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rosettenfreak

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Jun 2, 2009
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Ich habe mich ja nicht generell gegen Streiks ausgesprochen. Die Frage ist nur wofür gestreikt wird!?
Die Unterschiede zwischen dem was gefordert wird und dem was die Bahn geben will, sind für Aussenstehende ja nicht sonderlich groß, da sieht es schon ein wenig nach Privatkrieg des GDL-Chefs aus...
In der Regel will man bei einem Streik ja den bestreikten Betrieb treffen. Bei der Bahn trifft es aber in erster Linie aber auch die Bahnkunden.
Zwar hat die Bahn auch großem Einbußen aber der Besitzer der Monatskarte hat grundsätzlich keinen Anspruch auf Erstattung (Streik=höhere Gewalt), wenn ich da richtig informiert bin (wenn nicht, möge man mich korrigieren).
Wenn ich kein Auto habe und auf die Bahn angewiesen bin, kann mir das schon ganz schön auf die Eier gehen, weil die wenigsten Arbeitgeber Verständnis dafür haben werden, wenn ihr Arbeitnehmer wegen des Streiks eine Woche zu spät kommt.

Hallo.
Wofür gestreikt wird???
Nun, für das selbstverständliche Recht einer Gewerkschaft-- hier: der GdL-- für ihre Mitglieder Tarifverträge abschließen zu dürfen.
Unterschiedliche Tarifverträge für dieselbe Berufsgruppe würden die Dinge künftig für die Bahn zwar schwieriger, aber nicht unmöglich.
Was die GdL da fordert, das ist für die Luftfahrtbranche schon längst Realität.

Eine Notversorgung gibt es doch.
Es fahren doch noch Züge. Ein Drittel der Züge fährt doch noch.
9000 der 20 000 Lokführer sind Beamte und dürfen nicht streiken.

Im übrigen könnte die Bahn das Problem Streik ganz einfach lösen, wenn es ihr so unangenehm ist: Sie muss einfach alle Lokführer wieder verbeamten.
Das ist ihr aber auch zu teuer.

Manche Politiker sind offenbar streikentwöhnt und kommen auf seltsame Ideen.
Michael Fuchs (CDU) brachte gestern eine Zwangsschlichtung ins Gespräch, für die der Gesetzgeber sorgen sollte.
Der Mann hat wohl noch nie etwas von Tarifautonomie gehört, und dass das Streikrecht ein Grundrecht ist.

Im Übrigen scheinen wir tatsächlich eine Renaissance des "Klassenkampfes" zu erleben, wie ich in meinem Eingangsposting fragte.
Ab kommenden Freitag streiken bundesweit die Beschäftigten der Kitas, (Ergebnis der Urabstimmung: 98%) und sie wollen den Streik wenn nötig bis über Pfingsten hinaus ausdehnen.

lg
"Rosi" (Johannes)

@GdL-Streik

Nur, um mal die Verhältnisse zu verdeutlichen: Durch den medialen Hype um die verhältnismäßig lange Tarifauseinandersetzung bei der Bahn (Er dauert nun bereits 1 Jahr): Man könnte den Eindruck haben, Deutschland steht dadurch still und kurz vor dem Kollaps.
Das ist nicht so.
Die bisherigen sieben Streikrunden erbrachten in der Summe grade mal 15 Streiktage.
15 Tage von 364.

lg
"Rosi" (Johannes)

@Lokführer-Streik: Worum es wirklich geht!

Es geht nicht um ein paar Prozentpunkte mehr Kohle oder um Eingruppierungen.
Die Bahn und auch Teile der Öffentlichkeit stellen Weselsky als egomanischen Störenfried dar und man setzt auf den Unmut der Bevölkerung, weil wir mal einige Tage zu spät zur Arbeit kommen oder im Stau stehen müssen.
Offenbart sind wir in Deutschland streikentwöhnt und nicht mehr in der Lage und willens, einen längeren Konflikt auszuhalten. (Der letzte grosse Arbeitskampf in der BRD liegt nun schon über 30 Jahre zurück. 1984 kämpften die Metaller monatelang um die 35-Stunden-Woche).

Das sollte uns das Streikrecht-- das ein Grundrecht ist!!- allerdings wert sein.

Wie gesagt: Der verlinkte Artikel zeigt, worum es wirklich geht und warum Weselsky nicht nachgeben kann und nicht nachgeben darf und auch nicht nachgeben wird!


http://www.spiegel.de/wirtschaft/un...dl-sturheit--wird-sich-auszahlen-1032241.html

Der Artikel von heute auf "Spiegel Online" lautet: "Claus Weselsky. Der Verfassungsrechthaber. Sturheit wird sich auszahlen."

lg
"Rosi" (Johannes)

@GdL-Streik

Seltsamerweise landet man durch den Link in meinem P 17 auf der Startseite von "SPON."
Der Artikel ist aber noch da.

Ich fasse das ganze mal zusammen:
Das geplante "Tarifeinheitsgesetz" der Bundesregierung würde das Streikrecht aushöhlen.
Wenn der Tarifvertrag der grösseren Gewerkschaft für alle gilt, dann können sich die kleineren Gewerkschaften gleich auflösen, denn der Schutz des Artikel 9 GG (Streikrecht) gilt laut Rechtsprechung des Verfassungsgerichts nur, wenn eine Gewerkschaft auch die elementarsten Dinge tun kann, die eine Gewerkschaft zu einer solchen machen: Wenn sie bessere Bedingungen per Tarifvertrag für ihre Mitglieder aushandeln kann.
Kann sie das nicht (mehr), dann verliert sie das Streikrecht!
Und genau das beabsichtigt die Bahn wohl mit ihrer Verzögerungstaktik: Sie will Friede, Freude, Eierkuchen und handzahme Gewerkschaften.
Mit dem "Tarifeinheitsgesetz" hätte die Bahn den ewigen Betriebsfrieden.

lg
"Rosi" (Johannes)
 
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