.
Es gibt Leute, die den Missbrauch nicht sofort als traumatisch empfunden haben. Gut. Und warum sollen wir jetzt umdenken ?
Das Entscheidende, PoppingTom, habe ich bereits in meinem ersten Posting zitiert:

SZ: Wo liegt in Ihren Augen das Problem?
Clancy: Das vorherrschende Verständnis in Fachkreisen ist geprägt von einer bestimmten Form des sexuellen Missbrauchs, den vor allem Psychologen und Psychiater zu sehen bekommen: Menschen, für die der Missbrauch mit Gewalt, körperlichen Schmerzen, Penetration, Drohungen und Schrecken einherging. Aber diese Fälle repräsentieren nur fünf Prozent allen sexuellen Missbrauchs von Kindern. Wollen wir dieses Übel bekämpfen, müssen wir verstehen, wie all die anderen zu Opfern werden.
[…]
SZ: Was fühlen diese Kinder?
Clancy: Sie fühlen sich im Stich gelassen. Schlimmer: Weil viele den Missbrauch nicht als traumatisch erlebt haben, halten sie sich für schuldig, weil sie meinen, es zugelassen zu haben. Viele Menschen sagten zu mir: "Ich weiß nicht, ob ich mich für Ihre Studie eigne, weil ich es damals als nicht traumatisch empfand." Wir müssen diesen Opfern klar machen, dass sie keine Ausnahme sind.


Obwohl die meisten Kinder den Missbrauch nicht als traumatisch empfunden haben, glauben die meisten Leute nach wie vor, es sei gerade umgekehrt. Dem ist so, weil uns die Experten, sich auf klinische Studien stützend, 40 Jahre lang eingebläut haben, Missbrauch sei für Kinder immer traumatisch. Aber klinische Studien beschäftigten sich nur mit Kindern, für die das zutraf, doch das sind nur 5% der Fälle.

Der Fehler war und ist, dass man Erfahrungen von diesen 5% auf alle missbrauchten Kinder übertragen hatte, und auch jetzt, nach dieser empirischen Studie von Susan Clancy, nicht bereit ist, von dieser Meinung abzurücken – lieber greift man Susan Clancy als Nestbeschmutzerin an oder beschuldigt sie, Kindermissbrauch zu verharmlosen und damit zu fördern.

Mit anderen Worten: Wenn eine Wahrheit als politisch unkorrekt empfunden wird, darf sie nicht verkündet werden - oder sie darf verkündet, aber nicht wahrgenommen werden. Es hat als Wahrheit zu gelten, was immer als Wahrheit gegolten hat, selbst wenn sich diese Wahrheit, wie in diesem Fall, als Irrtum herausgestellt hat.
 
vielelcihz müsste man dafür auch erst einmal den begriff traumtisch definieren , denn sind ängste sich vor jmd auszuziehn shcon traumatisch oder fängt es erst da an wenn man sich cniht mehr anfassen will, ich denke es ist wirklicha uch eine frage der definition
 
vielelcihz müsste man dafür auch erst einmal den begriff traumtisch definieren , denn sind ängste sich vor jmd auszuziehn shcon traumatisch oder fängt es erst da an wenn man sich cniht mehr anfassen will, ich denke es ist wirklicha uch eine frage der definition
Sobald Angst mit im Spiel ist, kann die daraus resultierende Erfahrung eine traumatische sein, keine Frage.

Aber das ist nicht zwingend, denn es gibt auch eine Angst, die sich, wenn sie überwunden ist, in Euphorie verwandelt, z.B. etwas geschafft zu haben, was man sich vorher nicht zugetraut hat. Es gibt auch eine Angst, die fast alle Menschen haben: Sich zu zeigen, zu sprechen oder auch nur im Mittelpunkt stehen vorm Publikum. Das wird Lampenfieber genannt und „befällt“ auch jene, die in Wahrheit gern vor Publikum auftreten. Das Wort Lampenfieber beschriebt das auch ganz gut: Einerseits hat man Angst vor dem Versagen und andererseits fiebert man dem entgegen, denn vorm Publikum zu stehen ist, wie schon gesagt, ihre Bestimmung, ja ihr ganzes Streben.
 
da ist vielleicht die frage, was genau traumatisch ist, wie sich das auswirkt - und wie bewußt. ich denke oft werden solche sachen erst einmal verdrängt, und überhaupt erst später wieder erinnert. oder das kind versteht erstmal nicht, was das ist. auswirkungen hat es dennoch, die vielleicht nicht als trauma empfunden werden, aber den menschen dennoch prägen. und insofern macht auch ein nicht-empfunden von (bewußtem) trauma die sache nicht irgendwie besser...
 
da ist vielleicht die frage, was genau traumatisch ist, wie sich das auswirkt - und wie bewußt. ich denke oft werden solche sachen erst einmal verdrängt, und überhaupt erst später wieder erinnert. oder das kind versteht erstmal nicht, was das ist. auswirkungen hat es dennoch, die vielleicht nicht als trauma empfunden werden, aber den menschen dennoch prägen. und insofern macht auch ein nicht-empfunden von (bewußtem) trauma die sache nicht irgendwie besser...
Wenn man so argumentiert, dann kann alles, was im Leben (nicht nur) eines Kindes passiert, traumatische oder prägende Folgen haben – z.B. wenn der geliebte Teddybär in den Fluss fällt und fortgetragen wird, kann das eine Angst vorm Wasser erzeugen, die man später auch als Erwachsener nicht so leicht überwinden kann.

Aber das Trauma des ins Wasser fallenden Teddybärs ist ein bewusst erlebtes, das vom Kind vielleicht vergessen und verdrängt wird, aber trotzdem noch da ist und (unbewusst) noch Einfluss hat auf das Verhalten des Kindes und/oder des Erwachsenen. Wenn jedoch das Kind das Geschehen nicht als Trauma erlebt, dann kann es später auch kaum Folgen haben – es sei denn, man betrachtet als Trauma die Jahre später erfolgte Erkenntnis, als Kind sexuell missbraucht worden zu sein.

Ein anderes Beispiel aus der heutigen Süddeutschen Zeitung:

Eine junge Lehrerin soll im Anschluss an eine Party mit einem damals 13- oder 14-jährigen Schüler geschlafen haben. Anschließend hätten sich die Schüler damit gebrüstet, sie hätten eine Lehrerin "flachgelegt", sagt die Anwältin Claudia Burgsmüller, die die Missbrauchsfälle an dem Internat dokumentiert. Die Lehrerin unterrichte nicht mehr an der Odenwaldschule, sei aber noch im Schuldienst.
Auch wenn der Schüler vielleicht nicht das Gefühl gehabt habe, missbraucht worden zu sein, so handle es sich dennoch um die sexuelle Ausbeutung eines Jugendlichen und Schutzbefohlenen, betont die Juristin. Und wieder habe das Kollegium weggeschaut.


Obwohl hier eindeutig sexueller Missbrauch stattfand, wird davon von den Schülern kaum jemand ein Trauma davon getragen haben. In der Öffentlichkeit wird aber so getan, dass sexueller Missbrauch immer traumatische Folge habe – und jemand, der das wie Susan Clancy verneint, wird automatisch als Verharmloser des sexuellen Missbrauchs hingestellt, obwohl er nur die Wahrheit gesagt hat.
 
ob das der fall ist kann ich dir leider nicht sagen, aber ich denke oft wird sexueller mißbracuh auch tot geschwiegen, weil derjenige schuldgefühle etc hat,

ich denke es ist auch wieder so eine frage wo mißbrauch anfängt, ich hatte z.b meinen ersten sex mit 13 mit einem 18 jährigem vor dem gericht mißbrauch, für mich nciht das ich die reife hatte selbst zu entscheiden

ich weiß halt auhc nciht welche thesen man für diese studie nahm ich denke um hier urteilen zu dürfen fehlt uns ganz viel hintergrundwissen
 
Ich will mal kurz die These in den Raum werfen, dass zumindest in Teilbereichen ein Traume dann entsteht, wenn jemand dem angeblich traumatisierten Menschen lange genug einredet sein Erlebnis sei traumatisierend gewesen.
Ich will das nicht explizit auf Missbrauch beziehen, weil hier die Sachlage oftmals recht klar ist, aber auch hier gibt es eine Grauzone.

Aber diese Beobachtung habe ich in vielen Bereichen gemacht.
Wenn die Gesellschaft insgesamt aufhören würde jeden Mückenstich als Ausrede für eine traumatische Insektenschwarm-Phobie heranzuziehen, hätten wir vielleicht ein paar Therapiepatienten weniger...
 
Wenn die Gesellschaft insgesamt aufhören würde jeden Mückenstich als Ausrede für eine traumatische Insektenschwarm-Phobie heranzuziehen, hätten wir vielleicht ein paar Therapiepatienten weniger...
Das ist genau der Punkt, doch solange die Emotionen den klaren Blick auf Tatsachen verhindern, solange wird man hier nicht auf den grünen Zweig kommen, vorausgesetzt, man will überhaupt dahin. Die Reaktionen auf Susan Clancys Untersuchung zeigen jedoch, dass man dazu noch nicht bereit ist – vielleicht aus profanen Gründen: Setzt man bei jedem Kindesmissbrauch ein Trauma voraus, ist den Seelendoktoren ihre Existenz sicher.
 
Aber ohne ihre Arbeit könnten auch ncith so viele Leiute anfangen umzudenken, selbst wenn es Jahre dauert.
Deswegen hat es schon seine Richtigkeit.

So sind Menschen eben.
 
ich denke aber, dass andererseits die gefahr besteht, die traumata die existieren - und glaub mir, selbst bei relativ "kleinen" missbrauchsfällen können sie existieren - herunter zu spielen. klar besteht ein unterschied wie der missbrauch erfolgte, wer involviert war usw. - aber man sollte ihn eben trotzdem nie auf die leichte schulter nehmen.

und ja, auch andere erlebnisse können traumatisch sein, in manchen fällen können sie sogar extreme auswirkungen haben. wenn man glück hat, wird über den ins wasser gefallenen teddybären aber vielleicht wenigstens geredet, damit das trauma sofort verarbeitet werden kann - während eben bei missbrauch ja oft auch das problem ist, dass nicht darüber geredet wird.

ansonsten wäre aber wieder meine frage nach den konsequenzen. sagen wir mal, missbrauch ist tatsächlich für einen bestimmten prozentsatz der opfer (die vielleicht auch noch das glück hatten, dass dieser missbrauch nur durch ihr alter bestand, nicht durch zwang oder sonstwie ausgeübten druck) nicht traumatisch ist - was würdest du daraus für konsequenzen ziehen?
 
ansonsten wäre aber wieder meine frage nach den konsequenzen. sagen wir mal, missbrauch ist tatsächlich für einen bestimmten prozentsatz der opfer (die vielleicht auch noch das glück hatten, dass dieser missbrauch nur durch ihr alter bestand, nicht durch zwang oder sonstwie ausgeübten druck) nicht traumatisch ist - was würdest du daraus für konsequenzen ziehen?
Susan Clancy hat das Problem genannt: Weil die gesamte Sicht auf Kindesmissbrauch durch Gewalt, sprich traumatische Erlebnisse der 5% der Fälle bestimmt wird, schweigen die übrigen 95% auch dann, wenn ihnen als Erwachsene bewusst wird, dass sie missbraucht worden sind. Und mehr noch: Sie fühlen sich mitschuldig oder zumindest nicht normal, wenn sie die damalige Ereignisse nicht so empfunden haben, wie die Gesellschaft sie sieht.

Ich bin wie Susan Clancy dafür, sexuellen Kindesmissbrauch zu entdämonisieren, d.h. in der Öffentlichkeit wie alle anderen Straftaten zu behandeln: Feststellen, was passiert ist und dann erst urteilen. Als erstes müsste man jedoch eine Abstufung in der Terminologie schaffen, denn zu Zeit firmiert unter sexuellen Kindesmissbrauch alles: Vom Betrachten des nackten kindlichen Körpers ohne anfassen bis zur Vergewaltigung, sprich Penetration. Weil in der Presse Einzelheiten nicht genannt bzw. bewusst verschwiegen werden, wird bei Nennung von sexuellem Kindesmissbrauch gleich an Vergewaltigung und an den Täter folgerichtig als Kinderschänder gedacht.

Diese Stigmatisierung führt oft zu Folgetaten. Vor etlichen Jahren gab es einen Fall in der Nähe Münchens: Ein ziemlich junger Täter (weniger als 25 Jahre) hat ein 7-jähriges Mädchen in seinem Auto mitgenommen und in den Wald gefahren. Dort verlangte er vom Mädchen, sich die Unterhose auszuziehen. Er betrachtete es und befriedigte sich dabei selbst, ohne das Mädchen zu berühren – er auf dem Fahrer-, es auf dem Beifahrersitz. Aus Angst vorm Wiedererkannt werden und den Folgen, d.h. fortan als Kinderschänder zu gelten, brachte er anschließend das Mädchen um.

Ich erinnere mich an diesen Fall, weil ich per Zufall damals zwei verschiedene Berichte aus dem anschließenden Gerichtsverfahren las: Einen in der Bild Zeitung und einen in der Süddeutschen Zeitung. Die beiden waren bei der Schilderung des Tathergangs identisch (sie zitierten die Aussage des Täters) inklusive bis zu dem Punkt, als sich das Mädchen die Unterhose auszog. Danach stand im Bild (sinngemäß): Danach missbrauchte er das Mädchen, während in der SZ das Zitat weiter ging, in dem der Täter von der Selbstbefriedigung berichtete, und dass er das Mädchen sonst nicht angerührt hätte, was auch gerichtsmedizinisch bestätigt wurde.

Das erfuhren die Bildleser natürlich nicht. Sie dachten bzw. mussten denken, der Kinderschänder vom Ammersee hätte das 7-jähriges Kind vergewaltigt, warum sonst die Bezeichnung und die Tötung zur Vertuschung der Tat.

Die Emotionalisierung der Diskussion um den Kindesmissbrauch hat in den letzten 2 Jahrzehnten zu einer Dämonisierung der Täter und zu einer Hysterie geführt, die einer Hexenjagd nicht unähnlich ist. Eine nüchterne Betrachtungsweise wie Susan Clancy sie versuchte, wird sofort als Verharmlosung und/oder als Förderung des Kindesmissbrauchs verstanden, und wenn das von einem Mann kommt, wird er gleich selbst als potentieller Kinderschänder hingestellt – wie weiland diejenigen selbst der Hexerei angeklagt wurden, die an der Hexerei anderer öffentlich gezweifelt haben.
 
Eine junge Lehrerin soll im Anschluss an eine Party mit einem damals 13- oder 14-jährigen Schüler geschlafen haben. Anschließend hätten sich die Schüler damit gebrüstet, sie hätten eine Lehrerin "flachgelegt", sagt die Anwältin Claudia Burgsmüller, die die Missbrauchsfälle an dem Internat dokumentiert. Die Lehrerin unterrichte nicht mehr an der Odenwaldschule, sei aber noch im Schuldienst.
Auch wenn der Schüler vielleicht nicht das Gefühl gehabt habe, missbraucht worden zu sein, so handle es sich dennoch um die sexuelle Ausbeutung eines Jugendlichen und Schutzbefohlenen, betont die Juristin.


Interessant, aber ist das nicht genau das, was SC festgestellt hat? Ein (oder mehrere?) Schüler "hat eine Lehrerin flachgelegt". Aktiv, oder? Und was wird daraus gemacht? Genau: er wurde missbraucht. Passiv. Weil es dem System nicht passt wird aus der aktiven Handlung des Jungen ein furchtbarer Missbrauch.

Und dann wird es zitiert und niemand merkt die Diskrepanz ...

Die Emotionalisierung der Diskussion um den Kindesmissbrauch hat in den letzten 2 Jahrzehnten zu einer Dämonisierung der Täter und zu einer Hysterie geführt, die einer Hexenjagd nicht unähnlich ist. Eine nüchterne Betrachtungsweise wie Susan Clancy sie versuchte, wird sofort als Verharmlosung und/oder als Förderung des Kindesmissbrauchs verstanden, und wenn das von einem Mann kommt, wird er gleich selbst als potentieller Kinderschänder hingestellt – wie weiland diejenigen selbst der Hexerei angeklagt wurden, die an der Hexerei anderer öffentlich gezweifelt haben.

Das schlägt sich ja auch in unseren Gesetzen nieder: Du darfst über alles schreiben, Mord, Totschlag, Folter, Vergewaltigung, ja selbst über Folter und Mord zum Zweck der sexuellen Erregung. Aber nur, wenn die Protagonisten alle volljährig sind.
Naja, ganz stimmt das nicht, die Altersgrenze gilt nur für sexuelle Handlungen. Ermorden darfst du ein Kind durchaus auch in Geschichten und Romanen. Nur eben nicht küssen oder streicheln ...
 
Das schlägt sich ja auch in unseren Gesetzen nieder: Du darfst über alles schreiben, Mord, Totschlag, Folter, Vergewaltigung, ja selbst über Folter und Mord zum Zweck der sexuellen Erregung. Aber nur, wenn die Protagonisten alle volljährig sind.
Naja, ganz stimmt das nicht, die Altersgrenze gilt nur für sexuelle Handlungen. Ermorden darfst du ein Kind durchaus auch in Geschichten und Romanen. Nur eben nicht küssen oder streicheln ...
Stimmt, mit Logik hat das nichts zu tun, aber ich fürchte, da kann man nichts machen: Die Mehrheit meint, die Gesetze sind so richtig, wäre dem anders, wir hätten andere.
 
Süddeutsche berichtet heute: Zwölfjähriger belästigt reihenweise Frauen

„Er radelte jungen Frauen hinterher, sprach sie an und fasste ihnen an die Brust und Gesäß
[…]
Von den Opfern ließ der Zwölfjährige erst dann ab, als sie laut um Hilfe riefen.“


Riefen die Frauen nicht um Hilfe und ließen sich begrapschen, wären sie selbst dran: Wegen des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger. :D
 
Das schlägt sich ja auch in unseren Gesetzen nieder: Du darfst über alles schreiben, Mord, Totschlag, Folter, Vergewaltigung, ja selbst über Folter und Mord zum Zweck der sexuellen Erregung. Aber nur, wenn die Protagonisten alle volljährig sind.
Naja, ganz stimmt das nicht, die Altersgrenze gilt nur für sexuelle Handlungen. Ermorden darfst du ein Kind durchaus auch in Geschichten und Romanen. Nur eben nicht küssen oder streicheln ...

Das ist so nicht ganz richtig. Da gibt es Werke in der Literatur die durchaus das Gegenteil belegen. Es kommt viel mehr auf die Darstellung der Sexualität an. Wie man es also beschreibt. Küssen und streicheln ist in entsprechener literarischer Form verpackt gar nicht strafbar. Lies mal Lolita, (obowhl da gerne drum herum formuliert wird und trotzdem jeder weiß was gemeint ist) oder lies mal "Die Gesänge des Maldoror.

Hier mal ein Zitat (auch bei Wikipedia zu finden):
Im dritten Gesang zeigt uns Maldoror eine Frau, die er in den Wahnsinn getrieben hat, indem er ihre kleine Tochter vergewaltigt und seine Bulldogge auf sie gehetzt hat, um den Leichnam sodann mit einem Taschenmesser auszuweiden:

„Dieser zieht ein amerikanisches Taschenmesser hervor, mit zehn bis zwölf Klingen, die verschiedenen Zwecken dienen. Er öffnet die scharfkantigen Beine dieser stählernen Hydra; und macht sich, da er sieht, dass der Rasen noch nicht unter der Farbe des so reichlich vergossenen Blutes verschwunden ist, daran, mit diesem Skalpell mutig, ohne zu erbleichen, die Vagina des unglücklichen Kindes zu durchforschen. Aus diesem erweiterten Loch zieht er nacheinander die inneren Organe heraus: die Därme, die Lungen, die Leber und schließlich das Herz selbst werden von ihrem Sitz gerissen und durch die schreckliche Öffnung an das Tageslicht gezerrt. Der Opferer bemerkt, dass das kleine Mädchen, ein ausgenommenes Hühnchen, schon lange tot ist; er unterbricht das ständige Wachsen seiner Raserei und läßt die Leiche im Schatten der Platane weiterschlafen.“ (3. Gesang, 2. Strophe)

Ich kann das Buch nur empfehlen.
 
Im dritten Gesang zeigt uns Maldoror eine Frau, die er in den Wahnsinn getrieben hat, indem er ihre kleine Tochter vergewaltigt und seine Bulldogge auf sie gehetzt hat, um den Leichnam sodann mit einem Taschenmesser auszuweiden:

...

Ich kann das Buch nur empfehlen.

Der Gedanke, dass sich Leute beim Lesen solcher sadistischen Meucheleien sogar einen runterholen, läst mich echt gleich zum Maschinengewehr greifen.

Ich scheiss echt auf grosse Literatur, wenn DAS dabei rauskommt.
 
Ich glaube kaum, das Leute die in der Lage sind diesen Text zu Lesen, sich darauf einen runterholen.
Vielleicht bin ich da auch zu blauäugig, aber der notwendige Intellekt zum Lesen dieses Buches und die Lust dabei zu onanieren widersprechen sich mener Meinung nach.

Wie seht es bereits auf dem rückwärtigen Cover des Buches:
Maldoror ist der gefallene Engel, der satanische Verführer, der Rache nimmt und Gott für die Erschaffung des Menschengeschlechtes bestrafen will.

Genau darum geht es, Ducasse weiß, als er dieses Buch beginnt bereits, daß er nicht mehr lange zu Leben hat. Er ist gerade 20, als er dieses Werk beginnt und übergibt das Manuskript 2 Jahre später seinem Verleger, der die Veröffentlichung aus Angst immer wieder verzögert. Während der Erstellung des Gegenstücks zu diesem Werk, dem Sieg des Guten über das Böse von ihm werden nur Fragmente fertig, stirbt Ducasse im Alter von nur 24 Jahren vermutlich an Schwndsucht.

Mit den Gesängen des Maldoror hat er jedoch ein Werk erschaffen das der Welt schonungslos den Spiegel vorhält und dabei mit allen damals gängigen Tabus bricht.

Im Prinzip auf die Moderne übertragen ist Ducasse in der Literatur vielleicht das, was Marilyn Manson heute in der Musik ist.

Wie bereits gesagt ich kann das Buch nur empfehlen.
 
nun, den kindern, die den missbrauch nciht als traumatisch empfinden, klar zu machen dass sie normal sind und dass sie trotzdem nicht schuld sind ist schon richtig und wichtig. und eine gewisse abstufung entsprechend dem was geschehen ist auch. dennoch finde ich die strenge ahndung von kindesmissbrauch wichtig. denn in vielen fällen (und ich zweifle daran dass es nur 5 % sind) ist es eben doch traumatisch. selbst wenn nciht viel passiert ist - und ich spreche da aus eigener erfahrung. das trauma ist dann vielleicht kein riesiges lebensbestimmendes, aber es ist eben doch da.

was die lehrerin angeht, die sich von den schülern flachlegen lässt, und den zwölfjährigen der fremde frauen begrapscht, so besteht da ein himmelweiter unterschied. in einem fall handelt es sich um schutzbefohlene und darum, dass selbst wenn die jungs die verführer waren, die lehrerin ja trotzdem bewusst und vermutlich aktiv beteiligt war. auch im bereich der sexualität ist es wichtig zu lernen, grenzen zu setzen und grenzen einzuhalten. und das ist ein lernprozess, den kinder natürlich erst noch vor sich haben. deshalb ist es die aufgabe des erwachsenen zu sagen "stop, das geht nicht" wenn ein kind oder junger jugendlicher in solcher art und weise aktiv wird.

und jemand der ein kind entführt und ermordet wird das vielleicht vor sich selbst mit der angst vor bestrafung begründen, aber da stehen doch schon größere probleme dahinter. ich denke, dass pädophilie an sich wahrscheinlich etwas ist, wogegen man nichts tun kann - aber das ausleben derselben, in welcher art auch immer, eben schon. und erst recht mord.
 
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