Eine Weihnachtsgeschichte

herbstblume1112

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Oct 22, 2010
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Hallo ihr Lieben,

in diesem Thread möchte ich mit euch zusammen eine Weihnachtsgeschichte schreiben.
Ich bitte euch hier nur zu schreiben, darüber diskutieren werden wir in einem anderen Thread.

Meine Regeln für die Geschichte:

- Eine lustige, satirische Weihnachtsgeschichte sollte dabei herauskommen
- Keine Sexgeschichte
- Jeder der schreibt sollte mind. 20 Sätze schreiben.
- Bitte immer da anknüpfen wo der andere aufgehört hat
- Falls sich zwei überschneiden, können wir ja in dem anderen Thread
abstimmen, welche Fortsetzung schöner ist
- Wer kein ernsthaftes Interesse daran hat sollte besser gleich fern bleiben
- Es wird kein Anspruch auf Perfektion erhoben, es soll einfach nur Spaß
machen und eine lustige Geschichte werden


Ich möchte Peter_Carsten auch an dieser Stelle bitten, Postings die nicht die Geschichte weiter führen zu entfernen. Vielen Dank schon mal dafür.

Ich habe mir überlegt, dass ich die Personen die da mitspielen in groben Zügen (ausschmücken könnt ihr sie dann) vorgebe( natürlich können im Laufe der Geschichte noch weiter von euch dazu kommen).

Die Geschichte spielt im Hier und Jetzt. Wohin sie gehen wird werden wir bald wissen.

Die Personen:

-Sebastian und Mila, beide 25 Jahre alt und seit 4 Jahren ein Paar, kinderlos. Sie wohnen mit Sebastians Eltern und Großeltern in einem Haus. Sebastian mag Weihnachten nicht so sehr, Mila hingegen liebt Weihnachten und sie hofft dieses Jahr endlich einen Heiratsantrag von Sebastian zu bekommen.

-Karl- Heinz und Margit Krumhacker, beide 58 Jahre alt sind die Eltern von Sebastian. Karl- Heinz liebt es sein Haus weihnachtlich zu schmücken und Margit dekoriert mit viel Kitsch die Wohnung. Weihnachten ist für sie ein Familienfest und da gibt es auch kein Entkommen. Margit bearbeitet ihren Sohn, dass er Mila nun endlich an Weihnachten einen Antrag macht, wohingegen Karl- Heinz der Meinung ist, dass das ruhig noch Zeit hat und der Junge doch sein Leben genießen soll.

-Opa Pfeifchen und Oma Keks sind die Eltern von Margit. Opa ist 88 und Oma 87 Jahre alt. Beide genießen es in so einer Großfamilie zu leben. Oma ist schon ein bisschen tüttelig und vergisst so manches, Opa hat es faustdick hinter den Ohren.

-Kater Theobald, 5 Jahre und glücklich darüber 3 Wohnungen zu haben in den er sich herumtreiben kann.


Unsere Geschichte beginnt am 1. Dezember, ich mache einfach mal den Anfang.
 
Samstagmorgens herrscht im Haus Krumhacker immer geschäftiges Treiben. Karl- Heinz putzt das Auto, Margit die Wohnung und Oma Keks beschäftigt sich in der Küche. Nur Sebastian und Mila schlafen noch, sehr zum Leidwesen von Opa Pfeifchen.

Oma Keks, die mit ihrem Mann im Erdgeschoss wohnt ruft nach oben: „Margit, wo sind denn die Rezepte für die Weihnachtskekse, wir wollen doch heute backen, morgen ist doch der 1. Advent.“

„Oma, ich kann jetzt nicht“, ruft Margit zurück, „ ich suche sie nachher mit dir.“

Oma Keks, mit Dutt und Kittelschürze seufzt: „ Jedes Jahr das gleiche.“

„Margit, wo sind denn die ganzen Lichterketten für draußen, “ brüllt Karl-Heinz aus der Garage.

„ Da wo du sie wohl im Januar hingetan hast mein Lieber“, ruft Margit aus dem 1. Stock zurück.

Im Dachgeschoss ziehen sich Sebastian und Mila genervt durch das Schreien im Haus die Decke über den Kopf. „ Nie kann man hier ausschlafen“, beschwert sich Mila.

Opa Pfeifchen macht seine Morgenrunde mit Theobald im Garten. Wenn man die beiden so sieht könnte man denken, dass sie in einem wichtigen Gespräch vertieft sind.

„ Theo, ich habe dieses Jahr für alle ein wunderbares Weihnachtsgeschenk, “ sagt Opa Pfeifchen ganz verschmitzt zu dem schwarz- grau getigertem Kater. Theobald schaut ihn fragend an und schmust sich an seine Beine. „ Ja, ja mein Freund, auch dir wird es gefallen.“

Mila, die inzwischen aufgestanden ist sieht aus dem Fenster. „ Du Sebastian, wenn ich es nicht besser wüsste würde ich sagen dein Opa heckt mit dem Kater irgendwas aus“, sagt sie lächelnd.
 
"Die beiden hecken doch ständig was mit einander aus, Schatz. Wenn ich nicht genau wüsste, daß es biologisch nicht möglich ist, würde ich manchmal sogar denken, sie sind mit einander verwandt."

Er wirft sich das Kissen über den Kopf, als wolle er sich darin verstecken und streckt Mila die Hand entgegen.

"Komm wieder zurück ins Bett, wir müssen erst in zwei Stunden aufstehen."

Während sich Mila wieder zur ihrem Sebastian ins Bett legt, schallt es aus der Garage: "Welcher Idiot hat die Lichterketten mit den Verlängerungskabeln zusammen eingepackt!?"

In dem Moment kommt Opa Pfeifchen an der Garage vorbei und antwortet so trocken wie ein Zwieback: "Du."

Dabei grinst er so breit, daß die Haftcreme Mühe hat, die Dritten in seinem Mund zu fixieren. "So wie jedes Jahr, mein Sohn."

Margit bekommt im ersten Stock davon nichts mit, sie hat ganz andere Sachen im Kopf.
 
Ihr Interesse gilt in erster Linie dem Wunsch, ihren Sebastian davon zu überzeugen, dass Mila die Frau ist, die wirklich zu ihm passt und mit der er ihr Leben teilen sollte.
Sie mochte, nein, sie liebte diese junge Frau. Nicht nur Männer können ein Schwiegermuttertraum sein.
Margit saß auf dem Bett, stützte ihr Kinn auf den Handballen ab und ließ ihre Gedanken kreisen.
Sie suchte nach einem Weg, der es ihrem Sohn gaaaanz leicht machen würde, seiner Angebeteten direkt unter dem Weihnachtsbaum einen Heiratsantrag zu machen.
"Ja. Das wäre schön", säuselte sie ihre Gedanken vor sich hin.
Sie seufzte, stand auf und ging, in Gedanken verloren, in dem kleinen Zimmer auf und ab. Margit war sich sicher, dass ihre mütterlichen Gefühlen auf dem richtigen Weg lagen.
Nur wie sie diese umsetzen sollte, wußte sie nicht.
 
Ihr kommt spontan eine Idee und sie geht sofort rauf auf den Dachboden.

„Wo ist er nur?“ fragt die resolute Mutter. Sie hat den Ring ihrer Urgroßmutter schon seit Stunden gesucht, und jetzt ist nur noch eine Kiste übrig.“Wenn er hier nicht drin ist, muss ich Karl-Heinz fragen.“ geht ihr durch den Kopf.
Es wäre eine große Überraschung, wenn Basti Mila am Heiligen Abend mit Omamas Ring einen Antrag machen würde. Den Jungen würde sie bis dahin noch weichklopfen.
Margit krempelt die Ärmel ihrer Bluse hoch und stürzt sich auf die letzte Kiste, die sie von ihrer Urgroßmutter Arnhild auf dem Dachboden hatte. Der Ring konnte nur dort sein.

Opa Pfeifchens Gedanken drehen sich auch um die beiden jungen Leute, mit denen er unter einem Dach lebt, und auch bei ihm ist das Augenmerk auf den Heiligen Abend gerichtet. Er muss Sebastian etwas Feuer unterm Hintern machen, und vielleicht könnte sein Geschenk helfen, die Sache etwas zu beschleunigen.

Während Margit alles andere vergisst und auf dem Dachboden nach Arnhilds Ring sucht, und Opa Pfeifchen mit Kater Theobalds Hilfe seine Pläne schmiedet, vergeht der Vormittag, und aus der Küche lockt der Duft von frischgebackenen Plätzchen die beiden Naschkatzen Mila und Basti nach unten.
 
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„Du hast die Rezepte für die Weihnachtsplätzchen also gefunden, Oma?“ Noch war Mila zwar nicht mit Oma Keks verwandt, aber seit sie mit Sebastian zusammen war, hatte sie die verschmitzte und liebe alte Dame in ihr Herz geschlossen.

„Wenn ich damit auf Margit gewartet hätte, wären die Plätzchen noch nicht einmal an Ostern fertig gewesen.“ Sebastians Großmutter ist im Übrigen auch eine sehr resolute und direkte Frau, die – wie der Rest der Familie – nur ein Ziel zu Weihnachten hat: Dass Sebastian aus der Hüfte kommt, und Mila einen Antrag macht.

„Jungchen, geh und hol mal deine Eltern und den Opa. Das Mittagessen ist fertig!“

Während Sebastian treppauf und treppab durch das Haus rennt, um seine Eltern zu suchen und dann noch seinen Großvater nebst verfressenem Stubentiger aus dem Garten mitbringt, lässt Oma Keks Mila den Tisch decken und serviert mit ihrer künftigen Schwiegerenkelin zusammen das Essen.

Natürlich lässt es sich die alte Dame nicht nehmen, der jungen Frau alle möglichen Tipps für Heim und Herd mit auf den Weg zu geben und auch das eine oder andere Anekdötchen aus den eigenen bewegten Jugend zu erzählen. Bevor Oma Keks zu sehr ins Detail gehen kann und vielleicht auch schlüpfrige Themen anschneidet, kommen die anderen Familienmitglieder in die Küche.

Mit einem Blick auf Opa Pfeifchen merkt Oma Keks leise zu Mila an: „Vielleicht erzähle ich dir nach dem Nachtisch noch ein paar Geschichten über die Zeit, als der Opa und ich noch jung waren.“
 
Mila sah Oma Keks an und lächelte. So richtig konnte sie es sich nicht vorstellen, dass Oma Keks und Opa Pfeifchen einmal jung waren. Omas und Opas waren schon immer Omas und Opas. Sie sind schon so zur Welt gekommen.
Mila hat ihre eigenen Großeltern nie kennengelernt. Sie sind schon lange vor ihrer Geburt gestorben.
Um so mehr freute sich Mila auf Oma Keks Geschichten, die ihr sicher eine ganz andere Sichtweise auf ältere Menschen bescheeren würden.

Während Mila nach dem Essen mirt Oma Keks und Margrit den Tisch abdeckte und Geschirr in die Spülmaschine räumte, zockelte Opa Pfeichchen wie gewohnt in seinen Bastelkeller.

Dieser Raum war für alle anderen Familienmitglieder Tabuzone. Hier war er ungestört und konnte stundenlang an seiner Modellbahn basteln. Doch heute verschendete er keinen Blick an seine kleine, selbstgebaute Stadt.
Lediglich sein Unterarm verschwand in einem der beiden Tunnel und kam mit einem kleinen Holzkästchen wieder zum Vorschein.
Er öffnete die Schachtel und sah mit einem liebevollen Blick den goldenen Ring an, der einst seiner Mutter gehörte. Jenen Ring, den Margit bisher vergeblich gesucht hatte.​
 
Opa Pfeifchen lehnt sich zurück und hält ein Streichholz an sein Pfeifchen. Feine Fäden grünlichen Rauchs steigen aus der Pfeife auf, und der würzig-süßliche Duft erfüllt den Bastelkeller.

„Jetzt muss ich nur noch einen Weg finden, den Bengel zu einem gescheiten Antrag zu bringen“

Wie aufs Stichwort hämmert es an die Tür des Kellers, und Bastians Stimme dringt durch das Holz:
„Ich bitte um Asyl! Das Mama und Oma wollen mich wieder wegen der Heiratssache ins Gebet nehmen!“

Während Sebastian nur wegen der erbeuteten Kekse, die er mit seinem Opa teilen wird, Zugang in die heiligen Hallen des Bastelkellers erhält, spricht Karl-Heinz seine Frau in der Küche an, nachdem Oma Keks Mila auf einen Ausflug zu ihrem samstäglichen Kaffeekränzchen entführt hat.

„Gib dem Jungen eine Pause, Margit. Ihr Frauen macht ihm langsam aber sicher Angst.“

Margit sieht ihn mit Unschuldsmine an. „Ich weiß nicht was du meinst, Schatz. Wir machen doch garnichts. Wir reden ihm nur gut zu und machen ihm Mut.“

Das Gesicht, dass Margit dabei macht, hätte niemandem wirklich Mut eingeflößt – aber jede Menge Angst.
Sie sieht aus wie Oma Wetterwachs aus dem Scheibenweltromanen, wenn sie „ungefährlich“ aussehen will.

„Schatz… wir sind jetzt fast 30 Jahre verheiratet.“ Karl-Heinz lächelt seine Frau an. „So langsam kenne ich dich, und vergiss nicht, dass ich die Tricks meiner Mutter schon kannte, bevor sie auch nur auf die Idee kam, sie dir zu zeigen.“

Er küsst sie und klopft ihr auf den Po. „Übertreibt es nicht mit dem Jungen, er wird schon aktiv werden, wenn er soweit ist.“

Ihr Gesicht verrät nicht, was sie denkt, aber gemeinsam räumen sie die Spülmaschine aus.
 
„Na Jungchen, was ist denn oben los“, fragt Opa Pfeifchen Sebastian schmunzelnd.
„Opa die machen mich verrückt mit dem Heiratsantrag an Mila, Oma und Mum stressen mich jeden Tag damit“, antwortet Sebastian.

„ Mein Junge, damals, als ich Oma den Antrag gemacht habe hat keiner was davon gewusst, das sind wohl andere Zeiten heute, „ meint Opa Pfeifchen.

„ Basti, Basti,“? ruft Mila in den Keller, „ wir wollen doch noch einkaufen, komm endlich, bevor die Geschäfte zu machen.“

„ Opa, diese Frauen schaffen mich, „ grinst Sebastian und rennt zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe nach oben zu Mila, die schon fertig angezogen vor der Tür wartet.

Margit grübelt immer noch wo dieser verfluchte Ring wohl sein könnte. Ob Karl- Heinz ihn vielleicht hat „verschwinden“ lassen fragt sich Margit.

„Margit, hilfst du mir draußen mit den Lichterketten, dann sind wir vor dem Abendessen noch fertig? „ fragt Karl- Heinz seine Frau.

Seufzend geht Margit mit Karl- Heinz nach draußen wo sie bis zum Abendessen die Lichterketten anbringen und das Haus zum Erstrahlen bringen.

Opa Pfeifchen ist inzwischen zu Oma Keks in die Küche gegangen und nascht an den Keksen, während Theobald ihm neidisch dabei zusieht.

Oma Keks dreht sich wie jeden Samstagabend ihre Haare auf Lockenwicklern und bereitet das Abendessen für die Familie vor.

„ Ich werde Basti morgen mal ins Gebet nehmen, „ nimmt sie sich fest vor.
 
Nach dem Abendessen machen sich Mila und Basti auf den Weg zu Freunden. Oma Keks und Opa Pfeifchen haben es sich im Wohnzimmer gemütlich gemacht und schauen Fernsehen, während Karl- Heinz immer noch mit der Weihnachtsdeko beschäftigt ist.

Margit ist in den Keller gegangen und räumt dort auf. „Verflixt, der Ring muss doch irgendwo sein“, denkt sie.
Die Tür zu Opa Pfeifchens Hobbykeller steht leicht offen, Margit, von Natur aus sehr neugierig schlecht sich hinein und schaut sich um. „ Was für eine Unordnung“, schimpft sie innerlich.

Plötzlich sieht sie ein kleines Kästchen unter der Werkbank. Sie geht hin und öffnet es.

„ Na sowas! Da ist ja der Ring! Wie kommt der denn hier her?“ ruft Margit erstaunt aus.

„Opa Pfeifchen du Rabauke, das sieht dir ähnlich, du wolltest den Ring wohl geben, daraus wird nun aber nichts mehr, “ schmunzelt Margit und steckt das Kästchen mit dem Ring in ihre Hosentasche.

Pfeifend macht sie sich wieder auf den Weg nach oben.

Theobald, der bis dahin faul an der Heizung in Opa Pfeifchens Keller gelegen hat schüttelt sich und schaut entsetzt zu, wie Margit den Ring einsteckt. „ So ein Mist, ich muss Opa Bescheid sagen“, denkt sich Theo und flitzt hinter Margit her ins Wohnzimmer von Opa Pfeifchen und Oma Keks.

Theo setzt sich vor Opa Pfeifchen hin und mauzt was das Zeug hält.

„ Was hast du denn mein Dicker?“ fragt Opa. „ Du kannst doch nicht schon wieder Hunger haben.“

Theo schnurrt, windet sich um die Beine von Opa, stupst und kratzt.

„ Ich glaube du spinnst etwas“, motzt Opa und nimmt den verdutzen Theo unter den Arm, geht nach unten und setzt ihn vor die Haustür. „ Geh ein paar Mäuse fangen, das beruhigt dich.“

Theo sitzt nun vor der Tür in der Kälte, es ist dunkel. „ Warum muss ich mich auch nur immer einmischen“, denkt er sich, “ das ist noch nie gut ausgegangen.

Leise fängt er mit seinem Katzenjammer an.
 
Kater Theobald mauzte so herzerweichend und in einer Lautstärke, die Opa Pfeifchen aus dem weichen Sofa trieb.
"Ich lass den Theo wieder rein. Weiss nicht, was heute mit ihm los ist?"
Opa schlurfte zur Tür.
Theo, der sich in seiner Kurzzeitverbannung vorgenommen hatte, sich nicht mehr in menschliche Angelegenheiten zu mischen, rannte durch den offenen Türspalt mit erhobenem Schwanz an seinen Freßnapf.
Während er sich die gekochte und fein gewürfelte Hühnerbrust schmecken ließ, setzte sich Opa Pfeichen wieder neben seine Frau. Er nahm ihre Hand und mit der anderen Hand griff er nach seinem Pfeifchen.
In Gedanken verloren sog er den Rauch ein und ließ ihn in kleinen Schwaden wieder aus seinem Mund kommen.
"Meinst du, es ist richtig, wenn wir uns in die Geschicke unseres Enkels einmischen?" Er nahm einen weiteren Zug aus seiner Pfeife.
Oma Keks sah ihren Mann mit einem kurzen Seitenblick an, lächelte in sich hinein und sagte grinsend: "Wir mischen uns nicht ein. Wir geben nur kleine Denkanstöße."
In den vielen gemeinsamen Ehejahren hatte Opa Pfeifchen gelernt, was seine geliebte Gattin unter "Denkanstößen" verstand.​
 
„ Wir sagen euch an der ersten Advent….,“ schallt es laut aus dem Radio in der Küche von Margit.
Mit einem Lächeln im Gesicht deckt sie den Frühstückstisch. Sie zündet beim Adventskranz in der Mitte die erste Kerze an.

„Karl-Heinz, wecke doch mal die Kinder, es ist schon 9 Uhr und ich habe langsam Kaffeedurst“, sagt sie zu ihrem Mann. „ Ich gehe hinunter und hole Oma und Opa.“

Opa Pfeifchen ist schon längst auf den Beinen und musste erschrocken feststellen, dass die Schachtel mit dem Ring aus seinem Hobbykeller verschwunden ist. „ Ich habe sie doch hier hingestellt“, murmelt er, „ich bin doch nicht senil!“

Theobald sitzt mauend neben ihm als ob er sagen wollte, siehst du, ich habe es dir ja gestern Abend sagen wollen.

Basti will sich grad nach unten zu Opa Pfeifchen schleichen, da fängt ihn Oma Keks auf der Treppe ab.
„Basti, komm mal her, ich brauche mal deine Hilfe.“

Resolut zieht Oma Basti am Ärmel in die Wohnung. „ So mein Junge, jetzt reden wir mal.“
 
Oma Keks dirigierte ihren Enkel auf Opas Sessel. Das war ja schon mal ein Novum.
Sebastian sank in das völlig durchgesessene Polster und sah seine Oma interessiert an. Er konnte sich schon vorstellen, welches Thema sie anschneiden würde. Es fiel ihm sichtlich schwer, ein leichtes Grinsen zu vermeiden.
"Was gibt es, Oma? Worüber willst du mit mir reden?"
Oma Keks ging im Zimmer auf und ab. Endlich setzte sie sich auf die breite Couch und griff nach der Hand ihres Enkels.
"Sebastian. Du bist unser einziger Enkel."
Oma Keks suchte nach den Worten, die sich sich zuvor parat gelegt hatte.
"Also. Es ist so." Oma hatte ihre Worte wiedergefunden. Allerdings in anderer Reihenfolge, als sie diese ursprünglich vortragen wollte.
"Du hast nun endlich eine Frau gefunden, die dich wirklich liebt. Das habe nicht nur ich bemerkt. Auch der Opa und deine Eltern sowieso."
Oma Keks schien den Faden zu verlieren und knetete unbewußt Sebastians Hand.
"Schau mal, Basti. Welche Frau läßt sich schon in deine alte Schmuddeldecke einwickeln und dann auch noch auf der Ladefläche deines Kombis durch die Gegend kutschieren?" Oma sah ihrem Enkel ins Gesicht und lachte breit.
"Das macht nur eine Frau, die dich wirklich liebt."
Basti umarmt seine Großmutter und gab ihr einen dicken Schmatz auf die Wange.
"Omilein. Ich weis es. Ich weis auch, das ihr mich unbedingt unter die Haube bringen wollt. Ich will ja auch nichts Anderes. Und Mila ist genau die Frau, mit der ich mein Leben verbringen will."
Sebastian holte tief Luft und begann zu flüstern.
"Omilein. Ich sage es nur dir. Ich hoffe, das für dich ein Geheimnis ein Geheimnis bleibt."
Oma Keks sah ihrem Enkel tief in die Augen. Wie jede Frau war sie an Geheimnissen interessiert. Ob es bei ihr ein Geheimnis bleiben würde?
Nun ja. Das würde sich zeigen.
"Was hast du denn für ein Geheimnis?"​
 
"Oma, ich habe Bammel", stotterte er nach langem zögern. "Weißt du Oma, heiraten ist so... ich finde das alles so furchtbar kompliziert. Und überhaupt, ich weiß gar nicht, wie ich ihr einen Antrag machen soll. Frauen stellen sich das doch immer so total romantisch vor. Und du weißt doch, das immer dann, wenn ich etwas besonders gut machen will, alles in die Hose geht. Und wenn ich den Antrag vermassele, ist sie bestimmt wütend auf mich. Und dann will sie mich vielleicht gar nicht mehr."
Verzweifelt sah er Oma Keks an, die ihrem Enkel beruhigend die Hand tätschelte.
"Und da ist nochwas, Oma. Vor kurzen hat sie mit ihrer Freundin telefoniert. Weißt du, Sonja, die ja bald heiratet. Und über was die sich da schon alles Gedanken machen - Hochzeitstorte, Kleid, Einladungskarten, Essen... An was man da alles denken muss. Und wenn ich da was vergesse, oder falsch mache? Da soll doch alles perfekt sein."
Als er endlich mal wieder richtig Luft holte, kam auch Oma wieder zu Wort. "Jetzt mach dich mal nicht verückt, mein Junge."
Sie stand auf, ging zum Barfach und nahm zwei Gläser und eine Flasche heraus. In aller Ruhe schenkte sie etwas von ihrem leckeren, selbstangesetzten Johannisbeerlikör ein. Sie griffen fast gleichzeitig zu ihren Gläsern und prosteten sich zu.
"Jetzt pass mal auf, mein Junge, was deine olle Oma dir sagt..."
 
"Du bist doch keine olle Oma." Sebastian war wirklich empört. Er legte den Arm auf Omas Schulter, zog sie an sich und gab ihr einen liebenvollen Kuß auf die Wange. "Du denkst viel moderner als viele junge Leute, die ich kenne."
"Ja ja. Nun lass mal gut sein, mein Jung." Oma Keks wurde langsam ungeduldig.
"Hör mir lieber zu,was ich dir zu sagen habe."Oma nahm einen klitzekleinen Schluck aus ihrem Likörgläschen.
"Mmmmmh. Der schmeckt wirklich lecker." Oma Keks leckte sich über die Lippen.
"Ja. Der ist gut." Basti nahm den Geschmack nicht wirklich wahr. Er wollte wissen, was seine Oma ihm zu sagen hatte.
Sein Vertrauen in die alte Dame war grenzenlos. Seine Oma war eine erfahrene Frau. Er würde von ihr nur lernen können.
Sebastian nahm Omas Hand und streichelte sie.
"Omi, nun spann mich nicht auf die Folter."
Omas Mundwinkel zogen sich nach oben. Sie grinste ihren Enkel an und weidete sich an seinem Interesse.
"Basti, was ich dir sagen will. Du wärst nicht auf dieser Welt, wenn dein Opa soviele Bedenken gehabt hätte.
Hochzeitsfeier. Torte. Einladungskarten. Dieses ganze Brimborium gab es damals nicht."
Oma Keks schien in der Erinnerung zu versinken. Leise sagte sie:
"Wir hatten nur uns. Und nur das war wichtig."
 
omg (nicht zu verwechseln mit „Oma“) – Theobald verdrehte die Augen. Dafür war er den beiden also gefolgt? Für ein mickriges „Wir hatten uns“? Menschen machen die tollsten Versprechungen. Alles hatte sich so spannend angehört und dann kam so etwas Langweiliges dabei heraus. Und dieses Likör-Gesöff... Echt mieser Geschmack. Katzen würden Whisky saufen!

Sowieso verstand er die ganze Aufregung nicht. Wieso müssen diese Zweibeiner sich eigentlich verheiraten? Theobald bevorzugte schon immer die goldene Katerregel „Das mausen nicht sein zu lassen“ – auch wenn ihm das schon so manchen Krallenschlag beschert hatte. Von der wilden Schnurlli z.B. oder der heißblütigen Sheeva…

Theobald schüttelte die Gedanken an seine Freundinnen ab. Schließlich ging es um Opa Pfeifchen’s großen Plan möglichst schnell einen großen Wurf an Enkel-Menschenjungen zu bekommen um die Sippe zu vergrößern. Was Opa Pfeifchen wollte, wollte Theobald auch. Schließlich nahm sich dieser Zweibeiner viel Zeit für ihn und die beiden verband eine innige Seelenverwandtschaft.

Theobald streckte sich noch einmal, stolzierte zur Tür und begann zu maunzen. Kratzen traute er sich nicht, denn Oma Keks konnte zwar nicht mehr gut sehen, aber ihn seltsamerweise umso besser mit Pantoffeln und anderen Gegenständen treffen.

Endlich wurde ihm aufgemacht und der schwarz-grau getigerte Kater huschte hinaus. Es war höchste Zeit! Er flitzte die Treppen hinauf bis in die oberste Etage. Hinter der großen Kommode war ein kleines Loch, durch das er sich mit Mühe und Not durchzwängen konnte.

Die Stille des Dachbodens umgab ihn. Hier herrschte heiloses Chaos. Theobald mochte den Geruch von Holz, aber wie hasste er die Kälte. Brrrrr! Während er die staubschwangere Luft einatmete, setzte er vorsichtig eine Pfote vor die andere. Er war sich sicher, dass sie hier war. Da, ein leises Scharren!

Der Kater verharrte und verhielt sich sozusagen mucks-Mäuschen-still.
Hinter einer umgestürzten altmodischen Lampe sah er sie. Ein kleines graues Etwas. Eine Maus! Sie ahnte offensichtlich nicht, dass er hier war. Theobald spannte seinen Körper an, jeden einzelnen Muskel. Grüngelb öffneten sich seine Augen, leuchtend wie…

„Theo!“ Die Maus richtete sich auf die Hinterpfoten auf. „Du bist echt der mieseste Mausfänger der mir je untergekommen ist. Hast es grade noch rechtzeitig geschafft, hm?“
„Ach Egon, was hat mich denn dieses Mal verraten?“ Er starrte die Maus bekümmert an.
„Leiser „Brrrrr“ mauzen, würde schon helfen...“

Theobald grinste seinem besten tierischen Freund zu. Egon die Maus war ein Unikat. Als sie sich das erste Mal über den Weg gelaufen waren, hier oben in der menschenfreien Zone, zog der grade mitsamt seiner Mäusefamilie hier ein. Grade als er nach Egon schnappen wollte, fing’ dieser plötzlich an auf katzianisch mit ihm zu quatschen. Wie Egon diese Sprache gelernt hatte, hatte er bis heute nicht herausgefunden.

Vermutlich war Egon die einzige Maus auf der ganzen Welt, die sich mit Katzen unterhalten konnte. Und man mag es ihm wohl schwerlich verdenken, aber Fressen das mit einem spricht, während man darauf herumkaut, das geht einem beim besten Katerwillen nicht durch den Schlund. Und so war es der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

„Weißt du noch, worüber wir das letzte Mal gesprochen hatten?“ Egon sah ihn mit schwarzen Stecknadelkopfgroßen Augen an.
„Na klar! Wir beide wollten zusammen wi…“
„Pscht!“ zischte Egon. „Das soll doch unser Geheimnis sein. Es geht niemanden an, wenn wir es mal probieren.“
Theobald nickte verschwörerisch. „Ja, wenn dich dein Mäuselinchen erwischt, wie wir beide anfangen zu wi..“
„Schschsch!!!“
„Entschuldigung!“
„Wenn du so weitermachst, Theo, werden wir es nicht tun.“

„Entschuldige Egon“, schnurrte der Kater. „Ich bin halt so aufgeregt, es wäre unser erstes Mal, dass wir zusammen…, bist du denn sicher, das dein Mäuselinchen nicht vielleicht gerne mitmachen würde?“
„Hm, ich weiß nicht. Vielleicht steht sie ja auf solche Spiele. Vielleicht bringt es ja auch wieder etwas Pfeffer in unsere Beziehung.“
„Oje, noch mehr Mäuschen“, stöhnte Theobald. Dann blickte er Egon entschlossen an. „Trotzdem, ich glaube dein Mäuselinchen würde sich freuen. Lass sie mitmachen, wenn wir wichteln."

Egon nickte zustimmend. Kommen wir zum geschäftlichen. Mein Cousin aus dem Nachbarhaus kann tatsächlich die Ware liefern. Die Zweibeiner dort haben die gesuchten blauen Pillen. Hauptsache du kannst den dafür versprochenen Käse organisieren?
„Deal!“ maunzte der Kater. „Bis wann?“
„Morgen um die selbe Zeit!“

Theobald nickte. Egon grüßte noch einmal kurz um dann unter einem abgebrochenem Dielenbrett im Holzboden zu verschwinden.
Für seine Zweibeiner nur das Beste! Wehe Egon kam morgen nur mit blauen Smarties um die Ecke.
Der Kater hatte sich schlau gemacht. Internet ftw*!



* for the win
 
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Während Oma Keks ihre Lebenserfahrungen an Basti weiter gibt sitzt Mila in ihrem Wohnzimmer und sortiert alte Fotos.
Mit einem Lächeln schaut sie sich die Fotos ihres verstobenen Hundes „ Schröder“ an.

„Ja, so ein Hund ist wirklich was Tolles“, denkt sie sich. „ Na das ist es doch“, ruft sie auf einmal aus, „ ich schenke Basta einen Hund zu Weihnachten!“

Was für eine gute Idee, das Haus ist riesig, der Garten groß genug und während sie und Basti arbeiten gehen, können Oma Keks und Opa Pfeifchen auf den Vierbeiner aufpassen.

Cleopatra, die Perserkatze von nebenan beobachtet nun schon seit Tagen den regen Austausch der Mäuse zwischen den Häusern.
„ Diese alte faule Maus Hugo heckt doch sicher was mit seinem Cousin Egon aus“, denkt sich die hübsche weiß-graue Katze.
„ Und es würde mich nicht wunder, wenn dieser Straßenkater Theobald da auch seine Pfoten drin hat, ich werde das ganze mal beobachten und genauer unter die Lupe nehmen.“

Margit hat inzwischen das Mittagessen fertig und ruft nach ihrer Familie. Basti ist froh Oma zu entkommen, denn zu viele Lebensweisheiten auf einmal sind gar nicht gut und vor allem dröhnt der Likör schon in seinem Kopf. Und zu seinem Glück hatte Oma ganz vergessen ihn weiter nach seinem Geheimnis zu fragen.

Karl-Heinz nimmt seinen Sohn zur Seite. „ Was wollte denn Oma so lange von dir, lass dir nichts einreden was du nicht willst.“

„ Nein, nein, alles gut Papa, Oma wollte nur ein wenig plaudern“, flüstert Basti.

„ Ist es nicht herrlich, “ tönt Margit“, der 1. Advent und die ganze Familie beisammen, Opa, was schaust du eigentlich den ganzen Morgen schon so grimmig?“

Opa Pfeifchen, der immer noch stinksauer ist über den Verlust des Ringes grinst schelmisch. „Liebste Margit da täuscht du dich, ich denke nur nach.“
Opa hat natürlich inzwischen herausgefunden, dass jemand den Ring „gestohlen“ haben muss und sein Verdacht ist bei Oma und Margit hängen geblieben. Frauen sind ja immer so durchtrieben.

Theobald sitzt vor dem Haus und putzt sich, als ihm auffällt, dass Cleopatra nicht wie sonst in dem Fenster zum Garten liegt.
„ Wo ist die olle Zicke bloß?“ fragt er sich. Er und Cleopatra können sich nicht besonders gut leiden nachdem sie ihn als zerzausten flohbefallenen Streuner betitelt hat kurz nach dem sie nebenan einzog und sie ihm klar gemacht hat, dass sie was Besseres ist.
„Blöde Rassekatze, “ denkt er, “ ich werde mal schauen wo du dich herumtreibst, vielleicht kann ich dich ja ein wenig ärgern.“

Familie Krumhacker ist grade mit dem Essen fertig als es dreimal an der Tür klingelt.
„ Wer das jetzt wohl ist zu dieser unchristlichen Zeit“, brummelt Oma Keks.

Margit drückt auf die Sprechanlage: „ Ja bitte?“

„ Juhu, “ schreit es ihr entgegen, “ hier ist Frau Sommerlein, ich wollte ihnen was zum Advent bringen.“

Wie von der Tarantel gestochen springen alle Familienmitglieder vom Tisch auf und verschwinden so schnell es geht in ihre Wohnungen. Nein, mit dieser 65 jährigen Esoteriktante möchte niemand etwas zu tun haben. Es reicht schon, wenn man sie als Nachbarin immer grüßen muss.

Margit seufzt: „ Schöne Familie habe ich da.“ Sie drückt resignierend auf den Türöffner.
 
„Das hat aber lang gedauert, du musstest wohl erst aufräumen“, stürmt Frau Sommerlein ins Wohnzimmer und macht es sich auf dem Sofa bequem.

„ Nimm doch …ach hast du ja schon“, antwortet Margit.

„ Ich wollte euch einfach einen schönen 1. Advent wünschen, Cleopatra natürlich auch, obwohl euer Kater sie heute geärgert hat, dieser Straßenkater.“ Schimpft Frau Sommerlein. „ Und dann habe ich noch etwas für dich Margit, einen Glücksstein.“

„Einen was?“ fragt Margit noch mal nach, aber da packt Frau Sommerlein auch schon einen hässlichen, faustgroßen grauen Stein aus und legt ihn auf den Wohnzimmertisch. „ Der wird deiner Familie Glück und Zuwachs bringen.“

„ Oh, der ist aber, hä….hübsch, “ quält sich Margit ein Lächeln ab. „Was kann denn der Stein so?“

„ Der hat sowas wie magische Kräfte, wenn du ihn in die Hand nimmst und dir was wünschst wird es in Erfüllung gehen“, antwortet Frau Sommerlein.

„So ein Unsinn, Magie. Wer glaubt denn an sowas?“ denkt sich Margit und lächelt Frau Sommerlein an.

„Ich sehe er gefällt dir Margit, „sagt Frau Sommerlein und nippt an ihrem Tee, den Margit ihr gebracht hatte,“ du hast nicht noch zufällig ein paar Kekse, oder?“ fragt die alte Dame, die zu dieser Jahreszeit in ihrem kanariengelben Kostüm irgendwie deplatziert wirkt.

Als die Dunkelheit schon lange angebrochen war ging Frau Sommerlein endlich wieder nach Hause, aber nicht ohne noch ein paar gute Haushaltstipps für Margit los zu werden.

„Der ganze Nachmittag dahin wegen sowas“, schimpft Margit innerlich als sie sah, dass es schon weit nach 21 Uhr war.

Die Familie hatte sich inzwischen selber versorgt und so blieb Margit auch nur der Weg ins Bett.
Auf dem Weg dorthin kam sie nochmal am Wohnzimmer vorbei, nahm den Stein in die Hand und wünschte sich ganz ganz fest, dass Sebastian nun Weihnachten Mila endlich den Antrag macht.

„ Schaden kann es ja nicht, so ein bisschen Magie“, denkt Margit und legt sich neben ihren laut schnarchenden Mann schlafen.
 
Wie jeden Abend gab sie ihrem schlafenden Kalle einen liebevollen Kuss auf den Mund. Kalle schlief oft, zum Glück nicht zu oft,vor ihr ein.
Sie drehte sich auf die Seite und zog sich die dicke Daunendecke über die Ohren. In der Hoffnung, dass die wenigstens einmal in der Lage wäre, die Geräuschkulisse von Kalles Baumfällarbeiten zu unterdrücken.
Es war hoffnungslos.
Ihr Mann fällte seit Jahr und Tag in jeder Nacht einen kompletten Amazonasurwald.Und das mit den leistungsstärksten Motorsägen, die es am Markt gab.
Margit seutze resigniert und dachte wieder einmal über getrennte Schlafzimme rnach. Platz genug gab es ja schließlich in dem großen Haus.
Einzig die Gewohnheit hielt sie davon ab.
Seit ihrer Verlobung hatte sie jede Nacht an Kalles Seite gelegen und sich mit ihm ein Bett geteilt.
Von dem Aufenthalt im Kreissaal und den wenigen Wochenendbesuchen bei ihrer Schwester mal abgesehen.
Vor denen hatte sich Kalle immer sehr erfolgreich gedrückt.
Kalle mochte Simone nicht und umgekehrt.Sehr zu Margits Leidwesen.
Die Müdigkeit ergriff nun auch von Margit Besitz.
Kalles Schnarchen geriet, wie an jeden Abend, immer weiter in den Hintergrund.Margit hatte sich inzwischen daran gewöhnt. Aber es fiel ihr immer noch schwer, diese lautstarke Baumfällungen zu ignorieren.
Sie langte mit der Hand hinter sich und griff nach Kalles Arm.
" Karl Heinz, mein liebster Göttergatte." Margit seufzte und säuselte leise
"Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als das du endlich mit diesem Schnrachen aufhörst".
Dabei rieb sie an dem kleinen Glückstein, den sie noch immer, unbewußt, in ihrer Hand hielt.
 
Unter der Woche hat kaum jemand Zeit sich um die Weihnachtsvorbereitungen zu kümmern, außer Opa Pfeifchen.

Nachdem am Montag alle zur Arbeit verschwunden sind schleicht sich Opa Pfeifchen in Margits Küche.
„Irgendwo hier muss der Ring doch sein“, denkt sich Opa. Aber der Ring ist einfach verschwunden.
Nachdem er ein paar Stunden gesucht hat Opa die rettende Idee. Ein Juwelier muss her und den Ring bis Weihnachten nachbauen.

Mila kann sich heute gar nicht auf ihre Arbeit konzentrieren, zu sehr schwirrt ihr der Gedanke mit dem Hund im Kopf herum.
„ Ich werde nachher mal beim Tierheim vorbei fahren und schauen, „denkt sie. Lieber einen Hund von dort als einen kleinen Welpen.


Auch Basti macht sich so seine Gedanken über die Weihnachtsgeschenke. „ Was schenkst du deiner Frau zu Weihnachten“, fragt er seinen Arbeitskollegen Mirko.

„ Ach wir schenken uns nichts mehr, lieber kaufen wir den Kindern etwas, aber für dich wüsste ich etwas“, grinst der große blonde Mirko.

„Ja? Was denn?“ fragt Basti.

„ Na ist doch wohl klar, einen Ring und einen Heiratsantrag!“ Lacht Mirko.

„ Oh nein, jetzt fängst du auch noch an, “ stöhnt Basti, „ meine Mutter, meine Oma und Opa sind da schon hinterher. Ich glaube, dass ist Weihnachten keine gute Idee. Mila liebt Hunde, vielleicht schenke ich ihr einen Hund.“

„ Na dann mach ihr einen Antrag und schenk ihr einen Hund, “ grient Mirko.

„ Ja, aber einen Antrag vor der ganzen Familie? Das ist doch peinlich.“

„ Dann mach ihn doch wann anders, nicht direkt am Heiligabend und dann überrascht ihr deine Familie, ich kann dir dabei helfen, “ sagt Mirko.

„ Klingt gut, “ antwortet Basti“, einen Antrag VOR Heiligabend und als Geschenk dann einen Hund.“
Sie besiegeln ihren Packt mit einem Handschlag.


Theobald schleicht um das Haus der Nachbarn. Auf der Suche nach Cleopatra.
„ Wo ist die aufgebretzelte Mieze bloß?“ denkt er, „ und die unfähige Maus Egon ist auch nicht zu sehen. Das wird alles eng bis Weihnachten.“


Cleopatra liegt in der Zwischenzeit auf der Lauer und belauscht Egon und seinen Cousin Hugo.

„ Ich wusste doch, dass die was planen“, lächelt Cleopatra zufrieden und leckt ihre Pfoten.

„Hugo, du musst es unbedingt noch bis Ende dieser Woche besorgen, sonst klappt das alles nicht“, meckert Egon mit seinem Cousin.
„Ja doch, aber es ist gar nicht so einfach, die Alte ist doch fast immer daheim und bewacht es wie die Krone von England“, jammert Hugo.
„Egal Hugo, es MUSS sein, “ befiehlt Egon und rennt flink wieder ins Haus zurück um Theobald Bericht zu erstatten.

„Was wollen die nur klauen, was hat Frau Sommerlein das so wichtig für zwei Mäuse und einen Straßenkater sein kann“, fragt sich Cleopatra als sie zurück ins Haus stolziert.
„Das werde ich schon noch heraus bekommen, „ nimmt sie sich vor und springt schnurrend bei Frau Sommerlein auf den Schoß.


Oma Keks ist auf der Suche nach ihrem Roman, den sie Margit geliehen hatte. Als sie ihn im Schlafzimmer findet stößt sie aus Versehen den Stein von Frau Sommerlein vom Nachttisch.
„Huch, was ist das denn, seit wann sammelt Margit denn Steine?“ fragt sich Oma.

„ Kekschen, Kekschen“, ruft es da durchs Haus. Opa ruft lauthals nach seiner Frau.

„ Ich wünschte er würde einen Tag nur mal nicht sprechen können, “ seufzt Oma. Sie macht sich auf den Weg in ihre Wohnung und legt vorher den Stein wieder an seinen Platz.
 
Karl- Heinz geht der ganze Trubel um den Heiratsantrag und die Weihnachtsvorbereitungen auf den Keks. „ Die spinnen doch alle die Frauen“, denkt er, „ Basti ist viel zu jung zum Heiraten.“

„Ich werde ihm vor Weihnachten eine Männertour schenken, dann kommt er auf andere Gedanken und ist weg von den irren Frauen, “ nimmt er sich vor.

Nach Feierabend findet Karl-Heinz niemanden zu Hause vor, das ist komisch, denn eigentlich ist immer jemand da.
„ Herrlich diese Ruhe“, murmelt er zu Theobald der um seine Beine schnurrt.

„Ich rufe mal Fredi an, dann können wir nächstes Wochenende klar machen und den Jungen mal den Kopf zurecht rücken“, sagt Karl- Heinz leise.

Auf der Suche nach dem Telefon, was Margit mal wieder auf ihrem Nachttisch vergessen hat, stößt Karl- Heinz auf den Stein. „ Margit sammelt neuerdings auch jeden Mist, „denkt er, „hässlich ist das Ding auch noch.“ Er dreht den Stein in seiner Hand hin und her.
„ Ich wünschte mir, daß Margit einmal ihren ganzen Krempel wegwerfen würde“, sagt er und ruft seinen Kumpel Fredi an.

Mila ist im Tierheim. Ein Hund niedlicher als der Andere, da fällt die Wahl schwer. Da sieht sie auf einmal einen kniehohen braun-schwarz-weißen Mischling. Struppig mit ganz lieben Augen. Sie ist sofort verliebt in den kleinen Kerl.
„Wie heißt der denn da und wie alt?“ fragt Mila den Tierheimmitarbeiter.
„ Das ist Jonny, er ist 2 Jahre alt und ein frecher Kerl, soll ich ihn mal rausholen?“

Jonny hüpft wie wild am Gitter hoch und runter, freut sich endlich raus zu kommen auf dem Gefängnis.
„ Hey die Frau sieht aber nett aus“, denkt er, „ ob die mich mitnimmt? Ich werde mal meine ganz liebe Seite zeigen.“

Mila kniet sich hin und knuddelt den kleinen Kerl liebevoll.“ Ist der süß, ja der passt zu uns, “ jubelt sie.
„ Ich kann ihn nur nicht gleich mitnehmen, ich würde aber jeden Tag kommen zum Gassi gehen und kennenlernen und nehme ihn dann Heilig Abend morgens mit wenn das geht?“ fragt sie.

„ Kein Problem, dann gehen wir mal ins Büro und machen den Vertrag, Jonny kann ja so lange mitkommen.“

Als alle Papiere unterschrieben sind beugt Mila sich zu dem Hund und flüstert ihm ins Ohr.
„ Ich komme jetzt jeden Tag und Weihnachten hast du dann eine neue Familie, mit Herrchen und Frauchen, Oma und Opa, Eltern und einem Kater.“

Jonny hechelt begeistert, schließlich ist er ja nicht dumm und hat Mila genau verstanden. „ Ein Kater, nur für mich, das wird ja prima“, überlegt er freudig.

Als Mila das Tierheim verlässt wird ihr kurzzeitig total übel und sie muss sich auf eine Parkbank setzen.“ Das ist bestimmt die Aufregung und der Geruch im Tierheim, “ sagt sie zu sich.

Basti und Mirko machen auch langsam Feierabend. „ Wann soll ich ihr denn dann den Antrag machen?“ fragt Basti.
„Auf alle Fälle vor Heiligabend, am besten am Wochenende davor, da ist ja dann frei und du hast genügend Zeit. Und den Hund würde ich ihr aber erst Heiligabend geben, wenn wir einen gefunden haben kann er so lange bei mir bleiben,“ schlägt Mirko vor.

„ Ja, das klingt gut, wie wäre es, wenn ich heute mal im Netz schaue wo man kleine Welpen herbekommt, die findet ja jede Frau süß“, grinst Basti. Er freut sich auch schon auf den neuen Familienzuwachs, schließlich findet er Hunde ja auch toll.

Frau Sommerlein kramt in ihrer Kommode, lächelnd schaut sie hinein. „ Zu Weihnachten wird endlich alles so sein wie es bestimmt ist“, sagt sie zu Cleopatra die ihr Frauchen aufmerksam von der Fensterbank aus beobachtet.
Frau Sommerlein wohnt nicht ohne Grund seit Jahren neben der Familie Krumhacker. Jahrelang bereitet sie sich schon auf dieses ganz bestimmte Weihnachtsfest vor und freut sich nun diebisch, daß es endlich so weit ist.
„Cleopatra, meine Schöne, das wird ein Fest.“
Lautlos schließt sie die Kommode ab und steckt den Schlüssel in ihre Kittelschürze. Hugo steht in der Ecke und beobachtet alles ganz genau.
„Wie soll ich nur an den Schlüssel kommen, Egon stellt sich das alles immer so einfach vor, „jammert er leise vor sich hin.


Als Mila und Basti abends im Bett liegen nimmt er sie zärtlich in den Arm.“ Das wird ein schönes Weihnachtsfest meine Süße, “ sagt er zu ihr, “ Ich habe ein so tolles Geschenk für dich.“
„ So?“ fragt Mila, „meins wird es aber nicht toppen können.“ Lächelnd schläft sie in seinen Armen ein, irgendwie ist ihr immer noch übel.

Am Nordpol sind alle fleißig. Die Kobolde und Elfen sortieren die Briefe von den vielen Leuten die täglich ankommen. In den vielen Häusern türmen sich Geschenke, Süßigkeiten und Weihnachtsdekoration.
Die Rentiere stehen zufrieden in ihren Ställen und werden gestriegelt und geputzt für ihren großen Tag.
Der Weihnachtsmann sitzt Pfeife rauchend vor dem Kamin und geht die persönlichen Aufträge durch die er heute bekommen hat.
Er ist an einem Auftrag hängen geblieben runzelt die Stirn und schaut verzweifelt aus.
„ Wie soll das denn zu schaffen sein, da hat jemand aber völlig übertrieben“, grummelt er. Er sieht auf seiner Liste nach, wer diesen Auftrag eingereicht hat. „ Typisch, das war ja klar.“
 
Am folgenden Tag wachte Margit völlig entspannt und ausgeschlafen auf.
Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie letztmalig eine ganze Nacht durchgeschlafen hatte.
Margit drehte sich um und sah ihren, noch immer tief und fest schlafenden Kalle an.
Sie lächelte ihn verliebt an.
Ihr Mann schlief wie ein Baby.
"Wie ein Baby?"
Margrit runzelte ihre Stirn.
"Er schläft wirklich wie ein Baby", dachte sie laut. "Er schnarchte nicht einmal."
Margit stutzte. "Er schnarcht wirklich nicht."Sie schüttelte ungläubig den Kopf.
Nun konnte sich Margit erklären, welchem glücklichen Umstand sie die durchschlafenen Nacht zu verdanken hatte.
Sie konnte sich allerdings nicht erklären, warum Karl-Heinz plötzlich nicht mehr schnarchte?
"Warum auch immer." Sie warf die Bettdecke beiseite und stieg aus dem Bett.
Ihr Morgenmantel lag wie immer am Fußende des Bettes. Sie zog ihn an, band den Gürtel zu und ging leise aus dem Schlafzimmer.
"Ich trinke nur schnell eine Tasse Kaffee. Frühstücken werde ich mit meinem Kalle zusammen", sagte sie zu sich selbst.
Mit einem Pott heißem Kaffee in der Hand, saß sie wenig später am Küchentisch.
"Es ist erst 7 Uhr. Kalle wird bestimmt nicht vor 10 Uhr aufstehen. Ich werde die Zeit nutzen und endlich mal die Schränke und Kommoden entrümpeln. Muss Platz für Neues schaffen. Es ist bald Weihnachten", dachte Margit bei sich.
Sie deckte noch schnell den Frühstückstisch und machte sich dann umgehend an die Arbeit.
 
Doch schon bei der ersten Schublade wird sie gestört. Oma Keks ist auch schon wach und ruft laut nach ihrer Hilfe.
Beim hinuntergehen kommt sie am Schlafzimmer vorbei und was hört sie? Das altbekannte Schnarchen, das war wohl alles doch nur ein Traum heute Nacht.

Als Margit die Küche von Oma betritt muss sie lachen. Oma hat sich in Frischhaltefolie verwickelt und wedelt hilflos mit der Packung herum.
„ Dieses neumodische Kram, ich werde nie damit klar kommen“, meckert sie.
„ Komm, ich befreie dich mal, was wolltest du denn damit einpacken?“ fragt Margit die immer noch am Kichern ist.
„ Ich habe den Braten eingelegt und wollte ihn damit frisch halten“, deutet Oma auf einen leckeren Sauerbraten.

Margit hilft ihr noch beim Einpacken und beide trinken dann erst mal in Ruhe einen Kaffee.
„ Sag mal Oma, glaubst du an Magie?“ fragt Margit.
„ Ja sicher, als ich Opa kennenlernte was das wirklich reine Magie“, erzählt sie schelmisch.

Mila hat sich den Wecker heute früher gestellt, sie möchte ja noch ins Tierheim um mit Jonny spazieren zu gehen.
Irgendwie scheint sie sich den Magen verdorben zu haben, denn ihr ist immer noch übel. „ Kein Wunder bei den vielen Keksen und vielem Kuchen die letzten Tage“, denkt sie.

Sie legt Basti einen Zettel hin, dass sie heute früher zur Arbeit muss und macht sich auf den Weg ins Tierheim.

Opa Pfeifchen ist auch schon früh unterwegs. Er ist auf dem Weg zu einem Juwelier. Die Zeichnung von dem Ring hat er in seiner Hosentasche.
„ Hoffentlich klappt das noch bis Weihnachten“, murmelt er, immer noch sauer, dass er den Ring bei Margit nicht gefunden hat.

Karl-Heinz schleicht sich rauf zu Basti, schüttelt ihn an der Schulter. „ Wach auf du Schlafmütze, ich habe eine Überraschung für dich.“
Schlaftrunken dreht sich Basti um und schaut seinen Vater erstaunt an. „ Was willst du denn schon so früh hier?“ fragt er verdutzt.
„ Na ich sagte doch, ich habe eine Überraschung für dich“, grinst Karl-Heinz. „ Wir beide und Fredy gehen am Samstag mal auf die Rolle, na freust du dich? So ein richtiger Vater-Sohn-Abend.“

„ Super, das haben wir schon lange nicht mehr gemacht“, freut sich Basti.
Zufrieden mit sich geht Karl-Heinz nach unten. „ Von wegen Heiraten, der Junge genießt jetzt sein Leben.“

Opa sitzt beim Juwelier und zeigt ihm die Zeichnung.
„ Bis Weihnachten sagen sie? Das wird nicht einfach und auch nicht billig, “ meint der Juwelier.
„ Ja aber möglich ist es schon?“ fragt Opa.
„ Ich werde es versuchen, aber versprechen kann ich nichts“, lächelt der Juwelier.
„ Geben sie ihr Bestes“, verabschiedet sich Opa und macht sich nachdenklich auf den Weg nach Hause.

Theobald hat beschlossen sich nicht mehr auf die Mäuse zu verlassen. Das bringt in seinen Augen sowieso nichts.
Er wird die Mission jetzt alleine bestreiten. Dazu bedarf es nur einem sehr guten Plan.
Das Wichtigste ist es in das Nachbarhaus zu kommen. Und wie er das anstellt weiß Theobald schon ganz genau.

Fast eine Stunde hat er sein Fell geleckt und gerichtet, etwas was er sonst nie macht und er hat ein halbverwesten Vogel bereit gelegt.
„ Na wenn das nicht ein romantisches Geschenk ist“, denkt er sich. Stolz, mit dem halbverwesten Vogel im Maul macht er sich auf den Weg zum Nachbarhaus.

Mauend sitzt er vor Cleopatras Fenster als die hübsche Katze schon um die Ecke geschossen kommt.
Ganz gentlemanlike legt er ihr den toten Vogel vor die Pfoten. Cleopatra springt angewidert zurück.
„ Theobald, du bist wirklich der schrecklichste Kater den die Welt je gesehen hat“, ruft sie laut und rennt beleidigt ins Haus.

Theobald bleibt total verdutzt zurück. „ Blöde eingebildete Mieze, da gebe ich mir so viel Mühe und dann das!“
 
Beleidigt schnappt sich Theo den Vogelkadaver und zockelt mit ihm zu seinem
Stammplatz auf der Hausterrasse. Von hier hatte er einen guten Blick auf das Geschehen im Hof.
"Diese blöde Cleopatra ist doch eines so schönes Geschenkes gar nicht würdig", grummelte sich Theobald in seinen Bart. Cleos Ablehnung gegen sein Geschenk war ihm völlig unverständlich.
Er sah den toten Vogel fragend an. Theo schnüffelte an ihm und befand sein Geschenk für "völlig in Ordnung."
"So sind die Weiber, wenn sie die Nase zu hoch tragen."

Margit hat Oma Keks inzwischen von der Folie befreit.
Nun saßen die beiden Frauen am Küchentisch und nippten an dem heißen Kaffee.

Oma Keks war weit davon entfernt, oberflächlich oder gar vergesslich zu sein. Ihr Verstand war hellwach.
Margits Frage ruhte noch in ihr.
"Was meinst du eigentlich damit, ob ich an Magie glaube? Entschuldige bitte.Ich habe dir geantwortet, ohne direkt auf deine Frage einzugehen."
"Ist schon gut." Margit sah ihrer Mutter direkt in die Augen.
"Mama. Glaubst du an richtige Magie." Margit druckste herum. Irgendwie scheute sie sich davor, ihre Vermutungen zu äußern.
"Nun mach es dir mal nicht so schwer, mein Deern."
"Mama. Es ist so, dass ich in der letzten Nacht zum ersten Mal seit Jahren durchgeschlafen habe."
Oma Keks runzelte die Stirn und sah ihre Tochter fragend an.
"Was hat das mit Magie zu tun?"
"Ich habe es dir doch schon zig mal gesagt, das mein Kalle wie ein Sägewerk schnarcht."
"Ja und?"
"In der letzten Nacht hat er nicht geschnacht. Nicht ein einziges Mal."
Oma Keks wurde zusehends ungeduldiger.
"Komm bitte zum Punkt." forderte sie aufgeregt.
"Mamma. Ich glaube, es hat etwas mit diesem Glückstein von Frau Sommerlein zu tun."
Nun wurde Oma Keks noch ungeduldiger. Sie beugte sich weit über den Tisch und forderte ihre Tochter auf, etwas deutlicher zu werden.
"Ich lag gestern, wie immer neben meinem Karlchen. Er sägte wohl gerade den bayrischen Wald ab. Um den Baumbestrand der Erde und meinen Schlaf zu retten, wünschte ich mir, dass er wenigstens in einer Nacht auf seine Baumfällungen verzichten würde. Damit ich endlich mal wieder eine Nacht durchschlafen kann"
"Ja und." Oma Keks wurde immer ungeduldiger. "Hat ja nun geklappt.
"Mama." Margit beute sich dem Ohr ihrer Mutter entgegen und flüsterte: "Mama. Du darfst jetzt nicht lachen."
Um sicher zu gehen, sah Margit ihrer Mutter eindringlich in die Augen.
"Tochter. Wenn du nicht willst, das ich gleich vor Spannung platze, dann komm endlich zum Finale." Oma Kekes ließ ihre Fingerspitzen ungeduldig auf die Tischplatte hämmern.
Margit war sich der Aufmerksamkeit ihrer Mutter sicher.
"Als ich mir das gewünscht habe, hatte ich Frau Sommerleins Glücksstein in der Hand und diesen ganz unbewußt gerieben." Margit holte tief Luft. "Ich bin mir sicher, dass dieser Stein etwas damit zu tun hat. Das er wirklich magisch ist."
Oma Keks zog die Brauen hoch und lächelte wissend.
Als wäre sie sich der Wirkung des Steins bewußt.
 
Es war ein Glück, daß Margit Oma Keks in diesem Moment nicht ins Gesicht sah, denn deren Gesichtsausdruck hätte doch zweifellos die eine oder andere Frage zur Folge gehabt.


Theo hatte das Geschenk, das er für Cleopatra vorgesehen hatte, selbst verspeist und grummelte vor sich hin - was für ihn eigentlich vollkommen untypisch war...

"Die denkt wohl, sie wäre was Besseres...
Nur weil sie aus einer Zucht kommt, und ihre Herkunft bis zu den Pyramiden zurückverfolgen kann...
Eitles Mistvieh!"

Er streifte durch die Nachbarschaft und es wäre nicht überraschend gewesen, wenn über seinem Kopf eine schwarze Gewitterwolke mit Blitz und Donner geschwebt hätte.

"Wenn dieses selbstgefällige Biest nicht so umwerfend grüne Augen hätte...
Warum werden meine Knie immer weich, wenn dieses hochnäsige Püppchen mit ihren langen, geschwungenen Wimpern klimpert?"

Als wollte er ein lästiges Insekt verscheuchen, schüttelte Theo den Kopf, doch das Bild von Cleopatras grünen Katzenaugen und dem unergründlich wissenden Lächeln ging und ging ihm einfach nicht aus dem Kopf.


Besagtes "Katzenbiest" saß derweil auf dem Schoß ihrer "Mitbewohnerin" Esmeralda - So hieß Frau Sommerlein mit Vornamen, doch seit fast zwanzig Jahren hat sie niemand mehr so genannt - und ließ sich hinter den Ohren kraulen.

"Das sind eigentlich sehr nette Leute, die da im Hause der Krumhacker wohnen, schade nur daß sie so seltsam und komisch sind." erklärte Esmeralda Sommerlein ihrer Katzendame.

"Sie sind so unheimlich ahnungslos für alles, was um sie herum vorgeht..."

Sie seufzte tief, und die Vibrationen in ihrem Brustkorb entlockten Cleopatra ein genüßliches Schnurren, als das Tier das Brummen spürte.

"Sie haben keine Ahnung, wieviel Magie sie eigentlich umgibt. Ihnen ist ja nicht einmal klar, was ihr Kater eigentlich in Wirklichkeit ist..."

Cleopatra öffnete die Augen und sah ihre Freundin an:
'Was soll an dem unverschämten und dreisten Flohzirkus auf vier - zugegeben durchtrainierten - Beinen so besonders sein?
Er ist direkt und hat ein Ego, das eine eigene Postleitzahl bräuchte...
Er zweifelt nie seine Wirkung an und wenn er mich so verführerisch angrinst...
Dieser ungehobelte Schurke von einem Straßenkater... Der denkt doch ernsthaft, ich hätte Interesse an ihm und seinen liebgemeinten Geschenken...
Was denkt er sich nur, wenn er mich so verlockend ansieht...'

In diesem Moment begriff Cleopatra erst, was sie da für Gedanken dachte, und nur noch ein Gedanke raste jetzt durch ihren Geist:
'Oh-oh... Göttin Bastet... Steh mir bei!'


Ironischerweise waren Theos Gedanken ganz ähnlich gelagert, und aus seinem Streifzug durch die Nachbarschaft war ein beunruhigtes Hin- und Hertigern geworden.


Basti rieb sich den Schlaf aus den Augen, nachdem Karl-Heinz das Schlafzimmer verlassen hatte, und richtete sich vollkommen auf. Gerade als er seine Beine aus dem Bett schwingen wollte, entdeckte er auf Milas Seite ein Blatt auf dem Kissen liegend.

"Guten Morgen, meine Schlafmütze.
Ich muß heute früher zur Arbeit,
aber ich wünsche dir einen schönen Tag
und freue mich schon auf heute Abend.
Vielleicht kannst du mir dann auch verraten,
was du so schönes geträumt hast...
Du hast die ganze Nacht gegrinst wie ein Honigkuchenpferd.

Ich liebe dich!

Viele Küsse

Deine Mila"​

Er konnte sich nicht wirklich erinnern, was er geträumt hatte, aber das, woran er sich erinnern konnte, war sehr schön.

'Mila sah in diesem Kleid einfach wunderschön aus!'
 
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