Klischee in Geschichte und Wirklichklichkeit

KrystanX

Literotica Guru
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Apr 25, 2010
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Heute Nachmittag waren wir als Familie bei Penny einkaufen. Meine Frau stellte sich auf den nächst gelegenen Parkplatz, fuhr dann aber weiter, weil sie merkte, dass es ein Behindertenparkplatz war. Wir waren gerade ausgestiegen, als genau auf eben jenen Behindertenparkplatz eine Frau mittleren Alters mit ihrem BMW hielt. Um den Hals ihren FC Bayern München Fan Schal geworfen zog sie sich die Sonnenbrille auf und ging in ihren Lederstiefeln mit hohen Absätzen schnellen Schrittes zu dem Goldschmied auf der anderen Straßenseite ...

Ich habe mir nur kurz gedacht: Wow, .... Klischee erfüllt. Versteht mich nicht falsch, sicher sind die Mehrheit der FC Bayern München Fans, der BWM Fahrer oder der Frauen mit teuren Wildlederstiefeln sicher ganz prima Menschen und vielleicht versteckt sich auch hinter der Vasade dieser Frau so ein Kern, doch als Klischee traf es wieder einmal wie die Faust aufs Auge. Worauf ich hinaus willst. Gerade wenn man einen Charakter negativ Zeichnen will, sind Klischees, so finde ich, ein wunderbares Stilmittel. Ich setze sie deswegen gerne mal in meinen Geschichten ein. Macht ihr das auch so, oder lehnt ihr es eher aus Prinzip ab, und wenn ja, wieso?
 
... , als genau auf eben jenen Behindertenparkplatz eine Frau mittleren Alters mit ihrem BMW hielt. Um den Hals ihren FC Bayern München Fan Schal geworfen zog sie sich die Sonnenbrille auf und ging in ihren Lederstiefeln mit hohen Absätzen schnellen Schrittes zu dem Goldschmied auf der anderen Straßenseite ...

Ich würde erwarten dass Leute mit einem großkotzigen Auftreten sich auch rücksichtslos benehmen.

Ein BMW (bleibt die Frage welcher?) große Sonnenbrille (nur um sich abzuschotten?) und teure Klamotten pasen da als Klischee.

Zum FC-BM Schal sage ich nur, dass Leute aus den oberen Schichten nur selten mit Fanartikeln herumlaufen.

Worauf ich hinaus willst. Gerade wenn man einen Charakter negativ Zeichnen will, sind Klischees, so finde ich, ein wunderbares Stilmittel. Ich setze sie deswegen gerne mal in meinen Geschichten ein. Macht ihr das auch so, oder lehnt ihr es eher aus Prinzip ab, und wenn ja, wieso?


Also ich würde es auch als Stilmittel einsetzen, man sollte das Stilmittel aber 'neutraler' einsetzen.

Also statt 'ein BMW' wäre 'eine protziger SUV / eine protziger 5-Türer' besser, denn ein BMW könnte auch ein 16 Jahre alter 3er BMW mit Rostflecken sein, den ein HartzIV empfänger fährt.
 
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Gerade wenn man einen Charakter negativ Zeichnen will, sind Klischees, so finde ich, ein wunderbares Stilmittel.
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Klischees sind klasse!

Sie geben dem Leser Orientierung, eine Erwartungshaltung und man kann eine Figur nach dem Klischee formen und aufbauen.

Manch eine Werbung funktioniert nach diesem Schema: "Diese Deutschen, immer so korrekt, so pünktlich..." - und so man kann herrlich schmunzeln. Ich zumindest.
 
Der Einsatz von Klischees macht es einfacher, kürzer. Man muss dann nicht lange gegen das Klischee anschreiben, um dem Leser zu vermitteln, dass der Mann mit der Verbrechervisage der nette Onkel und die Frau mit High-Heels und Hotpants das Schüchti vom Lande oder die neue Pastorin ist.

Eine Anti-Klischee-Besetzung ist aber dann von Vorteil, wenn man die Leser in die Irre führen und den Text(abschnitt) mit einem Knalleffekt enden lassen will.


Ich mache beides. Bevor ich mit dem Schreiben anfing, habe ich etliches gelesen. Meine Protagonistinnen Susi und Sabine sind Klischee pur, allein schon ihre Namen, ihre Eigenschaften teilweise auch, teilweise aber sozusagen "gegen den Strich gebürstet."
 
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